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21. Jahrgang Ireitag, cken 7. Mai 1S26 Nr. I0S Muer Tageblatt WNKWAU Mnzeiser fm oas ikrMevirge k«i«gramm<, ragrdiatt ftni,r,,«dtrg« Enthalten- öl» omtlichea G»kaa»tmachm»g»a ö»s Nate« ö»k Staöt aaö ö»» Amtsgericht» Ha». p»Nich»ck-a»nt» Mm« E'ipzig lie.ies« Meide Kidinettskrise veieii der FlWenIrW. Berlin,-. Mai. Tie heuttge Sitzung deS Reichs« kabtnett» hatte LaS Ergebnis, daß es an der beabsichtig ten Flaggenverordnung festhalten will, eine endgültige Entscheidung ist jedoch noch, nicht getroffen. Man will erst die Besprechung mit den Vertretern der Regierungs parteien abwarten, die um Vs3 Uhr im Reichstag statt fand und an der auch der Reichskanzler teilnahm. Um 6 Uhr begann dann eine neue Kabtnettssitzung, in der die endgültige Entscheidung fallen soll. Die neue Ylaggenverordnung für die deutschen M ssionen im Auslande wird vom Reichspräsidenten unterzeichnet. Das ist das Ergebnis der gestrigen er neuten Kabinettsberatung, das den Führern der Koal'- t onSparteien gestern nachmi.tag in einer AuSspracke an der Mit dem Reichskanzler mehrere Mitgl'eder des^ Kabinette- teilnahmen, mitgeteilt wurde. Ein Zuge-l ständnis hat die RetchSregterung gemacht: die neue Flaggenverordnung soll nicht für alle AuSlandSmissio- neu gelten, sondern lediglich für die in europäischen Ha fenstädten und in überseeischen Ländern. , Die Parteiführer haben diese Erklärung der Regie- rung zur.Kenntnis genommen und das weitere ihrem Fraktionen Vorbehalten. Die sozialdemokratische Reichs« tagsfräktton wird voraussichtlich eine Interpellation etnbrtngen und nach der Besprechung der Interpella tion einen Mißtrauensantrag stellen. Obwohl -ie Be schlüsse der Fraktionen der Demokraten und des Zen trums noch nicht vorltegcn, kann man seststcllen, dasv durch das Vorgehen der Negierung eine sehr schwierige innerpolitische Situation geschaffen worden ist, die zu ernsten Konsequenzen für das Kabinett Luther jüyren kann. Gefprechungen beim NeichspräsiSenten. Der „Lokalanzeiger" meldet, daß im Anschluß an die Ministerbesprechung über die Flaggensrage der Reichspräsident den Reichskanzler und den Retchsinnen- mintster zu einer besonderen Aussprache empfangen habe. Die Einigung mit den opponierenden Parteien soll meh reren Blättern zufolge in der Richtung versucht werden, daß man der geplanten Verordnung eine etwas verän derte Fassung gibt. „Vosstfche Zeitung" und „Berliner Tageblatt" befürchten, daß eine Veröffentlichung der Verordnung zu einer Regierungskrise führen könnte. DaS erstgenannte Blatt glaubt, daß die Flaggenfrage auf dem Wege einer Interpellation im Reichstage zur Sprache gebracht und die Vertrauensfrage aufgeworfen werden wird. Berlin, 5. Mat. Heber die von der Reichsregie rung geplante Verordnung über die Flaggenfrage fand heute nachmittag eine Besprechung zwischen der Reichs regierung und Len Führern der Regierungsparteien statt. Die Besprechung hat zu keiner Einigung geführt. ES wurde zwar erwogen, ob die Verordnung nicht vielleicht nur aus die deutschen Missionen in Uebersee beschränkt Die demokroten for-ern ein Heimstättengesetz. Der Reichstag nahm einen demokratischen Antrag der die Regierung um schleunige Vorlage eines Wohn- heimsiättengesetzes in bodenreformerischem Sinne ersucht. Desgleichen wurde eine Entschließung angenommen, in der die Regierung um einen umfassenden Wohnungs bauplan ersucht wird. Ein fozialüemokrotkfcher Antrag zur Sörfenumfatzsteuer. Berlin, 5. Mai. Tie sozialdemokratische Reichs tagsfraktion hat den Antrag gestellt, die vom Reichs finanzministerium im Verordnungswege vorgenommene Ermäßigung der Börsenumsatzsteuer rückgängig zu ma chen und zugleich die Bestimmung de» Kapitalste»»«» gesetze» die da» Finanzministerium zu solchen Verord nungen berechtigt, aufzuheben. Vlutlge Zusammenstöße bei einer Wahlversammlung. Hern, 5. Mai. Testern abend kam eS während einer Wahlversammlung der Nationalsozialisten im H.mdelShof in Wanne-Ttckel zu einer blutigen Ausein andersetzung zwischen Angehörigen der Nationalsoziali stischen Partei und Ltnksradikalen. Wie verlautet, wollte ein Nationalsozialist seine Pistole, die er in der Tasche trug, entsichern, wobei sich die Waffe entlud und ihn verletzte. Darauf setzte eine allgemeine Schlägerei und Schießerei ein, in dar« Verlauf e» mehre» Schwer», und werden könnte, aber von beiden Seiten, sowohl von sämt lichen in der Besprechung anwesenden Ministern Tr. Brauns, Dr. Marx, Dr. .Külz, ebenso wie vom Reichs kanzler und vom ReichSaußenminister wurde der einmal eingenommene Standpunkt aufrechterhalten. Die Regie rung wird nunmehr ihren Standpunkt in einem be sonderen Bericht darlegen. IM Zusammenhang mit dieser Frage beabsichtigvn die Kommunisten, ein allgemeines Mißtrauensvotum ge gen die Reichsregierung etnzubrtngen. Veschluß -es Zentrums. Berlin, 5. Mai. Die ZcntrumSfraktion des Reichstages hat folgenden Beschluß gefaßt: „Die Zcn- trumsfräktion des Reichstages bedauert den Erlaß der Verordnung in der Flaggensrage und lehnt jede Veranti- wvrtung für die politischen Folgen ab." * Die Deutsche diplomatisch-politische Korrespondenz nimmt heute zu der Frage der Alaggenverordnung be treffend die Führung der Handelsflaage neben Per Reichsflaggc seitens der deutschen AuSlaV.dSmissionen Stellung. Die Korrespondenz führt u. a. aus: Die jn Aussicht genommene Maßnahme bezweckte nichts anderes als die Beilegung des Flaggenstreites im Ausland, der seit Jähren soviel Schwierigkeiten verursacht hat. Schon im Jähre 1022 stand die Herausgabe einer Verordnung im Verwaltungswege bevor, die eine einheitliche Ver wendung der Handelsflagge bezweckte, dann aber aus technischen Gründen nicht zustandegckommen ist. Menn jetzt gegen die geplante Verordnung Kritik erhoben wird, so ist es einem Teil der öffentlichen Meinung offenbar entgangen, daß man von der 1922 geplanten Regelung zugunsten einer für schwarz-rot-gold erheblich förde» kicheren Lösung abgewtchen ist. Neichsinneumlnister Vr. Külz über -ie Ziaggenfrage. Melchsinnenmlntster Dr. Külz erklärte einem Mit arbeiter des „Acht-Uhr-AbendblatteS" über die Flag genverordnung, die Auffassung, die Verordnung lausse der Verfassung zuwider, sei seines Erachtens durchaus abwegig. Die rechtliche Grundlage für die Flaggender- ordnung sei ohne jede Frage gegeben. Es handle sich lediglich um die Verwendung der in der Verfassung vor gesehenen Handelsflagge als Dienst flagge für die aus ländischen deutschen Missionen. Dies sei ein reiner Ver- waltungsäkt des Reichspräsidenten, den auch schon der verstorbene Reichspräsident Ebert geplant habe. Me Meinung, die Verordnung beabsichtige eine verschleierte Diskreditierung der schwavz-rot.goldenen Reichsfarben, sei abwegig. Die Verordnung bedeute im Gegenteil eine Stärkung und Ausdehnung der verfassungsmäßi gen Reichsfarben und sei weit cher ein Vorstoß gegen die alten Farben. Leichtverletzte gab. Fünf der Verletzten mußten ins Krankenhaus gebracht werden. Die Polizei stellte die Ruhe wieder her. vor Abschluß -es öeutfch-französischen Luftfahrtabkommens. Parts, 5. Mat. Havas verbreitet offiziell fol gende Nachricht: Die Konferenz betreffend die deutsche Luftfahrt steh: vor dein Abschluß. Man erwartet, daß das Abkommen unmittelbar erfolgt. Tie Agentur glaubt in der Lage zu sein, mitteilen zu können, daß dieses Ab kommen sehr wahrscheinlich morgen paraphiert werde. vorenlfchä-lgung für -ie Geschä-igten -es Elfen- bahnunglücks im polnischen Korri-or. Die Streiklage in »nglanä. London, V. Mat. Reuter verbreitet um 12 Uhr mittags folgende Mitteilung r Heute vormittag wimmel ten die Straßen von Angestellten, die sich zu Fuß in die Büros begaben. Im Vergleich -u gestern waren die B» fürderungsmöglichketten besser und der Verkehr weniger behindert. Die Great Western Eisenbahngesellschaft gibt die bevorstehende Inbetriebnahme von elf.Strecken, u. a. in der Richtung nach Südwest-England, Südwale» und Birmingham bekannt. T«r UntergrundbahnveFehr in London ist stark eingeschränkt. In Südwale» arbeiten die streikenden Bergleute in ihren Gärten und spielen wie bisher Lrtcket und Fußball. Jn Ver Provinz sind mehrere Zeitungen in kleinen Auflagen erschienen. Jn Newcastle wurde gestern abend die Haltung der Meng« gegenüber den.Omnibusführern so drohend, daß diese ihre Wagen im Stiche ließen. Ein Torpedobootzer störer und ein Unterseeboot haben sich in die Näh« von Newcastle begeben. Die Postsäcke werden mit Flug zeugen befördert. Londons. Mat. In verschiedenen Orten kaM e» im Laufe de» gestrigen Tages wieder zu Ausschreitun gen. Jn Birmingham hielten mehrere Männer ein Auto an, vertrieben die Passagiere und zerschnitten -i« Gummireifen. Der Führer, der Widerstand leistet«, wur de schwer mißhandelt. Zn Edtnbourgh wurden di« Fensterscheiben eine» Straßenbahnwagen» durch Stein würfe zertrümmert. In Leed» wurden di« Insassen eines Straßenbahnwagens mit Steinen bombardiert. Dem Regierungsblatt „British Gazette" zufolge, sollte die atlantische Flotte am Dienstag Portsmouth zu einer Sommerkreuzfährt verlassen. Au» Anlaß d«» Streikes gingen aber nur die U-Boote und Zerstörer in See. Viele Offiziere sind für den Menst auf dem Land« abkommandtert worden. Vie -rutschen Gewerkschaften un- -er englisch» Generalstreik. Berlin, ö. Mat. Heute nachmittag werden die deutschen Gewerkschaften in Berlin zusammen»reten, um zum Generalstreik in England Stellung zu nehmen. Di« Beratungen werden vor allem die Frage behandeln, welche Haltung die Gruben- und Transportarbeiter in den deutschen Steinkohlenrevieren nicht nur im Ruhr revier, sondern auch in Schlesien einnehmen sollen. die Kommunisten for-ern -en Sympathiestreik 1 Berlin, 5. Mai. Tas Sekretariat der Kommu nistischen Partei hat heute dem Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbund ein Schreiben übersandt, in dem ge fordert wird, daß auch die deutschen Kohlen, und Tran» Portarbeiter sofort unter gewerkschaftlicher Führung in einen Sympathiestreik «intreten sollen. Fern« wird verlangt, daß jede Ausfuhr deutscher Kohle nach Eng land behindert wird. » Sympathieteilstreiks un- Gel-fammlungen in Nuß- lan- für -ie StreikenSen in Englan-. Moskau 6. Mat. Tie Zentralkomitee» der Ge werkschaften der Seeleute und der Transportarbeiter er klärten den Tetlstreik in den Häfen der Sowjetunion, die für England bestimmte Waren ausführen. Der Zentral rat der Gewerkschaften der Sowjetunion beschloß heute, alle Gewerkschaftsmitglieder äufzufordern. ein Viertel .ihres Tagelohnes an die streikenden englischen Bergar beiter abzuführen. 250 000 Rubel als Borschußrate wer den nach England überwiesen. Sympathiestreik in einer französischen fiutofabrik. Paris, 5. Mai. Journal" Meldet, 2000 Ar beiter einer Autofabrik in St. Ouen bet Part» seien ge stern aus Sympathie für die Streikenden in England ihrerseits in den Ausstand getreten. Die Delegierten der Metall- und Maschinenindustrie, die der Ttreikve» sammlung beiwohnten, hätten versprochen, sich.solida risch zu verhalten und zu versuchen, die verschiedenen Gewerkschaften Moskauer Richtung in diese Bewegung hineinzuziehen' Zur Umbtt-ung -rs Völk»rbu«-»ratr». Parts, 5. Mat. Ministerpräsident Brtand hat heute mit dem Gesandten von Uruguay über die Sitzun gen der Völkerbundskommission für die Umbildung d«» VölkerbundSrateS verhandelt. Berlin, 5. Mai. Tie deutschnattonale Reichstags fraktion hat folgende Interpellation eingebracht: Am 1. Mai war ein Jahr seit dem Eisenbahnunglück im so genannten polnischen Korridor, bet dem deutsche Unter tanen ihr Leben verloren haben, verflossen. Abgesehen von einzelnen Abschlagszahlungen durch die deutsch« Re gierung ist von der polnischen Negierung kein Entgegen kommen gezeigt worden, ebensowenig ein Spruch des in Danzig tagenden deutsch-polntschen Schiedsgericht» er- folgt. Ist die Retch»regierung bereit, 1. den Geschädig ten ein« ausreichende Borentschädtgung zu zahlen, 2. einen Bericht über den Stand der Angelegenheit zu geben - Di« Opftr der Sidi Fernrch. Marseiiles. Mat. Der Dampfer S di Ferruch, an dessen Bord sich eine Anzahl Araber heimlich eingesch fst hatte, ist, von Algier kommend, weder in Marseille «ingetroffen. Nach den Feststellungen de» begleitenden Polizetkommtffar» , sind we tere blinde Passagiere nicht entdeckt worden, so daß die Zahl der um» Leben Gekommenen endgültig auf «lf -«- I ztffert werden kann. ,