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Mittwoch. äen 14. Kpril 1S2S Nr. SS 21. Jahrgang Dr. Külz über das deutsche Kolonialproblem Berlin, 12. April. Lite heute hier etntveffende mexikanische Studiengesellschaft hat durch den mextka- kanischen Geschäftsträger, Miguel Fernandez de la Re- gata, an den ReichSnnntstor des Aeußern, Tw. Stress« mann, Pas folgende Schreiben gerichtet: Von Herrn Hernandez, dem Vorsitzenden de» Ver bandes der mexikanischen Handelskammern und zugleich dem Leiter der mexikanischen Studiengesellschaft, die vorgestern in Bremen eingetroffen ist, bin ich telegra phisch gebeten worden, der Hohen Deutschen Reichsregie rung die herzliche Begrüßung der Teilnehmer dieser ersten mexikanischen Exkursion zu übermitteln, und eS ist mir eine besondere Ehre, mich hier dieses Auftrages zu entledigen. Zugleich weiß 'ich mich eins mit allen meinen Landsleuten, denen es vergönnt ist, auf diese bevorzugte Weise dieses bewundernswerte Land und seine gast freien Bewohner kennen zu iernen, wenn ich zugleich den.Gefühlen wärmster Dankbarkeit Ausdruck gebe für den überaus ehrenvollen und wahrhaft freundschaftli chen Empfang, den die Hohe Deutsche Reichsregierung zusammen Mit den Spttzenbchörden der Länder und Städte sowie auch große Organisationen privater Kreise sich anschicken, den Gästen aus dem fernen Freundesland Mexiko zu bereiten. Indem ich hieran die ergebene Bitte an Ture Ex zellenz schließen darf, diese Kundgebung der Begrüßung allen denen gütigst übermitteln lassen zu wollen, an die sie gerichtet ist, habe ich die Ehre, Euer Exzellenz die Versicherung meiner ausgezeichnetsten Hochachtung und Wertschätzung zu erneuern- . Veutschla«- hat Anspruch aus einen Platz an Ser Sonne. panamerlka un- -er völkerbun-. Washington, 12. Aprkl. Zur Eröffnung de« panamerikanischen ZournaltstenkongresseS schreibt „Wa shington Post": Als Brasilien mit der Forderung nach Gleichstellung mit anderen Nationen im Völkerbund sein Veto einlegte, da verstand jede amerikanische Republik diese Handlüng und erkannte ihre innere Berechtigung an. Die Amerikaner zollten diesem Akt der Selbstach tung seitens einer Schwesterrepubltt Beifall. SS ist durchaus möglich, baß alle amerikanischen Republiken sich dahin einigen, daß der wirkliche Weg zum Welt frieden in der vollständigen politischen Absonderung der beiden Hemisphären liegt, von denen jede die vollkom mene Freiheit haben würde, ihr Geschick! ohne Einmi schung der anderen zu bestimmen. Denn der Völker bund örtlich auf Europa beschränkt wäre und sich ledig lich den europäischen Fragen widmete, so würde er di« gemeinsame Wohlfahrt diese- Erdteiles fördern, vor» ^gesetzt, da» di« -kichere Rechne tzartonm ^osg- Verfasser tritt dann dafür ein, daß die Lösung diese- Problems nicht mit Gewalt und tzwang, sondern auf der Grundlage internationaler Moral und Gerechtigkeit er folge. Vor allem brauche Deutschland koloniale Roh stoffe, und es habe ein Recht, derartige Rohstoffe für seine Industrie sowie einen Zugang zu den überseeischen Vorräten zu fordern. Tie übrigen Kolonialmächte müh ten Deutschland daher in dieser Beziehung wirtschaft- liche Konzessionen machen, die Deutschland einen ange messenen Anteil an der Ausnutzung kolonialer Rohstoffe gewährten, ohne ihm direkt Souveränität-rechte in be stimmten Kolonialgebieten zu verschaffen. Zum Schluß tritt der Verfasser auch nachdrücklich für eine gerechte Be handlung der deutschen Minderheiten in Europa ein. VeutjH-tjHechoflowakische verhan-lu«gen über -ir Srenzbahnen. Berlin, 12. April. Heute beginnen in Dresden zwischen Bevollmächtigten der deutschen und der tsche choslowakischen Regierung Verhandlungen, welche die vertragliche Neuregelung der G renzbahnverhältnisse zum Gegenstand haben. Diese Neuregelung ist notwen dig, weil die aus diese Grenzbahnen bezüglichen alten Staat-Verträge innerhalb der in Art. 289 deS Vertra ge- von Versailles vorgesehenen Frist von der Tschecho slowakei größtenteils nicht notifiziert worden sind und daher al- aufgehoben gelten. Brmahmr eines türkisch-dänischen Zreuadschafts- vertrages. Angora, IS. APrU. Die Kammer stimmte dem türkisch-dänischen Freundschast-vvrtrage zu und vertagte sich rss-«k des Veivamfesr-S di» »nm 17. Aprtt. Berlin, 18. April. Unter dieser Ueberschrift veröffentlicht MetchSmintster LeS Innern Dr. Külz, der al» Kommissar für da» ReichSkolonialamt in den Zähren 1907 und 1908 in Teutsch-Südwestafrika die Selbstver waltung für die Gemeinden eingerichtet hat, im „Ber liner Tggeblatt" einen Artikel, in dem er betont, daß die Kolonialsehnsucht Deutschland- mit Imperialismus und Militarismus nichts zu tun habe. Die Wiederein reihung Deutschlands in die Kolonialmächte sei vielmehr eine Sache des deutschen Rechtes, der deutschen 'Ehre und der wirtschaftlichen, politischen und kulturellen^ , Gleichberechtigung. Unter Berufung auf eine Aeuße- ltgt seien. Tiie koloniale Sache sei durchaus.geeignet, rung des amerikanischen Staatssekretärs Lansing er- zu einer deutschen Volk-fach« zu werden und sie Vor innert Dir. Külz daran, daß die Aufteilung der deutschen der Welt zu vertreten als ein Gebot, ohne dessen Er» Kolonien dem Punkt 5 der Wilsonschen 14 Punkte wi- füllung eine wirkliche Gleichberechtigung Deutschland» verspricht. Der Verfasser weist ferner entschieden d.ie nicht denkbar sei. Der Ausschluß de» deutschen Volke» Kolonialschuldlüge über die deutsche Unfähigkeit zur Ko- von dem an der wirtschaftlichen und kulturellen Ev- Ionisierung zurück, die die Kolonialfrage zu einer Frage schließung der Welt beteiligten Mächten sei eine einfache der nationalen Ehre mache. Dr. Külz beruft sich dabet Unmöglichkeit Die Teilnahme Deutschland» an der auf eine Reihe von Zeugnissen, insbesondere auf die Entwicklung der Kolonialgebiete gehör« zu den wirt- AuSführungen deS Viscount Mtlner im königlich briti-1 schaftlichen Lebensnotwendigkeiten Deutschland». Vie mexikanische Stuöiengesellschaft an Netchsmtntster dr. Stresemann. Die mexikanische Studiengesellschaft sn Berlin. Berlin, 12. April Die aus 40 Herren bestehende mexi kanische Studicngescllschaft, die sich aus Industriellen, Kauf' leuten, Landwirten, Ingenieuren, Aerzten und Hochschulleh rern zusammensetzt, ist unter Führung des stellvertretenden Präsidenten des mexikanischen Handelstages, Fernandez, heute abend aus Hamburg eingetrofen. Zu ihrem Emp ang hatten sich Mi wieder der mexikanischen Gesandtschaft, der deutsch mexikanischen Handelskammer und der hiesiger: mexikanischen Kolon'e, sowie zwei Herren des Auswärtigen Amtes eingesun ken, die die Kommission aufs wärmste begrüßte. Die mexkka- n chen Herren beabsichtigen, bis zum nächsten Montag in Ber lin zu bleiben, um sich dann nach Leipzig zu begeben fällig beobachtet würden. Keine derartige Organisation wird gebraucht, um auf der amerikanischen Hemisphäre den Frieden zu sichern, und Europa» politischer Rat und Hilfe werden in unseren Republiken sicherlich nicht benötigt. : Locarnopakt un- völkrrbu«-. Amsterdam, 12. April. Zn einem Locarno — Los von Gens" überschriebenen Artikel de» „Telegraaf" tritt der Leitartikler de- „Mattn" Sauerwetn dafür ein, daß für den Fall, daß in der Frage der Völker« bundratssitze keine Ueberetnsttmmung zu erreichen sei und auch der Grundsatz der Einstimmigkeit nicht einge schränkt werden könne, die sieben Loearnomächte un- verweUt zusammenträten, um die Bestimmung au» dem Loearnoabkommen zu streichen, daß die Verträge -erst nach Eintritt Deutschland» in den Völkerbund wirksam werden. Zn zweiter Linie sollten dem Völkerbundrat ganz oder teilweise die schiedsrichterlichen Befugnisse ge nommen und einem internationalen Gerichtshof über tragen werden. schon Kolonialtnstitut dom 13. Januar 1914. Auch der frühere englische Kolonialgpuderneur Str Harrh John- ston habe kurz vor dem Kriege in einem Kolonialvpv- trag in Stuttgart gesagt, wenn von den großen Kvlo-i nialvötkern der Welt gehandelt wird, ist e» schwierig) zwischen den Deutschen und den Engländern einens Unterschied zu machen. Vom Standpunkt de« Gleicht» berechtigung der Völker untereinander habe Dmttschland das historische und sittliche.Recht in der Reih« der Na-i tionen zu verbleiben, die an der kulturellen und Wirts» schaftlichen Erschließung der überseeischen Länder betet- Die Prohibition in Amerika. Eigene Eindrücke. Don Alfred Brodaus, Mitglied des Reichstage- Es verschließt sich niemand der Einficht, daß die Be kämpfung der Trunksucht ein wichtige- soziale- und kulturelles Problem ist. In dieser Erkenntnis hat da» Reich seit Jahren schon erhebliche Posten in den Etat eingestellt, da mit Trinkerheilanstalten erhalten und neue errichtet werden können, und damit durch Aufklärung den Gefahren des Uebev- mäße» im Alkaholgenuh entgegengewirkt wird. Da» Rotgesetz vom 4. Februar 1923 hat au» jener Erkenntnis heraus Be stimmungen zum Schutze der Jugend vor diesen Gefahren ge bracht, und der Entwurf eines neuen Strafgesetzbuches bringt insofern wesentliche Fortschritte in der Bekämpfung der Trunk sucht, als er den bisher durch die Gericht-praxi« angenomme nen Milderungsgrund der Trunkenheit bet Begehung straf barer Handlungen fortfallen läßt und den Gerichten die Be fugnis gibt, über Verurteilte Wirtshausverbot zu verhängen, sie auch nach Verbüßung ihrer Strafe einer Trinkerhe'länstalt zu überweisen. Ein weiterer Ausbau der Gesetzgebung in der bezeichneten Richtung ist nur zu begrüßen. Niemals aber darf die Gesetzgebung, dem Beispiel der Bereinigten Staaten von Nordamerika folgend, die Bekämpfung der Trunksucht zum Verbot des Alkohols überhaupt auSarten lasten. Um nicht anderes als um einen Schritt in der Richtung der amerikani schen Trockenlegung handelt e» sich, wenn die Abstinenten in Deutschland jetzt eme ungemein rührige Agitation für da» so genannte GemelndebestimmungSrecht (im folgenden kurz al» GBR. bezeichnet) betreiben ES gelingt den Vorkämpfern d«S GBR. nicht, die Oefsent« lichkeit darüber zu täuschen, daß sie nicht- andere» bezwecken, al» für Deutschland die allgemein, Trockenlegung nach amerikanischem Muster vorzuberelten. Sie verraten sich durch den fanatischen Eifer, mit dem sie die Trockenlegung in Amerika gegen alle Angriffe verteidigen. Eie erklären die Nach richten der deutschen Blätter über die ungünstige Wirkung de» Alkoholverbots für eine irreführende Mache de» „Alkoholkapi tals", sie fallen über jeden her, der es wagt. Ungünstiges über die Wirkungen de- Alkoholverbote» in Amerika zu berichten. Als Ich vor einiger Zeit in einigen Blättern persönliche Be obachtungen über die Prohibition von einer Ameri'ireise be richtete, wurde mir alsbald in Briefen von Anhängern de» GBR. mit dem Ausdruck der Empörung vorgehalt"n, ich fiele ihnen in ihrem „Kampf gegen die Trunksucht" in den Rücken, ich hätte kein Verständnis für eine der wichtigsten sozialen und kulturellen Fragen. Ich war einer von den 26 deutschen Reichstagsabgeord- Kneten, die sich Im September 1925 als Delegierte nach Amerika - zur Interparlamentarischen Union begaben Unter uns waren i mindestens zehn, die am 18. Februar 1925 für den sozialdemo kratischen Antrag auf Wiedervorlegung des Schankstättcn- Amsterdam, 12. April. Zn einem Aufsatz im.gesetzeS mit GBR. gestimmt hatten. Diese zehn brachten der „Telegraaf" befaßt sich der frühere englische Marine-f amerikanischen Trockenlegung Sympathien entgegen. Sie gin- Minister H. A. L. Fisher Mit dem „deutschen Problem". gen von der Voraussetzung aus, daß den Amerikanern, abgs- Tiese» erblickt der Verfasser darin, daß! Deutschland sehen von den unrettbar den Trinksitten der Heimat ergebenen wohl seine Kolonien und verschiedene andere, lange in i Deutschen, die Prohibition eine heilige Sache ss'- In der Be- seinem Besitz gewesene Gebiete in Europa verloren habe. sorgnts, daß deutsche Delegierte drüben mit den deutscher daß aber die 70 Millionen arbeitsamen Deutschen noch »Landsleuten gemeinsame Sache machen und heimlich Alkohol- Anspruch aus einen Platz an der Sonne hätten, der ihnen f trinkstätten aufsuchen könnten, veranlaßten sie, daß noch auf bet den derzeitigen wirtschaftlichen und politischen ^em Schiffeine Sitzungder^leg^rtma^ Schwierigkeiten jedoch nicht leicht einzuräumen sei. Ter der allen die Hengste Einhaltu^ der amerikanischen Antialko- - - - - -- — ' - - - holgesetze zur Pflicht gemacht wurde. Aber noch vor der Einfahrt in Neuyork erlebten wir etwas was durchaus nicht zu dem Dogma paßte, daß den Amerikanern die Prohibition eine heilige Institution sei: Als drei Stunden vor der Landung amerikanische Rsgierungsbeamte an Bord unseres Schiffes kamen, um für die Dauer des Aufenthaltes im Hafen von Hoboken die Alkoholbestände unter amtlichen Verschluß zu legen, stärkten sie sich zunächst für diese Amts handlung durch einen kräftigen Trunk von Whisky und Kognak, der ihnen im Bureau verabreicht wurde Schon lange vorher waren wir durch die Offiziere des Schiffes auf zahlreiche Re gierungsschiffe aufmerksam gemacht .worden, deren Aufgabe allein darin bestand, auf Alkoholschmuggler Jagd zu machen. Hunderte von solchen Schiffen find an der Ostküste der Ver einigten Staaten stationiert. Stunde« nach unserer Ankunft in Neuyork war be reit» einer der deutschen Delegierten, Dr. Mittelmann, wie ev selbst schon in einem Aufsatz erzählt hat, von einem Freund «ingeführt, Mitglied eine- vornehmen KlubS, in dessen Räumen zu seinem Erstaunen jede Art von Alkohol avsgeschänkt wurde. Der Alkoholbezug beruhte, wie ihm gesagt wurde, auf einem Geheimabkommen mit der Polizei, deren zuständiges Revier für di« stillschweigend« Duldung durch — Alkohol ent schädigt wurde, Und so find uns im Verlaufe ver Reise überall, wohin wir kamen, ohne Bemühung unsererseits Adressen von Lokalen gegeben worden, in denen Alkohol erhältlich war. Das Dogma von der Heiligkeit der amerikanischen Probt- bition erfuhr dann eine seltsame Beleuchtung bet einem Bier abend, den der deutsche Botschafter in Washington den deut- schen Delegierten gab, zu dem auch zahlreiche Amerikaner, dar unter hohe Beamte und Offiziere, eingeladen waren ES war den Gegnern der Trockenlegung unter den deutschen Delegier- /luer Tageblatt Mnzerger für oas Erzgebirge ZZZL «egramm», fto,.»„.»Ira«. Enthalt»«- -l» amtliche« Srkaaatmachuag»« -«» Rat», -«» Gta-1 aa- -»» Mntchtzrrlcht, -ku». Postscheck-«»»- ftM «1.1«»»