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/luer Tageblatt »»« st>r »i« p»st,»st,I«ui ««,,«». — <rfch,l»e »,rNS,ttch. ßtknspttch. stnschluS Nr. SZ. /inzeiger fiir öas Erzgebirse P««U»-U» Mi N»»»>«-» i«» U»,,««» - « H»» I««i « «»«ich, »,«, « r*>'oramm,, -ag.biott fto«rzg,dirg,. Enthaltra- -le amtlkchra Bekaoatmachoasra s», Natt« -« Sta-1 uaö -e« ^mtsgnicht» M«. p»flsch»<k.«»ut» ftmt L-P^g a». 1", Nr. S2 Zreilag» äen 9. April 1926 21. Jahrgang Hindenburgs 60 jähriges Militärjubiläum. Die militärischen Feierlichkeiten in der Wilhelmstratze. Berlin, 7. April. Die Jeter des 60jährigen Militärjubtläum» des Reichspräsidenten Generalfeld« mnrschäll von Hindenburg wurde, heute vormittag 9.30 Uhr durch eine Morgenmusik etngelettet, die die ver einigten Kapellen pes 1., 2. und 3. Bat. 9. (Pr.) Inf.« Regiments unter 'Leitung von Professor Hackenberger im Park deö Präsidentenhauses auSsührten. Um 11.30 Uhr empfing der Reichspräsident den Reichskanzler, der ihm die Glückwünsche der Reichsregierung zu seinem He l- tigen Ehrentage äuSsprach. Kurz nach 11 Uhr wurden von der 'Kaserne des Wachregiments Berlin durch eine IFcchnenkomPagnie mit Musik die Fahnen der 1. bis 3. Bataillone der drei Regimenter des Generalfeld- MarschallS, von einer großen Volksmenge begleitet und lebhaft begrüßt, durch das Brandenburger Tor über die Linden und die Wilhelmstraße zum Hause des Reichs präsidenten gebracht; es waren die Fahnen des 3. Garderegiments zu Fuß, in das der jetzige Reichsprä sident heute dor 60 Jahren als Sekondeleutnant ein trat, des Oldenburgischen Jnf-Regiments 91, . dessen Kommandeur von Hindenburg war und des Jnf.-Rg. Generalfeldmarschall von Hindenburg (2. Masurisch.) Nr. 147, dessen Chef der Reichspräsident gewesen ist. Nachdem hie Fahnenkompagnie in die Wilhelmstraße eingeschwenkt und 'mit Front zum Präsidentenhaus Aufstellung genommen hatte, trat der Reichspräsident aus seinem Hause und begab sich in Uniform des Fekd- marschalls mit dem Marschallstabe, von den zahlreichen Zuschauern mit stürmischen Hochrufen begrüßt, zur Fahnenkompagnie, deren Front er abschritt; dann be- gab er sich wieder in den Ehrenhof zurück und nahkt dort den Aufmarsch der Fahnen entgegen, die alle in das Haus gebracht wurden. Um 12 Uhr fand im Großen Saal des Präsidenten hauses die Erinnerungsfeier statt; an 'ihr nahmen, aus Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften bestehend, Abordnungen der Tradt- ttonstruppenteile der vorgenannten Regimenter sowie eine Traditionsadordnung des früheren Panzerkreuzers „Hindenburg" teil, ferner der Reichswehrminister mit den Chefs der Heeres- und der .Marineleitung, die Ober befehlshaber der Heeresgruppen, die Wehrkreisbefehls haber, Kavallerie-Divisionskommandeure und die lei tenden Offiziere des RetchswehrministeriumS, die Ge nerale des Standorts Berlin, der Kommandant von Berlin, eine Vertretung der HeereSbeamten und die beiden Feldpröbste des Heeres sowie die Flaggoffiziere, Stationschefs und Inspektoren der Marine teil. Ferner wohnten der Reichskanzler sowie Staatssekretär Dr. Meißner dem Festakt bet. Punkt 12 Uhr betrat der ReichHräsident den Saal und trat vor die Fahnen, die an der einen Längsseite Aufstellung genommen hatten. Reichsw-chrminister vr. Geßler hielt folgende Ansprache: .Herr Reichspräsident l Heute jährt es sich zum 60. Male, daß Sie. Herr Reichspräsident, in die preußische Armee ein getreten sind. An diesem Gedenktage nimmt die junge Wehrmacht des Reiches den herzlichsten Anteil und es ist mir eine hohe Ehre, in dem Saal, in dem Sie die Fahnen der Regimenter grüßen, in denen Sie ge standen haben, *ihre ehrerbietigsten und aufrichtig sten Glückwünsche überbringen zu dürfen, nicht nur keil Sie kraft Ihres hohen Amtes an der Spitze der deutschen Republik unser Oberbefehlshaber find, sondern vor 'allem, weil wir in Ihrem Leben, das ein« der ruhmreichsten Epochen der deutschen Ge schichte erfüllt, die Verkörperung der höchsten mili tärischen Tugenden sehen, der Tugenden, auf denen die bewundernswerten Leistungen der alten Armee beruhten und die zu pflegen die oberste Pflicht der Reichswehr, der Erbin dieser hohen Tradition, sein mutz, wenn sie die Erwartungen unseres Vaterlan des erfüllen soll. Diese Tugenden aber haben immer und überall geheißen und werden immer und über all heißen, so lange ed brave und ehrltebende.Sol daten gibt: Pflichttreue, Tapferkeit, Vaterlandsliebe. Tie denkwürdigen Tage Ihres Leben-, die für immer der Weltgeschichte angehören, Haven sich mit diesen Tugenden zu einem goldenen Kranz gewoben und haben Ihnen Vicht nur die Äebe und Verehrung von Volk und Heer, sondern auch die Achtung und Be wunderung der Welt verschafft. Sollten wir Ahnen nicht mehr Hanken für die stolzen Stege, die Ehren tags der deutsch«» Waffen »der für den HeÜxvumtt in den Tagen des Unglücks und der Niederlage, wo so viele sich an Ihrem Beispiel der Pflichterfüllung bis zum letzten aufrtchteten. Wir haben heute ein Recht, unsere Blicke mit Stotz und Dankbarkeit auf den Feldmarschall de» alten und Oberbefehlshaber de» neuen Heeres zu richten und wir richten die heiße Bitte zum Himmel, daß Gott Sie, Herr Reich^rä- sident, als großes Vorbild dem Heere und als treuen Führer dem Vaterland« noch recht lange erhalten möge. ' ' ' ReichspräflSrnt von HtnSenburg erwiderte hierauf Wit folgender Ansprache: Mein Herr RetchSwehrmtnister! Haben Sie herzlichen Tank für die Glückwünsche, die Sie wir zum heutigen 60jährigen Gedenktage meines TienstetntrtttS namens der Wehrmacht des Reiche- dargebracht haben. Au» den Worten, die Sie an mich richteten, .entnehme ich mit besonderer Befrie digung die Zusicherung, daß die Reichswehr sich als Erbin der hohen Traditionen der alten Armee fühlt und es als ihre oberste Pflicht empfindet, die Tu genden. die unser altes Heer beseelten, zu pflegen. Sie werden es mir alten Soldaten nicht verdrucken, daß ich heute umgeben von diesen ehrwürdigen ruhm bedeckten Feldzeichen, unter denen,ich den größten Teil meine» Lebens verbracht habe, in wehmütiger arnd schmerzlicher Erinnerung an die stolze alte Armee zurückdenke. Sie war «in 'Volksheer, da- nicht nur seinen Zweck, sein Vaterland zu schützen, ehrenvoll erfüllt hat, sondern darüber hinau- eine ErtziehungS- stätte für unser ganzes .Volk, eine hohe Schule der Pflichterfüllung und Vaterlandsliebe. Was wir an ihr verloren haben, können wir in seiner vollen Bedeutung erst jetzt empfinden, wo sie nicht mehr ist. Dte neue Wehrmacht.des Reiches, deren Vertreter ich hier vor mir sehe, mußte auf anderer Grundlage errichtet werden. Sehr gering ist ihre Stärke und an Vie Stätte der Ehrenpflicht allgemeinen Waffen dienstes Hst die freie Dienstverpflichtung getreten. Aber dadurch, daß diese neue Wehrmacht an die großen Traditionen unserer militärischen Vergangenheit an knüpft und sie wahrt, dadurch, daß sie die hohen Tugenden selbstloser Pflichttreue, hingebender Vater landsliebe und opferfreudiger Tapferkeit übernimmt und erhält, ist auch sie ein Hort nationaler Kraft und eine Gewähr für die Erhaltung der soldatischen Eigenschaften in unserem Volke geworden. Don die sem Geist erfüllt, wird, so bin ich überzeugt, auch die gegenwärtige Reichswehr und Reichsmarine ge treu ihrem Fahneneide stets ihre Pflicht tun. Sie wird unbeirrt vom Lärm der Gegenwart sich von kei nem anderen Gedanken letten lassen als von dem hingebender Vaterlandsliebe und von der Ueberzeu- gung, in stiller selbstloser Arbeit der Zukunft he- deutschen Volkes am besten hu dienen. So grüße ich, der alte Soldat, an diesem Tage der Erinnerung an die Ruhme-zett des alten Heeres die neu erstandene Wehrmacht des Reiches mit freu diger Zuversicht daß sie stets der Taten der Väter würdig sein wird. Gemeinsam als Kameraden wol len wir uns zu Deutschland bekennen, indem wir rufen: Unser geliebtes teueres Vaterland Hurra! Empfang von flbor-nungen militärischer Vereins. Nach diesem Festakt empfing der Reichspräsident im selben ^Saal eine größer« Anzahl von Abordnungen militärischer und kameradschaftlicher Vereine, nämlich des Vereins Graf Schliessen, des Verein» 3. Garde- Regt. zu Fuß, des Regiments Hindenburg, deSJ.-R. 191, der ehemaligen Kadetten, des RcichSkrisgerbundS Kyff- häuser und der OsfizierSverbänd«. Auf die an ihn ge richtete .Ansprache erwiderte der Reichspräsident mit folgenden Worten des Tanke»: „Die Kameradschaft, wie wir st« immer Verstanden haben, bedeutet Zusammenhalt und Einigkeit. Diese Einigkeit tut un» gerade jetzt besonder- not, wo unser Volk in Gefahr ist. sich in Tage-Wmpfen Politischer und konfessioneller Gegensätze Ku zersplittern und zu schwä chen. Wir können nur wieder groß und starÄ werden und in der W«lt zu Ehren kommen, wenn wir un- in solchem Zusammenhalten begegnen. Dazu mttzuverhel- fen sind gerade Sie berufen, die Sie sich zum Geist der Kameradschaft bekennen. Mit diesem Wunsche sage.ich, Ihnen nochmal» herzlichen Dank Mr Ihr so freund liche» Meingedenken!" Nach dieser Yeter wurden die neun Fahnen M Arbeitszimmer de» Reichspräsidenten, ausgestellt, wo sie bi» morgen mittag verbleiben, werden. Zelt aeeßebn Zahle» «le-er ei» fiekdr- bsurbaingesey leättpltig veravMSrt. Hindenburg» Dani an Dr. Reinhold, Berlin, 7. April. Der Herr Reichspräsident hat an den Herrn Reich-Minister der Finanzen Dr. Reinhold da nachstehende Schreiben gerichtet: „Sehr geehrter Herr RetchSmintsterl Mit lebhafter Be friedigung habe ich davon Kenntnis genommen, daß e« in diesem Jahre der vereinten angestrengten Arbeit de- RetchS- ftnanzmintsterium- und de» Reichstage» wie de» RetchSrate» zum ersten Male seit 13 Jahren wieder gelungen ist, tro- mannigfacher Schwierigkeiten da» Reichshaushaltsgesetz recht zeitig zu verabschieden und so der Wirtschaft de» Reiches die gesetzmäßig« Unterlag« für da» neue Rechnungsjahr zu geben. Ebenso durfte ich mit Befriedigung feststellen, daß auch die der Linderung der Notlage unserer Volkswirtschaft dienenden Steuergesetzs trotz anfänglicher parlamentarischer Schwierige leiten von einer großen Mehrheit de» Reichstage» verabschiedet werden konnten. Daß beide- erreicht worden ist, ist neben den Verhandlungen de» Herrn Reichskanzler« in hervorragen- i-em Maße der umsichtigen und unermüdlichen Arbeit zu dan ken, mit der Sie, Herr Reichsminister, und die leitenden Beamten ihre» Ressort» diese» wichtige Werk der Gesetzgebung behandelt und durchgesührt haben. Es ist mir ein aufrichtiges Bedürfnis, Ihnen und den beteiligten Herren de» Reichs finanzministeriums hierfür meinen Dank und meine Aner kennung auszusprechen Mit der Versicherung meiner vorzüglichen Hochachtung bin ich Ihr sehr ergebener gez.: v. Hindenburg." N«tchsrlt»r«tag ia ^raa. Jena, 7. April. Im historischen Schwarzen Bären wurde heute vormittag in Anwesenheit von ca. 200 Delegier- ten der Elternbünde, der großen evangelischen Lehrer- und Frauenorgantsationen, von Vertretern der staatlichen und kirchlichen Behörden de» Reiche» und der Länder der viert« Evangelische Retchselterntag durch dm zweiten Vorsitzenden des Reichselternbundes, Senatsprästdenten Radtke-Berlin feierlich eröffnet. Der Vorsitzende wies in seiner Begrüßungs rede auf die Zusage de» Reichstnnenminister» Dr. Külz hin, die Arbeiten für das Reichsschulgesetz persönlich vorzubereiten und gab der Hoffnung Ausdruck, daß es gelingen möchte, den Entwurf noch vor den Ferien zur Beratung zu bringen. Im Auftrage des Reichsinnenministers überbrachte Mini sterialrat Dr. v. Zahn Grüße und beste Wünsche. Für dm! Deutschen Evangelischen KirchenauSschutz und di« thüringisch« Landesregierung sprach Lande-oberpfarrer Dr. Relchardt-Etsenach. Nach weiteren Begrüßungen, u. a. des Rektor» der Uni versität Jena, Professor Gutb!er, ergriff der Altmeister der deutschen Pädagogik, Universitätsprofessor Dr. Rein das Wort ;u seinem Vortrag über „Evangelische Schule und neue Pädagogik." Segen -en Zafchlsmus. Gründung einer Liga zur Verteidigung der Freiheit. Paris, 7. April Der Quoditien veröffentlicht ditz Kundgebung einer neugegründeten europäischen Liga der Freiheit. Es Handelt sich um eine Gründung von Intellektu ellen, die sich gegen jede Art von Diktatur wenden und er klären, daß alle, welche denken und studieren, sich einigen müßten, um die Völker an ihre Pflicht zu erinnern, sich selbst zu regieren unter dem Regime freier Erörterung der Wahr heit und Gerechtigkeit, und die parlamentarischen Einrichtun gen zu modernisieren und zwar dadurch, daß sie den gegen wärtigen Bedingungen des wirtschaftlichen und sozialen Lebens angepaßt würden. Sie müsse nach der Solidarität der Völker streben und in Europa jede Uneinigkeit verhindern und alle unterstützen, die die Einigkeit durch Arbeit «d Frieden suchten. Der Aufruf ist von 300 Personen au» Deutschland, Frank" reich, England, Spanten, Italien, der Schweiz, Belgien; Ungarn, Oesterreich, Polen, Portugal. Rumänien und Rußland unterzeichnet. Di- Unterschriften deutscher Persönlichkeiten find sehr zahlreich. Man findet dort eine große Anzahl von Universttätsprofessoren, wie: Brentano, Alfred Weber, Berk- ner, Lotz, Götz, Tönnies, v. Schulze-Gävernitz, Radbruch, Rudolf Laun, Verwehen, Leopold von Wiese, und eine große Anzahl von Schriftstellern und Journalisten, darunter: Hein- rich und Thomas Mann, Paquet, Heinrich Simon, Fritz ü. Unruh, Stephan Zweig, Großmann, Karl Franz End«», Otto Fleke, Otto Trautoff und Helmuth v. Serlach. »ein« Rückgängigmachung der Schulglderhöhun^ Berlin, 7. April. Ein« völkische Anfrage im Land tag, ob der preußische. Kultusminister bereit sei, die geplante Erhöhung de- Schulgelde» sofort rückgängig zu machen, hat der Minister mit nein beantwortet.