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21. Zshrgrmg Mittwoch, äen 31. März 1S2S Nr. 7ö <«ih»w»» »I« «»«Ich«, 0,ka»»im»ch»»g<» 1« Na«» t« Statt aa» t« M»t»r«tcht» Iw«, »»w»«-»«» »«»»,»,»«.>«« /luer Tageblatt Ml n-»«»«— «« N« ««> »«,«««>» » «»«» »««««« X «»«»»fwmtch», «MME-PtOt»»«», « «iltlf»»»!,«, «Mtttch, JE H Sallpft»!,«. ZLM- Anzeiger für das Erzgebirge Beisetzung des Reichskanzlers a.D. Konftantin Fehrenbach. Freiburg, 29. Mürz. Der Freiburger städtisch« Friedhof, auf dem Heute nachmittag 2.30 Uhr dir feierliche Beisetzung des Reichskanzlers a. D. Konstan tin Fehrenbach stattfand, ',»ar durch ein starkes Polizei aufgebot abgesperrt. Eine dichte Menschenmenge um säumte den Platz. Neben dem Reichskanzler, den Ministern.Marx, Geßler und Brauns und dem gesamten badischen Staals- mintsterium waren ein Pertreter der preußischen Staats- regierung, Minister Bolz von der württembergischen Regierung, der Freiburger Erzbischof, der Rektor und Dekane der Universität, eine große Anzahl von Zen trumsabgeordneten aus dem Reiche und von Baden und Abordnungen der katholischen Studentenverbindun gen anwesend. Vom Reichstag bemerkte man den Prä sidenten Löbe, die demokratischen Abgeordneten Dr. Haas und Dietrich sowie den Abgeordneten Breitscheid von der sozialdemokratischen Partei. Nachdem der Reichskanzler Dir. Luther einen Strauß weißer Rosen am Sarge niedergelegt hatte, seg nete der Freiburger Erzbischof Dr. Fritz die Leiche ein und würdigte in seiner Predigt den Men schen und Gotteskämpfer Fehrenbach. Dr. Marx legte im Auftrage der Zentrumspartet und der Reichstags fraktion des Zentrums Kränze nieder und erinnerte an die Zabern-Jnterpellation im Reichstage mit dem bei spiellos erfolgreichen Debüt des Abgeordneten Fehren bach. Er leitete aus dem ganzen Wirken des Toten die Worte: „Ich habe die Gerechtigkeit geliebt und das Un recht gehaßt" als sein Motto ab. Nach ihm übermit telte Dr. Luther der Familie des Abgeschiedenen — zwei Schwestern, 1 Zrancs ----- Pfennig. Paris, 29. März. Der Frank-Sturz setzte sich heute trotz der günstigen Wendung in den Steuerverhandlungen in der Kammer fort. Das Pfund stieg auf 143,4, die deutsche Mark erreichte zum erstcnmale einen Kurs von 7 Franks, das ist etwa 14^ Pfennig für den Franks. Neue Sanierungsoorschläge. Paris, 29. März. Havas berichtet Wer den Verlauf der heutigen Sitzung des Finanzausschusses, daß dieser von einem Briesl des Finanzminsters Kenntnis genommen habe, in dem Finanzminister Peret eine Anzahl neuer indirekter Steuern, u. a. eine Stempelsteuer für wirtschaftliche Trans aktionen, eine Erhöhung der Steuer beim Verkauf von Im mobilien, von Geschäftsfirmen und von Warenlagern, sowie eine Transportsteuer für Wein und Mineralwasser Vorschläge. Diese indirekten Steuern sollen in den restlichen neun Monaten des Jahves einen Ertrag von 660 Millionen Franken bringen. Außerdem erklärt sich der Finanzminister bereit, die Erhöhung der Umsatzsteuer auf Grossisten zu beschränken, wodurch in den restlichen neun Monaten des Jahres eine Einnahme von 1275 Millionen Franken erzielt werden soll. Der Finanzausschuß hat sich grundsätzlich mit der vorgeschlagenen neuen Stempel steuer einverstanden erklärt und sodann Ministerpräsident Briand und Finanzminister Peret über die allgemeine Finanz, läge und die Wirkungen der einzelnen vorgeschlagenen indirek ten Steuern gehört. Daraus nahm er mit 1b gegen 10 Stim men bei drei Enthaltungen den Vorschlag des Finanzministers auf Erhöhung der Umsatzsteuer auf zwei Prozent für Grossisten und Halbqrossisten unter Schonung des Einzelhandels an und erklärte such auch mit den vorgeschlagenen indirekten Steuern einverstanden. Konferenz über -le Stabilisierung -es belgischen Franken. «rüsstel, '29. Mürz, Höute vormittag wurde unter dem Vorsitz veS König» eine Konferenz abge halten, an P«r mehrere Minister sowie einige ehema lige ytnanzminister teilnahmen. Vs wurde die Frage erörtert, unter welchen Bedingungen die Verhandlun gen Aber die Stabilisierung der Währung fortgesetzt werden sollen.' der Kronz -es Nekchspräsi-enten für -le verstorbene Köntgln-Mutter von Dänemark. Kopenhagen, LS. Mürtz. Der deutsche Ae- sandte von Mutiu« legte gestern nachmittag im Auftrag des Reichspräsidenten einen Kran- mit Schleife in den Reichsfarben an der Bahre der verstorbenen Königin mutter Luise von Dänemark im Schlosse Amaltendorg tttsde r. f ' > - ! . > > > die Tochter, der Schwiegersohn und sechs Enkelkinder waren zugegen — Vas Beileid der ReichSregterung. Das Vaterland habe in Fehrenbach einen seiner besten und treuesten Sühne verloren. Seine besondere Eigenschaft sei eS gewesen, ausgleichend und eben dadurch schaffend im parlamentarischen Leben zu wirken. Auch die ReichSregterung wird ihn schmerzlich vermissen. Der vom Reichskanzler für die ReichSregterung niedergelegte Kranz fiel besonders dadurch auf, daß seine Bandschlei, sen im Gegensatz zu der bisher bei ähnlichen Anlässen üblichen Gepflogenheiten nicht einfarbig, sondern in den Reichsfarben gehalten war. Für das badische StaatSMinisterium und dm Reichs rat sprach ' > » < Ministerpräsident Trunk indem er des treuen Sohnes seines Lande» gedachte, der sich um Rettung und Bestand des größeren Vater landes unvergängliche Verdienste. erworben habe. Der Meichstagspräsident Lübe betrauerte Föhrenbach nicht nur.als den Präsidenten des alten Reichstages und Mutigen Kämpfer für die Rechte des Volke», sondern auch als den Mann, der die deutsche Nation in höchster Gefahr durch die Mitarbeit am Werke von Weimar retten half, dem Werke, das einen festeren Boden für unser zukünftiges Leben abgibt, als Biele e» geglaubt haben. ' . Es sprachen dann Noch der Präsident de» badischen Landtages Baumgartner, der Oberbürgermeister der Stadt Freiburg, deren Ehrenbürger der Verstorbene war, Dr. Bender, der Fraktionsführer des badischen Zentrums Dr. Schofer, der Rektor der Universität Frei bürg Prof. Sauer Und die Vertreter einer großen An zahl von Korporationen und Vereinen, zu denen der Verewigte in Beziehungen stand. Die han-rlsbezlehunge« -er Türket. London, '30. März. In einer gestern unter dem Vorsitz des türkischen Botschafters in London Nadjt Bei veranstalteten Vorlesung Aber die Entwicklung des Handels nach dem Dsten erklärte der türkische Botschaf ter, dis türkische Regierung mache große Anstrengun gen, um die .Industrie der Türkei zu entwickeln und ihre Finanzen auf eine gesunde Grundlage zu stellen. Ter Handel mit England fei seit dem Waffenstillstand tzurückgegangen. 'Italien stehe setzt an erster Stelle, Deutschland an zweiter Stelle, und Amerika scheine bald Großbritannien,, da» augenblicklich an dritter Stelle stehe, davon zu verdrängen. Der stürktsche Botschafter bezeichnet« die Entwicklung der Handelsbeziehungen als den besten Weg hur Schaffung einer festen Freundschaft zwischen den Ländern. Der fiufstan- kn kur-lstan nle-ergeschlagen. Konstantinopel, 30. März. Einer Meldung aus Angora zufolge ist der Aufstand in Kurdistan in der Gegend von Midiat setzt niedergeschlagen. Die Kur« denführer sind Über die Südgrenze nach dem Irak ent kommen. polkzeklkche Festnahme eines völkischen Mgeor-neten in einer Likörstube in Serlkn. In einer Likvrstube am Kurfürstendamm weigerten sich gestern abend, mehreren Blättern zufolge, zwei Gäste, die «ine große Zeche gemacht hatten, diese zu be zahlen. Vom Wirt herbeigerufene Polizeibeamte wur- den von den Gästen angegriffen, und der eine, der er klärte, er sei der Landtagsabgeordnete Kaiser, drang mit einem Stuhl auf die Beamten ein. Schließlich gelang es den Beamten nach harter Gegenwehr, die beiden Gäste festzunchmen und -ur nächsten Revterwache zu bringen. Dort wurde der zweite al» ein Schriftsteller Hermann Freist festgestellt. Lite Polizei und der Ge schäftsinhaber der Likvrstube haben -egen beide Straf» ««zeige erstattet. Srrllntt kun-gebungen für entschüükgungolose Zürstenabsin-ung. Berlin, 30. März. Gestern gbend fanden in Berlin sechs große Kundgebungen für di« rntschädi- gungSlose Enteignung der vormal» regierenden deut- schen Fürsten statt. In allen Versammlungen wurde einstimmig eine Entschließung angenommen, in der von dar ReichSregterung die sofortige Zuleitung de« im Volksbegehren mit so überwältigender Stimmen-ahl an genommenen Gesetzentwürfe» für entschädtgungKofe «nt»igmmg der Fürsten Ln den Reichstag gefordett wirb. öimseMnMsiaMli über Ole Mlschakl- licke uns politische Lage OesmreWr. Berlin, 29. MLrzs. Anläßlich eine» Presseempfanges in der österreichischen Gesandtschaft hielt heute Bundesland ler Dr. Ramek eine Rede, in der er zunächst einen Rückblick über die wirtschaftlich schwerste Zett Oesterreichs gab. Gr dankte „den Brüdern im Deutschen Reich für die Anteilnahme die sie uns gewidmet, für die Hilfe, die sie un» mehr al» ein- mal gewährt haben" und führte dann u. a. weiter au»; Wir stehen heute ganz ander» da als noch vor zwei Jahren, wenn wir auch noch ziemlich weit von einem wirklich befriedigenden Zustande halten. Durch eine zäh und energisch geführte han delspolitische Kampagne ist es uns gelungen, eine stattliche Anzckhl von Handelsverträgen, darunter auch schon einige rich- tige Tarifverträge, zu schließen. Gerade jetzt stchen wir in einem wichtigen Abschnitt der handelspolitischen Aktion, wir führen nach allen Richtungen Verhandlungen, um die bi». Trigen Verträge zu ergänzen und zu verbessern, und es er- Wt mich mit Genugtuung, feststellen zu können, daß auch bei unseren Verhandlungen mit Deutschland stets da» richtige Verständnis und das richtige Gefühl gewaltet haben. Im allgemeinen wäre e» falsch, da» Urteil über unsere wirtschaft lich- Lage und Leistungsfähigkeit ausschließlich von den Gv> 'cheinungen der Krise, durch de wir hindurchgehen müssen, ab- ,»leiten. Trotz der unsäglich schweren LebenSbedlngungen konnte sich unsere Industrie in einem hohen Maße moderni sieren«. Insbesondere unsere Landwirtschaft hat in den letzten Jähren ungeahnte Fortschritte gemacht. Der Bundeskanzler wie» dann noch auf den Ausbau der österreichischen Wasserkräfte und die Zunahme der Sparein, lagen hin und gab dann ein Bild von der politischen Bedeu tung der Sanierungsarbeit durch den Völkerbund. Oester- reich, so führte Dr. Ramek aus, war im Sommer 1922 in folge! der außerordentlichen Zerrüttung seiner Staatsfinanzen auch in seiner Unabhängigkeit bedroht. E» ist mit Händen zu greifen, daß wir uns heute außenpolitisch und international in ganz anderer Lage als bet Beginn der Santerungspolitik befinden. Wir Haben allerdings, um dies zu erreichen, einen Teil unserer Souveränität durch die Abmachung mit dem Völkerbund prelSgeben müssen, aber diesem freiwillig einge gangenen Verhältnisse einer gewissen Abhängigkeit vom Bbl- kerbunde find wir eben dadurch entwachsen, daß wir unseren Verpflichtungen gegenüber Genf mit Gewissenhaftigkeit nach, kamen. In formaler Hinsicht wird das Ende der Kontrolle Mitte dieses Ich«» gekommen sein. Don da an find wir wieder im Vollbesitz auch unserer finanziellen Souveränität. Es wird begreiflich erscheinen, daß wir dem Völkerbund mit dankbaren Empfindungen gegenüberstehen, so wie man ja auch in Genf niemals ein Hehl daraus gemacht hat, daß die bster- reichische Aktion und ihr Erfolg zur Stärkung der internatio nalen Geltung des Völkerbundes betgetragen höben. Dieser Aktion verdanken wir eS. daß wir die wichtigste nationale Auf. gab erfüllen konnten: das österreichische Volk lebensfähig und zukunftSfähig zu erhalten,. Heber die letztem Ereignisse in Genf ist hier kaum der Platz zu sprechen. Es ist wohl sicher, daß im Herbst geschehen wird, was jetzt infolge eine» Zusammen«^ kenS ungünstiger Umstände unterblieb und daß zu unserer «tv> fühlenden Freude und Genugtuung Deutschland dann auch im diesem Aeropag der Nationen die ihm gebührende Rolle ein nehmen wird. Zum Schluss« dankte der Kanzler mit herzlichen Worten für das große Interesse, das di« deutsche Presse an allen Ab schnitten der österreichischen Wiederaufbauarbelt bekundet hab«. Vie Veüeutung -es Sefuches -es österreichischen Sun-eskanzlers in Serlln. Berlin, 29. März. Der Besuch des österreichischen Bundeskanzlers Dr. Ramek in Berlin Hal Gelegenheit zu wiederholten Besprechungen im Auswärtigen Amt gegeben. Zunächst handelte es sich naturgemäß um die persönliche Füh lungnahme der leitenden Staatsmänner und um eine gegen seitige Orientierung über die Beziehungen Deutschlands und Oesterreichs zu den verschiedenen Staaten. Dabei wurden sowohl die allgemeinpolitische und wirtschaftliche Lage wie auch insbesondere alle diejenigen Fragen behandelt, an denen beide Staaten ein besondere» Interesse haben. Die Bespre chungen ergaben ein« völlige Uebereinsttmimmg in der Auf fassung der Verhältnisse, wie sie durch Locarno unb Genf ge schaffen wurden. Einen breiten Raum in den Verhandlungen nahwen die wirtschaftlichen Fragen kn Anspruch, wobei aulf beiden Seiten der Wille zum Ausdruck kam, den wirtschaftlich«, Interessen beider Länder in besonderer Berücksichtigung der augenblicklichen Notlage soweit wie möglich Rechnung zu tragen. Im besonderen wurde vereinbart, nach Ostern Ver handlungen Über einen Zusatzvertrag zum Handelsvertrag aufzunehwen. Bei dem Charakter der Besprechungen kamen sonstig^ Entschließungen oder Beschlüsse irgendwelcher Art nicht in Frage. , Bserltn, 2b. s März. Der österreichische BpnpeKanzler Dv Ramek ist beute nach Prag obgereist. Zum Abschied hatten fick u. a. der ReichSauhemninifter Stresemamr und der östev» reichische Gesandt« Dr. Frank und der tschechische Gesandt» Dr. Krosk« «ingesrmden.