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Auer Tageblatt MM- Anzeiger Mr das Erzgrbirse WWW r«i«gramm., rag.dialt stu,,rzgrl>!rg«. Enthalte»- -te amtliche» Sekaaotmachoageu -er Kate» -er StaöL ua- -es fimt-gerkcht« ^lur. p,stsch,«.«»k>t» Mmt Leipzig Nr.,»», 2Ir. 74 Sonntag» äen 28. März 1926 21. Jahrgang Mit der Ermordung Severings beauftragt? die Verhaftung -es Mitglie-es -er Organisation C. Mäh risch. Ostrau, 25. März. Die „Ä. Z." meldet: Tas In Mährr,ch-Ostrau verhaftete Mitglied der Breslauer Organisation Consul, der zu einem Al ternat gegen den preußischen Innenminister Severing besohlen war, über aus Angst über die Grenze ging, beißt Friedrich Gruschezhg. Er war, nach seinem Ge ständnis, -nm dem Führer dieser Organisation beauftragt, de» prcuh jchcn Innenminister Severing zu ermorden. wobei ihm hin Mitglied dieser Organisation aus West- sc len helfen sollte. Es war vereinbart, daß die bei den nebst 'zwei änderen Genossen in Breslau mit Armee pistolen ausgestattet werden sollten. Zur Besprechung der näheren Einzelheiten der Tat hat Gruschezhg eine Zusammenkunft mit den west- stlifchen Genossen in Leobschütz vereinbart. Als die Westfalen zu N'em vereinbarten Zeitpunkt in Leobschütz nicht erschienen, schrieb Grnschczyg einen Poste-restanle- B> ies an den Führer der Organisation Consul in Bres lau, worin er von dieser Tatsache Mitteilung machte. Gruschezhg gab den Brief zunächst nicht auf, son dern steckte ^lhu in die Tasche. Er ging in ein Dorf»' Wirtshaus in der Nähe dec tschechoslowakischen Grenze, dessen Namen ihm entfallen ist. Dort trank er sich einen Rausch än. Als er wieder nüchtern geworden war, bemerkte 'er. daß er l den Brief, der ihn verraten konnte, verloren hatte. Er konnte shn, trotzdem er den ganzen Tag suchte. Dr. Schacht zue §raae -er Aufwertung -er asten Neichsbanknoten. Berlin, 26. März. Zn der heutigen General versammlung gab der Präsident des ReichSbankdirsfto- rlumö Dr. Schacht zu der Frage der Aufwertung der alten.Reichsbanknoten die nachstehende Erklärung ab: Wie Ihnen bekannt sein wird, haben sich Verbände ge bildet, die nachträglich eine Aufwertung der Reichs banknoten älterer Ausgabe, insbesondere der alten Taufender und Hunderter erzwingen wollen. Diese Bewegung wird zu einem kleinen Teil getragen von Leuten, die man möglicher weise als Idealisten ausprechen must, die aber jedenfalls eine Kenntnis der wirtschaftlichen Zusammenhänge völ lig vermissen lassen. Zu einem größeren Teil.wird die Bewegung aber von Agitatoren berufsmäßig ausgenutzt, die unerfüllbare Hoffnungen erregen und dadurch im mer neue Unruhe und Verbitterung in das Volk tragen Tast die Aufwertung irgendeiner Art von alten Bank noten einen völligen Umsturz des Bankgesetzes vom 30. 8. 1924 und damit einen Bruch der Londoner Ver träge darstellen würde, genügt allein schon, um jeden Gedanken daran als Unmöglichkeit zu erweisen. Die von den Verbänden angegangenen Gerichte bis hinauf zum Kammergericht haben denn auch einhellig die er hobenen Ansprüche mit überzeugender Begründung zu rückgewiesen, und wir haben die feste Ueberzeugung, daß dies auch seitens des nunmehr mit her Sache befaßtjen Reichsgerichts geschehen wird. Was die wirtschaftliche Auswirkung der Aufwertungsbestrebungen,anlangt/ so genügt der kurze Hinweis, daß allein an den braunen Tausendern Mit dem Datum vomf M. 4. 1910 noch nominal etwa 128 Milliarden nicht wieder zur Reichs bank zurückgelaugt sind: da nun die erhobenen Än- sprüche auf volle Einlösung zum Goldwerte (1000 Mk. gleich 1000 Goldmark) gerichtet sind, so hätte die Reiche bank allein für diese Tausender noch 128 Milliarden Reichsmark zu zahlen, was natürlich mit dem soforti gen Zusammenbruch der auf rhr beruhenden neuen Wäh rung gleichbedeutend "wäre. Es ist bedauerlich, daß offensichtlich keine 'Handhabe gegeben ist, um dieser Agi tation das Handwerk zu legen. vr Namek über seine öerliner Reife. London, 26. März. Der österreichische Bundes- kanzler Namek erklärte in einer Unterredung mit dem Wiener Berichterstatter des „Manchester Guardian", sein Besuch in Berlin, der eine formelle Erwiderung der Besuche des ehemaligen Reichskanzlers Dr. Marx und Stresemann in Wien sei, bezwecke die engen und herz lichen Beziehungen zwischen den beiden deutschen Staa ten in Zentraleuropa zu betonen. Er habe während der Mürztagung des Völkerbundes Gelegenheit gehabt, herauSzufinden, wie freundschaftlich die Beziehungen zwischen dem Deutschen Reich und Oesterreich seien rmd nicht mehr finden. Er wanderte zwei Tage umher, bis er nach Freiwaldau 'kam, wo er den Zug nach. Mährisch- Ostrau bestieg. ' Von Ostrau gedachte er sich über Oderberg, Ka- schan nach Ungarn zu begeben, wo er sich sicher glaubte Als er sich auf dem Bahnhof von Mährisch-Ostrau die Abfahrtszeiten der Züge notierte, wurde er von einem patrouillierenden SicherheitLwachmann zur Vorzeigung seiner Ausweise aufgcfordert. Da er keine Papiere be sich trug, wurde Gruschezhg verhaftet und ins Verhör genommen, worauf er schließlich ein Geständnis ablcgte. Er ist 26 Jahre alt und hat fünf Klassen der Lehrer bildungsanstalt in Breslau absolviert. Er ist aus Bres lau gebürtig. Gruschezhg befindet sich nunmehr beim Kreisgericht in Ostrau in Hast. * Zu den Angaben des in Mährisch-Ostrau verhafte ten jungen Deutschen über einen angeblichen Attentats plan gegen den Reichöinnenministcr — nach einer an deren Version gegen den preußischen Innenministei Severing — erklärte der Leiter der Berliner politischer Polizei NegierungSdirektor Wtildisch dem „Lokalanzei- ger", daß die deutschen Polizeibehörden dem Geständnit des Festgenommenen vorläufig noch ziemlich skeptisch gcgcnüberstchen, da weder in Breslau, noch in Berlin Anzeichen für ein geplantes Attentat bekannt sind. Zm Aufklärung der Sache soll jedoch die Tschechoslowakei er sucht werden, den Verhafteten nach Deutschland aus zultefern. seine Berliner Reise werde diese Freundschaft nur noch nachdrücklicher besiegeln. Natürlich werde man auch die notwendige Entwicklung der Handelsbeziehungen mit Deutschland erörtern. Vie Arbeitslosigkeit um 2 v. H. gebessert. Berlin, 26. März. Die Entwicklung des Ar- bcitsmarktes in der ersten Mävzhälfte zeigte eine, mä ßige, aber noch 'keineswegs entscheidende Besserung. Di- Zahl der Hauptunterstützungsempfänger ist von 2 056 00l. auf 2 017 000, d. h. um noch nicht ganz 2. V. H. zurück gegangen. Zm einzelnen haben sich die männlicher Hauptunterstützungsempfänger stärker, nämlich vo> 1 750 000 auf 1703 000, vermindert, während bei weib lichen Hauptunterstützuugsempfängern noch eine Zu nahme, nämlich von 306 000 auf 315 000 eingetreter ist. Die Zahl der Zuschlagsempfänger (unterstützungs berechtigten Angehörigen von Hauptunterstützungsemp- fänaern) ist von 2 279 000 auf 2 204 000 zurückgsgan- gen. Soweit ein Rückgang etngetceien ist, beruht er zum wesentlichen Teile auf den Mußenberufen (Landwirtschaft Baugewerbe usw.) Der mecklenbur .lsibe ZinanAmknksier gegen den Mlebluß an Preußen. Rostock, 26. März. In einem Vortrage über die Richtlinien seiner Finanzpolitik warnte Finanzministe: v. Lertzen vor dem Gedanken des Anschlusses an Preu ßen. Mecklenburg habe davon wenige Vorteile aber viele Nachteile zu erwarten. Nur zäheste Arbeit könne das Land langsam wieder auswärts führen. Steuerermäßigung zum 1. flpril. Der Reichstag wird schon am heutiger! Sonnabend das Steuerlompromiß beraten. Die Regierung hofft, daß die Verabschiedung in zweiter und dritter Lesung in einer nötigenfalls bis in die Nacht hinein auszudehi- nenden Sitzung erfolgen wird. Anfang nächster Woche wird sofort der Reichsrat mit der Steuervnrlage be faßt werden. Die technischen Vorbereitungen zur Ver kündung des Gesetzes und zum Erlaß der erforderlichen Verfügungen sind bereits soweit vorbereitet, daß mit Sicherheit damit gerechnet werden kann, daß der Termin am 1. April zur Inkraftsetzung der Steuermilderungen eingehalten wird. Sämtliche in der Vorlage borge sehenen Bestimmungen treten am .1. April in Kraft, mit Ausnahme der neuen Sektsteuer, die am 1. Juli Angeführt werden Ml. 1-0 ooo Mann polnisches Nekrutenkontingent. Warschau, 26. März. Der Sejm bewilligte heute in dritter Lesung das Rekrutenkontingent für das lau fende Jahr in Höhe von 190000 Mann. Der sozial, demokratische Antrag, da» Kontingent zu kürzen, wurde abgelechnt. ' RMMzltt i. S. KmMin MenW s. Freiburg, 26. März. Der frühere Reichskanz ler Konstantin Fehrenbach ist wenige Minuten vor 3 Uhr sanft entschlafen, ohne das Bewußtsein wiedererlangt 'zu haben. Im Sterbezimmer weilten sämtliche Angshö- .igen des Verblichenen. Auf die Nachricht von dem Ableben des NeichS- 'anzlers a. D. Alt-Stadtrat Konstantin Föhrenbach, der Ehrenbürger der Stadt Freiburg war, versammelte sich der Stadtrat alsbald zu oiner außerordentlichen Sit- .ung, in der Oberbürgermeister Dr. Bender dem Ver« orbenen mit warmen Worten einen tief empfundenen Nachruf widmete den die Mitglieder d.eS StadtrateS stehend entgegennahmen. Der Stadtrat beschloß ein stimmig, die Bestattung als Angelegenheit der Stadt zu behandeln und sich geschlossen an den BeisehungSfeter- lichkciten zu beteiligen. Die Beisetzung findet am kom menden Montag 2i/r Uhr nachmittags stak. Pressestimmen zum flbleben Zehrenbachs. Berlin, 27. März. Zum Ableben Fehrenbach» chreidt die „Kreuzzeitung": Sein politisches Wirken an leitender Stelle fiel in die Zett de« schwersten Ringens am eine Notexistenz des deutschen Volkes. Mit verzwei- eltcn Mitteln versuchte er, die Katastrophe des Londo. ner Ultimatums abzuwonden. Es gelang ihm nicht und o trat er von seinem Reichskanzlerposten zurück. Ein ehrendes Andenken ist Konstantin Fehrenbach auch bet lenen gewiß, die oft im Gegensatz zu seiner Politik landen. Auch die „Deutsche Tageszeitung" sagt: Den' Gebenden haben wir als Kanzler wie als Partetmann oft bekämpfen müssen. Seine Sachlichkeit und persön liche Liebenswürdigkeit konnten wir immer anerkennen, 'in der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" heißt e»: In Ehrlicher Trauer werden sich wette Kreise des deutschen Lottes im Geiste an der Bahre dieses Mannes zufam- uenfiuden, der in all seinem Tun und Raten bis an ein Lebensende ein 'leidenschaftlich zärtlicher Sohn sei ner engeren badischen Heimat und des großen deutschen Vaterlandes gewesen ist. Die „Germania", die in einem langen Nekrolog das Wirken Fehrenbachs als Mitglied )es Stadtparlaments in Freiburg, dann als Reichstags« Abgeordneter und vor allem als Präsident des Reichs-' tages und der Nationalversammlung würdigt und dann wrauf hinweist, wie Fehrenbach als Reichskanzler in der schwersten LeidenSzeit des deutschen Volkes sein letztes daran gab. die harten Bedingungen des Feindes nr Mildern, geht dann des näheren auf seine Tätig est als Frakiionsvorsitzvnder ein. DaS '„Berliner Tage, blatt" nennt Fehrenbach einen treuen, unermüdlichen und klar blickenden Diener seines Volkes. Nicht seine startet allein, sondern Über sie hinaus das ganze repu blikanische Deutschland wird ihm ein ehrendes Geden ken 'bcwahreen. Die „Dossische Zeitung" weist auf die hervorragende 'Rolle hin, die Fehrenbach bei der parla mentarischen Behandlung des Falles Zabern im Reichs, tage spielte, wo ihn das Zentrum das erste Mal als Sprecher auf die Tribüne schickte und seine Rede ihn um populären Mann Überall dort machte, wo bürger licher Jreiheitssinn noch nicht gestorben war. Auch der ,Vorwärts" erinnert an das erfolgreiche Debüt Fehren- bachH. im Reichstage am 3. Dezember 1913 und sagt: Mit dem Kampf gegen den Militarismus hatte er seine Laufbahn in der Reichspolitik begonnen. Er hatte seit dem als einer der besten Zentrumsdemokraten gegolten. Der Dank Ses Reichspräsidenten an die Universität Köln. Köln, 26. März. Der Reichspräsident hat an den Rektor der Universität Köln, Prof. Dr. Stier-Somlo unter dem 24. März folgendes Schreiben gesandt: „Ew. Magnifizenz und dem Senat der Universität Köln danke ich von Herzen für die Ehrung, die Sie mich durch die Verleihung der Würde eines Ehrenbürgers Ihrer Universitär verliehen haben und zugleich für die freundliche Begrüßung, die Sie an die Ueberreichung der Insignien dieser Würde anknüpften. Ich freue mich als nunmehriger Ehrenbürger mit der aufstrebenden Universität Köln auch persönlich verbunden zu sein und bitte Sie, meine besten Wünsche für das Blühen und Gedeihen dieser auf alter Kulturgrundlage ruhenden 'ungen Universität entgegenzunehmen. Mit freundlichen Grüßen bin ich Ihr ergebener v. Hindenburg." Unterzeichnung eines rumänisch-polnischen Sün-nisvertrages. Bukarest, 26. März. Hier wurde heute ein Bündnisvertrag zwischen Rumänien und Polen unter zeichnet.