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3.7» 3 3» 7.V0 0.7» 2I. Jahrgang Dienstag» äen iS. Äanuar 192S Nr. iS Die Regierungsbildung vor dem Abschluß »nto wurde >vk>ds»cs>« s'cherci auomSsche. am ein. I» und «ndlung. larden, Hühner sen 17. )»!> VI'. »n 17 )«n skv. m6 öN, inc! 3M Ionen m im verk. lall erbeten Bleichmittel usgeschlvssen. Erzgebirges illil! Ul. Die Verhandlungen zwischen dem mit der Kabinetts bildung beauftragten Reichskanzler Dr. Luther und den Par teien der Mitte haben im Verlauf des gestrigen Nachmittags nach mancherlei Schwierigkeiten zu einer prinzipiellen Eini gung geführt. Der Anspruch der Demokraten auf die Be setzung des Innenministeriums ist nunmehr anerkannt worben Boraussichtlich übernimmt der demokratische Führer Dr. Koch > dieses Amt. Das Reichssinanzministerium wird dem sächsi schen Finanzminister Dr. Reinhold, der sich in seinem bis herigen Amt außerordentlich bewährt hat, angeboten werden. Für das Wirtschaftsministerium wird ncuerd'ngs der Geheime Finanzrat Robert Bürgers genannt, der der Direktion des Lchaaffhausensschcn Bankvereins angehört. vr. Luther beim Neichspräsi-enten. Berlin, 17. Jan- Wie das Nachrichtenbüro des Vereins Deutscher Zeitungsverleger erfährt, hat der Reichskanzler Entwurf für ein neues Keichowahlrecht Wie aus Berlin gemeldet wird, ist ein neuer Referenten entwurf zur Abänderung des Neichswahlrechtes nahezu fertig, gestellt und wird dem neuen Reichsinnenminister unmitlelbar nach seinem Amtsantritt vorgelegt werden. Der alte Ent wurf hat eine erhebliche Umarbeitung erfahren. Der Ge sichtspunkt der Personenkandidatur ist stark in den Norder grund getreten. Bei den großen Parteien des Reichstags herrscht der Wunsch vor, im Interesse unserer politischen Ge sundung die bedeutungslosen Splitterparteien zum Berschwinden zu bringen. Die Wahlkreisverbände sollen verkleinett werden und die Wahikretsbewerber vor denen der Neichsliste den Vor zug haben. heute vormittag 10 Uhr dem Herrn Reichspräsidenten über den Stand der Kabinettsbildung berichtet. Vie voraussichtliche Minisierllsie, die in der achten Abendstunde im Reichstag bekannt enthält folgende Namen: Reichskanzler: Dr. Luther. Reichsaußenminister: Dr. Stresemann (D. Vp-), Innenminister: Koch (Dem.), Wirlschaftsminister: Bürgers (Ztr.), Finanzminister: Dr. Reinhold (Dem.), Arbeilsminister: Brauns (Ztr.), Laudwirlschaftsminister: Hepp (D. Vp.), Verkehrsminister: Dr. Kröhne (D. Vp.), Iust'zminister und besetzte Gebiete: Marx (Zentr), Postminister: St in gl (Bayr. Vp.), Reichswehrminister: Gehler. Eine Rcäe Stresemanns in München. München, 16- Januar. Neichsauhenminister Dr. I Stresemann sprach heute in München im Nahmen einer von I der Deutschen Volkspartei veranstalteten Neichsgründuugsfeier I unter Bezugnahme auf die Ausführungen des bayerischen Skaatsrates Dr- Schmelzle, der Bismarcks Mäßigung und Klugheit in der Behandlung der Bundesstaaten gerühmt hatte, sagte der Reichsaustenminister Bismarcks Ausspruch: ! „An einem zufriedenen Bayern und Sachsen liegt mir mehr al» an 100 Paragraphen." l gelte auch für die Gegenwart. Nur solle man auch daran h denken, dast diese Zufriedenheit ebenfalls nicht durch Para- § grapben allein zu erreichen sei, sondern aus jenen Gefühl 1 der Zusammengehörigkeit des Reiches und der in ihm ver- ß einten deutschen Stämme, das uns als wichtiges Aktivum I aus dem verlorenen Krieg geblieben sei. Die Aufgabe der I Gegenwart sei, in Deutschland das Instrument von Staat I und Volk in der Einheit zu erhalten, um es für die Erreichung I einer besseren deutschen Zukunft einsehen zu können. Dazu I gehört eine einheitliche nationale Politik. Wer die nationale Einheit wolle, dürfe nicht zwei Deutschland formen, von denen das eine dem anderen das nationale Empfinden ab spreche- In seinen weiteren Ausführungen gab Neichsauhen- Minister Dr. Stresemann eine Darlegung der Grundgedanken, die zum Damesabkommen und zu Locarno geführt hätten. Wer heute Arbeitslosigkeit und das Elend auf das Dawes- > gutachten zurücksühre, fälsche bewußt oder unbewußt die ge schichtliche Entwicklung. Wenn die frühere Willkür, der von Deutschland erzwungenen Reparationen aufrecht erhalten wor den wäre, hätten wir wahrscheinlich diesen Winter überhaupt nicht überstanden. Ohne das Dowesabkommen wäre die deutsche Währung nicht haltbar gewesen. Die Investierung fremden Kapitals in Deutschland sei an dem Mangel an Sparkapital eine Notwendigkeit und schaffe im übrigen eine Interessengemeinschaft, die auch der deutschen Politik nützen könne. Weder das Dawesabkommen noch Locarno seien endgültige Lösungen für alle Zeiten, aber sie seien wichtige Etappen auf dem Wege zu einen Frieden, unter dem wir allein ebenso wie andere Völker vorwärts kommen können. Der Pessemismus, der unsere Lage als unverbesserbar ansieht, sei gemessen an der Entwicklung der letzten Jahre ungerecht- I fertigt und im übrigen auch geeignet, uns im Auslände zu I schädigen anstatt uns zu nützen. Der Glaube an der eud- I gültigen Lösung der Neparationsfrage durch das Dawesab- I kommen sei im übrigen im Auslande gegenwärtig stärker ver- I breitet als lm Jnlande. Ob Locarno für die wettere Ent- l Wicklung des Verhältnisses in Deutschland zu anderen Siam I ten die Vorteile bringe, die davon erwartet werden, könne tn I dieser Stunde von niemand gesagt werden- Die Räumung der nördlichen Rheinlandzone I solle man nicht nu< vom Standpunkt der dadurch geschaffenen Erleichterungen für diesen Teil des besetzten Gebietes, son dern vom geschichtlichen Standpunkt der damit erfolgenden Erschütterung und Wendung der einst von Fach und Eie- mrncenu betriebenen Rheinlandpollttk würdigen. Mau könne wohl betonen, daß die Aufhebung des Delegtertensystem» die in Aussicht gestellte Verminderung der Gendarmerie und viele andere Erleichterungen ebenso anerkannt seien wir bi« deuische Negierung keinen Zweifel darüber lassen könne, daß sie eine Frage der Stärke der Vesatzungstruppen tn der vom Daily Telegraph angegebenen Stärk« nicht annehmen könne. Der Netchsaußenminister bezeichnet dann das Eintreten Deutschlands für die deutschen Minderheiten Europas al» eine Pflicht des deutschen Reiches. Mir werden, so schloß Dr. Stresemann, weiter kämpfen müssen, Tag für Tag und Schritt für Schritt, aber ein Recht, diese Politik zu kritisieren hat nur der, der ander« Weg« zu wetsrn vernrag, w«r da« nicht kann, ab«r jrd« Aktivität ablehnt, rvürd« uns«rr Politik zu «tner passiv«« Planlosigkit verurteil«», dt« viimarS mit Richt a!« untragbar für «tn Land ln Deutschland, Lage schon zu Zeiten erklärt hat, da diese Lage eine bessere ge wesen ist, als die in der wir leben- Die Versammlung spen- dete dem Redner stürmischen Beifall. volksentschrtü über -as Mftenvermögen. Berlin, 17. Januar. Der Parteivorstand der Eozi- aldemokratisen Partei hat beschlossen, dem am Dienstag zu sammentretenden Parteiausschuß vorzuschlagen, die organisa torische Vorbereitung für einen Volksenscheid über die „Fürstenabfindung" zu treffen. GrünSung einer kceSitbank für Europa. London, 16. Januav- Der Vertreter der „Morning- post" in Neuyork schreibt: Von den zahlreichen Gerüchten, zu denen die Amerikareisr des Gouverneurs der Bank von England, Montagu Norman, Anlaß gab, erscheint das folgende als bas glaubwürdigste: Mit Rücksicht auf die Tat,ach«, baß Amerika und Großbritannien die einzigen Nationen seien, die Darlehen gewähren könnten, sollen, wie man behauptet, die vereinigten Bcmkhilfsquellen der beiden Länder benutzt werden, um einer Bundesreservebank für Europa zu errich ten, die den Nationen in wirtschaftlicher Beziehung auf die Beine helfen und dadurch eine Steigerung der Nachfrage nach Fabrikwaren Hervorrufen soll. Die nächsten Bemühungen dieser europäischen Bundes reservebank würden sich wahrscheinlich auf Deutschland er strecken, das im letzten Oktober zum ersten Male seit dem Kriege eine günstige Handelsbilanz aufweisen konnte. Es werde angeblich eine Revision des Dawes-Planes ins Auge gefaßt, wonach der Betrag der deutschen Zahlungen nach Maßgabe der deutschen Handelsbilanz festgesetzt werben würde. Sieben Schiffe aus7öem Packeis befreit. Sieben aus dem Packeis befreite Dampfer trafen Sonntag zusammen mit drei russischen Eisbrechern hier Fünf andere Dampfer kamen in Negieirnng dr» Linienschiffe» Helsen und eine» Eisbrechers auf der Fahrt nach Westen im offenen Waslcr an Reval voibei. De, Seeverkehr wirb hiev ahne -ssilse von Eisbrechern aufrecht erhalten. .Da» Linienschiff Hessen hat bei dem Vorstoß westlich Hogiand e'n«n Geieiirzvg grtroffen, brr au« 4 Ei«br,ch«rn und 6 Dampfern v-stanv. Der Geleit-zug ist Kberraschrud schnell vorwärts gekomttttii, dn dir Russin nunmrhr mit v Ei»br'ch-n> arbe.iirn. Im Canvvy befand«» sich! Tiara Blttmenfeld, Han« Leonhardt, Philg, RHAngold, Hornkr, .nd drei Russen. Hellen Hai heut« morgen an da« Motor schiff Hans Lronhardt Proviant abz,g«b«n. führt «» jetzt ln freie, Wasser und geht dann wledrr nach Rrval zur wetteren HÜfeleistung. A verbin-llchkeitserkiärung -es Elfenbahne«- fchle-sfpruchs. Der ReichSarbeitsminister hat Ken lm Dezember zwischen der Reichsbahngesrllschaft und den Etl»nbahn«verbünden ge füllten Schlrdtspruch über die neuen Löhne nunmehr für ver-1 -lnbllch erklärt- ' 1.0» »40 U8 U6 H Air batten gebaut, ein stattlicher Kaur. Zum 18. Januar. von Dr. Fritz Lrdn». Ueberall wo die deutsche Zunge klingt wird heute der Zeit vor öS Jahren gedacht, der Zeit, wo aus Haß und Neio, Pa tikularismus und Egoismus daS deutsche Reich entstand. Binuot leuchteten die Fackel« deS SiegeSgoite». Be geisterung rauichte von den Lippen dec Kämpfer im Feld nnd ,ii der Heimat und wie es deutsche Dichtung einst geträumt, türmten sich maimo,weiße Säulen und Kuppeln zum Bau deS Deutschen Reiche». — Es war Wirklichkeit geworden, wa« man erhofft und erahnt, was man vesungen und wofür deutsche Jugend gcbluiet. — Der Bau wuchs an! Fieberhaft strebt« er tn Höhe und Breite. — Stein auf Stein, — Fcl« auf Fel« wurde gefügt. Schon schien die Kuppel im goldenen Sonnenlicht zu liegen. Und rings im Kreise da raunte und zischte «s. Aengst- lich reckten sich Köpfe, tuschelten zusammen und schmiedeten Pläne. Selbst aus den Fundamenten der Säulen kam «tn Klirren und Aechzen. — Kaum hörbar all di« Geräusche; — übertönt vom kraftvollen Hammerschlag der Aufwärts bauenden. Fast glaubte man da« Werk vollendet, da erhob sich der Sturm. — Doch wir hatten gebaut rin stattliches Hau«. — Ohnmächtig prallte der Ansturm ab; trutzig, hohniachend bot der junge Bau die Stirn. Jahr um Jahr verging.— Die Säulen, die lange schon morsch lm Innern wankten und donnert brach der stolze Bau zusammen. Wo strahlender Sonnenglanz aelegen, zog nebelgrauer Mörtelskaub; — wo kühne Gäulen mist gestunden, witterten gebrochene Blöcke. — Langsam sickerte der Staub zur Erde. — — Die Sonne durchbrach die Wolkenwand und lichtübergoß mit grausamer Deutlichkeit da- Zerschlagene. Wehklagend erhoben sich in Verzweiflung verkrampft« Hände. — Dahin die Arbeit, dahm die Mühe, umsonst das Ringen. — Doch die Nacht wich dem Tage, die Verzweiflung der Hvffnung. — Mit frischen Kräften ward daS Werk begonnen. — Unkraut und giftiges Gesträuch wucherte über den Marmor steinen, auszurohden nun galt es. — — Dornengeschiinge umklammerte die Trümmer. Mit blutenden Händen wollten entfernt sie sein. Und ein Streit entstand zwischen den Bauleuten. — Wo blieb der Meister, der die Leitung übernahm I — Die einen wollten blind die Schäden des Alten verleugnen, jammern darum was zerschlagen, klagen ob des verlorenen Glanzes. Die zweiten da« Alte verlachen, verspotten und mißachten. — Die drittel» aber, die Kräfte zur ruhiger» Ueberlegung sammeln, — die Fehler, die zum Einsturz geführt, vermeiden, — den Bau in sach licher Ueberlegung aussühren; — mir frischem Mule die Arbeit aufnehmen. — Sieben Baujahre liegen hinter un«, »roch immer tobt der Kampf. Jrn siebten Baujahre feiern wir die Grundsteinlegung des alten Baues, — des Baue«, der so srvlz, so kühn, so stark und frei schien. — Sol! nun nicht endüch der Kampf begraben werden, d«L der» Aufbau hemmt- Soli nun nicht endlich mit sicher Arbeit und ehrlichen» Willen zur Lat da« Reu« geschaffen «erdenk Erft wenn wir dis Einigung erzielt, «ft w«nn Klag« und Auflehnung verstummt, kann Stein auf Stein gefügt mit d«m Mörtel der Etntgkil, der fester denn Stahl, den Bau der Vollendung «ntgkgentragem Untrrordnen, Werkzeug. Wahrheit, G«r»chtjgk«tt und Gleichheit — di, Fundament«» Heben wir di« Hände zum Schwur, daß wir mt. allen Mittel» da« neu« Reich errichten «ollen, — ein Reich, dksf„l Kuppe! einst auch im goldenen Sonnenlichte liegt. , ' / Mer Tageblatt MM? /lnzeiger für öas Erzgebirge k«us»amm«, La,«blatt Nu,,rzg«dlrg«. Enthalten- -le amtliche» Sekanntmachoogea »es Rate» -er Sta-t an- -es Amtsgerichts -kur. P«ststh»s-«SM» *«tprt,