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21. Jahrgang Nr. 14 öonntag, cien 17. Januar 1926 R)ie Stärke öec öesatzungsarmeen lm Nheknlanö. Lo ndon, 15. Jan. Zn den deutschen Beschwerden Hartiber, daß in der 1. nnd 2. Rheinlandzvne angeblich »mischen 75 und 80000 Mann alliiene Truppen stationiert Hierbei! sollen, schreibt der politische Korrespondent des iDaich Telegraph, es sei eine Tatsache, daß in Locarno Ivan einer wesentlichen Verminderung der Tiuppen ge- Isprochen wurde; es sei aber nicht Tatsache, daß dieses »Versprechen irgend eine befummle Horm erhallen habe. «Als nach Locarno die deutsche Negierung den Wunsch ausgesprochen habe, daß die Besatznngsarmee auf 45 000 Mann vermindert werde, habe Paris sofort Einwendungen Erhoben. Spüler, während des Aufenthalts der deutschen Munster in London zur Unterzeichnung des PakleS, sei diese Frage nochmals aufgeworfen nnd eine Kompromiß ziffer von 60000 Mann (darunter 45000 Franzosen) vor geschlagen worden. Briand habe aber in seiner höflichen Antwort an Herrn Slresemann gesagt, daß er sich nicht binden könne, .bevor er sich mit seinen Generalen beraten habe. Die letzteren seien der Ansicht, daß für den Augen blick wenigstens von einer Verminderung unter ungefähr jöOuOO Munn keine Ncdc sein könne. nehmen. Generaloberst von Secckt denkt nicht im Ent ferntesten daran, für den Ministerposten zu kandidieren Als Wütjchaftsiiiinister — ein Posten, den keine Pcutei haben will — wird heute der Zentrumsabgeordnete Lem- mcrs genannt, während für das Landwirlschaftsministe- rinm der Abg. Fehr (Bayer. Bauernbund) in Betracht kommen dürfte. Der Reichsernährnngsminlster Gras Aanitz ist zurückgetreten. Er hat an den Reich kauzier Dr. Luther folgendes Schreiben gerichtet: „Ich bitte Sie, von meiner Wieder berufung in ein neues Kabinett abzusehen, da einerseits die v ranlwoittiugsvoile und anstrengende Tätigkeit des Leiters eines Wirlschaftsrefsorts in fast 2'/, Iah.en schwerster Wütschaflskrisis eine gerade unter den heutigen Verhältnissen besonders schnelle, politische und gesundheit. liche Abnutzung mit sich bringt, die für mich jedenfalls eine längere Erholungszeit unbedingt notwendig macht Andererseits jedoch erfordern die andauernd schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse meiner Ansicht nach die un unterbrochene Weiterführung meines Amtes durch eine frische, unverbrauchte Kraft. —In gewohnter Hochschatzung stets Ihr sehr ergebener Gras Kanitz." Nach dem gestrigen Stand der Dinge ist anzunehmen, daß das Zentrum außer dem Justizministerium, das Wirtschaftsnnnisterium und daS Ernährungsministerium besetzen würoe, und zwar, wie angenommen wird, mit den Abgeordneten Dr. Marx und Dr. Lammers, sowie ocm früheren preußische LandmirtschaftsministerWarmboldt. Wenn das der Fall ist, würde für das Arbeitsministerium, dessen Inhaber Dr. Brauns ausscheiden will, der demo kratische Arbeiterführer Eikelen; im Betracht kommen. hochverratsverfahren gegen Sen Hochmeister des Jung-autfchen Gr-ens. Berlin, 15. Jan. Von der Kasseler Staatsanwalt schaft ist, wie uns von der Leünng des Jnngdeutschen Ordens mitgetcilt wird, ein Hvchvcrratsverfahren gegen den Hochmeister des Jungdeutschen Ordens Artur Mahraum bczw. gegen di« Ordensleitung etngeleitel worden. Der Großindustrielle Arnold Nechberg ersucht dir Voss. Zeitung um Abdruck de» folgenden Schreiben«: „Es ist da» Gerücht aufgelancht, daß di« Fühlungnahme, welche Engländer, Franzosen und Amerikaner mit der Kettung de« Jungdeutschen Orden« gesucht haben, dem Hochmeister des Ordens, Herrn Mahrann, als Landesvrrat aufgelegt werde. E» soll« sogar versucht werden, ein Verfahren gegen ihn in Gang zu bringen. Die Vorgänge, um die r» sich handelt, sind mir bekannt- Ich kann daher bezeugen, daß der Hochmeister des Jungdeutschen Orden», Herr Mahraun, die für die Neichvpolittk aliermatzgebensten Persönlichkeiten derNelchvregierung über alle Unterhaltungen der Ordrn«I«ttung mit Ausländern eingehend informiert hat. Ee ist mir ferner bekannt, daß Beamt« dr, deutschen Auswärtigen Dienste» bestimmt sind, mit denen di« Leitung de» Jungdeutschen Orden, weiter Fühlung halten möge. — Uns würbe nur interessieren, was der Hochmeister Überhaupt zu verhandeln hat? Berlin, 15. Januar. Der Ncichskanzler hat die »Führung der Demokraten, des Zentrums, der Voikspar- Itri und der Bayerischen VvlkSparte' zu einer gemeinsamen Mkonfereiiä heute mittag nm 12 Uhr den Reichstag ge- Hoden. Es ist zu hoffen, daß tn dieser Besprechung die Hndgiltige Einigung über 'die Kabmeltbildung möglich Nein wird, wenn auch dieses Resultat bei der Lage der iDinge unmöglich niit Sicherheit vorausgesetzt werden kann. >Dic Verhandlungen, die Luther gestern mit den Parteien »geführt hat, sind auf gut. n Wege, so daß etwaige Schwier igkeiten über Fragen des N c g ie r u n gsp ro g r a m m s eigentlich nicht mehr zu erwarten sind. Dagegen sind noch «mmer ein paar wichiige P e r s v u a l fr ag e n ungeklärt. »Die wesentlichste Frage dürfte die Besetzung de» Reichsinnenministerlum» sein, Idas die Vollspartet den Demokraten streitig zu machen »sucht. Die Demokraten stellen sich demgegenüber auf den «Standpunkt, daß die Volkspartei, die bereits das Aus- lwärtige Amt in Händen hat, nicht auch noch das Porle- Ifeuille der Innenpolitik erhallen kann. Dr. Gcßlcr hat bereits seit 6 Wochen erklärt, daß er milcht mehr in das neue Kabinett eintreten wird. Mit »seinem Ausscheiden ist also zu rechnen. Von verschiedenen »Seiten wurde der Versuch gemach«, den Einschluß des Reichswehrministers Dr. Geßler, von dem Anne zurück zutreten, das er seit 1920 bekleidet, zu erschüttern. Wie die Voss. Ztg. meldet, blieben die Versuche erfolglos. Der Rücktritt Geßler« ist entgnltig. In diesem Falle dürfte wahrscheinlich Ncichskanzler U)r. Luther selbst das Reichswehrminislerium und damit Die parlamentarische Vertretung des Neichsmehrelats über» Provisorium in üen öeutsch-polnischen wan-erarbeiteroechan-lungen. Berlin, 15. Januar. Am 12. Januar ist bei den deutsch-polnischen Verhandlungen in der Wander- arbeiterfiage ini Nc chsarbeitsm iiisterium in Berlin ein Protokoll unterzeichnet worden, durch das eine vorläufige Regelung für das Jahr 19'26 getroffen wird. Die Haupt- bestimmuugen des Protokolls sind die Zusage der pol nischen Regierung, den Wanderarbeitern vor der Einreise nach Deutschland unentgeltliche Pässe mit Gnltiakcit bis zum Ende des Jahres auSznstclleu, sowie die Bestätigung der deutschen Negierung, daß die polnischen Wandel arbeiter in Deutschland in ihren Lohn, und Arbeitsbe dingungen den gleichartigen deutschen Aroeitern gleich stehen. Die Verhandlungen über ein endgültiges Au- konimen sollen in der zweiten Hälfte des April wieder aufgenommen werden Durch die provisorische Abmachung wird den polnischen Wauderarbeitem der ordnungsmäßige Grenzübertritt bei der Einreise und bei der Rückreise erleichtert, waS ebenso im Interesse dieser Albciter selbst wie in dem der beiden beteitigten Länder liegt. Nicht berührt wird von der Ab- machung die Frage der Verwendung von polnischen Wanderarbeitern in Deutschland, die nach wie vor von behördlicher Genehmigung abhängig ist. Die Personenfrage noch nicht geklärt? Wetzlers Verzicht endgültig. — Graf Kanitz zurückgetreten. Verständigung in Ser ZürstenabstnSungl Berlin, 16. Januar. Die „Vossische Zeitung" meldet, l>aß zwischen den Führern der Mtttelparteien des Reichstags gestern eine Vereinbarung über die Regelung der vcrmögens- wchtlichen Ansprüche der deutschen Fürsten zustande gekommen et. Von den betreffenden Parteien soll in Kürze tm Neichs- wg ein Gesetzentwurf eingebracht werden, der die Einsetzung kines besonderen Schiedsgerichts beim Reichsgericht in Leip- >ig vorsteht, da- aus Berufsrtchtern und hohen Verwaltung-- warnten zusammengesetzt sein und über alle Vermögensrecht- ichen Ansprüche der ehemals regierenden Häuser zu ent- chelben haben soll. Auch dem „Lokalanzelaer" zufolge wirb «S für wahrscheinlich gehalten, daß unter Zurückziehung de» demokratischen Antrages ein derartig»! gemeinsamer Kom- iromtßantrag der Mtttelpartrien eingebracht «kk. gum Netchshaushalt 1S2S. Von Dr. «LH, M. d. R. Noch hat der Reichstag den Haushaltplan für das Jahr 1925 noch nicht endgültig beschlossen. Steuerreform, Locarno, und Regierungskrise nehmen die Zeit so ausschließlich in An spruch, daß sich der für eine ordnungsgemäße Finanzwirt, chast unerträgliche Zustand einstellte, bei dem am Ende des Etatsjahres das Etatsgesetz selbst noch nicht verabschiedet ist. Rechtzeitig legt jetzt die Reichsregierung dem Reichstag den Haushaltplan für das Rechnungs-Jahr 1926 vor, wie er kurz vorher vom Reichsrat genehmigt worden ist. Der Reichstag wird gut tun, die Beratungen über den Etat 1925 in summa rischem Verfahren möglichst schnell zu beenden und seine Aus- mertsamkeit beschleunigt dem Etat 1926 zuzuwenben, damit wenigstens er bis zum Beginn des Rechnungsjahres gesetzlich feststeht. Unmöglich wäre das durchaus nicht. Sollten die Haushaltberatungen auch diesmal ins Uferlose gehen, so wird man nach dem Vorgänge anderer Länder ernsthaft eine reichsgesetzliche Bestimmung erwägen müßen, baß ein von der Reichsregierung rechtzeitig festgelegter Haushaltplan ohne weiteres Gesetzeskraft erlangt, wenn er vom Reichstag inner- balb einer angemessenen im Gesetz zu normierenden Frist nicht durchberaten ist. Der Haushaltplan 1926 weist keinen höheren Ausgabe- bedarf als der des Jahres 1925 auf und befindet sich mit 7,7 Milliarden im Gleichgewicht von Einnahme und Ausgabe. In den Ausgaben sind auch alle diejenigen enthalten, die ihrer Zweckbestimmung nach in einem außerordentlichen an sich durch außerordentliche Einnahmen, d. h. durch Anleihe inS Gleich gewicht zu bringenden Haushalt gehören würden. Die Reichsregierung geht aber von der sehr richtigen Erwägung - aus, daß es zunächst noch nicht möglich sein wird, eine In landsanleihe durchzuführen, und baß deswegen nichts anderes übrig bleibt, als auch diese Aufwendungen auS laufenden Mitteln zu bestreiten. Diese Finanzgebahrung des Reichs wird allen den Kreisen zur besonderen Beachtung empfohlen, die es nicht genug verurteilen können, wenn die unter gleichen finanzwirtschaftlichen Verhältnissen lebenden deutschen Städte bas Gleiche tun. Im großen und ganzen weist der Haushaltplan 192g, da? muß anerkannt werden, die Tendenz zur Sparsamkeit auf. Die allgemeine Reichsverwaltung bedingt einen Ausgabebe trag von 4 Milliarden 116 Millionen Reichsmark gewiß eine gewaltige Summe, aber doch für 1926 um 142 Millionen niedriger als 1925. Der Late ist geneigt anzunehmen, daß dieser Bedarf der allgemeinen Verwaltung hauptsächlich durch die Beamtengehältsr hervorgerufen werde. Das ist ein Irr- tum. Nur 18 Prozent des Bedarfs, rund 670 Millionen Mark werden für die Bezüge der Beamten, Angestellten und Arbeiter des Reiches veranschlagt. Das Bestreben nach Er- .parnis an persönlichen Kräften ist offenbar. Vermehrung von Stellen findet sich nur aus zwingenden Gründen bet zwei Ressorts, beim Auswärtigen Amt mit fünfzehn durch Aus dehnung unserer konsularischen Beziehungen bedingten Kon sulatsstellen und beim Reichsversicherungsamt, dessen Arbeits umfang durch Uebertragung der Rechtsprechung in der Ange- 'telltenversicherunq entsprechend gewachsen ist. Die Kriegsfolgen kommen mittelbar und unmittelbar mit ganz beträchtlichen Ziffern in die Erscheinung. Neben rund 435 Millionen für soziale Aufwendungen und 1H Mil liarden für den allgemeinen Penfionsfonds erscheinen 114 Mil liarde für Kriegsbeschädigten- und Kriegshtnterbliebenenfür- sorge. Reparationsleistungen und sogenannte innere Kriegs lasten beschweren den Haushalt mit fast einer Milliarde. Ab gesehen von dem aus dem Obligationsdienst der Reichsbahn und der Jndustrteobligationen sich ergebenden Beträgen müssen 1926 für Reparationsleistungen aus besonderen Ein nahmen rund 500 Millionen aufgebracht werden. Hierzu treten noch mehr als 300 Millionen Mark an inneren Kriegs lasten, bedingt durch Liqutdations- und Gewaltschäden, durch Be.atzungLzulagen usm. Für die Zwecke der öffentlichen Sicherheit nach .innen und außen beläuft sich der AuSgabenöedarf auf 866 Millionen, wobei 190 Millionen aus Reichsbetträge für die Polizei ent- fallen, deren Hauptlast von Ländern und Gemeinden getragen wird, während 416 Millionen der HeereSetat und 155 Millto- nsn der Marineetat erfordern. Die beiden letzten Etat- sind zusammen um mehr als 100 Millionen Mark gegen da» Vorjahr gestiegen. Diese Steigerung ist natürlich nicht aus eine Vermehrung der Truppe zurückzufübren, die fa «ach de« Diktat von Versailles mit einer Höchstziffer festgelegt ist, son dern auf sachliche Aufwendung. In sehr interessanter Weife hat sich vor einigen Lagen Retchswehrmtntster Geßler zu einem Vertreter der Presse über die Ziffern seine» Etat» ge- äußert. England gibt allein für seine Luftmacht mit 480 Millionen mehr au» als Deutschland für sein gesamte» Land- beer. Die Aufwendungen für Waffen haben sich seit 1914 um das Doppelte bis Vierfache verteuert. Ein Jnfanteriegewehr kostete früher Sü Mark, fetzt 150 Mark, ein Maschinengewehr 1200 Mark, fetzt 8600 Mark) ein Feldgeschütz 1L Ü00 Mark, fetzt 80 000 Mark. Der Sold der Mannschaft«! betrug zur Zett der allgemeinen Wehrpflicht ganze S Mark monatlich, heut» «rlält der Soldat neben seinen Naturalbezügen monat lich etwa SO Mark tn bar. Sanz ungeheuer verteuert wird b«r Heereßaukwand durch di, sinnlosen Vorschriften -eß Ver sailler Diktate» Vier Munition»- und WeffWhmWbina und -Reserve. Irr Marineetat wirb der Mshraufvanb »ach den Anmerkung des W. T. B. Zu diesen Ausführungen des politischen Korrespondenten des Daily Telegraph ist zu bemerken, daß sie mit den ausdrücklichen offiziellen Zusicherungen der Note der Boischaflerkonferenz vom si6. November v. I. nicht in Einklang stehen. In dieser Note heißt es ausdrücklich, daß „die Ä.rminderung der Besatzungstrnppeil, die annähernd auf normale Stärke verat^esctzl werden", dazu beitragen wird, die Veriven- dung von Wohnungen nnd Grundstücken, die bisher für Bcsatznngstrnppen usw. gebraucht wurden, nunmehr den deutschen Behöiden nnd Mr B-vöikernng zn ermöglichen. Gegen die denoche Anssustnng, daß unter nmmaler vluite der Besatznngc truppen die deutsche Friedensstärke ii den fraglichen Gebieten im Jahre 1914 zn verstehen sei, ist von frauzüstscher Sette kein Einspruch erhoben worden. Mer Tageblatt «»,«>,,»»u»Nu, u»! „z u,»,,» »,»«,» » M u»„,« «,sch.'°.U^U U M^HUH^H* I UH U* HZ UH UH HM UL HF UM UM UL „msprech-ftnsihiu-M „Mch,„tt.« »«tegramm«, ragedtatt ftueerzgedirg». Enthalten- -la amtliches Bekanntmachungen -er Haler -ar Eta-t tm- -er stmtrgerichtr slur- P«stfch*ck-K»aw ftntt Ur. I»»«