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Nii, «uer Lageblatt und An-tt-» für da» Grzgstztr-s. Vonnadrnd, dm IS. Lezem-n t-Ltz. ReichStagSprästdent Löbe, der se'nen bO. Geburtstag feierte. Eatrepue Na-ttfch-Musioll»k. Zn parlamentarischen Kreisen wird heute die Nach, richt bestätigt, bah sich der italienische Gesandte in Bel, grad. General Dodrero, eifrig bemüht, ein« .Zusammen kunft zwischen Mussolini und dem Unterrichtsminister und Bauernführer Stefan Radttsch zustande zu brtNgen. Bekanntlich hat Raditsch kürzlich in einer öffentlichen Rede in Laibach den Faschismus aus das schärfste ange griffen. Nach der diplomatischen Beilegung des Zwi schenfalles stattete General Lvdrero Raditsch einen zweistündigen Besuch ab, in dem dieser dem italienischen Gesandten seine Ansichten über das Verhältnis zwischen Jugoslawien und Italien auseinandersetzte., Raditsch hat sich bei dieser Gelegenheit auch ernstlich für die nationalen Minderheiten in Italien eingesetzt. Ter Ha- lientsch« Gesandte erklärte daraufhin, daß, eine baldige Zusammenkunft der beiden Staatsmänner im Interesse ihrer Länder gelegen sei und begab sich nach Rom, um Mussolini persönlich Bericht zu erstatten. Es unterlieg! keinem Zweifel, daß eine Zusammenkunft zwischen den beiden politischen Kraftnaturen sicherlich die Sache des Friedens im Süden Europas gewaltig fördern könnte Raditsch hat sich immer für die Bauerndemokratie und gegen den Faschismus ausgesprochen, während er in der italienischen Oeffentlichkeit fälschlich immer als Träger einer italienfetndlichen AustriacantismuS (Oesterreicher- tumS) bekämpft wurde. Da die starke Individualität Raditsch' gerade in der letzten Zeit, trotz seiner offen kundig pazifistischen Einstellung eine schwere Krise im italienisch-jugoslawischen Freundschaftsverhältnis hervor gerufen hat, wird die Nachricht von einer bevorstehenden Entrevue in den politischen Kreisen Jugoslawiens leb haft begrüßt und erwartet, daß, sie zu einer merklichen Entspannung zwischen den beiden Ländern führen werde. Andererseits ist man überzeugt davon, daß Raditsch nicht hinter den Berg halten wird und Mussolini seine Mei nung in den Fragen der Adria und des Balkans um> umwunden mitteilen werde. Jedenfalls bedeutet eine Zusammenkunft zwischen Raditsch und Mussolini, wenn sie zustandekommt, eine politische Sensation ersten Rair- ge» für ganz Europa, ? Kus Staät unc> kancl. Nru, de« Id. Hezinttvet 189b. Tumulttzevea km sächsischen Lan-Iag. Dresden, 17. Dez. Di« heutig Sitzung hetz Land, tage» begann mit einem ungeheuren Skandal. Bor Et«v> tritt in die Tagesordnung b. au'.rag'« der Ab«. Böttcher (Komm ), die Sitzung auf drei Stunden zu vertagen, um dem RechtSauSschutz Gelegenheit zu geben, di« komMu- ntsiischen Amnestieanträge zu beraten. Dre Beratung dieser Anträge sei durch die Gozialdemokrutte dauernd verhindert worden, indem sie zweimal VW Absetzung von der Tagesordnung de» RechtSauSschusseS gefordert und erreicht hätten. Al» der kommunistische Berta- gungSantrag mit allen gegen die Stimmen per Korw- «lunisten abgelehnt wird, beginnen die Kommunisten zu schreien und zu lärmen. Auch die Tribünenbesncher, die sich zum weitaus größten Teil aus Frauen und Mädchen zusammensetzen, beteiligen sich an dem Lärm. Hierauf verlangt der Abg. Siewert (Komm.) das Wort zu derselben Angelegenheit. Seine Worte blieben in dem allgemeinen Tumult unverständlich. Es wird ihm zugerufen: wuS willst denn du, du bist doch aus der kommunistischen Partei herausgeschmissen worden. Von kommunistischer Seite erfolgen Zurufe: ihr Lumpen, Verräter ustv. Die gleichen Zurufe ertönen von der Tri büne. Darauf unterbricht Präsident Winkler die Sit zung und läßt die öffentliche Tribüne räumen. Tie Besucherinnen weigern sich indessen, freiwillig zu gehen und müssen von den Beamten des Landtages hinauSge- drängt werden. Einige von ihnen treten vor an die Brüstung und rufen in den Saal: Pfui, ihr Schufte usw. Eine Frau spuckt aus, andere schreien: Unsere Männer Ein Ms WDWsgesW ist di« Buchausgabe des Roman» Unter -er Geißel -es Lebens von I. Schnei-er-Zörsil. Preis des geschmackvoll gebundenen Buche» Mk. 3.-. Sesiellunge« umgehenö an-as Mer Tageblatt. gehören nicht ins Zuchthaus. Mittlerweile ist auch im Saale der Lärm immer größer geworden. Die Kommu nisten Schmincke und Siewert gehen auf einzelne sozial demokratische Abgeordnete mit geballten Fäusten zu. Ten Kommunisten wird zugerufen: Ihr habt ja die Leute erst ins Zuchthaus gebracht. Hierauf setzt wieder gro ßer Lärm ein, der nur langsam abebbt. Tier Saal leert sich hieraus allmählich. Vke Zafchisien gegen öle republikanische Partei. Triest, 17. Dez. Am Dienstag sand in Triest in einem Restaurant ein Kongreß der Republikanischen Partei Italiens statt, die bekanntlich in Triest einen starken Stützpunkt hat. Zu dem Kongreß,, der unter dem Vorsitz der Kammerdeputierten Donellt und Bergamo abgehalten wurde, waren zahlreiche Vertreter aus dem ganzen Reiche, besonders aber aus dem Friäul und Istrien, sowie aus Zara erschienen. Gegen Mittag drang Plötzlich während der Tagung die Polizei in das (Versammlungslokal und verhaftete trotz des Protestes der beiden Abgeordneten sämtliche Teilnehmer und brachte sie in Lastautos auf die Quästur. Die Haupt-, delegierten der Republikanischen Partei wurden in Hast behalten. Auch zahlreiche Haussuchungen wurden vor- genommeu. Gründung «Äl«S nationalen Sewerlschastsbunde». In einer Besprechung von Vertreiern nationaler Äxbeitnehme''- Organ Mionen aus dem ganzen Reiche wurde am Mittwoch im Reichstag die Gründung des nationalen Gewerkschafts bundes beschlossen. Ein Ausschuß wurde mit der Vorbereitung eines nat'onalen Gewerkschaftstages tür den Monat Januar 1826 beauftragt. Die Geschäftsstelle befindet sich bei der natio nalen Gewerkschaft Deutscher Eisenbahner, Berlin-Steglitz, Rückertstraße 2a. Da» Urteil im Pähner-Prozetz. München, 17. Dezember. Im Prozeß wegen fahr lässiger Tötung des OberlandeSgcrichtsrates Pöhner wurde heute mittag das Urte'l gefällt. Der Angeklagte Kauper wurde im Sinne der Anklage zu einer Gefänqwsitrafe von zwei Monaten verurteilt. DaS Gericht hält e'nen verbrecherischen Angriff auf Pöhner nach dem Unfall für vollstünd'g ausge schlossen, ebenso die vorsätzliche Herbeiführung des Unfalls. SrwerbSlosendemonftrationen in Stettin. Am Donners tag fanden in Stettin Demonstrationen der Erwerbslosen statt, die nach einer Meldung des „Lokalanzeigers" auf kommun'- sttsche Propaganda zurückzuführen sind. In der Stadtver- erdnetenversammlung, die einen Antrag der Sozialdemokraten und Kommunisten, der über die Magistratsvorlage weit hinauSging, ablehnte, kam es zu erregten Svenen. Dor dem Rathaus« versuchte wiederholt die Menge in da» Gebäude einzubringen. Nur mst Mühe konnte die Polizei die Ordnung aufrechterhalten. Ehtmcherlain Ehrenbürger »an London. Wie gemeldet wirb, hat die Tyti-Eorporation von London beschloßen, S',r Austen Thamberlain für seine Verdienste um den Vertrag von Locarno da» Ehrenbiirgerrechr von London zu verleihen. Sitzung -es Sezkrksausschusies -er fimtshauptmannschaft Schwarzenberg am 18« Dezember 1825. Einleitend wurde Kenntnis genommen von den von der Amtshauptmannschast ausgesprochenen Geneh migungen zu Larlehnsaufnahmen einiger Gemeinden. Sodann wurden genehmigt einige Nachträge zu Gemein- deversassungen, die politische und schulische Umbezirkung eines Trennstückes des selbständigen Gutsbezirks Staats forstrevier Johanngeorgenstadt in die Stadtgemeinde Johanngeorgenstadt und die Feuerlöschordnung der Ge meinde Alberoda. — Tie BerufSmäßigkeit eines Bürger meisters wurde auf eine gewisse zurückliegende Zeit an- erkannt. Die Wiederwahl des Bürgermeisters in Lin- denau war nicht zu beanstanden. — Tem Gesuch einer Gemeinde um zinslose Gestundung der BeztrkSumlage konnte nicht stattgegeben werden. — Es gehen immer wieder von privater Seite Darlehnsgesuche für Haus bauten beim Beztrksverband ein. Eine Berücksichti gung ist selbstverständlich nicht möglich, da dem Bezirks verband keine Mittel für derartige Zwecke mehr zur Verfügung stehen. Täe Mittel des Bezirksverbandes werden durch die stetig wachsenden Ausgaben für Unter« stützungözwecke mehr denn je in Anspruch genommen, so daß nur die allernotwendtgsten Aufgaben dprchge- führt werden können. — Gin Beitrag zur Zeppeltn- Eckener-Spende wurde aus grundsätzlichen Erwägungen abgelchnt. — Tie Frage der mißlichen Finanzlage der Gemeinden wurde auch diesmal wieder auftzerollt und war der Ausgangspunkt zu einer langen Aussprache über das.Thema „Erwerbslosigkeit und Betriebsstill- logungen". Hierbei wurde folgende Resolution ange nommen, die durch eine Abordnung an die maßgebenden Regierungsstellen überbracht werden soll: „Ter Bezirks ausschuß steht der sich immer mehr steigernden Erwerbs losigkeit mit größter Besorgnis entgegen. Zahlreich« Be trieb« sind gezwungen, zu schließen, weil das zur Durch- führung der Aufträge erforderliche Betriebskapital fehlt. Deshalb wird dringend gebeten, da» zur Durchführung der vorliegenden Aufträge erforderliche Betriebskapital au» den Erwerbslosenverficherungsbetträgen vorschuß weise zu bewilligen. Durch diese Maßnahme wird grö berer Erfolg erzielt al» durch Zahlung von Erwerbs losenunterstützungen. Gleichzeitig bittet der Bezirksausschuß^ Schritt« zur Beschaffung von Arbeitsgelegenheit ftw «mverbslase aus dem weg« der produktiven Erwerbslosenfürsorze zu un ternehmen, wozu sich Seltenheit bietet durch soforti gen Beginn der Bauarbeiten der geplant««» Talsperre del WettsrKviese." , s Mörttsmarkt In Sachsen. La» LpndeSamt 'für Arbeitsvermittlung veröffent licht über die Lage auf dem sächsischen ArbeitSmartte für die Zett vom 6. bi» 12. Dezember folgenden Bericht: Auch in Vieser BertchtSwoche «nachte die Verschlech terung der Arbeit-Marktlage wettere Fortschritt«. Eine Besserung der Lage ist in absehbarer Zett nicht zu erhof- sen, zumal die Industrie wettere Entlassungen, Kurz arbeit und Einführung von Feierschichten ankümdtgt. In der Landwirtschaft traten keine wesentlichen Beräni- derungen ein. Tie Nachfrage nach Arbeitskräften in dieser wie äm Gärtnergewerbe und in der Forstwirtschaft war ganz gering. Arbeitsuchende stehen in großer Zahl zur Verfügung. Im Bergbau konnten zwar auch dies mal Vermittelungen in zufriedenstellendem Ausmaß« getätigt werden, doch ist der Bedarf an Arbeitskräften im großen und ganzen gedeckt. Weiter verschlechtert hat sich die Arbeitsmarktlage in der Industrie der Steine und Erden. Die Ziegeletbetrtebe ruhen fast vollständig!, und die Stetnbruchbetrtebe und Sandgruben beginnen infolge der ungünstigen Witterung Arbeitskräfte in größerem Matze abzustotzen. Befriedigend blieb nur noch die Lage in der Glasindustrie und in der kera^ Mischen und Tonwarentndustrie. In der Metallindustrie hat sich Vie recht ungünstige Lage durch wettere Be triebseinschränkungen und Entlassungen noch mehr ver schärft. 'Spezialsachkräfte wurden nur ganz vereinzelt verlangt und zugewiesen, während die Zahl der er werbslosen Fach- und ungelernten Kräfte von Tag zu Tag steigt. In der chemischen Industrie konnten trotz des befriedigenden Geschäftsganges Arbeitskräfte nicht zugewiesen werden. Immer mehr bemerkbar macht sich die Verschlechterung der Arbeitsmarktlage in der Textil industrie. Auch in dieser Berichtswoche gingen Betriebe der einzelnen Branchen zur Kurzarbeit und zu Ent lassungen über, und wo noch guter Geschäftsgang herrscht, wurden Fachkräfte nur in geringer Zahl bezw, nicht mehr verlangt. Nicht gebessert hat sich die dauernd ungünstige Lage in der Papier-, Leder- und Holzindir- strie. Bäcker konnten infolge der Weihnachtsbäckerei 'in etwas größerer Zahl als bisher in Aushilfsstellen uy- tergebracht werden. Für Konditoren sowie für Flei scher boten sich nach wie vor nur wenige AushilssmöA- lichkeiten." Die Süßwarenindüstrie nahm erneut Ent lassungen vor, und merklich verschlechtert hat sich die Lage in der Zigarettenindustrie. Zu Kurzarbeit und Entlassungen kam es ebenfalls in der Zigarrenindustrie und im Tabakgewerbe. Weiterhin ungünstig blieb die Arbeitsmarktlage im Schneidergewerbe und in der Schuhindustrie. Auch in der Wäschekonfektion, in der Blumenindustrte, im Kürschnergewerbe und im Zu richtergewerbe konnte keine Besserung der Lage festge stellt werden. Etwas reger war dagegen in dieser Be richtswoche die Vermittlungstätigkeit in der.Strohhut industrie. Im Baugewerbe war der Zugang an erwerbs losen Fach- und Hilfskräften außerordentlich groß. Für gelernte Kräfte des graphischen Gewerbes blieb die Lage noch günstig, dagegen erhöhte sich die Zahl der erwerbs lose» Hilfsarbeiter und -arbeiterinnen. Nur wenig Ar- beitsmöglichkeiten boten sich für Musiker-, Bühnenan- gehürige und für Bedienungspersonal in der Gast- und Schanlwirtschaft. Hausangestellte stehen in genügender Zahl zur Vermittlung bereit. Mangel besteht noch ver einzelt an solchen mit guten Zeugnissen und Kochkennt nissen. Erheblich gestiegen ist die Zahl der erwerbslosen ungelernten Kräfte, und nach wie vor ungünstig blieb die Lago für kaufmännische und Büroangestellte. Weihnachtshutzenabend des ErzgebirgsoereSnS. Am Montag, den 14. Dezember, veranstaltete der Erz- geöirgszweigvere'n Aue seinen diesjährigen Weihnachtshutzen abend im Bürgergartensaale. Der strahlende Ltchterglanz zweier goßer Weihnachts bäume sowie das freundliche Bl'.nken einer großen Anzahl von weihnachtlichen Kerzenhaltern (Bergmänner usw.) und der Duft der Räucherkerzchen versetzten die Ankommenden sofort in WethnachtSstimmung. Der Abend wurde eröffnet m/t dem allgemeinen Gesang: „O, du fröhliche", worauf der 1. Vorsitzende, Oberstudienrat Prof. Schulz die Anwesenden mit herzlichen Worten bewill kommnete. Seine Begrüßungsrede gipfelte m dem Wunsche, daß die Mitglieder des Erzgebirgsvereins in der gemeinsamen Liebe zur Heimat stets i'n weihnachtlicher Liebe zueinander stehen möchten. Vor allem aber sollten sie die weihnacht liche Liebe ihren Kindern dahvm und draußen spüren lassen, damit diese oft und gern von der wundersamen Weih nachtszeit bahe'm im Elternhause erzählen und in lieber Er innerung an das Weihnachtsfest im Elternhause ihren Kin dern wieder ein rechtes deutsches We'hnachtsfest bereiten ler nen. Mit dem lieben Weihnachtsfest, in dem sich unter allen Festen deutsche Art und deutsches Wesen am besten wieder spiegeln, an das sich unsere treuesten K'ndheitserinnerunger knüpfen, sei ja so unendlich viel schönes und echtes Volkstum aufs innigste verknüpft. Daraus erkläre sich auch, daß andere Völker nicht verstehen und uns nicht nachzufühlen vermögen, was uns Deutschen unser We'ihnachtsfest bedeute. Nach einem in gebundener Form von Frl. Voigtmann recht gut vorgetragenen Vorwort folgten Einzel- und Zwie- gesänge zum Klavier und zur Laute des Herrn Stubienrat Hugo Eberwein und je ner Frau Gemahlin. Sie führten die Hörer im 1. Teil des Abends in „Deutsche Weihnacht", im 2. Teil in „Eyzgeb'rgische Weihnacht". Ein ganzer Strauß köstlich duftender Seelenblumen war eS, der den Zuhörern von den beiden Vortragenden geboten wurde. Wer sie hörte, dem flutete Licht und Leben in» Herz hinein; es war, als ob ein linder Bergwinb die Hörer mit fortgcweht hätte, hinein in ein weihnachtliche» Heiligtum. Welch re'neS Genießen eine» glücklichen Weihnachten» klang au» diesen Liedern, die frei von allem Gekünstelten zu Gehör gebracht wurden!