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1. SeUag« zu Nr, »I des Im« Tayrblattss und für bat Lrzgsbsrg». Lomitag, den tü. DheraL« ISIS, Familie Bothmer verweigert die Aussagen. Sooo« Mark Proßskkosten. > jedoch für di« Beurteilung pes y«Nr» von größt«« Be deutung tst, so bleibt kein anderer Wog, al» den Bor» sitzenden de» rchdssengertch!» und den NefsrmNM al» Ze'tgen -u hören." > > ! Gotodmo, IS. D«>. Bor Beginn der heutigen Stb- tzUNG Bild »'N Kr«ts« von Prozeß-Beteiligten di« Kosten- frag« dt«s«r ganzen forensisch«« Unternehmung erörtert. Bor W«rt d«r tu P» l»tn und Pot»dam gestohlenen Ge- genftüad« betrügt etnschlieblich der der grau Kammer abhanden gekommenen Geldbetrag« tntg«samt «twa 1S00 Mark. Die di»h«rig«n Gertcht-kosten für betd« Jnstan» zen werden auf SO OSO Mark g«schätzt, wozu dann noch evtl, di« Kosten der Nevtston«instanz kn-mnen. yormal hat ja die Angeklagte, fülle sie verurteilt wird, die Gerichtekosten zu zahlen, aber daß sie je mals ein« derartige Summe an den FiSku» zahlen könne, tst in hohem Maße unwahrscheinlich. Ler Vorsitzende, Landgertchtsdtrektor Dr. Hellwig, berichtigt zu Beginn der heutigen Verhandlung einige Punkte. Ler Verteidiger, Rechtsanwall Dr. Brandt, stellt dann folgenden Antrag: „Ich beantrage, den Land- gerichtSdirektor Westerkamp und den LandgertchtSrat Htrschfeld als Zeugen zum Beweis dafür zu laden, daß der Ehemann der Angeklagten, Graf Ludwig von Both- mer, in der Verhandlung vor dem Schöffengericht be kundet hat, die beiden in Frage kommenden Perserbrük. ken am 6. August kurz vor Antritt seiner Dienstreise im Tamenztmmer seiner Wohnung liegen gesehen zu ha ben und verlangt habe, die Teppiche wieder au« dem Haus« zu schaffen. Gras Bothmer hat in der Be-lfungs- Verhandlung seine Aussage verweigert. Kte Verlesung feiner vor dem Schöffengericht gemachten Bekundungen ist unzulässig. La die Aussage de« Grafen Bothmer Ta« Gericht beschließt, als wahr -n;tr-rkenn«rr, daß Graf Bothmer in der ersten Verhandlung, dies« Aussage gemacht hat. Tem Beispiel de» Ehemann» der Ange^j^n schlos sen sich die heut« al« Zeugen geladenen SMglieder der Familie Bothmer an. ! ' Sticht nur die Nichte der Grüfin, son dern auch der SchwNger, Graf Adolf v. Bothmer, verweigerten di« Aussage. Justiziar Dr. Josephsohn wie» darauf hin, daß dre Grä fin ja einem Betrüger zum Opfer gefallen sein kannte. Zum Schluß kam schließlich die HauptbelastungSzeugin, die Auswärtertn Frau Bandura, deren Ehrlichkeit schon da« vorige Mal angezwetfelt wurde, etwa» schlecht sort. Der Bonbonkocher Zerlau, der in der gleichen Bonbon fabrik wie die Bandura angestellt war, bekundet« näm lich, daß Frau Bandura eine« Tage» eine 25-Pfund- Tose mit Bonbons auffällig beiseite gestellt habe. Die Tose sei später fortgewesen. Ob sie jedoch Frau Ban dura genommen hatte, konnte der Zeug« nicht sagen. Jedenfalls wurde darauf Frau Bandura mit ihren Schwestern au« der Fabrik entlassen, ohne dagegen An spruch zu erheben. Wegen dieser Aussage dürfte e« im Lauf« de» Nachmittags zu heftigen Auseinandersetzun gen mit Frau Bandura kommen, wenn diese al» Zeu gin vernommen wird. Srlbstmor-oerjuch Lya -e puttis. Die Filmschauspielerin Lya be Puttis ist Freitag nacht aus bem Fenster Ihrer im zweiten Stock gelegenen Wohnung in Schöneberg gesprungen. Die Künstlerin fiel auf bas Straßen pflaster und rief um Hilfe. Man brachte sie nach ihrer Woh. nung zurück. Nach genauer Untersuchung stellte ein Arzt fest, daß der Sprung ins Dunkle ohne ernstliche Folgen vorüber gegangen war. .... »eil er sie nicht mit nach St. Moritz nimmt. Di« bekannte Filmschauspielerin Lya de Putti ist in der vergangenen Nacht au« dem Fenster ihrer in der ersten Etage liegenden Wohnung in der Haberlandstraße 13 gestürzt. Die ser Fenstersturz Lya be Puttis ist nicht tragisch verlaufen, und auch seine Ursache tst n'cht allzu tragisch zu nehmen. Lya de Putti hat ein« nicht schwere, wenn auch 2b Zentimeter lange Wunde am Bein davongetragen sowie e'ne leichte Rückgratver«. stauchung. Einige Tage Bettruhe werden sie völlig wieder Herstellen. Lya de Puttl selbst stellt den Vorgang folgender maßen bar: „Alles, was da von Selbstmorbabsicht erzählt und kom biniert wird/ sagte Lya de Putti, „ist reiner Unsinn. Ich bin ein viel zu lebenslustiger Mensch, als daß ich an Selbstmord auch nur im entferntesten denk«. An dem Sturz aus dem Fenster bin ich freilich ein wenig schuld. Sie wissen ja, daß wir Frauen mitunter temperamentvollen Eingebungen folgen, auch — ich muß eS schon sagen, — wenn keinerlei Vernunft dahinter steckt. Also ich befand mich gestern Abend in Gesell-! schäft dreixr Herren, von denen der eine ein recht guter Freund von mir ist. Wir halten in einem Berliner Hotel zu Abend gegessen und waren dann noch in einem Klub. Spät abends geleitete mich mein Freund in meine Wohnung und dort ent spann sich ein Streit zwischen unS beiden. Der Gegenstand war eigentlich wicht sehr wichtig. Ich möchte nämlich sehr gern zum Wintersport nach St. Moritz fahren, da ich ja ohne dies in Berlin augenblücklich nichts zu tun habe. Der Film, in dem ich arbeiten soll, wird jetzt noch nicht gedreht, so baß ich also über meine Zeit verfügen kann. Mein Freund war an derer Meinung. Ich sollte in Berlin bleiben. Schließlich rannte er wütend fort, warf die Tür hinter sich zu und ver- j ließ die Wohnung. Ich war so nervös und so ärgerlich, daß ich das Fenster aufriß, um ihn zurückzurufen. Als ich ihn auf der Straße — es war natürlich stockdunkel — nicht gleich sehen konnte, erklomm ich bas Fensterbrett. Vielleicht, ich weiß 'es im Augenblick nicht mehr so genau, spielte auch der Wunsch mit, meinem Freund den Schreck einzujagen, ich wolle mich aus dem Fenster werfen, damit er reuig zurückkehre. Ich hatten damit Erfolg: Mein Freund stürzte inS Hau» zurück, öffnete die Wohnungstür und lief den Korridor entlang, bis zu meinem Zimmer. Aber gerade, als er im Türrahmen auf tauchte und ich mich nach ihm umsah, verlor ich bas Gleichge wicht und stürzte hinab. Einige Augenblicke lang glaubte ich, völlig zerschmettert worben zu sein. Ich merkte aber bald, daß die Sache nicht allzu schlimm verlaufen war. Mein Freund und zwei andere Hausbewohner sorgten für meinen Rück transport in die Wohnung. M« tzee Aole itzt uud trürtt. An recht anschaulich«, Weis« beschreibt Alfred DMn in feiner «Reise tu Polen- (S. Fischer Verlag) sein« Eindrücke in Polen. Von den War- schauer Gpeilse-ausern entwirft er folgendes Bild: „Li« Stad» hat kein« Musikkaffee». Auch Kaffees find selten, ein« gegen über dem Hotel Bristol, ein Männer- und Geschäft-kaffe«, ein kleine« aste» unten im StaatStheater, und sonst einige; meist nur Konditoreien. Wundervolle kleine Kuchen, sehen aber nur so au»; ist ost ein unangenehmer Geschmack an ihnen. Den Kaffee servieren sie in Gläsern, gleich mit Milch und Zucker, wenn man „weißen" bestellt. Gut schmeckt er nicht, sie sind nicht groß darin. Die Restaurant«, das ist ihr Raum, Da wird delikater musiziert und getafelt al» in Deutschland. Tin« rote Rübenfuppe, Bartsch, trinke ich öfter, mit und ohne Et. Alles mit Verve bereitet, schwungvoll und elegant ser viert. Kellner und Boy- in Rotten. Sie beginnen mit ge waltigem kalten HorS d'oeuvce; haben Rendezvous mit meh reren Alkoholsorten polnischer Art, hochprozentigen Schnaps, der einem die Lippen verbrennt. Las Trinkgeld der Kellner ist abgelöst; man legt aber auf die bezahlre Rechnung noch etwas, wohl, damit das Papier nicht fonfliegt. Um 3 Uhr geht das Essen loS; bann wird die Musik aufgedreht, und wa» oorher aß, war PleoS. In der „Oase" esse ich das erste Mal. Der Mund bleibt mir offen stehen bei der Musik. Mein Appe tit ist schon schwach; spielt man aber so raffiniert — drei Mann, und einer blättert um —bin ich ganz verloren. Zwi- scheu Rehrücken und ToSka komme ich um. Wenig Rachitis auf der Straße, wenig krumme Beine bei Männern und Frauen und Mädchen. Ich frage erst ganz falsch: wer hat hierzuland die krummen Beine: Männer oder Frauen. Kin der oder Erwachsene? Die Beine krümmen sich erst im Westen. Es ist niemand auf der Straße, in der Elektrischen. Leute von guten Sitten rauchen nicht einmal draußen. Ein großartiges Kapitel. Nur wer bas Stullenpapier kennt, weiß, was ich leide. In jede Elektrische kann man sich setzen, ohne «'n Furcht zu geraten, wenn ein Herr, eine Dame die Aktentasche öffnet und' es, es herausnimmt — der kauende schmatzende Mensch die beißende, schluckende Bestie, man flüchtet von Sitzbank zu Sitzbanh, zuletzt auf den Perron in Deutschland. In Warschau ruht man in Gottes Hand. Soupers nach dem The ater, Konzert in den großen Reßaurants, in die Nacht b's ein, -,wet, drei. Wenige öffentliche Tanzlokale, keine Dielen. Fabelhafte Bonbon». Ms schönstes Nsikmackts Sesckrenk empkebl« Ich; kwWMSie Ihpnte sowie sämtliche Leäarfsartikel als: Stative, l'aschev, plattes, filme, Selbstauslöser, Selbsckeibev, bedrbücker, velicktuagsmesser eie. in tadelloser geschaffenste». Srler 8 Lo. llacstf., klus, Markt s. Telefon 14. Ink.: Karl Sommer. Telefon 14. kackuvSim. Seäleuuog. tkoeteol. Noleltullg. versaoä vaL auswärts. ZMMmeins veutseks Saknkoktraüe S-7 ^UV - - . . kernspr. 650, 651, 730-32 »suplsnrteM: l.«lprls empfiehlt sicst rur äuskütirunx aller dankmSÜizen OesckSkte ru Lünstixsten 8e6in8ungen. — Vermietung keuer- u. ckledeselekerer StnklkLeker. — Kelseeckeek» in eilen Währungen. — Frühesten fort! Mochte Tamara es übernehmen, den erstaun ten Eltern diese Wendung der Dinge zu erklären. Jetzt aber die Antwort auf diesen Brief. Die wollte er ihr hterlassen. Er mußt« ihr schreiben, daß sie total fehlgegriffea, ihm Dinge unterschoben, «n die seine Seele i« Traume nicht «e dacht. Da» wollt« er ihr schreiben. Gert sprang zum Koffer, um Feber und Papier heraus- »unehmen. Oeffnete den Koffer aber nicht. E'ne Antwort — eine Antwort auf solche Worte? Nein! Die gab es nicht. Es gab keine Entgegnung hierauf. Wem so etwas gesagt wurde von der Frau, die er liebte, für den gab e» nur einS: Schweigen. Mochte Tamara die Aufklärung über das ganze Unrecht, da» sie an ihm geübt, kommen, woher sie mochte — sein Stolz war zu tief verletzt. Er konnte diese Ausklärung selber nicht bewirken. Und wenn er darüber sterben sollte! Nein — kein Wort, keine Silbe der Entgegnung. Tamara war jetzt so gegen ihn gesonnen, daß er Gefahr lief, sie schickte jede Zeile, de er an sie noch richtete, ungelesen an ihn zurück Auch solche Demütigung zu dulden, das ging über sein vermögen. Das tat er nicht. Dem setzte er sich n'cht aus. vorbei — vorbei — verloren. Zu Ende — alles. Aus. Du» ... Tr jank auf bas Sofa — der Länge nach Lag auf dem Gesicht, schluchzte In die Kissen hinein. W'e weh tat ihm sein Herzi E» schmerzte durchaus körperlich, al» hätt' eS einen Riß empfangen. , . , Jetzt trocknete er die Augen. Ihn fröstelte in seinem dünnen SesellschaftSanzug. , , » Er kleidete sich nm. D« Zubettgehen dachte er nicht. Er legte seinen Reiseanzug an, packte den Koffer, machte alle» zum Aufbruch bereit. Begann dann, rast- und ruhelo» im Zimmer auf- und niederzugehen, von seinen guälenden Gedanken gejagt. Tamara hatte geschrieben: Du kannst und wirst nie qlückhch werden. Das glaubt« er ihr. Denn er hatte nicht geahnt, baß «an so unglücklich werden kennt«, wie er e» »ar in dieser schrecklichen Nacht. Schneckenhaft langsam schlich sie. Die Zeit rückte nicht vom Fleck. Dehnte sich zu Ewigkeiten. Wenige Schritte von ihm entfernt lag Tamara wach in ihrem Bett, trauerte, wie er, um ihren jäh zerschlagenen schönen Traum. Weinte wohl, wie er, so nah bei ihm — und doch so weltenfern ihm entrückt, al» schäumten Meer« »wischen ihnen. Nach dem, was nun geschehen war, stand e» wohl fest: sie würden nie wieder sich zueinander finden. Mein Gott — er hätte sich darein geschickt, wenn dieses kurze, kurze Glück jäh geendet hätte — mit einer Heirat Tamara« etwa — mit irgendeiner Bernunftehe — und sie wären in Frieden voneinander geschieden. Gin jeder dem anderen ein liebe» Andenken bewahrend, Dankbarkeit für all da«, was st« in, ach so kurzer Zett, einander geschenkt. Und jetzt? Jetzt riß Tamara mit Flüchen sich von ihm lo». Prophezeite, wünschte ihm Unheil. Weil er, wie sie wähnte, so schuldig geworden. Jetzt hatte sie nur Ver achtung für ihn. Jetzt jagte sie ihn grausam von sich mit den kränkendsten Beleidigungen. Ta« war in der Tat ein schmerzvolle» Ende. So grausam, hart und bitter, wie er nie etwa« erlebt. Gert fühlte, wie die Bitterkeit in sein Herz zog und e» vergiftete. Spürte, wie da« Leiden ihn in Besitz nahm. Empfand den zentnerschweren Truck, der sich ihm auf die Brust legte mit dem! Unglück, da« Mer ihn ge kommen. Sein Gemüt war krank davon. Schwermut breitete ihren schwarzen Schatten üb«r ihn. Wa« sollt« er noch hoffen? Wa» erwarten? Wofür arbeiten? Wenn am Ende hinter jedem werdenden Abend dih Hoffnungs losigkeit stand? Wozu leben? Wozu? Di« Sehnsucht «ach dem Nichtsein stieg groß in ihm auf. Tort unten vom »««flog hinabspriNL«». Hinaus» schwimmen in da» schwarze Wasser. Nie wiederkehren — unauffindbar — Sollte er das seinen Eltern zufügen, weil — weil eine kleine Lame ihn gekränkt und beleidigt? Ach Gott — nicht da« wäre der Grund. Der wahr« Grund für die Sehnsucht in« vergehen, ins Nichtset«, der lag darin, daß er auf nicht« — nicht« in der Welt mehr hoffte und sich freute. Der Anreiz zum Leben, der — schien ihm — war für ihn dahin. Bor ihm stand brühend die Zwecklosigkeit, die Leere, die Unbefriedigthett. Nein — nein — er dachte nicht an Selbstmord. Nicht im Ernst. Solch« Regungen kommen wohl in den bedrängtesten Augenblicken diese» ErdendasetnS. Er war aber doch in zu hohem Grade Mann der Pflicht, als daß er so rasch an Fahnenflucht denken durste. Sr wußte, er sah j«tzt, er hatte aus seinem Posten zu stehen. Glück lich, oder nicht da» war die Frage nicht. Er hatte das von dem heute betagten, arbeit»- müden Vater errichtete groß« Werk weitevzuführen, die* ses Werk, das Tausenden von Menschen Brot und Arbeit gab. Er würde den Posten auch ferner ausfüllen, sei nen Mann stehen — ganz gleich^ wie ihm Persönlich dabei zumute war. i ! , I ! Auch war noch «in Erwarten in ihm, da» ihn mit Spannung erfüllte. Gr wollte sehen und abwarten, welchen Weg diese Tamara jetzt gehen würde — sie, die diese Nacht die Brücke zu ihm so plötzlich abgebrochen und mit Verwünschungen sich von ihm geschieden hatte, Gr haßte sie nicht für all da» Unrecht, da» sie an ihm begangen. Nein — weil er sie noch liebte, nur deshalb — nur deshalb konnte» die Stretche so schmerzen, die sie gegen ihn geführt. Gr will und wird sie inetde« und wird doch von ferne ein Auge auf sie halten — vielleicht — vielleicht —, daß doch die Stunde einmal kam, wo sie dennoch nach ihm rief und seiner bedurft« — (Fortsetzung folgt.)