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Nr. 2S2 Sonnabenä. cten S. Dezember 192S 20. Zahr^ang Eine Zusammenkunft Stresemann-Briand in Varis der Ministerzusammenkunft ausgegangen sei, sollen aber wettere »praktische Resultat« au» der durch Looarno ge schaffenen europäischen Solidarität" erzielt werden. Sürgermelster Vr. Külz Netchswehrmlnister! Ein Leipziger Blatt will wissen, das, man in eingewejhten politischen Kreisen sich i^hr ernsthaft bamft beschäftigte, das Reichstaasabgeordneter Dr. Külz auf den Poften des Reich?» wehrministerS Geßler kommen soll. hlaSenburgs Sefuch in Köln un- Sonn. Köln. 3. Tez. Nach einer Meldung der „Kölni schen Volkszeitung" dürfte der Besuch de» Reichspräsi denten im geräumten Gebiet schon in den ersten Februar, tagen zu erwarten sein, da man mit der Räumung der gesamten ersten Zone bi» Ende Januar rechnet. GS ist ein achttägiger Aufenthalt, vor.allem in Köln und in Bonn, in Aussicht genommen. » Abreise Ser Delegationen aus Lonürn. London, 3. Dez. Die deutsche Delegation ist heute nachmittag.2 Uhr von Victoria-Station abgereist. Zur Verabschiedung hatten sich der deutsch« Botschafter Dr. -Sthamer, der englische Botschafter in Berlin Lord d' Abernvn und im Persönlichen Auftrage Chamberlains der Einführer de» diplomatischen Korps Monck etnge- funden. Reichskanzler Dr. Luther, der mit anderen Te- legattonSmttgliedern frühzeitig auf dem Bahnhof ein getroffen war, unterhielt sich vor der Abfahrt mit den Beamten per Botschaft und mit Vertretern der Presse. Der belgische Premierminister Vandervelde sowie Scialoja und die anderen Mitglieder der Italienischen Delegation sind heute abgereist. Das Reichskablnett trltt erst am SonnabenS zurück Berlin, 3. Dezember. Von zuständiger Berliner Stelle wirb seht mitgeteilh dast das Reichskabinett voraus sichtlich erst am Sonnabend zurücktreten wird. Parts, S. Dez. Sauerwein meldet dem..Matin" au» London, da- in den nächsten Tagen eine Zusammen kunft Briand-Gtresemann in Part» stattfinden wird. Gestern war Plötzlich in London das sensationelle Gerücht aufgetaucht,.Stresemann werd« bereit» auf der Rückreise nach Berlin über Part» fahren und .dort Aufenthalt nehmen. Nach den Informationen Sauer, wein«, die, wie er betont, au» bester Quelle stammen, „ist die Pariser Reise Stresemann» im Prinzip schon in Locarno beschlossen worden". Stresemann wäre schon früher nach Paris gekommen, wenn nicht die Minister krise in Frankreich ausgebrochen wäre. Es sei aberlwe nig wahrscheinlich, da- er bereits heute morgen schon auf seiner Rückreise Paris berühren werde, da Briand zu sehr im französischen Parlament beschäftigt sei. Saucrwein schließt also, da- Stresemann „in einigen Tagen" in Paris sein wird, sobald auch die deutsche Ministerkrise erledigt sei. Gegenstand der Besprechungen Briand-Stresemann werden „Verhandlungen allgemeiner Art, die bereits in London angeschnitten worden sind", insbesondere über die Kontumazurteile der französischen Krtegsge- richte, die Handelsluftschiffahrt und den Ein tritt Deutschlands tn den Völkerbund, sein. Nach dem Wunsche BriandS, von dem die Initiative zu Berlin, 3. Tez. Gegenüber der „Matin"-Meldung, daß tn den nächsten Lagen ein« Zusammenkunft zwi schen Briand und ReichSaußenmlnister Dr. Stresemann in Paris stattfinden wird. Erklärt man an Berliner zu ständiger Stelle, daß hier von einer solchen Absicht Dr, Stresemann» nichts bekannt ist. Am Sonnabend wird «voraussichtlich die Gesamtdemission des Kabinett» er folgen, und da nach übereinstimmender Auffassung aller Politischen Kreise die Regierungskrise sich längere Zeit hinziehen kann, ist gar nicht abzusehen, wieso der Reichs- außcnminister Dispositionen über seine Reise nach Pa ris schon jetzt getrpffen haben könnte. .Bet dieser Ge- legenheit sei auch erwähnt, daß die Pariser Konferenz über die Luftfahrtfrage, die nach den bisherigen Mel dungen morgen beginnen sollte, um einige Zeit ver. schoben wurde. Ein genauer Zeitpunkt für den Beginn der Konferenz war bisher noch nicht festgesetzt. Man nahm allerdings an, daß sie Lm Freitag werd« begin nen können, doch ist die Verschiebung um einige Lage notwendig geworden. Die Räumung Kölns. Köln, 3. Tez. Als erste größere Formation rückte heute aus der.nördlichen Zone des besetzten Gebietes das tn Köln garnisonierte Erste Manchester Infanterie regiment nach der neuen Wiesbadener Zone ab. Es handelt sich um ungefähr 500 Mann. Unter Vorantrttt der Regimen.tSkapelle marschierten die Engländer von ihrer Kölner Kaserne aus durch die Stadt mach dem Güterbahnhof Gereon, wo der Zug zur Aufnahme schon bereit stand. Zivilisten waren nicht zugelassen. Die Truppen wurden von dem Kölner Höchstkommandieren- den verabschiedet, dann setzte sich der Zug, etwa mm S Uhr nachmittags, nach Süden in Bewegung. Tas Man- Hefter-Regtment wird nach Königstein im Taunus ver legt, wo es Freitag früh eintrtfft. Nach einer Meldung des Wolfs-Büro befindet sich das Hauptquartier der englischen Rheinarmee in Zu kunft in Wiesbaden auf dem Schloßplatz in einem Hotel. Zu den Orten, die in Zukunft nahe am nördlichen Ring des besetzten Gebietes liegen und daher fürchten, Besatzungen zu bekommen, gehören auch die Luftkur- und Badeorte des AhrtaleS, vor allem das bekannte Neuen ahr. Nunmehr wird von französischer Seite erklärt. Paß eine Belegung des Ahrtales mit Truppen nicht bevor steht. Dr. Heßler omtsmüüek Berlin, 4. Dezember. Einer Korrespondenzmelbunq zufolge soll Reichswehrminister Dr. Geßler dem Reichspräsi- benten mLtgeieilt haben, dast er bei der Neubildung des neuen Kabinetts nicht mehr mit einem Amte betraut werden wolle. Die neue englische Sesatzungszone. Wiesbaden, 3. Tez. Tas englisch« Hauptquartier der Rheinarmee gibt die Verteilung der neuen engli schen Besatzung bekannt. Danach befindet sich das Haupt quartier in Wiesbaden. Weitere Garntsonorte , sind Biebrich, Dotzheim, Schierstetn, Langenschwalbach, Kö nigstein, Idstein, Amöneburg, Erbenhetm und Binger brück. . - Brief aus Rio Gremäe äo 9ul. Da» Wirtschaftsleben scheint auch in der Neuen Welt noch keine normalen Formen annehmen zu sollen. Brasilien macht augenblicklich eine ähnliche Krisis durch wie Deutschland nach Einführung der Rentenmark. Die schon in der Maibotfchaft des Bundespräsidenten Dr. Bernardes angekünbigte Besserung de» brasilianischen Kurses hat jeht mit Hochdruck eingesetzt. Die Notenpresse wurde angehalten, der Diskontsatz der Staatsbank (Banco do Brasil) wesentlich erhöht, und da zu gleicher Zeit dle Kaffeeausfuhr begann, stieg der brasilianische Millreis in wenig Wochen, am Dyllar gemessen, von etwa S auf 7. Die Folgen sind zunächst Geldknappheit, Kreditnot, Sturz der Preise und zmn Teil auch Arbeitslosigkeit. In den großen Städten Rio, Sao Paulo, Porto Alegre, nimmt die Zahl der offenen oder versteckten Bankerotte angesehener Häuser zu. I!m Hinterlande, wie hier in Rioqranbe do Sul sind die schlimmen Folgen dieser an sich gesunden AufwärtS- bewegunq des Kurses noch verschärft durch dft unzureichenden Bahnverhältnisse, den Krebsschaden des Landes Die Ge schäftsleute haben schon vor Monaten Tabak, Mais, Bretter holz, Schmalz und die andern Produkte zu damals hoben Preisen von den Kolonisten qekauft, entweder gleich gegen bar oder gegen spätere Entnahme von Waren für den ent sprechenden Wert. Nun ist z. B. Schmalz um mehr als die Hälfte, andere Produkte sind auch um ein Drittel und mebr gefallen. Sie sind aber nicht abtransportiert und liegen auf den Stationen oder in den Lagerhäusern, sodaß mancher Geschäftsmann sein angelegtes Kapital um die Hälfte schwinden hat sehen. Nimmt man noch hinzu, baß vieles durch daS lange Lagern verdorben ist, daß ferner die meisten kleine ren Kaufleute in den Kolonien mit fremdem Kapital arbeiten, so wirb man verstehen, daß tatsächlich im Hinterlands 'n zahl reichen Kolonien die Geschäftsleute, zumeist Deutsche und Italiener, „Pleite" sind. So traqtsch, wie wenigstens früher drüben, tst,die Sache allerdings nicht aufzufassen, denn wahr scheinlich werden dieselben Leute, wenn sie sich ftnst des ver trauens erfreuen, wieder nach der Krisis mit fremdem Geld anfangen können und nach ein paar Jahren vermutlich besser dastehen als vor dem Zusammenbruch. Immerhin ist die gegenwärtige Wirtschaftslage trübe. Nirgends gehen die Geschäfte. Die paar Bahnen können auf einmal die Frachten, die aufgegeben werden, bequem schaffen und die Reffenden haben ihre Tätigkeit vielfach ganz einae- stellt. War es voriges Jahr und in diesem Herbst bezw. Früh« fahr die Revolution und die Revolutionsfurcht, die lähmte, so spielt diese bei der Beurteilung der Lage kaum mehr eme Rolle, obwohl die Revolution an sich noch nicht beendigt ist. Immer noch hält sich der entschieden strategisch begabte Re bellenführer Prestes, der um bisse Zeit des Jahres 1924 von Santo Angelo aufbrach, hoch im Norden von Bahia, inimer noch drohen an der argentinischen und uruguayschen Grenze die herausqefagten Revolutionäre mit Einfällen. Erft eben sind sie plötzlich in Stärke von einigen hundert Mann bei Uruguayana über die Grenze eingefallen, haben einen Last- und einen Passagierzug ausgeraubt und scheinen die Absicht zu haben, nach Argentinien sich durchzuschlagen. Der lieber- fall gelang, trotzdem Uruguay einen Schutzvertraq mit Brasi lien geschloffen hat, demzufolge der Nachbarstaat verpflichtet ist, sich an der Grenze sammelnde Revolutionäre des anderen Staates zu inhaftieren. Uruguay hat auch bereits mehrere Einfälle verhindert, aber eine bedingte Sicherheit gewährt der Vertrag, wie man sieht, nicht. Er gewährt es umso weniger, da Argentinien noch keinen ähnlichen Bund eingeaanaen fft und Waffen und Munition der Revolutionäre nachwe'slich stets argentinischen Ursprungs ober von dort eingeführt sind. Trotzdem wird, wie gesagt, die Revolution nicht mehr als eine Gefahr angesehen. Die Präsidentenwahlen des nächsten Jahres werfen ihre Schatten voraus, und ein» kann man schon mit ziemlicher Bestimmtheit erkennen, daß die bei den voraussichtlich offiziellen Kandidaten für den Präsidenten- und kizepräftdenkenpoiten, die zweifellos gewählt werden, sich mit einer Amnestie für die rebellischen Offizere, die ihnen der gegenwärtige tüchtiqe Dr. Bernardes verweigert hatte, einführen werben. Damit bürste der Stachel genommen sein, und da der scheidende Präsident durch sein mannhafte» Hoch halten der StaatSautorltät diese gestärkt hat, ist es wohl nicht zu kühn, auch von einer kommenden politischen Gesundung analog der KurSbefferung zu sprechen. Allerdings, dle Grenz gebiete dürsten noch auf längere Zeit unruhig bleiben, und ob nicht auch außenpolitische Momente die Lage wieder trüber machen können, läßt sich nicht Voraussagen. Für die augenblicklich wieder in größerem Maßstabe, ve- sonber» tn dem neuen Koloniegebiet Santa Rosa am Uruguay einsetzende Auswanderung Reichsdeutscher ist di« Lag« keines wegs günstig. Der Preis de» Lande» ist noch nirgend» ge fallen, da» Geld» bas die Auswanderer mttbringen, aber an Wort ganz beträchtlich. Die Reichsmark galt bi» vor kur zem L,k und mehr Mtlrei», fetzt nur noch 1,6, und man wird im Innern de» Lande» fremde Valuta, n'cht e'nmal Dollar, überhaupt nicht mehr lo». Die Gelegenheit sich durch An nahme von Arbeit erst über Wasser zu halten und da» Land kennen zu lernen, ist auch luftig« der Einschränkung v'eler Betriebe gerinaer und di« Kolonisten nehmen Kn«cht», di, mehr all da» Esten verlangen, aeaemvärtig ungern an wäh rend im vorigen Jahr» von Kolonisten schon n-rhsiltni*- mäßig ganz ordentlich» vösin« gezahlt wurden. Dr N. P, /ienSerung -ar Deschäftsaufftchts-veror-nung. Wie mitgeteilt wirb, Hal da» ReichSfustlzmtnisterium an die Spitzenverbänbe und dle Handelskammern den Entwurf einer Aulglelchsverorbnung zur Rückäußerung übersandt. Es handelt sich hierbei darum, an die Stelle der GrschäftSauf- stchtS-Praxi» eine neue Methode zu setzen, wie e» bereit» in dem Preisabbau-Programm der ReichSreglcrung vorgesehen war. Da» vorgesehene Au-gleichsverfahren lehnt sich teilweise an da» österreichische Muster an. Ein Schuldner, brr sich in Konkursaefabr befindet, soll hiernach beim zuständigen Kon kursgericht Au«gleich»verfahren beantragen können. E» würbe die» bedeuten, daß der Antragsteller dem Gerichte mittrilt, daß er «in« bestimmt» Quote untre genügenden Bürgschaften zu zahlen in de, Lagt ist und daß da« Gericht «in«n ZwangSver- uleich h«rb«iftihrt. Für di« di»h«r schwebenden Geschäft»auf- sich'»uorfghr«n soll nur «in« kurze'Karenzz«»t zur Abwickelung vorgesehen siin. LLM /lnzeiger für das Erzgebirge vermtn-erung Ser Sefatzung. London, 3. Dez. Tie informierenden Besprechun gen zwischen den Delegierten wurden gestern fortgesetzt. Selbstverständlich kam e» zu keiner Beschlußfassung. Zu- sommenfassend läßt sich sogen, da- über die Abkürzung der BesetzungSfristen tn der zweiten und dritten Zone Einvernehmen erzielt wurde. Lies« Frag« soll im Augenblick von der Tagesordnung abgesetzt werden, um andere Rückwirkungen erst auslaufen zu lassen. In drei bi» sechs Monaten dürsten dann konkret« Verhand lungen, wahrscheinlich im Rahmen de» Völkerbundes, darüber etngelettel werden. Die Notwendigkeit einer wesentlichen yrtstverkürzung wird von keiner Kette bestritten. Nach Festsetzung de» endgültigen RüumungSterminS wird die Saarfrag« akut. Da» Abrüstungsproblem ist hier ebenfalls wesentlich gefördert worden. Di« Abrüstung wird viel rascher erfolgen, al» man augenblicklich an nimmt, nicht zuletzt auf Druck Amerika», wo da» Wort gefallen ist. Ohne Abrüstung kein« Kredit« i Die deutsch« Delegation reist« heut» um L Uhr englischer Zeit ab. Die «eis» -»ht. wie auf der Herfahrt, über Dover. Dleichzettig mit der deutschen verlieh die polnisch« De legation Ändon, Mer Tageblatt w, »»» H», «»» Um,,«,»« X »»«Ich, -Ul, «I geiven»" ka»-»iatt Na-Ngev»»«. Enthaltend -le anllllchea Bekanntmachungen -es ktata» -UI Staöt an- -er Amtsgericht» sine, pefifcheck-aomo N»I Leipzl, n,. Ich«,