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Muer Tageblatt für Hnz«!,,« «u» Hu« uu» U»i«o«u» »» V»ILpf«un>g«, «u— »är«o» Huz«>,«a U »,<»pf,ua»,< Nlklam—piMz«»« «» O»l»pf«nn>g, amMch« L«tt« « »,l»pf«oul,«. r.i.oramm«, «ao,blatt sta'.rzg.birg.. «olhaUen- -le amtlichen Srkaaotmachnogro -e- Rate» -re Gta-t ua- -e» -lml-gericht» -»«». P.M'ck-K.n.. Nm. L.'pr'g n°. 1»», MM- Anzeiger für das Erzgebirge Nr. 2rr Lonntag, üen 2d. November 1S2Z 2l>. Jahrgang Angenommen wird die vom Zentrum, Deutscher VolkKPartei und Demokraten beantragte Entschließung. Berlin, 28. Nov. Nachdem gestern der Reichstag das Ermächtigungsgesetz zur Unterzeichnung der Ver träge von Locarno angenommen hat, wird, wie das „Berliner Tageblatt" meldet, Reichskanzler Tr. Luther heute vormittag dem Reichspräsidenten über das Ergeb nis der gestrigen ReichStagssihung Bericht erstatten und ihm gleichzeitig das juristische Gutachten unterbreiten, wonach es sich bei dem gestern von der Volksvertretung angenommenen Gesetz nicht um ein vcrsassungöändern- des Gesetz handelt, das eine Zweidrittelmehrheit im Reichstag erfordern würde. Wie das genannte Blatt und auch der „Lokalanzeiger" betonen, ist nicht daran zu zweifeln, daß Reichspräsident v. Hindenburg das Gesetz unterzeichnen wird. Dio Abreise der deutschen Delegation nach London wird, wie die Blätter melden, am Sonntag abend mit dem fahrplanmäßigen Zuge erfolgen. endaültiae Annahme des Gesetzes über die Zustimmung zu den Verträgen von Locarno und den Eintritt Deutschlands in den Völkerbund mit 291 gegen 174 Stimmen bei 3 Enthalt tungen vollzogen. 468 Abgeordnete hatten ihre Karte abge geben. Für das Gertz stimmten Sozialdemokraten, Zen trum, Deutsche Volkspartci, Demokraten, Bayerische Volks parte;, Bayerischer Bauernbund und Deutsch-Hannoveraner/ Gegen bas Geetz stimmten Deutschnationale, Kommunisten. Völkische und von der ^wirtschaftlichen Vereinigung die Gruppe der Wirtschaftspartei des Deutschen Mittelstandes. Das Locarno-Gesetz angenommen. Mit 291 gegen 174 Stimmen. Der Reichstag hat heutie in namentlicher Abstimmung die wonach die Reichsregierung mit allen Kräften bemüht sein s oll, bis zum Eintritt Deutschlands in den Völker bund eine dem Sinne des Vertragswerkes von Locarno entsprechende Erweiterung der sogenannten Rückwirkun gen zu sichern. Von den Völkischen und Kommunisten liegen Anträge vor, die Verkündung des Gesetzes um zwei Monate auszusetzen. Solche Anträge sind ange nommen, wenn sie von einem Drittel der Abgeordneten unterstützt sind. Dies ist jedoch nicht der Fall. Sie sind daher abgelehnt. Tie Teutschnattonalen haben sich da bei der Stimme enthalten. Die Mitztrauensanträge der Kommunisten und Völkischen werden in einfacher Ab stimmung gegen die Antragsteller abgelehnt. Zu na mentlicher Abstimmung wird der L«r «errrag von r-aear^ Mi ß t r a u e n s a n t r a g der Deutschnationalen Verhandlungstagen parlamentarisch scharf umkämpst der lautet: Angesichts der^ Er klar u nge n^di c war, ist gestern nach Abschluß der dritten Beratung vom! ' * Reichstage mit großer Mehrheit endgültig verabschiedet worden. ' Um 5 Uhr begannen die Abstimmungen, die zu meist namentlich durchgeführt wurden, so daß sie sich über nahezu IV» Stunden hinzogen. Das Ergebnis der Abstimmung über den Artikel 1, Annahme des Vertrags von Locarno, war, daß 474 Stimmkarten abgegeben wurden. Ta der Reichstag 495 Abgeordnete zählt, ha ben nur 21 Mitglieder des Hauses gestern gefehlt. Von den 474 Abgeordneten, die sich an der Abstimmung be teiligt haben, stimmten 300 für, 174 gegen den Artikel 1. Die Mehrheit setzte sich aus den Mittelparteien (De mokraten, Deutsche Volkspa.rtei, Zentrum, Bayrische Volkspartci) und aus den Sozialdemokraten zusammen, während die Minderheit hauptsächlich von den Tvutsch- uationalen und Kommunisten gestellt wurde. Die Völ kischen hatten Ludendorff, der seit der Eröffnung des neuen Reichstages keiner Plenarsitzung mehr beigewohnt hat, zu dieser Abstimmung nach Berlin zitiert, um mög lichst vollzählig zu sein. Die Wirtschastspartet stimmte geteilt. . l " Ter Vertrag von Locarno ist deutsches Reichsgesetz geworden. Tie Vorlage der Regierung, die in fünf i die Neichsregierung zur Locarno- und Völkerbundfragc abgegeben hat, obwohl sie gleichzeitig, Wen demnächst erfolgenden Rücktritt angekündigt hat, entzieht der Reichstag der Neichsregierung das Vertrauen. T«er An trag wird mit 285 gegen 121 Stimmen bet..61 Stimm enthaltungen (darunter die Kommunisten) abgelehnt. Nommunlfliscke Kundgebung gegen Locarno. Berlin, 27. Nov. Die kommunistische Partei hatte heute nachmittag ihre Mitglieder zu einer Kundgebung gegen die Annahme des Locarnovertragks im Lustgär ten zusammengerufen. Gegen V26 Uhr waren etwa 10 000 Menschen versammelt, die neben zahllosen roten Fahnen viele Plakate trugen, die sich gegen Locarno rich teten. Tie Kundgebung begann mit einer erheblichen Verspätung, da die angekündigten Redner, bekannte NeichStagSabgeordnete, darunter die kürzlich auS Ruß land zurückgekehrte Klara Zetkin, infolge ihrer Tätig keit im Reichstag nicht erscheinen konnten. An ihrer Stelle ergriffen einige LandtagSabgcordnete das Wort,' worauf die Kundgebung ohne Störung schnell zu Ende -ing. Die deutsch-englischen Besprechungen über den Handelsvertrag. Berlin, 27. Nov. Die Besprechungen zwischen der deutschen und britischen Delegation über die sich aus dem Protokoll zum deutsch-englischen Handelsvertrag er gebenden Fragen sind beendet. ZN Einzelfragen sind über die gegenseitige Zollbehandlung einige Erleichte rungen verabredet worden, die später veröffentlicht wer-! den. Zn den über die Auslegung des Protokolls be-! stehenden Meinungsverschiedenheiten wurde eine Eini gung nicht erzielt. ( Der griechisch-bulgarische Konflikt vor dem völkerbundsrat. Zum öesuch Tschitscherins in Paris. Paris, 27. Nov. Zum Besuch Tschitscherins in Pa rts schreibt der „Temps", es sei ganz logisch, daß Moskau in dem Augenblick sich neu orientiere, in dem die Ab-, machungen von Locarno die Grundlagen seiner außen-! politischen Stellung veränderten, und jetzt versuche, die seit langem schwebenden Fragen zu regeln, ohne deren Erledigung die Wiederaufnahme der Beziehungen zwi schen den beiden Ländern nicht die Wirkung haben, werde, die man berechtigt sei, von ihr zu erwarten. Eine Ver ständigung könne sich aber nicht auf illusorischen Ver sprechungen und auf Zweideutigkeiten aufbaupn. Sowjet rußland müsse die durch den russischen Staat zugunsten de» ganzen russischen Volke» etngegangenen Schulden anerkennen und müsse die Gerechtigkeit, die e» für sich selbst in Anspruch nehme, auch gegen sich gelten lassen, wenn es au» der Politischen und wirtschaftlichen Isolie rung herauSkvmmen wolle, in der e» seine letzten Kräfte erschöpfe. Auch müsse sich die Sowjetunion jeder di rekten oder indirekten Ermutigung der kommunistischen Propaganda in den Ländern, mit denen sie Beziehungen habe, enthalten. Aus den Unterhaltungen, die gestern Tschitscherin am Quai d'lyrsah gehabt habe, seien keine bestimmten Schlüsse zu ziehen. Vielleicht werde er in der Lage sein, wirkliche Verhandlungen anzuknüpftzn. wenn er aus dem Mden Frankreich» zurückgekhrt sei,; aber alle» hänge von den Entschlüssen Moskau» ab. ! Paris, 27. Nov. Tschitscherin Ist am Freitag vor mittag nach «tzza abgerttft. ! Genf, 27. Nov. Der Vorsitzende der vom Bölker- bundsrat ernannten UntersuchungSkommission im grie chisch-bulgarischen Grenzkonflikt, Sir Horace Rumbold, teilte dem Völterbundssekretariat mit, daß er auf Wunsch Chamberlains, der bekanntlich Berichterstatter in diesen Fragen ist, nach Genf kommen wird, um an der Rats session teilzunehmen. Die UntersuchungSkommission be findet sich gegenwärtig in Belgrad, wo sie ihren.Bericht fertigstellt, den sie der bulgarischen und der griechischen Regierung zur Kenntnis unmittelbar zustellen wird. völkerbunösrat unö griechisch-türkischer Vevölkernngsaustausch. Genf, 27. Nov. Der Vorsitzende der gemischten Kommission für den griechisch-türkischen Bevölkerungs austausch, General de Varak, hat das Völkerbundssekre« tariat davon benachrichtigt, daß er gemäß dem Kommis sionsbeschluß vom 26. November am 2. Dezember in Begleitung de» Generalsekretärs der Kommission von Stambul nach Genf reisen werde, um bet der Völker- bundratssitzung anwesend zu sein. Bekanntlich wird sich der Völkerbundsrat mit der Frage der Uebersührung mohammedanischer Albanier in Griechenland nach Kon stantinopel zu befassen haben, nachdem dje albanisch« Negierung, wie seinerzeit gemeldet, verschiedene Tele- gramme gegen den Einschluß von Albanien in Len grie chisch-türkischen BevölkeLUngSau-tausch an den Völker bund gerLchtÄ hatte- ' i s , Währung unä Wirtschaft. Von Dr. Külz, M. d. R. Während der Inflationszeit unseligen Ange den- kenS stand die deutsche .Reichsbank zweifellos auf der Seite derer, welche die Entwicklung falsch beurteilten. Daraus ergab sich manche Maßnahme ihrer Kreditpolitik, die uns heute vollkommen unverständlich erscheint. Man soll deswegen nachträglich kein Verdammungsurteil fal len. Wer hat in jenen Tagen, auch von führenden Wirt schaftlern, die ganze Lage richtig übersehen? Darin lag ja gerade das Tragische dieser Zerrüttungsperiode, daß die grauenhafte Zwangsläufigkeit der Entwicklung erst dann erkannt und mit wirksamen Gegenmaßnahmen be kämpft wurde, als die Milliardenbeträge des deutschen Renten« und Sparkapitals so aufgesressen waren, als wären Motten und Rost über sie gekommen. Das geschichtliche Verdienst des gegenwärtigen Neichsbankpräsidenten Schacht wird es bleiben, den der Inflation entgegengesetzten festen Tamm einer neuen stabilen Währung so gefestigt zu haben, daß keine Bran dung ihm etwas anhaben konnte. Fest und unerschütter lich steht die neue deutsche Währung! Aber so sehr wir uns unserer Edelvaluta auch freuen können, so we nig dürfen wir verkennen, daß die Währung nicht nur um ihrer selbst willen da ist; die Festigung der Währung ist nicht als Selbstzweck zu verfolgen, sondern um der Wirtschaft willen. Was würde es einem Volke nützen, wenn seine Währung auf einsamer, brandunggeschützter Insel fest verankert ist, aber ringsherum sinkt die Wirt schaft in die Tiefen'des Meeres! In der Inflationszeit hatte sich die deutsche Wirt schaft, nicht ohne Verschulden der Reichsbank, an ein« Kreditbeanspruchung gewöhnt, die mit den Grundsätzen normaler Wirtschaftsführung schlechterdings unvereinbar war. Es war deswegen nur recht und billig, wenn hie« von der Reichsbank das Steuer herumgeworfen und ein« NestriktivnSPolitit etngeleitet wurde. Unsolide, in der Sachwertpshchose der Inflationszeit entstandene oder künstlich aufgeblähte Unternehmungen durch Kreditge währung aufrechtzuerhalten, lag und liegt ganz gewiß nicht im allgemeinen volkswirtschaftlichen Interesse. Auf der anderen Seite zwingt jedoch gerade die jetzige Wirt- schaftskrisis, über deren Verhängnisvolle Auswirkungen leider die Allgemeinheit noch nicht überall völlig klar sieht zur Prüfung der Frage, ob hier neben den ande ren offensichtlichen Ursachen nicht auch eine Ueberspan- nung der kreditcinschränkenden Tendenz Wirkungen aus übt, die eine Vernichtung solider Wirtschaftswerte in sich schließt, deren Erhaltung ohne Gefährdung der Währung vielleicht möglich wäre. Mit besonderem Nachdruck wendet sich die offizielle Kreditpolitik gegen Auslandskredite. Es ist zweifellos, daß Auslandskredite, besonders von Amerika, uns nicht um unserer schönen Augen willen, sondern aus rein egoistischen Gründen den geldgebenden Stellen gewährt werden. Wer darüber noch im Zweifel sein sollte, dem geben die ebenso offenherzigen wie lehrreichen Aus führungen Aufschluß, mit denen sich über diese Frage jüngst der Vizepräsident der National Cith Bank in Newhork, George E. Roberts verbreitete. (Speetator Vir. 461, 13. November 1925.) Ganz fehlsam wäre e» je doch, anzunehmen, daß durch solche Auslandskredite ohne weiteres und unbedingt eine Versklavung der deutschen Wirtschaft eintreten müßte. Ter schlagend« Gegenbeweis ist hier Amerika selbst, das vor dem Krieg mit Milliarden Schuldnerstaat Europas war, und des sen ganze industrielle Entwicklung seinerzeit zu einem erheblichen Teile mit Auslandskapital eingeleitet wor den ist. Auch Deutschland hat solche Perioden zu ver zeichnen. Die Gasversorgung deutscher Städte z. B. würde tn den ersten Anfängen dieser technischen Errungenschaft ohne britisches Kapital niemals in Gang gekommen sein. Heute ist Deutschland in seiner wirtschaftlichen und.gelb lichen Kraft aufs äußerste geschwächt. Wie die deutsch» Währung — das möchte die Reichsbank bedenken — ohne das Gold, da» vom Ausland an die deutsch« Reichs bank für Zwecke der Stabilisierung gegeben wurde, ein« ihrer Stützen entbehren würde, so würde der Befruch tung der kapttalarmen deutschen Wirtschaft ohne AuS- landskredite ein wesentlicher Antrieb fehlen. Gewiß! in einer gesunden Wirtschaft wird das Kreditbedürfnt» au» eigenen Kapitalreserven befriedigt, aber diese Kapital reserven werden in Deutschland niemals in au-reichen« dem Maße sich wieder ansammeln, wenn nicht zunächst einmal durch Kapttalzufuhr die Leistungsfähigkeit der Wirtschaft gefestigt und erhöht wird. Die Beseitigung de» relativen Uebermaße» an Steuern, an sozialen La sten und an sonstigem Leerlauf genügt nicht, um di« Pro duktionskraft im nötigen Matze wiederberzustetten s di« Produktive Gestaltung der deutschen Volkswirtschaft kann mangels eigener Kreditauellen zurzeit den ÄuSland»- 'redit nicht entbehren. Laß di» .nötigen Vorstcht-maß-