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1. Vellage zu vtr. 277 de» Au» Lagtdlattr» und Anzelger»fttrdo»ltr-ael)lr^ Lormtag, den >S. November ivvd »piel, et«« Bettualenen- und Du bleibst gesmrd. Die Duute gLlMug. Unettode« von veruard Gcha». E» wird wohl wenig Schriftsteller geben, von denen io Siel Anektoden in Umlauf sind, wie von dem Iren Bernard Schaw. Um eine witzige Antwort, meist grotesker Natur, war Scham nie verlegen. AU er noch Kritiker war, kam er einmal im Werktags anzug ins Theater. Der galonierte Logenschließer meinte mißbilligend: „Mit diesem Rock können sie aber doch nicht ins Theater gehen!" — Da zog Schaw den Rock aus und ver setzte gleichmütig: „Wenn sie meinen!" Der Diener hatte alle Mühe zu verhindern, daß der Kritiker in Hemdsärmeln der Vorstellung beiwohnte. Ein andermal fielen ihm während der Aufführung ein paar Würstchen auf den Kopf. Da erhob er sich und sagte zu den Logenbesitzern über ihm: „Sie irren, ich Lin Vegetarianer! Werfen Sie mir bitte einen Kohlkopf herunter! Ich esse keine Würste." Ein andermal besuchte er mit einem Bekannten ein Konzert, in welchem ein italienisches Streichquartett spielte Schaw langweilte sich tödlich Aber der Freund war ent zückt. „Höre nur, welche Routine, welch entzückendes Zu sammenspiel. So spielt dieses Quartett setzt schm zwölf Jahre." Ohne mit der Wimper zu zucken erwiderte Schaw: „Zwölf Jahre? Unmöglich! Wir sitzen ja schon viel länger hier." Als er einen Vortrag, halten sollte und nach dem Thema gefragt wurde, versetzte er kurz: „Das werden Sie am Schlüsse des Vortrages schon merken." Bei einer Arbeiterversammlung legte ein Zuhörer Ver wahrung dagegen ein. daß ein Angehöriger des Mittelstandes wie Schaw im Namen der Arbeiterklasse sprecke Mit l stigcm Lächeln erwiderte der Dichter: „Wie? Ich soll Angehöriger des Mittelstandes sein? Das mutz ich mir verbitten! Ich gehöre zur oberen Gesellschaftsklasse! Mein Großvater war das uneheliche Kind eines Barons, und das gibt mir noch heute meine Selbstachtung!" Bei einer anderen Gelegenheit hatte Schaw öffentlich ge äußert, daß man manchen Eltern, die ihre Kinder n chr zu erziehen verstünden, am besten die Kinder wegnähme. Da erscholl ein Zwischenruf: „Sie sind sa selbst nicht Vater!" L chaw bedankte sich: „Da habe lch sa noch Glück gehabt! englischen Rundfunkhürer waren dieser Tag« nicht wenig er staunt, al- ein Vortrag eines Dr. DoodS durch den Rundfunk übermittelt wurde, worin ein Rat erteilt wurde, der sehr zum Schmerz der Polizei merkwüdig genau befolgt wurde. Herr Doods erzählt niünltch, daß der Körper mehr Ruhe braucht und daß dieses in unserer jagenden Zeit besonders schwer sei. Ein moderner Mensch bekommt ungewöhnlich schwer richtige Ruhe, die er für seine zerrissenen Nerven braucht. Aber glück licherweise gibt es nach der Ansicht Dr. Doods ein Mittel, das vielleicht auf den ersten Blick nicht sehr ansprechend ist, aber jedenfalls Hilfe bringt. Man soll, soweit man .dies fertig bringt, alle seine Muskeln schlaff werden lassen, sodaß man, in stehendem Zustand, hin und her wackelt: „Nun soll man also mit einem Wort einen Trunkenen spielen. Wackele wie ein Betrunkener und du bekommst vollständige Ruhe", ver ¬ ordnet Herr Doods. Uns»« Zett hat völlig vergessen, »al wirkliche Ruhe bedeutet. Wir gehen ständig in unerhörter SinneSspannung und mit überanstrengten Muskeln herum, Nur der Betrunkene versteht «S zu ruhen. Mag sein, daß er nicht gerade einen anziehenden Anblick gewährt: aber sein Zustand ist eben nützlich für den Körper. Seine Knie und Ellenbogen find ohne Steuerung; sei Kopf schwankt hin und Herr und damit haben auch seine Nerven die Gelegenheit zu unbedingter Ruhe bekommen. Die Menschen, die einen sol chen TrunksenhettHtzustiand erreichen, ohne sich vollzusaufen, werden bald herausfinden, wie nützlich und wohltuend dies für den Körper ist. Der Vortrag erweckte berechtigte- Auf sehen und dle Polizei hatte im ganzen Lande in den nächsten Tagen alle Hände voll zu tun, um angeblich Betrunken« zur Wache zu führen. Großen Preis von Deutschland im Kngelfchießen. i Deutschlands Meisterschütze. Ingenieur Schiwy, Berlin. Sieger im Warum verlangen Sie nicht auch gleich, daß ich Mutter fein soll?" Eine Zeitung schickte ihm einmal einen Mann der ein Lichtbild von ihm aufnehmen sollte. Schaw zeigte sich ihm splitternackt. Der Zeitungsmann wendete dagegen jedoch ein, daß ibn so niemand erkennen würde. Mit gut gespielter Großer: Preis von Deutschland der Berliner Ingenieur Sieg Schiwys verdient ganz besondere Anerkennung, da er ferner in diesem Jahre die Meisterschaft von Garmhch-Par- des Deutschen Iagdschntzvereins und kürzlich auch den Großen Unter den besten- Kugelschützen Deutschlands siegte im Schiwy mit der vortrefflichen Leistung von 275 Ringen. Der bereits bei den deutschen Kampfspielen 1922 den Sieg errang, tenkirchen auf 100 Tauben gewann, ebenfalls Sonderklasse Preis von .Deutschland über 100 Tauben Trauer klagte der Dichter: „Sie sehen also, daß der wirkliche Schaw nicht ich, sondern mein Frack ist." Schaw versteht keine Silbe italienisch Trotzdem gelang es ihm. in emem Wartemal, in welchem jeder der Herren seiner Reisegesellschaft für sich allein zahlen wollte, dies dem Ganvmcd begreiflich zu machen indem er Plötzlich die Stelle aus den ...Hugenotten" sang: „Ognuno per se, per tutti il c-clo" (jeder für sich, für uns alle der Himmel). Der Romanheld in der Wirtlichkeit. Eine der packendsten Erzählungen des französischen Schriftstellers Victor Hugo führt den Titel „Uuglückskinder der Gesellschaft. In einer französi chen Zeitschr.fi wird jetzt o . mf ni .ge.me en, da,; die Faüat zu dem Roman keineswegs von Victor Hugo munden war, es gab in der Tat in einem Städtchen Beaune einen Mann namens Jean Valjeau, der schon hoch in den Siebenzigern stand und sich allgemeinen An sehens bei seinen Mitbürgern erfreute, als plötzlich die Nach richt durchs Städtchen eilte, er sei ein entsprungener Zucht- bil Sler Von seinem Geheimnis hatte nur ein entfernt woh nender Vetter eine Ahnung und dieser war dem Alten die Rückzahlung eines Darlehn schuldig. Um sich seiner Zah lungspflicht zu entziehen, zeigte nun der Schuldner den alten Mann bei der Polizei an. Die Untersuchung ergab die Rich tigkeit, aber die Polizei riet dem alten Mann, er sollte sich u'ch Toulon zur Wiederaufnahme seines Prozesses begeben. Man gab ihm nicht einmal eine Bewachung auf die Reise m-t: anscheinend hätte man es ganz gern gesehen, wenn Valeou auf der Reise entsprungen wäre. Der dachte aber -w nicht daran, sondern stellte sich freiwillig seinen Richtern in Toulon. Diesen blieb nichts anderes übrig, als den ent sprungenen Strafgefangenen erneut ins Gefängins zu werfen; allerdinas hatte bas Gericht selbst Mitleid mildem alten Mann, d"lß>n Tage ohnedies gezählt zu sein schienen, und so empfahl eS ibn der Gnade des Königs. Allerdings nahm die Bear beitung des Gnadengesuches abermals eine geraume Zeit in Anspruch sodaß Valieau immerhin noch einen großen Teil seiner Straf» im Gefängnis verbüßen mußte. Wer schließ- l'-ß wurde das Gesuch genehmigt und der alte Mann wieder auf freien Fuß gesetzt. Er sollte aber den Gnadenakt nicht ^."'e überleben; schon vier Tage nachdem er das Zuchthaus u—s'ssen batte, ereilte ibn der Tod. Streng vertraulich! Anläßlich der Locarno-^rvrlerungen wird aus dem deut schen Reichstag ein launiges Vorkommnis geschildert. Ein sehr bekannter bürgerlicher Abgeordneter war leider verhin dert, an der Sitzung teilzunehmen, da er in seiner Heimat festgshalten worden war. Aber er wollte wenigstens einem seiner Parteifreunde eine ausgiebige Aufklärung über seine Ansicht geben und so schrieb er ihm einen Brief. Dieser Brief Hatte ein wunderliches Schicksal, als es sonst Briefen beschiedeu iein mag; denn der Parteifreund konnte ihn nicht lesen. Der Briefschreiber nämlich, der keineswegs Arzt ist, schreibt eine Klaue, im Vergleich zu der bas Rezept eines Arztes noch eine Lchönschreible'stung genannt werden dwf Der Parteifreund war in Heller Aufregung und lief bei allen Abgeordneten der eigenen, sowohl wie anderer Fraktionen umher, damit man ihm behilflich war, das unleserliche Schriftstück zu entziffern. Der Zufall fügte es, daß -er Briefschreiber am selben Abend mit dem Briefempfänger ein Ferngespräch führen mußte, in welchem natürlich auch des Briefes Erwähnung getan wurde „Ja, ich habe deinen Brief erhalten, lieber K., aber natürlich nicht lesen können. Ganz habe ich ihn immer noch nicht ent ziffert. Aber die anderen Kollegen haben mir redlich Bei stand geleistet. „Um Gottes Willen! Da standen ja Dinge drin, die nur für deine Augen bestimmt waren" „Na, alles haben wir ja nicht herausgebracht, so z. B. die Worte in der linken oberen Ecke!" „Da stand doch nur: Streng ver traulich!" Dem anderen entsank der Höhrer. . . . Such eine Folge deS NlkoholverboteS. Wie aus Ne w->-' geschrieben wird, ist der Alkoholschmugael an der Neufund ländischen Küste jetzt vor Weihnachten wieder zu neuem Leben erwacht. In dem Augenblick, in welchem vor nunmehr fünf Jahren die Vereinigten Staaten „trocken gelegt" worden waren, unternahmen es besonders die geschäftstüchtigen Eng länder. von den zu ihren Kolonialreichen gehörenden Baha- ma-Inseln auS, die durstigen Kehlen in Amerika mit alkohol haltigen Getränken zu versehen. Mer auch die beiden kleinen franzöfischen Inseln Saint Peter und Miquelon, welche der Neufundländischen Küste vorgelagert find, erfreuten sich In folge deS amerikanischen Alkoholverbotes eines zunehmenden Wohlstandes. Diele Leiden Inseln, die kaum sieben Kilome ter lang und höchstens fünf Kilonieter breit sind, stehen seit über 150 Jahren unter französischer Oberhoheit. Die Be wohner ernährten sich kümmerlich vom DorMischsang. Das Mutterland zog nicht nur keine Erträge aus den Inseln heraus; es mußte sogar von Frankreich aus alljährlich eine Summe von 500 000 /Franken geopfert werden. Nun aber blühen und gedeihen die beiden Inselchen, da die Be wohner einen schwunghaften Schmuggelhandel mit geistigen Getränken treiben. Bis 1922 war allerdings von den fran zösischen Behörden nur Ausfuhr von französischen Getränken gestattet, aber seitdem können auch bayerisches Bier, Rhein weine, schottischer Wisky und Südweine von den Inseln ver trieben werden. Aus den a Fischern sind beinahe über Nacht Millionäre geworden. G e Hotelpaläste erstanden auf den kleinen Inseln, unt hier c en sich die durstigen Ameri- kaner, die von Neufui.v t.ecüöerkommen, ein Stell-Dich- ein, um der in ihrem He.maclande verbotenen Genüsse teil haftig zu werden. Im letzten Jahre betrugen die Reinein nahmen, die Frankreich aus diesen früher geringgeachteten Inselchen zog, nicht weniger als 22 Millionen Franken. Wenn die Schere an den Bubikopf kommt. Ein bekannter Pariser Barbier erzählt in einer auslän dischen Zeitung ein paar drollige Züge von den Damen, die sich einen Bubikopf schneiden lasten. In neun von zehn Fällen sind sich die Damen, die im Barbierstuhl Platz nehmen, über die Folgen keineswegs klar. In den meisten Fällen überlasten sie es uns, die Art und Weise, wie das Haar fallen soll, selbst zu bestimmen. Das ist sicher das Verständigste. Manchmal geschieht es auch, daß eine kleine Dame sich in den Stuhl setzt, anfänglich ein bißchen unruhig wird, wenn man sich mit der Schere nähert, um dann plötzlich, mit einem jähen Griff um die Locken und Zöpfe, aufzuspringen und den Laden mit den Worten zu verlosten: „Nein, ich tue es doch nicht." — Aber darnach bekommt sie eine schlimme Nacht, und am nächsten Tage erscheint sie schon wieder bei unS mit einem recht niedergeschlagenen Gesicht. * Sie lächelt verlegen: „Ja, ich werde es doch auf alle Fäll« machen." Ein sehr häufiger Fall ist auch, daß sie ihr Haar stückweise abnehmen lasten. „Nicht alle? auf einmal! Lieber e'n bißchen langsam voran!" In diesen Fällen sind wir besonder- hart herzige Menschen . . . Kragen Sie nach Lessing Lorros S Mg. «iS» «Lne SIL SlVSSLsill TLSSM« LOLLO8