Volltext Seite (XML)
«Sil«« >u Nr. »7 d» Au,r r»,,blatt» und «N>1,<» M dl» lk,,,bl,g,. s»«-» dm n. n-»miir l«d. Heines Delegation. Im Welt-Verlag, Berlin W, erscheint soeben ein Buch „Heinrich Heine, Gespräche, Briefe, Tagebücher, Berichte seiner Zeitgenossen", herausgegeben von Hugo' Bieber. Neben anderrn, bisher unveröffentlichtem Ma-, tertal befindet sich darinnen der folgend» Bericht übers Heine« Relegation, die Heine« eigene, ost zu Unrecht bestrittene Darstellung authentisch bestätigt. Göttingen, den 4. De». 1820. Gegenwärtig Herr Hofrat Tychsen, Herr Konsistoriairat Pott, Herr Professor Bergmann, Herr tzosrat Ostander, Herr Geheimer Hofat Eichhorn, Herr Syndikus Oesterley. Da zur Anzeige gekommen, daß die Studierenden Heine und Wiebel sich veruneinigt gehabt und ersterer die Absicht habe, letzteren auf Pistolen zu fordern, so sind beide vorgeladen worden. Zuerst erschien und gab auf Befragen zu vernehmen: Studiosus Heine. Er Heike Heinrich Heine und sei aus Düsseldorf. Er esse de« Mittags in Michaelis Hause mit mehreren andern Stu denten. Da sei nun einmal ein Streit darüber gewesen, ob eine Veichindung von Studenten die andere in Verruf er klären dürfe. Er sei dagegen gewesen und habe gesagt, sonst entstehe Schweinerei, wie man in Heidelberg gesehen habe. Er habe damit sagen wollen, daraus entstehe ein unwürdiges Betragen, namentlich der sogenannte Holzkomment. Nun sei Wiebel aufgetreten und habe gesagt: Das ist Schweinerei, was Sie da sagen. Comparent habe erwidert, es sei gut, und habe sich nach Wtebels Namen erkundigt, daraus einen unbekannten Studenten zu Wiebel geschickt und ihn fordern lassen, und zwar auf Pistolen, weil die Beleidigung nicht die gewöhnliche z. B. ein dummer Junge, gewesen ei. Wiebel habe die Her ausforderung angenommen und Comvanmi Münden als den Ort des Duells bestimmt. Das Drn'll ist aber nicht völligen worden, weil es bekannt geworden sei, und sie beide Stuben arrest bekommen hätten. Auf Vorhalt, Comparent Hube sich bei Se. Magnifizenz mit Wiebel versöhnt, und Wiebel habe versprochen, die Be leidigung bei Tische, wo s.e geschehen sei, zurückzunelmea, wobei Compuronk gebeten, Mcbel möge hinzusetzca er habe das in der Hitze gesagt, erwiderte Comparent: Wiebel habe den folgenden Tag bei Tische ungefähr so gesagt: Die Beleidi gung, die ich gegen Heine ausgestoßen, habe ich versprechen müssen, zurückzunehmen. Comparent habe nun gleich erwidert damit könne er nicht zufrieden sein, Wiebel möge nur noch hinzusetzen: in Hitze oder in Leidenschaft. Wiebel habe ge sagt, das tue er nicht, und Comparent habe erwidert: Cs ' gut. Aufs neue habe Comparent Wiebeln nicht wieder gefor dert, auch niemand zu demselben geschickt. Er habe zwar die Absicht gehabt, es aber nicht getan. Vorgelcsen, genehmigt und entlassen. Heine wird wieder herringerufen und gab auf ferneres Befragen zu Protokoll: Er habe deshalb von Sr. Magnifizenz Abnahme der Matrikel gewünscht, weil er die Beleidigung nicht auf sich fitzen lassen könne und die akademische Strafe der Relegation cum tnfamta habe vermeiden wollen. Den Tag, an welchem die Beleidigung vorgefallen, könne er nicht genau mehr angebsn. Den, der ihm die Nachricht von Wiebel gebracht, dieser wolle das Pistolenduell aunehmen, kenne er zwar, er könne ihn aber nicht angeben. Vorgelesen, genehmigt und entlassen. Studiosus Wiebel ward heveingerufen und gab auf Befragen zu vernehmen: Er heiße Wilhelm Wiebel und sei aus Eutin. Am vori gen Mittwoch oder Donnerstag habe Heine in Michaelis Haus« bet Tische von einer in Heidelberg vor anderthalb Jah- rne vorgefallene Verrufserkiärung gesagt, das sei eine, Schweinerei gewesen. Heine habe nicht gesagt, das komme' auf Schweinerei heraus. Comparent sti nun damals auch in Heidelberg gewesen, und daher interessiere es ihn, er habe also Heine das verwiesen und habe ihm gesagt, er möge davon schweigen, er kenne fa die Sache nicht. Heine habe aber fort- gefahren und sich auf Briefe, die er von Heidelberg habe, be rufen, und darauf habe Comparent gesagt, dann müsse er die Briefe vorzeigen, aber er, Heine, selbst könne darüber nicht urteilen. Heine habe aber nicht aufgehört, und Comparent glaube, derselbe habe das Wort Schweinerei wiederholt. Com- parent habe aber Heine nicht ausreden lassen, ändern sei in Ditze gekommen und habe gesagt, das sei Schweinerei von ihm, Heine, wenn er dergleichen sage. Heine habe gesagt, das sei gut. Nachher habe Heine Comparenten, ehe sie auseinander gegangen seien, in Person gefordert. Auf Vorhalt gestand Comparent, Herne habe ihn durch einen unbekannten Studenten den folgenden Tag fordern lassen, und »war auf gewöhnliche Lassen, nicht aus Ptstslen. Aus Vorhalt und Zureden, die Wahrheit zu sagen, blieb Eom- parent dabet, er sei nicht aus Pistolen gefordert worden. Comparent habe drm Ueberbrtuger erwidert, er könne setzt noch nicht darüber bestimmen, und so Hube er auch noch gar keine Zett und keinen Ort des Duells bestimmt gehabt. Er sei nun zum Herrn Prorektor gerufen worden und hab» dort die Beeidigung zurückgenommen und auf Heines Bitte die« bei Tische wiederholt. Ungefähr die Worte habe er bet Tische gesagt: Die Anwesenden hätten gehört, das» er Heine vor einigen Tagen beleidigt habe, er sehe sich nun ver anlaßt, öffentlich zu erklären, daß er diesen Vdorgen di» Be leidigung vor dem Herrn Prorektor zurückgenommen habe. Heine sei damit nicht zufrieden gewesen, ändern habe gesagt, Comparent habe auch versprochen zu erklären, daß er tu Hitze ihn beleidigt gehabt. Comparent h.oe erwidert, dies habe er nicht versprochen und Erde eS auch nicht tun. Auf Vor halt, Comparent Habs beim Herrn Prorektor versprochen, den Ausduck „in Hitze" zu dem Widerruf? hinzusetzen, erwiderte derselbe, er sei es seiner Ehre schuldig gewesen, diesen Zusatz nicht hinzuzusetzen, denn darin würde gelegen haben, er be reue die Beleidigung, und das sei nicht der Fall. Seitdem habe er nun von Heine nichts weiter erfahren, und er sehe die Sache als erleoiqt an. Auf Vorhalt. Compa rent habe die Sache fa deshalb nicht für beendigt anstben 'Snnen toeil Deine mit der Erklärung recht zufrieden gewesen >ei, erwiderte derselbe, deshalb würde Heine aber keine Satis faktion fordern können, denn der eiaemliche Widerruf sei sa vor dem Herrn Prorektor aesckwben, und nur auf HeineS Bitte habe er ihn am TiVw wiederholt Vorgelesen, genehmigt und entlassen. Wiebel wivd wieder heceingerufcn und gefragt, ob er eil tich erhärten könnet 1. er sei nicht ans Pistolen aelorderr worden, worauf er versichert, er sei auf Pistolen gefordert worden: 2. ob e>- nicht Zeit und <)rt d'S Duells bestimmt habe, worauf er «rwiderte. er habe die Hegend von Münden zum Dvellorte bestimme gehabt und dies durch Graf Ranzau Heine sagen lallen: 5. oiiß er d.n nlchr könne durch den er gefordert worden, könne er eidlich erhärten. Vorgelefen, genehmigt und entlasten. Heine wird voraelasten und gefragt: ob er eidlich erhärten b'nne, den nicht zu kennen, durch den er Wiebel fordern lassen worauf er erwiderte, eidlich könne er dies nicht erhärten, und er bitte, da er sonst in allem die Wahrheit ge'agt, daß ihm die Angabe dieses erlassen werde. Auf Zureden gestand er, Ballender heiße derselbe. Vorgelefen, genehmigt und entlasten. Heiiw Ward wieder hercingerufen und gefragt, ob er zu frieden sei, wenn Wiebel hier vor der Deputation erkläre, er habe ihn in Hitze beleidigt, worauf er erwiderte, ja, dann sei er zufrieden. Entlassen. Wiebel heretngerufen und befragt, erwiderte, er erkläre hiermit, daß er in Hitze den beleidigenden Ausdruck bei Tische gebraucht habe. Heine ward vorgelassen, Wiebel erklärte nun aber, daß er öffentlich bet Tische den Ausdruck gebraucht, habe er in Hitze gesagt, den Ausdruck stlüst habe er aber nicht in Hitze gesagt, sondern absichtlich gewählt, weil Heine früher denselben Ausdruck gebraucht habe, und er könne daher nicht erklären, daß er in Hitze jenen Ausdruck gebraucht habe. Heine ward entlassen. Wiesel blieb auf wiederholtes Zureden bei seinem Vorsatz, das könne er nicht erklären. Das aber versichere er auf Ehre, daß er durch jenen Ausdruck kein Pistolenduell habe Veranlasser: wollen, und er werde auch, weil er seine Schuldig keit getan und widerrufen haoe, keine Herausforderung vor: Heine annehmen. Entlasten. Beide werden wieder vorgelassen und ihnen bei geschärfter Relegation alle Tätlichkeiten gegeneinander unter agt und ihnen eröffnet, daß die Sache Weiler untersucht werden solle. Entlasten. Riedel. Fortgesetzt im Univ.-Gericht 6. Dez. Gegenwärtig Herr Prorektor, Hofrat Tychsen, Herr Willich und Herr Syndikus Oesterley. Praevia citationeerfchien und wurde vernommen wie folgt: Er heiße Johann Adam Vallenter und sei aus Rhein preußen. Er habe die Provokation auf Pistolen für Heine an Wiebel überbracht. Vorgelesen, genehmigt und entlasten. Riedel. Fortgesetzt tzm 7. D»z«mtz«r Gegemvürttg dieselben. Nach vorgängiger Ladung erschien der Graf Nanzau und gab auf Befragen zu vernehmen: Er heiße Ernst Graf Ranzau und sei au« Holstein Bet der Beleidigung sei er nicht zugegen gewesen. Wiebel hab« sie ihm nur erzählt und thn zum Sekundieren bet diesem Ptstolenduell gebeten. Wiebel habe sich nun aber zu jedem thm von dem Gericht zu bestimmenden Widerrufe bereit erklärt, und Heine im Gegenteil habe erklärt, er sei nun auch mit dem bloßen Widerrufe ohne den Zusatz: in Hitze, zu frieden. Vttvcksen, genehmigt und entlassen. , Riedel. Fortgesetzt den 8. De». Nach vorgängiger Ladung erschienen die Stuoiofle Heine und Wiebel. Letzterer erklärte, er habe die Beleidigung in Hitze aus gesprochen. Ersterer war damit zufrieden, und beide erklärten sich für versöhnt. Beiden wurde bei geschärfter Relegation das Duell miteinander untersagt. Vorgelesen, genehmigt und entlasten. Riedel. Am 23. Januar 1881 im Universitäts. Gericht ist dem Stud. Heine die ihm zuerkannte Strafe des Consilium aveundi auf ein halbes Jahr bekanntgemacht worden. Derselbe ent schuldigte sich mit Kränklichkeit, weshalb er fetzt nicht fort könne. Ihm ist aufgegeben, ein ärztlichem Zeugnis deshalb beizubringen. Vas Martyrium eines öeutschen Prinzen. In deutscher Uebersetzung von Hans Reisiger erscheint jetzt (S. Fischer, Verlag, Berlin) die Lebensbeschreibung der Königin Victoria von Lytton Strachey. Darin wird u. a. auch das wenig erfreuliche Schicksal des koburgischen Prinzen ge schildert, der die Königin oon England zur Frau bekam. „Albert, unter einem Regime von spartanischer Einfach heit als Frühaufsteher erzogen, fand den großen Apparat des HoidiettsteS unerträglich anstrengend, und man sah ihn fast ausnahmslos um halb elf Uhr in seiner Sofaecke einnicken; während das Lieblingsvcrgnügen der Königin war, die Nacht zu durchtanzen und dann in den Portikus des Schlosses hinauszutrtten und die Sanne hinter der St. Paulskcrche und den Türmen von Westminster aufgeyen zu sehen. Sie lieble London, und er haßt« es. Nur m Windsor hatte er das Ge fühl, wirklich atmen zu können; aber auch Windsor Hai e seine Schrecken, unter Tags konnte er dort ja malen, spazieren gehen und Klavier spielen, aber nach dem Diner strikte sich schwarze Langeweile auf ihn herab wie ein Leichentuch. Er Härte gern hervorragende Männer der Wissenschaft und der Literatur um sich versammelt, ihre Ansicht über verschiedene Fragen der Kunst und Wissenschaft kennew gelernt und seine eigenen daran weiter entwickelt, aber leider hatte Victoria „keine Lust, solche Leute zu fördern." Da sie wußte, daß sie bei ihrer Konversation nicht recht mitkam, bestand sie darauf, daß die hergebrachte Abendeinteilung unverändert blieb: auf den vorschriftsmäßigen Austausch von Gemeinplätzen mit offiziellen Persönlichkeiten folgte wie gewöhnlich der runde Tisch mit den Kupferstichalbums, während der Prinz mit dreien seiner Gesellschafter eine Doppel-Schachpartie nach inr anderen absolvierte. Die Einzelheiten dieser merkwürdigen Kämpfe sind uns nicht bekannt, aber Prinz Ernst, der spätere Herzog von Koburff- wtha, der einige Monate bei seinem Bruder in England blieb, beobachtete mit freundschaftlichem Wohlwollen und Er' lunen. Eine Begebenheit ist uns überliefert, nicht eben an.^entisch und vielleicht nur eine Anektode, die abc wie oft i solchen Fällen, die zentralen Tatsachen beleuchtet. Als der )rinz einmal in Zorn geraten war, hatte er sich in sein Zimmer ^geschlossen. Victoria, nicht weniger wütend, klopfte an seuie Tür, um eingelassen zu werden. „Wer ist da?" fragte er. „Die Königin von England!" war die Ant wort. Ec antwortete nicht und wieder trommelte, es gegen die Tür. Frage und Antwort wiederholten sich mehrere Male; endlich aber kam eine Pause und dann ein zarteres ' Klopfen. „Wer ist da." klang wieder die beharrliche Frage. Aber die-mal lautete die Antwort anders: „Deine Frau, Albert." Und sofort wurde die Tür geöffnet. Ganz allmählich änderte sich die Stellung des Prinzen. Er fand das Studium der Politik weniger uninteressant, als er angenommen hatte; er las Blackstone und nahm Unter richt im englischen Recht; er war gelegentlich anwesend, wenn die Königin ihre Minister empfing, und auf Lord Melbournes Veranlassung bekam er alle Schriftstücke zu sehen die sich nnf äußere Politik bezogen." IN allen k'arben Oiendronse garantiert feuertest empkleklt Ollst 8ilN0II, Lentköl - lliogene, MMtig list »le MWilNg! BK b-anpmideirn evoa^rn MSN sich m°n «1. SMlmrlW I. Magen 88 gegeaüdtk Ernst ptcker Waagenbauernstalt Ernst Freitag, keleson »68. Stichhaltig— Lag« in neu?» Waagm all,» Art, Scw chl.n u. grrichirn Längrn. u. Flttblgrril.mühkn. Mm KMmiW mit Kenlilnlstrn In Stenographie und Schreibmoschm» für LeUzatzlungegrschäf», welche sich auch »um vertaof eignet, Isfort gefacht. vsieNlM mit näheren Angaben, geugniiahschristen und Sr- hatt»«niprüch»n erdeten unter A T. 1üü7 an b!» Geschäft- s»<U, dies« Blatter ln Lui. WW»WMW IVßSiKnSr^ tLaeksIoksn uncl »srcis ln jecker Huskütirunff uncl Preislage. Ltoern« Net»- unä KoekSkoa k am llaxer uncl Kokon lieferbar. — Wanäplattenarberlen — 8 Pau l 2apk, OkenbsuxesekLkt, 8 Lkarrsir 2. Hue i. L. 1'elekon Y06. ^»«»MUM»W»»WWW»M«aWWWWWWWWW»W»» Stsmäruvk- svkmellpresse 66X«0 cm, noch tm vetried idetlncllick, »o gut vle neu, prel—vert ru vorlauten. Okk. unter I. 1082" »n cla, äuer laseblatt erdeten. ZeilWMkiilM gibt ab Auer Lageblatt.