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ttr. 4S» i. Sallas» »am Mm» La-eblaa. S-nnaden-, -en Si. Vktoktt l-Lß Nunä um äie Welt. Ein Nelchswrhrauto verunglückt. Berlin. SO. Okt. Zwischen Gollnow und Naugard fuhr nach einer Blättermeldung au» Stettin ein von Rolberg kommendes Sanität-automobil der Reichswehr »regen einen Baum. Sechs Soldaten, di« sich auf dem Wagen befanden, erlitten zum Teil schwere Verletzungen- Uebcrführung der sterblichen Ueberrefte de» Kampffliegers v. Rich,Hosen. Wie der Lok.-Anz. meldet, werden die sterb lichen Ueberrefte des deutschen Fliegers Fretherrn v. Richt hofen wahrscheinlich am Bußtag, den 18. November, in die Heimat übergeführt werden. Der Transport wird über Frank furt a. M„ Gießen, Cassel nach Berlin erfolgen, wo die Leiche in der Gnadenkirche aufgebahrt und am 20. November auf dem Invaltdenfriedhof beigcseht werden wird. Explosion in einer chemischen Fabrik. Am Donnerstag- vormittag flog die chemische Fabrik Dr. Borchers, die Gummi lösung herstellt, in Reinickendorf bei Berlin in die Luft. Die Trümmer des Daches und die Steine des Mauerwerkes wur den Hunderte von Metern weit geschleudert und beschädigten die in dec Nähe liegenden Wohn- und Siedlungshäuser. In der näheren Umgebung waren alle Fensterscheiben zertrümmert worden. Vier Arbeiter, die in dem Raume tätig waren, sind verletzt, davon drei sehr schwer. Die sofort zur Stelle eilende Feuerwehr war mittags noch mit den Aufräumungsarbeiten beschäftigt. Die Ursache des Unglücks ist zur Stuiide noch nicht festgestellt. Alle Maschinen der chemischen Fabrik sind zertrümmert. Die Arbeiter, die an ihnen täti.q waren, liegen schwer verletzt und vernehmungsunfähig im Krankenhaus. Durch irgendeine Unvorsichtigkeit muß eine Entzündung des Benzins, das mit der Gummimasse in großen Kesseln durch ein besonderes Verfahren gemischt wird, stattgcfunden haben. Von Wölfen überfallen. Bel Gorochows an der polnisch- nissischen Grenze wurde eine polnische Grenzpatrouilla von einem Rudel Wö'seu überfallen. Erst als die Soldaten drei Wolfe erschossen hott'n, ergriffen die übrigen die Flucht. — Nicht weniger als zwanzig Bären wurden auf einer einzigen Jagd in einem Kreise des Gouvernements Petersburg erlegt. Frunse erkrankt. Der Volkskomissar des Heerwesens, Frunse, der Nachfolger Trotzkis, ist an einem Magen- und Darinleiden erkrankt und ins Krankenhaus übergeführt wor den. — Wie die „Krasuaja Gaseta" meldet, fährt Trotzki in folge Rückfalls seiner Krankheit auf anderthalb Monaie n Urlaub nach Suchum (Kaukasus). Enttäuschung bei der russischen Ernte. Nach amtlicher Zahlen hat die russische Ernte statt der erwarteten 70 Millio nen Tonnen nur 65 Millionen Tonnen ergeben. Boni Bauern! nufgekanft sid bisher ur 2,5 Millionen Tonnen. Infolge der Höhe der Preise für alle Bedarfsartikel sind die Bauern zu größeren Abschlüssen nicht zu bewegen und warten die Er-. Höhung dec Vrotpreise ab. Die staatlichen Getreidemakler! haben den Einkauf eingestellt, um auf diese Weise die Preise ihrerseits zu drücken. Schliesping zweier englischen Werken. Im letzten Kabi- nettSrat brschä'tigten sich die Minister in der Hauptsache mit den durch Verminderung der Ausgaben der Admiralität zu erzielende^ Ersparnissen. Die von der Admiralität beschlossene Schließung der beiden Wersten von Rosith und Pembroke hat in den beiden betroffenen Städten die größte Beunruhigung hervorgerufen. Die Admiralität ist jedoch entschlossen, au ihrem Beschluß fcstzuhalten. Der liberale Führer Sir John Simon behandelte in einer Rede die unerträgliche Lage des englischen Staatshaushaltes und bezeichnete als das Haupt mittel, zu Ersparnissen zu gelangen, die Verminderung der HeeresauSgaben. Während unmittelbar vor dem Kriege, also zu einer Zeit, wo die politische Lage stets gespannt war, die Heercsausgaben etwa 3^ vom Hundert des Budgets aus machten, betrogen sie jetzt zu einer Zeit, tn der England von keiner Seite bedroht sei, 12 vom Hundert der Gesamtausgaben. „Raitenwoche" in England. Montag beginnt in Eng land eine „Rattenwoche". Nach Angaben des Ackerbau- mtntsterS gibt es in England mindesten- SO Millionen Rat ten, deren Erhaltung pro Kopf und Jahr auf zehn Mark kommt, In London allein werden im Hafen jährlich Millio nen Pfundwerte an Waren durch Ratten zersw:t. Da» Torpedoflugzeug. An der Mündung des Hnmber wurde die neueste englische Kriegswaffe, ein sogenanntes Torpedoflugzeug, tn Gegenwart von Marinevertretern Japans, Frankreichs, Italiens und Spaniens ausprobiert. Der Apparat, ein Blackburn-Napterflugzeug, macht hundert Seemeilen in der Stunde und ist mit Torpedorohren ausge stattet, aus denen in einer Entfernung von über 30 Metern Torpedogeschosse abgegeben werden können. Die Probe ver lief zufriedenstellend. „Völkerbund" macht das Rennen! Ein reicher Oelmagnat aus Amerika, Macomber, der ein berühmter Rennstallbesitzer ist, hat in Cambridgeshire New Market den Sieg davonge tragen mit seinem Pferd Masked Marvel, das auch „Der Völkerbünd" genannt wird, weil sein Besitzer Amerikaner, sein Jockei Australier, sein Trainer Engländer und es selbst französischen Geblüts ist. Es kam zu Gewinnen, die in der Geschichte, der Nennen einzig dastehen; ein Freund Macom bers gewann 137 000 Dollars, er selbst soll 250 000 Dollar gewonnen haben. Bor Freude gestorben. In Toronto (Kanada) erlangte ein 37jähriger Mann, nachdem er zwanzig Jahre blind war, durch einen operativen Eingriff das Augenlicht wieder. Seine Angehörigen und Freunde veranstalteten anläßlich dieses so glücklichen Ereignisses eine kleine Feier. In dem Augenblick, als man die Binden von den Augen des Kranken entfernte, geriet er in größtes Entzücken, Aber vier Stunden später starb er; die ungeheure Freude über sein Glück hatte ihn getötet. Die Aufhebung der Orden in der Türkei. Die Mehrheits partei hat die jüngsten Entschließungen des Kabinetts über die Aufhebung der Derwisch-Orden einstimmig angenommen. Ein entsprechender Gesetzentwurf soll demnächst cingebracht werden^ Ein Schüler^ Hans Thomas. Ans Freiburg i. B. wird geschrieben: Der Freiburger Kunstverein zeigt in seinem freundlichen Ausstellungstempel das Gesamtwerk Hermann Daurs, des im Februar dieses Jahres im Alter von 55 Jahren verstorbenen oberbadischen Landschafters. Daur war Meister schüler und Freund Hans Thomas, aber mehr als die Art des wesens- und stammverwandten Lehrers bestimmte ihn ur sprüngliche Verbundenheit mit der heimischen Landschaft. Zu mal in den O Mildern der letzten Jahre mit ihrer sanften Linienführung und kurzsichtigen Farbgebung ist das Typische der Oberrheingegend um Basel und Freiburg unvergleichlich getroffen. Die freie und großzügige Behandlung der Fläche bei den letzten Bildern hat ihre Ansätze in duftigen Farbstift zeichnungen aus früheren Jahren. In der Federzeichnung und Radierung vermag Daur weniger zu überzeuaen. Di« Ausstellungsvorhalle schmückt da» von Architekt Meckel ent» ,'worfene Denkmal für das Trab des zu früh Heimgegangenen Malers. Eröffnung einer- chinesischen Universität In Moskau. An fang Dezember wird tn Moskau eine chinesische Universität ev- öffnet werden, die den Namen SunyatsenS tragen und 250 Chinesen aufnehmen wird. Die hier unter dem Vorsitz Joffe» gegründete Gesellschaft zur Förderung der Sunyatsen-Untver» fität sowie russische und chinesische öffentliche, und gewerkschaft liche Organisationen gewähren der Universität ihre moralische und materielle Unterstützung. Zum Rektor der Universität ist Radek gewählt worden. Dieser erklärte Pressevertretern, die Tätigkeit der Universität werde strengen wissenschaftlichen Charakter tragen und namentlich den Sozialwissenschasten und der Volkswirtschaft gewidmet sein. Zum Unterschied von den in China bestehenden ausländischen Schulen werde keine Pro paganda betrieben werden. , KiKderehen in den Vereinigten Staaten. Es dürfte wenig bekannt sein, daß in diesen weniger als vierzehn der Vereinigten Staaten, nämlich tn Neuyork, Neu- yerse Pensilvanien, Kentucky, Luisiana, Virginia, Florida, Maryland, Rhoda Island, Tempsee, Colorado, Jdahoe, Maine und Mississippi, ist das gesetzliche Heiratsalter vierzehn für den „Ehemann" und zwölf für das Mädchen. Tatsächlich wer den auch eine ganze Reihe von Kindern im Alter von zwölf, dreizehn, vierzehn Jahren ehelich verbunden. Eine wissen schaftliche. Gesellschaft, die „russel Foundation", stellte kürzlich darüber eine Untersuchung an, deren Endergebnis in einem Bericht ausmündetc, worin die Feststellung zu lesen war, daß in den Vereinigten Staaten sechshundertsechszig Tausend Per sonen beiderlei Geschlechts wohnen, die sich im Kindesalter verheiraten. Es ist also das Ungeheuerliche möglich, daß ein Mädchen früher sich verheiraten kann, als sie das Recht hat, in der Industrie zu arbeiten und obendrein zu einer Zeit, b" sie noch schulpflichtig ist. In dem erwähnten Bericht wird nun gefordert, daß das geringste Alter für die Eingehung der Ehe bei Frauen auf 16 Jahre festgesetzt wird. In Deutsch land regelt die Ehemündigkeit der 8 1303 des Bürgerlichen Gesetzbuches, wonach ein Mann nicht vor dem Eintritt der Volljährigkeit, eine Frau nicht vor Vollendung des 16. Lebens jahres eine Ehe eingehen darf; der Frau kann allerdings in Ausnahmefällen Befreiung von dieser Vorschrift durch die zu ständigen Behörden bewilligt werden. Die drohende Stimme im Fernsprecher. Ein recht beherzter Herr scheint der Strafrichter N. kn der schwedischen Stadt Simrishamn zu sein. Er hatte kürzlich Mitglieder einer Diebesbande, soweit die Polizei ihrer hab« baft tvurde, zu ansehnlichen Freiheitsstrafen verurteilt. Da klingelte abends der Fernsprecher bei ihm und eine drohende Stimme ließ sich also vernehmen: „Du wirst sterben müssen, du verdammter Schweinehund." Aber die Zwiesprache fand ein rasches Ende; denn der Richter besaß Humor genug zu antworten: „Du auch, du verdammter Schweinehund!" Worauf es dem anderen die Rede verschlug. 0r. Tkomprons 5o°kEnpr:Ivsr iNrrrks rckiivsn) «Iss pskv« 30 p»g. von tt.ä.von - Da» -rosse LMN kk-kkctti'55cdiui-2l ounc« velr^s LH«' (18. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Gleich einem mitten in der Bewegung erstarrten steinernen Meer dehnte sich das Geröllfeld. Kein Baum kein Strauch, nur Schutt und dazwischen riesige Fels krümmer, Urgesteinsblöcke bis zur Höhe eines Hauses. Die vom Sonnenglast erhitzte Luft flirrte in zitternde Wellen, Myriaden von blitzenden Stäubchen blendeten das Auge fliegender Samen der Silberdisteln, die droben, auf den Matten, standen. Ein feiner, bläulicher Dunst verhüllte die Zinnen und Zacken, aus dem Tal stiegen ziehende Nebel- schwaden empor, brandeten an gegen Vie Bergriesen, zer- flatterten in breit hingelagerte Streifen. Und in flammen der Farbenpracht stand der Buchenhochwald, weinrote und goldlggrüne Lichter spielten darüber hin, verschmolzen mit den silbernen Stämmen zu einer Farbensymphvnie von un erhörter Leuchtkraft und Schönheit. Ganz andächtig war mir zumute tn diesem tiefen, friedvollen Schweigen rings um, unwillkürlich kamen mir die Worte de» Weimarer Ti tanen tn den Sinn: „lieber allen Gipfeln ist Ruh', Kn allen Wipfeln spürest du Kaum einen Hauch; Die Vögeletn schweigen tm Wald«. Wart« nur, balde Ruhest du auch." „Schau, Allerlei" Mein Freund faßte mich am Arm, zeigte nach der jäh abfallenden Felswand vor uns. Das Gestein schien zu brennen, al« würde e» von Innen heraus, au» de, Beraes Tiefen, durch ein rotglühende» Feuer er leuchtet, gleich Strömen von Blut rann «» au» klaffenden Spalten, lodernd«» Leuchten umwob den Kamm. Und steh nun begannen auch di» Firnfelder zu glühen, in einem Mantel von königlichem Purpur und schneeigem Hermelin hüllten sich di» Tiroler Berg«, dann sank leis«, lose aus icaumcsschweren Schwingen die Damme: ung tzerab, breil-le ihren Schleier über die ruhende Natur, und nur ganz droben zitterte noch ein letzter Feuerschein, der Scheidegruß des zur Rüste gehenden Tagesgestirns. Unter einer überhängenden Wand stand dunkel und grob schlächtig ein massiges Viereck. „De Hütt'n, no also, Ham ma's g'schafft. . ." Der Vinzenz schloß die Tür auf, stieß die Fensterladen zurück, eine dumpfe, muffig riechende Luft schlug uns ent gegen. Im ersten Augenblick war ich enttäuscht, den viel gerühmten Hüttenzauber hatte ich mir denn doch anders vorgestellt. Aber da machte mein Freund schon Licht, blakend schaukelte die kleine, rußgeschwärzte Oellamps an dem niedrigen Deckenbalken, beleuchtete zwei mit Bergheu gefüllte Kreisler, einen kunstlos aufgefübrten Steinherd, neben dem Holz geschichtet war, den weißgescheuerten Tisch, .ahinier eine roh gezimmerte Bank, drei ebensolche Stühle und allerhand einfaches Kochgeschirr: Töpfe, Teller, Kannen. „G'fallt dir's, Alterle?" „Hm . . ." „Wart' nur, glei wer'n ma's Ham, g'rad' nobel (015, werden!" Aus den unergründlichen Tiefen seines Rucksack, förderte der Iagdherr eine ganze Anzahl sorgfältig zwischen Wolledecken verpackter Konservenbüchsen ans Licht, einen Spi rituskocher, eine Flasche mit Arrak, dann griff er nach meinem Schnerfer, langte zwei Pullen Notspohn heraus, einen Laib Brot, ein Päckchen mit Zucker. „So, jetza koch' t uns an Schmarr'n, derweil kannst d' amal draußen am Brünnl Wasser holen, d'r Zuber steht in der Cck'n . .." Ich beeilte mich, wieder ins Freie zu kommen, setzte mich auf den Steintrog, in den ein kristallklarer Quell seinen armstarken Strahl sprudelnd ergoß, und brannte mir ein« Zigarette an. Doch dann, als ich nach einer Weile wieder in die Hütte trat, sah sich die Sache schon freundlicher an. Wie durch Zauberei stand weißschimmerndes Steingutgeschirr auf dem Tisch, unter dem Herd prasselte ein lustiges Feuerchen, und verführerische Düfte stiegen aus der Pfanne, in der da» zerlassene Fett brietzelte und brodelte. Mein Freund quirlte Eier und Mehl zusammen, gab Butterflöckchen und ein paar Rosinen hinzu, zischend schwappte der Teig tn da» siede heiße Schmalz, bräunte sich, wurde zu kleinen Brvckerln zerstoßen, die goldgelb und knusperig auf dem Teller lagen. „Kaiserschmarrn, mei' Liaber, gelt, da schaugst?" Der Vinzenz schnitt einen Berg Weißbrotschetben herunter, öffnete eine Konservenbüchse: „Eina'laaerte Kirschen, nach« gibt'« Schinken und Kas, den Grog setz' t glei an ..." Ls fing an gemütlich zu werden ... An den Wände« hingen ein paar gerahmte Jagdbilder, Illustrationen und Beilagen au« Jagdzeitungen, daneben auf geschnitzt« Schädelstöcke aufgesetzte Abwurfstangen von aerinain Hir schen, und in der einen Eck» hing unter dem Muttergott«»- bild ein Weihbrunnkesselchen. Ich schob meinen T«ll«r zurück. „Du, Vinzenz, so gut hat mir', selten tm ««den geschmeckt!" „Freut mich"; er schmunzelte, mischte Arrak und Rotwein, goß kochende» Wasser hinzu. „A bissel stark hab' t 'N a'macht. da schläfst besser darauf, merkst'» net so, w«nn d» Flöh 'm Kreisler beißen — na, Prost, lllttrl», und Wald mann,heil für morgen!" DI» Zigarren brannten, zart» Rauchschleier zogen durch di» offen» Hüttentstr hinan», und mein Freund griff nach der Zither, die ganz unten im Schnrrfer lag.