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r.i,gramm„ rag'biatt ftu^rzg.dirg». «nthalieo- -lr amtlkchea Dekatttttmachuagea -es «al«« -er Sta-t aa- -»« Amtsgericht» «ue. peftsihnk-«»»:, ftml Leipzig Nr. 1»», Mer Tageblatt f»k ft« «» Um,«,«»» « «»l«pftm>»g,, «u— ft»»»i«i» es »«klimi-pitllziil, « »»«Ich» z«tt«« »»ldpf«»«!-». MM? Anzeiger für das Erzgebirge Nr. 2S3 Donnerstag, äen 29. Oktober 192S 20. Jahrgang Kabinett PainlevS zuvückgetteten. Paris, 27. Ott. Minisstchrästdent Painleve hat heute nachmittag dem Presidenten Doumergue die De mission des Gesamtkabtnett» überreicht. Painleve traf um 2 Uhr im Elysee ein. In diesem Augenblick war kein einziger Pressevertreter im Glhsoe anwesend. Tie heute ausgegebene irreführeiche Infor mation daß die Entscheidung erst im Mtnisterrat von heute nachmittag fallen werde, hatte allgemein Glau ben gefunden. Tie Nachricht von der Fahrt PainleveS zum Elhsee verbreitete sich schnell in Pressekreisen. MS Painleve gegen Uhr da» Elysee verließ, wurde er von etwa 60 Journalisten mit Fragen bestürmt. Pain leve erklärte, er habe „nichts" mitzuteilen, al« daß er Doumergue soeben die Demission des Gesamtkabinett- überreicht habe. Tiefe Demission sei seit Freitag in Aussicht genommen. Tie Nachricht sei bi- heute nach mittag geheimgehalten worden mit Rücksicht auf die Pariser Tagung des VölkerbunvSrates. Painleve fügte hinzu, er wisse noch nicht, wer sein Nachfolger sein werde. Aber wer dieser Nachfolger auch sein möge, er werde ihn treu und loyal unterstützen. Nach dem Schritt PainleveS wurde folgende- Com- muniquee veröffentlicht: , „Der Kabinettsrat, der in seiner letzten Sitzung mit der Prüfung des vom Finanzminister Caillaux au-ge- arbeiteten- Sanierungsplanes begonnen hatte, hat diese Diskussion, die keine wesentlichen MeinungSverschieden- heiren unter den Mitgliedern des Kabinett- zutage treten ließ, unterbrochen, um sich der politischen und her par- parlamentarischen Lage, so wie in den verschiedenen Deutsche Volkspartei gegen Deutsch nationale Volkspartei. Berlin, 28. Ott. Täe „Deutsche Tageszeitung" weist in einem Kommentar zu der Entschließung der volks parteilichen Reichstag-frattion den darin zum, Ausdruck gebrachten Vorwurf zurück, die Deutsch nationalen träfe die außen- und innenpolitische Verantwortung und sagt: Will man von einer Verantwortung überhaupt sprechen, so kann es höchsten- sein, ob wir zuM zweiten Male etwas. AehnlicheS wie in Versailles tun. Diese Ver antwortung tragen aber höchstens diejenigen, die sich und dem Volk einen Friedensgeist Vortäuschen, der tat sächlich auf der Gegenseite nicht vorhanden Lst. Ter „Berliner Lokalanzeiger" schreibt, daß, bei den gestrigen Fraktionsberatungen der Deutschen Volk-Partei die Frage einer Neukonstruktion der RegierungSbasi- zurückgestellt sei, bis zu einem Zeitpunkt, an dem man auf Grund der außenpolitischen Resultate zu einer endgültigen Ent- j scheidung über das Werk von Locarno gelangen könne, s Bis auf weiteres sehe man schwerlich eine andere Mög lichkeit als die einer Minderheit-regstrung, denn die Anregungen der demokratischen Presse zur Wiederher-' stellung der großen Koalition fielen in der Deutschen VolkSpartet keineswegs auf günstigen Boden. TaS „Ber-, ltner Tageblatt" sagt unter der Ueberschrist: „Schafft^ Klarheit!", die Oppositionsparteien, Demokraten und Sozialdemokraten^ müssen volle Klarheit verlangen, be vor der Reichstag zusammentritt und bevor die Frage des Paktvertrages zur Abstimmung gestellt »vird. Ge wiß sind auch diese beiden Parteien für die Annahme des Vertrages, aber es handelt sich nicht nur um die Annahme eines Vertrages, sondern auch um die Bil dung einer festen RegierungSkoalitioy, welche dl« in Locarno eingeleitete Verständigungspolitik durchführen und fortsetzen kann. Tie „Bossische Zeitung" erklärt, das vollSParteillche Kommunique« endet mit einem gro ßen Fragezeichen und läßt alle Möglichkeiten offen. Diese gewollte Zurückhaltung der Deutschen Volk-Partei ist nur geeignet, da» bet den Linksparteien bestehende Mißtrauen zu steigern, daß der Linken lediglich: die Rolle de- Lückenbüßer» zugedacht sei, daß sie mit ihren Stimmen die ausfallenden deutschnattonalen Stimmen ersetzen sollen, daß aber, wenn der Mohr seine Schul- dtgkeit getan, die alte Liaison mit den Teutschnativnalen wiederaufgenommen werden soll. Auch die „Germania" Überschreibt einen Artikel mit „Unklarheit" und apo strophiert den Reichskanzler, indem st« erklärt, daß die herrschende Unklarheit weder innen- noch außrnpolitisch zu ertragen sei. Deutschland brauche eine stabile Re gierung mit starkem Rückhalt, wie To. Luther sie. selbst bei der Bildung seine» Kabinett- für nötig gehalten hat. — l Abbruch ber polnisch-litauischen Verhandlungen über die 5 «melschiffahrt. Die polnisch-litauischen Verhandlungen in L lgano über die Memelschiffahrt find resultatlo» abgebrochen »r rrden. Die Polnische Delegation wird am 27. Oktober in 2 arschau zurückerwartet.' Kundgebungen der Parteien zutage getreten ist, anzu passen und davon überzeugt, daß die dringenden An strengungen zum nationalen Ausgleich nicht unternom men werden können, ohne daß man im voraus die Ge wißheit einer stabilen Mehrheit hat, hat die Regierung einstimmig beschlossen, dem Präsidenten der Republik ihre Demission zu übermitteln." Aus diesem amtlichen Communiquee geht klar her vor, daß das Kabinett Painleve zurückgetreten ist, weil es tn seiner bisherigen Zusammensetzung nicht mehr auf die Unterstützung des Kartellblock- in der Kammer rech nen konnte. Die Frage, ob Painleve wirklich, wie be hauptet wird, versucht hat, eine politische Ministerkrise durch einfache Ausschiffung Caillaux zui verhüten, und ob Caillaux wirklich diesem Versuch durch seine Wei gerung durchkreuzte,, tritt angesichts der nunmehr voll zogenen Tatsache der Gesamtdemission de» Kabinett« in den Hintergrund. Präsident Doumergue bat den Kammerpräsidenten Herriot, den SenatSPväsidenten und die Führer der re publikanischen Fraktionen von Kammer und Senat ins Elhsee, um sie nach altem Brauch vor der Betrauung eines Politikers mit der Kabinettsbildung zu befragen. Es ist zur Stunde noch unmöglich, eine sichere Vor aussage über die Nachfolgefrage zu machen. Vielfach wird angenommen, daß Painleve mit der Bildung des neuen Kabinetts betraut wird. Auf jeden Fall gilt e» allgemein für sicher, daß Briand Minister des Aeußeren bleibt. Der Neichsschulgefetzenttvurf zurückgezogen! Berlin, 28. Ott. Einer Korrespondenz zufolge soll jetzt, nach dem Rücktritt des ReichSinnenminister Schiele, der ReichSschulgesetzentwurf vom ReichNnnenministerium zurückgezogen werden, sodaß seine Beratung im ReichS- kabinett hinfällig wird. Ferner soll der sozialdemo kratische Staatssekretär Schulz, der von Schiele beur laubt wurde, demnächst wieder seinen Dienst im Reichs ministerium des Innern aufnehmen. Verhandlungen über Saarfragea. Baden-Baden, 27. Okt. Tie Verhandlungen, die vom 13.—27. Oktober zwischen deutschen Delegierten und einer Delegation der Regierungskommission de- Saarge bietes in Baden-Baden über eine Anzahl von Verwal- tungSangelegenhetten stattgefunden haben, sind zu einem vorläufigen Abschluß gelangt. Eine Einigung ist u. a. erzielt worden über die Verminderung von Doppelbe steuerung und über die Rechtshilfe in Steuersachen, so wie über die Durchführung des Reichsgesetzes über die Ablösung der öffentlichen Anleihen im Saargebtet. Be sonders langwierige Erörterungen ergaben sich bei der Frage der Beamtenpenstonen. GS wurde in Au-sicht genommen, Anfang Dezember wieder zusammenzutreten, um alsdann die Pension-frage zugleich mit dem ge samten Komplex der Beamtenfragen zu behandeln. Eine Zrleöenskonferenz kn Peking. Peking, 27. Oktober. Die Pekinger Regierung richtete an Tschangtsolin, an General Feng, und an dessen Verbünde ten, den Tupan von Honan ein Telegramm mit der Aufforde rung, je zwei Delegierte zu einer Aussprache über die Lage nach Peking zu entsenden. Eine deutsche Studienkommission zur Erforschung der Arbeitslosenversicherung tn England. Gegenwärtig hält sich in London eine deutsche Studien kommission auf, um sich über die Arbeitslosenversicherung in England zu informieren. Sie besteht aus Vertretern des ReichSarbettSministertumS, der Arbeitgeber und der Arbeit nehmer aller Richtungen. Zur Begrüßung der Kommission veranstaltete die englische Regierung ein Frühstück, dessen Versitz der Arbeit-Minister Str Arthur Steel-Maitland führte und an dem außer den Mitgliedern der Kommission Vertreter de» englischen ArbeitSministeriums sowie der englischen Ar- aeber teilnahmen. Der Arbeitsminister bewillkommnete die Kommission mit warmen Worten, versprach seine volle Unter stützung für die beabsichtigten Studien und drückte die Hoff nung aus, daß di« tn den Ereignissen der letzten vierzehn Tage befestigte Freundschaft zwischen den beiden Völkern sich immer enger gestalten möge- Der Führer der Kommission, Ministerialrat Dr. Weigert, sprach seinen herzlichen Dank für den liebenswürdigen Empfang und die wertvolle Unterstützung au», die die Kommission beim britischen ArbettSmtnisterlum gesunden hab«. Die Kommission wird im Laufe der nächsten Tage eine Reihe von Arbeitsnachweisen in der englischen Pro vinz besichtigen^ wobei sie. von einem Beamten de» englischen Arbeit-mintsteriumS begleitet sein wird. Vir -efchkeßung von Damaskus vom IS. bls 2E. Oktober. London, 27. Ott. Meuter meldet au» Kairo: Ob wohl di« Nachrichten über di« letzten Ereignisse in Da maskus auseinandergehen, ist e» doch ersichtlich, daß die Stadt zwischen dem 18. und 20. d. M. ein« furcht bare Heimsuchung erlitten habe. Am Tage vorher war ein Bandenführer in eine» der Stadtviertel eingedrun- gen mit dem Rust, daß die Drusen da wären. Er for derte die Einwohner zum Aufstand auf. Daraufhin wurden die Polizeiposten angegriffen und ein franzö sischer Offizstr erschossen. Die Einwohner schlossen sich daraufhin den Eingedrungenen an. In dem Feuergefocht, daß sich dann entspann, fielen 100 Franzosen im Kampf. List französischen Behörden warfen Tanks und.Panzer auw» in das Gefecht, von denen den Aufständischen schwere Verluste zugefügt wurden. Nest setzten trotz dem Hinstr Barrikaden da» Feuergefecht fort und stockten verschiedene Stadtviertel in Brand. Die französische Be schießung der Stadt dauerst von Sonntag nacht bis zuM Dienstag. Wiest öffentlich« Gebäude wurden zerstört. Tlie Zahl der auf den Straßen liegenden Leichen wird auf Mehrere hundert geschätzt, während ungefähr 2000 un ter den Trümmern verschüttet liegen müssen. ES wird behauptet, daß die Aufständischen in die Umgebung von Damaskus geflüchtet seien und daß mit wetteren Kämp fen zu rechnen sei. Ueber die Reutermeldung aus Kairo über die letzten Er eignisse in Damaskus heißt es weiter: Nach einer anderen Darstellung sind sechs organisierte Banden tn der Umgebung von Damaskus in Tätigkeit. Die Bande, welche am 18. d. M. in Damaskus eindrang, bestand nur aus 40 Mann und ihae Absicht war, den General Sarrail zu entführen. Die Fran zosen beschossen die Stadt, um die Bevölkerung einzuschüch tern, die sie beschuldigten, mit den Banden im Einverständnis zu stehen und dies« von dem Tage der Ankunft Sarrails unter richtet zu haben. Verschiedene gutunterrtchtete Persönlich keiten sind der Ansicht, daß der Schauplatz der Operationen von Dschebel-Drus nach der Gegend von DschikuS verlegt ist. Der griechisch-bulgarische Zwischenfall. Sofia, 27. Okt. (Meldung der Bulgarischen Lest« gvaphenagentur.) 9 Uhr abends. In Richtungs Pe- tritsch unterhielten heute die Griechen zwischen 12 und 1 Uhr mittags Gewehr- und Maschinengewehrfeuer. Zu gleicher Zeit beschoß griechische Artillerie das Dorf Pe trovo — Zu der Athener Meldung über einen,Schritt des rumänischen Gesandten in Athen Langha Rasoano erfährt die bulgarische Testgraphenagentur, daß sich Vst bulgarische Regierung tatsächlich um die.freundschaftli che Vermittlung sowohl Rumänien-, wie der anderen Mächte zur Beilegung des griechisch-bulgarischen Streite- bemühst. Daß dies aber geschah, bevor der Böllerbund, rat mit der Angelegenheit befaßt wurde. Testern sprach die bulgarische Regierung durch Vermittlung de» rumä nischen Gesandten tn Sofia und de- Geschäftsträgers in Athen dem rumänischen Gesandten Langha Rasoano für seine freundschaftliche Vermittlung ihren Dank au-, be tonte jedoch dabet, daß Bulgarien, nachdem Pie Frag« tn die Hände des Bölstrbundrate- gestgt sei, nicht un mittelbar mit Griechenland verhandeln könne. Heust wird ein bulgarischer Offizier mit einem griechischen Offizier beim Posten Demir Kapu zusammentreffen, uns ihm den bulgarischen Standpunkt mitzutetstn. Paris, 27. Ott. Heust vormittag setzst unter dem Vorsitz Briand- der Völkerbund-rat die Prüfung de- grischisch-bulgarischen GrenzzwtschenfallS fort. Der grst- chtsche Vertreter Verla» eine Mitteilung sein« Regst, rung, daß zwischen dem rumänischen Gesandten tn Athen ein Abkommen getvofstn worden sei. Briand wie» dar auf hin, daß die Mitteilung von diesem Abkommen in gar keiner Weise den Beschluß de» Völkerbunv-rast änkere. Alsdann.legten Vst Vertreter der beiden inter essierten Mächte den Standpunkt ihrer Regierungen dar. Ter Vertreter Bulgarien» erklärte, daß in keinem Augen blick bulgarische Trugen griechische» Gebiet besetzt hät ten oder dorthin vorgedrungen seien. Der .vertret« Griechenland» betonst, daß der griechisch« Vormarsch nach der Gebstt-Verletzung durch bulgarische Truppe« stattgesund«n und einen vom technisch«» und politischen Gesichtspunkte au- defensiven Charakter gehabt habe. Morgen Mittag um 12 Uhr tritt eine neu« Sitzung zu sammen. Albanisch - südslawischer «renz-wischenfall. Der Ochrtder KretSvorsteher und der Vorsitzende de» geistlichen Gerichts in Ochrid wekdrn seit einer Autofahrt von Debar nach Üchrid, wenige Kilometer von der «Mantschen Grenze, vermißt, wäh rend der Gendarm, der sie begleitete, erschlagen aukgefunden wurde. Al» Täter werden albanische Räuber vermutet. In folgedessen hat die südslawisch« Regierung da» Einschreiten Albaniens gegen diese RaubüberMe gefordert.