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tztt. »1Ü «uer Tageblatt und Anzeiger für da- Erzgebirge. Mittwoch den 18. September IttitÜ. dMl Grundsätze „do ut de»" nicht ohne zollpolitische Vorteile für die deutsche . Maschinen-, Elektro- und Ktsenwarentndustrte, für die chemische, Glas- und kera mische Industrie, die Papier-, Leder- und Pelzwaren verarbeitung usw. erfolgt. Auch da» französische Koh leneinsuhrverbot wird erörtert werden; Zugeständnisse an französische Aussuhrbranchen werden kaum zu um gehen sein. Eine Sperrung der ALestgrenze dnrch Zoll mauern würde nicht im Rahmen der Vreisabbaupvlitil der Regierung liegen. Die Auslandskonkurrenz kann nicht durch hohe autonome Zölle, sondern nur durch Verbilligung und Nationalisierung der Produktion be kämpft werden. Wird also von dem Verhandlungs charakter der neuen Zollsätze Gebrauch gemacht, so wer- ! den unsere Unterhändler auf der anderen Seite für die deutschen Ausfuhrwaren den französischen Minimal tarif bezw. die gleichen Vert'ragesätzc anstreben müssen, wie sie Frankreich gegenüber den meistbegünstigten Län dern anwendet. England, in Washington Iah re-zahlungen In Hv-se Äon etwa 7K Millionen Dollar Vorschlägen und tM übrigen dieselben Bedingungen zu erreichen suchen, die er in London erzielt hat. Er wird insbesondere die Bezah lung der eigentlichen Kriegsschulden mit den Repara tionszahlungen in Verbindung zu bringen suchen, die Frankreich von Deutschland au» dem Tawesplan emp fängt. Caillaux will also einen Unterschied zwischen den politischen Schulden und den Handelsschulden ge macht wissen. Dies sei einer der schwierigsten Punkte, denn die Vereinigten Staaten hätten stets betont, daß die Zahlungsfähigkeit Frankreichs in keiner Beziehung zu den Summen stehe, die eS von Deutschland erhalte. Tn» amerikanische Schatzamt wende sich dagegen, das Problem der Kriegsschulden mit dem der Reparationen in Verbindung zu bringen, schon deshalb, weil die Berck einigten Staaten den Versailler Vertrag nicht unter zeichnet haben. vle Nentenbankanleihe in Amerika abgeschlossen. Berlin, 14. Sept. Die Deutsche Rentenbank-Kredit anstalt (Landwirtschaftliche Zentralbank) teil« mit: Die Verhandlungen mit der Rational City Com pany in Newyork wegen einer amerikanischen Anleihe für landwirtschaftlichen Ncalkredit in Deutschland sind am Sonnabend, den 12. September, abends, zum Ab- schluß gekommen. Danach übernimmt die Rational" City Company von der Deutschen Nentenbank-Kredit- > anstalt Schuldverschreibungen in Höhe von 25 Millionen Dollar rückzahlbar zu pari, zu einein AahreSzinssatzc von 7 Prozent auf 25 Jahre bei einer,Tilgung von etwa "IVi Prozent jährlich zuzüglich ersparter Zinsen. j Zinsen und Amortisation werden am 15. März und >, 15. September jeden Jahre» fällig, erstmalig am 15 j März 1926. Der Deutschen Rentenbank-Krcditnnstalt steht da- Recht zu, die Anleihe auch zu früherer Rückzahlung in ganzen oder in Teilbeträgen, ebenfalls zu pari, erst malig zum 15. September 1955, sodann zu jedem spä teren Zinstermin zu kündigen. Die Anleihe soll in die fen Tagen zum Kurse von 99 Prozent in den Ver einigten Staaten aufgelegt und ihre Zulassung au der Newyorker Stock Exchange beantragt werden. Die Auszahlung des Gegenwertes der Schuldner schreibungen zu 88 Prozent soll gegen Ende des Mo-' nateS erfolgen. ' Newyork, 14. Sept. Ein Syndikat, dem u. a. die National City Bank und die Firma Harris, ForbeS u. Co. angehören, wird Mitte der Woche öffentlich 2i- Millionen Dollar von Anleihen der Nentenbankanleihe anbieten. Für einen wesentlichen Teil der Anleihe be steht Interesse in Holland, Schweden und der Schweiz wo die Nentenbankanleihe zur Auflage gelangen soll Vle französisch-amerikanischen Schttlüenverhanülungen. Washington, 14. Sept. Die Schuldenkommission gal ihrer Befriedigung darüber Ausdruck, daß Caillaux mu der vollständigen Ermächtigung nach den Vereinigter Staaten komme, über die Regelung der Schuldenfragk zu verhandeln, die dann nur noch der Ratifikation durch da» französische Parlament unterliege. Kein Mitglied der Kommission zweifele daran, daß Frankreich eine Re gelung aus geschäftlicher Grundlage wünsche. * Wie „Chicago Tribüne" mittcilt, wird Finanzmi- nistcr Caillaux, der sich am Donnerstag mit der fran zösischen Schuldenkommissiou nach Amerika einschisft unter Berücksichtigung der Tatsache, daß die französischen Schulden bei Amerika 30 Prozent höher sind als bei Marokkokrkegsberlcht. Paris, 14. Sept. Nach einer HavaSmeldung aus FeS sind Tag und Nacht ruhig verlaufen. Die franzö sischen Truppen bauen die besetzten Stellungen aus. Zahlreiche Unterwerfungsangebote sind eingegangen. Amtlich ergänzende Nachrichten melden, daß am 12. September der Feind den Vormarsch der auf dem rechten Flügel stehenden Abteilungen in Wessan heftigen Wider stand entgegengesetzt habe. Er mußte nacheinander aus drei Stellungen herausgeworfen werden. Eine andere Kolonne, die Bab Hessein mit Kampfwaffen angrisf, wurde auf dem linken Flügel vom Feinde ständig aber erfolglos angegriffen. Die Dissidenten verschanzten sich auf dem Habbagin, von dem aus sie ein Gewehrfeucr unterhielten. Die Verluste des Feindes werden als sehr bedeutend, die französischen als leicht bezeichnet. In diesem Frontabschnitt herrscht Ruhe. Tie französischen Flugzeuggeschwader haben verschiedene Bonibenabwürfe ausgeführt. Der spanische Marokkobericht. Das spanische offizielle Kommuniques über die Lage in Marokko meldet, daß die spanische Abteilung des Frontabschnittes von Tetuan gestern vormittags ihren Vormarsch fortgesetzt habe. Sie besetzte ohne Zwischen fall Kudin Tahar. Im Frontabschnitt von Alhucemas legten die Spanier weiter befestigte Stellungen an. Tie Besatzung von Kudta Tahar wurde etwa 10 Tage von etwa 3000 Aufständischen belagert, die Liese Stellung um jeden Preis nehmen sollten. Bei ihrem Angriff wurden sic vgn Artilleriefeuer unterstützt. Sämtlich? Angriffe wurden jedoch abgeschlagen. Die Aufständi schen ließen 150 Tote zurück, außerdem mehrere 100 Gewehre und zahlreiche Gefangene. Vie Untersuchung der Schanghaier Zwischenfälle. Paris, 14. Sept. Wie „Chicago Tribüne" aus Washington meldet, weigert sich China weiter, die ge richtliche Kommission anzuerkennen und mit ihr zusam menzuarbeiten, die Großbritannien, Amerika und Ja pan eingesetzt haben, um die Ursachen der Zwischenfälle von Schanghai aufzuklären. Dadurch werde die Lage schwierig. Dazu komme noch, daß Amerika, Großbri- tanien und Japan durch die Weigerung Frankreichs Italiens, Belgiens und Hollands, mit der kürzlich ein gesetzten Kommission zusammenzuarbeiten, in Verlegen heit gesetzt worden sind. Allgemein scheine die Ansicht vorzuherrschen, daß die Kommission vier Monate zu spät eingesetzt wurde, um noch etwas erreichen zu kön nen. Wenn China sich weiter ablehnend verhalte, werde die Kommission immerhin noch etwas erzielen können, wenn sie der Einsetzung der städtischen Regierung in Schanghai und besonders dem Aufbau der Polizei ihre Aufmerksamkeit schenke. Genfer Tagung -er nationalen Minüerheltsgruppen. Genf, 14. Sept. Mitte Oktober wird in Genf eine Tagung der Vertreter aller organisierten nationalen Mtnderhettsgruppen abgehalten werden. Die Erörte rung von Fragen, die die individuelle Lage der ein zelnen Gruppen angeht, soll prinzipiell auf dieser Ta gung ausgeschlossen bleiben. Die Aussprache wird sich dementsprechend auf grundsätzliche Fragen über die staatsbürgerliche Stellung der Minderheiten in den einzelnen Ländern beschränken. Auf der Tagung wer den etwa 30 nationale Mtnderhettsgruppen der oer- schiedenen europäischen Staaten vertreten sein. Polnische Terrorakte gegen deutsche Katholiken. Der „Oberschlesiische Kurier" berichtet von neuen Terror akten der Polen gegen deutsche Katholiken. Dem Blatte zu folge konnte das für Sonntag angesetzte Fahnenweih- und Stiftungsfest des Verbandes Deutscher Katholiken in Myslo- wih nichr stattftnden, da es die Polizei abgelchnt hatte, für den ungestörten Verlauf des Festes zu garantieren. Bereits an» Sonnabend hatten junge Burschen unter Absingen von H" liedern gegen die Deutschen ein an der Begrüßungspsorte an gebrachtes Transparent zerrissen und die Ueberreste unter Johlen vor das Polizeikommissartat getragen. Hierauf em pfahl die Polizei den beteiligten Vereinen, mit zusammeng«-- rollten Fahnen und ohne Musik nach und von der Kirche za marschieren, welches Ansinnen zurückgcwiesen wurde. Auch A-i dem vom Verband deutscher Katholiken in Königshütte veran stalteten Volksfest kam es zu einem Zwischenfall. Dem in Oberschlesien bekannten Kanzelredner Pater Eymael wurde untersagt, während des Festgottesdienstes die Predigt zu halten. Konferenz Ser Län-er über -en Schulgesetzentwurf. Leipzig, 15. Sept. Tie Konferenz der Vertreter der Länder mit den Vertretern des Reichsministeriums des Innern zur Beratung des Reichsschulgesetzentwurfs findet heute ifN Leipzig statt. AIS Vertreter des sächsi schen Volksbildungsministeriums werden daran die Ministerialräte Tr. Weinhold und Dr. Wolf teilnehmen. Zn amtlichen sächsischen Kreisen wird besondere» Ge wicht darauf gelegt, daß eS sich bei dieser Konferenz noch mn ganz unverbindliche Vorbesprechungen handle. Neue Verhandlungen im deutschen Bankgewerbe. Zur Tariflage im Bankgewerbe teilt der Deutsche Bank- beamten-Verein mit, daß das Neichsarbeitsministerium im Verfolg seines Antrags auf Einleitung neuer Schlichtungsver handlungen die Arbeitgeber- und Arbeitnchmerorganisationen zu einer Aussprache über seinen Antrag auf Donnerstag, den 17. ds. Mts. eingeladen hat. 3000 Personen ertrunken» 1000 Dörfer überschwemmt, Peking, 14. September. Nach Berichten ans Tientsin ist der Hoangho in der Provinz Schantnng über seine User getreten und hat di« Deiche zerbrochen. 3000 Personen sind ertrunken. Beim Höhersteigen de» Wasser, versuchten die Bewohner mit allen ihnen zu Gebote stehenden Mitteln, die Deiche zu verstärken. All«, Versuch« schlugen fehl, und bereits eine Viertelstunde nach dem Delchbruch waren an nähernd 1000 Dörfer in einem Umkreis von SO Melle» überschwemmt. ck Der Hoangho oder „Gelber Fluß" ist nach dem Jcmg- tse-kiang der größte Fluß Chinas. Seine Krümmungen ein gerechnet, wird seine Länge auf 4100 Km geschätzt. Durch Uebertrcten seiner Ufer hat der Fluß schon mehrmals furcht bare Ueberschwemmungen angerichtet. Unter ller LeW ües Qbem. Originnl-Nmnaii von I. Schneider-Förstl. Urheberschutz durch Stuttgarter Nomau-Zentralc C. Ackermann, Stuttgart. (16. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) i Nach kaum dreißig Schritten glänzte ihm wieder das Wasser entgegen. Gut! Also durch! Ob sie heute starben oder morgen, ob sie verhungerten oder ertranken, was verschlug es! Er weckte Ruth, die, das Gesicht gegen seine Schulter gelehnt, schlief. Sie ermunterte nur mit Mühe. „Du mußt das Licht halten, mein kleines Mädchen Wir wollen hier durch!" ! „Wo?" „Hier durch!" Er zeigte nach dem Wasser. „Nein, Heinz!" „Ja! Wir müssen! Wenn ich die Augen schließe, will ich es tun können in dem Bewußtsein, alles getan zu haben, dich zu retten. Also gibt es keinen anderen Weg, als auch dieses Letzte noch zu versuchen!" „Ich nicht! — Ich gehe nicht mit, Heinz! Ich will kein Teil haben an deinem Tode!" > „Du wirst müssen, Ruth! — Oder nein, du mußt nicht! Ich will zuerst noch einmal die Probe machen!" Ihre beiden Hände hoben sich bittend ihm entgegen. Er gedachte der Worte, die sic zu Eberhard gesprochen hatte, und nun, da sie für sein Leben fürchtete, galt ihr dieser Grundsatz nichts mehr. „Kannst du das Licht hochhalten, damit ich etwas Helle habe? Ter Gang scheint lang zu sein!" ,-Ich gehe mit dir, Heinz!" „Gehen? — Nein! — Ich will dich tragen, Ruth! Komin!" Immer höher mußte er ihren Körper heben. Nun stand er bis zum Halse in diesem eisigen Naß. Larnals ging er nicht durch die Milte, durch, sondern j am äußersten Rande. Trotzdem netztebeceii» seckne i Lippen. HiptH» sstzi-v 't rpi- bp Diisj Arme drohten ihm zu versagen. War dieser Gang denn endlos? Flußbreite — zuckte es durch seinen Kopf. Ein Schwindel befiel ihn. Er maß in Gedanken die Länge der Brücken. Barmherziger Gott! Wenn seine Kraft ihn jetzt verließ, waren sie verloren. Und immer schwerer drückte ihn der Körper! Die Sehnen an seinem Halse schwollen an. Sein Gesicht färbte sich blaurot, seine Arme fibrierten. Und noch jein Ende- Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und merkte kaum, daß das Wasser nur mehr Brusthöhe auf wies. Langsam 'sanken seine Arme; Nun noch knie tief! Und dann — wie ein gefällter Stamm brach er mit Ruth auf dem trockenen Boden zusammen. Von seinem Beinkleid rannen ganze Brunnen. Sie schloß die Augen, um ihn für eine Sekunde nicht zu sehen. Den Kops auf die Brust hängend, sah er gegen die Wand gestützt. Die Arme hingen ihm reglos herab. Ein Keuchen war sein Atem. Sie kniete neben ihm und sah an seiner rechten Schulter eine blutende Schramme. Hastig neigten sich ihre Lippen darauf. „Was tust du?" „Du blutest. Heinz!" Er nickte schweigend. „Lösche das Licht! ES ist unsere letzte Kerze!" Sein Körper fiel schwer zurück. In tödlichem Schrecken hob sie die Hände. „Es ist nichts, Ruth! — Sorge dich nicht! Nur ein Paar Minuten ruhen! Dias Licht ver löschen!" Es war halb Bitte, halb Befehl! Im Dunkel tastete sie nach seiner Hand. „Du wirst naß. Ruth! Komm mir nicht zu nahe! — Nur deine Hand l — So — ein Paar Minuten nur!" Aber cs wurden deren nicht viel. Der Frost trieb ihn auf. > Al? er die Kerze in Brand steckte, reichte Ruth ihm das.seidene Unterhemd und seinen Mantel. „Bitte Heinz, sch dnMv sonst vor GvM!« „Was soll ich b.im'.r, Mim klein« Frau? Hier — Du bleibst hier und ich schaue nach, ob wir nicht wieder in solch einen Hexenkessel gelangt sind. — Oder nein! — Kannst du noch ein klein wenig gehen? — Za? — Tann wollen wirS gleich versuchen!" War das wirklich eine Steigung? Ruth nahm ihre letzten Kräfte zusammen. Ter Gang lief geradeaus-, ohne Verzweigung. Aber Hartmann schien es, als steige er aufwärts. Er suchte nach einer Treppe! ES zeigte sich nichts! Mit einem Male gebot eine Mauer Halt. Ein Wettergeheu hörte auf. Er sah Ruth am „Wenn ich wüßte, wohin diese Wand abschlieht?.,Jch habe nichts als meine Hände! Womit soll ich die nur durchbrechen?" ' Mit den Fäusten hieb er gegen das Gestein. Er horchte auf. Tann noch einmal. Hinter dieser Mauer wohnten Menschen! — Nienschenl „Ruth!" schrie er auf. „Hörst du eS, Ruth?" Sie nickte, lieber ihre Wangen schossen Tränen. Wieder schlugen seine Fäuste gegen die Wand. Kein Laut drang mehr herüber. . Frater Bernhard, der jüngste der Benediktiner, stand vor dem Abt, Sein Gesicht war weiß, ein Flimmern ging durch seine Augen. Streng sah ihn Bertram an. Ta senkten sie 'sich. !. > ! > i , ' ! Schon als kleiner Junge war Bernhard zu den Mönchen auf den Heiligenberg gebracht worden. ,Sie hatten ihn großgezogen und nun war er ihr Benjamin geworden, von allen geliebt, von allen verhätschelt: Bertram war ihm zugetan, denn dieser Jüngste war noch ein halbes Kind, und hing mit einer Temut an ihm, die jeden rührte. Ten „LtebeSjünger" nannten ihn die Brüder scherzend, und -er war glücklich Wer diese Ramensehrung. „Steh mich an!" befahl Bertram. WU hüben sich dis tzrMkttK AUM. ,MS Mch v!i üHSkt hobel» k" fta-tb der Ubt. HM«« TKM? - HO. WrchM» Mr?"