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Sellage -um Mer Tageblatt. Mittwoch, -en 2b. August I»rs Ne. 1-S Lttrma para EL/ «LEK /tt/rezv ES die - fk^^K^OKI^Ok^klS-6 . kk77 c Klasse. In aller Ale organtstettm dte unverletzt grUteba« nen Reisenden und di« Eisenbahner dte erste Hilfeleistung, während erst nach längerer Zett vom Bahnhof Een» ein Hilft« zug etntraf. Bisher stellte man vier Tote und etwa zwanzig k k 1 K fiinler tlen sieben Sergen. Roman von A. L. Ltndnev. tri. Fortsetzung.) (Nachdruck verboten.) Und er verstand den Blick, mit dem sie flehte: „G«> brauche deine Macht nicht," mit dem sie ihn bat um ein unverletztes Gewissen, um Treu« und Eh«. Da sprang er auf, stieß den Stuhl heftig zurück und ging aus dem Zimmer und treppauf. Sie schleppte sich zurück in dte dunkle Studierstube. Dort sank sie aufs Sofa und drückt« da» Gesicht auf die Arme. Sie fühlte ihre letzte Kraft verbraucht. Herbert blieb lange fort, endlos lange, wie Tmra Wien. Es ängstigt« sie, so sehr sie auch seine Nähe fürchtete. Was mochte der leidenschaftlich Erregte oben beginnen? Horch, jetzt ging sein« Tür, da» Quietschen klang durch das stille Haus, und jetzt kam der wohlbe kannte feste Schritt dte Treppe herab. Bor der Tür de» Eßzimmer» hielt er tnne. Doras Her- setzte einen Schlag ack», um dann Mit rasenden Sk^en gegen ihre Brust zu hämmern, daß sie vor Atemnot fast verging. IHv war, al» ob ihr Gehirn versage, und doch war jeder Sinn unheimlich wach. Gan- deutlich Härte sie jede Bewegung de» vor der Tür Stchenden. Aber war war da»? Die Schritte gingen weiter über den Flur, durch di« Veranda, hart klappte die Außentür in» Schloß. „Zu Ende" schien der Don zu sagen. Al» Dora zum Bewußtsein kam, was geschehen war, spWchg sie ans nnd f^ktzi» am Hmster. Ka «tchHtzei^ der aus de» .Eßzimmer in den Hof fiel, erkannte sie ganz deutlich Herbert. Er trug eine Reisetasche in de« Hand. Jetzt war er am Tor, öffnete e» und ging hin aus, ohne sich noch einmal umzusehen. Letzt Log er um die Scke, da» kahle Holundergebüsch am Zaun ent zog ihn den Blicken. Unwillkürlich breitete sie die Arm« aus. Noch nie war er ihr so unsagbar teuer gewesen als jetzt, wso er Kraft gesunden hatte, zu gehen, sich selber treu zu blet^ ben und sie, die er liebte, vor der fressenden Pein eine» kranken Gewissens zu bewahren. Tann sank ihr Kopf schlaff auf die Brust, das Weiße Gesicht verzog sich schmerzlich. „Nun seh ich ihn nie wieder," murmelte sie, sich hilflos umbltckend. Sie tat noch ein paar Schritte vor wärts, taumelte. Bor ihren Augen wurde.es schwarz, und hart mit dem Kopfe aufschlagend, fiel sie bewußt los M Boden. So fand sie Bredenkamp, al« er Bald darauf und im ganzen recht befriedigt von seinem AmtSbesuche heimkehrte. Al» «v früh am nächsten Morgen in de» Sohne» Zimmer schaute, um ihm zu sagen, daß Tora recht elend scheine und wohl ein paar Tage da« Bett hüten müsse, fand er den Brief, den Herbert für ihn auf den Tisch gelegt hatte. Er lautete: „Mein teurer Vater l Vergib, daß ich ohne Abschied dein Haus verlasse. Ich hatte vor, nächste Woche zu Lisa zu gehen, nun habe ich einsehen müssen, daß schnelle Abreise da» Best« ist für un» all«. E» gibt Ding«, di« kommen «hm mW, WW Miß qiHt wie: Man mißbilligt sie Srotzfeuer in Monschau. An Großfeuer zerstörte die Großspinneret der Firma KlöterS. Der fünfstöckige Hauptbau brannte völlig aus. Durch den Brand werden viele Arbeiter brotlos. Dte EntstehungSursache ist noch nicht ermittelt, der Schaden ist sehr groß. Nachrichten von dem StinneS-Dampser Emil Kirdorf. Nach einem bet der Direktion der StnneS-Linien etngelause- nen Funkspruch des Kapitäns des Dampfers Emil Kirdorf be- steht für die Passagiere und die Mannschaft des Dampfers keine Gefahr mehr. Das Schiff, das sich bet Absenduna der Depesche am Sonntag mittag auf 8 Grad nördlicher Breite und b4 Grad östlicher Länge, also etwa auf der Höhe der Ne- grobat (Jtaltentsch-Somaltland) befand, wird von einem englischen begleitet. Der Kapitän spricht in seiner Meldung di« Hoffnung au», binnen kurzem das Feuer, das in der Kopra' Landung reiche und gefährliche Nahrung findet, unter Kon trolle zu bekommen. Neue» Eisenbahnunglück in Frankreich. Am Sonntag abend hat sich in> der Gegend von Sens ein neues schweres Eisenbahnunglück ereignet. Der Schnellzug Paris—Taras- con, der abends um 7.bS Uhr vom Lyoner Bahnhof in Paris abfährt, ist auf offener Strecke in der Gegend von Lens zum Halten gebracht worden. Der Schnellzug Paris—Chamonix, der zehn Minuten später vom Lyoner Bahnhof abfuhr, fuhr auf den haltenden Schnellzug auf. Die Lokomotive . zer trümmerte den Packwagen am Schlüsse des Schnellzuges Paris—Tarascon sowie mehrere Eisenbahnwagen dritter »Md ist doch ihr Sklave. Wen« ich dir dereinst ohne Erröten gegenübertreten wollte, so mußt« tch gehen. Gleich heute. Vielleicht wirst du mich nicht einmal verstehen, dann quäle dich nicht mit Gedanken und Vermutung gen; hast du mich aber verstanden, so bitt« tch dich von ganzem Herzen: Verzeih und sei versichert, daß niemand ein Verschulden trifft außer vielleicht mich selbst, der ich mich im Wahne völliger Sicherheit zu zwanglos gehen ließ. ' Dein Herbert." Bredenkamp» Hand sank schlasf herunter, da» Blatt flatterte zur Erde. Was war denn geschehen? Wa« meint« der Jung«? konnte doch unmöglich da»! sein. Sein Geist wehrte sich ungläubig und Hilsts« gegen aufdämmernde Erkenntnis. T«r langen Gewohnheit instinktiv folgend, sucht« «r Tora auf. Wie immer, wenn ihn etwa«, betrübte oder erschreckt«, sollte sie raten. Sie hatte sich nun doch -um Aufstehen gezwungen und saß am Fenster, weiß wie ein Tuch, da« tz«rz so voll Angst und Gorge sowohl um den Vater al» u« den Sohn, daß da« eigene Leid darüber garntcht zu Worte kam. „Torchen — ich bitte dich — sich den Brief. Ver stehst du das?" Sie streckte dte Hand nicht danach au», sah Breden kamp nur an mit einem erlöschenden Blick, der ihn» alle» sagte. Sekundenlang stand er unbeweglich. „Also doch - doch!" > Gl« schleppt« sich zu ihm hin und ft«l ihm «a den Hall». Mater, lieb« Bat«-, t-t Nicht bäs«. Runä um äie Welt. Tariftonslikt im Bankgewerbe. Wie der Allgemeine Der- Land der Deutschen Bankangestellten mttteilt, finden am Donnerstag, den 27. August 1S2ö, im RetchSarbeitSmtntste- rium Schlichtungverhandlungen zur Beilegung des Tartfkon- flikteS im Bankgewerbe statt. Zum Schlichter ist Oberregie rungsrat Küttig bestellt worden. Di« Eisenbahn-Tarifkonferenz mit den Randstaaten. Dte Tartfkonferenz mit den Randstaaten in Cranz, die sich mit einzelnen Abänderungen und Ergänzungen der deutsch-litau ischen, «lettischen und isländischen Tarife befaßt hat, hat gestern ihren Afschluß erreicht. Die Beratungen haben zr. einem befriedigendem Ergebnis geführt. Ueoer dte näheren Einzelheiten Sann Mitteilung erst erfolgen, wenn dte noch ausstehende Genehmigung der beteiligten Etsenbahnverwgl- tungen erfolgt ist. ' Der ehemalige König von Dachsen in Budapest. Der ehemalige König von Sachsen Friedrich August ist gestern abend in Budapest eingetroffen, um seine Tochter und seinen Schwiegersohn, den Erzherzog Josef Franz anläßlich der Ge burt einer Tochter zu begrüßen. Er wird 8 bis 10 Tage in Budapest bleiben und dann nach Sybillenort zurückkehren. Friedensmiete in Lübeck. Der Senat hat die Miete ab 1. September für das Gebiet der Freien Stadt Lübeck aus 100 Prozent der Frtedensmiete erhöht. Unglücksfall auf einer Zeche der Gewerkschaft Graf Bis mark. Am Sonntag vormittag ereignete sich gegen 10 Uhr auf der dritten Sohle des Schachts 2/6 der Gewerkschaft Graf Bismark in Buer-Erle ein ziemlich schwerer Unglücksfall. Bei einer Repartur am Förderkorbe riß eine Kette, wodurch der Korb auf die zwölf Meter tiefer errichtete Bühne fiel. Drei in dem Förderkorb befindliche Bergleute erlitten dadurch recht erhebliche Verletzungen, namentlich Arm- und Beinbrüche. Tote waren nicht zu beklagen. Zigeuner belagern ein ForsthauS. Auf der Chaussee Beyersdorf—Marwitz im Kreise Landsberg an der Warthe kam es zu einer blutigen Zigeunerrevolte. Ein großer Teil von Zigeunern befand sich auf dem Wege von Landsberg nach Marwitz, lagerten in großer Zahl und beunruhigten da durch die Bevölkerung. Als der für Beyersdorf zuständige Oberlandjäger auf Grund der Verordnung zur Bekämpfung des Zigeunerunwesens ^e Lagernden aufsorderte, sich zu ent fernen, griffen diese den Oberlandjäger an, worauf der Beamte in der Notwehr einen Zigeuner tötete. Die Zigeuner ver folgten hierauf den Beamten und belagerten das ForsthauS in dem der Oberlandjäger Unterkunft suchte. Sie gaben etwa 20 Schüsse ab. Der Oberlandjäger erhielt 10 Streifschüsse Erst als Forstschutzbeamte und Schutzpolizei aus Landsberg an der Warthe zur Hilfe herbeieilten, zerstreuten sich die Zigeuner in der Richtung auf Saldin. Unwetterkatastrophe in Niederbayern. In der ver gangenen Woche ging in der Gegend von Konzell in Nieder bayern ein schwerer,Wolkenbruch nieder, wodurch die Bahn geleise auf der Strecke Konzell—Haibach vom Wasser unter spült wurden. Die Passagiere des Zuges mußten den Weg bis nach Konzell zu Fuß zurücklegen. Die Obermühle bei Konzell ist vollkommen überschwemmt. Der Besitzer, ein Vater von_fünf Kindern, wurde von dem hereinörechenden Hochwasser erfaßt und fortgertsfen. Er konnte bisher noch nicht gefunden werden. Das ganze Tal gleicht einem großen See. Der Eisenbahnbetrieb ist gesperrt. Zugentgleisung. Am Sontag vormittag entgleiste auf dem Bahnhof Tornesch ein Personenzug beim Aussetzen von Viehwagen. Reisende wurden nicht verletzt, jedoch war die Strecke Altona—Neumünster etwa drei Stunden gesperrt. Der von Kiel 1,28 Uhr abführende Schnellzug Kiel—Hamburg --Köln mußte über Oldesloe umgeleitet werden. glänzen mit ihren körperlichen Vorzügen sollen die jungen Mädchen, dte solch einen Kursus in rythmtscher Gymnastik durchgemacht haben, sondern sich der Sicherheit ihrer Bewe gungen, der Herrschaft über das Spiel ihrer Muskeln erfreuen' Es wirkt ärgerlich und verstimmend, wenn Frauen thire Gliedmaßen nicht völlig in der Gewalt haben, wenn sie beim Gehen und Kommen cm Gegenstände anstoßen, bei häuslichen Verrichtungen unnötige Bewegungskraft verbrauchen, ihre Hantierungen nicht richtig abmessen können. Solche Men schen! alterw auch früh. Turnen ist immer mit Disziplin ver bunden. Aufmerksamkeit, Präzision, diese seelischen Kräfte werden stark herangezogen und steigern das LebenSgefühl' Vom hygienischen Nützlichen ist dann der Schritt zum An mutig-Schönen ohne weiteres gegeben. Aus den turnerischen Hebungen gehen die Reigen, Schreittänze und malerischen Gruppenbildungen hervor. Ich Hatte Gelegenheit, einem Elternabend betzuwohnen, an welchem eine junge Turn lehrerin, 'deren Augen auch zeichnerisch geschult, mit ihren zwölf- und dreizehnjährigen Mädchen aus der Volksschule einige mustergültig eingeübte Reigen und Tänze vorführte, dis bei den Klängen der klastischen Musik von Gluck und Mo zart auf den zahlreichen Zu chauerkreis einen entzückenden Eindruck machten. Es war für die Familien ein Genuß, zu sehen, wie graziös, sicher und doch ohne jeder eitle Selbßbd- wußtsein ihre jungen Töchter die langsamen Schritte, Beu gungen und Schöpfbewegungen ausführten. Wo früh der Sinns für Maß und edlq Formen entwickelt wird, da» Verständ nis dafür, daß der Halbwegs normale Körper herangÄildet werden kann zu Kraft und Schönheit, werden rohes und häß liches Gebühren keine Stätte finden. Auch Krankheitserreger können sich in einem turnerisch durchgebildeten Körper bet weitem nicht so leicht etnnisten, aiS in einem auSschließlch zu sitzender Lebensweise verurteilten Organismus, der nach einem bestimmten Zeitraum, sobald dte erste Jugend Abschied genommen hat, nicht mehr imstande ist, das Gesetz der Träg heit zu überwinden. Schminke und Puderquaste können nur bei künstlichem Licht Jugend Vortäuschen. Das rythmtsche ">in der Wirk- ckla Mensch. Rhythmische Gymnastik. Die Jugend des Körpers, ihre Erhaltung und Pflege be schäftigt heute mehr als je die Gedanken der Menschen. Wir fühlen den Verlust des Gleichgewichts zwischen Körper und Seele. Der Wunsch, dieses herzustellen, hat zu erfreulichen Ergebnissen, andererseits aber auch zu bösen Verirrungen und krampfhaften Experimenten geführt. In dem Augenblick, als die an und für sich richtige Auffassung, daß der beengen, den und entstellenden modischen Kleidung Grenzen gezogen werden müßten, auf das tote Geleise der Nacktkultur geirrt, war das eigentliche Ziel, den menschlichen Körper jung und geschmeidig zu erhalten, in weite Ferne gerückt und hatte einem Zerrbilde falsch verstandenen Griechentums Platz ge macht, das sich an Havel und Spree aber nicht ohne kornische oder gar abstoßende Begleiterscheinung aufbauen läßt- Unsere jungen Mädchen sind keine Nymphen, unsere Jünglinge keine Halbgötter. Und von den homerischen Helden wissen wir> daß, sobald sie dem Bads entstiegen waren oder sich vom Staub der Wettkämpfe gesäubert hatten, sie ein festliches Ge wand oder schimmernde Rüstung anlegten. Der Dulder Okdysseus trug, als die Wogen ihn an das Gestade der Phä- aken geworfen hatten, Sorge, vor der Königstochter nicht nackt zu erscheinen. — Wir modernen Menschen haben vor allem unser Augenwerk darauf zu richten, daß unser körper licher Aufbau, dem die Büroarbeit, die sitzende Lebensweise zu der heute Millionen verpflichtet sind, seine Kraft und Be weglichkeit behält. Ganz vorzügliche Erfolge sind in letzter Zeit mit der rythmischen Gymnastik erzielt worden, die von berufenen und befähigten Lehrkräften ausgeübt, Muskel kräftigung und Anmut fördert. Unseren Turnlehrerinnen hat sich da ein besonderes Arbeitsfeld eröffnet, das allerdings auch bald übersetzt sein dürfte, weil es auf diesem Gebiet wie auf allen anderen, Dtlletanten und Künstler gibt, deshalb man gut tun wird, bet der Wahl eines Kurses, sich die ganze Persönlichkeit, die ihn leidet, daraufhin anzusehen, ob dte Vor bildung, das bei diesem Unterricht unentbehrliche Verant" wortungSgefühl in ganzem Umfange vorhanven ist. För ¬ derung der Anmut, Entwicklung der Geschmeidigkeit ist etwas lichkeit./ Grundverschiedenes von Unterstützung der Eitelkeit. Nicht U! Verletzte fest. Nach den letzten in Parts ttngetroffenen Nach richten, zu denen allerdings die Bestätigung auSsteht, find bet dem Eisenbahnunglück bet Sens zehn Personen getötet, und über dreißig verletzt worden. Das „Affentheater." Ein unterhaltsamer Prozeß steht derzeit von einem Wiener Bezirksgericht in Verhandlung. Etn Mitglied der monarchistischen Partei hatte tn einer Verlamm' lung den österretchischen Nationalrat „Affentheater" genamü und war deshalb vom Staatsanwalt unter Anklage gestellt worden. In der Verhandlung erklärte der Verteidiger, daß besonders da» Verhalten der Parlamentarier tm MtetenauL- schusse, wo mtt Autohupen, Ktndertrompeten, großen und kleinen Trommeln, Pfeifen usw. etn Konzert veranstaltet wurde, geradezu ein Schulbeispiel für den Begriff „Affen theater" sei und erklärte, den Wahrheitsbeweis, daß der Natio nalrat ein Affentheater sei, erbringen zu wollen. Dte Ver handlung wurde zur Vernehmung neuer Zeugen vertagt. Amundsen auf der Reis« nach Italien. Roald Amundseu der am Sonntag nachmittag mit seinem Begleiter Leutnant Rijser Larsen in Kiel gelandet und von der dortigen Stadt verwaltung freundlichst begrüßt worden war, traf in den späten Abendstunden in Hamburg ein. Er reiste gestern früh über Frankfurt a. M. nach Basel.