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Mittwoch, äen lS. klugust 1S2S 20. Jahrgang Nr. 1S2 LMM Anzeiger für öas Erzgebirge Mer Tageblatt p«M»«It« f», H»»«>,«» «« B», m>» Um,«,««» « «»ltps»-»!,«, »X- »SrNl« amtlich« S«Il« « r«l*g,ama»r Lagtblatt ^orrrzgrblrgi. Enthalten- -sa amttkchen Hekauntmachvngen -es Natas -e» Bta-t UN- -es Amtsgericht» ^iur. paMetk'Xont», ftmt Ltipzlg a». Ich»» Hilfsaktion äes Staates für Dr. Stinnes. Berlin, 17. August. An den heutigen Verhandlun gen zur Verhütung der Stillegung der Aga-Werke nahmen von der Leitung der Werke Dr. Edmund Gttn- nes, die Direktoren, der GesanttbetriebSrat, Vertreter des Metallarbeiterverbandes, der Gewerberat und Ver treter der beteiligten Staatsstellen teil. Ter Oberprä- stdent der Provinz Brandenburg, der in seiner Eigen schaft als Temobilmachungskvmmissar die Sitzung ein berufen hatte, leitete diese persönlich. Zunächst legte Dir. Stinnes eingehend die Verhält nisse dar. Bisher hätten sich die Arbeiter noch immer zur Arbeit bereit erklärt, obwohl sie erst einen Teil ihres Lohnes e<vu!ten hätten, und er hoffe, im Lauft» deB heutigen 'vettere IS Prozent zur Verfügung stellen zu können. Von der Belegschaft hätten bereits 25» Mann mit der Arbeit aufhören müssen, infolge schlechter Belieferung durch die ^Lieferanten Material mangel eingetreten sei. Ter Vertreter der Arbeiterschaft unterstrich die Ausführungen Dr. Stinnes' und erklärte, die Arbeiter forderten ihrerseits gleichfalls, daß, die Reichs- und Staatsstellen alles unternähmen, nm die Stillegung des durchaus produktiven Werkes zu verhin dern. Ter Oberpräsident erklärte, sich energisch für eine Hilfsaktion einsetzen zu wollen. Wie man hört, wird daran gedacht, die von der preußischen Staatsregierung verlangte Giroverpflichtung für die den Agawerken zur Verfügung gestellten drei Millionen Mark, die bisher von den Großbanken verweigert wurde, dadurch zur Ver fügung zu stellen, daß die Reichskreditgesellschaft diese Verpflichtung übernimint. Zum öeutsch-polnischrn Han-elskonflikt. HelsingforS, 16. August. In einer Ucberstcht über die Entstehung deS deutsch-polnischen Han-elskonfliktes stellt die Helsingforser Zeitung „Uusi Suomi" fest, daß auf der deutschen Seite der aufrichtige Wille vorhanden war, zu einem Abkommen zu gelangen. Die deutschen Forderungen nach beiderseitiger Meistbegünstigung seien vollkommen recht und billig gewesen.' Aber Polen habe während der Verhandlungen die deutschen Waren mit unerhört hohen Zöllen belegt und der deutsche Vorschlag eines provisorischen Handelsabkommens, der viele bei deutende Zugeständnisse enthalten habe, sei an den hohM polnischen Forderungen gescheitert. Tie Sperre des deut schen Marktes sei ein schwerer Schlag für Polen, die Wirkungen machten sich besonders stark in Oberschlssien fühlbar und seien auch im Kurs )>sr polnischen Wäh rung erkennbar. Tie Folgen des Konfliktes seien für Polen schwerer als für Deutschland, die polnische Indu strie könne den Absatzmangel anscheinend nicht aushalten. Ueberrelchung -er Antwortnote betr. -en Sicher« heitspakt mutmaßlich En-e -er Woche. Paris, 17. August. Gegenüber der im Umlauf be findlichen Nachricht, daß die Antwort in Zachen des Sicherheitspaktes heute oder morgen der deutschen Re gierung werde überreicht werden können, teilt Havas mit, daß dies nicht der Fall sein werde. Tas Dokument sei dxn alliierten Mächten, insbesondere Belgien und Italien, zur Meinungsäußerung übermittelt worden, aber diese hätten ihre Ansicht über den Inhalt der Note noch nicht bekanntgegeben. Die Note werde durch einen Kurier nach Berlin« rst übersandt werden, wenn die Mei nungsäußerungen dieser Mächte eingogangen seien, was für die Mitte dieser Woche erwartet wird. Die Ant wort wird der deutschen Regierung nicht vor Freitag oder Sonnabend mitgeteilt und am Tage nach ihrer Ueberreichung veröffentlicht werden. Aue Lage kn China. London, 17. August. Das Reuterbüro meldet aus Hongkong: Nach privaten Mitteilungen aus Kanton sind dort ungefähr 8000 Ballen Rohseide und 5000 Ballen Seldenabfäll« nach Schanghai verladen worden. E» wird angenommen, daß, ungefähr 80 Prozent aller Setdenhändler ihr« Geschäfte zeitweilig nach Schanghai verlegen werden. Sozialistische Agitatoren in Kanton sollen, wie da» Reuterbüro weiter meldet, erneut gei gen di« Ausländer und gegen den Handel mit Hongi- kong agitieren und ferner für die Konfiskation des Pri vateigentum- und die Beseitigung des Handels ein treten. . i i > i ! Marokkokrieg. Madrid, IS. August. Bon der Marokkfvont wird gemeldet, daß es vei Ngarsa zu einem Gefecht kam. Gin feindlicher PrSoiantzug wurde bet einem Durchbrüchs- versuch von einer spanischen Kompanie überrascht. Feind mutzte sich unter Zurücklassung von Verwundeten und Toten zurückziehen. Tas 23. nordafrikantsch« Gchützenregiment, das bis her in Wiesbaden gestanden hat, ist in Casablanca ein getroffen. > - Vte Zrie-ensbe-ingungen -er vrufen. Tie „Bedingungen", unter denen die Drusen die Waffen niederlegen wollen, sollen folgende sein: 1. Ter bisherige französische Gouverneur, Haupt mann Carbillet, muh des GonverneurPostenS des Dschebel-D-ruS xnthoben werden. 2. Gin französischer Gouverneur ist genehm, vor ausgesetzt, daß er von den Drusen gewählt wird. 3. Niemand darf wegen des Aufstandes bestraft werden und die Waffen der Tirusen dürfen nicht be? schlagnähmt werden. Tie Abordnung wurde vom General Sarrail emp fangen und hierauf wurde Befehl gegeben, die in Da maskus, Tvirezzor und Kuneitra gefangengesetzten. Dru sen freizulassen. kein Zrie-ensfchluß -er Zranzosen mtt -en Vrufen. Paris. 17. August. Zu der Meldung der „Tailh Mail" von einem Friedensschlüße der Franzosen mit den Trusen wird im Außenministerium erklärt, daß man von einem Abkommen nichts wisse. Zusammenstoß Zwischen Italienern uuü Arabern. Paris, 17. August. Lite Agence Havas meldet aus Rom: Aus der Karawanenstratze von Aegypten nach der Chrenaika wird die Nachricht verbreitet, daß aufständi sche Araber und ein italienischer Truppenteil, der mtt der Unterdrückung des WaffenschmuggelS /beauftragt war, zusammengestotzen seien. Ein Oberst und ein Be- anuer des Kolonialministeriums seien, schwer verwundet worden. Au -en englisch-französischen Schulöenoerhan-lungen. London, 17. August. Wie hier verlautet, wird sich der französische Finanzminister Caillaux demnächst nach London begeben, um mit dem englischen.Schatzkanzler Winston Churchill die Frag« der französischen Schuld an England zil besprechet:. Ter genaue Zeitpunkt -es Be suches steht noch nicht fest, jedoch rechnet man damit, daß er Ende dieser oder Anfang nächster Woche statt finden wird. Ter amtliche britische Funkdienst benrerkt hierzu: Wie erinnerlich, ist die französische Sachverstän digenkommission, die vor einigen Wochen mtt Vertretern des englischen Schatzamtes in London Beratungen ge pflogen hatte, seinerzeit nach Paris zurückgekehrt, um die Frage im Lichte der hier zum Ausdruck gekommenen Meinungen und gewisser Bemerkungen von englischer Seite zu erwägen. Inzwischen hat der französische Fi nanzminister Caillaux vor englischen und französischen Pressevertretern nochmals betont, Frankreich! peabsich» sichtige, seinen Verbindlichkeiten gerecht zu werden, und erklärt, er werde England das „Angebot eines M>ren- mannes" Machen. Die Grundsätze, nach denen England in der interalliierten Schuldenfrage zu.handeln ge denkt, sind in der sogenannten Balfour-Note niederge legt. Sie bedeuten eine sehr erhebliche Verringerung! der an England geschuldeten Summen. In der Balfour- Rote ist sestgelegt worden, daß England Schulden per Alliierten nur so wett erlassen kann, als seine eigenen Zahlungen an Amerika noch gedeckt bleiben. Ter durch schnittliche Jahresbetrag der Zahlungen an Amerika beträgt 37 Mlltonen Pfund Sterling. Unter Hinzu rechnung der Zinsen ergibt sich daraus.für England «ine jährliche Gesamtschuld an Amerika im Betrage von 40 Millionen Pfuno. Die französische Schuld an England wird auf 628 Millionen Pfund Sterling geschätzt. Zur Reis« nach London. Parts, 17. August. Die Nachricht, daß Caillaux sich Ende der Woche zur Erörterung der Schuldenstage nach London begeben werd«, ist, wie Hava» mittetlt, noch unbestätigt. Irgend ein Datum ist für di« Reis« noch nicht festgesetzt, und «s steht noch nicht fest, ob Caillaux sie überhaupt unternehmen wird. ! ' Zetsiverlängerung für -ke Zeichnung -er französischen Anleihe. Part», 17. August. Den Abendblättern zufolge soll ein« Verlängerung der Frist für di« Zeichnung der neuen vierproz«nttgen Anleihe, deren Änd« auf den 8. Sep tember festgesetzt worden war, wegen gewisser durch den Bankbeamtenstreik verursachten Schwierigkeiten be schlossen worden sein. Di« Zeichnungen sollen.danach noch Sitz zum 80. September möglich sein. Syrien, äas Manäalsgebiet Frankreichs. Bon I. Klingenbsrg. Syrien und Palästina, die gewöhnlich zusammen gefaßt werden, sind im Osten nicht leicht zu begrenzen. Am besten ist diese Grenz«.vom Toten Meer über Tjsbel Hauran, Aleppo und Aietab zu ziehen, die aber auch an den Euphrat und die syrische Wüste gelegt wird. Suria, wie die Türken jenes Land nennen, wird vom Mvderi nach Süden von einem Berglande durchzogen, da» im Norden mit dem TauruS, im Süden mtt dem Sinai gebirge ^usammenhängt. Lite Bevölkerung des Lande» ist überwiegend semitisch, allerdings mtt allen möglichen Massen durchsetzt. Im Westen leben Araber, Israeliten und Syrer, zu denen die Marontten und Trusen de» Libanon zählen. Außerdem sind Armenier, Türken (Beduinen) und Europäer vertreten. Konfessionell zer fällt die Bevölkerung zur Hälfte in Mohammedaner (Araber, Türken) und zur anderen Hälfte in Christen (Europäer, Syrer (Marontten und Drusen), Armenier und Griechen). Syrien hat «in« wechseloolle Geschichte hinter sich. Ursprünglich zerfiel es in mehrere Einzelstaaten von denen daSRetch Nahartna oder Mitanni, gegründet im 16. und 15. vorchristlichen "Jahrhundert, der älteste Kulturstaat in Syrien war und 1400 v. Ehr. von den Hethtten vernichtet wurde. Lite Hethiten, di« mehr«« kleine Staaten bildeten, erlagen den oordringenden Assyrern, die auch die anderen syrischen Reiche unter warfen. Im Jahre 332 eroberte Alexander der Große Syrien und bildete unter dem Feldherrn SeleukeS ein eigenes Reich. Im Jahre 64 v. Chr. kam Syrien, wie wenige Jahre später auch Jerusalem, in die Hände der Römer. Nunmehr beginnt ein jahrhundertlanger Kampf um den Besitz des Landes, in den sich bald die Araber, die ägyptischen Sultane, die Seldschukken und und Mamelucken teilten. Zwei Jahrhunderte lang kämpf ten die Kreuzfahrer um die Herrschaft, konnten aber nicht verhindern, daß die Diamelucken immer fester Fuß faßten (um 1200). Im Jahre 1507 (1518) eroberten die osmanischen Türken Syrien und behaupteten e» auch, abgesehen von einer siebenjährigen, Besetzung (1833—40) durch Mehemed Ali, Vizekönig von Aegypten, bis in die Tage des Weltkrieges. Während des Weltkrieges.machte sich in den arabi schen Ländern eine stark türkenfeindliche Bewegung gel tend, die von den Engländern und Franzosen eifrig ge schürt wurde. Die Bewegung, die sich- in erster Linie gegen die zentralistisch-turanische Tendenz der Konstan tinopler Regierung unter Betonung der „Eigenstaatlich keit" wandte, hatte ihren Hauptsitz in Hedschas, dem Ge biete von Mekka und Medina. Der herrschende Schertf Hussein trat mit dem ^englischen Oberkommissar in Aegypten Sir Henry Mac Mahon in Verhandlungen, deren Ergebnis die Versicherung der UnabhängiAett Syriens, Palästinas und Arabien» war. Hussein wurde als Lohn für seine türkenfeindliche Wühlarbeit der Kö nigsthron versprochen, während England und Frank reich in uneigennütziger Weise nur einige „Sonderimev- essen" geltend machten. Im Jahre 1916 wurde der „ShkeS-Lioot-Bertrag" abgeschlossen, der die englischen und französischen Son derinteressen formulierte. England wollte demnach die Aufsicht über den Küstenstreisen von El Arisch bis. süd lich von Sur, Fransteich den anschließenden Küsten streifen bis Alexandrette (mit Sur, Sidon und Beirut). Wine genaue Grenzabsteckung nach Osten hat nicht statt gefunden. Lediglich das englisch« Gebiet ist im Nord osten teilweise durch den Jordan begrenzt. Da» Hinterland sollten mehrere arabische Staaten ein- nehmen. — Hussein beteiligte sich, ohne Pen.Vertrag genau zu kennen — die Verhandlungen mit Str Mas Mahon waren nur in Briefform geführt worden — an dem Kampf gegen die Türken. Nach und nach fiel Meso potamien, Syrien und Palästina in. die Hand» , der Entente. Zn den Friedensschlüssen erkannten England und Fransteich di« Unabhängigkeit Arabiens an. Da» König reich ,H«dscha»" wurd« aufgertchtet und der Schertf von Mekka Hussein bestieg den Thron. Syrien, Palästina und Mesopotamien wurden dagegen unter den Art. SS der Völkerbundsakte gestellt. (Länder, „deren Entwicklung al» unabhängige Nationen vorläufig anerkannt werden kann, unter der Bedingung, daß die Ratschläge und die Untcrsttitzung einer beauftragten Macht, ihrer Verwal tung bi» zu dem Zeitpunkte zur Sette stehen, wo st« imstande sind, sich selbst zu leiten".) Troß des Protestes der Hedscka» und trotzdem die Türkei den.Frieden von Sevre» nicht ratifizierte, hat der Völkerbund am IS. August 1SSS da» französisch« Mandat üb«« Syrien und da» englisch» über Palästina anerkannt. Frankreich t«1lt» Syrien in fünf v«rwaltungsb«zkch (Libanon, VamaAu», Aleppo, Hauwn und Stamngw >