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kui*s L.oKG«uvi- nimm 6ss! vetkg« zu Nr. IS» d»ö Auer Lanblatt« und An-itant für da» Erzgebirg». yrrttag, den 7. August 1SSK. Turnen» Sport unä Spiel, verbaaüstag im vrrbanü mittel-eutscher Sallspkeloerekne. Am lü. August 1S2ü findet t» Leipzig im Hotel Deut sche» Haus", Leipzig-Lindnau, der diesjährige ordentliche Derbandstag des Versandes Mitteldeutscher Ballspielvereinei Gerichtssaal. Ar»n»ri pt S Jahr«, S vwnaten Zuchthaus verurtttlt. In die Jett der schwer«« kommunistischen Terrorakte im Er-gätrge führt« di» Verhandlung vor dem Schwurgericht Zwickau gegen den 40 Jahre alten, in Schlettau geborenen, seit lvll in Alberoda wohnenden Kupferschmied Karr Grunert, der wegen schweren Landfrtedensbruches und An« stistung zum versuchten Lotschlag unter Anklage stand. ES handelt« sich um die kommunistischen Umtriebe am LS. Januar 1V84, bei denen cS in Aloeroda -wischen Kommu nisten und dortigen Sicherheitkorganen be-w. der nach dort beorderten Sipo -u einem regelrechten Feuergesecht kam, wobei der Wachtmeister Schars durch einen Schutz in den Hinteren Teil de- Kopfe- ntedergestreckt wurde. Der Schutz war au- einer langen Armeepistole von dem inzrvischen -u fünf Jahren ZuchrhauS verurteilten Maurer Paul Weitz aus Zschorlau auf das Kommando „Feuer' abgegeben morden. Weitz wurde auf der Flucht schwer verwundet, die übrigen Kommunisten zerstoben in alle Winde. ES bestand ein Plan, den damals vom Wehrkreiskom mando steckbrieflich verfolgten Kommuntstenführer Grunert in der GemeinderatSsitzung in Alberoda zum ersten Vorsitzenden -u wählen und sein« Verhaftung unter allen Umstünden zu vereiteln, von Aue aus lamen im Anschluß an eine Er- werb-losenversammlung im „Bürgergarten", wo Waffen ver teilt wurden, größere Trupps Kommunisten tn der Richtung Alberoda. Bor der Schills, in der die GemeinderatSsitzung stattfcmd, kam eS erst zu einer Auseinandersetzung Livischen dem mißtrauischen Grunert und dem Bürgermeister Kaltofen über die .vechastungömüglichkcit. Der Bürgermeister hatte das Bestreben, die Verhaftung im Gebäude vornehmen zu lasten, um Reibungen vorzubeugcn. Grunert ging aber nichr hinein. Als die Beamten vom Orte die Festnahme vornehmen wollten, kommandierte Grunert Plötzlich „Feuer". Der Bür germeister pfiff nach den im Schulgebäude unauffällig unter- gebrachten Sipomannschaften und schließlich war eine allge meine Schießerei im Gange. Es ist zu verwundern, daß nicht mehr Leute verwundet worden sind. Dec Wachtmeister Scharf hat lange in ernster Lebensgefahr geschwebt, er so wohl als auch der Hilfsschutzmann Scherf haben trotz der Uebermacht der Kommunisten getreulich ihre Pflicht erfüllt. Grunert hatte sich zweimal durch Stockschläge der Fest" nähme durch die Beamten entziehen können und wurde erst ein Jahr danach auf einem Schiffe in Altona tief unten in, Laderaum mit einem anderen Manne versteckt vorgefunden. Es war ein russisches Schiff, das nach Rußland auslaufen sollte. Kurz vor der Abfahrt hatten die deutschen Behörden das Schiff nochmals durchsuchen lassen. Der Angeklagte Grunert wurde nach mehrtägiger Ver handlung zu drei Jahren sechs Monaten Zuchthaus, unter Anrechnung der Untersuchungshaft, verurteilt. Die bürgerli- chen Ehrenrechte waren ihm für drei Jahre abzuerkennen. Ein Zuhörer, der nach der Verteidigungsrede des Angeklagten „Bravo" rief, wurde abgeführt. statt. Zur Vertretung dir «r,mbtrg!sch«n Berlin« w«rd«n bi« beidm Guuvorsitztnd«« «. Flcker-GrÜnhain und A. T ro- bel-Au« zu dieser Tagung, di« am Sonnabend vorm. 10 Uhr beginnt, entsandt. Die Vereine werden gebeten, die Boll« machten bi. Westen, ist. A.must mittag» an A. Strobel, Aue, Auerhammerstraß» L8,l, -u schicken. Namen. Plauderet von Emma Haußhoser-Merk. In manchm katholischen Gegenden ist oder war e» Brauch, daß Findelkinder oder sonstige verlassene Würmer, um die sich die Gemeinde annchmen mußte, den Namen de« Kalenderheiltgen erhielten, an dessen Tag sie getauft wurden. Wenn solch ein Neugeborenes Pech hate, konnte es geschehen, datz ihm Zeit seine» Lebens der Name AppolinariuS, Epi- machu», MtmothenS oder gar Stmpltcius anhaftete, oder wenn es ein Mädchen war, Poziunkule, Petronnello, Bibiana oder sonst etwas Biblische». Aber wird nicht zuweilen auch den mit großer Liebe er warteten Sprößltttgen solch wunderliche» Kennzeichen mitge- geben. Da» junge Ehepaar, das ans das erste Klub hofft, ist natürlich überzeugt, daß ihr Cohn ein stolzer, kühner, mit allen Vorzügen des Kürvers und Geistes auSgestatteter Mensch werden wird oder oie Tochter — wenn es wirklich ein Mädchen sein soll, ein Ausbund von Schönheit. DI» junge Frau denkt an die Heiden und Heldinnen aus den Ro> manen, für die sic als Backfisch geschwärmt hat, ihr Gatte kramt sein« historischen Erinnerungen aus an berühmte Män. ner, an edle Recken, unk der Sohu soll ArminiuS, Siegfried heißen, die Tochter Krimhildc, Gudrun oder Egeria. — Auch wenn der Schreibname Obermeier oder Ntederhuber gerade nicht zusammenststnmt. Aber da gibt es dann tn der Zukunft komische Enttäu schungen: Ein dürres, kleines, schwarzes Persönchen, das den Namen der Blonden, der Strahlenden, der Isolde trägt, oder ein schwächlicher kurzsichtiger Mensch mit schmalen Schultern und krummen Beinen, der als Siegfried oder als Hagen hcrumläuft. In der Familie eines Oberlehrers, der sehr für die Alten eingenommen war, hießen die Kinder Hanni- Sal, Cäsar, Kleopatra und man erschrack ordentlich, wenn man die armseligen Kleinen heranschieichen sah, als Träger der volltönenden Namen. Eine schiefe Diana oder eine zu pralle kleine Juno, eine blasse, sommersprossige Nosamunda, eine Viktoria mit einem Knopsnasengesicht und einem schüch ternen Auftreten —> dnS sind eben Karrikaturen! Am schlimmsten aber sind die Kosenamen, die man dem süßen kleinen Mädel, den» herzigen, drolligen Bübchen gab, die sich tu der Verwandtschaft cinbürgern und nun au dem Gezeichneten hängenblctben, wenn diese lange nicht mehr süß und drollig sind. Da war in einer Familie immer vom „Bopperl" die Rede und dan kam das „Bopperl": yln Plum- per,. riesengroßer Mensch mit Füßen wie Kähne und.Händen wie BärentatzenI Schon die Verkleinerungen, die in der Jugend reizvoll wirken, wie Mietzerl, Nöserl, Mariechen passen nicht mehr recht, wenn eine umfangreiche Familienmutter, eine ver hutzelte alte Jungfer mit ihnen angeredet wird. Und gar die Zärtlichkeitsnamen! Ein verliebter Ehemann nennt sein junges Weib „Elflein" und das bleibt nun an ihr haften und als sie längst in die Breite gegangen war nnd anderthalb Zentner wog. hieß sie immerzu noch „Elflein"! Eine rei zende Siebzehnjährige war einmal so entzückend als Märchen prinzestin, daß man sie nur das „Märlein" nannte. Nun ist sie mit granen Haaren noch das Märlein, unterschreibt sich so in ihren Briefen und merkt gar nicht mehr, wie lächerlich das wirkt. Das eigene Kindergestanimcl „Daderle" ward zur Gewohnheit bei Eltern und Geschwistern und der steife alte Herr ist immer noch das „Daderle" und eine übergroße, hager?. Großtante für Nejfxn und Nichten „das Mädi". So lange man jung ist, möchte man freilich gern«, einen recht eigenartigen, klingenden Namen und verargt es den Eltern, wenn sie einen schlichten gewählt haben. Aber später ist man ihnen dankbar: Lieber Hans als Hyiazinthns, lieber Marie als Wolfhilde oder Lukretia! habend« Mann, mit Hau« und Hof und GotteSsegen In all«n Dingen. Will Er mir aber den verzwickten Krückstock da schenken, mit dem Er mir da» Fell gegerbt hat, so soll» mich freuen." „Hier ist der Stock," antwortete der König, „aber wa« will «r damit?" „Ihn aufbewahren für Kind und KtndeSkind." „Er ist ein kurioser Kerl", rief Friedrich, „und soll nicht Llotz den Stock haben, sondern auch da« vierfache für da» Korn, da. Lr doch -um Markt bringen wollte. Will ihm jetzt Leute schicken, die e» Ihm abladen Helsen und bezahlen. I Han» Gäsgen. Der Arückstock. «In, Ilack-b« VE »alten Fritz«. Auf etnem Bauerngut in der Nähe von Potsdam wird noch h«ut« ein Krückstock mit elfenbeinernem Griff al» Fa- miltenhetltgtum bewahr. » Fragt man d'e Bauersleute, welch« Bewandtnis es mit dem Stock habe, fo erzähl«» sie folgende« Histörchen: Einer der Vorfahren de« jetzigen Besitzer« fuhr »inst «ine schwere Kornlodung nach Potsdam, Er hatte zwei starke Pferde vorgespannt, von denen jedoch dar sine wstd und störrisch war. Der Bauer, der bet Zeiten die Stadt und den Markt- platz erreichen wollte, wurde ärgerlich und schlug mit der Peitsche derb auf da» Tier ein. ES half jedoch wenig und der Wagen kam kaum von der Stelle. Der Mann gebrauchte seine Peitsche immer schonungs loser. Plötzlich fühlte er seinen Arm. der ebe:r zu einem neuen Hiebe auüholte, mit kräftigem Griff« aufgehalten und ein schwerer Stock fiel einige Male recht derb auf seinen Rücken. Der Bauer drehte sich wütend herum und ist im Be griff, sich gegen den Angreifer zur Wehr -u setzen. Aber kaum hat er sich nach ihm umgrwandt, so fällt ihm vor Schreck die Peitsche aus der Hond, er stammelt und stottert demütige Worte, sein eben nach glühende» Gesicht ist kreide- bleich geworden nnd er zittert an allen Gliedern. Nben feinem Wagen hält -n Pferde der König, der alte Fritz, mit unwilliger Miene und etnem eherner. Blick, der starr auf dem Bauer gelüftet bleibt. „Ich will Ihn lehren, Tiere zu quälen!" ruft der König endlich, „Er Barbar! Fühlt Er nun, wie weh Schläge tun'? Ein Glück für die arme Kreatur, daß ich gerade meinen Mvr- genritt mache. Hätte sie wohl gar totgeschlagen, Unmensch Erl" Die Vorwürfe und sein gute» Gewissen gaben dem Bauern seinen Mut wieder. „Ho! Ha! Herr König!" schreit er, „versuch ErL doch mal, diese Bestie, die Knochen hat wie Eisen und doch nicht vom Fleck will, ^mit höflichen Worten zur Ratson zu bringen. Ich hab es nickt gekonnt." „Na geb Er mal die Peitsche her!" sagt Friedrich. Und der König versucht mit lautem, freundlichem Zuruf und, als dieser nichts nützen will, mit einigen sanften Peitschenschlägen das störrische Pferd zum Ziehen zu bewegen. Aber eZ gelingt ihm ebensowenig, wie vorher dem Bauern. „Sieht er nun, Herr König," ruft dieser triumphierend, daß hier mit schönen Redensarten nicht« anSzurichten ist. Er täte auch bester, ließe Er mich mein Pferd hauen, als Er meinen Rücken für einen staubigen Rock, ansteht und darauf losschlägt.". Da lacht der König ans vollem Halse und spricht: „El- Hat Mutterwitz, glaub ich, Tauseudsakramenter Er. Na, bitt Er sich eine Gnade aus für die Schläge, die Er gekriegt hat, will sie gewähren." „Eine Gnade, gnädigster Herr?" ruft der Bauer mit erfreutem Gesicht, eine Gnade soll ich mir ausbitten? Gu» denn. Hör Er. Geld brauch ich nicht, denn ich bin ein wohl- den so groß, daß Angst und Sorge davor tn Betäubung versanken. Konnte denn da» Leben noch Besseres brin gen al» die»? Ost sah sie ihn an, um in seinen Zügen nach der selben wunschlosen Zufriedenheit zu forschen. Ach. er war ost wett genug entfernt. IHM war die» nur ein JntertmSzustand, dessen Ende er lieber heute als morgen gesehen hätte. Wenn er sie por sich sah, soi lieb, so hausfraulich, war es, ihm oft, al« müsse ihm die tobende Ungeduld seiner achtundzwanzig Jahre da» Herz zersprengen. Wann würde sie sein werden — wann? Mit verzehnfachter Kraft hatte e,r sich einst ge lobt zu arbeiten, um st« so bald wie möglich zu er ringen — statt dessen mußte er hier liegen — liegen — liegen — tatenlos, und durfte da» ungestüme Sehnen seine« Herzen» nicht einmal laut werden lassen. Set e» die Folge einer Erkältung oder nur di« natürlich« Entwicklung eine» unaufhaltsam fortschrei tenden Uebel», genug, gleich nach Neujahr fing Martin an zu fiebern. i Tora stand da« Herr beinahe still. Kam M nun wirklich, wogegen sich ihr« Hoffnung sträubend ge wehrt hatte? Mit zitternder Hand, di« kaum die Feder halten konnte, schrieb ft« an den Arzt. Ter alte Mediztnalrot war bisher nur selten gekommen. Aerztlichs Besuche in der Sinüdpfarre wurden der Entfernung wegen immer sehr teuer, auch.hatte er genaue Verhaltungsmaßregeln gegeben, dis für gewöhnlich genügen konnten. Aber nun kam «v. i «r -att« Martin von klein auf gekannt und behänd delte thn gewissermaßen, al» sei er noch Quartaner. „Als» ein bißchen Fieber, Neber Martin? Na, da» Wird sich schütt machen, nur immer ruhig Hlut." Martins Augen leuchteten bedenklich, seine Hände brannten. Er wurde unruhig und sehr nervös. In irritiertem Ton verlangte er, daß jetzt endlich einmal energisch gegen diese Krankheit oorgegangen werde, die ganze bisherige Behandlungswetse sei ja für die Platze gewesen. Er wollte Luftveränderung — GörberSdorf — die Riviera. Hier in Talchow sei ja an keine Gesundung zu denken. Ter Medtzinalrat hörte ganz ruhig zu. Gewiß, er sei gar nicht dagegen, vorerst soll nur dies Fieber,in! völliger Bettruhe auskuriert werden. Sei das! erst tiber wunden, so sei er überzeugt, daß Martin gar kein Ver langen nach der Riviera mehr tragen' werde. „Tann steigen wir ins Examen und machen den Assessor, lieber Martin, und zwischendurch .mal eine Reise zur Braut, wa« ?" > . Tora war nach beendeter Konsultation in» Zimmer getreten. St« hörte die letzten Worte und wurde gan- blaß. " . „Er hat gar keine Hoffnung," flüsterte e» in ihr. Ter Medtzinalrat bestellte etwa« hastig seinen Wa gen. Er hatte ein weiche»! Herz, und der Gedanke, datz dies« arme Braut ihm vielleicht auf Ehre und Gewissen nach seiner Ansicht fragen könnte, war ihm sehr peinlich. Aber Tora fragte nicht einmal. Während der Me« dizinalrat einen Imbiß zu sich nahm, stieg sie in ihr Zimmer hinauf. Nur erst einmal in Einsamkeit ihrem Jammer in« Gesicht sehen. So sollte sie ihn also herg«ben, an dem sie mit allen Fasern ihrer Geele hing, dessen Lieb« ihr gewesen war wi« ein immer neue«, köstliche», .««schenk. VH, wenn sie mit ihm sterben könnte: oder an seiner Statt! «Lor ihn gehen lassen müssen und selbst -urttMelben, d«ö Leben» schwere Bürde aAein «v»iter tragen. -- In dem tiefen Dunkel ihrer bitteren' Not tastete ihre Seele instinktiv nach einem Halt. „Legst du was auf, so, hilf» auch tragen. Gib mir Geduld in Leidenszett —" Mechanisch wiederholte sie das wieder und wieder. Ihren versagenden Gedanken kam der Vers wie etwas Formuliertes zu Hilfe. Da — Räderrollen im Hofe. Ter 'Medtzinalrat fuhr fort. . . Sie wusch sich die Augen, und mit der eisernen! Energie, die der Opfermut höchster Liebe verleiht, zwang sie sich vor dem Spiegel ein Lächeln auf ihre Lippen. So trat sie bet Martin ein. Die Spannung, mit der er in ihrem Gesicht forschte, machte es ihr möglich, das Lächeln festzuyalten. „Liebster!" , ' > ,MaS ist? WaS sagt Bollert?" stieß er hervor. „Ich hab« thn nicht mehr gesprochen." Er sah sie argwöhnisch an. '. ,Mo warst du denn fo lange?" „Oben. Aber bitte, sprich nicht soviel. Tin weißt doch, was er sagte — völlige Ruhe — „Völlige Ruhe! Völliger Unsinn!" brauste er auf, zum erstenmal, solange sie ihn kannte, heftig. „Immer nur stilliegen und denken — denken; wer hält denn das aus?" Er. warf sich in die Kissen zurück. „Mir ist so heiß und so sonderbar," klagte er dann. „Tora," fuhr er 'jählings auf, „meinst du, daß dies der Anfang dom Ende sst?" Ta» Unerwartete der Frage nahm ihr alle Fassung. Sie fiel neben ihm nieder und biß in die Tecktz, um nicht aus-uweinen. Fortsetzung fvlgt.)