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Mittwoch» äen 29. Lull 192S di« «In. Part», 27. Juli. Di, Resultate der gestrigen Stich- »We« Mr die Generalräte liegen jetzt endgültig vor. Sie bestätige» unzweideutig de« neuen großen Erfolg des Links- Pikte», Mche, der nationalistischen Opposition 1V8 und den Uoeumunisten 11 Mandate entriß also insgesamt 117 Sitze «Wonnen Hot. Bel diesen ZiWn sind die 93 „Radikal-Re- «Milane»", welche bisher dem „Nationalen Block" ange» Wirte«, der Opposition rugerrchnet. Diese Zwischengruppe Wisch« dem oppositionell« Zentrum uyd der lartelltreuen Änlen D>t als einzige Partei der Opposition einen Gewinn zu verzeilWen. Li-; .,«wann bet den Lenerasratswahlen insge samt 87 Mandate, was al» Symptom einer Keinen Linksver- schiobung innerhalb des Nationalen Blockes gedeutet werden »ütsP Die stärksten Verluste haben die Kommunisten zu ver zeichnen, die viele von ihnen als sicher betrachtete Sitze nicht behaupten konnten. Einer ihrer parlamentaruchen Vertreter, Eornavia, wurde bei der Wahl von einem Radikalen ver- drän gt. Kein vertraue» zu Caillaux. Beim Kongreß der sozialistischen Vereinigung des Setnedepartements sprach sich Leon Blupr gegen die Teil nahme der Sozialisten an einer bürgerlichen Regierung aus. Leon Vlum erklärte, daß die Sitzungsperiode des Parlaments mit einer veränderten Gruppierung' der Kartellparteien geschlossen hätte. Die Sozialisten.seien in die Opposition gegangen und hätten bet den letzten Abstimmungen einen großen Teil der Radikalen an ihrer Seite gesehen. Blum sagte: „Wir haben Patnleve be griffen, daß die- Situation sich geändert hat. Es war uns klar, daß d ie Regierung der Minderheit Konzessio- Streikbegknn im Saargeblet. Saarbrücken, 27. Juli. Der Streik tzn Saarberg bau Hot heute vormittag eingesetzt. 99 Prozent aller Saarbevgarbeiter befinden sich im Ausstand. Tie Zahl der Arbeitswilligen ist äußerst gering. Sie dürfte im ganzen Saatgebiet kaum mehr als 100 betragen. Me Stotstandsaxbetten wettwn den Anweisungen der Streik leitung eMprechend durchgefiHrt. Mit.Spannung sieht man den^AuSgang der heute vormittag in Paris be gonnenen Verhandlungen über die Forderungen der Saarbergurbeiter entgegen. . Anläßlich des Streikausbruchs im Saarbergbau hat der LandeSrat folgendes Telegramm an das französische ArbettSministerium gerichtet: „Die Notlage der'^Berg leute ist groß. Infolgedessen ist der Kampf und der Streik M Kaarbergbau ausgebrochen. Wegen der schwe ren Folgen für die ganze Bevölkerung bitten wir da her dringend, den Forderungen der Bergleute weit gehend gerecht zu werden, gez. Scheuer, Präsident des LandeSrateS." " - DK Rrichstagsseriev. Ueber Vie Tagungsdauer deS Reichstages wird heute vormittag der Aeltestenrat beschließen. SS verlautete gestern, man beabsichtige bereits am Sonnabend, den 1. August, in die Ferien zu gehen und dann die Zollvor lage sowie dir dritte Beratung de« StatSi erst int Sep tember zu erledigen, also ein« etwa einmonatiges Pause etntreten zu küssen. La» alle« ist aber noch ungewiß, da e» fraglich erscheint, ob darüber im! Aeltestenrat «ine Einigung 'erzielt werden kann. BMn, 28. Juli. Di« Blätter messen der heutigen Sitzung des Aeltestenrate» de« Reichstage«, in welcher das Arbeitsprograistm bi» zu den Parlament-ferten fest- gesetzt werden soll, große Bedeutung bei, da sie Klar heit darüber schaffen sott, ob e« möglich ist, vor den Ferien die Zottvorlage zu verabschieden. Vlehrerv Blät ter gehen «ine Information au» parlanwntarischen Krei sen wieder/ wontzch der Uektestenvat wahrscheinlich be schließen werd«, di« RetchStaaSverhandlungen ohne Er- ltdtgung der Zottvorlage am Sonnabend, den 1. August, abzpbrechen und di« Sommerpause eintreten zu lassen da es außerordentlich schwierig sei, da» Hau«! beschluß fähig zusammenzuhalten. Lite Zottvorlage sott erst im September in einer Sondertagung ßur Beratungkom- m«N. Lite,Mglich« Rundschau" erklärt demgegenüber, paß die ReichSregterung nach ivi» vor auf dem Wunsche besteh«, daß di« Zottvorlag« noch vor der Sommerpause Dkedtgt werde. - ylüer soll a«,gr«l»sen «»r-»«l neu machen würde; aber wir hielten e» Mr wichtig, die Negierung zu unterstützen, um dem Einfluß der Rechten entgegen zu arbeiten. Wir haben Vertrauen zu der Ge sinnung PainleveS, aber unser Vertrauen zu LaillaiH ist nur sehr bedingt. Caillaux glaubte, daß seine Zeit gekommen sei, als Herriot zurücktrat: er wollte eine neue gemäßigte Mehrheit bilden, die unseren Grundsätzen nicht entsprach. Diese Absicht ist nicht gelungen, weil die Sozialisten mächtiger waren al» Caillaux geglaubt hat. Ihre Macht wird durch die Wahlen de» Heutigen Tage« wahrscheinlich noch wachsen." Blum glaubt nicht, daß es möglich sein wird, noch einmal eine Mehrheit des Kartells zusammenzubringen, wie sie unter Herriot vor handen war. Die parlamentarische Situation Werde un klar bleiben und die Regierung oder die Regierungen der nächsten Zett würden stark zu kämpfen haben. Leon Blum erklärte sich .aufs neue als ein entschiedener Geg ner jeder Teilnahme der Sozialisten an der Regierung. Auch für eine rein sozialistische Regierung scheint Blum die Zeit noch nicht gekommen zu sein. Liese Regierung wäre immer die Erbin ihrer Vorgänger., Sie wäre durch Rücksichten gebunden, die eine klare /Vertretung der sozialistischen Grundsätze nicht erlauben würde. . Nach Blum, der großen Beifall hatte, sprachen ver schiedene Mitglieder der Partei in seinchN Sinne. EÄ zeigte sich, daß die Mehrheit der Partei gegen Vie Re gierung Painleves. besonders aber gegen Caillaux eiN entschiedenes Mißtrauen hat. Es wurde eine Kommis sion von 24 Mitgliedern gewählt, die eine Resolution für dM Kongreß in Marseille auSarbeiten sott. Aufruf zu einer LustschiffspenSe am 2S. Kugust. Ter Luftschiffbau Zeppelin in Friedrichshafen hat, wie verlautet, den 25jährigen Gedenktag des ersten Zep pelinaufstieges auf den 20. August dieses Jahres in Friedrichshafen festgesetzt. Es soll eine dem Ernste der Zeit entsprechende einfache Feier stattfinden, an der.Ver treter der Reichsregierung, der württembergischen Regiet- rung, her deutschen Städte, der deutschen Industrie, der deutschen Gewerkschaften und ander« namhaft« Vertreter deutscher Körperschaften teilnehmen werden. Aus Anlaß dieser Feier wird TP. Eckener.mit Zustimmung der Ver treter der Regierungen, Verbände und Körperschaften den von uns bereits früher erwähnten.Aufruf an das deutsche Volk erlassen zur Opferspende für den Bau eines neuen Zeppelinluftschiffes. Erforderlich sind etswa 7 Mil lionen Mark, wozu durch die Spende etwa 4 Millionen aufgebracht werden sollen. Zu gleicher Zeit ist mit Un terstützung namhafter ausländischer wissenschaftlicher Korporationen geplant, an die Botschafterkonferenz mit dem Ersuchen heranzutreten, den Bau eines 105000 Kubikmeter großen Zeppelins zur Erforschung der Nord- polgebtete und anderen wissenschaftlichen Zwecken zu ge statten. Sollte — was man nicht hofft — die Bauer laubnis verweigert werden, so ist zunächst der Bau eine« kleinen Zeppelin« mit einem Rauminhalt von 32 000 Kubikmetern in Friedrichshafen vorgesehen. Man hofft, durch diese Volksspende, an der sich auch die Arbeiter schaft beteiligen wird, die erforderlichen Mittel aufzu-i bringen. Erfolge des Linkskartells < Starke Verluste der Kommunisten. Ist Auswanäerungspolttrk nötig- von Preuße-Sperber, Hamburg, Geschäftsführer de« ReichSverbandeS deutscher Auswanderer, e. B. Die mehr und mehr deutlich -zutage tretende Wand» rungsbewegung im deutschen Bolle ist lediglich die Fvwe un serer zunehmenden wirtschaftlichen Not. Die vorherrschend« Not ist wiederum MS der zunehmenden Verarmung aller Volksschichten hervorgegangen. Während! des Krieges mußten die an Kleidung, Wäsche und sonstigen Sachwerten angesammelten Rücklagen ausge braucht werden. Nach dem Kriege wurden dann alle Erspar nisse! auf den Sparkassen, die Anlagen in Hypotheken, Lebens versicherungen und andere« mehr durch die Inflation rest los vernichtet. Bettelarm steht daher heute auch die breite Masse des deutschen Volkes da. Sie ist gezwungen, von der Hand in den Mund zu leben, da dis hohen Steuern e- un möglich machen, an Ersparnisse zu denken. Kein Wunder daher, wenn viele in ihrer Hoffnungslosigkeit sich mit d«n Auswanderungsgedanken tragen und ein großer Teil tatsäch lich auswandert. Die UebSroesteuerung des Deutschen Boll» kes läßt sich aus den eingegangenen Steuerbeträgen in der ersten Hälfte des Rechnungsjahres 1924 deutlich ersehen. Die Ist-Einnahmen an Steuern übertrafen die Sollein nahmen um 677 Millionen Mark oder 26 Prozent, das heißt 63 Dozent des ganzen Jahres-Solls. Man kann sich bet sol cher Finanzwirtschaft wahrhaftig nicht verwundern, daß bei eijnev deraMgen UpbSrbpsteuerungi die Wirtschaftskraft der Volksmassen nicht gesunden kann. Die Steuerlast auf den Kopf der Bevölkerung ist ja tatsächlich von 1913 von ö7 auf 86 Mark in 1924 gestiegen. Der Staat selbst legt sich jedoch anscheinend keinerlei Beschränkungen auf. Die ReichSver- waltungSunkosten find von 3,7 Milliarden im Jahre 1913 auf b^l Milliarden Mark im Jahre 1924 gestiegen. Für diese Verteuerung der Verwaltung wird man schlechterdings keine andere Erklärung finden können, wie die einer unrati onellen Verausgabung der öffentlichen Gelder. Aber man muß sich noch eine andere Frage vorlegen und zwar die, ist das stark verkleinerte und wirtschaftlich vev- armte Deutschland denn überhaupt in der Lage, allen seinen Bewohnern genügend Brot und Arbeit zu gewähren? Durch das Versailler Diktat gingen Deutschland, ohne die Abstimmungsgebiete, volle 14 Prozent seiner Bodenfläche verloren. Darunter befinden sich 5 Millionen Hektar seiner landwirtschaftlichen Nutzfläche, das sind volle 14,2 Prvzenr Hiner ehemaligen landwirtschaftlichen Erzeugungsfläche überhaupt. Gleichzeitig stieg aber seine Bevölkerungsdichte von 120 auf über 130 Menschen je Geviertkilometer. Rechner man nun noch hinzu, daß die Ertragfähigkeit des Bodens in den letzten zehn Jahren auf den Doppelzentner je Hektar bei Wetzen um 12, bet Roggen um 16, Gerste um 16 und Hafer um 7 Prozent zurückgegangen ist, dann wird wohl jeder zu geben müssen, daß das heutige Deutschland nicht nur über bevölkert, sondern auch nicht in der Lage ist, allen Bewohnern ausreichend Brot und Arbeit zu gewähren. Deutschland steht sich somit vor die zwingende Notwen digkeit gestellt, entweder einen großen Teil seiner erwerbs tätigen Volksgpnosseft in unzulänglichen, Verhältnissen ver kommen zu lassen, oder aber durch eine aktive und zielbewußte Auswanderungspolitik helfend einzugreisen. Wenn nun immer vor auzwanderungSgegnertscher Seite behauptet wird, daß der Verlust au Volkskraft und Kapital durch die Auswanderung von Deutschland nicht getragen werden kann, so beruht diese Ansicht lediglich auf Trug schlüssen und Verkennung der tatsächlichen Verhältnisse. Eine Gefahr und ein Verlust für Deutschland wird die Aus wanderung lediglich, wenn man sie wie bisher plan» und ziellos weiter laufm läßt. Durch die bisherige völlig plan- und ziellose Auswanderung find leider schon viel zu viel Arbeitskräfte und Kapital Deutschland restlos verloren ge gangen. Daran tragen aber nicht die Auswanderer, sondern die verantwortlichen Regierungskrise einzig unv allein die Schuld, weil sie sich eben zu einer Planmäßig geleiteten AuSwauderuigSpolttik nicht entschließen konnten. Der Kapitalabwanderung durch die AuSwanderungSd» wegung könnte leicht durch die Errichtung einer „klu-wands- rev-Treuhimd-Gesellschaft" gesteigert werden. Durch -in« solche Gesellschaft ließe sich unschwer erreichen, daß he, <d- luß cm barem Gelbe durch die Auswanderung auGttn uy- ckeinbare» Minimum herabgedrückt wirb. Dech' »«samt« Verkehr würde dadurch ein vrrrechnungwwrkchr werden, Ist nun aber der wirklich brauchbare deutsche stl«»wan- derer überhaupt al« Verlust für die deutsch» voMwirtschaft und das Deutschtum zu buchen? Nein, der deutsch« Auswan derer war nnwer in früheren Zeiten nach kann er heule al« glatter Verlust für Deutschland gebucht werd««. Wer hat dem deutschen Außenhandel vor dem Krieg« zu sein«, Machtstellung verhelfen? Sicherlich nicht diejenigen, di» in der Heimat — " " " Ind, sondern k allererster sind nun aß« die Aiu- Etchhom Der kommunistische Retchstagsabgeordnete Eichhorn gestorben. An seine Stelle tritt den Blättern zufolge Berliner Metallarbeiterin Klara Casper in den Reichstag versassnngsfekr Ser preußischen Staatsreglerung. Der Amtliche Preußisch« Pressedienst meldet: Da« Preußische Staat-Ministerium hat beschlossen, am 11. August abend« ein« Verfassungsfeter unt«r Mitwirkung sehr namhafter künstlerischer Kräfte zu veranstalten. Die M«ndset«r wird wahrscheinlich in einem d«r Staats theater oder staatlichen Hochschulen stattstnden; näher« Mitteilungen über da« Programm werden in Kürz« ge geben werd«». I Ver NffichSprüsident reist nach München. Einige PrvvlnzbMter hatten die Meldung gebracht daß Reichspräsident v. Hindenburg int August zur Er holung nach Gastein fahren werd«. Mes« Meldung wird offiziell deMNtiert. Dagegen Wird, wie verlautet, der Reichspräsident sich am Abend de« 11. August nach Mün chen begeben, wo ant 12. «in offizieller Empfang für hinter dem Ofen fitzen geblieben sind, f """"""W /lnzeiger fm Sas Erzgebirge ZZ-M «Wechwwe, rsgeNatt ftuin-g.eirg,. Enthalten- -k amtliche« Dekaaatmachuage« -es Nate« -r» -ta-t aa- -»» stmkgmrlchk sta». Psfisiheck-XM— st« «ei»«, «'. IS» Nr. N4 Mttwock. äen 29. 3uli 192S