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Auer Tageblatt : 23.07.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735688886-192507239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735688886-19250723
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735688886-19250723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Auer Tageblatt
-
Jahr
1925
-
Monat
1925-07
- Tag 1925-07-23
-
Monat
1925-07
-
Jahr
1925
- Titel
- Auer Tageblatt : 23.07.1925
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Nr. iS». Auer Lagedlatt und Anzeiger für da» «rzgebtrg». Donnerstag, dm 28 Juli lv»d. die Ni U diesjah „SäHsi dem Sayda- gehalte Vision I. und des W durch i sehen § rienber tember China konfisziert japanische und britisch» Güter. Die chinesische Handelskammer hat eine Entschließung angenommen, der zufolge britische und japanische Güter, di« sich im Besitz eines Chinesen befinden, konfisziert werden,,sollen. für d hrrm vemWon -rs Kabinetts Portugals. Parts, 21. Juli. Wie Hava» MS Lissabon berich- hat gestern der alte Kabinettsrat beschlossen, dem! tet, hat gestern der alte Kabinettsrat beschlossen, dem! Presidenten der Republik die Demission zu unterbreiten. Ter Ministerpräsident erklärte, daß -er Präsident der Republik, da er die Auflösung de» gegenwärtigen Par lament- nicht habe anordnen wollen, von ihm die Ein reichung seiner Demission veranlaßt habe. Der Präsi dent der Republik werde heute »seine Bemühungen Mn die Bildung des neuen Kabinett« beginnen. Di« Krise scheint schwer lösbar zu sein, ba kein« der Parteien der Lauvme« die Mehrheit besitz», ZranMsthr Mintsterkoaferenz. Parts, 21. Juli. Heute vormittag hat unter dem Vorsitz des Ministerpräsidenten Painleve eine Konferenz stattgefunden, an welcher der Justizminister, der Mini ster des Innern, der Marineminister, der Handelsmini ster der Unterrichtsminister und der Generalgouderneur bon Algier teilnahmen. Ter Zweck dieser Konferenz sei die Prüfung der durch die »kommunistische Propaganda bei den verschiedenen Dienststellen ,in Frankreich ünd in Algier geschaffenen Lage. G 68 Jal Schnetz wurde glüclltc N, stich aj lich nt> in dis erder erklln 32M an M sindD nochÄ Halle 4,52 r <10,20 bürg, Helm Fahrkc tn M Mew^ Fälsche desyall aus Al Doch k stücke k F- Gvoßbc sind in doch zr Mark-L dagegei rin. vT das Li oben d ähnlich mittlur ausgest mann. üb« statt, ob auch sämliche Parteigenossen sich einer Gewerk- schäft angeschlossen hoben, und wehe denen, dre dann noch al» widerspenstig befunden werden. Disziplin, Disziplin bis -um Aeußersten, da» ist, war die Letter der Partei den Delegierten immer wieder etngeschärst haben, in deZ jetzigen Situation unbedingte DoauSsetzung zum Erfolge; das ist wahrer Leninismus. Die Disziplin der alten sozialdemokratischen Partei wird noch weit übertrumpft. Organisation, Massendrtll, Subor dination sind die Mittel, mit. denen die Revolution zum Stege geführt werden soll. Wendet etwa jemand dagegen ein, da sei Oligarchie Md Bonzentum, aber nicht das Borgehen einer revolutionären Massenpartei- Ruth Fischer erteilt darauf die Antwort: wir dürfen nicht warten, bis die Masse klug ge worden und von sich aus zur Erkenntnis der revolutionären Notwendigkeit gelangt ist, wir müssen sie heranziehen und für unsere Meinung gewinnen. Solche Geringschätzigkeit der Masse hat auch der alte Wilhelm Liebknecht und hat auch Rosa Luxemburg gehabt. Aber sie haben nicht gewagt, so offen darüber zu sprechen. Ruth Fischer schleudert den Dele gierten, die eben von dieser trägen dummen Masse nach Ber lin geschickt worden sind, unverblümt den Führerhochmut entgegen, und keiner der netten, frischen, jungen Leute wagt zu widersprechen. Brav und stumm nehmen sie die Parow der vorgesetzten Instanz zur Kenntnis. Das Ideal deS preu ßischen Kasernenhofes ist erreicht. Die Durchorganisierung der Partei soll sich aber nicht nur auf die Mannschaften beziehen, sondern zur revolutionä ren Armee gehört auch ein tüchtiges Unteroffizierkorps Auch dabet vertraut der kommunistische Generalstab auf die Mach: der Organisation. Führerschulen, Führerkurse, FührsrkadeS sollen geschaffen werden, damit die Mafien nicht mehr hilf los dastehen, wenn die Häupter der Partei der Konterrevo lution zum Opfer fallen. Die gescheiten Kommunisten wissen ja wohl auch, daß man Luxemburgs und Liebknechts sie ihrerseits weder ihren Dermaltungsüusw der Arbeitslosenunterstützung gerecht werdA- künnew Alles in allem ist eine derartig gefahrdrohend Entwick lung zu befürchten, daß dis tatkräftige Initiative aller Verantwortlichen Stellen einsetzen muß, um dem wei teren Umsichgreifen dieses Notstands zu begegnen. Uesen rLdie „ .^MGli- cher Handstreich aus Ued tzlmeltl sei leicht abseWagen worden. ' : i Petain in Rabat. W Wie eine Havasmeldung aus Fez besagt, hat Marschall Petain die Stadt gestern vormittag verlassen und sich nach Rabat begeben. Einnahme von Ain Aicha. Wie Havas aus Fez berichtet, ist eine der französischen mobilen Abteilungen gestern auf Ain Aicha und Ain Maatuf vorgerückt und hat beide Ortschaften nach glücklich verlaufenen Kämpfen erreicht. Die angegriffenen feindlichen Truppen haben sich zumeist nach Norden unter Mitführung ihrer Toten und Verwundeten zurückgezogen. Spanische Aushebungen. Nach einer Madrider Meldung der Chicago Tribüne hat da» Direktorium drei Jahresklassen Reservisten wegen de» Riffeldzuge« unter die Fahnen gerufen. Dies« Maßnahme habe im ganzen Lande große Unzufriedenheit hervorgerufen. vriand verhandelt mit dem spanischen Botschafter. Außenminister Briand hat heute vormittag mit dem spanischen Botschafter verhandelt. oerder »eich« ehren lugust m Mi lb LH >A0 ; Aufsätzen'und Reden des Wladimir Jljitsch, man erinnert^ nicht dutzendweise auf^Führerschulen züchten kann; und daß sich der Worte, die Lenin auf dieser oder jener Tagung der^ """ Kommunistischen Internationale gesprochen hat. Aber wennf man sich di» Köpfe heiß geredet hat, siegt doch der Gehorsam! Kämpfe in Marokko. Paris. 21. Juli. Nach einer vom! „TenüÄ" wieder- gegebenen Meldung gus Rabat Vvm 20. JulMverden an dem westlichen Frontabschnitt zahlreiche feiqMche Trup- penzusammenztehungen in der spanischen Zone gemel det. TaS sei vielleicht ein Anzeichen für die Wiederauf nahme des Angriffs gegen Uezzan oder für eine Offen- sivevorbereitung gegen die spanische Zone von LarraM Im Osten Kieses Frontabschnitts sei eine mobile Trupp«, die sich auf die kleinen Posten nördlich! von Zerual zu rückgezogen haben, .unbehelligt in ihr Lager zurückÄe- kehrt. Bet dem östlichen Teil des mittleren Fronte Abschnitts sei eine von Zisa abgegangene PatrouillLuuf eine feindliche Abteilung gestoßen und habe sie unter schweren Verlusten zersprengt. Auf die Rebellen,in die ser Gegend habe die Durchschlagskraft der französischen Angriffe und die Verluste, die sie dort erltistM Eindruck gemacht. Im östlichen Frontabschnitt Htzj Säuberungsarbeit erfolgreich fortgeführt. Ku. Runtlu» Pacelli und der Brief de» Prinzen von Parma. Der Völkische Kurier (München) erhebt in seiner heutigen Nummer gegen Nuntius Pacelli in München die Vorwürfe, daß er an dem bekannten Brief des Prinzen von Sirtus v. Parma, an einer angeblichen Friedenskonferenz auf dem Schloß de» Grafen Salts bei Lhur sowie an der Friedens resolution Erzbergers vom Juli 1917 beteiligt gewesen sei- Demgegenüber ist da» Süddeutsche Korrespondenzbüro zu der Erklärung ermächtigt, daß die ganze Darstellung eine Sanun- lung von Unwahrheiten und Entstellungen ist. Nuntius Pacelli hat Nom erst verlassen, als ,r im Mai 1917 al» päpstlicher Nuntius nach München übersiedelte. Er ist in seinem ganzen Leben nie in Chur gewesen. Den als Teil nehmer der Konferenz in Chur genannten Grafen Goluchowsky hat Nuntius Pacelli nie gesehen und nie gesprochen. Gr hat nie an der angeblichen Konferenz in Chur oder an einer anderen derartigen Konferenz teilgenommen. Mit dem Sirtus- brtef hat weder der Vatikan noch Nuntius Pacelli etwa» zu tun. Di, Friedensresolutton von 1917 hat Nuntius Pacellt erst nach ihrer Annahme im Reichstage und nach ihrer Ber- Lffentlichuna in der Press« kennen gelernt. !! funktionierenden Parteimaschine, wenn von Rußland nötige Oelung hinzukommt, wird schaffen können. Daß das russische Oel die Organisaion erleichtert und dm Glauben an die Organsieröarkeit politischer Ideen stärkt, steht außer Zweifel. Die deutschen Kommunisten brauchen nicht mehr, wie vor einem halben Jahrhundert die Sozialdemokratie aus Pfennigen, die die Arbeiterschaft sich vom Munde abgespart hatte, einen Parteiapparat zu schaffen. Sie bekommm ihn, fix und fertig und mit allem Komfort der Neuzeit versehen, aus Moskau geliefert. Was da allein an sichtbarer Propaganda geleistet wird, kann man auf einer Ausstellung bewundern, die von der Parteiaöteilung „Agi- trop" gemeinsam mit der Roten Hilfe und den kommunisti- scheu Buchverlagen in dm Wandelgängen des Landtages auf- gebaut war. Geschicklichkeit und Vielseitigkeit des AgttatioNs- Materials für die Fabrik- und für die Landarbeiter, die Kleinbüger und für die Bauern, für die Frauen und beson- I ders für die Jugmd sind höchst beachtenswert. Aber diesen Vorzügen des von Rußland unterstützten Großbetriebes steht doch auch die Belastung gegenüber, die Moskau den «inländischen kdmmunistischen Sektionen auser- legt. Am deutlichsten wirkt der Druck auf dem Gebiete der Außenpolitik. Die Komintern, die Männer der dritten Internationale, mögm noch so gutgläubig für die Weltrevo lution kämpfen, sie führen doch diesen Kampf unter russischem Aspekt. Moskau bleibt für sie stets der Nabel der Welt. Was für Sowjetrußland unangenehm ist, wird von den Kommu nisten aller Länder bekämpft, was die Regierung im Kreml für gut hält, müssen auch die deutschen Kommunisten für gut halten. Da Tschitscherin die Brüderschaft mit der chinesi schen Kuo-Min-Dang-Partei wünscht, werden die Chinesen auf dem Berliner Parteitag mit Freundschaftskundgebungen überhäuft. Nun wird man zwar den deutschen Arbeiter massen, wie es früher schon die Sozialdemokratie tat, be- greilich machen können, daß das Proletariat sich in der Au ßenpolitik immer auf die Seite der Unterdrückten stellen muß daß es folglich für die Marokkaner und gegen die französische Kolonialpolitik eintreten muß. Solche außenpolitische Spe- zialangelegenheiten werden doch bis auf weiteres der Mos kauer Hochschule für die Völker des fernen Ostens Vorbehalten bleiben. In der deutschen Arbeiterschaft wird man damit keine agitatorischen Geschäfte machen können. Schwerer aber noch als solche Einzelheiten wiegt der diktatorische Geist, der von Moskau auSgeht. Die deutschen kommunistischen Arbeiter mögen sich ihm beugen und mit dem Hang der Disziplin, der dem Deutschen innewohnt, dem Machtspruch der Komintern unterwerfen. Aber eine Bewe gung, die der Menschheit etwas Neue» bringen will, kann auf den Furor und die Begeisterung ihrer Anhänger nicht ver zichten. Mit dem Gleichschritt, demLadestock und dem Kada vergehorsam erden auch die besten Organisatoren nicht das Weltreich der Kommune schaffen. Vas Imassttr-sss- Im Nrlchsrat Da» Ämnestiegesetz wurde in der heutigen Sitzung de» Rrtchsrates in erster und zweiter Lesung mit 88 gegen 17 Stimmest angenommen. El« Hilferuf -er Nuhr-HauSel-kammern. Li« Rubr-Handelskammern Bochum, Dortmund. LiutSbuyg, Wesel, Essen und Münster weise» die Reichst- vegterung, di« preußische Staatsregierung und die Ver antwortlichen Körperschaften mit allem Nachdruck auf den unhaltbaren 'Zustand hi», in den die gesamt« Wird» schast des RuhvgebieteS geraten ist. In erster Linie, so heißt es in der Eingabe, leide der Kohlenbergbau unter einer seit Monaten nicht weichenden Absatzkrtse in nie bekanntem Matze. Bis zum 1. Juli war bereits ein» größere Anzahl »«rentabler Zeche» stillgelegt worden. ES handelt sich dabei unk die Entlassung von 3000-H Bergarbeitern. Lii« ersten Stillegungen betrafen in her Hauptsache di« südlichen Randzechen, d. h. solche V werke mit geringfügigem Kohlenvorkommen. Nun schreitet diese Entwicklung bis zum Herzen dzsfZndu gebiete- por. GS sind bereits neue Betriebsstille gen mit einer Belegschaft von einigen 10000 Bergar beitern gemeldet. Es handelt sich hierbei zum grüßten Teil um Betrieb«, die nach ihrem Kohlenvorkommen sind ihren technischen Einrichtungen durchaus leistungsfähig sind und deren Erhaltung für die Zukunft von größter wirtschaftlicher Bedeutung ist. Bet breiterem Anhatten der Absatzkrtse ist mit breiteren Betriebsstillegungen zu rechnen. Alle versuche der Bergwerksunternehmungen, durch Abbau der Kohlenprrtse, Rationalisierung und Verbilligung der Betriebe der Krise entgegenzuarbeiten, sind bisher gescheitert. Zu neuen erheblichen Einschrän ken fehlt den Äergwerksbetrieben die Kraft. Wenn des halb die übrigen verantwortlichen 'Faktoren nicht mit eingreifen, so fft mit einer nicht wieder gutzumachÄtden weitgehenden Zerstörung des Ruhrbergbaues zu PechBen. Mit den fortschreitenden Stillegungen werden die.Ge meinden durchweg finanziell leistungSunfähia, so daß "" rr. — 'm-—"—ngch auch noch keine Führer gewonnen hat, wenn man den ksobleuten ein Paket mit Propagandamaterial in die , ... - drückt. Aber die kommunistische Partei ist jetzt jeden- guter Kinder gegen die russische Gouvernante: in Moskau ^Es in das Stadium der Bonzokmtisierung und Bürokrati- und in Petrograd wird man schon wissen, was Lenin gewollt« ^^aN-glauM, daß ^lmm^es mtt^ emer gut hat- Hören wir auf Sinowjew. Der aber lehrt, daßij "" - — Leninismus Anpassung des revolutionären Willens an die gegebene Lage ist, und daß wir in „keiner akuten revolutionären: Situation" stehen, sondern in einem Stadium der revolutio-' nären Vorbereitung. Und da wagen die Ultralinken, die Rosenberg und Schalem, der kommunistischen Parteileitung den Vorwurf zu machen, sie sei zu flau, zu opportunistisch, zu realpolitisch? Will denn jemand behaupten, daß Genosse Sinowjew kein guter Revolutionär, daß die Komintern, die Moskauer Zentrale der Kommunistischen Internationale, keine revolutionäre Instanz sei? Nein, das will niemand behaupten, und wenn es einer wagen würde, es würde ihm schlecht bekommen. Die Scherbengerichte der letzten Jahre schrecken. Den Weg der Brandler und Thalheimer will doch wohl nie mand gehen, der Kommunistische Ehre und — nicht zu ver gessen: kommunistischen Ehrgeiz im Leibe hat. Also: nieder mit den Rebellen, rechtsum kehrt und ein schwenken in die Marschrichtung der kommunistischen Parteileitung. Thälmann und Geschke, die biederen Parteifunktionäre, haben, unterstützt von dem rabtaten, aber primitiven Temperament der Ruth Fischer, einen vollen Sieg davongetragen. Die Opposition hat ihre Ohnmacht erkannt. Die neue Partei politik ist einstimmig gutgeheißen worden. Was diese neue Parteitaktik bedeutet ? Realpolitik treiben, Stellung nehmen zu den einzelnen politischen Tagesfragen, nicht mehr Opposition und Obstruktion um jeden Preis, sondern taktisch vorgehen, Kleinarbeit leisten in den Parla menten, in den Betrieben und vor allem in den Gewerk schaften. Die Kommunisten haben eingesehen, daß die Methoden, die sie in den letzten Jahren im Reichstag und besonders im preußischen Landtag einschlugen, sie zur völligen Einflußlösig- keit, aber auch zur Unpopularität bei ihren eigenen Anhängern geführt haben. „Amnestie" rufen und Nadauszenen herbei- führen ist noch keine revolutionäre Betätigung. Auch der Revolutionär muß unter Umständen die Wahl zwischen dem kleineren und dem größeren Uebel treffen und sich für das kleinere entscheiden, wenn er wirken und vorwärts kommen will. Die Zeit der Kcuastrophenpolitik seit der Stabilisierung der Währung in Deutschland vorbei. Dir Hoffnung auf er- folgreiche Putsche, wie sie zuletzt für den Oktober 1923 ge- plant waren, ist vorläufig verschwindend gerlng. Deshalb muß di« Zeit zur inneren Konsolidierung der Partei ausge- nutzt werden. Di« nächst« Aufgabe ist: rmslg« Propaganda- arbeit. Praktische Mitarbeit an der Bourgeois- und Refor- mistenpolitik kann in der jetzigen Lage propagandistisch wert voller sein al» Lärm und reine Provokation. Welche Folgen die nunmehr für den Parteitag aner kannte Manövriertaktik für die Mehrhettsbtldung im preußischen Landtag haben wird, wo die Haltung der Kommunisten den Ausschlag gibt, läßt sich nicht mit Sicherheit Voraussagen Di« Resolutionen, die auf dem Parteitag gefaßt worden sind, lassen diese Frage begreiflicherweise im Unklaren, aber es scheint doch, al» ob di« Kommunisten nicht gewillt sind, nach Hindenburg und Luther nun auch in Preußen der Rechten den Weg -st bahnen. Für die Kommunisten selber ist freilich wichiger als die Arbeit in den Parlamenten die Agitation in den Gewcrschaf- ten — die Bildung kommunistischer Zellen in den Betrieben glänzt nicht — und nun setzt auch hier die Partcimaschine und der Druck von Moskau mit aller Kvaft ein. Schon im vorigen Jahve auf dem Frankfurter Parteitag der K.P.D. ist beschlossen worden, daß die Mitglieder der Partei unbe dingt tn die freien Gewerkschaften hlnetngehen sollen, mir von da auS die organisierten Arbeitermassen in die Hand zu be kommen. Aber eine Anzahl von Genossen hat dem Partei befehl noch nicht Folge geleistet. Wo bleibt das Strafge richt? „Ist es nicht lächerlich", wetterte Fritz Heckert in der Rohen Fahne, „ustS eine Lylschewistische Partei zu nennen, wenn «S Parteigenossen wagen, so dix Beschlüsse der Partei zu mißachten^ und daß ihnen statt eine» Ausschlusses aus unse- «st Skthm «tn Mandat »um BeztrkSpartettag gegeben wurde? Mt solcher Disziplinlosigkeit muß aufgeräumt werden. Eine setzte Bewährungsfrist sollen die Renitenten noch erhalten. Wer am 1. Oktober diese» Jahre» findet, wie Thälmann »luf doa Parteitag «gekündigt «tn« Smmvallontrolle dar- Der Weg äes Aommunlsmus. Dr. Richard Lewinsohn schreibt in Nummer 173 der Voss. 8»Üung unter odiger Ueberschrlft über den Partei tag der K.P.D. Es .wird «in schöner, stattlicher Band sein, wenn alle» da» fein säuberlich gedruckt wird, wa» vom Sonntag bi» zum Freitag voriger Woche auf der Tagung der Kommunistischen Partei geredet worden ist. Sech« Tage find «ine lange Zeit, tn der man sich schon gehörig aussprechen kann. Aber man soll den Kommunisten nicht vorwnsen, daß st« schwatzhafter sind al» die anderen Parteien, weil sie für ihren Kongreß doppelt so viel Zeit brauchten al» die Bürgerlichen und di« Sozialisten- Di« K.P.D. ist heute die einzige Partei in Deutschland, in der noch ernsthaft theoretisiert wird. Aller dings geht man auch hier nur noch selten auf die grund legenden Dogmatiker des proletarischen Sozialismus ein. Marr und Engels haben auf dem Parteitag im großen Saale de» preußischen Abgeordnetenhauses zwischen roten Fahnen und Sowjetsternen noch ihren Ehrenplatz. Aber wirksamer als die kleinbürgerlichen Gipsbüsten der Theoretiker ist die Photographie Lenins, die über dem Präsidentenstuhl als ' Wahrzeichen kommunistischer Macht prangt. Der Streit um die Auslegung de» „Kommunistischen Manifestes" und des Manschen „Kapital , der bis in die Revolutionszeit hinein di« vomehmste Aufgabe sozialistischer Diskussionen war, ist verschwunden. Marr und Engel» stehen jenseits von Gut und Böse, denn tn keiner befestigten Kirche ist es üblich, den lieben Hott in die Debatte zu ziehen. Der Streit geht nur noch um die Auslegung der Kirchenväter, die in Moskau das heilige marxistische Reich russischer Nation begründet haben. Was hat Lenin gesagt, was würde Lenin sagen? Was ist richtiger, was ist falscher Leninismus? Das sind die Probleme, um die heute gestritten wird. Man gräbt in den
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