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Dienstag» äen 7. Juli 1S2S Nr. ISS 20. Jahrgang Abbruch berSunbelsoettrujisoerbanblungen mit Frankreich?! Erklärung -es franzk/tjchen Hanöelsminksterlums. — pressefilmmrn. ; - 1 >' .k r' MI Deutschland und mit den politischen Verhandlungen, die! Muckender Deutlichkeit unsereautzeM-olitische Ohnmacht wir Mren. I zum Bewußtsein gebracht. Wie sich Deutsche in dem „Gaulois" schreibt: Deutschland hat ernste Gründe,! Prvzeß bchandeln lassen müssen, der letzt in Moskau sich mit dem Stacheldraht Prohibittver Zölle zu um*' »w-re-lln« «»n. geben, und zwar Gründe wirtschaftlicher und politischer Art. Die wirtschaftlichen Gründe ergeben sich ausdem Defizit der deutschen Handelsbilanz, sowie aus der Sorge für die Zukunft, sich einen Trumpf für die.Ver handlungen über den Stcherheitspakt zu verschaffen. Grenzen liegt, die für Kulturvölker eine Selbstverständ lichkeit sind. In solchen Füllen spricht man eine andere Sprache, als sie in den amtlichen Kundgebungen der deutschen Regierung bisher angewendet Worden ist. Hoffentlich belastet sich das Auswärtige Amt nicht mit der gleichen Passivität In dem zweiten Skandal, der dm: außen her uns setzt mit der Note der Botschafter konferenz über die Beschränkungen des Luftsahrzeug- baueS beschert wird. Was hat eS für eine Bewandtnis mit diesem Vor gehen der Botschafterkonferenz? Nach« deM Versailler Gewaltakt darf Deutschland für militärische Zwecke keine Luftfahrzeuge halten. Durch ein allgemeines Bauver bot für Luftfahrzeuge auf 6 Monate, das dann bis Mai 1922 verlängert wurde, sollte die deutsche Flugzeug industrie überhaupt außer Konkurrenz gesetzt werden, auch für nichtmilitärische Flugzeuge. Nachdem die Lust abrüstung Deutschlands im Mai 1922 wohl oder übel anerkannt werden mußte, sollte in zweijährigen Zwischen räumen eine Nachprüfung der Deutschland auf dem Ge biete des Luftverkehrs auferlegtett Bestimmungen nach Maßgabe der allgemeinen Fortschritte und der techni schen Entwicklung der Luftfahrt erfolgen. Liese im März 1924 von der deutschen Regierung unter Vorlegung be stimmter Vorschläge beantragte Nachprüfung hat setzt nach mehr als Jahresfrist zu der bekannten Note per Botschafterkonferenz geführt. Unter dem Deckmantel einiger unwesentlicher Er leichterungen bringt die Note mit ihren 9 „Regeln" eine Völlige Knebelung der deutschen Luftfahrindustrie. Wohl werden eine Heraufsetzung der Flugzeuggeschwindigkeit von 170 auf 180 Kilometer in der Stunde bei 2000 Meter Höhe und eine Vermehrung der Ladungslast von 600 auf 900 Kilogramm zugestanden, aber diese Ver günstigungen werden vollkommen illusorisch durch , die übrigen aufvechterhaltenen oder neu ersonnenen Kne belungen. Die Aufrechterhaltung der Bestimmung- daß Ein sitzer nur mit Motoren bis 60 PS. Leistung auStzestattet sein dürfen ,hat den Zweck, die deutschen Flugzeuge vom internationalen Wettkampf auSzuschlteßen, der aus- nahmslos mit stärkeren Motoren arbeitet. Die.Forde rung der Listenführung und Listenvorlegung über hie Stätten der Flugzeugindustrie, über Flugzeuge, Über FlMzeugführer und Mugzeugschüler, und das Verlan gen, vor Baubeginn die Baupläne der Luftfahrzeuge uM> der Motoren vvrzulegen sind ein schamloser Versuch übelster Industriespionage. > Die Vorschrift, daß Starrlustschiffe, also Zeppelin«, nur mit 80 000 Kubikmeter Inhalt zugelassen werden, kommt einem absoluten Bauverbvt gleich, da bekanntlich der nach Amerika gegangene Zeppelin bereit» 70 000 Kubikmeter faßte, und die dem internationalen Verkehr dienenden Zeppeline eher ein« Vergrößerung al», ein« Verringerung ihres Rauminhaltes bedingen. Lite Not« ist nicht nur für Deutschland entwürdi gend, sondern auch vom Standpunkt der Entente au» würdelos und dumm. GS mutz geradezu M/indisch be zeichnet wetden, wenn ein Land wie Frankreich!, dessen militärischer Hlugzeugbestand nach« Zehntausenden zählt, in seiner hysterischen Angst vor dem waffenlosen Deutsch land Geschwindigkeit, Mvtorenstäck und Belastungs grenze der friedlichen Zwecken dienenden deutschen Flug zeuge in dieser Weise einengen will. Liese Beschrän kungen sind aber auch vom Standpunkt de» internatto- nalen Luftverkehrs au- töricht. Deutschland wird vom geographischen Standpunkt au» immer di« Zentrale des europäischen Luftverkehrs bleiben. Sin« Weiterentwick lung de» internationalen Flugverkehrs durch Lahmle- Spannung zwischen England uN- RußlanS. London, 5- Juli. Die „Sunday Times" veröffent lichen heute an erster Stelle eine Meldung, in der es heißt: Die englisch-russischen Beziehungen befinden sich jetzt in einem kritischen Punkte. Die Lage wird vom Kabinett für so ernst angesehen, daß die Möglichkeit eines Abbruchs der diploma tischen Beziehungen in der am Freitag abgehaltenen Kabinetts- sttzung erwogen wurde. Wahrscheinlich wird, bevor irgend eine Aktion erfolgt, eine nachdrückliche Warnung an die Sowjetregterung gerichtet und die Einstellung der feind seligen russischen Tätigkeit gefordert werden. Da» Blatt fügt hinzu: Ein Abbruch der englisch-russischen Beziehungen würde nicht den Krieg bedeuten, sondern nur ein« Rückkehr zu der Lage vor dem Zeitpunkt, an dem Macdonald die Sowjetregterung anerkannte. Im „Observer" weist Gqrvin darauf hin, daß die Beziehungen zwischen Tokio und Moskau jetzt weniger »freundschaftlich sind als noch vor wenigen Monaten und bemerkt, Großbritannien könne nicht einen offenkundigen Mißbrauch der der Sowjet regierung gewährten diplomatischen Anerkennung dulden. E» sei anzunehmen, daß Tschitscherin «in Staatsmann ist, der die Torheit der gegenwärtigen Herausforderung einsieht, aber Sinowjew habe mehr Macht al» Tschitscherin und verwend« diese, al» ob er die Absicht hätte, die diplomatischen Beziehungen zu Großbritannien zu zerstören, ebenso wie er die Aussichten auf «ine Anleihe vernicht« und den Sturz der englischen Arbeiterregierung verursacht habe. Schritte -erNeichsreglerung in Moskau. Amtlich wird gemeldet: „Auf Grund de» Urteils des Obersten Gerichtshofes in Moskau in dem Prozeß gegen die drei Studenten hat die deutsch« Regierung so fort durch die Botschaft in Moskau Schritt« unterneh men lassen, um die Nichtvollstreckung de»,Urteils stcher- zustellen. Daneben ist zu erwarten, daß die Angeklag ten von dem ihnen zustehenden Recht eines! Gnadenge suches an das Zentralexekutiokomit«! der S.S.R. Ge brauch machen werden. Außerdem wird hi« deutsch« Re gierung von der Sowjetregterung befriedigende Erklä rungen darüber verlangen, daß die im Prozeß aufgestell ten Behauptungen über mittelbare oder unmittelbare Mitwirkung des Legationsrat» Htlger an dem den Ange- Nagten zur Last gelegten Vergehen unberechtigt sind. Im übrigen muß sich die RetchSregierung ihre weite ren Schritte Vorbehalten, bi» der von der deutschen Bot schaft in Moskau eistgeforderte abschließende Bericht über den Prozeß vorltegt." Uatrrzrlchuung -es vorläufigen Seutfih-türklsHrn yan-tlrabksmmen». I Ein Telegramm au» Angora meldet, daß der prost- Hrische Handelsvertrag zwischen Deutschland und her Türkei gestern unterzeichnet wurv«. Pari», 4. Suki. Der Führer der deutschen Handel«. Vertragsdelegation, Staatssekretär Trendelenb»«-, hat dem französischen Handelsmlnister Chaumet heut« nachmittag mit geteilt, daß di« letzten französischen Gegenvorschläge von der deutschen Delegation dicht al» Grundlage für einen raschen Abschluß angenommen «erden können. Der französisch» Minister hat diestz Mitteilung mit ve- dauern und Erstaune« entgegengenommen. Er bemühte sich, den deutschen Delegattonsführer davon zu überzeugen, daß da« angestrebte Gleichgewicht zwischen deutschen und franzö sischen Zugeständnissen al» beinah« erzielt gelten könne. Staatrsekre: rr Treodelenburg legt« daraufhin dar, warum eine ganze Reihe^Mj? Punkten ch«» französischen Gegenvor schlages für die^deutfch« Delegntstn unannehmbar ist. Et fügte Hinz«, di« Vertagung dcheBerhandlungen schein« ihm geboten. Parts, 5. Juli. Der größte Teil herMorgenblätter veröffentlicht das Kommunique« des HqstdelKmintsterS über den Stand der deutsch-französischen Handelsver- tragsverhandlungen ohne Kommentar. Einig« Blätter jedoch nehmen beveitsdazu Stellung>so das „Journal". ES schreibt: Deutschland will mit Uns keinen Vertrag abschließen,.damit eß Nicht g^wungest MLd, mit ande ren Ländern Verträge einzugehey. DaS.sst aber nicht der einzige Gruttd für Deutschland» Haftung. Die Deutschen spekulieren auf die MwäHung unserer wirt schaftlichen Lage und wollen daraus politische Porteile ziehen. Las müssen besonders, die in Rechnung stellen, die die Hoffnung gehabt Haben, Deutschland durch! Ent» gegenkommen zu gewinnen. VerpHen Wird-doch die Warnung, die glücklicherweise nicht'hu spät kommt. „Petit Parisien" schreib?: Wse» . Ergebnis Katz neunmonatigen Verhandlungen kann, nur die überraschen, die nicht mit genügender AufmerksanMt da» deutsche Spiel verfolgt haben. ) ' „Exeelstor" erklärt: Alle Wirtschaftler in Deutsch land sagen, daß! man weniger einführen und mehr aüs- führen müsse. Tas ist eine Notwendigkeit Mr Deutsch land, wenn man will, daß es die Reparationslasten, aus dem Tawesplan erfülle. So lefftynMähig auch die deutsche Industrie ist, so muß, sich, Deutschland doch da zu verstehen, bet anderen zu kaufsm?weM,eS will, daß man bei ihm kauft. Der Abbrüch^der Verhandlungen wird, darüber herrscht kein Zweifel, dem französischen EErport nach Deutschland sehr schädlich sein. Me deut schen Interessen auf dem franMischen Mack find aber nicht weniger beträchtlich., ' „Echo de Paris" bemerkt: Für die unmittelbare Zukunft wird der Stillstand der Verhandlungen nicht ernste Folgen haben. Begünstigt durch den außerordent lich niedrigen Stand der Herstellungspreise, verkauft Frankreich an Deutschland viel mehr, als Deutschland an Frankreich. Allerdings zweifelt da» Blatt daran,' daß Frankreich von Deutschland morgen das erzielen könne, was es hchrte nicht erreich«. ,Hournee JMpstrielle^ sagt: W wird uns wohl ge stattet sein. Verwunderung darüber auszüd rücken, daß die Unterbrechung der HandelsoertragMerhandlungen zusammenfüllt mit einem lebhaften Pressefeldzug in Tageblatt »,-««,11.. I I ^M M D UM I UWMMMD MU, M MMMM^M^IM UM MO 1»0.I.P, ßeenspeech - fiaphlu- Pb. SS. kelegrammer ragest« „u«r»e»i»ge. Eitthatten- -le amtlichen Sdkaaatmachungev -es Rate» -« Staat s»»- -es Amtsgericht» ^n». p,stw«r-ilome, nmi Leip,«» ,»»» Parts, 4. Juli. TiaS französisch« Handelsministe rium verbreitet über das Ergebnis der heute nachmit tag zwischen dem Staatssekretär Dr. Trendelenburg und dem Handelsminister Ehaumet geführten Verhandlun gen folgendes Kommuniques: Nach dem Empfang der letzten französischen Vor- > sHo" die deutsche Regierung einen unmittelbaren Druck schlüge bezüglich, der TartfierungSbedingungen wie her auf den russischen Sowjet-ZarisMuS nicht auSzuWen allgemeinen Klauseln des vorgeschlagenen Hastdelsabkom- vermag, so mußte doch dieser ganze Skandal viel deut- mens, hat der Führer der deutschen Delegation dem Han- licher als solcher vor der Welt gekennzeichnet und be- delsminister die Gründe auseinandergesetzt, aus denen werden, daß das Verfahrenen Moskau stnsefts der tzs die Berliner Regierung für unmöglich erachtet, das - -- - Abkommen so vechtzefttg abzuschtteßen, daß es die Bil ligung Les deutschen und französischen Parlaments vor Schluß der Session schalten könnte. Deutschland.sieht sich nicht in der Lage, <, den französischen Weinen «in« Meistbegünstigung zU gewähren, d. h. «Mäßigte Zölle, wie es sie Spanien und Italien gewährt hat. Es könne auf ihn nur eine höhere als die von Frankreich, gesetzte Tarifierung an- Wenden. Ebenso könne es nicht, obwohl die französische Regierung ihre frühere Forderung bezüglich der Be willigung einer Vorzugsbehandlung der elsässischen Tex tilwaren ausgegeben habe, für diese Produkte dis Tarife bewilligen, die die französische Regierung fordere, son dern nur 40 bis 90 Prozent höhere Zölle als die ge genwärtigen deutschen Zölle und um 150 bis.200 Pro zent höher als die französischen Zölle für die gleichen Produkte. Deutschland erwägt andererseits jedoch,, daß die Letzten französischen Angebote trotz der Konzessio nen, deren Bedeutung es nicht bestreitet, ihm auf dem französischen Mack einen gleichwertigen Platz zusichern- wie Deutschland aus dem seintgen. Es ist daher der An sicht, daß es unmöglich! sei, vor Schluß der Sessionen der beiden Parlamente zu einem Abschluß! zu kommen und schlägt vor,, die Verhandlungen aufzugeben, in dem man jedoch im Hinblick auf'die späteren Verhand lungen Ftchlung behalte. La HandelsmiNtster Chaumet der Ansicht ist, daß bezüglich, der allgemeinen Grund lagen des Abkommens keine Differenzen bestehen und sich die strittigen Tariffragen nur auf einige allerdings wich tige Punfte beschränken, hat er der., deutschen Delegation die Unzuträglichkeiten angedeutet, hie sich! durch, einen weiteren Aufschub des von ihm übrigens Mr furz be vorstehend geglaubten Abschlusses des Abkommens er geben würden, das die beiden Länder seit vielen Mo naten erwarten. Er hat mit Staatssekretär Trendelen burg für Montag abend eine Zusammenkunft vereinbart, um zu untersuchen, wie der Kontakt im Hinblick auf spätere Regelungen aufrecht erhalten werdest könne. Neue Demütigungen. ' Bon Dr. Külz, M. d. R. Lite letzten Tage haben un» wieder einmal Mit er« zum Bewußtsein gebracht. Wie sich, Deutsche in dem gegen einige, Zweifellos unklug aber keineswegs ver brecherisch, handelnde Studenten beendet worden ist, fin det in der Geschichte der Kulturpölk« nicht seinesgleichen. Tas Bedauerlichste dabei ist jedoch,, daß die deutsche Re gierung in der ganzen Sache öffenbar eine überaus un glückliche Hand gehabt hat. Ihre Erwiderung auf die Angriffe des „Vorwärts" ist so kraftlos und saftlos, daß Man sich als Deutscher ihrer schämen mutz. Wie schnell war die deutsche Regierung mit ihrem Gntgegen- kommen zur Stelle, wo es sich darum handelte, die offi zielle Vertretung Rußlands zu beruhigen, als einige verfolgte Verbrecher in dem Gebäude der, russischen Han delsdelegation in Berlin gesucht werden mußten. Wenn