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VeUa-i zu «r. 1»ö de» »u«r rageblatt« und «nzetger» für da« Errgebtr-e. Mitt»»-, ßeu 8. M L»». dem Apolltnaris- wendet sich zur — Statt ihrer Humor auf cker rhelalfcheu Zahrlaufelläausltelluug tu Lvln In Scharen sieht mm die Metzger zur Ausstellung Pil gern, wo sie besonder« die Abteilung »Mittelalterliche Zünfte eingehend inspizieren. Neugierig stehen sie da beim Anblick deS alten Zunstbuche». der „Ri--m«rolle" au« dem Jahre 1730 und konstatieren bei sich die angenehme Tatsache, daß sie früher selbst „den Riemen gezogen" bekamen, wenn sie in der Zunft nicht mttarbetteten, war ihnen dann eine Stange Geld kostete. Leute, im Zeitalter der HäuleverwerlunoSaenossen- schäften, können sie mit leichter Mühe aus fremden Kellen Riemen ziehen. Und das soll noch eine Stange Veld ein» bringen. Seitdem die hübsche Lehrerin suZ der rheinischen Seiden stadt durch die erfreuliche Tatsache, d..ß sie der fünfhundert» tausendste Besucher der Ausstellung war, bekannt und berühmt geworden ist und ihr Bild in allen Illustrierten steht, find der der AuSstellungSlettung schon eine ganze Reihe von Driesen eingegangen, worin die Herren Absender um Bekanntgabe der. genauen Adresse und Lebensumstände dieser letzten Berühmt heit bitten, mit der Begründung, der Dame Herz und Hand und ihren neuen Reichtum zu Füßen legen zu wollen, dazu «ne au« der Lotterie totstcher zu gewinnende Villa. Wirtschaftliche Nunäfchau. Ve»ttire* VSvse vom ö. ^olk. Londenzr schwach. Wir hoben bereit» kürzlich hervor, daß eine neue Baisse bewegung an der vbrse rinzutreten scheint. Diese Vermutung fand chei Beginn des heutigen Verkehrs ihr« Bestätigung. Di« Spekulation schritt auf verschiedenen Marktgebieten zu Abgaben, di« das Kursniveau allgemein senkten. Die führenden Spekulationspapler« gingen um mehrere Punkte zurück. Zu den bisherigen schon vorliegenden ungünstigen Stimmen über die Lage wichtiger Dewerbezweige in Deutschland kommt jetzt noch hinzu, datz di« Berichte der preußischen Handelskammer über den Monat Juni ebenfalls größtenteils pessimistisch ge halten waren und die Aussichten für den Abschluß eines deutsch-französischen vorläufigen Handelsabkommens nach dem Ergebnis der letzten Beratungen gleich Null sind. Die Tat sache, daß die Zahlungsmittelansprache an die Reichsbank zum letzten Halbjahresschlussr hinter die Anforderungen zum Ultimo zurückgingen, deutet man als Zeichen de« vielfach darnieder liegenden Geschäfte» und dementsprechend kleinen Geldbedarfes. Einig« Momente, wie der gute Kaliabsatz im Juni und di« günstigen Beschäftigungen in d«r Elektroindustrie übten dem gegenüber wenig Wirkung aus, Der vörsengeldmarkt liegt noch gespannt. Täglich Geld ist stärker gefragt und erfordert einen Höchstsatz von 11 Proz. Erstklassige Firmen zahlen 9 bi» 10V» Prozent. Monatsgeld nur nominell 1OV, bi» 11V, Prozent. Daß e« auch Klapperstörche im Rheinland ai-t, zeigt ein Vorfall, für dessen Richtigkeit sich der Chronist verbürgt. Bor einigen Tagen hat sich der Klapperstorch sogar in die Fahr- tausendauSstellüng verirrt, und zwar ausgerechnet in die Ab teilung. wo alle Utensilien und Errungenschaften der Säug lings- und KleinkinLerpflege zu sehen find. Dort steht auch eine fix und fertig eingerichtete, mit allen hygienischen Raffi nessen versehene Erstlings-Ausstattung. AIS der Klapperstorch dies sah, konnte er nicht umhin, einen gesunden Kimber: 'n dieser Koje niederzulegen. Die Wachsfigur der Pflegerin, die dortselbst in einer Ecke steht, gewann urplötzlich Leben und Bewegung und nahm sich des Neugeborenen hilfreich an. Je doch mußte man die Sanitätswache alarmieren, da kein war mes Wasser vorhanden war. Der Jahrtausend-Erdenbürger wurde nebst der dazu gehörigen vom Storch überraschten Mutter dahin gebracht, wo eS sich für eine gewisse Zeit gut sein läßt. Das freudige Ereignis hatte nur eine Schwierig keit zur Folge, nämlich die Frage der Namengebung. ES strei ten sich nämlich die beiden Schöpfer der Ausstellung um dis Patenschaft. Der eine hat den schönen Vornamen Bruno und der andere den schönen Nachnamen Ewald. Der Vater deS strammen Jungen hat schließlich entschieden, daß derselbe „Tausendsasa" heißen soll. Tndljch ist auch eine alte Streitfrage geschlichtet, die be reit» viel von sich reden gemacht hat. — AIS gegen Ende de« Kriege» der Kölsche Boor mit Nägeln ganz gespickt war, be gab man sich auf die Suche nach einem passenden Standort. Es war gerade die Zeit, als der damalige Oberbürgermeister Wallraf Staatssekretär deS Innern geworden war. Der Volks witz behauptete daher, da im Ministerium des Innern schon «s fo och en Badeanstalt." — „Jo, Lover für Mählläck", sagt« f«tn Vater darauf. In glänzendes» Gewände präsentiert sich Kurfürst El«- men« Auauft; er steht da al» wenn er soeben da« alle und mit Recht beliebte Kommando: „Rührt Euch!" »»»geführt hätte. — Gin Elternpaar mit einem Töchterchen geht daran vorbei. Die Mutter weift mit den Lugeu auf da« Bild und fragt: „WaS stellt der vor?" Darauf da« Töchterchen mit Heller Stimme: „Dat siehste doch, dat linke Lein!" Steh« da ein Paar Besucher und besehen sich die große KönigSgestalt: Rudolf der Erste von Habsburg, die Krone auf dem Haupte, tn den Händen Szepter und Reichsapfel. Tin Jung» fragt: „Menn stM das dar? Der hat ja 'nen Apfel tn der Handl" Darauf «tn htnzugekommener Frankfurter in un verfälschte« Dialekt: „Des iS dr Ersinn« vom Leppelwojn." Neven einem kleinen Schaukasten, der nur ein paar alle Schmöker enthält, steht ein besonderer Wächter. Beim Nähertreten erhält man die Aufklärung, datz der Mann das Rechenbuch de- Adam Riese Lewacht. CS ist die- die zweite Auflage bei Egenolf im Jahre d.e» Heil- 1ü3ö. E» soll da» letzte Original sein, was wir von Adam Riese» Büchern Haben. Wenn auch die» E'rcmplar verloren ginge oder von bösen, schwer geplagten Buben, die dem Erfinder dxv Ein- mciletns mit samt seinem Rechenbuch am liebsten den Feuertod wünschten, vernichtet würd«, dann stä-:dr unsere ganze.Rechen kunst auf tönernen ffützen. Die Menschen verrechnen sich so- wt-so schon allzuviel und allzuoft zu ihren Gunsten, Mo sie s-lüst die Rechnung für ander« machen. Es käme dann so- »seit, datz sich alle Leute zu ihren Ungunsten verrechneten, und da» wäre doch ein unberechenbare» Unglück für die Menschheit, da» gewiß dm Untergang der Well zur Folge hoben würde. ein Kölscher sei, müsse der „vernagelle" Kölsche Boor in, Ha- Ministerium des Aeußeren. wo er nun eigentlich nach d« Revolution hingekommen ist, ist nicht bekannt geworden. . Durch die Wirren der letzten Jahre ist der Streit um seine« Standort in Vergessenheit geraten. Jetzt thront der Kölsche Boor im Eingang der Jahrtausendausstellung im Ehrenhof, w» sein« Riesengestalt treue wacht hält. In stummer Ruh« schaut er auf die unzählige« kommenden und gehenden B«" Mer herab und scheint gesonnen, die nächste JahrtausendqO»' stellung abzuwarten. , Der unvermeidliche Herr Schmitz — einer von dm un zählig« a«S de« 88 Spalten der neuesten Kölner Adreß buches — SesaHl die Iahrtausmdausstellung und wandert eifrig durch die Hall«. Mit dem Grade feiner inneren Be geisterung steigert sich auch die Körpertemperatur, sodaß Herr Schmitz, was sonst sehr selten vorkommt, ordentlich an» Schwitz« kommt. Schon tn der Abteilung Weinbau hat er eS unangenehm empunden, datz hier keine Gratis-Kostproben verabreicht werden. MS er endlich «ach drei Stund« am Ende de» Ausstellung angelangt ist, faßt er mit trockener und halbersttckter Stimme sein Urteil dahin zusammen: „Dat eS io alle» goot un schön, esu jet gilt et bloS en Kölle ävver wat nötzs mer all die Hilltge un die Madönnchen, wemmer ntt ernol sk Gla» Kölsch un ene Halven Hehn he krtgge kann." Die AuSstellungSlettung Hot natürlich sofort für ein« Ruhe- und Erfrischungsraum gesorgt. Eine Mutter hat bet dem Besuche der AuSstellnua ihren siebenjährigen Sohn mitgenommen. Der Knabe bemüht sich, seine eben erst erworbenen Kenntnisse deS Lesens zu üben. So buchstabiert er auf dem Schildchen an Schrein den Namen dieses Heiligen. Er Mutter und fragt: „Wer war daS denn?" antwortet ein etwa- älterer kölscher Jung: „Och, dat eS doch dä Htllige, dä zo eesch det Selterwasser gemäht -ät." Schon ein« Viertelstunde folge ich zwei Kölsche Kluhte, die totsicher mit Kölschem Wasser getauft sind. Mit nicht zu leisem Mundwerk machen sie ihrs Randbemerkungen. AIS die beiden im Schokoladenraum den Namen Stollwerck lesen, entwickelt sich folgender Gespräch: „Och, süch en», do iS je och dä Stollwerck!" .Do eS mie Schwester am arveede." „Eu, wat mäht dat dann do?" „Do Jeck, dat weetz do doch, dat er Schokladöse!" In der Abteilung Schiffahrt sind sehr schöne Modelle ausgestellt. U. a. da» einer alten Wassermühle, ein breiter Kahn, an dessen beiden Seiten große Räder find, die vom Strom« gedreht werden und dadurch im Innern die Mühlsteine in Bewegung setzen. Ein Junge meint: „Och, süch en» do, do Lr c o - pvöNKfUkr ä I MW W HU Mi Ws N W AU A ein «blich gelSssesAaucherpfoblem. Vas Ml M MR MW DD MM Geheimnis uralter Orienttuttur wird zu MW M, W W UW W W W W W WAO« M jenen sprech«, die erkenn«, welch' prik- s M MU W M WM MUMM U U k-lnde, hocharomattschc Eigenheiten iu HH U MH dleser vortreffluh^gelungeaea Mischung Sie tat e» immer nur ganz heimlich, aÄ schämte st« sich. Wenn sie dann wieder zu Haus« war. Machte sie sich fortwährend auf vem Flur zu schaffen, um ja nicht zu verpassen, Menn sein Schritt die Treppe heraufkam. Ehe er noch den Drücker zog, öffnete sie zitternd vor Freude die Tür und flog ihm an den HalS. Gab es wohl etwa» Heimlichere», Gemütlichere» att ihre winzige Tafelrunde unter vier Augen? Wo ihre Blicke ängstlich an seinen Sippen hingen, ob c- ihm schmeckte oder nicht. Wo er von seinen Erlebnissen er« zählte, die er am Morgen gehabt, oder>sie gemeinsam Mit frohen Gesichtern einen Ausflug planten für den freien Nachmittag — an die See oder in den Wald, wo sie dann blieben, bis der letzte Zug zurückging, blumen überladen, wandermüde. Oder die Abende jetzt im Herbst, wo es so früh dunkel wurde und man die Lam pen schon beim Tee anzünden mußte. Bis zum Abend brot arbeitete er dann wohl noch, aber nachher niemals. Tann saßen sie zusammen tn LieS Boudoir, wo die gol dene Wanduhr so unablässig tickte und von Ntlmer er zählte. Tann nähte Lies an Dingen, süßen, winzigen Lingen, die für di« Zukunft bestimmt waren. Und Knut saß weit zurückgelehnt im Lehnstuhl und laS ihr vor. Meist irgendein Buch, von dem er gern wollte, datz sie es kennsnlernte — «ine Biographie — «ine Reisebo schreibung — ein guter Roman. Manchmal auch Ge dichte. Ta» war, wenn ih« in seinem Bücherschrank Storm oder Müribe wieder einmal zwischen die Finger gekommen waren. Oder sie saßen beide tiefgebeugt über den großen runden Tisch in seinem Arbeitszimmer An ter der Hängelampe und studierten alte Kart« und Zeichnungen, Stammbäume und Wappen aus uralten Büchern, die er zu seinen Arbeiten brauchte. Mo sie immer tiefer Hineingerteten tn die Vergangenheit und sich mit heißen Backen begeisterten für gewesene Mnge und «roß« Zeiten. Oder, wenn sie müde war, nahm er ihr welch di« Arbeit au» den Händen und spielte ihr Beethoven und Chopin. So wie heute abend. Un die Fercher pochte mit stetstu, zitternden Fin gern der Herbstwind, denn es wurde schon kält draußen. Tirinnen aber durchs Zimmer schwebten die Weichen, sitzen Klänge, als tanzten Engel einen klingenden Ret- gcm. Ta faltete Lies Rainer die Hände und dachte an d§.e Zukunft und an ihr Kind. — 7. Kapitel. Lies hatte Ellen so gern die Umgegend opn Königs- b«g und vor allem das Sainland mit seiner stillen Lstsoeküste zeigen wollen. Aber sie fühlte sich jetzt ost so müde und schwach und konnte da« Bahnsahren nicht mehr vertragen. So bat sie denn Knut, Ellen alles zu z« igen. Ellen verspürte aber gar keine große Lust dazu. ,Mozu, Lies, ich bleibe tausendmal lieber bei dir." ,Mtr sind ja die Vormittage und Abende zusammen, Ellen, da mutzt du doch wenigsten» am Nachmittag in die frische Lust. Knut tutS auch gut, einmal herauSzu- kvmmen und ordentlich zu laufen. Gisela hat' sich an geboten, dich zu beschützen." „Na, die schütze ich nun schon am! wenigsten." ,Laß, man gut sein, Ellen. Sich mal, jetzt, wo ich so schwerfällig bin, würde Knut sonst gar nicht an die frische Lust kommen. Du tust ein gutes Werk damit. Und wirklich, unser Ostpreußen ist schon und wert, ken- nengelernt zu werden. Tu mußt doch die kurzen -vier zehn Tage Hiersein ordentlich ausnutzem" > So fuhr Ellen denn an schönen Nachmittagen mit Gisela und Knut an den Strand, nach Balga oder Lach stedt, wo ihr der begeisterte Schwager die Ruinen per alten Ordensburgen zeigte.' Msvla sand da» Ganze zwar meist höchst langweilig, aber — „metn Gott, Man kann die beiden doch nicht allein loSfahren lassen." Und Ernst war ja säst nie abkömmlich. Eine» Tages, e» war so um die Mittagsstunde, kam Gisela im neuen Herbstkostüm, dunkel und glatt anlie gend, wo» ihr prachtvoll zu ihrer schlanken Figur stand, unangemeldet tn da» kleine Boudoir »u Lieq, die an ihrem Nähtisch am Fenster saß. .„Eure Anna hatte gerade die Flurtür offen, weil st» mit dem Milchmann» pmchaadelt^ do biu.ich schnell heretngeschlüpst. Stur auf ein« Minute, um! zu seh«, wie e» dir geht." ' . ,Danke, sehr gut." ! ,Mber so alleine?' N0 ist denn Ellen?" ,D«r zeigt Knut eben da» Schloß. Sie muß »K doch auch einmal von innen gesehen haken?' > ,Hm — hm — so," Gisela räusperte sich ei» we nig und trat vor Pen Spiegel, ihr Kostüm musternd, — „du, sag« mal, kleine Lies, ich wüyhe-meinen Man» i nicht immer so lange mit solchem niedlichen Ding allein Herumlaufen lassen." . > Lies sah die andere groß an, ! ,MaS meinst du, Gisela? Ist verstehe dich nicht." Gisela kreuzte die Arme und sah an Sie» vorüber aus dem Fenster. i > i I „Närrchen, da ist doch, nicht diel zu versteh«.., Un sere Männer sind unberechenbar. DaS solltest du wis sen und vorsichtiger sein. 'Sie ist sehr niedlich gewor den, deine Schwester, uns» sie geigt vorzüglich. LetztettK weiß, Knut besonders zu schätzen." . ! ' „Na ja, und warum soll or denn auch nicht? Ich bin glücklich, daß er einmal wieder jemanden zum Musi zieren hier hat." ' ! !: l ! ! „Rührendes Seelchen! Mer weißt du, jede Mach» hat ihre zwei Seiten." Lies legte jetzt die Hände in de» Schah und sah die Schwägerin a». ' . > „Gisela, e» ist «in sy furchtbar traurige» Zeichen für einen Menschen, wenn er Alen anderen nur immer Schlechte- zutraut. Wenn ich Pich Nicht kennen würde und wüßte, datz du Mit Vorlieb« verrücktes Zeug redest, an das du selber nicht einmal immer glaubst, so mütz- tön deine Worte etwa» namenlos Beleidigend«»!, Empö-j renbe» sstr mich haben. Aber so?" geht lachte Lies, so voll und klar und herzlich. ,Mein Knut! v Gisela, wie du ihn.kennst! And Ellen, die» reine Kind noch? Meine stolze, harmlose, süße Ellen? Pfui, Gisela! Ich !könnte dir die Tür ver bieten, hörst du, das könnte ich auf der Stelle." Löschung folgU