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Mer Tageblatt »«»««» dl« st»,!»«,«, «d sd, ^Ius»detl,« »I« p»stanpolt«a - <«sch,lal w,r««,IIch. f»«nspr«ch' fln^hluß Nr. LS. Anzeiger für öas Erzgebirge »»,»«,v>« f», «»» N-« u»t u»,«,««» »s ««>,», «,«« »IrH«, Anzilri» u «»>»»:»»»>»«, »«klami-PUlt»,«, <« *»I»»f«an>r«, «mtilch« z«ll««.»«ltpfix»!,«. r^'gromm.- rog,dia!i ^uirxg.dirg,. «lühaltm« tl» omtUchea VrkaalUmachung«! öe« Kot«» 0« LtaOt 00« Oe» flmtsgecicht» Ku«. p,»fii>,<e.e°n!,! «MI L.!,^g »,.>«« Nr. 134 Freitag» clen l2. Juni 192S 20. Fahrgang Volks-» Berufs- unä Betriebszahlung. Zur Durchführung der am 16. Juni d. I. stattfindenden Bolls«, Berufs« und Betriebszählung wird von den Gemeinde behörden und dem von ihnen beauftragten Zählerpersonal an jeden Haushaltungsvorstand oder Anstaltsleiter eine Haushal- tungsliZe (nach Bedarf auch mehrere) und, falls er Inhaber oder Leiter eines land« und forstwirtschaftlichen oder eines Gewerbebetriebes ist, weiter ein Land- und Forstwirtschafts bogen bezw. ein Gewerbebogen übergeben werden. Die Zähl papiere sollen spätestens bis zum 13. Juni abends in der. Händen der Interessenten sein, sodaß ein jeder genügend Zeir hat, sich mit dem Inhalte vollkommen vertrant zu machen. In die Hans^ltimgsliste sind alle Personen einzutragen, die zu dem betr ' i^en Haushalte gehören und in der Nacht vom 15. zum 16. Irra» anwesend oder vorübrgehend abwesend sind. Ist das letztere bei dem eigentlichen Haush^tnnqsvor- stande selbst der Fall, so soll eine andere, ihm verwandtschaft lich näher stehende Person (z. D. die Ehefrau, ein Sohn usw.) die Eintragung an seiner Stelle vornehmen, er selbst wird aber dann in derselben Hausliste an der ausdrücklich vorqezeichneten Stelle als „vorübergehend abwesend", aber in seiner Eigen schaft als Haushaltungsvorstand eingetragen. Es gilt als all gemein zu beachtende Vorschrift, daß auf jeder Liste ein HllUZHaltungsvorstand verzeichnet sein muß, daß allo, wenn dessen Abwesenheit von längerer Dauer sein sollte, eine andere dem Haushalte angehörige Person als Haushaltunqsvorstand einzuzeichnen ist. Ueber die Frage, inwieweit überhaupt eine dem Haushalte angehörige, aber in der Nacht vom 15. zum in. Juni nicht anwesende Person als „vorübergehend" oder als „dauernd" abwesend gilt, ist nicht immer volle Klarheit vor handen. Abgesehen von einer meist zufälligen Abwesenheit (wie auf Reisen, in Bädetn oder Sommerfrischen usw.). kann man als vorübergehend Abwesende ansehen: 1. Personen, die während der Woche an einem anderen Orte ihre berufliche Tätigkeit ausüben, aber über den Sonntag in ihre Häuslichkeit und in ihre Familie zurückkehren, so mit noch eng mit dem örtlichen Haushalt verbunden sind. Insassen von Krankenhäusern, deren Aufenthalt daselbst nur verhältnismäßig kurz ist. 3. Insassen von Polizei- und Amtsgefängnissen mit geringen Freiheitsstrafen usw. Dagegen sind Insassen von Irren anstalten, von Landesgefängnissen, von Zuchthäusern als dauernd Abwesende nicht in der Haushultungsliste der Familie zu verzeichnen (dagegen natürlich in den betreffen- den Anstaltslisten). Ebenso auch z. B. Studenten und Schüler, di" stch zwecks ihrer Studien nicht mehr im Haus halts oder an dem Wohnort der Eltern aufhalten. Im allgemeinen geben die auf der ersten und letzten Seite der Haushaltungsliste enthaltenen amtlichen Erläuterun gen genügende Anleitung für eine tunlichst genaue und ver- 't"übliche Beantwortung der vorgelegten Fragen hier noch "trüge Warte hinzugefügt. So bezüglich der Altersangabsn. Es ist dringend erforderlich, richtige Eintragungen hierzu zu machen, denn gerade die Feststellung der Altersverhältnisse ist eins wichtige Handhabe für die Beurteilung der Prcduk« tionsfähigkeit eines Volkes mt Berücksichtgung des pro»entua« len Anteils der arbeits- und erwerbsfähigen Personen, ferner für die Lebensfähigkeit der Bevölkerung und für eine B ech- nung der sogenannten Absterbeordnung, die wiederum die Grundlage für die Tätigkeit und die Bedingungen bei Lebens- oerstcherungsgesellschaften usw. äbgeben. Gleiche Beachtung möchte auch die Frage nach dem Familienstands finden. Wei terhin besteht nicht immer Klarheit über den Begriff „Staats angehörigkeit". Diese kann durch Geburt oder im späteren Leben erworben werden, sie kann sich aber auch gesetzlichen Be stimmungen gemäß ändern. Das Geburtsland ist nicht immer maßgebend für die durch Geburt erworbene Staatsangehörig keit, oenn z. D. ein innerhalb Deutschlands geborener Ab kömmling eines selbst schon längere Zett daselbst wohnenden aglischen Staatsangehörigen bleibt trotz seiner deuuchen öeSurtsstätte ein Engländer. Ferner kann auch die ursprünq« ich durch Geburt erworbene Staatsangehörigkeit durch poli tische Ereignisse verloren gehen bezw. verändert werden. So ist cs vielen Personen geschehen, die aus den laut Ver sailler Friedcnsvertrog! abgetretenen deutschen Gebieten stam« men, soweit sie nicht noch vor Inkrafttreten dec neuen politi schen LandeSetnteilung itzxe weitere Zugehörigkeit zum Deut« schon Reiche erklärt haben! — Kinder folgen immer der Staatsangehörigkeit des VaterS, Ehefrauen der des Mannes, d. h. jede sich verheiratende weibliche Person nimmt ohne weiteres die Staatsangehörigkeit des ManneS an, gleichviel, welche sonstige sie bisher besessen hatte nnd wo sie mit dem Ehemann lebt. Es sei noch hierzu bcmerkr, daß eine Angabe der einzelnen deutschen Länderzugchörigkcit (z. B. preußische, sächsische, hessische Staatsangehörigkeit) nicht erforderlich ist, vielmehr die Bezeichnung „deursch" vollkommen genügt. Wich tig ist auch ferner eine recht genaue Bcanlwortm.g der in Spalten 11 bis IS der HauShaltungsliste enthaltenen Frage nach dem Wohnsitze vor LlaSöruch deo Krieges, denn st« soll Aufklärung geben über die WnnderungSverhültniss« dec beut« chsen Bevölkerung und den Einfluß, den die Kriegszett und auch besonders die nachfolgenden Jahre mit ihren schwierigen wirtschaftlichen Verhältnisse« auf di« Seßhaftigkeit der Be völkerung auögeüht habe«. Sicherheitspatt m- Entwafsnungsnote lm Urteil der Prelle. Amerikanische Urteile. Washington, 10. Juni. Das Abkommen /über den Sicherheitspakt erregt hier größtes Interesse trotz der offiziellen Erklärung der Regierung der Vereinigten Staaten, daß sie nicht interessiert sei,. Die.öffentliche Meinung ist augenblicklich gegen die französische Forde rung des Rechtes auf Durchmarsch für den Fall, daß Frankreich Polen und der Tschechoslowakei zu Hilfe kommen will, wenn diese angegrijfen werden. Die fran zosenfreundliche Wilson-Presse druckt das Abkommen an hervorragender Stelle mit ausgesprochen günstig gs- särbten Kommentaren ab. Die „Washington Post" er klärt gleichwohl ausdrücklich, daß das ganze Abkommen bloßer Entwurf bleibe, solange nicht Drurschlano zu dem Plan gehört worden sei. Das Blatt legt besonde ren Nachdruck auf die Tatsache, mit „welchem' Zögern" die britische Presse zusttmme, trotz der bereits erfolgten Billigung des Abkommens'durch die britische Regierung. Tas Blatt zittert ferner die Monroe-Doktrin und legt besonderen Nachdruck auf die Versicherungen von Hughes und Kellogg, daß das Pariser Abkommen, ,daS die Teil nahme Amerikas an den ReparationLeinnahMen vor sehe, keinetr Hinweis auf politische Teilnahme Mueri- kas an den europäischen Verwicklungen enthalte. „Kein Pakt." London, 10. Juni. Der Leitartikel des „Daily Ex preß" trägt die Ueberschriftr Kein Pakt! Das Blatt schreibt, es sei ein schlechter Beginn für den Pakt', den die britische und die französische Regierung an die Stelle der englisch-französischen Entente zu setzen suchten, daß die Zusammenkunft zwischen Chamberlain und Briand in Genf der Anlaß zu einem besonder» offenkundigen Fall irreführender französischer offiziöser Propaganda sei. Keine französische Regierung, die den so einseitigen Vertrag, wie ihn die Franzosen jetzt Herstellen, zu un terzeichnen beabsichtige, würde auch nur 6 Monate be stehen können. ES sei vollkommen klar, daß Chamber lain nur befugt sei, einem zweiseitigen Pakt zuzustim men, in dem Frankreich und Deutschland die gleichen Rechte und Verantwortlichkeiten haben. Wenn dies nicht so wäre, würde Deutschland sich, natürlich nicht an der Vereinbarung beteiligen. Voraussichtlich werde der nächste Schritt dis Abhaltung einer Konferenz zur Er örterung eines zweiseitigen Paktes sein. TäS Blatt wen det sich zum Schluß in der gewohnten Weise gegen den Paktgeduuken. In: Gegensatz dazu begrüßt die hochlkonservatibe „Morntng Post" das Genfer Abkommen und schreibt: Sollte Deutschland zu seinem au» eigener Initiative un terbreiteten Plan stehen, so würde Vertrauen anstatt Furcht den Kontinent erfüllen. TlaS Blatt betont die „kluge Politik" Chamberlains und die „loyale Unter stützung", dir er vom Foretgn Office erhalten habe,.das vielleicht bald den Lohn für Jahre unablässiger Arbeit werde ernten können. Ter Pakt würde für Europa das tun, was das Washingtoner Abkommen für den Stillen Ozean getan habe; er werde die gesamte internationale Lage tief berühren. Er vollend», was der Dawesplan begann, uämlch .allmähliche Verknüpfung Deutschilands mit den Nationen des Westens und Schwächung seine- Verbindung mit dem bolschewistischen Rußland. Wenn Deutschland den Patt unterzeichnet, dem Völkerbund bei tritt und alle seine Slreitigceiten mit Polen und dec Tschechoslowakei einem Schiedsgericht unterbreitet, so ist es klar, daß die Wilhelmstraße sich, vom Osten dem We sten zuwsuben muß. „Morning Post" berichtet aus Genf, es sei undenk bar, daß Frankreich seine Unterschrift unter irgendeine Vereinbarung setze, die es ihm nicht ermögliche, rasche und wirksame Unterstützung zu leisten, falls Polen an gegriffen werde; aber mit Deutschland im Völkerbund würde di« Frage ein anderes Aussehen bekommen, da nach -der Völkerbundssatzung die Mitglieder die Ver pflichtung übernehmen, den Durchzug durch ihr Gebiet zu Strafzwecken zu gestatten, vorausgesetzt, daß der Rat einstimmig beschließt, wer der Augretfer sei, und daß alle Vermittlungsversuche gescheitert feien. Laut „Daily Ghrontcle" werde sich die gesamte li berale Partei irgendeiner bindenden militärischen Ver einbarung mit Frankreich oder einem anderen Lande widersetzen. Laut „Daily News" wird vielleicht eine englische französische Mitteilung auch an Mussolini in der Frage der Beteiligung Italien» entweder an dem jetzt in Aus sicht genommenen Pakt oder an anderen Pakten, durch die er später vielleicht ergänzt werden würde, gesandt werden. Er werde Deutschland überlassen werden, Vor schläge für eine Konferenz zu machen. New Berichter* statt« zufolge werde Frankreichs «echt, .die entmilita risierte Zone zu durchziehen, tm Falle eines vorsätzlich« Angriff» feiten» Deutschland» gegen die östlichen Alliier* ten Frankreichs anerkannt werden. GS müsse fetzt noch geregelt werden, wie und durch, welche Körperschaft ei» vorsätzlicher Angriffsakt definitiert werden solle. In der Frage der Schiedsverträge sei der französische Stand punkt, sie müßten vollkommen auf zukünftige Streitig keiten beschränkt werden und dürften nicht auf gegen wärtige Differenzen wie bezüglich Oberschlestens, des Danziger Korridors, Anwendung finden. Der Stand punk: Großbritanniens sei jedoch, wie verlautet, daß diese Verträge auf jede Streitürsache zwischen den in Betracht kommenden Ländern Anwendung finden müs sen. Frankreich sei auf das äußerste bestrebt gewesen/ seinen Einfluß noch weiter durch Vereinbarungen zwi schen dem britischen und dem französischen Generalstab beglich der Verteidigung der entmilitarisierten Zone zu verstärken. Großbritannien habe die» jedoch abge- lehnt. La es sein Wille sei, die Rheingrenze gegen je den Angriff zu verteidigen, könne eS keine Vereinbarung dieser Art eingehen. Deutschland, von dem das Pakö angebot ausgche, werde jetzt bei seinem Wort genommen. IcEen ist nicht Mae« den Pakt. Der vormalige italienische Außenminister und jetzi ge Letter der italienischen Delegation in Genf Seialoja erörterte in einer Unterredung mit dem Tonderberichyl erstatt« des Reuterschen Büros die italienische Ansicht über den Sicherhettspatt. Auf die Frage, ob wette« Pakte für andere Grenzen al» die deS Scheines in Aus sicht stehen, erklärte Seialoja: Was im Falle anderer Grenzen möglich ist, ist sehr unbestimmt. Im Interesse des Friedens befaßt sich Italien mit der grölen Be friedigung mit dem in Genf zwischen England »und Frankreich erzielten Abkommen, da» den Abschluß del von Deutschland vorgeschlagenen Paktes leichter gestaltet. Aber es muß in Betracht gezogen werden, daß, Italien an der Rheingrenze nicht direkt interessiert ist. Auf die Frage, -ck es möglich sei, daß Italien in Zukunft dem Pakt beitrete, erwiderte Seialoja, daß der Pakt für den Augenblick für vier Mächte sei und wiederholte, daß der Pakt im Interesse des Friedens sei. Er erklärte: GS darf nicht angenommen werden, daß Italien gegen den Pakt sei. Wenn er für jede Grenze Vorkehrungen getroffen hätte, so würde Italien ihm sicher beigetreten fein, aber da er nur für die Westgrenze ist, ist Italien nicht besonders "'ntercssiert. ES betrachtet ihn jedoch als wertvollen Beitrag zur Stabilisierung Europas, insbe sondere falls er sich mit einer geographischen Lage be faßt, d*e eine mögliche Gefahr für Europa sein kann. Es wird volle Befriedigung herrschen, wenn er die Ge fahr dieser Grenzen vermindert. Italien fühlt sich zorückgef Rom, 9. Juni. Der Umstand, daß Italien aus dem Rheinpakt ausgelassen wurde, erregt Befremden. Die offiziösen Blätter äußern sich aber noch nicht zu dieser Angelegenheit. Wetter schreiben die offiziösen Blätter zu der Havas-Aüslassung Über die Genfer Einigung, wonach Italien zusammen mit Frankreich und Oesterreich einen zweiten Garcnttiepakt abschließe, daß bann Frank reich bei beiden Garantiepakten seine Hand tm Spiele haben würde, während Italien dauernd von allen Rhein fragen ausgeschlossen bliebe. Nur „Giornals V'Italia", weites behauptet, daß die fratrzüsischen Kreise die Trag weite de» rieuen RhetnPakteS stark übertreiben, meint, uw n müsse die Antwort Deutschlands für tzstr Nützlich keit weiterer Garantiepakte abwarten. „Epoea" finde.: die Vorbehalt« Deutschland» gegenüber der Gntwafs- nungSnote voll berechtigt und meint, daß man auch an derswo derselben Meinung sei wie Leut,chland. Die Havas-Mittetlung über den Garantiepa.it ist, sagt da» Blatt Wetter, plump und dazu bestimmt, da» französisch« voll zu täuschen Wenn der neue Garantiepakt wirtlich mit dieser HavaS-MitteUung konform wäre, dann wür de da» gegen den Versailler Frieden verstoßen, denn di« Rheinland« müßten militärisch neutral bleiben, so wohl für Frankreich als auch für Deutschland. „Tribuns" sagt, daß der Rhvinpakt keineswegs den europäische« Frieden sichere, denn die für diesen Frie den gesährl'chen Punkte lügen an der Ostgrenze Deutsch lands. England teil« durch diesen Garantiepakt Euro pa in zinei Teile, nämlich in den Westen, dessen Fried«» besonder» garantiert «»erde, und in den Olsten, dessen Frieden dem Völkerbund anheimgestÄlt werde. Da» Blatt legt alsdann den Tschechen und Polen nahe, sich au? ander« Weife ihr« Grenzen garantieren zu lassens. „Popolo d'Italia" schreibt, daß. während man t» Genf da» Rhetnproblem verhandle, Italien gut tu«, «lf dem Tonauproblm, zu beharren, den» diese» sehe 1» erster Linie Italien an.