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1 Mittwoch» äen 3.3uni 1S2S Nr. 12S 20. Jahrgang Die Entwaffnungsnote beschlossen Ekne be-eutfame Ke-e -es französischen Mknisierpräsi-enten paknlevö. Paris, 1. Juni. Ministerpräsident Painlevö, der den Präsidenten der Republik auf seiner Reise nach Straßburg begleitet, hielt heute abend bet einem Festessen des General' rates des Departements Niederrhein eine Rede. Gr ver sicherte den Bewohnern von Elsaß-Lothringen, keine Maßnahme solle getroffen werden, ohne daß die Vertreter Elsaß« Lothringens vorher gefragt swürden. Nächstens werde ein beratender Ausschuß eingesetzt werden, in welchem alle Partei« richtungen vertreten sein sollten. Was nottue, sei Stabilität und Sicherheit- Das Elsaß zu verteidigen, wenn es jemals bedroht würde, dafür würde Frankreich sein« ganze Existenz «tnsrtzen- Das sei kein Wort des Imperialismus oder der kriegerischen Bedrohung. Frankreich wolle nur «in guter Arbeiter für den Frieden sein, für einen guten Frieden, damit es keine Unterdrücker und kein« Unterdrückten mehr gebe. Ebenso gefährlich wie blinde» Vertrauen sei auch blinde» Mißtrauen, durch das rin argwöhnische» Land überall Gefahren und Komplott« entdecken könne, sodaß ,» keine Gelegenheit vorübergehen lass«, in di« ein« beharrlich« Nega tion es etnspinne. So beunruhigend auch manchmal dir Entwicklung der internationalen Politik sein möge, er könne seinen Glauben an die Zukunft der europäischen Zivilisation betonen. Gr wolle das im Elsaß tun. Sollte es wirklich wahr sein, daß die Linie, welche Frankreich und Deutschland voneinander trenne, auf immer «ine bedroht« Grenz« bleibrn sollt! Dies« Frag« beantwortet« er mit nein. Der Lag werd, anbrechen, vielleicht «her al» man glaub«, an dem di« Völker den Haß, der sie noch trenn«, fallen lass«« würden, damit sie jede» nach seiner Begabung sich nicht gegenseitig bekämpfen, sondern zusammenarbeiten. Dieser Lag «erd» -'M Der Cmäruck äer Neäe Geßlers Newhork, 1- Junt. ',.He>vald Tribüne" beschäftigt sich in einem Leitartikel mit deM „Eingeständnis des ReichS- wehrmintstevS Gehler im Reichstage" und glaubt, daß dieses die ganze Entwaffnungsfrage vereinfache. Das Blatt logt Gößlers „Eingeständnis" dahin aus, daß Deutschland kein Recht hätte, die RLuänung der Kölner Zone zu verlangen. In amtlichen Kreisen stimmt man jedoch mit dieser Auslassung nicht überein. Man glaubt hier, daß Deutschland schon längst abgerüstet habe, und daß dis Annahme, eS könnte Frankreich ir- wie bedrohen, lächerlich sei. Man ist hier geneigt, an zunehmen, daß die durch die Räumung der Kölner Zone für die französische Muhrbesetzuvg 'etwa entstehenden 'Schwierigkeiten der einzige Grund Tür die Nickiträumnng war. Man glaubt ferner, daß Reichswetzrministsr Geß ler den Weg hraigemacht hat für ein Kompromiß unter dem Ruhr und Rhein zusammen im Au gust geräumt worden. Dio Rede des Reich-Wehrmi nisters wird fernerhin als dinr Annahme verschiedene- Punkt« dor zu erwartenden 'alliierten Note ausgelegt Ter einzige Punkt, von dem man besondere Schwierig keiten erwartet, ist die Frage der Dezentralisation der Polizei, der nach Meinung deK Blatte» von selten dc^ verschiedenen Länder, besonder» von Bayern, erh-Mch<- Widerstände entgegengesetzt werden. ausgeschlossen gehalten. Die Stimmung -leibt also, soweit der SicherhKtSpakt In Betracht! kommt, nach! wie vor pessimistisch. Interesse verdient unter diesen Umstünden die Zusammenkunft Zwischen Chamberlain und Briand in Genf. Vor einigen TagM taucht^ hier das Gerücht auf, daß 'Chamberlain sich außerstande se hen werde, nach Genf zu reisen, WeS wird heute jedoch von Reuter dementiert, demzufolge Chamberlain heute in einer Woche >zu der Sitzung des Völkerbundsrate- abreisen werde. Tine treffende Charakteristik der jetzi gen Lage findet sich heute in -der „Nation" von der Hand des bekannten Pazifisten Rorman Ängell, der etwa fol gendes ausführt: „Sowie irgendein beunruhigende- Gr- eigniS in der -Welt 'eintritt, erhebt -sich dKe iWntlischo Meinung der Wett, daß fetzt etwa- geschehen müsse, um Ordnung zu schaffen. Die Begeisterung ist groß! und die Staatsmänner gehen an- Werk, um irgendeinen Plan fertigzustellon. Aber vis fie damit fertig sind, ist die Stimmung schon wieder verflogen, Und niemand will etwas von Opfern wissen, die der gemeinsamen Sache zu bringen sind. So giyg es den „Friedenskämpfern" Ame rikas und so geht Zs auch jetzt. Niemand sage sich, daß ein Preis für den Friede« bezahlt werden Muß. Niemand ist zu irgendeinem Opfer bereit. Ohne solche von allen Völkern gebrachten Opfer «ist der Friede nicht zu er-- halten." ' - Einstimmigkeit -er Sotschafterkonferenz. Parts. 30. Mat. Ueber die Sitzung der Botschafter konferenz wurde folgendes amtliche- Gommuniquee der- Lffentlicht: Die BMschafterkonferenz ist heute nachmit tag von 3V, bi» 5 Uhr unter dem Vorsitz Jules Cam- VvnS zu einer Sitzung 'zusammengetreten. Der Mar schall Noch und General Desticker wohnten der Sitzung ebenfalls bei. Die Botschafterkonferenz hat einstimmig big Note gebilligt, die an Deutschland gerichtet werden soll, svwie die Liste der Verfehlungen, die an die Note angefügt werden s"ll- ' , Gin Sonderlurter wird mhrgen, Sonntag, abend von Paris abgehen, um die beiden Dokumente zu über- bringen, die wahrscheinlich am Mittwoch vormittag dem Außenminister Stresömann durch die alliierten Bot schafter übergeben werden.' Die Veröffentlichung der Nota wird zwölf Stunden später erfolgen. London, 30. Mai. Auch die parallele Aktion, die Verhandlungen über den StchZrheitÄpakt, Hai sich inso fern entwickelt, als das Englische Kabinett seine Ansich ten in einem Memorandum 'zusammenstellte. London rät also nochmals Paris 'an, den auf den Westen be schränkten und gegenseitigen Garantiepakt anzunehmen, da England sich auf nichts anderes.einlassen könne. Da ß Frankreich hi« rau seingeh en wird, wird hier trotz aller offizieller schönen Reden nahezu für Von Dr. Külz, M.d.N. ' Seit einiger Zett tagt in Genf di« internatHmahß Arbeitskonferenz. Man kann nicht behaupten, daß dir öffentliche Meinung Deutschlands mit besonderem In teresse von dieser Tagung Notiz nähme, und doch han delt es sich bei ihr um eine! bedeutsam!«! Einrichtung mit starken Zukunftsmöglichkeiten, so daß e« nicht ohne Wort ist, sich über Ne näher zu orientieren. Im Artikel 23 der Dölkerbundsatte und im sozial politischen Abschnitt des Versailler Akte« ist «ins inter nationale Arbeitsorganisation als selbstverw-alteUder Be standteil der ständigen BölkerbundSeinrichtungen 'ge gründet worden. Ziel der Organisation ist eS, mensen würdige Arbettsb-dingungen zu schaffen und den so zialen Frieden zu fördern. Erstrebt wird dieses Ziel zunächst durch Sammlung und Varbreitung, von Nach richten über alle Gegenstände der Sozialpolitik und der sozialen Reform. Zu diesem Zwecke besteht ein inter nationales Arbeitsamt in Genf, da- vün einem auS 24 Mitgliedern bestehenden VerwaltungSrat geleitet wird, von denen 12 Regierung-Vertreter, 6 Unternehmerverk treter und 6 Arbetteroevtrecher sind. Deutschland sitzt in! diesem BerwaltungSrat mit «ineUr Regierung-, und einem Arbeitervertreter. Für einzelne Teilgebiet« der Sozialpolitik bestehen Sonderkommissionen. Außer den ständigen Veröffentlichungen, wie' sie in der monatlich , erscheinenden „Internationalen Rundschau der Arbeit* ' § und in dem „Internationalen Arbeitsjahrbuch'" zu! er- kennen sind, hat da» internationale Arbeitsamt auch, i einige Sonderabhandlungen erscheinen lasten, von den»« i die wertvollste eine! übersichtliche Darstellung der Wvh- , z nungSfrage nach dem Kriege in 17 verschiedenen Länder« und das Mittel 'zü ihrer Lösung ist, Diese- bedeutungs volle Werk „Tas Wohnungsproblem in Europa" seit dem Kriege" verdient die weitgehendste! Beachtung. Dis internattonale Arbeitsorganisation erstrebt'ihr Ziel weiterhin durch internattonale Förderung dev so zialpolitischen Gesetzgebung Diesem Zwecke dienen 'jähr lich tagende Konferenzen, von denen die fetzt in Gens tagende die siebente ist. Die Mitgliedsstaaten sind auf diesen Konferenzen dutch fe '4 Delegierte vertraten, und zwar durch 2 Regierung-Vertreter und je einen Arbeit nehmer und Arbeitgeber.' Diese» internationale sozial politische Parlament ist zuständig zu Vorschlägen für allgemeine sozialpolitische Richtlinien und zu Entwürfen von sozialpolitischen GesetzeSterten, die dann den betei ligten Regierungen zuaehen. Bekannt geworden ist in dieser Beziehung die Arbeit der ersten Arbeitskonferenz die im Herbst 1919 vier Wochen lang in Washington tagte und sich im wesentlichen Mit den Verhältnissen der gewerblichen Arbeiter befaßte und zu dem Washingtoner Arbeitszeitabkommen führte besten Annahme -der Ab lehnung in den Parlamenten der beteiligten Staaten noch manche lebhafte Aussprach« auSlösen wird. An di« Arbeiten der Washingtoner Konferenz knüpften die Ge nuese« Konferenz im Sommer 1921 und die Genfer Konferenz im Herbst 1921 an, welch letztere sich vor al lem mit landwirtschaftlicher Sozialpolitik befaßte. Nach dem die vievte Tagung im Herbst 1922 in Genf slH eigentlich nur mit inneren DrganisattonSftagen befaßt Hatto, griff die fünfte Konferenz im Derbst 1923 unter dar starken Beteiligung von 37 Staaten da- Problem dar Nrbeittsaufsicht auk und Nahm einstimmig.einen. Vor schlag übar den Bereich der ArbettSüufsichck, üderl Auf- . gaben und Pflichten der Aüstich«beamten und über di« Durchführung dar Aufsicht an. Im Gommer vorigpl» Jahres befaßte sich die sechste Tagung in Genf unter Vorsitz das inzwischen gestorbenen 'Schweden Brantftm mit dar Frage dar Nünuna per Freizeit der Arbeiter «»d bereitete vor allem die Behandlung derjenigen MeogtzU vor, baren endgültige Erörterung die jetzt in Genf io- asnda siebent« Konferenz beschäftigt, und der« westzot» siche die Gleichbehandluna inländischer «ich an-WnditzHe» Arbeiter hinsichtlich der UtzfaNentschädigunst dm». Die Bedeutung der internationalen ArtzeiWMßMw sation liaat darin, daß furch' gemeinsame MrfdmAmm wirtschaftlicher und sozialer Probleme di« internationa len Zusammenhänge und GemeinschaftEedärfhzstf» F» dem Rahmen gegenseitiger Verständigung dehandE tzma« dan. Der Wert solcher Arbeit wird wesentlich tzsnH nachhaltige Unterstützung der öffentlichen Meinung er- höht werden. Auch Deutschland hat allen Anlaß, dies» - Arbeiten zu fördern, denn dw wirttchafkstchen rä»d so zialen Krisenerscheinungen »ei ÜN» sind nur aimt UM «rschetnuna der großen NachkvwaGOeiM BW d«ch di» - gdn»a Welt hindurchaebt. und di» letzt,» Enda» «nf z durch internationale» Zusammmwi^on, mlM.sMtz« wohltuend über den Gebieten strahlen, an dem ein unbedingtes französisches Elsaß in dem wieder versöhnten Europa sein werde Schnelle Verabschiedung -er Aolloorlage. Während man bis vor Kurzem noch glaubte, daß eS nicht möglich sein würde, die Zolltarifvorlage vor den großen Ferien zur Verabschiedung zu bringen, steht es nunmehr nach von unterrichteter Seite gemachten Mitteilungen fest, daß die Regierung vom Reichstag die endgültige Erledtgungder Zollvorlage noch vor der Sommerpause ver langen wird, also bis Anfang Juli. In erster Linie handelt es sich darum, die letzten Handelsvertragsverhandlungen an Hand eines vollgültigen Zolltarifs so schnell wie möglich durchzu führen. Außerdem soll aber auch daS neue Zollgesetz spätestens am 1. September in Kraft treten. Der Stä-tetag zum fiufwertungskompromiß. In einer Vorstandssitzung des Preußischen Städte- taqes, die im Anschluß an die Tagung in Köln stattfand, wurde beschlossen, an den Reichstag folgende Drahtung zu richten: ,Mit beständig wachsender Besorgnis verfolgt der Preußische Städtetag die Entwicklung der vom Reichstag in der Aufwertungsfrage gepflogenen Verhandlungen. In letzter Stunde erhebt der Preußische Städtetag noch einmal seine warnende Stimme gegen den Versuch, die kn jüngster Zeit auf getauchten Pläne ernstlich zu verwirklichen. Insbesondere widerspricht er nachdrücklichst der Absicht, die Gemeindean- leihen anders zu behandeln als die Staatsanleihen, den Prak- tisch in einwandfreier Form nicht lösbaren und kür den Kredit der betroffenen Gemeinden verhängnisvollen Vorschlag, die Anleihen der verschiedenen Länder verschieden zu behandeln, und vor allem dem unmöglichen Vorschlag, Schuldschetnan- leihen anders zu behandeln als Obligationsanleihen. Er er sucht den deutschen Reichstag auf das dringendste, die abwegi gen Pläne auS seinen wetteren Verhandlungen rundweg auszu- scheiden." Zknanzskan-alr ohne En-e. Nachdem erst in den letzten Tagen, eins neue Kov- ruptionsaff^re bet der Schlesischen Kdmmunalbank in Breslau aufgedeckt wurde, kommt nunmehr aus Lte- benwerva die Nachricht von einem Yinanzskandal. Ler Direktor der KretSsparkasse in Ltebenwerda Meeres hat da» ihm an'oertvaute Amt in betrauert- scher Weise zu großen privaten Geschäften auSgenutzt. Er hat Sparkassenbücher in Höhe von 580 000 Mark ge fälscht und unter Hinterlegung dieser Bücher von zwei gemeinnützigen Kassen eine Summe von 580 000 Mark zu Lasten de» Kreise» Liebenwerda ausgenommen. Den ganzen Betrag hak Meere» dann, eine« Wurstfabrik in Rügenwakde in Pommern geliehen. Zwar hat di« Fabrik eine Sicherheit-Hypothek an letzter Stelle zugunsten de» Kreise» auf ihr« Liegenschaften eingetragen, aber e» kann nach dem augenblicklichen Stande dev Sache rang« dauern, bi» der Kret- Lievenwerda sein Geld wieder- sieht, wenn da» überbaust geschieht und nicht der Kret-, um überhaupt etwa- zu vetten, Aktien dev Firma statt de» baren Gelder nehmen Muh. Im übrige« läuft di« Wurstfabrik in Pommern ^ohn« daß irgend jemand im Kreise Lwbenw-rda etwa- davon wußte, schon seit Mitte April auf den Nam«« der Kuitfvarkasse Li-Krümrda. Mer Tageblatt' Anzeiger für -as Erzgebirge ß«aspe«ch-fwschwß ä«. rs. «««mamme, «ageblatt fwnygedi,-«. Enthalten- -l» amtliche« Sekaaatmach«»-»» -a» Rata» -ar Gta-t »«- -SS Amtsgericht» fiue. p»sVh«ck'a»«t», mm Lttpzw m. 1"G 'M