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Hier emp fingen ihn die begeisterten Hochrufe der auf dem Bahn hof zum Abschied versammelten Spitzen der Hannover schen Behörden, unter denen sich auch Generaloberst v. Ltnstngen befand. Oberpräsident Noske entbot dem Reichspräsidenten den ehrfurchtsvollen Gruß namens der Behörden und wies u. a. auf die Hohe Bedeutung des Amtes des Reichspräsidenten bin. Er sprach die Hoffnung aus, daß eS dem neuen Reichspräsidenten gelingen möge, das deutsche Volk glücklicheren Zeiten entgegenzuführen und einen Ausgleich der Gegensätze im Volke herbeizuführen, ebenso eine Besserung der sozialen Verhältnisse und eine Linderung der Not unseres Volkes und des Trucks von außen. Die Worte des Oberprästdenten klangen in ein Hoch auf den Reichspräsidenten aus, das von allen begeistert ausgenommen wurde. Ter Reichspräsident dan"te herzlichst und sagte dann: „Ich will mein Möglichstes tun. Nur Einigkeit kann uns weiter helfen. Einigkeit ist Macht. Ohne Einigkeit keine Macht uno keine Stärke! Ich will der Armen und Elenden gedenken und will versuchen, aus gleichend zu wirken. Mein Streben geht dahin, wohin wir alle wollen: zu einem glücklichen Vaterland!" Der Reichspräsident verabschiedete sich dann durch Hände druck von den Erschienenen worauf das Deutschlandlied gesungen wurde. Der Reichspräsident bestieg den Zug, dankte am offenen Fenster des Wagenschlages nochmals herzlichst und ries: „Unser liebes deutsches Vaterland, Hurra, Hurra, Hurra!" Alle nahmen begeistert diesen Ruf auf. Unter den Klängen des Deutschlandliedes und Hochrufen auf den Reichspräsidenten setzte sich der Zug in Bewegung. Die Abfahrt verlief ohne jede Störung. Vle Ankunft kn Serlkn. Pünktlich! zur festgesetzten Zett fuhr der fahrplan mäßige D-Zug aus Hannover mit dem Salonwagen d > Reichspräsidenten auf dem Bahnhof Heerstraße ein Neichspräswent o. Hindenburg entstieg dem Wagen und wurde vom Reichskanzler Dr. Luther begrüßt. Das 10- kährige Töchterchen des Reichskanzlers überreichte dem Reichspräsidenten mit einem Begrüßungsvers einen Strauß Marschall-Niel-Rosen. Dann wurden dem Reichspräsidenten die zum Empfang erschienenen Herren Pyrgestellt. Auf dem Bahnhof hatten sich etwa 60 Her ren eingefunden, u. a. Reichswchrminister Dir. Geßlcr und ReichsMinister Schiele die Staatssekretäre Meißner und Kempner, der Chef der Heeresleitung General von Le eckt und der Chef der Marineleitung Admiral Zenker, der Oberbürgermeister Berlins Böß, der Komm baut von Berlin Severin und der stellvertretende isolizei- Präsident Friedensburo sowie der Chef der Berliner Schutzpolizei Oberst Kaupisck' und viele andere Vertreter der Behörden. Nach der offiziellen. Begrüßung über reichte Reichskanzler Dr. Luther der Schwiegertochter de? Reichspräsidenten einen Matglöckchenstrauß. Als sich der D-Zug wieder in Bewegung setzte, wurden von den Fahrgästen und von der auf den Böschungen des Bahn einschnitts versammelten Menge dem Reichspräsidenten stürmische Ovationen dargebracht. Reichspräsident von Hindenburg bestieg in Begleitung des Reichskanzlers ein offenes Auto, dem der Kraftwagen der Begleitung folgt«. Der Zug, dem berittene Schutzpolizei voranritt und folgte, wurde von Kraftradfahrcrn flankiert. Bei der Ankunft des Reichspräsidenten umkreisten etwa ein Dutzend Flugzeuge den Platz an der Heerstraße. 6.30 Uhr Passierte Reichspräsident v. Hindenburg mit Gefolge, eskortiert von einer - Schwadron Schupo im Auto das Brandenburger Tor. Die längs der Char lottenburger Chaussee bereits seit den frühen Morgen stund«» wartende nach Hunderttausenden zählende Men schenmenge rief dem Reichspräsidenten bet seinem Ein- -ug in Berlin begeistert zu. Die Flieger gaben ihm während der Fahrt vom Bahnhof Heerstraße das Geleit und -Umwelten sich noch längere Zett über dem Platz vor dem Reichstag und dem Brandenburger Tor. Unmittelbar nach der Ankunft deS Reichspräsiden ten im Reichskanzlerpalai» stimmte die Zuschauermenge in spontaner Begeisterung das Deutschlandlied an und knüpft« daran begeisterte Hochrufe auf Hindenburg. Während der Ankunft umflogen sehr tiefgehende Flie der des Aero-Lloyd da» PalaiA und warfen Blumen sträuße ab, die dem Reichspräsidenten von einem Poli- 2«iofftLier überbracht wurden. Während bi» hn die frühen Nachmittagsstunden hin ein das Wetter trüb und regnerisch war, klärte sich kurz vor der Ankunft des Reichspräsidenten v. Hindenburg der HiMmel auf, sodaß der Einzug de» neuen Reichsprä sidenten bet Hellem Sonnenschein erfolgte. Generalfeldmarschall v. Hindenburg hat nach Ein treffen iM Reichskanzlerhause dem Reichskanzler Dr. Luther seine lebhafte Befriedigung über den überaus herzlichen Empfang ausgedrückt, den die Bevölkerung der Reichshauptstadt alt und jung, ihm bereitet hat. Er sei besonders erfreut darüber gewesen, daß sich unter den spalierbtldenden Vereinen und Korporationen in großer Zahl auch Vertreter gewerblicher Organisationen befunden hätten. Auch die Beteiligung zahlreicher Ver treter aus allen Kreisen der deutschen Studentenschaft habe ihm eine besondere Freude bereitet. Dem Abendessen beim Reichskanzler zu Ehren deS Reichspräsidenten ging eine Besprechung in der Reichs kanzlei voraus, an der der Reichspräsident, der Stell vertreter des Reichspräsidenten, der Reichskanzler, der ReichsMinister des Innern und der Reichswehrminister teilnahmen. ES soll sich um eine allgemeine Aussprache über di« politische Gesamtlage gehandelt haben. Unfälle — ein Toter. Beim Empfang des Reichspräsidenten, woran gegen 800 000 Personen teilnahmen, kam öS infolge de» star ken Gedränges zu vielen kleinen Unfällen, sodaß die Sa- nitätsmannschasten alle Hände «voll zu tun hatten. Bi» auf 50 Fälle Handelt es sich um harmlose Ohnmächten, von denen hauptsächlich ^Frauen und Kinder betroffen wurden. Leider ist auch ein Todesfall zu oerzetchnen; ein etwa 70 Jahre alter Arbeiter wurde vom Herzschlag betroffen und war sofort tot. An der kommunistischen! Demonstration, die sich infolge des Verbotes des Polizei präsidenten aus den Bülowplatz beschränkte, nahmen höchstens 5000 Personen steil. Abgesehen von einigen kleineren Reibereien verlief die Demonstration ohne ernste Zwischenfälle. * hkn-enburgs nähere Umgebung. Die Zusammensetzung deS Büros des Reichspräsi denten steht, wie aus Berlin gedrahtet wird, nunmehr endgültig fest. Staatssekretär Dr. Meißner und das üb rige Personal von Ministerialräten und Bürobeamten werden weiter ihren Dienst versehen. Als Adjutant tritt zum Reichspräsidenten dessen Sohn, Major v. Hinden burg. Dadurch ist für den Präsidenten eine Regelung geschaffen, die es ihm ermöglicht, seine wichtigen Pflich ten zu erfüllen, ohne ganz artS dem bisherigen Kreise herausgsrissen zu werden. Sein Sohn und dessen Gat tin werden gleichzeitig, da der Präsident bekanntlich seit zwei Jahren Witwer ist, die repräsentativen Pflichten ihm erleichtern helfen. 'Im Amt bleibt außer den ge nannten Persönlichkeiten auch der Hauptmann Mat- thiolius, der schon unter dem Präsident Ebert zum Prä sidenten kommandiert war. vle Amnestie. Als erste Tat des neuen Reichspräsidenten erwartet man eine großzügige Amnestie, namentlich für poli tische Verbrechen. Insbesondere kommen hierfür die noch vom Kapp-Putsch her steckbrieflich verfolgten hohen Militärs, also General 'v. Lttttwitz und Oberst Bauer, in Frage. Daß die Amnestie sich auch auf Ehrhardt aus. dehnen wird, ist weniger wahrscheinlich. Die aus Grün den der Parität unabweisbare Amnestierungen auf der Linken werden vermutlich'auch den Verurteilten des sog. Tscheka-Pro-esse» zuiute kommen bnd zwar namentlich dem Angeklagten Skablewski, über den übrigens jetzt bereits gewisse Vereinbarungen zwischen deM Auswär tigen Amt und der Moskauer Regierung bestehen. Als seine demnächst wichtigste Aufgabe sieht der neue Reichspräsident dann wie au» seiner Umgebung verlautet, die Lösung der Flaggenfrage an. Wie er sich diese Lösung denkt, weiß allerdings noch niemand. Man spricht von einer Volksabstimmung, Set der allerdings mindestens 50 Prozent der Stimmberechtigten für eine Aenderung der Flagge stimmen müßten, um sie durch zusetzen. Di« Nachtausgabe de» „Tag" voM 11. Mat enthält ein« Rott- über etne Amnestie beim Amtsantritt deS neuen Reichspräsidenten- Daran ist nur dte Tatsache richtig, daß dte RetchSregterung mit der Prüfung der Frag« eine- Amncsttegeseher befaßt ist, wie sie bereit» dem Vorsitzenden de» RechtSauSschusseS auf dessen An frage mttjMttt Hat. ' Was bedeutet äie Rückkehr Trotzkis? Von »r. Art» lvebu». In diesen Tagen ist Leo Davtdow-itsch Trotzki nach Moskau zurückgekehrt. Ta» herrschende Triumvirat „Sinowjew—Kamenew—Stalin- hat seiner im Herbst 1924 erfolgten Verbannung und Streichung vom poli tischen Etat ein schnelles Ende bereitet. Nach russischen Meldungen soll Trotzki einen wichtigen Posten tM Wirt schaftsministerium erhalten. Dieser Tatsache ist so über raschend gekommen? die Meldungen aus Rußland und über Rußland sind außerdem so spärlich und wider sprechend, daß wir uns diesen Schritt der Moskauer nicht erklären können. Was bedeutet die Rückkehr Trotzkis? Um die Frag« nur angehend beantworten zu Wu nen, ist das Aufrollen der bisherigen politischen Tätig keit Trotzki- erforderlich. > Trotzki, der *l877 in der Nähe von Eltsadegrad (Pro vinz Kherson, Südrukckand) geboren ist, hat etne gut« Schulbildung in Odessa erhalten. Zu Anfang unsere» Jahrhunderts sehen wir Trotzki in den Arbeitervierteln von Nikolajew, eine Tätigkeit, die ihm noch im selben Jahre die Verbannung nach WerscholenSk in Sibirien etnträgt. Tort angekommen flieht er sofort und kommt nach der Schweiz, wo er auf Lenin und Axelrod stützt, dte ihn mit wichtigen Parteifunktionen betrauen. Be reits damals wurden warnende Stimmen laut. „Der 26jährige Trotzki wolle sich keinem Parteiprogramm fest anschlteßen." 1904 sprach man -offen aus, daß der jung« Revolutionär sein« eigenen Ideen hab«, die man al» Trotzkismus bezeichnete und mit dem Wort „Egozen trismus" geißelte. An der ersten Revolution im Jahr« 1905 nimmt Trotzki teil. Er trifft an dem bekannten Blutsonntag (22 . Januar) in Petrograd ein, organisiert einen Arbeiterdelegiertenrat und wandert bald darauf wieder nach Sibirien. Bon ObdorSk flicht er, kommt nach Wien und nimmt an den Tagungen der 2. lJnter- nationale in Wien, Stuttgart und Kopenhagen teil. Bet Kriegsausbruch wird er aus Wien ausgewiesen, geht nach Zürich, muß auch dieses verlassen und kommt Über Pa ris und Madrid nach Amerika. In Amerika arbeitet er an der Emigrantenzettung „Nüvi Mir". Dte Revolu tion von 1917 veranlaßt ihn sofort an die Heimreise zu denken. Tie englische Regierung läßt ihn aber in Ka nada verhaften. Erst nach .längeren Unterhandlungen kommt er frei und greift, zurücktzekehrt, sofort tatkräftig -in. . - - ! ! ' ' - > Sein politisches Programm geht von der Diktatur des Arbeiter-Proletariats aus. Don der Bauernschaft wollte er nichts wissen. Nun beträgt da» reine Indu striearbeiter-Proletariat in Rußland nur ea. 2 Mil lionen, die Kleinbauernschaft dagegen 120 Millionen. Man war sich in den Kreisen der Bolschewisten darüber klar, daß irgend eine Hilfe zur Unterstützung der revo lutionären Regierung erforderlich sei. Die Gruppe um Lenin" sah diese in der Bauernschaft selbst; Trotzki glaub te an die Wsltrevolution. Letztere blieb auS. Trotzki- Stern kam ins Wanken. Lenin betraute ihn nunmehr mit der Aufrichtung der „Roten Armee". Diese Auf gabe, die letzten Endes der Revolution in Rußland zum Siege verhalf, führte Trotzki glänzend au». Er ist der Schöpfer der Roten Armee, der „Organisator d«S Siege»" Hatte man auf der einen Seite militärische Erfolge erzielt, die Trotzki zu verdanken waren, so hatte unter dessen die Wirtschaftspolitik Rußlands ein vollständiges Fiasko erlitten. Im Jahre 1921 verkündete Lenin di« neue Wirtschaftsordnung, die „Nep" (neue ökonomisch« Politik), da» heißt die Freigabe eine» Teile» de» Handel an das Individuum, der Uebergang vom „Kriegskom munismus zum Staatskapitalismus". Di« nach der Re volution verstaatlichten Betriebe wurden in Trust» zu- samme»geschmolzen, der Handel, die Verteilung der Gü ter, wurde im allgemeinen freigegeben. Man hoffte da durch besonder» ausländische» Kapital nach Rußland zu ziehen, etne Hoffnung, die sich infolge der der übrigen Welt unsicher erscheinenden Lage nicht bewahrheitete. Die Folge der „Neo" aber war das Gmporschietzen eine» SchiebertumS, als Träger de» neuen PrivatkapttaliSMu». Die Opposition, an deren Spitze Trotzki stand, lief gegen die Maßnahmen der Regierung Sturm und verlangte die Rückkehr zum „reinen Sozialismus". Der Angriff der Opposition wurde abgeschlagen, aber man sah sich irr Moskau genötigt, neu« Wege zu suchen. Al» neues! Wirtschaftsprogramm, da» nicht ohne Einfluß vm Sel ten Trotzki» auSg«arbeitet wurde, begann Man 1SSS *) Üeni'n hat vor Jahren schon die Demokratisch« Diktat« der LrLttter und Dauern (Smirtchka) gefordert.