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Anzeiger für Sas Erzgebirge emnitz. Nr. 90 Sonnabend» den 18. April 1925 20. Jahrgang er > llotkis . 10 vdr. sich auf soo» üüsselkerti^, handelt sich um einen Bankangestellten, der, wie die Untere suchung ergab, im Besitze eines Revolvers war und, wie er erklärte, die Absicht hatte, Caillaux zu töten. Aus dem poli zeilichen Verhör ergab sich, daß man es höchstwahrscheinlich mt einem Geisteskranken zu tun hat. Er wurde dem Ge- fängnislazarelt überwiesen. M.kl.8-1 u verkaufen. Auer Tagebl. elin; Mt kinderlosen halt Mill reZrau für n der Woche u.A.T.1990 agebl. erdet. Hla-enburg spricht im Run-funk. Dom Reichsblock wtrd mttgetetlt: Nachdem di» ReichSregterung den Rundfunk für die Bewerber um den Posten de» Reichspräsidenten im zweiten Wahlgang frei- gegeben hat, wird. General von Hindenburg am Vret tos vor der Wahl abend» eine Rede Halver^ die über sämtliche deutsche Länder verbreitet wtrd. r., erfahren. leister rhemden und sucht, gestützt Zeugnisse, Stellung. „A. T. 1984. igeblatt erbet. >8 kür äu r«, M, ««, M« Um,«,».» »» «m» e. ».u.fuuUe«, emUIch. -Ul, « r^emamme, «agebian flueerzgedirg». Enthalten- -le amtliche« Sekanntmachungen -es Kates -er Eta-t an- -es Amtsgericht» slue. pestsihe«.«»»te, ft«t Nr.iee« Stresemavn in Hamburg. Vor einer zahlreichen Zuhörerschaft sprach Außenminister Dr. Strelemann heute abend im Ueberseeklub über „Wcltwirt- schäft, Weltpolitik". In einer Sitzung des Neichsverbandes der deutschen Industrie in Hamburg, so führte der Redner aus, fi-l seinerzeit das Wort „Wirtschaft ist unser Schicksal"« Diese These war sicherlich unrichtig, denn letzten Endes ent. scheiden die großen Grundfragen der Politik über die Völker schicksale. Aber zu keiner Zeit ist wohl diese Politik mehr von Wirtschaftsfragen beeinflußt worden als in der Gegen wart. Deutschlands Lage sei die, daß es heute viel enger mit dem Ausland wirtschaftlich verflochten sei als früher. Während die Vereinigten Staaten zum Weltgläubiger und Weltbankicr geworden feien, sei in Europa, anstatt die Kräfte zum gemeinsamen Wiederaufbau zusammenzufassen, der Krieg mit anderen Mitteln fortgesetzt worden. Der Erfolg sei die Zertrümmerung fast aller europäischen Währungen gewesen, was wiederum eine Dauerkrisis ausgelöst habe, die nun schon seit Jahren auf Europa und der Weltwirtschaft laste. Deutschland verfüge nicht mehr über seine früheren macht» politisä en Mittel, das einzige wirkliche Machtinstrument sei seine Konsumkraft. Deutschland habe am 10. Januar seine handelspoUüschc Handlungsfreiheit zurückgewonnen, es wird seine Handelsvertragsverhandlungen unter Festhaltung am Mcistbegünstigung°-prinzip führen. Unmöglich sei cs, den deutschen Markt durch Höchstzollsätze abzuschließen. Die Richt linien der deutschen Außenpolitik können nur sein Sicherung der Grenzen des Reiches, freie Entwickelung im Innern und Sicherung des Friedens zur Konsolidierung der deutschen Verhältnisse. Diese Grundlinien könnten auch durch ein Vvlksvotum über die innenpolitischen Anschauungen nicht geändert werden. Auch könne sich die wirtschaftliche und politische Entwicklung, die man erhoffe, nur auf der Grund lage der heutigen Staatsform vollziehen. Das Ausland brauche weder zu fürchten noch zu hoffen, daß Deutschland zerrissen werde; cs tonne darauf vertrauen, daß sich unbe schadet um den Streit der Parteien die deutschen Verhältnisse gesund und vernünftig entwickeln werden. 2LZ50-H-000 Zranks Vorschuß an -en Staat. Die gestern veröffentlichte Wochcnbilanz der Bangue de France weist unter den Aktiven eine Vermehrung der Vor schüsse an den Staat um 350 Millionen Francs auf. sodaß der Posten „nichtständige Vorschüsse an den Staat 22 350 000 000 Francs beläuft. Diese Erhöhung ist, wte Havas berichtet, auf die Tatsache zurückzuführen, daß eine entsprechende Zahl Schatzbonds, die den privaten Kreditin» stituten übergeben und von dielen bei der Banque de France diskontiert worden sind, bei der Veröffentlichung der letzter, Wochenbilanz fällig geworden sind. Diese Schatzbonds sind unter dem Posten Staatspapiere (Portefeuilles) enthalten, der infolgedessen eine Verminderung um beinahe 167 Millionen Francs aufweist. Der Notenumlauf ist trotz der Erhöhung der Vorschüsse an den Staat um 45 Millionen Francs niedri ger im Vergleich zur letzten Wochenbilauz. Der Posten „Diverses" unter den Aktiven weist eine Vermehrung von beinahe 388 Millionen Francs auf. Diese ist auf die am 15. Avril fällig gewordenen Verpflichtungen des Handels zu rückzuführen. Oer amtliche Stimmzettel. Zum zweiten Wahlgang für die Reich»präsi!denten- wahl sind bis zu-m Ablauf der Einreichungsfrist (Mit^ ternacht des 16. April) drei Kandidaten nominiert wor den, und zwar 1) Paul von Hindenburg, Äeneralfeld- marschall, Hannover, 2) Wilhelm Marx, Reichskanzler a. D., Berlin, ö) Ernst Thälmann, Transportarbeiters, Mitglied de» Reichstage». Hamburg. Tier Retchöwahl- leiter hat diese drei Kandidaten zugelasson. Die An wärter werden in dieser Reihenfolge auf dem amtlichen Stimmzettels erscheinen. Wte bei dem ersten Wahlgang, enthält der amtliche Stimmzettel außerdem ein freie» Feld zum Etnzetchnen etwaiger anderer Kandidaten. willigst. ss.bilre lel.bOOSI. Neue Schwierigkeiten in der Kabinettsbildung. Leiilau» ist bereit, da» Portefeuille Le» Flnanzminister« zu übernehmen. Part», 18. April, lieber die Unterredung Patn- lepes mit einer Anzahl Politiker, darunter Briand d« Monzie und Chaumet, die erst nach 3 Uhr heute früh iHv Ende fand, derbreitet HavaS folgende Mitteilung: Die lange Dauer dieser Konferenz scheint darauf hinzu weisen, daß sich Ziemlich ernste Meinungsverschiedenhei ten offenbart haben. ES werde versichert, daß die Un terredung beendet worden fei, ohne daß. eine endgül tige Verständigung habe Erzielt werden können. Wei tere Besprechungen kind 7.ür heute vormittag vorgesehen. Briand beabsichtigt, sich Wit einigen seiner politischen Freunde auszusprechen, bevor er Painleve anfsncht. Man muß folglich die ausdrücklichsten Vorbehalte bezüglich er bis jetzt gemachten Voraussagen über die Zusammen setzung deis Kabinetts machen. ' Wie. Havas weiter berichtet, wird sich Caillaux heute vormittag in» Finanzministerium begeben, wo er mit e Monzie und dem Gouverneur dar Bank von Frank sch zusammen,tresfen wird um sich über gewisse Punk te, besonders über den Stand der StaatSfinanzen Auf- chluß geben zu lassen. > „Mattn" schreibt über die Lösung der Ministerkrise^, obzwar die Hoffnung bestehe, daß die Bildung eines .uabinettS Painleve nicht aufgegeben werde, dürfe man doch die Unruhe nicht verkennen, die, sich, gestern in den Wandelgängen des Senats und der Kammer gezeigt l abe, als man die mögliche Zusammensetzung des Ka binetts Painleve erfahren habe. Als gestern abend im Senat die Möglich eit eines Eintritts Caillaux' in das neue Ministerium bekannt wurde, habe Potncare auS- gerusen: „Die Wahl Ca'llaux' bedeutet eine Hecaus- corderung des Senats." Diese Aeußerung Potncare» habe einen großen Eindruck hervorgerufen. Ter Abgeordnete Mcklvv wird Caillaux heute nach mittag 4 Uhr in die Kammer begleiten, wo Caillaux vom Vorstand und geschäftSführenden Ausschuß der ra dikalen Kammerfraktion gehört Wird. Dieser Sitzung werden auch der geschästSführenbe Ausschuß und der Vorstand der demokratischen Pinken des Senats beiwoh nen. Im Verlaufe dieser Konferenz wird Caillaux seine Ansichten über die Lage auseinandersetzsn, und erst später wird Caillaux wiederum mit Painleve Zu sammentreffen. Erst in diesem Augenblick werden die von Painleve geführten Besprechungen in eine rutsche!- i ende Phase treten. Tie'Freunde Painleve» erklären, daß dieser auf jeden Fall wünsche, sich dis Mitarbeit vor Caillaux und Briand zu sichern, und daß'sr, wenn ihn diess beiden im Stiche ließen, nicht die Möglichkeit im Auge fassen würde, die Krise auf andere Art zu ltzsen Im Verlaufe der Verhandlungen, dis Caillaux mit dem Vorstand der radikalen Partei und den Vorständer der radikalen Kammer- und Senatsfraktion gesüb hat erklärte er, daß Vie Lage des Schatzamtes ihm cw> er scheine und daß, wenn er an die Spitze der Finanzer trete, er den Versuch machen werde, sie durch geeiguetc Mittel wieder normal 'zu gestalten, namentlich dadurch, iaß er eine 'lare Trennung zwischen den Fragen de ' Schatzamtes und den budgetären Fragen eintreten lasse Caillaux fragte dis Führer'der radikalen Partei, ob e auf ihren Beistand rechnen könne. ES wurde hierauf einstimmig eine Tagesordnung 'angenommen, in der er klärt wtrd, daß Wau Caillaux für die Durchführung de» Wertes der finanziellen. 'Wiederaufrichtung Per trauen schenke. Caillaux soll hierauf bemerkt Huben, daß, er grundsätzlich sich bereit erkläre, das Portefeuille de» Ftnanzministers anzunehmen. Kammerpräsident Painleve hat im Laufe des Vor mittag» seine Verhandlungen mit politischen Persönlich keiten, die er gegebenenfalls in sein Kabinett, .aufnshmen will, fortgesetzt. Er empfing Senator Schrämet sowie die Abgeordneten Antertou und Benazet und unterhielt sich auch mit dem Generalsekretär für Elsaß-Lothrin- gen beim Ministerpräsidenten Cacaud. - Vte sozlaWschra-ikale Gruppe für EaMaux. Part», 16. April. Die Tagesordnung, welche' die Radikalen hellte angenommen haben, hat - folgenden Wortlaut: Die Mitglieder der radikalen und der sozia listisch-radikalen Gruppe erklären, Nachdem sie mit Catl- laux verhandelt Haben, daß. sie ihm Vertrauen schenken und versichern ihm ihre» vollkommenen Beistände». vsreitetter Anschlag auf EaMaux. Gestern vormittag NX Uhr wurde am Quai d'Orsay in der Nähe de» KammergebäudeS und de» Ministeriums für Auswärtiges »in Mann verhaftet, der durch sein auffallende» vmehmey die Aufmerksamkeit der Polizei erregt hatte. ES stailsch! I« S-ZImmer- Zodenkamma gegen ei"« Mg in AS« gesucht. NL199« an lau «denn. Marx' Wirtschastsprogramnu Ansprache in Berlin. Reichskanzler a. D. Wilhelm Marx ist am Donners tag in Berlin eingetrosfen und hat auf einem ihm hü Ehren gegebenen Bankert 'im Saale de» Zoologischen Gartens eine große programmatische Rede über die Wirt- schaftSfragen gehalten. ' Nach einer kurzen Begrüßungsrede, durch Petev Klöckner führte Marx.'aus r Gerade in diesem Kreise, der gewohnt ist, Tatsache» und Vorgänge nüchtern 'in ihren Ursachen und Wirkun gen zu prüfen, wird es notwendig und möglich sein, die Bedeutung der Präsidentenwahl realpolitisch, kühl ab zuwägen, Politik mit dem Rechensttst zu treiben. Und daß dies äußerst notwendig ist, scheint mir die drinnen und draußen entstandene, unbezweifelbare Unruhe über die künftige Gestaltung unserer politischen Entwicklung zu erweisen. ' < ! i s s > < I Man hat gesagt: Kein Mensch hat sich über die Prä sidentenwahl in den Vereinigten Staaten aufgeregt, hat an» ihrem Ausgang wirtschaftliche Nachteile oder Vor teile für die Union prophezeien wollen, was küwmert Man sich um 'unsere Angelegenheiten, die rein inner deutsche Angelegenheiten sind'?! Tas ist eins Ansicht die sie ost hören werden. Mir scheint inde», sie geht an dem Kern des Problems vorüber, und der heißt doch: wird die Präsidentenwahl 'in Deutschland eine, Politisch« und damit auch wirtschaftliche Kursänderung mit sich bringen oder nicht? > > ,i i Das ist allerdings ein Problem, da» auf» äußerst« Deutschland und die Welt interessiert. Niemand beklagt mehr als ich die tiefe Zerrissenheit, die durch unser Golk geht, das noch immer große Mißtrauen des Ausland«» uns gegenüber, aber darüber kann doch kein Zweifel obwalten, daß die Formel auf die, nicht durch unser« Schuld, die Präsidentenwahl gebracht wvrden ist: Re publik oder Monarchie, diesem Zwiespalt, diesem Miß trauen neue Impulse gegeben hat. WaS bedeutet das für unsere Wirtschaft? Zunächst im Innern: Seit über einem Jahrfünft schleppt sich unser Wirtschaftsleben von Erschütterung zu Erschütte rung. Das, was der Wirtschaft die Möglichkeit de» Äe- sundenS gibt, die Ruhe der Entwicklung, die Stabilität der die Wirtschaft bestimmenden Faktoren, die Zusam menarbeit zwischen allen Berufen und Schichten der Be völkerung, war uns eine nahezu unbekannte Größe ge worden. Wirtschaften hie» jahrelang: Spekulieren, im guten, wie im bösen Sinne deS Wortes. Hier hat di« Festigung der Währung erfreulichen Wandel gebracht, die tragbare Grundlage für einen neuen Wiederaufbau geschaffen, der Bevölkerung eine seelische und materielle Beruhigung gegeben, die sich in zahlreichen hoffnungs vollen Anzeichen äußerte. Noch aber steht das große Problem einer Anpassung unserer Wirtschaft, unserer StaatSfinanzen an die Erfordernisse einer gegenüber den Vorkriegsverhältnissen gänzlich «veränderten Zeit unge löst vor uns. ' i ' i Wir stehen vor einem Reformprogramm allergrößt ten Stiles: Neuorganisation der Wirtschaft, Verteilung der Dawes-Lasten, Reform der Ftnanzgesetzgebung, Re gelung unserer Wirtschaftsbeziehungen zu den anderen Ländern. Man sollte meinen daß ein solches Programm das äußerste an geistiger und moralischer Leistungsfähig keit eines Volkes forderte daß e» ohne inner« Ruhe, ohne freudiges und opferbereites Zusammenstehen aller Volksgenossen undurchführbar wäre. Hängt doch von seinem Gelingen, und zwar seinem raschen und voll ständigen Gelingen, die Zukunft der deutschen Nation ab. Und in einer solchen Lage, die an sich schon fast über Menschenkraft hinausgeht will man die Spaltung in nerhalb des Volkes noch verschärfen durch da»! Hinein werfen eines politischen Momentes I Will man zu all den Schwierigkeiten, die die wirtschaftlichen Moment« leider an sich schon ausreichend mit sich bringen, noch politischen Sprengstoss hinzutragen, den Wirtschafts kamps dadurch verschärfen daß man ein« Scheidung der Geister nach politischer Anschauung herbelzwtngt? Ich kann mir nicht vorstellen» daß eine solche Belastung de» Wirtschaftsfrieden» irgendwem von Nutzen sei» könnte. Ich erinnere daran, mit welchem Beifall au» allen La gern vor einiger Zett der jetzige englisch« Ministerpräsi dent zur Sammlung, zur wirtschaftlich«« Versöhnung aufgerufsn hat. Tenn nur so könne da» englisch« Boll im Kainpfe um seine wirtschaftlich« Weltgeltung b«. stehen. Ich glaube, dieser Ruf zur Sammlung sollt« auch bei un», die wir mit wett größerem Schwierig keiten zu ringen haben, ein Echo finden. Wende ich mich nun einer Betrachtung der außen wirtschaftlichen Möglichkeiten zu, so lassen Sie mich be tonen, daß ich wahrscheinlich der letzte bin, der in allem, wa» wir tun oder lassen sollen, immer ängstlich nach draußen schielt, was man da zu un» sag« Mrd. «der Mer Tageblatt »«hm«» »>« !»» sv« X»»»»,«,, »l, — «rfchilxt »,rktit,ltch. Memfpeech - ftnfchlu- Nr. SS. - ...... - -- - -» - - - -