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20. Jahrgang Nr. ss Sonnabenä. ckea 14.1«bruar 1S2S lg« des!'Schachte« ES handelt sich hier um denselben Rechtsanwalt Dr. Werthauer, der heute vom sächsischen Staate 230 000 Maik fordert für ein „Gutachten", das er aus Veranlassung des früheren sächsischen Ministerpräsidenten Zeigner für Zcimier in der Angelegenheit der Auseinandersetzung des sächsische? Staate» mit dem sächsischen Königshause abgegeben hat. 12V Bergleute tot. Kein anderer Beruf Ist so von Gefahren umtzrben, wie der Der Bergmann». Täglich erliegen im rheinisch« westfälischen Steinkohlenrevier durchschnittlich drei bi» vier Bergleute den Gefahren ihre»! Berufe«, meist vuvch Steinfall getütet, In längeren oder kürzeren Zwischen« väumen folgen einander Die großen Katastrophen, durch die ganze Belegschaften htnweggevafst werden. Lia» Un- glück auf der Zeche „Minister Stein" ühertrifft alle»!, wa» bisher an Schrecklichem in deutschen Bergwerken geschehen ist. 13S Bergleute sind «tngeschlossen, nur S lvnnten bisher lebend geborgen werden. Lier Tod von etwa 100 Arbeitern steht bereit« fest, und e»i kann we« ntg Hoffnung 'gegeben werden, daß die anderen gerettet werden. ' ! I '; , i ! ' l Angesicht» diese« Massentvde« schweigt der politische Hader und Da» Gefühl der rein menschlichen Solidarität tritt in den Vordergrund, da« tiefe Mitempfinden Irlt den Opfern und ihren Hinterbliebenen. JaHrauSj, jahr ein opfern die Bergleute ihre Gesundheit, ihr Leiben für die 'Kohle, Das Urprodukt, auf deren Förderung die Wirtschaft der Welt beruht/ Sie opfern sich, weil sie keine andere 'ExistenHmög lichkeit haben, .aber sie sind — und da» darf nicht vergessen werden — die Vorkämp fer der Produktion, die täglich Heldentaten verrichten wie die tapfersten Soldaten. Wenn die Bergarbeiter, von den Schrecken der Gruben gelähmt, einmal die Spitzhacke wegwerfen würden, Dann stände die Welt industrie vor Dem Ruin. Lite Bergarbeiter sind Men schen, und da fast Unmenschliche« von.ihnen verlangt wird, so gebieten Pflicht und Vernunft, ihnen ein Da sein zu schaffen, wm da« sich zu kämpfen lohnt., In diesem Willen Wutz sich da« deutsche Volk zw- sammenfinden, über alle Sonderinteressen hinweg, zur sozialen Volksgemeinschaft. Vke Explosion. Abend« 8.10 Uhr entstand auf der Zeche „Minister Stein" eine Schlagwetterexplosion, die einen autzer- ordentlichen Umfang annahm. Auf dem Südostfeld der Zeche im Schacht 3 in Kirdorf kamen die Strecken auf der dritten sowie auch auf der ersten Sohle zuj Bruch» Dadurch wurden 139 Bergleute etnaeschlossen. Nur, ver einzelte Leute konnten Nach der furchtbaren Explosion le bend zu Tage kommen. ES wurden sofort Rettungs mannschaften eingesetzt, jedoch, waren diese Leute nicht imstande, einzugretfen. In Dem Unglücksschacht befan den sich Gase, Die jeden Rettungsversuch' Unmöglich mach ten. Rettungsmannschaften, die Vvrdrangen, wurden Vvn den Gasen betäubt und mutzten wieder nach oben trans portiert werden. Erst in den Morgenstunden gelang e«, dia ersten Toten Ku bergen. > Nach den letzten Meldungen sind.129 Bergleute umgekvmmen. Acht Gerettete haben Verletzungen er litten. Dio Schlagwetter-Explosion Ereignete sich in der Nähe des Lustschachte«. Dadurch ist e« zU erklären, daß sie sich auf der ersten, -wetten und dritten Sohle, Diei voneinander sonst Durch Diele Meter dicke Erd- und Ge steinsschichten getrennt sind, verbreiten konnte. Die Ex plosion war so heftig, dah nicht nur die Stege zu Bruch gingen und die -in den betreffenden Revieren arbeiten den Bergleute Don Der Außenwelt abgeschlossen wurden, Me Im m-sbim IstMenduir. Berlin, 1>. Februar. Heute vormittag ist Dr. Hoefle, wie di« „vosstsche Zeitung" mtttetlt, au» seiner Zelle in Motcktt tu do« Lazarett pes Untersuchungsgefängnisses über, führt worden. Diese Ueberführung war erforderlich, da fest gestellt wurde, daß Dr. Hoefle an HerzmuSkelschwächung lei det. Medtzinalrat Dr. Miele, der in einer Berhandlungs- Panse de« Leipziger TschekaprozefseS nach Berlin gekommen ist, hat Hoefle« Untersuchung vorgenommen und sich für sein vor- läustges verbleiben im Lazarett ausgesprochen. Heute vor mittag nun haben die Verteidiger Hoefle zum ersten Male im Untersuchungsgefängnis aufgesucht. MU-enm-sa für Höfte. Zu dem Verfahren gegen Dr. Hoefle wird noch berichtet, dah die Worte „wegen Untreue im Amte" mit Zustimmung der Staatsanwaltschaft im Haftbefehl gestrichen wurden. Ferner scheint e», dah die Depositen- und Handelsbank den Namen Dr. Hoefle fälschlich in ihren Büchern geführt hat. Die bisherigen Ermittelungen hoben Belastendes gegen Dr. Hoefle. nicht ergeben. JufNzrüte Verthauer un- Engelbert verhaftet. Berlin, 13. Februar. In Verfolg der Untersuchung in der Barmat-Kutisker-Angelegcnhcit stieh die Staatsan waltschaft auch auf Konten des Berliner Iustizrates Dr. Werthauer und seiner Sozien Dr. Engelbert und Dr. Präll. Aus diesen Konten und aus den Aussagen von Kutisker und anderen Zeugen geht hervor, daß die gena inten Anwälte sich schwer gegen das Gesetz zugunsten des Kmister- KonzernS vergangen haben. Daraufhin hat sich die Staatsan walt entschlossen, Dr. Werthauer und Dr. Engel, bert festzunehmen wegen Beihilfe zum Betrug zum Schaden der Preußischen Staatsbank und wegen Beihilfe zum Kon. kurSverbrechen. Weiten sollen, wie der Lokalanzeiqer berich tet, die Ermittlungen neues Material ergeben haben, durch da- Polizeipräsident Richter nicht nur der passiven Beamten bestechung sondern auch der Begünstigung und anderer Delikte beschuldigt wird, sodaß das Ermittelungsverfahren und die Untersuchung gegen ihn einqeleitet sind'. .. . Haussuchung bel Rechtsanwalt Verthauer. Berlin, 12. Februar. Das ErmttelungSverfahren gegen Kutisker, als den Inhaber der E. von Steinschen Bank, hat die Staatsanwaltschaft zu einer Maßnahme veran laßt, die nicht zu den alltäglichen gehört. Nämlich zu einer Haussuchung in der Wohnung des Iustizrales Werthauer. Deo Staatsanwalt, der mit neun Kriminalbeamten vor der Wohnung des IustizratS Werthauer erschien, ließ zu nächst da« vor der Türj haltende Kutiskersche Auto bis auf > weiteres anhalten. In der Wohnung des bekannten Anwal-! teS wurde ihm jedoch mitgeteilt, daß Werthauer nicht in Ber lin sei, sondern sich auf einer Geschäftsreise nach Dresden be finde. Daraufhin wurden die in der Wohnung liegenden Pa piere Dr. WerthauerS untersucht und ein Teil sichergcstelll- Nach einstündiger Durchsuchung begaben sich die Beamten dann in die Bureauräume Werthauers, wo die Registratur durch sucht und ebenfalls Akten WerthauerS beschlagnahmt wurden Iuftizrat Derthauer soll in seiner amtlichen Eigenschaft als Notar bei einer Anzahl von Kreditaktionen des verhafteten Kutisker mitgewirkt hüben. Mer Tageblatt Mzeiger fm oas Erzgebirge «OWstzm F»m«ea»«e. Enthalte«- -la amtlich«« Bskarmtmachaa-«« -t» Rats» -«« Sta-t ua- -es Amtsgericht« flue. poMes-ümw, flmt a». ISS« Vie sirubenkalasltspke sn Ser siudr. sondern auch Di« Luftzufuhr unmöglich! jMacht wurDe, so datz Di« abgeschlossen«» Vevgleut« der Wtckung d«z Guse ausgesetzt wamn. ' l i ' Nach den bisherigen Feststellungen stsnntm» sich »ur acht Uergleut« retten, Di« am Anfang« detz Gchochee« arbeiteten. Von Ihnen ist aber noch einer nachträglich gestorben. Man fand in den Sohlen an einzeln»« Stet» len noch Aufzeichnungen, nach denen Gruppen etwa Ms 1/911 Uhr abends, also zwei Stunden nach der Explosion, noch wohl waren. Da« Unglück ist passiert in der Mit tagsschicht, die um V»2 Uhr anfängt und chn V,10 Uhr aufhört. ES wurde ein Bezirk von insgesamt drei Steigerrevieren betroffen. ' Nach dem bisherigen Befund Hat ein« große Anzahl Bergleute den Tod vuf der Flucht gesunden. Die Kasse» flaschen der Bergleute standen .mich!, ohne daß sie um« gestürzt waren, auf Den Kisten. Me Bergleute war»« aber nicht wehr Dn diesen Betriebspunkten, sie waren geflüchtet und haben allem Anschein nach in den Gasen den Tod 'gefunden. Ein« ganze Anzahl von Bergleu ten ist ohne äußere Verletzungen tot aufgefunden worden. Nach anderen Meldungen Du« Dortmund sind viele der Toten fast vollständig verbrannt, viele von ihnen wurden durch Den kolossalen Lüftdruck bet der Explo sion zehn bis Zwanzig Meter weit geschleudert und, Ha- ben sämtliche Tltedmatzen gebrochen. Die Rettungearbetten haben sich ln den Abendstunden bedeutend schwieriger gestaltet. Nach Angaben der Rettungsmannschaften sind die Sohlen zwei und drei von Toten frei, dagegen neh men die Arbeiten 'auf Sohne ein»! einen außerordentlich langwierigen Verlaus, vor allem sind die noch nicht geborgenen Leichen unter stacken BruchMassen verschüt tet und Der Ort züm Teil versumpft, was^die Gefahr für die Rettungsmannschaften verstärkt, Immer, stti-ed« werden durch Gasvergiftung fin Mitleidenschaft gezogene Rettungsleute zür Verbandsstelle gebracht Der. Zustand dieser Mannschaften Ist hum Teil bedenklich'. Ein Ret tungsmann ist bereits gestorben. Bi» jetzt sind 115 Tote zutage gefördert worden. Weiter? 11 liegen auf Sohle eins. Man nimmt 'an, daß vier bi» sechs Leichen noch nicht gefunden sind.. Tier Schacht „Minister Stein" gehört zuv Vereinig ten Stein- und Hardenberg-Zeche Innerhalb de« Gel senkirchener Bergwerksveretn«. Sie befindet sich in Niedereving, 20 Minuten nördlich' von Dock- Mund, und ist eine Fettförderkohlenzeche mit einer För derung von 900 000 Tonnen pro Jahr. Die Zeche hat eine Tiefe Don etwa 500 Meter und eine Belegschaft von rund '3000 Mann. . > . Ver Relchskauzler ln vortmuu-. Reichskanzler Dr. Luther, Dey in der Nacht dvm Mittwoch zum DonnerstagPn Der badischen Landeshaupt stadt !zum Besuch der badischen Regierung eingetrvffen wap, erhielt im Laufe des gestrigen Vormittags dl« Nach picht von dem Grubenunglück in Dortmund. EvLwzte unter dem Eindruck Der Katastrpphe seinen Aufenthalt in Karlsruhe ab und begab sich in den ersten Nach'nrtt- tagsstunden nach Dortmund, KM sofortige Maßnahmen zur Unterstützung Der vom Unglück betroffenen Familien anzuordnen. u .' i «!!>>!; l , Ml-erfolg -er Ruhrbefetzung. PariS, - 12. Februar. In seiner neuen Denkschrift über das Ergebnis der Ruhrbesetzung und des Pariser Fi nanzabkommens behandelt der Berichterstatter der Finanz kommission Lamoureux folgende Punkte: 1. Die endgültige Berechnung der Ruhxgewinne. 2. Unkosten des Dawesgut- nchtens. 3. Die Teilung der Jahresleistungen. 4. Anteil Frankreichs an den Jahresleistungen. 5. Berechnung der Einnahmen Frankreichs für das Budget 1925 nach dem Da- wcsgutachten. Lamoureux kommt zu den Feststellungen, daß das Pariser Finanzabkommen für Frankreich in bezug auf die Verteilung der Ruhrgewtnne ungültig sei. Außerdem müsse Frankreich die Zusatzunkosten für die Ruhrbesetzung, die bis her aus der Pfänderkasse gedeckt worden find, selbst auf- bringen. Mll-erungeu -er versr-auugsa -er Rheialau-- kommlfsioa. Koblenz, 12. Februar. Die Rheinlandkommtssion setzte die Revision ihrer Verordnungen fort und veröffentlicht soeben eine Reihe von Verordnungen, die am IS. Februar in Kraft treten und sich mit folgenden Gegenständen befassen: l. In Verordnung Nr. 292 find die wichtigsten Regeln zur Anwendung der Verordnung üb« den persönlichen Schutz Medergelegt. 2. Verordnung Nr. 2SÜ hebt dir verordnun' geu Nr. ISS, ISch 1» mck 2S0 «f, die zur Zett des pafKvm Widerstandes erlassen worden sind. 3. Verordnung Nr. 294 hebt die Verordnungen Nr. 97, 158 und 248 auf, die die Presse betreffen. 4. Verordnung Nr. 295 ändert gewisse Be stimmungen betreffend das Bereinswesen und die Unterrichts anstalten. 5. Verordnung Nr. 296 ermäßigt das Strafmaß für Verstöße gegen die Verordnungen der Kommission. 6. Verordnung Nr. 2S7 schafft als Gnademnaßnahme den Straf aufschub zugunsten erstmalig Verurteilter. 7. Verordnung Nr. 298 mildert die Vorschriften zur Sicherstellung der Be. zahlung der Geldstrafen. Um die weitere Besetzung de» Rheinländer. London, 12. Februar. Der Pariser Berichterstatter des „Manchester Guardian" schreibt, die Londoner Erklä rung, daß die Fragen der Besetzung des Rheinlandes und der Sicherheit nichts miteinander zu tun hätten, sei iw Paris er wartet worden, und es sei nicht wahrscheinlich, daß sie eine Aenderung der französischen Politik herbeiführen werde. Die französische Regierung sei in der angenehmen Lage, sich um juristische Beweisgründe nicht kümmern zu brauchen, und zwar mit Rücksicht auf ihre Armee. Trotzdem sei die franzö. fisch« Regierung sich offenbar der Schwäche ihre» Stand. Punktes in rechtlicher Beziehung bewußt. Deshalb habe auch Pauk Loncourt eine möglichst großzügige Auslegung der Be- setzimMgusel verlangt. Gl werde jetzt in Pari« off« zuge geben, daß die französischen und die britischen Sachverständi gen der Interalliierten Militärkontrollöommission sich in den Haaren liegen, und daß dadurch der endgültige Bericht ver zögert werde. Das französische Ziel sei, den britischen Plan, Deutschland gewisse, an bestimmte Fristen gebundene Forde rungen vorzulegen, von deren Erfüllung die Räumung Kölns abhängig gemacht werde, zu Fall zu bringen. Neve Ge»alturtrile. Brüssel, 12. Februar. Meldung der belgischen Tele- graphen-Agentur.) Das Kriegsgericht von Namur verurteilte in Abwesenheit mehrere deutsche Offiziere wegen angeblicher, im August 1914 begangener Verbrechen. Oberstleutnant von Giese, Kommandeur des Leibkürassierregimentes Nr. 1, der beschuldigt wird, zu der Greueltat von Bievre. wo 17 Personen erschossen und 72 Gebäude etngeäschert worden sein sollen, den Befehl gegeben zu haben, wurde zum Tode verurteilt. Rittmeister Vesterberg. Adjutant einer Kavallerie division, wkd eines in Thene begangen« Mordes beschuldigt und wurde ebenfalls zum Tode verurteilt. Die Leutnant- Schumann und Stiebte, Befehlshaber von TranSportkolon- nm, war« der Brandstiftung von 81 Wohngebäuden in Silenrteur an geklagt und wurden zu 20 Jahr« Zwangsarbeit verurteilt.