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LWZ- Mnzeiger für das Erzgebirge r,i.,ramm,»r«e«»ian «oeeqmve-e. Gnthollea- Sie amtlich»« Sekauatmochuogru -es Nate« -er Sta-t UN- -es Amtsgericht» Hur. p»st/chnt.«»o:» I ftmt 1K»B« Nk. ,ee, Nr. 37 Ireitag, clen 13. Abruar IS2S 20. Jahrgang ZckMk« CrubrnunglM In vsttmmü. 4S Bergleute noch vermißt, 84 Lote und 8 Lebende geborgen. Vie Verhaftung Höfles verfahren gege« -te Depositen- un- Hou-els- dank H.-G. Der früher« Retchchostmtntfter Dr. Höfle ist am Dienstag abend noch einer Vernehmung, durch den Ober« staatsanwalt vechaftet worden. Zur Last gelegt wird ihm nicht nur passiv« Bestechung, sondern auch Untreue. Im Zusammenhang damit steht das Verfahren gegen die Te« positen« und Handelsbank A.-G., in deren Räumen die Geschäftsbücher und andere» Material beschlagnahmt worden sind, soweit'es nicht durch die flächigen früheren Direltoren der Bank Wolpe und Klikottka vernichtet worden ist. " Das belastende Material, das di« Staatsanwaltschaft i>erantatzt hat, Dr. Höfle zu verhaften, ist im einzel- mn nicht bekannt. In der Hauptsache scheinen es zwei fälle von Geschenkannahmen zu sein, die, dem früheren Reichs; osnnintster vorgeworfen werden. In dem einen Fall soll es s ch um SfO 000 Mark handeln, i ie durch die Deutsche Tefositen- und Handelsbank U.-G an den früheren RetchSfostmintster hrrgegeben worden sind. Düse 50 000 Black sollen Dr. Höfle bewogen l aben, ein schärferes Vorgehen gegen die Bank, durch da> die S'chrung gewährter Potkredite vielleicht noch crrr cht norden wäre, 'zu unterlassen. In dem zweiten Eine tiestraurige Kunde verbreitete heute früh der telegraphische Dienst. Noch ist das fürchterlich« Eisen« bahnunglück bet Herne in ergreifender Ertnnerung, da dringt der Bericht eines Grubenunglück» von einer Aus dehnung, wie sie glücklicherweise in Deutschland feit vielen Jahren nicht zu verzeichnen war, wie folgt an unser Ohr: Dortmund, 12. Februar. Im Südweltfeld der Zeche Minister Stein, Schacht Nummer 7, ist gestern Abend 8 Uhr 1V Minuten eine Schlaawetter-Erplosion erfolgt, die einen austerordentlich heftigen Charakter annahm. Im ganzen werden gegen 100 Bergleute vermikt. Die Rettungsmannschaften haben vieler 30 tote und 8 lebende Bergleute geborgen. Zur Stunde darf man hoffen, daß von den Ver« mißten noch eine Anzahl, vielleicht gar noch alle, die sich in der Grube befinden, gerettet werden. Die weiter heute eingehenden Meldungen werden uns entweder traurige oder freudige Gewißheit über das -Schicksal ge« den. Erschüttert und voller Trauer sind unsere Gedan ken bet den Hinterbliebenen und Angehörigen der Ver- unglückten. Schlimmer als erst angenommen ist das Unglück. Alle Hoffnung zunichte. Gegen Miltag trifft folgende Meldung ein: Dortmund, 12. Februar. Die Gesamtzahl der durch die außerordentlich starke Schlagwetter-Explosion betrofsenen Bergleute beträgt 137. Die bisher lebend geborgenen acht Bergleute befinden sich ansclp'inend außer Lebensgefahr. Bi^ Vormittag neun Uhr wurden 36 Tote geborgen, 03 Bergleute werden noch vermißt und sind durch zum Bruch gekommene Kohlenmassen abgeschnitten. Es ist nicht damit zu rechnen, dos; auch nur ein Einziger der nbge^chnittenen Bergleute noch am Leben und zu retten ist. Die Verunglückten sind kn der Hauptsache durch Giftschwaden, getötet worden. Die Rettungs versuche werden eifrig fortgesetzt. Dortmund, 12. Februar. Bei den Bergungsarbei ten auf der Zeche Minister Stein wurden bis 12 Uhr mittags 84 Tote geborgen. vor langer Hand einen lettischen Paß,, Klikottka einem solchen noch Holland verschafft, und beide haben inzwi schen die Staatsangehörigkeit beider Länder zu erwer ben gewußt. ES wird versucht werden, auf diploma tischem Wege trotzdem ihre Auslieferung Au erreichen. wokpe in Parks. Berlin, 11. Febr. Ttie Staatsanwaltschaft hat durch Vermittlung des Auswärtigen Amtes bei der französi schen Regierung den Antrag auf Verhaftung und Aus lieferung des Generaldirektors Wolpe gestellt, der mi« 5 Millionen Goldmark Postgeld des Minister» Hüsle am 16. Februar 1924 aus Berlin verschwun den ist. Wolpe befindet sich nach den Ermittlungen der Kriminalpolizei in Paris und nicht, wie irrtüm lich gemeldet wurde, in St. Moritz. Sein Aufenthalt wurde durchs Briese an einen Freund de» Expostmini- sters ermittelt. ' i ! l Drei Staatsanwälte nach Hmsier-am. Zur Ermittelung d„ Adressaten der Liedeagabenpuket«. Berlin, 11. Februar. Der Barmatskandal hat heute zur Entsendung von drei staatsanwaltlichen Vertretern nach Amsterdam geführt. Dort sollen im Einverständnis mit den holländischen Behörden nicht nur die früheren Straftaten der Barmat nachgeprüft werden, sondern es soll auch den Liebes- gabenpaketen der Barmat an deutsche Minister und Politiker, deren Versender in der Firma Scheppmölder, Amsterdam, ermittelt ist, nachgegangen werden. Die Berliner Staats- anwaltschaft erblickt in dieser Liebesgabenversendung, soweit sie an amtlich« Personen ergangen sind, die mit Barmats Anträgen zu tun hatten, den Versuch der Amtsbestechung. H-si» will für Aufhebung -er Hast »ine Kaution stelle«. Berlin, 11. Februar. Der verhaftet« Postminister a. D. Löst« hat um di« Atlfhebung dr, Haftbefehl» «»sucht und em« Kaution in bedeutender Höh« ange- flat io n »zeit in materielle Schwierigkeiten geraten war., aus denen er sich nicht zu befreien vermochte. Er hatte in Lichterfelde, gemeinsam mit einem Parteifreund, ein Grundstück erworben, mutzte aber schließlich. Pen Bau de» Hause» selbst durchführen, ohne daß er das erfor derliche Kapital besessen hätte. Die finanziellen Nöte de» damaligen ReichSpvstministerS sollen auch Pen Di rektoren der Depositen- und HandelSbanr bekannt ge wesen und von ihnen auSgenlltzt worden sein. Wie verlautest, hat das VeichSpostministerium auf die B ilka des früheren Postminister» Höfle in der Stein straße in Lichterfelde eine Sich erungShhpothekvvn mehreren hunderttausend Mark etntragen lassen, svdaß Höfle über seine Billa, die ben Hauptbestandteil seines Vermögens ausmacht, nicht mehr frei verfügen kann- Auf Antrag des Finanzamtes wurde daS.Bankkonto des verhafteten Ministers a. D. Höfte gestern für rück ständige Steuern beschlagnahmt. Hierbei stell e.es sich heraus, daß Herr Höfle in den letzten Tagen sein ge samtes bedeutendes Bankguthaben abgehoben hat, mit Ausnahme weniger hundert Mark. Gegen die noch in Deutschland befindlichen verant wortlichen ehemaligen Leiter der Depositen- und Han delsbank A.-G. ist ein Verfahren eingeleitet worden, um über die Geschäfte der Bank, namentlich über den Gold aufkauf für die Reichspost ünd Reichsbahn, Aufklärung Fall handelt es sich um 125'000 Mark, die Dr. Höfle ton der „Amerima" für seine persönlichen Zwecke er halten haben soll. Weiter wird Höfle vorgeworfen: 1. Er habe in seiner Eigenschaft als Minister der besetzten Gebiete ohne W ssen diese» Ministe riums 2 Millionen Gold mark vom Neichspostmi- nisterium Abteilung München für „Zwecke des besetzten Gebietes" angetordert. Die Verteilung dieser Summe sollte durch den ZentrumSabg» Lange-Hegermann vor genommen werden. Ter Abg. Lange-Hegermann behaup tete keine Bindung an die Reich«; ost eingegangen zu sein, wonach diese Gelder, die, wie er wußte, auÄ öffentlichen Mitteln stammten, 'für di« besetzten Gebiete oerivendst werden sollten, während Höfle dabet bleibt, daß er Lang?-H germann ausdrücklich darauf hingewiesen habe. Der Abg. Lange-Hegermann hat zum mindesten Teile dieser 2 Millionen 'zur Erlangung von Aktienmehr heit n in verschiedenen Industrieunternehmungen ver wendet. ' ! ! 2. Dr. Höfle erwarb im Februar 1924 gemeinsam mit seinem JraktionSgenossen Dr. Bell ein Grundstück in einem Berliner Vorort. Dr. Bell trat gleich danach aus persönlichen Gründen feinen Anspruch auf diese» Grund stück an Dr. Höfle ab, der nunmehr genötigt war", es allein zu übernehmen. Ende 1924 ließ Dr. Höfle auf dieses Grundstück eine Hypothek von 100 000 .Goldmark zu.relativ günstigen Bedingungen eintragen. Diese ... . . Hypothek stammle aus einem Unternehmen, das dem be- M schaffen. Tie Direktoren Wolpe und Klikottka sind kannten Michael-Konzern angegliedert ist. Tier Michael- nach Lettland bzw. Holland geflüchtet.. Wolpe hatte sich .Oomern erhielt nach der Stabilisierung der deutschen Mark vom Reichspostministerimn sehr erhebliche Kredite I 3. ES wird gegen Höfle der Vorwurf erhoben, daß er Beträge erhalten habe, die als Parieigelder verbucht worden sind. Tie Zentrumspartei selbst hat bisher keine Kenntnis Über die Art der Verwendung dieser Gelder D ese a"gestL't^n Vorwürfe fallen unter die Paragra phen 332 und 333 des Strafgesetzbuches. Bestechung wird nach ß 332 mit Zuchthaus bi» zu 5 Jähren bestrast- Dr. Höflc ist, obwohl er Mehreren Retchskabinetten als Reichspostmtnister und al- Minister für die besetz ten Gebiete angehört hat, öffentlich und politisch nicht stark hervorgetreten. Ter in Offenbach 1882 geborene Mann stammt aus kleinen Berhältntssen. Nach seinem Referendarexamen trat er in die Münchener Handels kammer ein und vmrde 1914 'zum Direktor de» Deut schen Techniker-Verbandes in Berlin gewählt, den er his zum Umsturz leitete. '1919 wurde er durch den fetzigen sozialdemokratischen Abg. Aushäuser ersetzt und trat selbst zum Deutschen Beamtenbund über. Au» dieser Stellung schied er nach dem Kapp-Putsch infolge von Differenzen über die Haltung de» Bundes au» und trat an die Spitze der Gesamtvvaanisatiou der Christlichen Gewerkschaften. Der größte Teil sein« öffentlichen Tä tigkeit ist der Vertretung von Beamten-Jnteressen ge widmet gewesen, auch späterhin, al» er Mitglied des Reichstages wurde. Er ist.zum erstenmal, bet der Pahl 1920 in Westfalen gewählt worden, im Mai 1924 gleich dreimal, er hat im fetzigen Reichstage für das Zentrum den Wahlkreis Groß-Thüringen hertreten. Rednerisch ist er im Reichstage wenig hervorgetreten. In.die Reichsregierung trat er zum ersten Mal im August 1933 «in. a!» da» erste Kabinett Biresemiairn gebildet wurde. Gr ivurde an Stelle de» Ahg. Gießbert» RetchS- postmintster und ist «s bi» zum endgültigen Rücktritt de» Kabinett» Marx im Januar 1S2S geblieben. Früh« wurde schon bevmnt, hast De. Höfle «ährend der^In- boien. Da Höfle wegen der Höhe der zu erwartenden Strafe in Haft genommen ist, und ferner Verdunkelung»« pefnhr deiteht, so ist an ein Stattgeben nicht zu denken- Schwerwiegend ist die Tatsache, daß Höfle vor Antritt de» Ministerpostens nahezu mittellos war und noch Schulden hatte, während er heute bedeutende Bankguthaben, die bi» zu 400 000 Mark gehen, besitzt. In den letzten Tagen hat Höfle Vorbereitungen getroffen, die mit der Abhebung seiner Bankguthaben ihren Abschluß fanden, von denen die Staatsanwaltschaft annimmt, daß sie der Flucht de» schwer belasteten und mit Zuchthaus bedrohten Erminister» ge golten haben. verdächtige Kisten an, Höfle» Wohnung sortgeschleppt. Berlin, 11. Februar. lieber Höfles Verhaftung wird noch berichtet: Nach seiner Vernehmung traten unter dem Vorsitz des Oberstaatsanwalts Linde die übrigen an der Aufklärung beschäftigten Staatsanwälte und Untersuchungs richter zu einer Beratung zusammen, deren Ergebnis war, daß ein Haftbefehl gegrB Dr. Höfle erlassen und er in da» Untersuchungsgefängnis eingeliefert wurde. Es hatte sich herausgcstellt, datz noch in den letzten Tagen und zwar in den späten Abendstunden verdächtige Kisten aus der Villa Dr. Höfics fortgeschafft worden waren. Masienvernehmungen von Parlamentarier« * zu erwarten. Berlin, 11. Febr. Im Verfolg der schwerwiegenden Zugeständnisse Barmats und Kutiskers findet seit deute früh eine Konferenz der zuständigen Behörden beim Oberstaatsanwalt statt. Bei Abgang dieses Berichte» waren die Besprechungen noch nicht im Gauge. Es verlautet, daß auf Grund der Aussagen Massenvernehmungen von Parlamentariern und Regierungsbeamten er forderlich werden, die durch die Geständnisse schwer belastet sind. Im Untersuchungsausschuß herrscht heute früh ein« gedrückte Stimmung. Das Schicksal Höfles scheint auch noch anderen Parlamentariern zu drohen. Sprit-Weber» -Tätigkeit* l« Sa-en. Das Hauptorgan be» badischen Zentrum«, der „Ba dische Beobachter", macht über die Affäre de» Sprits» schiebers Weber Mitteilungen au» zuverlässige« Queller Weber habe auch'in Baden Schiebereien betrieben. Seit einiger Zett sei eine große Anzahl von außerbadsfchen Kriminal- und Zollbeamten in Mittelbaden «ur Auf deckung umfangreicher Branntwetnstvuerhintergtehungen tätig, die mit Sprit-Weber in Verbindung stehen.. Meh rere Verhaftungen seien bereit» erfolgt, wettere seien gu erwarten. Im Landesfinanzamt sei ein besonderer Un tersuchungsbeamter bestellt worden, der die Verfolgung der Angelegenheit betreib«. : , El« siusschlußantrag g»gr« Sau»». Ter Bezirksvorstand Berlin der Soztaldemoffvati- sehen Partei hat, wie der „Vorwärts- berichtet, Lum Fall Bauer folgenden Beschluß gefaßt, den xr, dem ar- weite rten Vorstand zur Annahme empfehlen wird; ,/Ver engere Bezirksvorstand ist der Ueberzeugung, daß da» Verhalten de» Gen ossek Dauer gegenüber der Partei einen so schweren vertrauenbbruch dar stellt, daß di« Voraussetzungen de» L 28 de» vrganisa- tionsstatut» gegeben sind. Gr hält deshalb die weitere Zugehörigkeit de» Genossen Bauer zur Partei für srn» koglich.« . . i !^i I. l l i ,! t