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lS. Jahrgang Mittwoch» äen 24. Dezember I924 Nr. 299 Beige teilt mit: eb »erten «««» » ein- »uer nicht alte Bedin- entsprechend deut 1.70 180 1.S0 Ko ruf t- täten. en! Der Schlußßericht Ser I. M. K. K. abgefan-1 l Part«, 22. Dez. „Echo de Pari»" meldet au» Ber- t, daß ein abschließender Bericht der interalliierten .ilttärkontrolllonmnssion von Berlin an die Botschaf- ^onferenz abgesandt worden sei. Ter Bericht sei sehr dem al» sehr tendenziös bekannten „Echo d« Pari»" —- fest, daß die fünf Zusatzkontrvllforderungen in der letzten Note der Botschaflerkonfvrenz an Deutschland nicht er füllt worden seien. Ter Bericht Mrd angeblich bald der Ententepresse übergeben. Part«, 22. Dez. Da« Journal de» DebatS" be richtet in seinem Leitartikel, daß der Bericht der Mitt- tärkonrwllkonnnisston über die Generaltnspektton in Deutschland heute vonnittag in Pari» Eintreffen sollte. Die Agentur Hada« Meldet, da« interalliierte Mili- tärkomitee in Versailles da» unter dem Vorsitz von Mar schall Fach sicht, habe heute eine Sitzung abgehalten. Es .sei wahrscheinlich, daß es die HM von der inter alliierten Militärkontrolle in Berlin über den Stand der deutschen Entwafsnung gelieferten Bericht« bespro chen habe. Ta» interalliierte Militürkomitee werde als dann den Bericht über diese Frage für die Botschafter konferenz abfassen, die höchstwahrscheinlich! ,im Laufe ihrer Sitzung am kommenden Mittwoch darüber zu be raten haben werde. Paris, 82. Dez. Zn der heutigen Sitzung de» inter alliierten Militürkomitee» Hürde der letzte Bericht per interalliierten Militärkontrolllommtssion in Berlin be sprochen. ES wurde ein Bericht versaßt, der der Bot- schafterkonferenz ungesäumt zugestellt wird. Die Agence Havas fügt die Bemerkung hinzu, es scheine nach allen Auskünften» Pie sie erhalten habe, daß sich.au» dem Be richt ergebe, Deutschland habe noch gungen bezüglich der Entwaffnung Friedensvertrag vollkommen erfüllt. Brüssel, 22. Dez. Die Agence Ter deutsche Gesandte hat sich zuM Außenminister be« geben, um zu erfahren, wie sich die belgische Regierung zu der Frage der Räumung der Kölner Zone zu Ver halten gedenkt. Hymans erklärte, die belgische Regie rung werde sich an die Beratungen der Londoner Kon ferenz halten, wo der Beschluß gefaßt wurde, daß die Alliierten „zu einem passenden Zeitpunkt -die Frage prüfen" würden, ob Deutschland gewisse Bestimmungen de« Versailler Vertrage» — besonder» die auf dH Ent waffnung bezüglichen Klauseln — eingehalten habe. Sobald der Bericht der interalliierten.Mtkitärskontroll- kommission in den Händen der Alliierten sei, würden diese ihre Entschlüsse fassen. kine äeuische Note an äen VSIlrrrbunä. Berlin, 22. Dez. Die Reichsregierung hat, wie mit« geteilt wurde, zur Klärung der Frag« der Beteiligung Deutschlands an kriegerischen Zwangsmaßnahmen de» Völkerbünde» eine Note an den Völkerbund gerichtet, die zugleich den Regierungen der RatSmächte mitgeteilt wurde. Nie Durchführung militärischer Operationen ge gen den Friedensstörer ist grundsätzlich AMr vorgesehen, aber bisher nicht näher geregelt. Sie ist nicht der zen tralen Befehlsgewalt de» Völkerbünde» unterWlt, son dern dem freien Ermessen der einzelnen Völkerbunds mitglieder überlassen. Auch ist der Erfolg des Sanktion»- Verfahrens unter Umständen dann in Frage gestellt, wenn e» sich gegen Staaten richtet, die, wie da» heute noch per Fall ist^ über eine ambeschrärrkte gewaltige KriegSrüstung verfügen. Laß sich, hieraus Wr nahezu alle Mitgliedsstaaten gewisse Gefahren ergeben, äst. rich tig. Diese werden aber unerträglich ^gesteigert für ein Land, da» sich, .wie Deutschland, in zentraler Aage be findet und völlig entwaffnet ist. Au» den Schwierigkeiten, die dieses Mißverhältnis für eine Beteiligung Deutschland« an dem Sanktions verfahren zur Folge hat, gibt es nach Ansicht der Deutz- schen Regierung nur einen Ausweg. Dem deutschen Volke muß für de« Fall internatio naler Konflikte die Möglichkeit belasten werde«, da» Maß seiner aktiven Teilnahme selbst zu bestimmen. Damit verlangt Deutschland kein« Vergünstigung. Ma» es verlangt, ist die Berücksichtigung seiner besonderen Lag« bei Bemessung seiner BundeSpfltchten. Sonst wür de es durch den Eintritt in den Völkerbund gezwungen werden, aus da» letzte Schutzmittel «ine» entwaffneten Volke», hie Neutralität, hu verzichten. Die deutsch« Regierung gibt sich der Erwartung hin, daß der Völkerbund die Berechtigung dieser Befürch tungen anerkennen und «inen Weg -u ihrer Beseitigung finden wird. Ti« ist der Ansicht, daß ein« Berücksichti gung der deutsch«» Interessen Möglich ist, Ahne damit dis Organisation ds» Völkerbünde» od«r^di« Erfüllung seiner Aufgabe» in irgendeiner Weis« zu LMHrden. teöLmferenz abgesandt worden sei. Der Bericht sei sehr llmsungrcich. Er besteht au» einem Brief von >dret Beitem, und vielen Beilagen und Anhängen. Der Bericht tziehe kleine Schlußfolgerung, denn da» dürfe .die Mitt« tSrkontrollkommtssivn nicht. Er gruppiere aber di« um- inngretchen Beobachtungen der Kommission so, daß sich für die ^Botschafterftrnferenz di« von ihr zu treffende Schlußfolgerung „über den schlechten Willen Deutsch, land»" von selbst ergeb« (!). Dee Bericht hab« di« „Me- thode derk Obstruktion der Berwaltungsöfftziese" hervor- Schoben, die allen erbetenen AuMrungen auHMichen seien. stellt der Bericht aygMch — immer krach über den Rtchtungswechsel ihre» Blatte» stutzig wurhen, den von der Systematik, mit der man ihnen morgen» und abend» die These von der abgrundtiefen Schlechtigkeit und Unzulänglichkeit de» neuen Regime» etnhämmerte, bald be täubt. Mit größtem Raffinement legten di« Drahtzieher hixfer neuen ZeitungSkonzsrne eine geistige Isolierschicht um Millio'nen deütfchiör StolatSÄürger. Mit bewunderswürdigqr! Konsequenz, mit der Konsequenz de- erbitterten Haste« und de» zielbewußten Streben» mit durchaus persönlich-eigen nützigen Hintergedanken, würde und wird jede Zeile der Po litik, des Feuilletons, des unpolitischen Teiles, selbst de» Lokal- berichte» in de« Dienst einer Idee, der Idee der Verächtlich machung de» dteuen, gestellt. Mit derselben Konsequenz wurde und wird jede Zeile und jede Nachricht von d^n Lesern fern geh alt en, die von positiven Erfolgen und A rbei tSlekstunlgen der Republik berichte:. Mrd verweigert, auch nur irgend eine Berichtigung einer Meldung zu bringen, mit der auf Grund sachlich falschen Material», gegen die Republik lügenhaft gehetzt worden toar. Alle», was an unangenehmem passiert, sei er au» dem Reiche der Politik, sei es ein Raubmord oder sei e» — ein Beispiel der letzte« Tage — ein Schülerselbstmvrd, wird in hämischer und be wußt verlogsn-lmomstLndiger Weise der Republik u«d einzig der Republik angekretdet. Früher aber war alle» gut und schön; e» gab kein» politischen Fehlschläge, keine unfähigen Herrscher oder Diplomaten, sondern nur. den sozialdemokrati schen Dolchstoß. Früher gab e» kein soztAes. Unrecht, leine Bluttaten und niemals einen Schüler, der au» Zorn und Verzweiflung über unbarmherzige Pädagogen und übertrieben ehrgeizige Eltern zum Strick oder zum Revolver griff! Ganze LandsStetle gibt e», in denen ziemlich die gesamte Presse aufgekauft oder vollkommen von reaktionärer Seite unterhalten wird. Zn einer Provinz wie z. B. Pommern hat sich ein Pressekonzern d«S Landbunde« berauSgebtlder von so großer Finanzkrast, daß er di« Provinz dank der un aufhörlich fließenden reichlichen Mittel prestepoltttsch zu SO-S0 v. H. beherrscht. Durch unzähltche Freiexemplar«, dte mit größter Beharrlichkeit auf Kosten de« Landbunde» dau ernd an di« Kreis« verschickt werden, di» wie die Sozial- Anzeiaer für öas Erzaebircre sM-- «vanune, Laaedian fto«»rzg«birg.. Enthalten- -lr amtlkchen Sekanntmachungan -r» Nota» -er Sta-t««- -r» ^mtsgrrjcht« p«ftßheck-«ewei stwt «»»«I m. ree« Die SsoNerschlcht. «m -» Nach Schluß de« Wahlkampfe« sei die Fr«» sachlich dir- kuttert, wie e« möglich war. daß soundsoviel« Millionen Wäh ler, dte wahrlich nicht den Kreisen entstammen, dte früher kon- strvativ zu wählen pflegten oder die auch nur in ihren wirt- schaftltchen Interessen mit d«n in der heutigen Deutschnatio- nalen Partei führenden Kreist» sich zusammengehörig fühlen könnten, für dte Partei de» Revcmchetriege» unh de«. Abbaus der volk-rechte gestimmt haben. Man steht da eigentlich vor einem psychologischen Rätsel, da« nur dann gelöst werden kann, wenn man sich noch einmal systematisch vor Augen führt, war in den letzten Jahren geschehen ist, um dte öffentliche Meinung in Deutschland in einem Maße zu verfälschen, wie e« wohl kaum in einem anderen Lande der Welt möglich gewesen ist. Es fanden sich mit der Sicherheit de» Instinkte» de» ge meinsamen Haste», der noch viel stärker aneinander kittet al» dte Liebe, zusammen alle die, dte durch die jähe Umwandlung de» Militär- und Untertanenstaates zum Volttstaate au« den Sätteln gehoben waren und nun erschreckt auf der Erd» saßen, zornig und sehnsüchtig nach einem neuen Pferde au»- schauend, auf dem sie Wied« stolz und standesgemäß dahin traben könnten. Es fanden sich all die, deren wirtschaftlich« und gesellschaftliche, politische und sonstige Interessen mtt denen des alten Regimes auf Gedeih und Verderb verbunden waren und die nicht gewillt waren, sich leichten Kaufe» d«- possedteren zu lasten und zum „gewöhnlichen" StaatSbürae» zu werden. E« kamen alle die, mit deren grundsätzlicher Ein stellung eben dis Existenz eine» freien Volle- in einem Lande nicht vereinbar war, in dem allerdings auch noch vor 70 Jahren sogar die Wetterberichte der Zeitungen zur poli tischen Zenstlr eingeretcht werden mußten und in dem kein Blatt zur Erde ohne dte Erlaubnis de» Herrn Lcmdratr und de» Gendarmen fallen konnte. Das Mittel, besten sich dte seltsamen Bettgenosten, dte sich da zusammengefchlofsen hatten, bedienten, um ihre Pläne zu verwirklichen, war wirksam und infam genug. Sie brachten einen großen Teil der deutschen Presse in ihre Hände. Geld, daü viele Geld gewißer Jndustriekonzerne, in der letzten Zett auch de» Landbundes, und das mtt brutaler kalter Energie durchgeführte und in der. Provinz bet den kleinen Verlegern besonders wirksam« Mittel de» gesellschaftlichen Boykott waren die Hilssgenosten. In manchen Zeiten vergingen kaum eine bis zwei Wochen, daß nicht von dem Uebergang irgend eines früher parteilosen oder freiheitlichen Blattes ins rechts gerichtete Lager verlautete, daß nicht der gierige Polyp der neuentstandenen, durch den JnflationismuS bi» zur Blutüber fülle aufgetrtebenen Zeitungstonzerne irgend ein neue« Opfer mit seinen Saugarmen yercmgezogen hätte. Und da der Deutsche im Allgemeinen nur ein Blatt, und das Zett seine» Leben», liest, da insbesondere der Mann in der Provinz, aber auch daS Kleinbürgertum der Großstadt nicht gewohnt st, durch die Lektüre mehrerer Blätter seinen politischen Ge» ichtskrets zu erweitern und au» den Vergleichen der der- chiedenartigen Betrachtungsweisen sich schließlich kritisch ein eigenes Weltbild cherauszukristalltsieren, so gelang dieser Pl"n vollkommen. Din den gekauften Blättern gingen stet- die ganzen großen Leserkreise langsam aber sicher ins Lager de» Reaktion über. All " diese Leute, ^ie zunächst vielleicht etwa» wur- Die äeulkcke Demarcke kür Köln. Vlplomatljche Schritte in Lon-on, Paris un- Srüsset. — der SchluKberlcht -er konteollkomnWon. /ingebliche -rutsche Obstruktion. , Die angekündigte deutsche Demarche wegen der Räumung der Kölner Zone ist am Sonnabend gleichzeitig in Paris, London und Brüste! erfolgt. In Paris hat Botschafter Dr. v. Hoesch eine Unterredung mtt dem politischen Direktor am Ouai d'Orsay gehabt, in London der Botschafter Dr. Stahmer eine längere Aussprache mit dem englischen Außenminister Austin Chamberlain. Beide Botschafter, ebenso der Gesandte in Brüssel, hatten die Ausgabe, dl, Frage zu stellen, inwieweit die py« d« französischen bezw. englischen Presse seit Wochen verbreiteten Mitteilungen zutreffen, daß eine Verlängerung der! Besetzung der Kölner Zone über den 10. Januar l-waus bead- stchtigt sei. Sie hatten ferner den Auftrag, zu erklären, daß die deutsche Regierung aus der Durchführung der vertrag», mäßigen Verpflichtung bestehen müsse, die Kölner Zone am 10. Januar von den interalliierten Truppen zu räumen. Die deutschen Vertreter haben auf die Erregung aufmerksam ge macht, die in Deutschland durch die Ankündigung hervorgeru- sen worden sei, der im Vertrage von Versailles vorgesehene Termin für die Räumung werde nicht innegehaltcn werden. Wa» der englische Außenminister und d.er politische Direktor am Ouai d'Orsay den deutschen Botschaftern auf ihre Fragen, und Vorstellungen Hin geantwortet haben, ist offiziell nicht bekannt. Au» Französischer Quelle wird mitgeteilt, daß dte Stellungnahme der Allt- terten abhängig sein werde von dem Schlußbericht der interalliierten Miliärkommisfion. Sollte in diesem Be- . Ächt.festgestellt werden, daß Deutschland seinen vertrag-- > Achen Verpflichtungen hinsichtlich der Abrüstung nicht nachgekvmmen sei. dann werde sich eine Verlängerung der Besetzung der Kölner Zone von selbst ergeben. Im anderen Falle würde im Prinzip dte Verpflichtung der Räumung am 10. Januar anerkannt, gleichzeitig aber mtt Berlin darüber verhandelt werden, .daß die deutsche Regierung einer Verlängerung der Besetzung um einige Monate zustimm« gegen da» Zugeständnis einer frühe ren Räumung de» Nuhtgebiete», die nach -em Londo ner Abkommen am 25. August erfolgen soll, aber dann schon etwa im Mai stattftnden könnte. Auf jeden Fall soll also die Räumung über den 10. Aanuar Linau» verzögert werden. Wie steht e» nun Mit dem Schlußbericht der inter alliierten MilttärkontrvMomtmtssivn? Nach Meldungen die man für zuverlässig.halten muß, ist er bereit« ver faßt. Man erinnert sich, daß er der.Botschafterkonfe- . renz schon am 15. Dezember vorliegen sollte, aber nicht Vorgelegen hat. Die Botschafterkonferenz Hat sich -iS zuM.24. Dezember ^vertagt. GS ist aber yach -en Er klärungen Eurzon» nicht anzunehMen, daß iHv ,der Schlußbericht übermorgen vorltegen wird. .Lia» .ist auch gleichgültig. Ist «S erst notwendig, zu sagen, Laß er so ausfallen wird, wie Man e» in London und Part» gewünscht hat? WaS in dem militärischen Schlußbertcht an Folgerungen stehen wird, ist von politischen Erwä gungen der alliierten Regierungen diktiert. ES hat den Anschein, daß dte Generaltnspektion ein negative» Er gebnis .in dem Sinne gehabt Hat, daß die Kontrollkom!- misston nichts gefunden hat, WaS auf ein« Ueberschrettung der im Versailler Vertrag Deutschland zugestandenen „Militärischen Rüstung" schließen ließe. Aber da inan nichts gesunden hat, behauptet man, eine Obstruktion der deutschen amtlichen Stellen sei daran schuld. Der Berliner Korrespondent de» „Echo de Pari»" ist anschei nend gut unterrichtet über den Inhalt eines Teilbe- richtos, der in den letzten Tagen verfaßt wurde. Hier begegnet man schon der Behauptung der „Obstruktion", dte in dem Schlußbertcht offenbar eine wichtig« Rolle spielen wird.