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Mer Tageblatt L^ LL / HNA^zA^r für vus ^rAAbvr^Air LMrLr- «VMM«« Laowlau sw«qMbi»m. Enthalten- -kr amtlichen öekanntmachungr« üe» Nate» -ee Sta-t VN- -es Amtsgericht» Au«. peMeck-lw»w, mm llehM m. ,M Nr. SSL Freitag, äea IS. Dezember ISS« IS. Jahrgang Der Recklsblock gelckeiterl. Vas Zentrum einmütig gegen -ke Nechtskoalitkon. — Zür Zortführung -er Politik -er Mitte. — Strefemann gibt -en Auftrag zur Kabinettsbll-ung zurück. Berlin, 17. Dezember. Die Beratungen der ReichötagSfraktion de» Zentrums, die bi» in di» sechste Nachmittag», stund« dauerten, endeten mit folgendem Beschlug; »Die ZentrmnSsraktion de» Reichstage» Wt grundsätzlich an ihrem Strebe» zur Bildung einer Koalition der Bolt»ge. meinschast fest. Sie lehnt vorwiegend aus außenpolitischen Gründen die Beteiligung an einer RechtSloalition ab. Sie wird sich nur an einer Regierung betelligen, die die Gewähr sür die unveränderte Fortführung der Politik der Mitte bietet. lVS ist hervorzuheben, daß dieser Beschlug de« Zen« truMS Nahezu mit Einstimmigkeit erfolgt ist, daß also auch der sogenannte rechte Flügel des Le.urums eine Beteiligung an einer RechtSkoalttton nicht für möglich ge. halten hat, angesichts der Stimmung, die sich bei den Massen de« Zentrum» gezeigt hat. Ter AentrumSbe- Muß ist, soweit die Frage einer RechtÄoalition in.Be tracht kommt, sogar noch wettergehend, als man an genommen hat. Tie Teilnahme an einer RechtSregte- rung wird glatt abgelehnt, auch eine Wohlwollende neu trale Haltung de» Zentrum» und die Belassung von ein oder Miet Fachministern tn einem RechtSkabinett gar nicht in Erwägung gezogen. Wa» da» Zentrum positiv will, geht au» dem Beschluß mit aller Deutlichkeit Her vor. E» erstrebt die Wiederkehr der Mitte, da die Volksgemeinschaft bei der bekannten »Haltung der Deutschnattonalen unmöglich ist, aber auch der Gedanke der großen Koalition an dem Wtederspruch -er Deut schen BolkSpartei scheitern würde. Strefemann gibt -en Auftrag zurück. Berlin, 17. Dezember. Die Fraktion der Deutschen Volk-Partei hat heute nachmittag nach Bekanntgabe des Be- schlusse» der Zentrumsfraktion beschlossen, sich an der Regie. nmgSbildung »führend nicht zu betelligen". Auf Grund die- fes Beschlusses hat der Reichsaußenminifter Strefemann den Reichspräsidenten gebeten, von der Betrauung seiner Person mit der Regierungsbildung abzufehen. Berlin, 18 Dez. Tie „Germania" unterstreicht, daß der gestrige Beschluß der Zentrumsfraktton, d§r eine Be teiligung der Partei an einer RechtSkoalttton.ablehnt, einstimmig gefaßt worden ist. Don einem linken und einem rechten Flügel innerhalb der Zentrumspartei Wu ¬ ne darnach keine Red« sein. Da» Blatt betont dann Weiter, der Beschluß sei so zu verstehen, daß weder eine direkte noch eine indirekte Beteiligung de» Zentrums an einer RechtSkoalition tn Frage komme. Nach Darlegung der Gründe, die zu dem Beschluß geführt haben, sagt das Zentrumsblatt, der Beschluß der Zentrumsfraktton sei eindeutig. Die jetzt etnzuschlagende Richtung lauter Zurück zur Mitte. — Die „Zeit" nimmt an, daß sich der Reichspräsident nun an dy» Zentrum mit dem Auf trage der Regierungsbildung wenden werde. Da» Blatt glaubt im Gegensatz zur „Germania" nicht an «ine Fortsetzung de» Kabinett» der Mitte, da eine.solche Re gierung bei ihrer numerischen Schwäch« keinen Bestand haben könne. Da» Blatt.hält e» deshalb für gegeben, daß da» Zentrum versucht, einen Linksblock zu bilden. Besondere Bedeutung stimme in diesem Zusammenhang einer Entschließung der Reichs« und der LandtagSfrak- tion der WtrtschaftSpartei zu, die dahin saute, Hie Par tei werde eine Regierung, tn der die Sozialdemokratie vertreten sei, grundsätzlich nicht unterstützen. Der ».Vor wärts" will wissen, daß Dr. Stresemann gleichzeitig bet seiner Ablehnung der Kabinettsbildung dem Reichsprä- sidenten vorgeschlagen hab«, den bisherigen Reichskanz ler Marx mit der Kabinettsbildung zu betrauen. Du Reichspräsident habe sich seine weitere Entschließung Vorbehalten, habe aber Dr. Marx für heut« vormittag zu sich berufen. Berlin, 18. Dez. Die sozialdemokratisch« ReichStagS- fraktion, die heute nachmittag zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammentreten wird, dürfte sichtlich mit der Wahl des ReichStagSprüsidenten beschäftige». Sowohl beim Zentrum, wie auch b-i den Demokraten wird die Auf fassung vertreten, daß der RetchStagSpräsident au» der stärksten Partei, also au« du sozialdemokratischen, ge wählt werden soll. deutfchnatlonale Taktik. Gbert-Prozeß und neue Auflösung. In du „Germania" ist zu lesen r Der Magdeburger Prozeß kam nicht von ungefähr, WaS in keinem andern Lande Möglich gewesen wär«, wurde in Deutschland zum Ereignis. In einem Beleidigung-Prozeß fahren Zeugen auf, wuden Zeugen aufgebotem die aus Hrem Gedan kenkreis über die Herbstvorgänge de« Jahre« 1918 aus sagen — und ein Einzelrtchter macht Weltgeschichte. Nicht die Weltgeschichte ist das Weltgericht - da» Mägde- burger Gericht ist die Weltgeschichte. Ob Freispruch oder Verurteilung, ist in dem Falle gleichgültig. Der Reichs präsident wird doch verbrannt. In dem neuen Reichstag haben die Deutschnationalen für Agitationsstoff gesorgt; der Sbert-Prozeß muh und wird ihn liefern. Zu wel chem Zwecke? Eben zur parteipolitischen Agitation — gewiß. Aber Viel wichtiger ist eS für die deutschnattonale Methode, .daß man mit dieser Kanonade hinwegtäufcht Sb« de« Schwerpunkt per deutschen Politik, über das Londoner Abkommen. Das ist Nebensache; man will ja auch gar nicht gerne an die Zett der Abstimmung er innert sein. Deshalb zuerst der Feldzug. gegen den. Reichspräsidenten. Damit sind die Kalkulationen der Deutschnattonalen noch nicht erschöpft. Bei dieser Tak tik kann da» neue Kabinett auf der Strecke bleiben. Dann wäre der Zeitpunkt für die Krise, für die neu« Reich»- tag-auflvsung gekommen. Zur Vereinfachung könnt« der neu« Reich-Präsident und der vierte Reichstag gleichzeitig gewählt werde«. Di« „nationale" Parole wäre dar ge gen den „Landesverräter", gegen di« ,/volchstoßbrüder", gegen die .Mwemberverbrecher". Sin unzulässiger Trick der Rechten. Berlin, 17. Dez. In der deutschvülktschen und der deutschnattonalen Press« werden Andeutungen gemacht, daß die deutschnationale und Pie deutschvölktsch« Fraktion im Landtag eine fornmle Verschmelzung beabsichtigen, um dadurch Pen Anspruch auf den Landtagspräsidenten zu erwerben. Wie v«rlautet, haben sich die prominen ten Führer aller anderen Fraktionen, soweit sie in Ber lin anwesend sind, dahin a««gesprochen, daß sie «inen derartige« Schritt Wr durchaus unzulKlstg. hatten. Hl» Deutschvölkischen haben den Wahlkampf selbständig ge führt, befanden sich dabei im scharfen Gegensatz zu den Deutsch nationalen und denken gar nicht daran, sich par teiorganisatorisch mit den Deutschnationalen zu vereini gen. Es wäre ein absoluter Widerspruchs wenn die Deutschvölkischen und die Deutschnattonalen im Preußen hau» eine Einheit bilden, während sie im Lande Hrau- tzen und im Reichstag getrennt auftreten und sich ge trennt schlagen. Schiele gegen Westarp gewählt. Die deutschnationale Fraktion wählte zum Vorsit zenden ihrer Fraktion den Abg. Schiele, der.bekanntlich von den Deutschnattonalen für ein RechtSkabinett al» Wirtschaftsminister tn Aussicht genommen ist, Ein gro ßer Teil der Fraktion war sür Graf Westapp; die Mehr heit aber entschied sich für Schiele. Nach -en Wahlen kn Braunschweig. Braunschweig, 17. Dez. D?r Jubel der Rechtspresse über die Landtagswahlen tn Braunschweig ist schnell verstummt. Von einem wahren Rechtssieg kann näm lich nicht gesprochen werden. Die jubelnden Ueberschrif- ten sind verschwunden, und heute liest man schon in viel bescheidener Aufmachung; „Der komplizierte Land tag". Da» amtliche Wahlergebnis hat poch eine kleine Verschiebung Mit sich gebracht, die Rechte hat «och einen Sitz an die Linke abgeben Müssen. Nun haben von den 48 Mandaten die Deutschnattonalen 10 und die Volk»- parteiler 8 Sitze. Weil sich damit natürlich nicht re gieren läßt, suchen diese beiden Parteien Bundesgenos sen. Der eine Welfe dürfte ihnen sicher sein, viel schwie riger aber wird sich da» Heranziehen der vier Vertre ter der WtrtschastSltste gestalten. Diese neu« Partei ist nämlich mit der Parole tn den Wahlkampf gegangen; „Wir wollen im Landtag« auf den Tisch schlagen!" Da läßt sich ganz gut ausführen, wenn man tn der Oppo sition sitzt, schlecht dagegen, wenn man Regierungspartet ist. Aber, selbst wenn diese vtererfraktion sich .der Rech ten anschlie-t, ist damit doch noch kein« «egterung-vasick «schassen, denn auch dann ist noch kein« Mehrheit vor handen. Ver Strafantrag km tzaarmann-pro-sß. Hannover, 17. Dezember. Im Haarmannprozeß be- antragte der Obwstaattamoatt «Mer Freisprechung i» Falle Hennle», in SS Fälle« die verurteil««- Haarmmm» pon Tode. Außerdem beantragt« er die dauer«-» Aberkenn«»- der bürgerliche« Ehrenrechte. Da di« preußischen Felle der Deutschnattonalen weg zuschwimmen scheinen, mutz nunmehr sogar der Massen mörder Haarmann dazu herhalten, um da» „dringende Bedürfnis" nach deutschnattonaler Reaktion in Preuße« zu begründen. In einem Artikel ,T«» korrigierte Todes urteil" schreibt die ,Deutsch« Zeitung"» „... Und Haarmann? Lin lieber, guter Kerl jst er nicht — auch die Leut«, die kein Blut sehen mögen, wagen nicht, das Gegenteil zu behaupten. Aber sämt liche Koryphäen der „Humanität" sind -n -er Arbeit, ihn mit den Panzer der Verrücktheit zu wappn«» und di« Geschworenen windelweich zu stimmen, llnd WM« ihre Bemühungen keinen Eindruck auf di« Richt« ma chen, im Hintergründe steht wieder da« .pmußisAs Staatsmintstertum. Darum die Frage» Ma» wird au» VaarMLmrr« - ! ! ! I iU < U VMM Man muß wirklich sehr deutschnational abgehärtet sein, um bet einer derartig „fairen" Kamp sy-weise nicht von heftigem Uebelsetn befallen zu werd«. tzerrkots Genesung. Part», 17. Dez. Die Besserung im Befinde» Her» riots hält an. Die Aerzte haben heut« vormittag di« Hoffnung geäußert, daß der Ministerpräsident.im Sans« der nächsten Woche da» Bett verlasse» kann. Die Uebernahme der provisorischen Kabinett»!«it«ng durch 'Painleve, von der dieser Tage di« Red« war, scheint nicht mehr tn Frage zu kommen. rwe Anklage Milleran-S gegen y-rskot. Part», 17. Dez. Auf dem gestrigen vancktztt d« tionalrHublikanischen Liga hielt der früher» Präsident der Republik MMerand eine große Anklagered« gegen die Regierung Herriot und den Linksblock. Er unterzog sowohl die Innen« al» auch di« Außenpolitik der.fran zösisch en Regierung etn«r außerordentlich scharfe« Kri tik. Da» Genfer Protokoll, erklärte er, schweb« ppllloM* Men tn der Luft, inan wisse nicht einmal, wann feine Prüfung wieder ausgenommen werden wird. Deutsch land habe tn London den Dawesplan zwar angenommen und auch mit seiner Durchführung begonnen. Aber Mr wenn e» diesen Plan weiter durchführe, werde er tat" sächlich Zahlungen ergeben. Frankreich Habe keinerlei Druckmittel gegen Deutschland mehr tn der Hand. DaS Ruhrgebiet sei aufgegeben und die französisch-belgtsche Regie verschwunden. Diese Attacke gegen die Politik einer Verständigung zwischen Frankreich und Deutschland gipfelt« tn der Frage, ob Frankreich.»«» daran gehe« dürfe, seine militärischen Kräfte zu vermindern, ^vi« «» die Sozialisten fordern. Mtllerand schloß fei« Red« sch wie er ft« begonnen, mit heftige« Angriffe« gegen VW Regierung Herriot, .daß sie di« Sowjetregierung, di« eine Regierung der Schande und de» Verbreche«» sich anerkannt hab«. > i Paris, 17. De». Di« «eparation»kommission hielt heute mittag ein« offiziell« Sitzung ab, jn deren Ver lauf der Generalagent für Reparationszahlungen über alle schwebenden Fragen Bericht erstattete. Zwischen der Kommission und dem Agenten wurde vollkdmmeneS Ein vernehmen erzielt. > verfafiungsreform in Spante«. Madrid, 17. Dez. Admiral Maga-, der Stellver treter des.Diktator», erklärt die MeldmM» von einem Rücktritt de» militärische« Direktorium» für nicht zutref fend. Ebenso wird offiziell dementiert, daß am 1. Ja nuar eine Zivtlregierung unter dem Voefitz Prim» d» Rivera» ihr «Wt antret«« werd«. i Antonio Maura, der angesehen« Führer der Konser vativen Partei, arbeitet« einen neuen Hersassun-Smt- wurs aus durch den die spanische Monarchie den Grund sätzen der vereinigten Staaten von Nordamerika und der Schweiz angenähert wird m»d HM OnaRtA WWW vor späteren PronunziamienttV -ist« fall. Jüfolge neuer Kämpfer tn Marokko verschick Primo de Rivera di« für den SS. Dezember ««gekündigte «Olk reise. Auf die sich mehrenden Anzeichen einer inter nationalen Auswirkung de» strantschen Rückzug«», die bereits Gerüchte über eine neue Austeilung der frei werdenden Gebiete hervorgerusen Haben, Svtrd M zu ständiger Stelle erklärt, daß Spanten nicht die Absicht habe, Rordafrck» auszu-eben. Atels MqMhmm Ml