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Nr. 27S Mittwoch, äea 2S. November IS24 IS. Zshrgsag «kUWDM—- - — :' -- /luer Tageblatt -«-» ^nHrmer für öas Er-iaebime Laoedla« Enthalt««- -le amtlkchea Sekanatmachuagen -es Nates -er Sta-t «a- -es Mtsgerlchts ^lue. p»M»ck.ll-»to, ftmt Leipzig«,. ISS« Vie ägyplileke Krise. Englan- besetzt ägpptlsche Zollämter. — Nücktrktt -es Kabinetts Zaglul posiha. Matra, SS. November. Die Kchkmg der Sntschädi- digungssumme von einer halben Million Pfund Sterling durch die ägyptische Regierung ist heute vormittag 5t 12 Uhr erfolgt, gleichzeitig wurde eine Protestnote überreicht, die sich gegen die Zurückziehung wr ägyptischen Truppen aus dem Sudan- gebiet und gegen die Forderung des Aufgebens allen Wider- standes hinsichtlich der Wünsche der englischen Regierung in der Frage des Schutzes ausländischer Interessen in Aegypten wen- det. Diese Forderungen werden als ungerechtfertigt bezeich net. Da die Forderungen nicht angenommen werden sind, haben die britischen Truppen Befehl erhalten, d.e Zollgebäude iu Alexandria zu besetzen. London, 84. November. Die Schlachtschiffe „Iran Dicke" und „Malaya" haben Befehl erhalten, sich von Malta nach Alexandria bezw. nach Port Said zu begeben. Der leichte Kreuzer „Carador", der sich in den britischen Gewässern befin det und 2 Zerstörer find nach Suez entsandt worden. Nücktrktt -es ägyptischen Kabinetts. London, 84. Rov«nber. Rach eiurr Reutermekdung au» «Niro hat das Kabinett demissioniert. Der König hat die Demission angenommen und den Senatspräsidenten Zimar Pascha mit der Bildung eines neuen Kabinetts betraut. Dis „Daily Chronicle" veröffentlicht einen Artikel mit der Ueberschrift: „Bedeutet dies einen neuen Krieg?" Der Verfasser des Artikels fragt, was geschehen würde, wenn die ägyptischen Truppen im Sudan es ablehnen sollten, das Land zu verlassen. Würde man sudanesische Truppen ver wenden, um die ägyptischen gewaltsam zu vertreiben? Wäre der Ausgang eines solchen Kampfes nicht zweifelhaft? Und «Senn im Verlaufe der Unruhen Ausländer getötet würden, welche diplomatischen Schwierigkeiten würde dies für Eng land nach sich ziehen? Haben wir die Mittel, in Aegypten während vieler Jahre eine starke Besatzungsarmee zu unter halten? Haben wir die Möglichkeit, allein die Verantwor tung für die Aufrechterhaltung der Ordnung im Sudan zu tragen? Die „Daily Chronicle" erklärt es für ausgeschlos sen, daß England den Zwischenfall durch den Völkerbund ent scheiden lassen könne. Denn der Völkerbund werde zweifel los ein Urteil gegen England sprechen, weil der Völkerbund die Neigung hat, seine Urteile nur auf Grund legaler Argu mente zu fällen, aber Englands Argumente seien schwach. London, 84. November. Das Kabinett hielt heute in der Downingstreet eine INstündige Sitzung ab. Nach Blät termeldungen find an Lord Allenby neue Instruktionen ge sandt worden. Dem Reuterschen Bureau zufolge ist Allenby Herr der Lage. Der Sudan steht unter Kriegsrecht. Lord Allenby ist befugt, alles zu tun, was er für ratsam hält. Vie Aussichten -er tvkrtschaftsverhan-lungen. Par«!, S4. 0KV. Der „Matin" beschäftigt sich! er- neut Mit den deutsch-franiMifchen HandelSvertragÄver- Handlung«» und meint, dies« Woche werde besonders aktiv sein, insbesondere anüWch der Aussprache Zwischen den Delegierten der Schwerindustrie. Man habe den Eindruck, daß Deutschland insbesondere seine mechanische Industrie und seinen Kvhlenexport M verteidigen ge denke. Einer der deutschen Delegierten habe zu Beginn der Verhandlungen gesagt, zwei Mnge interessierten Deutschland nicht, nämlich die.Schwerindustrie.und -die getrockneten Korinthen. Paris, 24. Nov. Die erste Sitzung der heute wis- deraufgenommenen Keutsch-frartzösischsn HandeÄdertrvgH- derhandlungen dauerte drei Stunden. EH wurden grund sätzliche Fragen erörtert. Die Verhandlungen werden fortgesetzt. ' . ! * . ! London, 24. MM. Reuter meldet, die englisch deutschen HandelSvertragÄherhandlungen dürsten nach einer offiziösen Verlautbarung bereits in dieser Woche unterzeichnet werden. In der Frage der Akprvzenttgen Einfuhrabgabe gewährte die britische Regierung keiner lei Konzessiv«». Di« französisch, vollaranleih» überzeichnet. Reuhork, 24. Mod. Di« französische 100 Millionen. Dollar-Anlethe ist beträchtlich überzeichnet worden. Der Schluß der Zeichnung erfolgte 48 Minuten nach ihrer Eröffnung. > ' ' . ^ ! I . Vkr Hetze -er Rechtspresse gegen Ebert. Bonn, >24. Mod. In einer starkbesuchton Witzler- Versammlung wandte sich Reichskanzler Marx entschie den gegen die Schärfe deA Wahlkampfs» und wies be sonder« die Versuche zurück, die Person de« Reichsprä sidenten in den Wahlkampf.su tzerven. Eingehend wider legte er die Behauptung der Rechtspresse, eS sei ver fassungswidrig, datz der Reichspräsident Ebert noch im Amte sei. Derartige Behauptungen feien unrichtig und unbegründet, Ebenso wie« er don anderen Borwurf zurück, datz der Reichspräsident in die Regierungsgo- schäft« eingretfe. —- ' Ablehnung -es Protestes -er Seamtea -nrch Vr. Luther. Berlin, 24. Nov. Wie verhütet, Lat d« MM»- finanzminister Dr. Luther Sonnabend nachmittag den Spitzens rganisattonen der BsaMtonverbände ^eröffnen lassen, datz er ihren Protest gegen di« angeblich unge nügende Erhöhung der BeaMtengMlter zurüchvetse und im Kabinett «in« den Satz don 10 Prozent überschrei tende Erhöhung nicht vertreten könne. Die bewilligten 10 Prozent Erhöhung bringen dem! Reich 200 Millionen Mark neue Ausgaben pro Jahr. D» .Städte und Ge meinden gleichzeitig erhöhen werden und auche'dte Ar beiterschaft in den Pr ivatbetrWen Wit gleichst« Wards- rungen kommt, so belastet di« nur, zehnprvzentige Mo- Höhung der «etzälter di« deutsch« Wirtschaft Wit Min desten« einer HM«» VMimchtz.Goidmwrk. Der Reich,rat genehmigt die Beamtenbezüg«. Berlin, 24. Nov. Die ReichSratsausschüsse Häven heute die Vorlagen betreffend, die neuen Beamtenbezügo beraten. ES wurde beschlossen, die ReichsregierungLUr Auszahlung der «rMten Bezüge gemäß der Vorlage zu ermächtigen. ' - . ; ! l Berlin, >25. Nod. Der „Vorwärts!" bringt eine Mit teilung vom Gemeinde- und StaatSarbetterverband, nach der die Loh «Verhandlungen iM ReichsftnanzMinisterium für die Betriebs- und Verwaltungsarbeiter des Reiches gestern nachmittag abgeschlossen worden find. Die Lohn erhöhungen, die vom 16. Nov. an gelten, betragen zwi schen 9 und 12 Prozent. ! Arbeitgeber und Kaufmann,g,Hilfen zur Sozial- und Wirtschaftspolitik. Zu den programmatischen Aufsätzen über Lohnpoli tik, Arbeitszeit, Sozialversicherung und der damit in engeM Zusammenhang stchenden „Vorbelastung" der Wirtschaft, Vie die Führer der Vereinigung deutscher Ar beitgeberverbände in der Sondernummer det „Berliner Börsenzeitung" vom 21. Oktober ^veröffentlicht hatten!, nimmt jetzt der Neutschnational« HandlungSgchilfenver- band ausführlich Stellung. Zn der „Deutschen Han- delSwacht" vom 19. November 1924^etzt er sichl in einer Reihe von ersten Sachkennern geschriebener Aufsätze mit der Auffassung der deutschen Arbeitgeber auseinander. Die einzelnen Aufsätze behandeln die Stellungnahme zur Lohn- und GehaltSpolitik, zur „Vorbelastung" Un serer Wirtschaft, zum Tarifverirm und Schlichtungswe sen; ebenfalls erfährt die Frage, ob Preis« und Lohn steigerungen zu neuer Inflation führen, eine eingehend« Behandlung. > ! Trotz, Kündigungen in der Berliner Industrie. Berlin, 24. Rod. In der Berliner Industrie sind für Sonnabend, den 30. November, weitere 1850 Kün digungen don Arbeitern und Beamten ausgesprochen worden. Der Geldmangel der großen Merke ist immer noch sehr groß, so daß am Sonnabend, den 22. NopeM- der, in der Berliner Maschinenindustrie selbst den Ar beitern teilweis« nur PW A ihrer Bezüge auSgezaW werden konnte. l i l l i ,, Neues Valkanbünclnis? Belgrad, 24. November. Das Organ der Partei des frühere» Ministerpräsidenten Davidowitfch, die „Prawda", meldet, datz in der vorigen Donnerstag unter Vorsitz des Königs abgehaltenen Sitzung des Ministerausschusfes für BolkSverteidigung auch die Frage der «bschlietzung einer Milttärkonveution zwischen Südslawien, Rumänien und Jta- lim verhandelt wurde. Die diesbezüglichen Verhandlungen seien schon einige Tage im Gange und würden parallel in Rom md Bukarest geführt. Mit der italienischen Regierung ver- handle der südslawische Gesandte in Rovtz Antoaijewitsch, mit der rvmiduschen der Bukarester Loltck-Antttfch Die Konvention soll angeblich noch vor der nächsten Kon ferenz der Kleinen Entente, die Mitte Januar in Bukarest stattftnden soll, abgeschlossen werden. Nach der Bukarester Konferenz soll sodann die Reffe des südslawischen König-- Paars nach Rom erfolgen. Probleme äer «lettischen Wirtschaft. von Dk. «alk s ' Gleichviel, vv Man auf dem GtandpuM steht, datz daS, was die Ausführung des Sachverständigengutach tens von uns verlangt, erfüllbar ist, oder ob man glaubt, datz auch dixse Leistungen über das Matz des Erfüllbaren htnauSgehen, iMmer wird man sich der Erkenntnis nicht verschließen dürfen, daß die Entwicklung der nächsten Jahre von der deutschen Wirtschaft ganz Außerordent liches verlangen werden, von derselben Wirtschaft, dis soeben erst sich and dem Zerrüttungszustand der Infla tion von neuem Mühsam erhoben hat und di« noch heut« schwer unter den Nachwehen dieser düsteren Periode der! deutschen Wirtschaftsgeschichte leidet. NaS Schicksal de» deutschen Staates und des deutschen Volkes wird gang wesentlich davon abhängen, ob die beiden Jahre der Atempause, .die unS das.Sachverständigengutachten ge währt, dazu genügen werden, um die dättsche Wirt schaft nicht nur auf die Höhe der Vorkriegszeit zck brin gen, sondern sie st» Ku festigen und zu steigern, datz st« den schichten Anforderungen in weläoirtschaftlichev und tnnenwirtschaftlWer Beziehung genügen kann. Die beiden Grundvoraussetzungen einer ist fich ge sunden deutschen Wirtschaft sind in den wenigen Worte« zusammenzusassenr Steigerung deS Exports! und Steigerung der wirtschaftlichen Leistung. Beides greift ineinander über, aber doch ist die Steige rung peS Exports nicht etwa nur von uns allein ab hängig, sondern von der weltwirtschaftlichen Konstella tion, die sich in der nächsten Zukunft ergeben wird. Wir stehen hier Mit dem 10. Januar 1925 vor einem Wendepunkt der Entwicklung. Die wirtschaftlichen Be ziehungen unter den Völkern sind durch den Krieg auf das schwerste erschüttert worden, die Konsumkraft gan zer Völker ist auf den Bruchteil ihrer früheren Ausdeh nung zurückgegangen, und durch den Gewaltakt tzon Ver sailles ist Deutschland eine Ausnahmestellung aufgs- zwungen worden, die thM die schwersten Hemmnisse für eine freie, wirtschaftliche Betätigung und für den Schutz feiner eigenen Produktion schuf. An dem genannten Tag fallen diese Schranken, und Deutschland gewinnt sein« handelspolitische Freiheit wieder, «ine neue Epoche deut scher Handelspolitik beginnt damit und «S wird von aus schlaggebender Bedeutung sein, ob die bereits jetzt ein geleiteten Verhandlungen Mit den anderen Weljwirt- schaftSMächten kN einer Wiederaufnahme der Handels- beziehungen auf der Grundlage der Gleichberechtigung und deS vollen WiederanschlufseA an die Weltwirtschaft führen werden. Die außenpolitische Entspannung, Hi« seit dem Londoner Abkommen durch die gegenwärtige Regierung erzielt worden ist, hat die Geneigtheit grö ßer gemacht, , in einen geregelten Wirtschaftsverkehr mit Deutschland Ku treten. CS darf dechvegen gehofft wer den, daß befriedigend« Handelsverträge mit -en großen Welthandelsmächten zustande kommen und -atz damit der deutsche Außenhandel wieder einen Umfang anniMmt, der uniS in die Lage setzt, unsere Wirtschaftsbilanz st» Ku gestalten, daß wir einen Ueberschutz der Ausfuhrwert« gegenüber der Einfuhr erzielen. Soll dieser notwendige Ausfuhrüberschuß erreich^ werden, so Mutz als wettere Voraussetzung eine Preis gestaltung htnzukommen, bei ver vte deutschen Aus fuhrgüter nicht teurer auf dem Weltmarkt« erscheinen, alS die gleichartigen Güter anderer Länder. Die deut schen Produktionskosten sind nach, ^Festigung der Währung noch nicht gesunken. Me PreiShöhe der deutschen Wa ren überschreitet noch! in vielen Wirtschaftszweigen in folge der hohen Unkosten der inländischen Produktion das Niveau des Weltmarktes. Um auf ihm konkurrieren Ku können, müssen wir unter allen Umständen zu etnev Senkung der inländischen Preis« kommen. Di« gegen wärtige Regierung hat diese Notwendigkeit erkannt. SW geht schon jetzt Mit der Ermäßigung einiger Steuern vor!. Man wird dieses Vorgehen jedoch nur als schüchternen Anfang einer planmäßigen Entwicklung anseh« dür fen, die mit größter Beschleunigung dahin streb« Mutz, alle Steuern und öffentlich« Last«, die «ine unver- hältntSmätztge Belastung der deutsch« Produktion mit sich -ringen, Ku beseitig«. Meder an den Frachtsätzen der Eisenbahn, noch an den Kohlenpretsen. noch an den Tarifen der Krastversorgungsstellen (Elektrizitätswerke) wird dies« Entwicklung Vvrübergehen dürfen. DieseS Bestreben der Regierung wird /n den Wirtschaft-Kris« selbst km wohlverstanden« eigen« Interesse nachhaltig« Unterstützung sind« Müssen,.denn «ins Herabsetzung der Preis« gibt allein di« Möglichkeit zu einem erhöht« Ab satz im In« und Ausland«, und zur Verringerung WS Leerlaufs der Wirtschaft, unter d«M wir in VwbwB»« zffchung «och leiden. - (Schluß folgt.) W«N>uW>»WS>WM " - .--Ml—-—>