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IS. Jahrgang Dienstag» äen N. November.1924 Nr., 2S3 /luer Tageblatt MNM! /inzeiger für das Erzgebirge MZW ck«e»slau Nanrzgebirs*. Enthalte«- -le amtliche« Sekaaotmachangra -es Kates -er Gta-t««- -es Amtsgerichts fi«e. stmi r*chs>»«».ISS» Die Landtagswahlen in Anhalt. Deffaa, y. «ov, Die Vahkschlacht tstgeschlagen. Der Mwchl wurde diesmal nach qzverÜänischxrU Muster auS- gefochten. Die Demokraten lieben schon feit Freitagabend Lastautos mit Transparenten durch die Straßen fahren. Di« Deutsche WolkSpartei schickte Mit schwarzweißroten Tüchern und Ntit den anhalttschen Farben , drapierte Auto» durch die Straßen, die jm Lichterglanz prangten und von denen HeroldStroMpeten ^.Fanfarenmärsche schmetterten. > Wie bisher bekannt geworden ist, -sind die Wahlen im ganzen Lande ruhig verlaufen. In Dessau wurde der Wahltag durch Wecken der Re.ichSbannerkapellen ein geleitet, von den sozialdemokratischen Gebauten flatter ten die Reichsfarben. Die Wahlbeteiligung war außer- vrdentlich stark, was durchs den festen Willen.des an- haltischen Volkes zu erklären ist, auf jeden Fall eine Entscheidung zu erzielen. . Das Gesamtergebnis. Dessau, 9. November. Das Gesamtergebnis der an- haitischen Landtags mahlen bis aus einen ländliche» Ort ist folgendes: Stimmen Abgeordnete Sozialdemokraten 78449 (64 935) 15 (13) Demokraten 13 991 (6187) S (1) Kommunisten 11 217 (16 709) L (4) Zentrum 2 406 (2 009) 0 (0) National-Sozialistey 7 942 (7 989) 1 (2) Bobenreformer 8 207 (3005) 1 (1) Bürger!. VolkSgem. 74 482 (74 5141) 14 (15) Diese» Ergebnis bedeutet Line Verdoppelung der demokratischen Stt!m!mxnzahl und den Gewinn von zwei Mandaten. Die Rechtsparteien ein» schließlich! der Nationalsozialisten haben/zwei Mandate eingebüht ebenso die Konnnunisten. Pie ihre zwei der» lorenen Mandate an die Sozialdemokraten haben ab geben müssen. t > ' > i l ! l I I Die Herabsetzung der Einkommensteuer. üersiSnOigung mit Oe» Länsnn. Berlin, 8. November. Der Reichsfinanzmlnifter und die Finanzminifter der Länder verständigten sich angesichts der dringenden Notwendigkeit einer sofortigen Steuersenkung vorbehaltlich der Stellungnahme des Reichspräsidenten auf eine Verordnung, durch welche die seitens der Reichsregierung vor» gesehenen Steuersenkungen herbelgeftihrt werbet, durch welche ferner die Weiterführung der ohnedies mit Ablauf des Kalen derjahres erlöschenden Einkommensteuer in dieser nunmehr ermäßigten Form bis zu einer gesetzgeberischen Regelung ge sichert und durch welch« endlich seitens des Reiches bis Ablauf beS Rechnungsjahres eine Gewähr dafür übernommen wird, daß die die Grundlage der Länderhaushalte bildenden lieber- Weisungen von Anteilen an RekchSsteuern in den vier Monaten Dezember 1924 bis März 1925 nicht unter den Monatsdurch schnitt der beiden Monate August und September 1925 sin ¬ ken. Die Länderregkerungen machten gegenüber diesen Lekftun- gen de» Reiches im Interesse der WkrtfchaftSerholung daraus aufmerksam, daß vielfach durch die Senkung der ReichKsteuern die Gewerbesteuern der Länder und Gemeinden automatisch mit gesenkt würben, und erkürten außerdem, daß sie, soweit dies mit der Ausgleichung der Haushalte der einzelnen Länder nur irgend vereinbar ist, von sich aus eine Senkung von Länder steuern mit tunlichster Beschleunigung vornehmen und entspre chend auf die Gemeinden wegen der Gemeindesteuern! und der von den Gemeinde!« erhobenen Gebühren nachdrücklich eln- wirken würden. Dk« Länder erklärten, daß sie diese ihre Zustimmung var mit Rücksicht auf dm sonst entstehenden Notstand aussprechen, und daß durch ihre Zustimmung zu der vorstehenden Regelung ihrer grundsätzlichen Stellung zur Frage des Notverordnungs rechtes des Reichspräsidenten und seiner dringenden R'eformbe» dürftigkeit nicht vorgegriffen werde« soll. ««»»krknussn auf Wuchs«». 8« dem Sifenbahnerstrett tn Oesterreich M bei der Etftnbahndtrektton Dresden an AuBvir»ungen auf Wach- fen bisher folgende» bekannt «worden. W» sind Mel dungen eingegangen, patz der D-Zug 158 gestern abend tn Passau nicht mehr doch österreichischen Fahrpersonal übernommen wurde. Ebenso geht der D-Zug 156 heute nur bis Passau. Die Stsenbahndirektion R«gen»burg hat nach Dresden mitgetriltj,. daß Lebensmittel, leicht- verderbliche Waren, lebende Tiere usw. noch^ beförderst würden, daß aber alle anderen gewöhnlichen Ware« »Ur zeit zurückgehalten werden «Men.. Auch die Pvftangeftellte« drvhev mit dem Streik. Wie«, S. November. Die Gewerkschaft der Postaag,» stellte« hat an di« Regierung eine bis 10. November befristet« Lohnforderung gerichtet und erklärt, daß sie im Fall« de» Nichtbewilligttug der Forberttngen in dm Streik treten würben. Ernste Lage bei -er Kelchsbahn st.-S. Strelkgesah« in Slbirfeld und Hamburg. In den letzten Tagen hat die Erregung unter den Beamten, Angestellten und Arbeitern der Reichsbahn wie übereinstimmend von den GewerffchaftSvertretern aller Richtungen bekundet wird, fo stark -ugenommen, daß man diesmal allen Ernstes mit Aktionen, besonder« der Arbeiter, zu rechnen haben dürste. » Wie der Deutsche Gtsenbahnervervand evWrt, Ist Mit Tetlaktionen seiner Mitglieder zu rechnen, Pa di» lasst» Lohnvegelung die Arbeiterschaft nach keiner Richtung hin befriedigt habe. Der Hauptvvrstand in Berlin hat feine Vertreter aus dem Reiche zum Montag nach. Berlin.be rufen, um hier zu der gefährdeten Lage Stellung stst nehmen. Auch die christlichen Eisenbahnergewerkschaf- ten sind der Ansicht, daß ein Ausstand sich kaum noch vermeiden lassen wird,, wenn nicht tn letzter Stund« die Direktion der Reichsbahngesellschaft ihre bisherige War tung in der Besoldungsfrage zu ändern bereit U An Elberfeld seien die Bezirksd^trauensmänner -aoettst HU- saMMengetreren, um Beschluß zu fassen, und «S» Ham burg und anderen Bezirken liegen Telegramm« vor, tn denen die Unterorgantsationen die Anwendung He» letz ten gewerkschaftlichen Mittels jvrdern. steine Lanätagranilösung in Sachsen. Dresden, 8. November. Die Auslösungsanträge der Deutschnationalen und Kommunisten wurden in namentlicher Abstimmung mit 50 gegen 43 Stimmen abgelehnt. Es fehlten bet der Abstimmung drei Kommunisten. Gegen die Auflösung stimmten die Sozialdemokraten, die Demokraten und die deutsche Vollspartel. Der sächsische Landtag wird also, wie wir dorauS- gesagt hatten, nicht aufgelöst. Die Mehrheit der Abge ordneten hat sich gegen die deutschnattonalen ÄsgflA- sungSantväge ausgesprochen. Dieser MuSgang der mehr wöchigen Krise wird allen, denen an einer.ruhigen Ent wicklung de» sächsischen StaatSlebenS ehrlich gelegen ist, begrüßt werden. La ein frühzeitiges Ende de« Land tage» nicht.notwendig ist, so wären Neuwahlen über flüssig gewesen und.Hütten die Oeffentlichkeit nur be unruhigt. Mindestens wäre dadurch der Entschluß deS sächsischen Staatsbürgers, Per am 7. Dezember ^iber den Reichstag abzustimmen hat, »unnötig erschwert wor den. Tie» gerade aber muß vermieden werden. Tie kommenden Wahlen sotten im Reichstag Klarheit schäften. Voraussetzung hierfür ist ein klarep Entschluß des Mäh ler». Landtagswahl und ReichStaMvatzl am gleichen Tag« wären diesem Gedanken nicht dienlich! ^gewesen. Deshalb ist die Entscheidung tut Landtag zu begrüßen. Der Landtag beriet im wetteren Verlauf der heuti gen Sitzung den kommunistischen Mtßtrauensantrag ge gen da» Kabinett Heldt. Abg. Paul Böttcher (Komm.) polemisierte tn heftiger Weise gegen dis Sozialdemo kratie, die nicht einmal Mehr stark genug fei, «ine Hal tung auszuhalten. Abg. Beutler (Dm.) erklärte namen» seiner Fraktion, man betrachte diesen kommunistische Antrag nur noch al» eine leere'Demonstration. Nachdem die bisherige Koalition auf Beschluß des Hauses beibe halten werde, käme es auch auf einen Personenwechsel nicht mehr an. Seine Fraktion werd« sich bet der.Ab stimmung der Stimme enthalten. Da« Gleiche erklärte der Abg. Liebmann namsnS der linken Sozialisten. Der MitztrauenSantrag wurde darauf .gegen di« Stimmen der Kommunisten abgelehnt. Nächste Sitzung am 1.0. Dezember, , Dl« Evangelische Partei Sachsens verzichtet bei den diesmaligen RetchStggswahlen auf die Aufstellung eigener Listen. Di« Evangelische Partei Sachsens macht bekannt, daß sie energisch den Ausbau ihrer Organisation weiter betreiben uud sich «rst bet spätere» Wahlen beteiligen will. ver AenbadnerstreNt in Oesterreich. Wie«, 8. Noveuiber. Der Geaerasftreik der Eisenbah ner hat heute pünktlich um Mitternacht begonnen. Ordner, durch Armbinden gekennzeichnet, besetzte» die Eingänge der Bahnhöfe und ließen keine Reisenden mehr lndie Hallen. Die Streikanweisung der Gewerkschaften fordert die Eisenbahner auf, strenge Disziplin zu wahren und keine Eigenmächtigkeiten zu begehen. Der Streik auf den Bundesbahnen wurde dieSntal mit einer Pünktlichkeit und Gründlichkeit durchgefsthrt, als handle es sich um eine Militärische Mobilisierung. Di« Organisation ist sehr straff. An allen Portalen stehen mit roten Armbinden kenntlich gemachte Ordner, die Auskunft geben und dafür sorgen, daß die einlaufen- den Lebensmittel mit größter Schnelligkeit den Spedi teuren ausgehändigt werden. Auf dem! besonder« fre quentierten Westbahrchof. lief al« letzter Fernzug der Genfer D-Zug mit etwäs Verspätung ein. Er brachte Amerikaner,. Engländer und Franzosen, die auf der Reise nicht einmal gemerkt Latten, daß der Streik uuS- gebrochen war, .jetzt aber etwa« bestürzt erschienen, da sie nun vielleicht für längere Zeit in Wien feststtzen und die Weiterreise nicht werden antreten können. Dio Lebensmittelzüge, insbesondere die Belieferung Wien« mit Milch, find gemeinsam mit der Direktion von der Streikleitung auf das genaueste.geregelt worden, so daß auch bet längerer Tauer de« Ausstandes für die Zufuhr nach per Hauptstadt nicht- zu befürchten ist. Wie au« Aeutzerungen von Mitgliedern der Tech nischen Union, tn der die Postangestellten organisiert sind, hervorgeht, ist man in der Postgewerkschaft sehr geneigt, falls es nötig sein sollte, den Eisenbahnern als bald durch die Androhung eines allgemeinen Beamten streikes für die Durchsetzung ihrer ^Forderungen M Hilfe zu kommen. ES wird jedoch in den Kreisen der Streiken den erwartet, daß der Ausstand nicht von langer Dauer sein wird, well das letzte Zugeständnis, da« von dem Streikkomitee gefordert wurde, tatsächlich für Pa« Staats budget keine so hohe Belastuwr bedeutet, als daß nicht ein« Einigung erzielt werden Ahmte. Der Ratwnalrat wurde für Dienstag, den 11. No vember, einberufen. Die Abgeordneten, die sich in den Ländern befinden, werden tn Sonderzügen, die hie Streikleitung zur Verfügung stellen will, die , Reise zurückle«,». ' > < l > > ,s I > f I j Herrkot oa- Nathuflus. Persönliche« Singr«if«n st«« Ministerpräsident«». Genf, 8. Nov. Na« Pariser ,Zourrral* «ev>etr Li« Vorstellung de» deutschen Botschafters bei Herr tat um Freilassung des verhafteten deutsche» General» Ra th ustuS ist insofern von Erfolg gewesen, al« per Mini sterpräsident persönlich die Akten etngefordert ^hat. Eine weitere Amtshandlung hat Herrtot zur Lett aS nach den französischen Gesetzen untunlich erklärt, um somehr, als General NathusiuÄ auf der »List« der au»- zultefernden Kriegsschuldigen.stehe und mit seiner Fest nahme bet Betreten französischen Boden» rechnen mutzt«. Di« brutsch« Regierung sordert Aufklärung üb«r di« „Kriegsverbrecher"- Prozesse. Paris, 7. Nov. Der „Figaro" meldet, Laß von der deutschen Regierung eine NamewzusamMenstellung sämt licher durch.die französischen Kriegsgerichte verurteil ten deutschen Offiziere und Mannschaften erbeten worden sei. Der „Figaro" fügt erläuternd hinzu, seit 1. Ja nuar seien 156 Verurteilungen deutscher HeereSange- hörtger durch französische Kriegsgerichte ausgesprochen worden und mehr als 60 Strafverfolgungen seien noch bet den Gerichten des Okkupationsgebiets in der Schweb«. vor einem neuen Umsturz kn Spanien. Blutig« Kamps« in Barcelona. Berlin, .9. Nov. Hier vorliegende Meldung«» er wecken den Anschein, als ob tn Spanten eine revolutio näre Bewegung gegen da« Direktorium aungebrochen sei oder im Begriff sei auSzubrechen. Sinlaufende De peschen bestätigen zum Beispiel, daß in Barcelona blu tige Kämpfe zwischen Polizei und Anarchisten stattge sunden haben. Es ist seit längerer Zeit bekannt, daß sich läng» der französisch»spanischen Grenze eine gesviM revolutionäre Gärung bemerkbar »Nacht, wobei auch Pvr> berettungen zu einem Aufstand gegen da- Direktorium im Gange waren. Tie spanische Zensur, die schon im An fang sehr scharf war, hat sich in den letzten Tagen noch verschärft. ! i 1 > Mfalk vom Zasthlsmus. Rom, 8. Mv, Die Blätter veröffentlichen den Brief de« .Präsidenten der Kampstxretntgung der Pro vinz Latium Ponztno, .Mit dem! er Mussolini persönlich seine Mitgliedskarte zur LaschiM-h-i» Partei zurück»»-