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Mer Tageblatt MU-Z /lnzttger für -as Erzgebirge UDW L<l»gram««» Tageblatt f«u,»r,g«bi,g,. Enthalten- -le amtllchen öekanntmachungen -es Kate» -re Sta-t UN- -es flmtagrrlcht» flue. , ftmt u». teee Nr. 2SS Ireitag» üen 3Z. Oktober I924 Jahrgang Die Wahlen Vke engllfP-rujMen Zwistigkeiten. Iva» wirtliche oder angebliche Schreiben deS russi schen Minister» Sinowjew über kommunistische Prvpa- Nanda in England, -a» /einen diplomatischen Noten wechsel Hatschen den htztden Staaten .verursachte, hat sich in de« Mittelpunkt des englischen Wahlkampfes ge stellt, Bon russischer Sette wird behauptet, das Schrei ben sei gefälscht, Rußland verlange offizielle, Entschul digung oder rin Schiedsgericht zur Prüfung. Run hat Macdonald in einer Rede in Cardiff die Möglichkeit «i«wr Mischung halb und halb zugegeben »nd zugleich durchblicken lassen, die Mischung sei ein Werk seiner konservativen Gegner, die damit Stimmung gegen ihn und die Arbeiterpartei.machen und Beweis erbringen wollen für die bisherige falsche gegen Rußland. Maedonald erklärt, die Manipulationen seien iw Auswärtigen Amt vor sich gegangen. Dieses habe da» ihm zugegangene Schreiben lediglich prüfen sollen, ohne sein Vorwissen aber die Veröffentlichung veranlaßt. Maedonald bezeichnete diesen Schritt als übereilt .und hält mit den meisten Ministern das Dokument für eine Mischung. Er könne sich,, führte er aus, des Verdachts nicht erwehren, daß die ganze Sache ein konservatives Wnhlkomplott sei. Die Wahlproinws« der Parteien. London, 29. Okt. „Daily Expreß" gibt heute eine Schätzung des Wahlergebnisses. Nach Ansicht der ein zelnen Parteileitungen erwarten die Konservativen fol gendes Ergebnis: Konservative 311, Sozialisten 205, üeMMOe LoiMsnMlr. - Ochtstunöentag un- 30 Prozent. Berlin, 29. Oktober. Nach ihrem Empfang beim Reichswirtschaftsministerium traten gestern abend die Spitzen- Organisationen der Gewerkschaften zu einer Sitzung zusammen. Es wurde einstimmig beschlossen, an den gestellten Forderungen nach sofortiger 3vprozentiger Lohnerhöhung und der Wieder einführung des Achtstundentages und der gleitenden Lohnskala unbedingt festzuhalten und die weiteren Schritte zur Turch- setzung der Forderungen ohne Aufschub einzuleiten. Verschärfung des Konfliktes. Berlin, 29. Okt. Im Lohnkonflikt der Reichsar- beiter haben die zuständigen Ministerien den Arbeitern der deutschen Reichspost, der Neichswasserbauverwal- tung und den ReichSbetrtebs- und Verwaltungsurbeitern vorgeschlagen, .den zum 31. Oktober 1924 .gekündigten Tarif bis 15. November fvrtbestehen Ku lassen, unt Zeit zu neuen Verhandlungen zu haben. Dieser Antrag ist von den Arbeiterorganisationen gestern einstimmig ab gelehnt worden, was .eine weitere -Verschärfung peS Konfliktes bedeutet. Ultimatum der Berliner Werkstättenarbekter. Acht Versammlungen der Berliner Werkstätten ar- beiter beschlossen Dienstag abend, am 6. November zur Urabstimmung in den Betrieben über die ultimative Durchführung der letzten aufgestellten Lohnforderungen zu schreiten. !. j i ! > Di« Post lehnt Lohnerhöhungen ab. Berlin. ?9. Okt. Tie gestern bei der Deutschen Relchspost geführten Lohnoerhandlungen sind zunächst als ergebnislos abgebrochen worden. Tie Verwaltung der Reichspost lehnte eine allgemeine Lohnerhöhung.ab. Sie erklärte sich aber bereit, in einzelnen Ortxn dick neben den Tariflöhnen gezählten Ortszulagen zu er« Höhen,.verlangte jedoch dafür eine Kürzung dieser Zu« lagen in anderen Orten. Tie beiden beteiligten Gewerk« schäften begründeten mit den bisher gezählten ungenü genden Löhnen und der Preislage auf dem LebenSmit« . tel- und BedarfSartikelmarkt eine Aufbesserung von 40 Pwzent. > - > i l ! . Di« christlich«» Gewerkschaften fordern sofortig« Preissenkung. Essen, ?9. Okt. Die BezirtSkarteN« der christlichen Gewerkschaften haben sich in einer gemeinsamen Eingabe an da» ReichSarbeitS« und ReichSwirtschaftSministeriuM gewandt. Sie stellen fest, daß die Regierung-Maßnahmen zum Preisabbau keine Preissenkung herbetgefWrt Hü ben, vielmehr mache sich! ztne katastrophale Preissteige rung aller notwendigen Bedarfsgegenstände bemerkbar. ES wird auf die vielen Feierschichten, die Kurzarbeit und die niedrigen Löhne hingewiesen. Die Not sei grvA Fünfzig Prozent der Kinder bekomme keine.Milch, da sie nicht bezahlt werden könne. Die Regierung Mrd aufgefordert, endlich etnWgreifen, da sonst da» Schlimm ste hu befürchten sei, angesichts -er kritischen Stimmung in der Arbeiterschaft. i , ! - in England. Liberale 93, die anderen Parteien 6, zusammen 6151. Der sozialistische Voranschlag lautet: Konservative 290, Sozialisten 2Z5, Liberale 85, die anderen Parteien 5, zusammen 615, der liberale Voranschlag lautet: Kon servative 291, Sozialisten 195, Liberale 124, die an- deren Parteien 5, zusammen 616. Bei dieser Zusammenstellung ist zu berücksichtigen, daß die Konservativen mit einem Gewinn von 53 Sitzen rechnen, was immerhin noch 35 Sitze unter ihrer Par- lamentsstärke im Jahre 1923. bedeuten würde. Die So zialisten rechnen mit einem Gewinn von 5 Sitzen in Schottland und ebenfalls 10 weiteren Sitzen in London. Die Liberalen machen hierüber keine Angaben. Auf alle Fälle wird in einer großen Anzahl von.Wahl kreisen die Entscheidung von ganz wenig Stimmen ab hängen. Im Vorjahre haben 70 Sozialisten und 90 Konservative aus Grund einer Mnderheit ihr Mandat bekommen. . : > < ' Aeqiilth geschlagen. London, 30. Okt. Stand der Parteien nach den bis 2 Uhr früh vorliegenden Wahlergebnissen: Konservative 81, Arbeiterpartei 41, Liberale 13 und Unabhängige 1. Asquith ist in Paisley geschlagen. Bvnsonbh ist wie dergewählt. < . London, 80. Oktober. 6 Uhr früh deutsche Zeit. Konservative 161, Arbeiterpartei 78, Liberale 22, Unabhängige 2. Gewinne und Verluste: Konservative 56 bezw. 6, Arbeiter partei 19 bezw. 32, Liberale 7 bezw. 44. Das Endergebnis der Wahlen dürste dem Reuterbüro zu folge mit ziemlicher Gewißheit ein Sieg der Konservativen sein. Osr Zteuermiläerunge». Die Vertreter -er And« tzeb» Muanzmiuister. Wie wir erfahren, hat Reichsfinanzminifter Dr. Luther die Vertreter der Länder zu einer gemeinsamen Besprechung für Freitag, 31. d. eingelaben. In dieser Sitzung wird, wie wir hören, das Resultat der Erwägungen, die schon feit einiger Zeit innerhalb des Reichsfinanzministeriums über die Mög lichkeit und Zweckmäßigkeit einer Milderung gewisser Steuern schweben, mitgeteilt werden. Die internen Beratungen inner- halb des Finanzministeriums waren gestern abend, wie uns ausdrücklich erklärt wurde, noch nicht abgeschlossen. Die Ver handlungen dürften sich vielmehr noch den heutigen Tag' über hinziehen. Die Umsatzsteuerreform. Berlin, 29. Okt. Wie die „Bossische Zeitung- aus Düsseldorf meldet, sagte Reichswirtschaftsminister Hamm in seiner Rede in der Sitzung des Vereins zur Wah rung der gemeinsamen wirtschaftlichen Interessen in Rheinland und Westfalen, zu den dringendsten Aufgaben der Reichsregierung gehörte die Umsatzsteuervesorm, fer ner widme sich die Negierung in der Hauptsache den Handelsvertragsverhandlungen, in denen gewisse „Eck steine des deutschen handelspolitischen Aufbaues" er richtet werden sollen. Nie Regierung sei durchaus! be reit, insbesondere in den Verhandlungen mit Frankreich Entgegenkommen zu Leigen, sie werde alles aufbieten, um zu einer Verständigung zu kommen. Das große Ziel sei die Wiederherstellung und Perbesserung des- Weltver kehre». . >. deutsche demokratische Partei un- Aufwertung. Der Vorstand des HhpothekenMubiger- und Sparer- hilfsverbandes Hat den Vorstand der DTP. um eine bindende Erklärung über die programmatische Stellung nahme seiner Partei zur Aufwertüngsangelcgenhett, ins besondere um die Beantwortung folgender Fragen er sucht r 1. Wird die Partei den Best'schen Gesetzentwurf zum PrograrnM ihrer Tätigkeit machen? 2. Wird die Partei die Verzinsung von Reichs-, Staats- und Kom munalanleihen entsprechend der Leistungsfähigkeit -er Schuldner unterschiedlich behandeln? 3. Falls Punkt 1 un- Punkt 2 nicht tm Programm der Partei liegen sollten, bitten wir um Ausführungen über die dortige Stellungnahme. 4. Ist die Partei bereit, an .gan- sicherer Stelle mehrere Herren unseres Verbandes auf die RetchstagSwahllista aufzunehmen und wieviel? — Fragen hat der Hauptgeschäftsführer der DTP. folgen dermaßen beantwortet: Zu 1. Dio Deutsche Demokra tische Partei wird in der Aufwertung erheblich Lber da? bisher festgesetzte Maß Hinausgeyen; sie ist bereit, auf der Grundlage des Bestachen Gesetzentwurfes An träge Lu stellen, die die Lage der Hypothekengläubtger und Sparer verbessern. Zu 2. .Die Frage kann ohne Einschränkung bejaht werden. Zu 3. Ist durch Antwort zu 1 und 2 erledigt. Zu 4. Die Kandidaten der Deutz- schon Demokratischen Partei werde,: nicht al» Interessen- Vertreter, sondern als Persönlichkeiten nominiert. Win bitten un» gegebenenfalls geeignete, auf dem Boden un serer Partei stehende Persönlichkeiten namAast zu wachen M AM dmokrM» MrWftrknIle. Der Retch-auSschuß für Handel, Industrie und Gewerbe Seim Hauptvorstanb der Deutsche» Demokratisch«« Part«, veröffentlicht folgende Kundgebung: «a das deutsche U-tentt-m-rKmi" Die Auflösung de» Reichstag«» trifft die deutsche Wirt schaft außerordentlich schwer. Die Anbahnung neuer handel»- vertzaglicher Beziehungen, die Ausgestaltung der krebitwirt- schaftltchen Verflechtungen mit dem Ausland, die dringend not- tvendkge Erleichterung der untragbar gewordenen und uach der Gesundung der ReichSftnanzen in diesem Umfange nicht mehr notwendigen Steuerlasten werden auf Wochen htnau» ver zögert, Gegenüber Staat und Wirtschaft haben diejenige» unverantwortlich gehandelt, die die Regierungskrise au» partei taktischen Erwägungen herbeiführten; die um ihrer Partei willen unsere täglichen wirtschaftlichen Nöte mißachteten und eine durchaus arbeitsfähige Regierung vor die Notwendigkeit der Auflösung des Reichstages stellten. Volksgemeinschaft und Arbeitsgemeinschaft bilden die geistige Grundlage für die GesunbungSardett in Staat und Wirtschaft. Die Zukunft unsere- Vaterlandes ist davon abhängig, baß eS gelingt, die Begriffe vor dem Schick- sal leerer Schlagworte zu bewahren. Als Wirtschaftler, die seit Jahren daran arbeiten, dm republikanischen Staat und damit die Sicherheit der wirtschaftlichen Entwicklung durch eine Vereinigung der politischen unk wirtschaftlichen Kräfte unseres Volkes zu festigen, richten wir an da» deutsche Unter nehmertum den dringenden Ruf, in diesen ernsten Stunde» des gemeinsamen Schicksals, der gemeinsamen Not aller deut sche Volksgenossen eingedenk zu fein. Nicht durch Klassem» kämpf von oben oder unten, nicht durch da» Ausrichten partei ischer Schranken zwischen den einzelnen sozialen Schichte», nicht durch den Versuch der politischen oder wirtschaftlich«» Vergewaltigung eines Teiles des erwerbstätigen Volke», son dern nur durch das Zusammenwirken aller nationalen Kräfte, durch da» lebendige Verträum zwifchm alle« Klaßen rmd Etiladm kann unser Vaterland als Einheit erhalten und zur volle« staatlichen und wirtschaftlichen Freiheit zurückgeführt werden. „Volksgemeinschaft -und Arbeitsgemein schaft" sei daher die Parole de« deutsche, tlnterueWnerwack in diesem Wahlkampf. Ihr seither unter Ausschaltung alle» engeren Parteiinteressen aufrichtig gebient zu haben, ist da große Verdienst der Deutschen Demokratischen Partei. Die Deutsche Demokratische Partei jetzt fördern und unterstützen heißt gute, weitsichtige Unternehmerpolttlk treiben — heißt der weiteren wirtschaftlichen Gesundungsarbeit Stetigkeit und sozialen Frieden sichern — heißt Staat und Wirtschaft ff» ge meinsamer Arbeit für Deutschland» Befreiung einen!" Das Präsidium de» Reichs«msschuffe» fiir Sandel, JudustN» und Gewerbe der Deutschen Demokratische« Partei. Geheimrat Dr. Philipp Wieland (Ulm), Dr. Hermann Fischer (Berlin), Dr. Carl Melchior (Hamburg), Direktor Dr. Robert Kaufsmann (Berlin). Keine Neuwahlen in Gachsenk ZwiSau, 30. Oktober. Da» „Zwickauer TageAatt^ mel- bet: Nach dm neueste« Informationen Unsere» Dresdaer Mitarbeiter» bestätigt sich die Richtigkeit «nserer seither ver tretene» Auftastung, daß Neuwahlen in Sachsen nicht kom me« werden! Raheliegende politische Gründe verbiete» es zur Zeit, weitere Mitteilungen zu mache«. Vie AleSergebuft vrulMnsr. Sin« italienische Prognose fkr die deutschen Wahle«. Rom, 29. Okt. Gin Berliner Brief von Wdoardo Senatra inr „Messaggero" beschäftigt sich Mit den deut schen Wahlen und schreibt: ^Dem Erfolge seiner Luft- schisfahrt konnte Deutschland dieser Tage einen Erfvlg seiner Außenpolitik in Gestalt der Arnerikaanleihe hin« Luftigen. Aus eigener Erfahrung versichert der tKovr» spondent ferner, daß abgesehen von den Interessenten und einem Teile der unreifen Jugend niemand an einem Revanchekrteg denke. Desto verfehlte« war «S selten» her Entente, kein Vertrauen aus da» republikanische Deutschs land zu setzen. Heute aber seien alle Sntentetretfe von der unbedingten Loyalität Deutschland« übeMugt. Di« Deutschen wissen, chatz sie mit der Pickelhaube auf dem Kopfe keine Geschäfte mit her übrigen Welt «-schließen können. Außerdem verfolgt die deutsche Demokratie ein« zielbewußte, logische und klare Politik, während die Na tionalisten durch ihre Zickzackpolitik abgewirtschaftet Ha» ben. Die Kommunisten kommen überhaupt nicht in Be tracht denn einmal seien sie Doktrinäre ohne jeden Praktischen Sinn. .Sodann genügen ein Paar Polizisten, um sie zu Paaren zu treiben. Die bolschewistische Gefahr für Deutschland sei eine ebensolche Utopie wie Pi« allge meine Abrüstung, der ewige Frieden und dergleichen Idylle. Der Korrespondent wettet deshalb darauf, daß au- den Wahlen «in« Mehchett de»! Zentrum» und dar Demokraten hervvrgchen werde, die trotz de» billigen Epotte» der Gegner Erfolge erzielten wi» dis Mrurumg