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Mittwoch» äen 2S. Oktober IS24 Nr. 2S3 Die Bilanz dev Hamburger Wahlen. Echrvere Niederlage der DeutschvSlttschen, Deutschnattonalen und Kommunisten. Bekenntnis zur Politik der Mitte. Muer Tageblatt MMZ/lnzeiser für das Erzgebirge «o-s»»», ea-^laa ftu^«v »nthaüro- tl« -mtllch-ft oekaoatmachuogea t«. ttttte. t« Elaöl imt t«. ^mug,richt» ^ur. ft« tti.itt» IS. Jahrgang der Aadlauttll In hamdirg. Hamburg, 37. Ott. Bet den gestrigen Dahlen zur Hambuvger Bürgerschaft (2. KaMmer) haben di« Demo kraten nur 2 Sitze, die Sozialdemokraten 16 Sitze und die Deutsche volkspartet 8 Sitze verloren. Gewonnen haben di« Deutschnattonalen 10 Sitze, die Kommunisten 7 Sitze, wahrend da» Zentrum den bisherigen.Besitz stand behaup^dr. Di« Bürgerschaft war allerdings schpn im gjahre 1S21 gewählt worden; sie setzte sich au» 69 Sozialdemokraten, 28 Demokraten, 31 Mitgliedern der Deutschen Volks. Partei, 18 Deutschnattonalen, 17 Kommunisten und 2 Mitgliedern de» Lentrum» zusammen. * Di« Bürgerschaftswahlen in Hamburg doM letzten Sonntag bilden den Auftakt zu den RetchStagSwahlen. Ihr Ausfall ist von symptomatischer Bedeutung. Wir vergleichen Vie Zahlen der ReichStagSwahlen vom Mat d». I». mit dem gestrigen Ergebnis r Deutschvölkisch» 13570 lilletchtagswahl 37757) Deutschnationale 90701 SS 122004 Drutsch« Volksp. 73195 SS 76482 Zentrum 9032 SS 9612 Demokraten 72507 SS 81514 Sozialdemokraten 173035 . SS 173587 Kommunisten 77414 SS 114365 Auf acht wettere Listen meist wirtschaftlicher Interessen« tengruppen zersplittern sich rund 25 000 Stimmen. Lite Wechlbeteiltgung war, wie immer bei Landeswahlen, er heblich geringer al» bei den letzten RetzMagSwahlen. Der Gesamtrückgang der abgegebenen Stimmen beziffert sich auf zirka 100 OOOS. Es ergibt sich>also ohne wei tere», Latz di« Sozialdemokraten, die ihre Sttnrmen voll behaupteten, ^erheblich besser abgeschnitten haben, .al» im Mat. Demgegenüber haben dis Kommunisten unge- Vle preisverdllllguagsoktloa -es Reiches unmittelbar bevorsteheab! Ablehnung der Lohnerhöhung und der gleitenden TenerungSikala. Berlin, 27. Oktober. Die gestrigen Besprechungen der Gewerkschaften beim KetchswirtschastSminifter über di« neuen Forderungen «ach 35proze«1iger Lohnerhöhung und Wiederein führung der gleitende» Teurruugsflala hat zu keinem Resultat geführt. Der ReichSwirtschaftSmintster hat die Unmöglichkeit «rklätt, solange die wirtschaftliche Depression andauert, von sich au» eine! derartige Erhöhung bei den Arbeitnehmern anzuregen. Di« Wiedereinführung der gleitenden Lohnskalen sek aber ganz vndlskutabel. SS wurden den Gewerkschaften neue Matznahmen de» Reiche» zur allgemeinen Verbilligung in unmittelbare AuS- Kcht gestellt. flrb»tt»mluisterkonfer»az ln Vres-ea. SinheltNch« Erweebolosenfstesorge. «re»den, 27. Oft. «om 22. bis 34. Oktober fand auf Einladung de» Reichsarbeitsministeriums in Dresden «ine Besprechung der deutschen Länder über Kragen der unterstützenden und der produktiven Erwerbslosen- fürsooge statt. An der Besprechung nahmen neben dem RetchSarbeitSministerium auch die Reich»rrbeitSv«wal- tung, da» ReichSwittschaftSministettuM und da» Reichs finanzministerium teil. Mit der Besprechung wurve ein« Besichtigung der für dieKraftwerke Freital ausge- führten RotstandSarbeiten bei Adle Krone verbunden. die »krtsthastlkche Rüumoag -es besetzte« Gebiets. Berlin, 28. Okt. Bliättermeldungen au» Gelsenkir chen zufolge sind die gesamten Anlagen des Kükeveibs- triebe» auf der Zeche «Hein-Elbe, welche der Gelsenkir chener Beygwevks-A.^. gehört, gestern von der fvan- zSsischen Verwaltung geräumt und den deutschen Eigen tümern zurückgegeben worden. FWr heute oder morgen erwartet man die Uebergabe der drei noch von Fran zosen und Belgiern betriebenen Zeche«. EeSfsaung -es Vrßsselsr Koafrreaz. Brüssel, .27. vkt. Die außerordentlich» Sitzung de» Völkerbund»rate» wurde heute nachmittag unter P«N Vorsitz Hyman»' eröffnet. Auf der TqgeSvrbnung ste hen die Kratzen de» englisch-türkischen Konflikte« und der Ausweisung der Griechen au« Konstantinopel. Vovd >Pavmvor und Fethh Bey legten für ihre Ändernden Standpunkt ihrer Regierungen in der Krage de» engltsch- tütkischen Konftikte» dar. Di« Angelegenheit wurde an den Berichterstatter Branttng verwiesen, der! eine Frist Ptksang^ i. i Mr ein Drittel Wer SttMMen verloren und noch diel schlimmer ist e» der stutzersten Rechten ergangen. Di« DeutschviMtschen, Pie nur «in Drittel ihrer Stimmen behaupten "können, müssen für die Reichstagswahlen «inen völligen Zusammenbruch gewstrttgen. Die Deutsch- natwnalen stehen Mit 25 Prozent Verlust gleichfalls wett über dem Durchschnitt de» Rückgangs in der Sttms- memahl. Einen kleinen Teil ihrer Stimmen hat die Deutsche Volkspartet bekommen, die bet den vorigen BürgerschastSwahlen die stärkste Partei (die «He nach der Sozialdemokratie) wurde. Die Demokraten «innen mit dem Ergebnis voll zufrieden sein. Der Rückgang ihrer Stimmen ist erheblich geringer, al» er. Bet dem Rückgang infolge schlechterer Wahlbeteiligung hätte sein müssen. Und da», .obgleich die Rechtsparteien den-Aus tritt einiger demokratischer Reichstagsabgeordneter in den letzten Dagen vor der Mahl skrupellos zur Stimmungs mache ausnutzten und dabet von der örtlichen Rechts presse unterstützt wurden. — Rach dem Hamburger Er gebnis kann man mit Sicherheit für die RetchDtagS- wahlen vorauStzusagenr Zusammenbruch der 'Deutfchdhlktschen, fe.hr starke», Rückgang der Deutschnattonalen und der Kommuni sten, Gewinst für die Parteien per Mitt« vonst>en Sozialdemokraten bi» zur Deut schen Volkspartet. Die Deutsche Demokratisch« Partei wird an diesem Gewinn einen erheblichen Anteil haben. > < i < ' , ! i i !' l Deutschnatisirale Bestürzung über da» Hamburger Wahlergebnis. In den meisten beutschnationalen Organen wird das Hamburger Ergebnis in einer Weise kommentiert, die eine sehr tiefe und sa begreifliche Bestürzung erkennen läßt. Ein melancholischer Ton, der von der sonst so selbstsicheren und prahlerischen Sprache bemerkenswett absticht, klingt fast überall durch. vle Vorbereitung <ier Steuerreform. Berlin, .27. Okt. Lite Vorbereitungen Aw ein« gro ßen Steuerreform, die im RetchSftnaWMtntsterium fett einigen Mocken begonnen worden find, sollen durchs«» Wahlkampf keinerlei Unterbrechungen unterliegen. Die Erhebungen de» ReichMnanzmintsteriumS über ,dte Steuereinkommen de» Jahre» 1924 sowie über Pie vor aussichtlichsten Wirkungen der ReparativnSanlei.he wor den in kurzer Zett abgeschlossen sein. Alsdann wird man daran gehen, die endgültigen SteuerpMne für daS Nächste Jahr auShuarbetten. Sie sollen in vieler Be ziehung Erleichterungen bringen. Lite Umsatzsteuer wird dorauSstchtlich gänzlich fallen. Aber auch die Einkom mensteuer soll der Notlage großer Delle de» Gewerbe« und der Landwirtschaft angepaßt werden. ES strH schon setzt Anweisungen ergangen, bet per Eintreibung her Steuern, besonder» in den landwirtschaftlichen schwär betroffenen Gegenden und im besetzten Gebiet, die Mög. ltchsten Erleichterungen zu gewähren. Im Laufs de» D^ember hofft man dann mit dem Entwurf soweit vorgeschritten zu sein, dqtz man die Vertreter der Wirt schaft, der Arbeitgeber und der Gewerkschaften gutachtlich dazu Hüven kann. Beim Zusammentritt de» neuen Reichstage« würde dann nach. Erledigung der jetzt liegen gebliebenen dringenden Gesetzentwürfe alsbald mit.der Durcharbeitung der neuen Steuerreform begonnen wer- b«.. l . I i vke -rotsch-franMfchrn havSelsverftogs- verhaa-lungeo. In Lyon fanden gestern mehrer« Feierlichkeiten statt. Der Handelsmintster hielt beim Bankett de« nationalen Komitee» eine Rede, in der er di« Notwendigkeit des Ab schlusses von Handelsverträgen betont«. Die industriellen und handelspolitischen Beziehungen zwischen Frankreich und Deutschland müssen wieder hergestellt werden durch die wechsel seitig» Zustimmung zur gleichen Entwicklung der Politik der beiden Länder, die sich ergänzen, aber nicht feindlich gegen überstehen dürfen. rkaowjt» kün-sgt -ea Sürgerkrleg ao. 3 vnd » », 37.' Ott. Rente, meldet ans Riga: Gelegent lich Ve» Ishresl»-»» des ko»«nnistisch»n Aufruhr» in -«»- durg ttu Otto»« 1»rr «rkliktt« Glnowse», »atz «in« N«»o kntton d«s deutsch«» Proletatttt« unmitttlb« »»»«rstih«. Lrvtz «ll«m Da»«», Etett und Rott« st«ht bk« entscheidrud« Schlucht uumMelt« trso» -«Würg Ist uus«r Kmupsruf uutz mich bi« G«»«tl«, daß d«r vür,«rktteg k Deutschland, uud Nicht vu» I» SsukchlaW Mttu, muckwch« wird. Die Sllarr <ler vrmon-tie. Von unserm Berliner Mtarbetter. Wenn VW Deutsche Demokratische Partei jetzt vor die Wählerschaft trift« Ml W Rechenschaft Mulogen üb« da», was sie geleistet hat, so wird sie die» mit gute« Gewissen und erhobenen Haupte» tun können, wenn man ohne Voreingenommenheit di« Bilanz au» ihren Aktiven und Passiven sieht, so wird man feststellen Müs- sen, patz sie ein recht erhebliche» Wttvum zu ihren Gunsten verrechnen kann, da» die Passiven bei weitem! überwiegt. Zum ersten Mal in der schweren Zeit nach deM verlorenen Kriege kann da» .bisherige Regierung»* system große, ja entscheidende Erfolge auswetsen, die auch der erbittertste Gegner nicht Hinwegleugnen kann. Jetzt beginnen allmählich die Früchte jener entsmungDvollen Politik zu reisen. Die die Deutsche Republik seit ihrem Bestehen betrieben hat und an der die Demokratisch« Partei hervorragend mttgewirkt hat. Der Gilb erstreif am Horizont, von dem Dr. Stresemann Par Landon gesprochen hat und Aber dm damals die Opposition von rechts und link» so billig gewitzelt hat, beginnt sich zu verbreitern und gibt un» di« Hoffnung auf den An bruch eine» besseren Tage», wenn wir auf dem bisher eingeschlagenen weg rüstig und unbeirrt wett«üpor- wärtsschretten. Der ungeheuerliche Druck, .der Mf/dmr deutschen Volke seit dem Wafsenstlllstarü) saftete^ Mt allmiählich nach und gestattet un» Wied« etwa» freier zu atmen. Die dumpfe Resignation beginnt zu weichen, wir dürfen wieder hoffen gnd «shat wieder einen Vinns zu arbeiten, tza vir Wieda darauf rechnen können, ptq Früchte unser« Mühen einzuhetmsen. Die letzten Tage haben un» die Besserung, di« sich in unserer Lage voltzpgen hat, recht deutlich vor Augent geführt. Dortmund, Hürde, .Remscheid, Lennep und Piel» andere Orte sind von da französischen Besatzung befreit worden. Rast 600 000 deutsch« MenMn sind erlöst von dem Druck feindlicher Besatzung. Die Militaristisch^ Wel le, die von Westen her über da» schütz- und wehrlos» deutsche Land hereingerollt war, beginnt Wied« zurück, zusluten. Die AuSgewiesenen dürfen wieder in ihrs Heimat zurückkehren, die politischen Gefangenen, die be jammernswerten Opf« «ine» aussichtslosen Kampfe», sind bi» auf wenige, über deren -Schicksal noch verhan delt wird, fretgelassen. Die unerträglichen Memnlasten sind der Industrie de» besetzten Gebiete» von den Schul tern genommen, die Eisenbahnen werden , in .kurzem wieder in deutsche Hände Zurückkehren, Pie deutsche Zoll einheit ist wieder hergestellt und da» besetzte Gebiet kehrt wieder unter deutsche Verwaltung zurück. Hand in Hand damit beginnt auch da» Ausland wieder Vertrauen auf die Zukunft Deutschland« Ar setzen, was sich am glänzendsten in deM über Erwarten großen Erfolg der deutschen Anleihe kundgibt. Die für die Be lebung unserer Wirtschaft.so dringend notwendigen aus ländischen Privatkredite beginnen wieder reichlicher zu stießen, die wirtschaftlichen Beziehungen zum Ausland, au» denen 20 Millionen deutscher Menschen ihren Le bensunterhalt schöpfen Müssen, bessern sich von Tag Ku Tag. Auch im Innern kehrt Ordnung und Gesetzmäßig- kett wieder «in. Der Haushalt de« Reiche», der Länder und Gemeinden ist wieder auf feste Füße gestellt und die Währung gesichert. Gewiß sind wir noch! nicht am Ziel aller unserer Wünsche, ganz im Gegenteil, die Gesun dung ist erst in ihren Anfängen, e» bleibt noch viele» zu verbessern und nachzuholen, aber die Tatsache stecht doch fest, daß e» wieder vorwärts und aufwärts geht in deutschen Landen. ' ! ! Die Deutsche Demokratische Partei darf für sich in Anspruch nehmen, .daß sie in hervorragendem Matze an dieser Festigung unser« Verhältnisse mitgewivkt hat. Vielleicht wird erst eine künftige unparteiische Geschichts schreibung alle die Verdienste.voll Mrdtgen können, di« sie sich um den Ausbau de» .neuen Deutschland erworbeft hat. Die Grundlagen unsere» Staates beruhen auf den Gedanken, die der Demokrat Prof. Preutz In seinem Entwurf d/r Deutschen ReichSverfassung ntedergelegt hat und an deren Durcharbeitung d« unvergeßliche Fried- rich Naumann so hervorragenden Anteil, gchcht .hast Der von »ubenhand schändlich.htngemordete Walter «athenau hat zuerst MU genialer Intuition Pen Weg zur wirtschaftlichen Lösung d«BeparattonSprvblems ge wiesen, der schlietzlich nach London geführt «nd uns aus dem furchtbaren Kreislauf der Ultimaten undGank- twnen herausgebracht hat. An der Durchführung dies« Politik hat ReichSbankpräsident Schacht Yen hervorra gendsten Anteil gehabt, der Mr in der Oeffentttchkeit noch nicht genug bekannt und gewürdigt iA MU sich sein Wirken Meist in vertraulichen Verhandlungen mit den ausschlaggebenden Kreisen des Auslandes vollzog. Seine Verdienste auf diesem Gebiet sind mindesten« eben so groß wie diejenigen um die endgültige Festigung un serer Währung, die ja auch von den poltttftpm Gegnern nicht bsstrttteu werd«» VymLL. De» «tehmattya»