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Nr. 817. vuer Tageblatt und Anzeiger für da» Erzgebirge. Mittwoch, den 17. September 1v>4. ordnuno über die BörsemNnsatzsteuer für Umsätze von au» ausländischen Zahlungsmitteln pesen waren und eine Bekanntmachung über BrennstoffverkausSpretse- noch Hoffnung batte, da» Leven de» Bedauernswerten « «. hallen, ist Junghann» doch gestern abend gegen KS Uhr seinen schweren Berlingen erlegen. ist infolgedessen die Forderung der dretMrmeekorp» gar» nicht an den RetchStaL gekommen..der somit an der gan gen Sache unschuldig war und im übrigen alle damali gen Forderungen de» KrtegSmtntster» beiviNtgt hat. Dritten» gab e» ISIS noch gar keine Demokratische Bartet, sodaß Ludendorfk sie gefälligst .hätte aus dem Spiel lassen sollen. Vierten» endlich ist -te Marne- schlacht, wie neulich.auch rechtsstehende Osstztere bezeugt haben „nicht verloren gegangen wegen Truppenmangel» svndern wegen kläglichen Versagens derHee- re»lettu»g. . ! ! ! i « !l_l ! vor -em En-e -es wiener Streiks. Wien, 1k. Sept. Der . Metallarbetterstretk ^wi^rd keine Verschärfung erfahren, da die Unternehmer Ihren Standpunkt aufgegeben haben.. Sie haben sich zu so- fertigen und schnellen Lohnverhandlungen beretterklärt. Di« Lohnlommtssion tritt heute zusammen. Vie Lage in Natten. Rom. 15. Sept. Da nach dem „Messaggero" in Mrezzo eine vierte Freimaurerlogenplünderei und in Ancona ein allerdings vergeblicher Versuch gemacht wur-! de die Loge anzugretfen, .ergriff -ie Regierung ener-i gische Maßnahmen zum Schütze der Logen. So wird! seit gestern in Rom die Hauptloge von Militär bewacht.» Rom, 15. Sevt. Heute nachmittag sand die feierliche i Beisetzung CasaltniS statt. Büros und Läden waren ge- 8 schlossen. Ein« ungeheure Menschenmenge staute hinter g den Absverrungsketten der Truppen. In dem protzens Trauevzuge nahmen teil: Mussolini, .die Regierung S Abgeordnete des Parlaments, sämtliche faschistische Ab- ß geordnete vaterländische Verbände, Musikkapellen und» Abteilungen der Truppen und der Miliz. . , Vie verzweifelte Lage -er spanischen Truppen in Marokko. Madrid, 14. September. Blättermeldungen zufolge soll 8 Spanien entschlossen sein, seine Truppen aus Marokko zurück-8 zuziehen. Die letzten Nachrichten lassen erkennen, daß die Lage! der spanischen Truppen immer verzweifelter wird. Die Mei°I nung in Spanien tritt immer entschiedener dafür ein. datzg Spanien dem Marokkoabenteuer ein Ende bereitet. Ceuta von den Spaniern geräumt. Paris, 15. September. Der „Matin" meldet aus Madrid: Hier, liegen neue Hiobsposten aus Nordafrtka vor. Bei Ceuta haben sich zwei spanische Regimenter für neutral erklärt, sodaß auch Ceuta fluchtartig geräumt werden mußte. Vie Kämpfe km fernen Osten. Newhork. 15. Sept. Eine soeben etngetrvffene Sonntag 1 Uhr morgens datierte Meldung de» Universal Service aus Schanghai besagt, im Norden der Provinz, Tschili nicht weit von der Großen Mauer entfernt.sei eine erbitterte Schlacht zwischen der Mandschurei- Armee und den Peking-Streitkräften im Gange. Tas Zentrum der Kämpfe "liege bei den Ortschaften Kwangtu und Ktangtang an der Eisenbahn Mulden—Peking. Tschangtsolins Mandschu-Truppen zeigten sich überlegen. London, 15. Sept. Die „Morning Post" meldet auS Peking: Die Gesandtschaften der Großmächte ha ben telegraphisch, die Intervention der Mächte im chi-4 nesischen Konflikt angerufen. Tie Mandschu-Armee steht fünf Tagemärsche von Peking .entfernt. Auch.in ihr tritt der bolschewistische Einfluß immer deutlicher her vor, da diese 'Armee auf.ihrem Vormarsch die Bildung von OrtSsowfetS angeordnet hat. 4-sUtische Rrrirdsetzarr. Dl» Stenermilderungsverordnungen. Berlin 15. Sept. Der „Reichsanzetger" veröffent licht eine Verordnung ' Mer wirtschaftlich notwendige Steuermilderungen. Darunter fallen die.Ermäßigung der allgemeinen Umsatzsteuer von 2Vs auf. L Prozent, die Ermäßigung der Gesellschaftssteuer und der Wert- papiersteuer, des KaPttaloerkehrssteuergesetzeS vom 8. April 1922. Tas Blatt bringt ferner eine „Ist. Ver- Delegiertea-Bersammlung de» SlelchSbuude» deutscher Mietervereine. In Magdeburg traten die Delegierten der zwei größten Mieter-Organisationen, der Berliner und Dresdner Richtung zusammen, um die! Beschlußfassungen der in den Verhandlun gen begründeten C'inhestAkommisston entgegcnzuiwhmeu. Hammer (Frankfurt) gab die Beschlüsse der Einheitskom mission bekannt. Die Ausführungen, die sachlich die in moua- telangen Vorarbeiten ungebahnten Etnheitsbestrebungen schilderten, fanden lebhaften Beifall. Die Satzungen, die Dr. Fischer-Werdau vor Augen führte, wurden in allen Teilen einstimmig angenommen. Auch die Wahlen der Vorstands mitglieder für den neuen RelchSbund deutscher Mietervereine verlief ohne Opposition. Die beiden Vorsitzenden der Berli ner und Dresdner Richtung gaben formelle Erklärungen ab, worin sie ihre Zustimmung zu der großen Einheitsfront be kundeten. Der neue Bundesvqxstand setzt sich aus drei Herren aus Berlin und! sechs aus Dresden zusammen. Eine einge brachte Resolution soll nach genauer Abfassung durch eine be sonders gewählte.Deputation dem zuständigen Ministerium überreicht werden. Nachdem der Sitz des Bundes bis zur näch sten Bundestagnng in Dresden festgelegt wurde, konnte als nächster Tagungsort Hamburg bekanntgegeben werden. Aus der Versammlung klang der einmütige Wille heraus, eine Ein heitsfront gegen die Bestrebungen der Haus- und Grundbe sitzer zu schaffen. Blutige Zusammenstöße in Dessau. Dessau, 15. September. Bei der Feier des Anhaltt- schen Frontsvldateutagcs ist es in Dessau während der Feier und mn Abend in verschiedenen Stadtteilen zu Unruhen ge kommen, die ein Eingreifen der Polizei notwendig machten. Durch Schüsse wurde» eiu Arbeiter und ein Mitglied des „Wehrwolf" verwundet. Aus StaäL unä Lanä. An«, 16. September. Nachtfröste. In der Nacht zum Freitag sank in der Flur von Adorf i. B. die Temperatur auf 1 Grad Reaumuc unter den Nullpunkt und glitzernder Reif bedeckte früh die Fluren. An Stellen, wo der Frost sich besonders fühlbar Machte, haben Gartenpflanzen durch Frostschaden gelitten. — Auch in der Löbauer Gegend sind die Nachtfröste in den tiefergelegenen Geländetcilcu eingetreten. Ter Fraueuverein Zelle mit Niederpfannensttel hält Freitag, den 19. September abends 8 Uhr im Sache des Mul- dentaleZ seine Hauptversammlung ab, zu der alle Frauen der Gemeinde herzlich eingeladen sind. Der Kurator, Pfarrer Meusel, wird dabet den Jahresbericht abgeben, über die Auf gaben des Frauenvereins in der Gegenwart sprechen und zu letzt einen Vortrag mit Lichtbildern über „Jesus und die Frauen" halten. Auf recht zahlreiche Beteiligung der Frauen wird gerechnet. Wünschrlrutenforschung. Wir verweisen nochmals auf den vom 18.—20. September in Aue stattfindenden Wünschel- rntenkonjires!, dessen Programm im Anzeigenteil der heutigen Nummer veröffentlicht ist. Die Anmeldungen auswärtiger Teilnehmer sind' so zahlreich, daß die Bereitstellung von Bür- gerguartieren gegen Bezahlung sehr erwünscht ist. Mel dungen wolle man im Hotel Viktoria abgeben. Der Kettenbrief-Unfug hat fetzt auch auf unsere Gegend übergegriffen. Mehrere Einwohner in Aue erhielten derar tige Briefe zugesandt mit der Aufforderung, sie mehreremale abzuschrelben und weiter zu verbreiten. Die betreffenden Empfänger waren so vernünftig, nicht auf den Unsinn cinzu- gehW und übergaben die Briefe der Polizei. Dieser Weg ist allen zu empfehlen, die in gleicher Weise mit derartigen Schreibereien behelligt werden. Eine Schlägerei spielte sich in der Nacht zum Sonntag in einer Wirtschaft im benachbarten Bockau ab. Es wurde schließlich die Sicherheitspolizei in Aue zu Hilfe gerufen, die binnen wenigen Minuten per Auto auf dem „Kriegsschauplatz" eiutraf und die Ruhe wieder herstellte. Die Kesselexplosion in der Papierfabrik Bernsbach, G. m. b. H. hat leider doch noch ein Todesopfer gefordert. Der im Kesselhause beschäftigte Heizer Wilhelm Junghanns aus Lauter erlitt bei der Explosion so schwere Brandwunden, daß sieb seine sofortige Nebcrführung ins Prinzeß-Marienstift tn Schwarzenberg nölig machte. Obwohl man dort anfänglich » » > Schauma. Feuerwehrübung. Auf Veranlassung der hiesigen Branddtrrktion fand hier am Sonntag ein», größere FeuettvehrüLung statt. An ihr nahmen teU die 1. und 2. Freiwillige Feuerwehr Schneeberg, solote die Wehren aus Neustädte!, Oberschlema, Ntederschlema und Griesbach. Der Uebung lag folgender Plan zugrunde: „Morgens gegen 7 Uhr entsteht tn der ehemals Göpfertschen Fabrik infolge Explosion eines BeuzinbehälterS ein Brand, der rasch um sich greift. Infolge starken westlichen Windes springt das F er auf Nachbargebäude über. DaS Schindlersche Fabrikgrund- stück wird ebenfalls vom Feuer ergriffen. Durch Flugasche wird Wetter das auf dem Stangenberg (Hintere Steingafse) gelegene Schürersche Wohnhaus tn Mitleidenschaft gezogen." Die Uebung wurde plangemäß und sehr exakt durchgeführt. In der sich anschließenden Besprechung dankte Branddirektor Kircheis den beteiligten Wehren für ihre Teilnahme an der Uebung und ihr tadelloses Arbeiten, wies auf die ungeheuren Vorteile einer Motorspritze für ein Gemeinwesen hin und stellte die Beschaffung einer solchen als ein erstrebenswertes Ziel hin. Gegen 9 Uhr zogen die Wehren mit klingendem Spiel nach Hause. Schneeberg. Hinter Schloß und Riegel. Dem hiesigen Amtsgericht zugeführt wurden zwei Burschen, die ge ständig sind, etwa 30 Diebstähle und Einbrüche, darunter den im Brünnlaßgute, ausgeführt zu haben. Schwarzenberg. Am Mittwochabend soll in der Handel und Gewerbeschule die Hauptversammlung deS Vereins Volksbildung abgehalten werden. Der Vorstand erwar -l dazu zahlreiche Beteiligung der Mitglieder und ist dankbar für alle Anregungen und Wünsche, die von den Mitgliedern selbst kommen. Punkt 3 der Tagesordnung: -„Zukunftsauf gaben und das neue Winterprogramm" gibt Gelegenheit zu reger Aussprache. Ferner stehen wichtige Neuwahlen bevor. Schwarzenberg. KaufmannSgerichtswahlen. Bst der am Sonntag infolge Neuerrichtung eines Kaufmanns- gerächtes für die Amtsgerichtsbeztrke Schwarzenberg und Johanngeorgenstadt stattgefundenen KaufmannsgerichtSwahl erzielte die gemeinschaftliche Liste deS D. tz. B. und des D. W. A. 422 Stimmen, der G. D. A. 172 Stimmen und der Zentralverbnnd 60 Stimmen. Nach vorläufiger Feststellung -erhalten die Liste des D. H. V. und V. W. A. 8 Sitze, des G. D. A. 3 Sitze und des Z. V. 1 Sitz, Annabcrg. Ehrlich wäihrt am längsten. Auf dem vorgestrigen Wochenmarkte hatte eine Händlerin ver sehentlich einer Kundin anstatt auf einen 5-Markschein auf einen 50-Markschein zurückgegeben, mit dem eine andere Käuferin eben bezahlt hatte. Die Empfängerin des größeren, ihr nicht zukommenden Betrages hat nun, erfreut ob des ihr unverdient in den Schoß gefallenen Vermögenszuwachses, die" sen sofort nach Hause geschafft und versteckt. Durch die Auf merksamkeit der natürlich besonders interessierten Händlerin wurde die betreffende Frau noch am gleichen Vormittag er mittelt und sieht nun ihrer Bestrafung entgegen. Reichenbach. Beamtenabbau. In der letzten Ratssitzung wurde Kenntnis genommen von der durch di« Stadtverordneten in nichtöffentlicher Sitzung beschlossenen Ab berufung des Stadtbaurates Appel und d-s Stadtrats Tillack von ihren Aemtern, von der Wahl des Stadtrechtsrates Heb» r,ich zum besoldeten Stadtrat und der, Einziehung der Stadt rechtsratsstelle sowie genehmigend von der dadurch nötig werdenden neuen Geschäftsverteilung. Werdau. JndenTod gegangen. Am Ufer der Plauener Talsperre wurde am Sonntagnachmittag ein Her- renmantel und ein Hut aufgefunden. Es liegt die Vermutung nahe, daß sich der Inhaber dieser Kleidungsstücke in der Tal sperre ertränkt hat. Bei den Kleidern hielt ein Hund Wache. Nach den im Mantel gefundenen Papieren handelt es sich um einen 21 Jahre alten Kaufmann Fischer aus Döbeln. Der Betreffende wurde nachts zuvor mit seinem Hund tn einem Werdauer Gasthof gesehen. Fischer ist bis zum 10. September in der Fetlenhauerei Holzmühle tn Birkendorf bei Oelsnitz im Vogtlande als Buchhalter tätig gewesen. Die Leiche konnte noch nicht geborgen werden. Simbach. Auslösung deS Stadtparlaments. In der letzten Stadtvexprdnetensitzung wurde das Kollegium gegen die. Stimmen der bürgerlichen Fraktion aufgehoben. Vorher wurde als Zweiter Bürgermeister Dr. Brunner au» EislebeN, der der bürgerlichen Fraktion an gehört, gewählt. Bet der Wahl kam es zu endlosen Debatten und schweren Tu multen auf den Tribünen und im Sitzungssaal. Di« HerrveghO Roman von Liesbet Dill. Oopyrigbt by U. lleucktvsnger, tislle s- 8- Fortsetzung.) Der Herwegbsche Zusammenbruch hatte die ganze Stadt in Bewegung.gesetzt. Tie Kellner erzählten es den Stammgästen, die Bademeister ihren Patienten, und es war nicht ein Brtefbote, eist Schreiber, ein Ge- rtchtsdiener oder ein Schutzmann,.der nicht kopfschüttelnd sein Urteil abgab. „Und es war unser bester Vertei diger, den hätten Sie mal Hören sollen. Alle Kollegen waren neidisch auf ihn." Die Klienten und Gläubiger stürmten da» Büro. Sie verlangten ihre Gelder zurück. Tie -Wohnung im ersten Stockwerk war wochenlang der Schauplatz erreg ter Auftritte zwischen Gläubigern und Gerichtsbeamten. In seinem mit Säcken vollgepfropften Htnterzim- strer machte Goldenberg.dem schönen Lutz eine Szene. „Von Ihnen hab ich ja nie etwa» anderes erwar tet .aber auf Ihren Bruder hätte ich Häuser gebaut. Jetzt kann ich sehen, wie ich meist Geld wiederlrteg'. Ich kann'» mir au» den Fingern saugen. Sorgen Sie nur, daß F» erscheint, .Sie wissen sa wie man da» macht. In der Metropole sind neue Amerikanerinnen eistge- trofsen. Bi» zum Herbst.muß da» tn Ordnung sein." Mit seiner Verlobung war es nicht». Aber Lutz wartete nicht erst bi» ihm die gebotene Oppen^tm den blauen Brief schickte, sondern er setzte seiner Verlobten in einem elegant geschriebenen Brief auseinander, daß er „um meine» Bruder» willen" auf sein Glück 'oer- Sichten müsse. M Die blonde Oberstentvchter war darüber so unglück lich. daß sie nach.Aegypten reifte. Er wollte seinen Bruder aufsuchen. Aber der Ge neral hielt ihn zurück. „Nee, mein Junge das lassen Sie mal lieber. Sie tragen Uniform und man weiß noch nicht, was bei der Geschichte herauskommen wird." Frau v. Herweg!) war gebrochen. Sie wollte nie mand sehen und nichts hören. Sie weinte, sobald. Fe rnand Ernsts Namen aussprach. Und seder sprach fetzt von ihm. Tri na ging mit roten Augen im Hause umher sie hatte immer so große Stücke auf Herrn Ernst.gegeben. Frau Kolltst mutzte Tag und Nacht die Vorwürfe ihres Manne» über sich ergehen lassen, weil sie ihn überredet chatte, Grete einen Juristen heiraten zu las sen .statt diesen Vetter tn NlldeShcim. .der ein Schloß am Rhein besaß und ein Geschäft tzaS Millionen ein brachte. Hatte man dafür sein Lebtag geschuftet, um das Geld einem Manne in den Rachen zu stecken, Her es zu nichts Besserem brachte wie zu einem, der Strohmat ten flocht? . „Ja, .hättest du den Rüdesheimer Karl geheiratet," sagte die gute Großmama, .„da wußte man, wa»' man hatte, oder in Gottesnamen den altkatholtschen Forst referendar, .er konnte fa übertreten. Pie Zarin hat e»> auch gemacht." ! Die arme Grete, von allen Seiten bedrängt wagte sich kaum noch unter die Menschen. Sie war zu ihren Eltern übergesiedelt. Solange die Verhandlungen über die Betrügereien ichreS Mannes schwebten, wollte sie nicht» mit ihm zu tun haben. Die Schmach lastete schwer auf ihr sie wurde gantz mager. Tie Hausknechte machten einen weiten Boden um Herrn Kolltn wenn er im Hof erschien mit seinem zerzausten Knebelbart, und die Generalin sagte de» Abend» wenn sie ihr» Haube aufsetzte r „Siehst du. Anton, ich hab'» dir immer gesagt, die Schreibtifchgeschichite damals war mir schon nie geheuer." Von diesem Schreibtischdiebstahl sprach auf einmal alle» in der Mainzer Straße. Gr war lange wie tn einer Versenkung verschwunden gewesen, .fetzt steckten die Dienstboten die Köpfe zusammen auf den Treppen man mußte s.ie immer suchten und auSetnanderscheuchen. Im Whtstkränzchen fanden hitzige Debatten statt. Nur Fräulein Schmidt blieb wie ein Fel» In diesem brandenden Meer von Nachreden hart und trotzig und sagte barsch: „Ich glaub' nit an seine Schuld und wenn sie ihn hängen." Sie hatte sich im Kränzchen mit sämtlichen Damen deshalb verfeindet, besonder» aber mit der Eichacker,. deren Schwiegersohn sie einen Tugendbolzen genannt, und am nächsten Donnerstag im „Troubadour" waren die Parkettplätze in der dritten Reihe des Königlichen Operntzause» zum ersten Male seit zehn Jahren leer. Jeden Abende wenn Fräulein Schmidt ihre Lampe verlöschte, l.ag sie noch lange wach und sah im Dunkeln ErnstS überfüllte Wandschränke, auä denen di« Staats anwaltschaft jetzt die Beweise hervorhvlte und sah ihren armen Jungen droben in seiner kalten mengen Zell sitzen, von allen verlassen. Eine wahre Wut hatte sie auf Pen verruchten Gim pel, Per sich au» dem Staub gemacht halt« samt seiner zweifelhaften Frau. Mit dem Schretbttschdiebstahl war auch.wieder der Smaragd lebendig geworden, er funkelte an allen Kaffte- tischen. „Glaubt ihr mir'» fetzt, daß.ich «D nicht war?" triumphierte Grete. ' Der Verdacht war doch auf ihr hängen«blieben. ^Fortsetzung folgt.)