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/luer Tageblatt Änreiaer für öas Ersaebirae MMZ „sprech.«»schlug Nr. V ^2«4?W.'« <r«> „ramm«, Tagrblatt flu,rr,g,biro,. Enthalten- -i« amtlichen Sekanntmachungen -es Nates -er -ktaüt UN- -es Amtsgericht» /tue. pefljchnk'ttent»» ft«t t«ip»i> ii».Ises. Donnerstag, cten 4. September IS24 Nr. 20« IS. Jahrgang Die Sicherung des Weltfriedens. Der amerikanische AbrUstungsplan. — Jeder angreifend» Gtaat als Verbrecher vor dem Haager Schiedsgericht. Wirkungen äes äeutschnationnlen Umfalls. Wer weiß — !>ventt d^e Manager in der deutschna- tionalett Reichstagsfraktion gewußi 'Hütten, das; die ^lb- kommandierung von 48 Mann zur Annahme des Reichs r .senbahngesetzes eine solche Entrüstung unter den eige nen Parteigenossen im Lande erregen würde, dann hät ten sie dielleicht eine andere Taktik rin geschlagen, ,bet- fpielsweise wären sie dann nach der Rückkehr der deut schen Unterhändler aus London in corpore umgefallen. Aber das Unglück ist nun einmal geschehen, well man sich daran gewähnt hatte, den deuischnationalen Wäh lern den grössten Widersinn zuzumuten., und nun mutz inan sehen».Wie man mit möglichstem Anstand und ohne allzuviel Verluste aus dem ärgerlichen Handel heraus- komnn. Die hauptstädtische Presse der Rechten tut es indem sie die Parole befolgt: ',«lieber das Thema darf . chl gesprochen werden!" Sie vertieft sich mit Be- l agen in die Kriegsschuld frage, in die Fruge der Räu- ii nng Dortmunds und ähnlicher Dinge, dagegen geht sie eem Konflikt in der eigenen Partei Mit grotzein Vogen u ! dem Wege. Gänzlich totschweigen kann sie gller- oingS die Kundgebungen, aus dem Lande nicht; und so werden diese denn widerwillig, ohne Kommentar yb- gedruckt. Das genügt aber zusammen mit den Nach- r chten aus den Provinzen selbst vollständig, um über die Stimmung in der Deutschnationalen Volkspartei auf geklärt 'n werden. Und diese Stimmung ist sehr bös eg n die allzu schlauen Herrn in der Fraktion, die . urch ihre blamable Taktik die Tawesgesetze zur .An nahme g.bracht, gleichzeitig aber der bisherigen Hal tung der Partei rücksichtslos ins Gesicht geschlagen ha ben. Es ist .unmöglich die Entschließungen deutsch nationaler Organisationen, deren Zahl stündlich wächst sämtlich aufzuzählen. Es genügt aber auch, festzustel len daß die treulose Haltung der Fraktion allgemein gemißbilligt und scharf.getadelt wird. Ostentativ wer den auch in den Wahlkreisen, deren Vertreter mit Ja gestimmt haben, die Neinsager gelobt. So ist eS B. dem Abq. Wallraf.gegangen,der den Landesverband Hannover-Süd nicht davon zu Überzeugen wußte, datz er Zutreffend mit Ja 'gestimmt hätte. Anderen Jasagern ist es noch schlimmer gegangen: der Vezirksverband Mittweida bringt in einer Entschließung 'zum Ausdruck, „datz unser Vertrauen zu unseren; NeichStagsabgeord- neten Herrn Prof. Tr. Hötzsch und zur Parteileitung stark erschüttert ist". Eine Klärung der ganzen Ange legenheit wird von einem möglichst bald einzuberufc- nen Parteitag erwartet. Noch rabiater sind die Deutsch nationalen in Bremen, das «zum Wahlkreis des Fürsten Bismarck gehört, der bekanntlich auch mit Ja gestimmt hat. Da hat ein Freiherr d. Hünefeld an den Vor sitzenden des Landesverbandes Bremen der Deutfchna- tionalen Volkspartei einen offenen Brief gerichtet in dem es heisst: .„Wir gedenken unter deinen Umständen uns mit der Entscheidung^dte seitens 'der Parteileitung getroffen worden ist, abzufinden. und wir erwarten datz die Abgeordneten unseres Wahlkreises unverzüg lich ihre Mandate niederlegen." Allster dem Skalp des Fürsten Bismarck verlangen die Nm Hünefeld also auch den des zweiten deutschnationalen Abgeordneten )>cS Wahlkreises des Herrn Hartz, gleichfalls eines Jasagers. Ob diese tiefgehenden Differenzen die äußere 'Ge schlossenheit der Partei nachhaltig zu erschüttern 'ver mögen 'kann man Wit Ruhe abwarten, Jedenfalls Ist bemerkenswert, dgst auch solche deutschnativnale Orga nisationen die den Londoner Pakt entschieden verwerfen, die Notwendigkeit der Erhaltung einer einheitlichen Bartet betonen, so der Landesvorstaud Pommern die dentschnationale Studentenschaft und die BiSmarckstl- Wr ein Inspektionsrecht äes Völkerdunäs. Gens 2. Sept. Ter 'Abrüstungsplan des amerika nischen Generals Bliß der angesichts des scharfen eng lisch-französischen Gegensatzes über den Garantiepakt entwurf mehr und mehr in den 'Vordergrund des In teresses rückt, sieht folgende Punkte vor: 1. Er erklärt jeden Angreifer und jeden, der einen Krieg gus anderen Gründen als der Verteidigung.führt als einen Verbrecher »über dessen Verbrechen der Haa ger Schiedsgerichtshof abzuurteilen hat. 2, Jeder Än- grifssakt und jede Vorbereitung dazu gilt auch wenn sie nicht zum Kriege führen sollte als Verbrechen. 3. Jeder bedrohte Staat ruft das Gericht an„ 4. Wer innerhalb von vier Tagen Nach Erhebung der Klage die Kompetenz des Gerichtshofes, nicht anerkennt gilt als Angreifer. 5. Als Strafe wird der Abbruch aller juristischen, .industriellen, finanziellen und kaufmänni schen Beziehungen seitens aller Teilnehmer gegen den Widerspenstigen bestimmt. Er trägt alle Kosten- ' 6. Wenn Gewaltanwendung gegen ihn notwendig werden sollte, prüft jeder Mitgliedsstaat seine Interessen und Pflichten. 7. Tie Herabsetzung der Rüstungen wird all gemein beschlossen. 8. Die 'Schaffung entmilitarisierter Zonen wird enrpfohlen. 9. Ein ständiger Beirat wird geschaffen, der mindestens innerhalb drei Jahren 'ein mal zusammen treten mutz. 10« Der V ölkerbund schafft eine ständige Nachrichtenkommission, .die überall Jnjpi- zierungsrechte hat. 11. Jeder Staat kann diesem Ver trag beitrcten und kündigen. '12. Der Vertrag tritt für! Europa in Kraft wenn fünf 'Staaten, darunter Frank reich, England und Italien, betgetreten sind. Für die übrigen Weltteile müssen Japan, die Vereinigten 'Staa ten, drei mittelamerikanische Staaten, Pier füdameri- kanische Staaten darunter Argentinien, .'Brasilien oder Chile sowie zwei afrikanische oder australische Staaten beitreten. s Die Vollsitzung am Mittwoch. Gens 3. Sept. Die wichtigste Rede bei per beute begonnenen Aussprache über den Natsbericht hielt der englische Delegierte Gilbert Murrah und zwar über die Frage des Minderheitenschutzes. Murrah brachte eine Anregung j'n der Frage der deutschen Ansiedler in Polen vor die nach dem NatSberlchte zur allgemeinen Befriedigung .gelöst.sei die aber nichtsdestoweniger zu allzuviel zwecklosen Reibungen Anlaß gebe. Das 'liege daran daß der Völkerbundsrat nach dem gegenwärti gen Verfahren immer erst eine Verletzung des -Minder- heitenvcrtrages abwarten müsse, bevor er die Schuldi gen vor sich berufen könne. Demgegenüber möchte er anregen .daß Staaten, die in Angelegenheiten der Minderheiten Schwierigkeiten hätten, aus eigener Ini tiative das Gutachten deS Rates.einholten. Die zweite wichtige Rede der Sitzung hielt von starkem Beifall begrüßt der Norweger Nansen,der vor allem bedauerte, datz der Natsbericht nichts von der Tätigkeit deS internationalen ständigen Gerichtshofes enthalte. Hierauf.erklärte der Präsident des Völker- bnndsrates Hymans. datz per ständige Gerichtshof ein autonomes Organ sei, das nicht 'vom Völkerbundsraje abhänge. daß er aber den Gerichtshof.bitten werde künftig zusammrufassende Darlegungen Mer sein« Tätig» kett der Versammlung zu übermitteln. — Der japand» sch« Delegierte Mit und der persische Vertreter Prinz, Afraed Tauleb sprächen vvm' zunehmenden Vertrauen des Orients zum Völkerbunde. Dio heutige Nachmittagssitzung der Völkerbundver- isammlung. nn der auch der heute mittag im AutoMev eingetroffene belgische Ministerpräsident Theunis teil nah m, mutzte nach kaum einhalbstllndiger Dauer Aw schlossen werden da nur zwei Redner. Procope '(Finn land) und Gurukuqui (Albanien) eingeschrieben waren. Die Debatte am Donnerstag stnd 'Freitag, Mrd aus schließlich .der Sicherheit«- und der Garantiepaktsvage gelten. Macdonald ergreift morgen vormittag um '11 Uhr das Wort. In den der englischen Delegation nahe stehenden Kreisen hört man, daß er sein Shstent > der Sicherheit und der Garantie d'or allem auf.den TchiedS- ' gerichtsgedanken aufbauen werde. Herriot wird vor aussichtlich seine Rede erst am Freitag vormittag.halten. s Abrüstung un- NMitärkontrolle. Herriot, Macdonald und Theunis suchen eine Einigung. Genf, 3. September. Im Laufe des heutigen Tages wird Herriot mit Macdonald und mit dem belgischen Ministerpräsi denten Theunis, der heute mittag hier eintrifft, versuchen, zu einer grundsätzlichen Einigung über die Frage der Abrüstung und der Militärkontrolle zu gelangen. Di« große Debatte in der Völkerbundsversammlung über den Garantiepakt und di. Abrüstung unter Teilnahme der drei Ministerpräsidenten dürfte deshalb kaum vor morgen stnttftnden, da die drei Mini sterpräsidenten heute voraussichtlich den ganzen Tag mir diesen vertraulichen Beratungen zubringen werden. preMmpfang -urch Macüonal- ««- Herriot. Genf, 3. September. Macdonald empfing heute abend die Pressevertreter aller Länder. Die zwanglosen Mitteilungen bewegten sich vor allem in folgender Richtung: Das Problem der Sicherheit sei äußerst schwierig. Es müsse vor allem festgestellt werden, was unter Sicherheit zu verstehen sei. Die Frage müsse auf ihre wahren Dimensionen im Interesse der Aufrechterhaltung des Friedens zurückgeführt werden. Der Völkerbund, der die größte Friedenshoffnung sei, dürfe dabei nicht gefährlichen Prüfungen ausgesetzt werden. Macdonald bemerkte, die wichtigste Friedensgarantie liege im Ausbau de» Schiedsverfahrens, das der einzige Weg für die endgültige Sicherheit der Völker sei. Den Earantiepaktentwurf de» Völkerbundes erklärte Macdonald als erledigt. Den ameri kanischen Entwurf betrachtet er als einen guten und nützlichen Beitrag. Ueber seine eigenen Vorschläge verweigerte er jede Auskunft unter Hinweis auf seine morgige Rede, ging aber wiederholt auf den Gedanken einer internationalen Ab rüstungskonferenz unter Beteiligung Amerikas ein. Genf, 3. September. Der französische Ministerpräsident Herriot empfing heute mehrere hundert Journalisten, denen er zunächst erklärte, daß die französische Delegation in zwei Sitzungen die vorliegenden Texte über die Abrüstung»« und Sichcrheitvfragcn und die allgemeine Lage geprüft habe, und das, morgen noch weltcre Unterhaltungen und Unterredungen siaitflnden würden. Was den amerikanischen Vorschlag über ein Sicherhcitsabkommen betreffe, so hab« er ihn geprüft und mit den amerikanischen Delegierten gesprochen, und er hoff«, die Verhandlungen mit ihnen fortzusetzen. Näher« Angaben könne er nicht machen. gend. Andererseits hört man bereits, z. B. aus deut Wahlkreis Potsdam ll. Von einer Abwanderung vin- zelner Personen und sogar ganzer Vereine zu den DeutschvUlkischen. ' Die Deutschvölklschen selbst tun natürlich alle« Mög liche, ,mn Oel in das Feuer 'zu gießen und die Erbärm lichkeit und Verlogenheit der dentschnativnalvn Taktik gebührend zu brandmarken. Sv schreibt her völkische Abgeordw'te Gielier im .Deutschen Tageblatt" (Nr. , Es könnte den viel zitierten Hund sainmern der von diesen Nmfallmännchen sicherlich fein 'Stück Brot mehr annehmen wird, ivenn nm» an die wirk lich vollend-te Knnst denkt, die ans Pie «Regie des Um fall«" «verschwendet wurde. Wie herrlich war zu sehen wie die deutschnationalen Helden ihre roten Vie VersklavnngSanträge ablehnenden Karten zückten, wie sie sie demonstrativ den Sozialdemokraten ans Her an deren Seite des Hause« und sogar den feindlichen Ver tretern in der Tlploinatenloge entgegenhiolten, nachdem ihr großer Führer und Staatsmann Hergt wenig« Tag« vorher in wahrhaft-heldischer Pos» prüfen hätü t möchte fast sagen, hier stehe ich , Ich .kann nicht anders I" Wie herrlich, wie sie auch noch wie ein Wann selbst dann Ihre ablehnenden Karten hevvorhvlteu, als. 'end lich der langersehnte Augenblick hcva machte, das ent scheidende Gesetz zu bekämpfe»,, das „das zweite Ver sailles in sich schloßt da« Glsenbahngesetz. .Da war die Hergtsche Regiekunst wahrlich auf ihrer vollen Höhe, Bis daun ein Rannen und Tuscheln bei Pen feindlichen Diplomaten oben anhnb nud ein breites 'zynisches'Grin sen sich mehr und mehr auf Ihren Gesichter»« ausprägte r unter den rote»» Karten, schamhaft bis zum letzten Augenblick versteckt« waren die wvtßen Zettel. die für das Versklavungkgesetz fttmigten, schüchtern zum Vor schein gekommen um dann, gls die Urnen nahten,schnell nnd entschlösse,« und unter dem BeifalMatschsn .der feindlichen Diplomaten in sie versenkt zn werd«,« . -. Ihr habt es nicht mit angesehen, aber sch.gebe zur eH war erniedrigend ,e» «var schamlos, es war erbärmllichl" — Jede» Wort de» Zusatz«» Würde dis Wirkung -iisjor Schilderung Mr adschwächett. Vir Klärung örr Krtrgssihul-. Vi« ««„lischen Liberalen «in«« Nachprüfung nicht abg«n«igt. London, ü. Sept., „Daily Ehrvniele" meldet di« liberale Unterhauspartet wird aey 1». GeipttzinV«» Zu einer gemeinsamen Besprechung Iwtti dem diartrlvorftand izusammentreten. Zu« Besprechung steht di« Stellung« ! nähme der Partei zu einem deutsch-franMifcheN Han delsvertrag nud zn der bevorstehenden Aufvolluna der Kriegsschuldftage durch Deutschland. An letzterer 'Frag* herrscht innerhalb de» Partei di« EenetgtAit zu «in« eingehenden Aussprache und vir« Neuprüfung de» i Schulvfrage. . I , London. ,ii. Sept. .Aaily TekairaEsagt die deut« sch, Erklärung zur Krieg,schuldfrag« wär» in einem nn* günstigen Augenblick erfolgt. Da« «satt begrüßt «t daß der Erklärung Stich«, nach nicht «In« Not« Zefghch sei, .denn es besteh« wenig Aussicht, daß bi« Frag« in Landon amtlich ausgenommen werde« ward«, wowohl st« schon imMiell Mich,« den Mitertu, «örtert UMden lsi. > .. l, , li