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Nr. 260. Auer Tageblatt und Anzeiger für da« Lrzgevwge. Mittwoch, den 27. August lud« auf all« Säle und auf Kirchen Hannover« verteilten gleich, zeitigen Sottderveranstaltungen zu erhellen. Uns interessiert vor allem die noble Art, in der sächsische Hänger die Ehre und den künstlerischen Ruf unserer engeren Heimat behaupteten. Ohne jede schönfärbende Voreingenommenheit muh gerechter weise gesagt werden, daß cS Kapellmeister Karl Pembaur von der Sächsischen StaatSoper mit der Dresdner Liedertafel war, der samt den Seinen alle Wcttstreiter in den Schatten stellte. DaS sechsstimmige „Abend im Thal" von Josef Pembaur (Innsbruck), das achkstimmige, wahrhaft schönheitgejättigte Notturno „Abendglocken am Rhein" von Reinhold Becker wur den so meisterlich gesungen, daß man die Augen schließen mochte, um, befreit von jeder äußeren Ablenkung, sich mit vollster Andacht dem Genüsse hingeben zu können. Ferner ver dient der Dresdner Iulius-Otto-Bund unter der Leitung des KirchenmustkdirektorS Borrmcinn alle Anerkennung. In sei nen Vorträgen pulste warmes Leben. Das in. Uraufführung gegebene Chorwerk „Der deutsche Rhein" von Heinrich Platzbecker war daS wirkungskräftilffte Finale, das man dem Feste geben konnte. Gute Erfindung, geschickter Satz und ein» Steigerung in den Bereich unserer Sehnsucht: Befreiung des Rheins und Aufruf an Deutschland zur Treue gegen sich selbst, — das Packte und zündete die Hörer unwiderstehlich. Dee Dichterkomponist ward stürmisch gerufen. Die deutschen Sängex zerstreuen sich nun nach allen Rich tungen. Viele von ihnen wollen den Schatz der Erinnenm- gen noch mehr bereichern und beteiligen sich an den Aus flügen nach Helgoland, nach dem Harz, der Lüneburger Heide oder, dem Hermannsdenkmal. Die Muse des deutschen Män nergesanges gibt ihnen den Segen mit. Das nächste Sängerbundesfest in Wien. Hannover, 26. August. Das zehnte Sängerbundesfest wird 1928 zum 100. Geburtstag Schuberts in Wien statt- finden« Ane, 27. August Albertzweigverein. Am 25. August 1924 hielt der Albertzweigverein Aue seine diesjährige Hauptversammlung ab. Die Vorsitzende, Fran Bürgermeister Hofmann, gab einen kurzen Rückblick auf die Tätigkeit des Vereins im verflossenen Jahres, die natürlich infolge der ungünstigen Geldverhältniße eine ziemlich beschränkte war. Man beschloß, mit frischem Mute wieder an die Arbeit zu gehen: verschämter Armut des Mittelstandes gilt es zu helfen und da gibt eZ mehr« denn ge- nug zp lindern. Der Jahresbeitrag wurde auf 3 Mark als Mindestbeitrag festgesetzt, doch hofft mau, das; jeder, der es kann, den Friedensbeitrag von 6 Mark gibt. In den nächsten Tagen wird eingesammelt werden und man bittet um willige, reiche Spenden. Am 6. und 7. September 1924 findet anläß lich des 60jährigen Bestehens des Roten Kreuzes eine Samm lung statt. Hand in Hand mit dem Roten Kreuz geht der Ab- bertverein, darum bittet auch letzterer, zu dieser Sammlung gerne zu spenden. Die Sammlung wird durch die Sanitäts kolonne angeführt mit Verkauf von Postkarten unv Abzeichen verbunden. Ungefähr 40 junge Mädchen aus der Bürger schaft werden als Helferinnen dazu gesucht und um Anmeldung in der Kochschule bei Frau Hoffmann freundlichst gebeten. Verfassungsfeier kn der Oberrealschule. Heute vormittag fanden sich Lehrkörper und Schüler zur Feier des Verfassungs tages in der.Schulaula zusammen. Zwischen zwei Klavier vorträgen zu vier Händen, Krönungsmarsch und Eriksgang MS den Folkungern von Kretzschmar bot Studienrat Hohlfeldt außerdem einen Einzelgesang: Gebet des Rienzi von Wagner und zwei Gedichte: „Deutsche Sendung" von Lienhacdt, hauptsächlich den Gefallenen gewidmet und „Deutschland und die Welt" von Wildenbruch, worin der Dichter 1889 eine geradezu erschütternde Prophetengabc in Bezug aus die Gegen wart beweist. Dann folgte die Festrede des StudienratZ Ge orgi, die, im ersten Teil in warmen Worten unserer Toten im Weltkriege gedenkend, uns mahnte, ihrem Beispiele der Pflichi- erfüllung dem Vaterland gegenüber zu folgen und weiter im Anschluß an die Reichsverfassung die Pflicht der Jugend zur Politischen Selbstcrzichung betonte. Die Feier klang aus mir dem allgemeinen Gesang von Deutschland, Deutschland über alles. Ans der Nikolaigemeinde. Ans Anlas; der kommenden' Evangelisation hat sich in unserer Nikolnigemcindc eine Ge- betsgemeiuschast Mammengeschlossen. Montags, Mittwochs, und Freitags abends 8 Uhr kommt sie zusammen, Mittwochs im großen Pfarrhaussaal, Montags und Freitags in der Nikolaikirche. Am vergangenen Montag hielt Pfarrer Letz- müller die erste Gebetsstunde. In der Gemeinde wird dem Gebetskreis viel Interesse entgegengcbracht und eS steht zu er warten, daß er sich durch Anschluß vieler bedeutend erweitert. Mütterabend. Morgen Donnerstag, den 28. August, .abends 8 Uhr, findet im Stadthause im Säuglingsfürsorge- .zimmer ein Mutterabend statt, wozu all« Mütter der Stadt Aue herzlich etngeladen sind, , Die sächsische SinzelhandelS.Gemeinschast hält, wie schon erwähnt, am Freitag, dey.LS, Augusts vorm. »111 Uhr, in den Räumen der früheren Ersten Kammer im LandtagSgebäube zu Dresden ihre diesjährige Vertretertagung ab. Herr Finanz- Minister Dr. Reinhold (Demokrat) ivird hierbei ein Referat über „Staatsfinanzen, Steuerpolitik und Wirtschaft" halten. Alsdann gibt der geschäftsführende Vorsitzende Professor Dr. Kastner, M. d. L-, einen Geschäfts« und TätigkültSbertcht, in dessen Anschluß akute Wtrtschastssragen aller Art zur Dis kussion stehen. Keine Zuschläge für Nachlvsungen bei ZngSverspätungen. Um Härten in der Erhebung von Zuschlägen bei unverschuldet ten Nachlösnngen zu vermeiden, ist angeordnet worden, daß von der Erhebung eines Zuschlags dann abzusehen ist, wenn die Reisenden wegen Verspätung des Anschlußzugs auf Ueber» gangsstationcn keine Fahrkarten zur Weiterfahrt lösen können. Ab 1. Oktober Friedensporto nach dem Ausland. Der Internationale Postkongreff in Stockholm faßte den Beschluß, die Gebühren für Briefe und Postkarten auf den Vorkriegs- stand herabzusetzen. Die Stockholmer Konvention tritt mir dem 1. Oktober.1925 irr Kraft. Mit diesem Beschluß wird, auch der deutsche Ausländsbrief von 30 auf 20 Pfennig und die Auslandspostkarte auf 10 .Pfennig herabgesetzt werden. Negimentstag Landwehr 167. Zur Erinnerung an die Wiederkehr des ,10jährigen Negimentsgründungstages findet am 6. und 7. September 1924 in Crimmitschau das dritte Landwehr 107er-Wiedersehensfest statt. Umfangreiche Vorbe reitungen sind zur Ausgestaltung dieser Wiedersehensfeier getroffen. Alle ehemaligen Angehörigen des Feldregimentes und der Ers.-Batl. sind herzlich eingeladcn. Auskünfte über die Gesamtveranstaltungen erteilt Alfred Wetzel, Leipzig- Volkmarsdorf, Kirchstraße 4, oder Curt Häußler, Aue, Linden straße 16, 2. , » , Zwönitz. Jäher Tod. Die in den 60er Jahren stehende, bei ihrer Tochter hier besuchsweise weilende Frau Gothel, gebürtig aus Neuwelt, klagte beim Weg nach dem Bahnhof über plötzliches Unwohlsein. Ihr Zustand ver schlimmerte sich derart, daß sie in das frühere „Hotel zur Eiche" gebracht werden mußte, wo kurz darauf der Tod ein trat. Der Arzt stellte Herzschlag fest. Hohenstein-E- Die von auswärtigen Blättern gebrachte Meldung von einem Grubenunglück auf dem Kaisergrube» Kohlegfchacht, wobei 18 Bergleute verschüttet sein sollen, ist, wie das Hohenstein-Ernstthaler Blatt mitteilt, erfunden. Simbach. Abmarsch der Hilfs Polizei. In den nächsten Tagen wird die Inspektion Leipzig der sächsischen Hilfspolizei das. Industriegebiet Limbach-Oberfrohna verlassen. Während der Dauer von 6 Monaten war die Inspektion unter der Führung des Polizeimajors Deißner damit betraut, für Aufrechterhaltung der Ruhe und Ordnung in dem ihr zuge wiesenen Schutzgebiete Sorge zu tragen. Düben. Einen furchtbaren Fund machten Rad fahrer mn Sonntag im Walde. Sie entdeckten, noch rauchend, die verkohlte Leiche eines Mannes. Der Kopf war angerußt, wies aber mehrere Hiebwunden auf. Die Hände hatte die Leiche fest nm einen Baum gekrampft. In der Nähe der Fund stelle waren Antospuren, vermutlich handelt es sich um ein Verbrechen. Die Persönlichkeit des Toten konnte noch nicht festgestellt werden. Grimma. Mü'hl en brand. In der Großmühle in Grimma entstand ein Brand, der die Weizenmühle vollständig einäscherte. Die Roggenmühle und der Getreidesilo konnten durch die Tätigkeit zahlreicher Feuerwehren auch aus der Um gebung gerettet werden. Verbrannt sind außer der Einrich tung und verschiedenen Maschinen sehr große Mehlvorräte. Der Schaden ist bedeutend. Ebersbach. Schwer hineingefalle-n ist ein Ge- orgSwalder Bäckermeister, der in den letztest Monaten schwung haften Schmuggel, von Sachsen nach Böhmen hinüber betrie ben hatte. Infolge der zollfreien Einfuhr sind Südfrüchte in Sachsen viel billiger als in Böhmen. Der Bäckermeister ver kaufte! sie in den Bezirken Leipa und Bensen, wurde jetzt aber angezcigt und zu einer derart hohen Strafe verurteilt, daß er, nm sie bezahlen zu können, ein großes Darlehn auf sein Grundstück aufnehmen mutz. Mit ihm verurteiÜ wurden auch mehrere Kaufleute aus Nordböhmen, welche die Südfrüchte gekauft und weiter veräußert haben. ' Zittau. Zuckerfchm ugael. Ein GeorgSwalder Be wohner, der mit einer Fuhre Klee nach Sachsen fuhr, hatte auf dem Wagen eine beträchtlich« Meng« Zucker verborgen, der von einem sächsischen Grenzbeamten entdeckt wurde. Der Fuhr- mann wurde in Hast genommen und der Zucker beschlagnahmt. Aunst unä Wissenschaft. Reue Augen für Blinde? Aus Amerika kommt wieder einmal eine jener ärztlichen Sensationsnachrichten, die mit größter Vorsicht ausgenommen sein wollen. Wie Dr. Theo dore Koponyt von der Universität Chitcago soeben öffentlich bekannt gibt, ist er nach siebenjährigem Studium und Der. suchen zu der Ueberzeugunq gekommen, daß eS durchaus im Bereich dec Möglichkeit liegt, das menschliche Auge in unver. sehrter Sehschärfe zu überpflanzen. Doktor Koponhis Ent deckung wird in der amerikanischen Presse von unbekannten Aerzten als ein Ereignis gepriesen, das ganz dazu angetan sei, auf dem Gebiete der Augenheilkunde eine durchgreifende .Umwälzung hervorzurufen.- Neues aus aller Welt. UeberschwemmungSkataftrophe in der Altmark. Magdeburg, 26. August. Die Altmark ist durch die star- ken Niederschläge der jüngsten Zeit von einer Ueberschwen- mungskatastrophe heimgesucht worden, die an Umfang daS Hochwasserunglück von 1909 weit übertrifft. Im Kreise Oster burg ist eine. Fläche von etwa 120 000 Morgen von den Fluten bedeckt. Die Ernte kann hier als vollkommen verloren angesehen werden. Heute morgen weilte hier eine Regierungs kommission, um ein Hslfswerk etnzuletten. Schwere Hochrvässerschäden in Ostpreußen. Bei der Mühle Adlig-Neuendorf an der Chaussee Königsberg-Tapiau brach am Sonntagmorgen infolge Hochwassers der Staudamm am Mühlensee in einer Breite von etwa 100 Metern. Die Wa;- ,sermassen ergossen sich in das Land und rissen die Stallgebäude der Mühle fort. Pioniere der Königsberger Garnison sind zur Hilfeleistung eingesetzt. Ein mit sechs Personen besetztes Booi das den Mühlensee überqueren wollte, kenterte. Drei Per sonen ertranken, während die drei anderen durch Pioniere gerettet wurden. Die Eisenbahnverbindungen nach den Nach barstädten sind unterbrochen. Zwei junge Mädchen tot aufgesunden. Aus Helmstedt wird gemeldet: Aus dem Strohmühlenteich wurden zwei junge Mädchen als Leichen gelandet. Nach dem Inhalt eines am Ufer vorgefundenen kleinen Koffers handelt es sich um eine Marie Leipold und . eine Luise Renneberg aus Oschersleben. Ob ein Verbrechen oder Selbstmord vorliegt, wird die Unter suchung ergeben. Das Opfer einer Autofalle. In der Nacht zum Dienstag wurde auf der Potsdamer Chaussee in Zehlendorf der 26 Jahre alte Kaufmann Fritz Haller, der tn Wilmersdorf bei Berlin wohnt, besinnungslos in der Mitte der Chaussee aufgefunden, während fbin Motorrad zehn Meter von ihm entfernt lag. Ferner wurden ein offener Rucksack und eine leere Brieftasche vorgefunöeN. Wenige Meter.weiter entdeckte man eine sog. Autofalle, deren Spanndraht zerrissen war.' Haller hatte eine Gehirnerschütterung davongetragen und wurde in bewußtlosem Zustande abtrcmsportiert. Nach der ganzen Sachlage zu ur. teilen, handelt es sich um bis jetzt noch unbekannte Täter, die ein Drahtseil csuer über die Straße gespannt haben, um Auto mobile zum Sturz zu bringen und sie nachher auszuraüben. Brandstiftung als Ehescheidungsgrund. Am Sonntag früh meldete sich im Leipziger Polizeipräsidium freiwillig ein Mann, der sich selbst beschuldigte, den Brand der großen Feldscheune in Großstädteln am Sonnabendabend angelegt zu haben. Die polizeilichen Feststellungen haben die Richtigkeit dieser Selbstbeschuldigung erwiesen. Es ist der seit kurzem wohnungs- und stellungslose 34jährige Ingenieur. Johannes Kfützner aus 'Datteln, Kreis Recklinghausen. Wegen Ehe. zwistigkeiten hat er seine Familie am 11. d. M. verlassen; am 20. 8. ist er in Leipzig zugereist und seitdem hier meist planlos umhergeirrt, bis in ihm her Entschluß immer mehr zur Tal heranMfte, durch eine Strafhandlung einen Ehescheidung^, gründ herbeizuführen. Sein Weg führte ihn zufällig über Gaschwitz nach, Großstädteln in der Nähe der erwähnten Feld scheune vorüber, wo er angeblich bet völlig klarem Verstand« mit Streichhölzern die Brandstiftung auWhrte. Er ist dann ruhig seines Weges nach Leipzig zurückgegangen, um seine folgenschwere Tat der Polizei etnzugestehen und seiner Be> strafung entgegenzusehen., Verantwortlich für den gesamten Inhalt: Paul Selbmann. Druck u. Verl.: Auer Druck- u. Berlagsgefellsch. m. b. H.. Aue Bunte Zeitung, das funkenöe Luftschiff. Nodio-Lnperiment« mit dem Amerika-Zeppelin. Die Probefahrten des für Amerika bestimmten Zcp- velinluftschiffcö, die in den nächsten Tagen beginnen sollen werden sehr interessante .Experimente auf.dem Gebiet des Funkwesens bringen. Die Nadiostation des Schiffes, die mit starken Sende- und Empfangsstationen der „Telefunken-Gesellschaft" ausgerüstet ist kayn sowohl mit allen großen Emp fangsstationen sprechen, .als auch -Signale geben. .Die Station ist.so stark, daß.selbst.gewöhnliche Empfänger apparate imstande wären, .mit'dem Luftschiff ans.«grö ßere Entfernung in Kontakt zn bleiben. Die zahllosen Amateurfunker werden von dem Experiment nicht viel profitieren.da die Meldungen zwischen dem Luftschiff und den Erdstationen nach einem bestimmten Code aus getauscht werden. Bet Pan Probefahrten soll die größt mögliche Reichweite der Anlage ausprobiert werden. Bet einer Fahrt über Deutschland und der Nordsee die möglicherweise bis nach Schweden ausgedehnt werden soll dürfte sich das Schiff von seinem Heimathafen etwa 1100 bis 1200 Kilometer entfernt befinden. Man will von dort aus sowohl mit der Friedrichshafener.Werft als auch mit Schweizer Stationen in drahtlosen Ver kehr treten. Die amerikanische Regierung hat unweit Newhork eine riesenhafte Funkstation errichten lassen ^die versuchen will, mit dem Luftkreuzer von dem Augen? blick seiner. Abfahrt bi- gur Landung in Amerika Du Bindungbleiben. _ Slaublümeleln. Man hat mir eine Blume geschenkt. Ms Ich die Korridortür öffnete, stak am Türknopf in Seidenpapier gehüllt., ein blühendes Sommerkind, .die BWe ein we nig geöffnet mit schlanken grünenden BMttern um wunden. daß.es wirklich.hübsch aussah. ES lag durchaus kein Anlaß vor mir .ein solches Geschenk zu machen. Ich hatte mich weder verlobt noch kam ein sonstiges glückliches.Familieneretgilts in Frage. Man wird daher, ohne daß ich es besonders her- borhebe ^rnetn Erstaunen begreifen und auch das Kopf zerbrechen das dieses lieblich duftende Ereignis her vorrief. Wer war der Spender? Meine Bekannten kamen nicht in Frage. War'S eine kecke Leserin die mittels deS langstieligen Blumenkindes sich eine zarte Andeutung erlauben wollte? Aber das schien gewagt und phantastisch. Zwar habe ich selbst einer jungen Schauspielerin zu Weihnachten eine ganz große Schachtel Konfekt geschickt^ ohne ein Wort dabei zu sagen, nur um ihr eine Freude zu Machen —gber das ist .keineswegs ein Parallelfall. Denn sch hin keine bildhübsche Schauspielerin, sondern trag« eine Horn brille. . ' > Ich! hatte das Blümlein in eine Vase gestellt und war kopfschüttelnd ins Büro gegangen. Die Kollegen lächelten. Forschend betrachtete ich! die..jüngeren Da men^ Pie die Schreibmaschinen bevölkerten. Aber ihre Aeugletn guckten sa unschuldsvoll in die Weitster war nichts zu ermitteln, Auf dem Nachhauseweg interviewte ich.nacheinan der da» Zistarrett-- öfid dnS BückelfrKUKitt und kaufte zu diesen-. Zc .Apfelkuchen mit Ochkassahne. 8«o^ ÄiäHilös Lils «rM imschuldia. an utLrfaK. Vor der Haustür traf ich! Lotts auS der Nachbar wohnung. Als sie mich! kommen sieht wendet sie daS Köpfchen. Nanu? Es half ihr nichts! Vie versuchte zu lächeln. Ich hatte aber doch richtig gesehen r verweinte-Aeuglein — die Haarschneckerl ein wirres Durcheinander. „AuS LS" — flüsterte sie unter Tränen. „Aber Fräulein Lotte! Sie haben daS gute Sei dene an und heulen auf offener Straße? Haben Sie Geburtstag?" ! Lotte nickte. Und dann begann sie zaghaft zu spre chen. Nicht bloß, .daß.er nicht.gekommen wäre — auch keinen Brief oder eine Takel Schokolade oder so etwas — es war erschütternd. Natürlich wußte ich längst Bescheid. „Kommen Sie mit hinauf," Mte ich, und Machte geheimnisvolle Augen. „Und dann hören Sie genau zur also „er" ist Jein Schuft — „er" hat nichts vergesset,, sondern auS lauter Verliebtheit den Knopf verwechselt — .einen Augenblick!" Ich schloß auf — .raunte in«. Zimmer und brachte meine.japanische Blumenvase herbei. Lotte tupfte mit zitternden Händen die Freuden- tränen fort. Tann nahm sie behutsam den Gruß ihre» Liebsten in Empfang. Und dann setzten wir uns beide auf dis »berste Treppenstufe und aßen den Apfelkuchen auf... , Ein Frechling. Gin Mann steckte an einer kletnm Sta tion seinen Kopf zur Tür der Abteils herein. „Hat jemand etwas Kogncck? Nebenan ist eine Frau ohnmächtig geworben? Jemand Uchte ihm eine Flasche. Er setzte sie an, und tat »tuen herzhaften Schlack. „Danke", sagte er, sie zurückretchend, „mir wi^ ganz elend geworden bei dem Anblick." »