Volltext Seite (XML)
> > - — « > . 3 ron I UI ro ISS lulolä 0LS Inkek 0.25 Z 0.48 . 1.Ü0 .2.25 5 0.1 L ' bizt »über lüsslllll wästäurod beiden, m Stmmpt. tcsu, »mmsr. n unö kerei- n«n ck» bei ntrlktt. »trilt. Huer Tageblatt ^nz»I,»n»r»If«i dl« sü, Bn»«Ii»t> au» »u« im» Um««,,«» « »»l»pf,««I,<, »«»- »örtl„ >»«»,1,,« »» «.ldpf-a-Ig«, amtlich, z,it, « »»i»pf»««I,,. - rgramm», Lag.blatt flu«rzg«b!rg,. Enthalten- -le amtlichen Bekanntmachungen -es Nate» -er Lta-t UN- -es Amtsgerichts fiue. postsch.ck.Koniv! Nmt L.ipzi, n». 1»»,. --MM Anzeiger für -as Erzgebirge Nr. 185 Sonnabenä» äen 9. klusiust 1924 19. )ahrgrmq Ium 11. August 1924. Mancher Deutschs, vielleicht besonders manche deut» sche Frau, wird am 11. August, wenn die schwarz-rot« Mdene Fahne sie grüßt, .sich fragen: „Warum feiern wir den .11. August? Ist der Tag wirklich wert, gefeiert zu werden?- Ihnen möchte ich heute ein Wort über den 11. August und seine Bedeutung für unser deutsches Volk sagen. — Man hört leider noch immer.so wenig anerkennungSvolle Worte über die Weimarer .Verfas sung, wenn auch meistens nur von denen, die Dieselbe ebenso wenia ^gelesen haben wie die Verfassung, die Bismarck seinem Volke vor Jahrzehnten gab. Im Kai serreich Deutschland war man aber weniger kritisch, als man es der jungen Republik gegenüber zu sein für » sttaschält. Wenn all die gedankenlosen Kritiker sich doch einmal die Mühe machten, sichln die Weimarer Verfassung mit Ernst zu vertiefen, sie würden erstaunt sein, über die Fülle der Aufgaben und Ziele, die sich das deutsche Volk selbst stellt. Schon allein der Satz: Einig in seinen Stämmen" würde von ihnen als aller größte Aufgabe erkannt werden müssen, als die Ausgabe, die sich ein Volk stellen kann und muß, wenn es etwas leisten will. Die deutsche Einheit darf nicht Lefährdet werden, wenn eS auch um und in Deutschland brandet und braust, .so dachten die deutschen Minner und Frauen, die uns in Weimar die Verfassung gaben. Aber diese Aufgabe bekommt erst dadurch Sinn, daß, durch sie dem neuen Reiche neue Ziele und immer wieder neue Auf gaben gegeben werden, die feder Staatsbürger kennen und erkennen sollte: Freiheit und Gerechtigkeit, inne rer und äußerer Friede, .Förderung, des gesellschaftlichen Friedens. Hier stehen soziale und sittliche, hier stehen völkerversöhnende Zwecke neben der großen nationalen Aufgabe. Was die alte Verfassung nicht erwähnt Hai, hier steht es an erster Stelle, das sittliche, kulturell- und soziale Etngestelltsein des ganzen deutschen Volkes Fichte und Kant waren es, .die die Männer und Frauen in Weimar führten, so, daß sie eine Verfassung «schufen, "die im deutsch-sittlichen Boden wurzelt. — Während der 1. Teil der Vcrfassuna..stch mit den Rechten des .Volkes auseinandersetzt, stellt sie im zweiten Teil den Rechten des Volkes, die es sich selbst gibt, die ernste Pflicht der Mitwirkung pm Staat gegenüber. Welch ungeheurer Fortschritt ist das gegenüber anderen Verfassungen. Man hat in Weimar wohl gewußt, daß da, wo.man nur von Rechten spricht, sich Eigensucht einstellt, und die Selbst sucht die Oberhand gewinnt. Die Weimarer Verfassung legt Wert auk die Erziehung, auf die Selbsterziehung des Volkes zu wahren Staatsbürgern. ES wird dem deutschen Volke eingeschärft, daß feder verpflichtet ist. nach Maßgabe der Gesetze, .persönliche Dienste für,den Staat und die Gemeinden zu leisten; daß jeder zu den öffentlichen Lasten beizutragen hat. Das sieht so we« nia aus, und nimmt doch mit ein Paar.Worten vom mn en Menschen Besitz Hier wird die Ges nuuiig ge lud rt dw Naumann schaffen wollte. Er wollte in td m Staa!sbür?er das rechte Verständnis für den Staat we en und fördern. Er wollte, was die Verfassung will, daß der Staat für jeden Staatsbürger die gleich« Bedeutung hat, ohne Rücksicht auf Stand oder Gesell«! schaftsklasse, ohne Rücksicht auf ererbte oder erworbene Kultur. Jeder Staatsbürger soll wissen, daß er ohne den Staat kein wertvolle» Leben führen kann, und daß er daher aus innerer Gesinnung und lleberzeugung, nicht bloß aus Zweckmäßigkeit, für ihn leben soll., Die Verfassung betont immer wieder, daß alle.StaatSbür ver. Männer und Frauen, por dem.Staate gleich sind. So sieht es auch der Staat für seine Pflicht an, dafür 'u sorgen, daß jeder ohne Rücksicht auf soziale, politische und religiöse Unterschiede seine Fähigkeiten auSbtlden und entwickeln kann, er verlangt aber als Gegenleistung, daß jeder ohne Ausnahme, sein Können und Wissen in den Dienst -es Staates stellt. — Wie weit find wir noch von diesem hohen Ziel entfernt k Wie wenig .Deutsche haben sich seit den Weimarer Tagen mit der Verfassung beshäftigt. um ihre Rechte und vor allem Ihre .Pflich ten kennen zu lernen. In vielen Gegenden Deutschlands 'mt man fetzt Kurse in der Staatsbürgerkunde eingerich tet In der Hauotsache waren Lehrer und Lehrerinnen die Teilnehmer an diesen Kursen. Staatsbürgerkunde soll in den Schulen mehr al» .fe getrieben werden, da mit dis Schüler die Gesinnung mttnehmen, auf -er der neue Staat sich aufbauen kann, auf der aber auch! die Würde und da» Ansehen -es deutschen Reiche» sicher Men kann. Der 11. August! Wir wollen ihn feiern mit dank barem Herzen, dankbar sein den Deutschen, die in mühe voller Arbeit das große Werk schufen, das Staatsgrund- wsetz da» in schwerer Zeit dem deutschen Volke wieder N'cht bracht Was wäre geschehen, wenn diese Grund- armen des deutschen Staates nicht mit solcher Schnel ligkeit Rechtsgültigkeit erholten hätten? Wenn deutsch« Entschlossenheit nicht in da» herrschende Chaos einge- ariffen und mit starkem Willen das neue Werk geschaf fen hätte? Deutschland stand vor der.Auflösung. Das ist Sott sei Tank verhütet worden, und darum haben wir das Recht und die Pflicht^ den 11. August.al» BylkK- feiertag zu begehen, an dem wir uns wieder und wie der geloben, den Weg zu gehen, den die Verfassung uns weist: den Weg zur nationalen Einheit, zu gemein samer kultureller Arbeit, zum sozialen Ausgleich und zur internationalen Bedeutung. Dann mögen die Wo gen um uns her noch so hoch gehen, wir wissen: daN Haus maa zerfallen, was hat's denn für Not? Ter Geist lebt in uns allen, und.unsere Burg, ist Gott. vl« Demokratisch« Jagend zum Verfassungstag. Am fünfjährigen Jahrestag -eS Inkrafttretens der Neichsverfassurm bekennen wir erneut unsere Treue zur Demokratischen Republik. Wir begrüßen sreudig die Tie Verhandlungen in London vollziehen sich noch immer unter strengem Ausschluß -er Oeffentlichkeit und das Geheimnis scheint noch -esser gewahrt zu werden als früher, seitdem die deutsche Delegation an den Be-' ratunaen teilntmMt. Es ist ausdrücklich verabredet worden, daß amtliche Berichte nur durch-en Vorsitzen den der Konferenz auf Grund gemeinsamer Verabredung der Delegationen herausgegeben werden und daß über Etnzelergebnisse nicht vor Abschluß der Beratungen be richtet werden soll. Dadurch soll offenbar verhindert werden, daß -ie nationalistische Opposition in Frank reich und in Deutschland an irgendeinem EinzelergebntS einhakt, es zum Gegenstand ihrer demagogischen Künste macht, die eigene Delegation etnschüchtert und so wo möglich das Ergebnis der gesamten Konferenz_in Ge fahr bringt. Wir müssen uns deshalb mit Geduld fas sen und ein endgültige» Urteil über das Erreichte so lange zurückhalten, bis die Konferenz zu einem Abschluß gelangt ist. Schon jetzt aber können wir immerhin auf Grund der vorliegenden Presseberichte einige Feststellun gen machen, die auch schon von Wert sind, wenn wir uns auch eine spätere Korrektur auf Grund der amt lichen Berichte Vorbehalten müssen. Von guter Vorbedeutung für den Verlauf -er Kon ferenz .ist .es, daß in' London zum ersten Mal -ie ge sellschaftlichen Beziehungen zwischen deutschen und französischen Staatsmännern wieder ausgenommen wor den find. Man wird im deutschen Volke, nach allem was vorgefallen ist. nicht allzuviel Wert darauf legen, daß unsere Minister mit den Franzosen Höflichkeitsbe suche anStauschen und dabei mit ihnen banale Redens arten wechseln Wir müssen uns aber vergegenwärti gen. daß da» Verhalten der Franzosen in London einen erheblichen Fortschritt gegen früher darstellt. Es ist ein Beweis für den Gesinnungswechsel, der sich an der Seine vollzogen hat, daß. die französischen Staatsmänner den Deutschen gegenüber wieder die Gebote gesellschaftlicher Höflichkeit beachten dürfen, ohne daß die nationalisti sche Preßmeute deswegen wie besessen über sie herfällt. Jedenfalls können wir uns kaum vorstellen, wie ein ge sellschaftlicher Verkehr zwischen den deutschen und fran zösischen Delegierten möglich wäre, wenn Potneare noch an der Spitze der französischen Delegation stände. Auch in sachlicher Beziehung scheinen sich die Verhand lungen mst der französischen Delegation leichter abzu spielen al» man nach dem Verlauf de» ersten Teil» -er Konferenz befürchten mußte. Di« Hauptpunkte, bezüglich deren eine Einigung er reicht ist, sind nach zuverlässigen Meldungen folgende: 1. Der DaweSPlan wird zehn Tage früher in Kruft tre ten, al» ursprünglich vorgesehen. 2. Tie wirtschaftlich^ Räumuno de» Ruhrgebiet» erfolgt zu einem früheren Zeitpunkte, als vorgesehen. Li« Bestimmungen betref fend die Zölle werden in fünf.statt in sechs Wochen durchaeführt werden, die Bedingungen für di« Bergwerke in sechs statt In acht Wochen. 3. Ein deutscher Verzug in den Reparationszahlungen soll lediglich erklärt wer den, wenn er willkürlich und nicht, .wenn er offenbar ist. Auch in anderen Punkten haben sich die beidersei tigen Standpunkte bereit» so, beträchtlich genähert, daß eine Einigung in nicht allzu ferner Aussicht stehti. Allerdings ist -ie Konferenz noch nicht über -en Vera gelangt solang« nicht eine Einigung über die mi- l'tär'shc Räumuno de» Ruhrgebiet» erzielt wvrjden ist. Hier liegt der wahre Prüfstein für die Gesinnung -er Entwicklung der republikanischen Bewegung, für die ge rade itt diesen Tagen die ReichStagung der ZentrumS- JUaend ein Kennzeichen war. Der VerfassungStag ist Uns nicht nur ein Feiertag, an dem wir befriedigt-ge schichtliche Rückblicke anstellen, nicht nur ein reiner Programmtag kür Zukunftspläne, sondern ein Kampf tag. . ! Die Demokratische Jugend steht iN einer Reihe mit den politischen Gruppen, die da» Weimarer Berfas- sunaswerk geschaffen und geschützt haben> Sie mahnt alle älteren Republikaner, -ie aktiv und verantwortlich! in der Politik stehen, vor allem die Gemeinsamkeit de» Weimarer StaatsbewuUsetnS al» Richtschnur ihre» po- Mischen Handelns zu wahren. Gegenüber allen Geg nern nach.außen und nach.innen stehen wir ein für die freie soziale deutsche Republik. Reichsbund Deutsche« Demokratischer Äugend. LeMmer. Ghßling. Franzosen und alleS andere muß Lurücktreten -hinter dieser Frage, die für Deutschland nun einmal die ent scheidende ist. Die Verhandlungen darüber finden be kanntlich nicht in den oM-tellen Sitzungen der . Kon ferenz Katt, sondern in besonderen Besprechungen, -ie neben den Konferenzsitzungen herlaufen und die durch den Besuch von Marx und Stresemann bei Herriot er öffnet worden sind. Auch auf .französischer Seite ^be ginnt man jetzt einzusehen, daß der übrigen» von Herriot selbst nicht gebilligte französische Vorschlag, die Beset zung -es Ruhrgebiets noch um zwei Jahre M-verUtn- aern, nicht aufrechterhalten werden kann. Man will aber die Besatzung Mcht ohne deutsche Gegenleistung zurückziehen, doch ist man sich innerhalb der französi schen Delegation offenbar noch nicht einig, auf welchem Gebiet die deutschen Kompensationen zu suchen seien. Während die Industrie einen günstigen Handelsvertrag mit Deutschland verlangt, -erlangen die Militär» be sondere Garantien in der Sicherhettsfrage. Aus Pari» wird unterm 8. August drahtlich ge meldet: Ter Sonderberichterstatter de» „Petit Part- sien" glaubt zu wissen, daß General Rollet gestern abend dem englischen Premierminister einen Plan zur mili tärischen Räumung -eS Ruhrgebietes unterbreitet hat. Dieser Plan legt Deutschland nachstehend« Bedingungen auf: . 1. Demobilisierung der grünen Polizei; 2. Durchführung pnd wirksame Nachprüfung der Entwaffnung Deutschlands. Außerdem sieht der Plan vor, daß -ie Besetzung der Kölner Zone durch die britischen Truppen, und zwar jm Auftrage des Völkerbundes, bis zum defini tiven Abrücken der französisch-belgischen Garnl o en eu dem Ruhrgebiet fortgesetzt wird. herriot fährt nach Paris. Paris, 8. August. Wie Hava» au» London meldet, werden der französische Ministerpräsident Herriot, -er KrtepSminister Rollet und -er Finanzmtntster Llemen- tel morgen, Sonnabend nachmittag nach. Part» abreisen, eventuell im Flugzeug, um den Mtnisterrat zu befragen, welche Stellung die französische Delegation zu den Fra gen der militärischen Räumung -nd zur Beibehaltung der .Eisenbahner einnehmen soll. Di« drei Delegierten beabsichtigen am Sonntag übend wieder in London zu sein. ' I ! ! Diese Reise darf, wie Hava» feststem,, nicht al» -a» Eintreten einer Krist» aus der Londoner Konferenz-an gesehen werden, sondern lediglich al» «in Wunsch de» Ministerpräsidenten, am Tage Vox wichtigen Entschei dungen die Ansicht seiner Mitarbeiter zu hören. Weiter berichtet Hava», -aß im Prinzip zwischen den alliierten und den deutschen Sachverständigen «in Ein vernehmen in der Frage der von Deutschland verlang ten Garantien und in der Frag« del» Schiedsgericht» im Falle eine» Konflikte» zwischen dem ZahlUng»au»schu- und Deutschland unter hem Vorbehalt der Billigung durch die ersten bevollmächtigten LelegationSsührer be reit» hevaestellt sei. « London, 8. August. Di» heute verbreitete Nachricht, daß -a» Ergebnis der bisherigen verhandlunaen durch da» Ntchtzustan-ekymnwn einer internationalen »nüihe gefährdet würde, beruht nach unserer Kenntnis der Linie auf unrichtiger Information. Da» Ergebnis -er gestrigen Sitzung de» Rata» der „vierzehn* besteht in der ausdrücklichen Anerkennung de» deutschen Stand- Bisher erzielte Ergebnisse in London. Der neue französische RLumungsplan. — Herriot reist nach Paris.