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p,tlt,«iu f«l ,u» H„ u»t ll» ««— amtlich, -,1t, « «»itpfäaat,,. 'Sktumnir Lagadla« x«ar,g,«iga. Enthalte«- -le amtlichen -skaontmachun-en -es Kate» -er Sta-t UN- -es Amtsgerichts Kue. p-stschtck.Kont», Nmt r«>pr<o Nr. Ich»,. -M-- Anzeiger für -as Erzgebirge Nr. ISO Moutag» äen 4. August 1924 Dem lebenden Geiste unserer Toten. via Feier in Berlin. Berlln, S. August. .,D>em Menden Geiste unserer Loten!" 8m Zeichen diese» Worte», da» in Rtesenlettern Wer dem gewaltigen Hauptportal de» ReichMagSgebäu- de» stand, fand heut« vormittag Mf dem KönigSvlatz «Wer ungeheurer Beteiligung der Berliner BevMe- runa di« Gedenkfeier für die deutschen Opfer de» Welt kriege» statt. Zu beiden Seiten der gewaltigen Frei treppe waren Masten errichtet mit den auf .Halbstock gesetzten Fahnen der RetchStagSflagge und der schwarz rotgoldenen Flagge der Republik. Die Rampe der Frei treppe und die Fenster des Hauptgeschosses schmückten Hortensien Und Lorbeerbäume, .und zwei gewaltige FlaMbeaux bildeten den Abschluß dieses wirkungsvollen Schmucke». Den Giebel de» Mittelteiles des /Volks. liauseS. sowie die Rückwand der Säulenhalle hatte man mit einem dichten Vorhang aus Tannengrün verkleidet, nur an der Mttteltür unterbrochen durch einen von Professor Ernst Böhm entworfenen Reichsadler, vor dem zwischen den beiden mittleren Säulen ein schwarz- verhüllter Katafalk stand. Nach dem Aufmarsch zweier Ehrenkompanien der Reichswehr betrat unter Hochrufen der Reichspräsident die Freitreppe, gefolgt von den Mitgliedern der Reichsregierung und Ehrengästen. Nach dem die Klänge des Trauermarsche» verhallt waren, s rachen von der am Fuße der Treppe errichteten Red nertribüne der evangelische Feldpropst und der stellver- retende katholische Feldpropst ergreifende Worte zum Gedächtnis an die vom deutschen Volk gebrachten Kriegs opfer. Ta» Erscheinen zweier Flugzeuge über dem Kä- nigSi latz erinnerte an die Taten der deutschen Flieger im Weltkrieg. Nun trat der Reichspräsident nuf Pie Rednertribüne und hielt eine Ansprache, in der er u. a. ausführte r > I Ein Tag Ze» Gedenken» und der Trauer ist es, den da» ganze deutsche Volk heute mit uns begeht. In tiefem Schmerze trauern wir um die Söhne Deutsch- landS, -ie den Soldatentod gestorben sind, damit Deutsch- land lebe: in warmem Mitgefühl gedenken wir der Wunden der Kriegsbeschädigten und de» Schmerzes der Hinterbliebenen, in Ehrfurcht neigen wir uns.vor den Heldentaten unseres Volkes in Waffen und vor der dul denden Standhaftigkeit der Heimat, vor dem. beispiel losen Opfermut und dem fast.übermenschlichen Dulden unserer Nation im Kriege. Trotz allen Stürmen der letzten Jahre ist.uns da» Reich erhalten geblieben. Wir geloben heute, daß wir alle unsere Kraft einsetzen wollen, damit Deutschland den Platz unter den Völkern der Erde wieder xinnehmen kann, der ihm gebührt. An diesem Ziele mttzuarbetten ist Pflicht eine» jeden Deutschen, ist «ine Ehrenpflicht gegenüber den Brüdern, die ihr Leben hingegeben haben in Verteidigung der Heimat, ist vor allem eine Ehren- pflicht der deutschen Jugend. So soll der Geist der Toten lebend bleiben in uns allen, im ganzen deutschen Volke. SS ist heute der Ruf hinauSgegangen gn da deutsch« Boll, unseren Toten ein würdiges Tenkzeichen zu errichten. Aber darüber hinaus wollen wir — da lassen Sie, deutsche Minner und Frauen, uns in dieser Stunde geloben — dem Gedächtnis unserer Toten und unserer Opfer ein Denkmal bauen, dauernder denn Erz: Da« freie Deutschland! Nun formierte sich die Reichswehr zur Trauerparade, ausgeführt unter Glockengeläut, Trauersalut und Trauer marsch zu der Melodie „Ich hatt' einen Kameraden". Um 12 Uhr brach die Musik plötzlich ab, jeder Ton und jede Bewegung setzte auf 2 Minuten MS, der er« areifendste Moment der eindrucksvollen Feier. Während des gemeinsamen Gesänge» des Liedes „Wir treten zum Beten" wurden die Fahnen hochgezogen, und die Ehren kompanie marschierte unter den Klängen des Deutschland liedes ab. Nur langsam leerte sich der weite Platz von den Menschenmassen, und erst einige Stunden später hatte er wieder das alte Aussehen. Die Gräber, Ehren tafeln und Denkmäler Waren besonders geschmückt. Wäh rend der 2 Minuten ruhte der gesamte öffentliche Ver kehr, sodaß der heutige Sonntag als ein Volksgedenktag bezeichnet werden darf, wie er noch niemals gefeiert worden ist. Berlin, 3. August. Auf dem Garnisonfriedhof an der Hasenheide wurden heute von einer Delegation des Aktionsausschusses „Nie wieder Krieg" der deutschen Liga für Menschenrechte und des ReiWbundes der Kriegsbeschädigten an den Gräbern der unbekannten Deutschen und ehemaligen feindlichen Soldaten Kränze niedergelegt. An der Feier nahm eine Abordnung der interalliierten Militärmission teil. Leipzig, 3. August. Ter sächsische Mlitärvereins« bund veranstaltete heute mittag,12 Uhr im Verein mit anderen nationalen Verbänden am Völkerschlachtdenk- mal eine Gedächtnisfeier für die Gefallenen de» Welt krieges. Die Gedächtnisrede hielt Pfarrer Mühlhausen. Nach der Feier marschierten die Teilnehmer -in ge schlossenem Zug nach dem ReichSgertchtsplatz, wo.die Auflösung des Zuges stattfand. Störungen und Zwi schenfälle sind dem Polizeibertcht zufolge nicht horge- kommen. Kommunistisch« Störungiversuch« Berlin, 3. August. Tie Kommunisten hatten heute vormittag 11 Versammlungen in Großberlin veranstal tet. in denen die Parole ausgegeben wurde, die Gedenk feier auf dem Königsplatz zu stören. Diejenigen, welche versuchten, die Ruhe zu stören, wurden von der Schutz polizei überall sofort dingfest gemacht. 40 .Personen wurden dem Polizeipräsidium zugeführt. Infolge des ungeheuren Menschenandranges zu der Gedenkfeier ha ben sich eine Reihe Unfälle ereignet; etwa 300 Personen mutzten die Hilfe des Sanitätspersonals in Anspruch nehmen. i Dresden, 3. August. Während im BereinShauS die arotze Gedächtnisfeier de» BürgerblockeS stattfand, an der auch, die Kriegervereine und die gesamte Studenten schaft in TrauerwtchS teilnahmen, sammelten sjch im Stadttnnern auf dem Altmarkt gegen 12 Uhr Tausende von Menschen an. Im Augenblick der allgemeinen An dacht-stille bewegte sich ein nach Hunderten zählender kommunistischer Zug, der Schilder mit der Aufschrift „Nie wieder Krieg!" mit sich führte, unter Absingung der Internationale um den Marktplatz. Von der Menge wurde daraufhin da- Deutschlandlied angcstimmt. Die Schilder der Kommunisten wurden niedergertssen. Hier bei kam es an verschiedenen Stellen zu.Schlägereien. Schließlich räumte ein starkes Aufgebot der Schutzpolizei die Stratze. E« wurde eine Reihe Verhaftungen vor genommen. Dio Cmlaäunn Noutschlanäs. Di» d-nfich» D-l-gaUon auf d-m M--- nach London. Berlin, 2. August. TaS Einladungsschreiben des britischen Premierminister» an die deutsche ReichSregile- rung, da« dem deutschen Botschafter in London überreicht wurde, hat folgenden Wortlaut; „Als Präsident der jetzt in London versammelten interalliierten Konferenz habe ich die Ehre, Euere Exzellenz zu ersuchen, der deutschen Regierung eine Einladung.zu übermitteln. Vertreter zu ernennen, um mit der Konferenz die Vesten Methoden für di« Inkraftsetzung de» TaweSbertcht» vom 9. April 1924 nt erörtern, den die alliierten Regierungen ihrerseits al» Ganzes angenommen haben und der von der deutschen Regierung in ihrem Schreiben an die Re parationskommission vom 16. April angenommen worden ist. Ich wär« dankbar, wenn Euer« Wzellen- mir so bald als möglich die Namen der deutschen Vertreter und den Zeitpunkt ihrer Ankunft mitteilen würden, di«, wie ich hoffe, nicht später al- Montag, den 4. August erfolgen wird." Die deutsche Delegation für die Londoner Konferenz setzt sich aus folgenden Herren zusammen: Bevollmäch tigte Delegierter Reichskanzler Marx, ReichSmtnister Dr. Stresemann, Reich-Minister Dr. Luther; General kommissar der Delegation r Ministerialdirektor,v. Schu bert; Sekretär der Delegation; .LegationSrat Wiehl; Vertreter der deutschen Behörden r Staatssekretär Bracht (Reichskanzlei), Ministerialrat Diep (Reichskanzlei), Mi nisterialdirektor Dr. Gptecker (Presseabtetljung der Reichs regierung), Ministerialdirektor Gaus (Auswärtige» Sllnt). Gesandter Ritter (Auswärtiges Amt), vortragender Le- gationsrat von Friedberg ^Auswärtige» Amt), Staats sekretär Fischer (Reich-finanzmintstertum), Ministerial direktor Ruvpel (Reich»finanzmintst«riumi), Staatssekre tär Bogt (ReichSverkehrsministerium), Staatssekretär Dr. Trendelenburg MetchswtrtschastSmintpertum), Ministe rialrat Graf.Adelmann (Reich-Ministerium für die be setzten Gebiete), .Staatssekretär Weismann (preußisches Staatsministerium), Staatsrat D«. Schmelzle (bayrische- Ministerium, de» Aeutzern). Hinzukommt da» unbedingt nötige Büropersonal. — Die deutsch« Delegation-wird voraussichtlich am Montag äbreisen. >be«is« nach London. BerIin , 8 VNmiist. MI» vt» „Mantagpvst" hör«, w«rd dir deutsch' zur KmU r<"N h"'tt vor. mittag kurz nach v Uhr nach London alnetstn. IS. Jahrgang Vor zehn Jahren. Di« Schuld der kaiserlichen Negierung im Jahr« 1914. Von Alfred Brodaus Mitglied der Reich»« taaSfraktion der Deutschen Demokr. Partei. Warum betreiben die rechtsstehenden Parteien mit so großem Eifer die Propaganda gegen die KriegMuld- lüge'? Tah diese Propaganda außenpolitisch für Deutschland keine Erfolge zeitigen kann, ist.den führen den Persönlichkeiten im Lager der Reaktion klar: ..die Lasten des Krieges bleiben uns aufgebürdet, weil wir ihn verloren haben, und weil überall der Verlierer die Zech« bezahlt. Deutschland befindet sich, wie es Lloyd George einmal ausaedrückt hat, in der Lage eine», .der einen langen Prozeß um ein großes Objekt verloren Hat, er mutz die Prozeßkosten tragen. Der Kampf gegen die Kriegsschuldlüge hat für die reaktionären Parteien einen innerpolitischen Zweck, «r ist eins der Mittel, die den Boden für die Rückkehr der Monarchie bereiten sollen. Im Lager der republikanischen Parteien scheint man sich hierüber nicht überall klar zu sein, sonst.würde man bet der Beteiligung an dieser Propaganda mehr als eS geschieht zweierlei auseinanderhalten; die Ver antwortung -er Welt gegenüber und die Verantwortung vor dem deutschen Volk. „Die Reichsleitung ^hat dem deutschen Voll gegenüber in den Julitagen (1914) durch ihre Weltunkenntnis eine schwere Schuld auf.sich ge- laden, nicht aber England oder der Entente gegenüber." So schreibt kein anderer als Tirptß— „Erinnerun gen", Seite 220 —. Jetzt, .wo Tirpitz in den Rethen der Deutschnattonalen für die Wiedereinsitzung der Mo narchie kämpft, ist Ls notwendig, wieder einmal an die schweren Anklagen zu erinnern, -ie er gegen da» alte System richtet. Die moralische Schuld am Krieg, oder der Vorwurf, den Weltkrieg absichtlich herbeigeführt SU haben, trifft die kaiserliche Regierung gewitz nicht, .und es ist auch eine Aufgabe der republikanischen Parteien, sie im Interesse der Wiederherstellung unsere» guten Rufes gegen die Angriffe in Schutz zu nehmen. Aber die republikanischen Parteien dürfen niemals vergessen, das Volk auf die schwere politische Schuld htnzuweisen, die das alte Regime daran trägt, daß.der Weltkrieg, den es nicht wollte, doch zum Ausbruch kam. Die ganze Außenpolitik Wilhelms II., in die der Reichstag nicht hineinzureden Hatto, war eine Politik der Plan losigkeit, des Zickzacks, .eine Kette von verpatzten Ge legenheiten. Darüber war man sich noch.vor wenigen Jahren in den weitesten Kreisen klar, heute freilich hat es ein großer Teil de» deutschen Bürgertum- bereit» vergessen, der deutsche Michel spricht nur von der eng lischen EinkreisungSpolitik und Weitz nicht» mehr davon, datz das kaiserliche Deutschland diese EinkreisungSpolitik durch eine AbstotzungSpolttik gefördert hat. Noch viel weniger hat der deutsche Michel die politischen Vor gänge in der Zeit zwischen dem Mord von Serajewo und dem Kriegsausbruch in Erinnerung. Jetzt, wo diese Vorgänge und der Kriegsausbruch gerade zehn Jahre zurückliegen, ist es wieder einmal Zett, .die Unüberlegt heit und Kopflosigkeit der deutschen Politik in jenen Tagen vor Augen zu führen, die vor allem in drei Hauptfehlern in die Erscheinung trat. 1. Die deutsche Regierung chatte sich in den .Gedan ken verrannt, der österreichisch-serbische Konflikt sei zu lokalisieren. Sie erkannte nicht, datz in Rußland und Frankreich eine KriegSpartet nur auf eine Gelegenheit wartete, loszuschlagen. Statt in Oesterreich! Yon vorn herein zu bremsen, lietz nran ihm völlig! freie Hand. Als endlich am 29. Juli da» bekannte BremStelegramm, auf -as sich nachher Bethmann.Hollweg.Zo oft berief, nach Wien ging — „wir erfüllen gern unsere Bündnis pflicht. aber wir müssen es ablehnen, un» durch Nicht achtung unserer Ratschläge in einen Weltkrieg, verwib« kein zu lassen" —,. war es bereit» zu spät. Der Kaiser speziell lebte in dem Wahn, datz die gemeinsamen dy nastischen Interessen es dem Zaren und dem König von England verbieten würden, gegen Oesterreich einzuschrei ten, wenn dieses Sühne für di« Ermordung. Franz Fer dinands fordern würde. Die bitterste Kritik hierüber hat wieder Tirpitz geschrieben. „Erinnerungen"^ Seite 211; „Man nahm in Berlin an, daß, wenn Oesterreich in Serbien einrücke, England und auch Frankreich mit uns auf Rußland etnwirken würden, um Ken Konflikt zu lokalisieren. Man unterschätzte die Festigkeit -es Zusammenhanges unter den drei GroUnächten und dar- um die Gefahr eines allgemeinen Krieg«»." S. 212; "«Al die Ungeschicklichkeit unserer Politik verschafft« der musischen KriegSpartei Oberwasser und machte es,Su- chomltnow zuletzt möglich, den Zaren zu betrügen. Ruh? land hatt« freilich kein moralische» Recht, au» -er ZüÄ tigung Belgrads einen Krieg -u machen, aber man durfte d « Gefahr nicht unterschätzen, datz weit« russische «reise die» fordern würden." 2'.Di« deutsche Regierung lehnte den Grehschen Kon- ftrenzvorschlaa vom LS. IM ab. Lassen wir wlstzs»