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Huer Tageblatt »«»«»» »I« «>»«,,» n^gl» u„«»Ui»»1»P»ftanstatt,« , ,n. — »»rk>a,Uch. »sprich - ftnschlu» N». SZ. Anzeiger für -as Erzgebirge N»zi>S»n»»«If«i dl« ft«d,»'«f»alt,n« p,m-»n» fü» au» Hu« unt Um,,,«»» t» *»l»pf«nu»i«, au«» «ä»tlg« Hnz«ig«n r» »»i»ps,nnl,«. N«tIam<»p,tttz,N« <>« «»ltpf.nulp«, amtlich« A«U« 5» <-»>», stnal,«. «-,>«»« «ochaltent »I« amtlich«« öckannlmcichlmgen öes Nales öcr Statt a«t ürs Amtsgerichts Ha«. ft«, ««,,,, a,. >«,. Nl. 171 Donnerstag» äen 24. Juli 1924 19. Zahrgan, Die zweite Vollsitzung der Konferenz. Belgische Vermittlungsversuche. — Macdonalds erster Schritt für die Zulassung Deutschlands. Poincarss Schatten. Seit seiner Niederlage bei den Wahlen vom 11. Mat ist Poineare als amtlicher Faktor der französischen Außenpolitik «ausgeschaltet, aber sein Einfluß ist.trotz* dem autzer gewöhnlich groß geblieben. Poineares Schal« London, 23. Juli. Dienstag ^nachmittag A Uhr fand unter dem Vorsitz des englischen Ministerpräsidenten Macdonald die zweite Vollsitzung der internationalen ReparationSkonferenz im englischen Außenamt statt. Sie dauerte bis gegen 5 Uhr. Nach dem offiziellen Kommu niques über die Sitzung hat, Ministerpräsident Mac- donald bet ihrer Eröffnung eine kurze Erklärung über, di' Anwesenheit der Vertreter der englischen Dominions j und Indiens auf der Konferenz abgegeben. Die Konfe renz ernannte darauf eine juristische Kommission, deren Aufgabe eS ist, das Programm derjenigen Fragen fertig- 'ustellen, die in dem Augenblick, da das Sachverständi gengutachten zur Ausführung .kommen soll, .mit der dlUtschen Regierung geregelt werden müssen, und 'welche Methoden anzuwenden sind, um bei einer dann völligen! Einigung mi tDeutschland nicht in Widerst ruch mit dem FrtedenSvertrag von Versailles zu geraten. Mit Bezug auf -en Bericht der ersten Kommission über die Frage der deutschen Verfehlungen, der in der Öffentlichkeit bereit» bekannt ist, .beschloß die Konferenz, ihre Ent schlüsse darüber bis zur vollkommenen Be eil di lau'ng der Erörterungen über die Berichte der 'weiten und dritten Kommission zu ver tuen. Hierauf.wurde von dem Stand der Arbeiten der zweiten und dritten Kommission Kenntnis genommen. Um ö Uhr war die Sitzung der Bollkonfevenz beendet. Eine neue Vollsitzung wurde bisher nicht vereinbart..je doch verlautet, daß. die verschiedenen Ausschüsse während de» Wochenendes tagen und ihre Beratungen fortsetzen werden. Mehrere Fragen wurden von der Konferenz den verschiedenen Ausschüssen "erneut zur weiteren Er wägung unterbreitet. Di« Ausgabe de» Juristennusschusse». London. 28. Juli. Die Heutige Vollsitzung-er Kon ferenz nahm wie gemeldet, .einen Antrag Herriot» an. durch den ein Zuristenausschuk.ernannt wird, deö aus dem Rechtsberater de» britischen Auswärtigen Amtes Cecil Hurst und dem Mitglied des französischen Aus- vrärtiqen Amtes Fromageot besteht.. Die Aufgabe dieses Ausschusses wird e- sein, folgende Fragen zu peantwor- worten r 1) Wirft die Durchführung des DaweSplaneS Fragen auf. .und wenn ja. welche fragen, .die durch eine besondere Vereinbarung mit Deutschland geregelt werden müssen? 2) Welches Verfahren soll ungenom men werden, um eine derartige Vereinbarung zustande- zubringen. .ohne in irgendeiner Weise dem Versailler Vertrauzuwiderzuhandeln? Die Arbeit dieses Aus schusses wird als erster Schritt zur Heranziehung deut scher Vertreter zur Konferenz angesehen.. Im Sinne des ersten, Komitees st,rach hierauf Snowden, der jedoch nicht formell einen Bericht unterbreitete.. Er gab eine lieber* sicht über die Arbeiten de» Komitee» und erklärte, ver schiedene Mitglieder wollten über die Grenze des ihnen «gewiesenen BerhandlungSstoffe» gehen. Er habe sich dagegen ausgesprochen. Parts, 23. Juli. Wie die Agenee Hava» aus Lon don meldet ^haben die französische und die italienische Deleaation erklärt, daß sie sich von vornherein dem "nshlietzen würden, was der Juristenauöschuß beschließen werde, Paris. 28. Juli. Ter Sonderberichterstatter der Agenee HavaS in London meldet, die heutige zweite Vollsitzung der Konferenz habe im wesentlichen die Ent scheidung, getroffen, von den eingesetzten Unterausschüssen .« verlangen, daß sie ihre Arbeiten fortsetzen. Im ve- sonderep habe der 1. Ausschutz, den Auftrag erhalten, Wetter zu Prüfen, ob dem Verlangen der Bankier» nach wetteren Garantien Folge geleistet werden solle. Der " Ausschutz sei beauftragt worden, den versuch fort- '«setzen, die Grundlage für ein Einvernehmen in der Eisenbahnfrage zu finden. Endlich sei dem Ersuchen des 8 Ausschusses um Ausdehnug.seiner Machtbefug nisse stattmrgeben worden. Die Konferenz, hab« sich schließlich mit der Frag« der Einladung Deutschland» zu der Konferenz beschäftigt und diese Frag« dem engli schen Kronjurtsten ««eil Hurst und dem franMfchen Mechtssachverständtgen Fromageot zur Prüfung ^er wiesen. Weitere Aompromißvorschläge. Von allen Setten sind seit gestern Versuche im Ganae. Mer die neu entstandenen Schwierigkeiten h iw wegzukommen, und es liegen auch bereits mehrere neue Vermittlungsvorschläge vor. Tie wichtigsten gehen von dem belgischen Ministerpräsidenten Theunis aus. Bekanntlich handelt es sich bei dem ganzen Konflikt darum, daß.Frankreich an seinem angeblichen Recht auf Sonderaktionen, das es aus den Bestimmungen über die Repko ableitet, festhält, während die Finanzleute erklä ren. daß unter solchen Umständen die Unterbringung der Anleihe unmöglich sei. Ter neue VermittlungSvorschlag von TheuniS! geht dahin, datz der Reparationsagent und der Vertreter der Gläubiger noch durch einen besonderen Vertreter der beteiligten Banken ergänzt werden sollen. Diese drei Persönlichkeiten sollen zu.einer Art von Unterkomi- mission vereinigt werden, und die Sankttonsfrage soll dahin geregelt werden, .daß Sanktionen erst dann ein treten dürfen, wenn die beratende MetnunL-ieser Unter* kommission von der ReparationSkommisfion eingeholt worden ist. Auch hier soll es sich! also nur um eine beratende, nicht aber um eine entscheidende Stimme handeln. Der französische Anspruch auf .Sonderaktionen würde also auch durch diese .Formel nicht ernsthaft berührt werden. Aber.immerhin würde die internationale Finanz, einen direkten Einfluß .auf die Entwicklung der Dinge erhal ten. Ter Vorschlag von Theunis stützt sich auf ß 7 Anhang L des Diktates. Ob sich die Finanz mit diesem Vorschlag zufrieden geben wird und ob sie darin eine genügende Sicherheit für die Anleihezetchner finden wird, mutz gbgewartet werden. Gin zweiter VermittlungSvorschlag ging von dem amerikanischen Botschafter Kellog aus. der bekanntlich mit der Urheber der ersten von der Kommission ange nommenen Lösung,war. Dessen Kompromitzformel lau tet dahin, datz die Feststellung.einer „Verfehlung"^wie bisher, pon der Repko erfolgen soll, datz aber eine be sondere Körperschaft Über die „Sanktionen" entscheiden soll. Diese neue Körperschaft soll ähnlich zusammen gesetzt sein wie früher das Daweskomitee, und ist offen bar mehr oder minder als ein Ableger dieses Komitees gedacht. ! ! ' Im allgemeinen ist heute die ganze Konferenz da mit beschäftigt.einen Ausgleich in dieser Frage zu fin den der sowohl den Forderungen der Franzosen als auch den Forderungen der Geldgeber gerecht Wird. Der Eifer der dabei von allen Seiten entwickelt wird, ist außer ordentlich groß, denn man Weitz, datz Herriot in dieser Frage gegenüber dem Senat stark gebunden ist und datz also da» Schicksal der ganzen Konferenz auf dem Spiele ste-t. Wacäonalä empfiehlt Cinlaäung Deutschlands London 28. Juli. .„Tailh Mail" berichtet, datz die Frage dkr Zulassung Deutschlands zur Konferenz gestern von Ättacdonald in einer an die Delegierten der anderen Länder gerichteten Mitteilung.zur Erörterung gekom men sei. E» verlautet, datz er die Forderung gestellt habe. Deutschland solle, sobald ein allgemeines Abkom men über den TaweSplan tatsächlich erreicht worden sei. aufgefordert werden seine Wünsche vorzubringen. In den politischen Kreisen Berlins wird mit einer Einladung Deutschlands erst In der nächsten Woche ge rechnet. ' Die Dawesgesetze eine Verfassungsänderung. Die deutschnationale NeichStngsfraktion beabsichtigt, un ter allen Umständen bei der zukünftigen Abstimmung über die DaweSgesetze an der Zweidrittelmehrheit festzuhalten. Nach deutschnationaler Ansicht bedingen die DaweSgesetze in jeder Hinsicht eine Verfassungsänderung. Daran könne kein Rechts gutachten etwas ändern. . , Sir George Buchanan f- London, 22. Juls. Sir ltzeorge Buchanan ist hier Im Alter vow 69 Jahren gestorben. Mit ihm ist ein Mann aus dem Leben geschieden, dem neben Paincare, Iswolsky, König Eduard, Lord Grev und anderen Staatsmännern die Verant- Wortung für den Dod von zehn Millionen Männern in den Fahren lS14 bi» 1218 zufällt. Auf den Schustern Sir George Buchanan- ruht die ungeheure Last der Mitschuld am Weltkrieg, er hatte an erster Stellv mitgeholsen, den Ring um Deutschland und Oesterreich zu schließen und dem deutschen Volk dpi Schicksal werden zu lassen, das ihm heute beschieß ten. -as kann man ganz ruhig auSsprechen, reicht heute bis London. Er sitzt wie Bancvs Geist uneingeladen und nicht allen sichtbar am Tische Vergebens kämpft Herriot Een diesen Schatten an. Er begleitet ihn auf Schritt und Tritt, er verläßt ihn in keinem Augenblick dieser schicksalswichtigen Tage und man kann die Lage in London ganz ruhig dahin formulieren, datz das Er- aebnis der Konferenz einzig und allein davon abhängt, ob Herriot stark genug ist, Heiner eigenen Ueberzeugung zu folgen und den Kampf.mit Poineare aufzunehmen, oder aber ohne Ergebnisse heimzukehren. Wie stark die Besorgnisse des ehemaligen Bürger meisters von Lyon sind, zeigen die übereinstimmenden Meldungen, die von einer Unterbrechung der Konferenz wissen wollen, weil Herriot den dringenden Wunsch habe, mach Paris zurückzufahren, um dort wieder Füh lung zu nehmen. Er wünscht daher offenbar nicht nur die Ansichten seiner politischen Freunde einzuholen, denn die kennt er ja im wesentlichen, auch nicht die des Aus wärtigen Amtes, d.aS ja in.London durch Perettt della Rocca und Ministerialdirektor Sehdoux vertreten ist sondern ihm kommt es allem Anschein nach darauf an, die Männer des bloc national über däS zu hören, was er dem Truck der amerikanischen Bankiers gegenüber be willigen kann, und was er azrch dann verweigern mutz, wenn er damit die Konferenz und den TaweSplan -um Scheitern verurteilt. Augenblicklich spielt sich also der eigentliche Kampf «wischen ,den amerikanisch-englischen Finanziers .und Poineare ab. Es ist.se.hr bezeichnend, datz der Mitin haber des Bankhauses Morgan bet einer Besprechung mit dem Finanzminister der Entente seinem Unwillen darüber Ausdruck gab, daß ein großer Teil der franzö sischen Blätter sich dauernd bemühe, die Schuld für einen etwaigen Fehlschlag den Bankiers in die Schuhe zu schieben. ES ist ferner recht charakteristisch, datz die gleichen Blätter dauernd von einem geheimen Einver ständnis zwischen der angelsächsischen Finanz und der deutschen Regierung, sprechen. In Wirklichkeit ist diese Ueberetnsttmmung zwischen beiden zwar keine zufällige aber noch weniger eine künstliche. Tie deutschen For derungen sind logische Folgerungen des TawesberichteS und haben nur das eine Ziel, diesen Bericht als ein unteilbares Ganzes zu behandeln, den jede Abänderung in sein Gegenteil verkehrt. Genau dasselbe beabsichti gen die amerikanischen Bankiers, wenn auch aus anderen Erwägungen. Ihnen liegt die Politik fern, aber vom geschäftlichen Standpunkt aus sehen sie die Unverletz lichkeit des TawesberichteS als Voraussetzung für eine erfolgreiche Auflegung -er Anleihe an. Es wiederholt sich also dasselbe Schauspiel, .das wir vor zwei Jahren erlebten als das Morgan-Komitee in Paris tagte und Poineare eine Sanierung .Europas auf Grund der Be schlüsse dieser Konferenz sabotierte. Es wiederholt sich auch der Vorgang, der sich vor drei Wochen In Pari» abspielte, .als Macdonald und Herriot gemeinsam einen Rückzug vor dem bwc national antraten und die Er gebnisse von Chequers verleugneten. Herriot hat jetzt u zeige« ob er Kraft genug besitzt, eine große histori sche Aufgabe zu lösen. V-lltisel'- rinis-s Han. Um die Aushebung der Ausnahmebestimmungen. Der Rcchtsansschuß des Reichstags stimmte einem Antrag seines Unterausschusses auf Wiederaufnahme des Verfahrens über Urteile der bayrischen Bolksgerschte zu. Der Entwurf dieses Gesetzes, gegen das sich auch im Unterausschuß der Vertreter der bayerischen Regierung mit aller Entschiedenheit ausge sprochen hatte, steht im einzelnen vor, daß gegenüber den Ur teilen der bayerischen VolkSgcrichte die Wiederaufnahme de- Verfahrens nach den Vorschriften der Strafprozeßordnmig statifindet. Bei der Aussprache über die Aufhebung der Aus- nähme zu stände in Bayern, und im Reiche wandte sich der bayrische Gesandte v. Preger mit aller Schärfs gegen die Aufhebung; solange di« kommunistische Partei den gewali. snmen Umsturz predige, müsse, auf Grund außerordentlicher Gesetze, gegen sie vorgeqangen werden. Die Vertreter der Sozialdemokraten, der Kommunisten und der Nationnlsozia- 'isten sprachen sich für unbedingte Aufhebung der Ausnahme bestimmungen aus. Deutsche Volkspartei, Zentrum und Bayerische Volkspartei waren gegen die Aushebung, du. Deutschnationalen verwarfen zwar den Ausnahmezustand, er. klärten aber die Maßnahmen Bayern- als einwandfrei. An genommen wurde ein Antrag auf Aufhebung der letzte« Presseverordnung des Reich-Präsidenten. Annahm" fand fei. ner eine Entschließung, welche dio ReichSregierunq ersucht, bet der bayerischen Regierung darauf hinzuwirkcn, daß die Ver ordnung. de» Generalstaatskommissar» v. Kahr, welche die Her stellung und Verbreitung kommunistischer Zeitungen und