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- - Huer Tageblatt -E Anzeluer Ar bas Erzgebirge I»«««,, »M«M »««,««» <Mhau„- AM «müch«VMaaMMch«»-,» <«, KM« «M »,»,«»t«WoMMtch«, M«. MM,,«,»,, M» ».>», Montag, ckeu 14. Zull 1S24 Nr. 1S2 IS. Zahrgang wilder ernst«» Sorge und Befürchtung» I Platz gemacht haben. Wir waren uns vom ersten Tage an darüber klar hast die Durchführung des Sachverstän- dtaengutachtens nur möglich und wirksam sein könnte, wenn damit eine neue Aera guten Willen» und ehrlicher Existenz seit Jahren da» Spiel geht^ setzt endlich al» Gleichberechtigter Partner zu den Verhandlungen zuge- lassen werden müßte. Wie soll sonst.da» deutsche Volk das zu jeder ehrlichen Verständigung bereit und ent schlossen ist, noch weiter den Mut ausbringen, die ihm Moemuteten schweren Opfer aus sich zu nehmen, .wenn eS wiederum da» niederdrückend« Gefühl Lat, daß auch diesmal wie in den verhängnisvollen Julitagen de» Jahres 1919 tkm von siegreichen Machthabern das Schick, sal diktiert wird. > Wir wollen wieder vertragsmäßige Zustände, .wir wollen wieder, daß der Versailler Vertrag und da» Rheinlandabkommen voll in Kraft gesetzt werden und die Rechtsgrundlage bilden, auf der wir un» mit un seren ehemaligen Gegnern in ehrlicher Verständigung und zu beiderseitigem Nutzen auseinandersetzen Vinnen. Mir «ollen endlich wikdir unser» national» Freiheit und die Gleichberechtigung mit den anderen Völkern. Wenn! Frankreich setzt di« Aufrechterhaltung HeS, Ver sailler Vertrage» so stark betont, so dürse« wir wohl gerade bei Frankreich auch Verständnis dafür erwarten, Berlin. .12. Juli. Reichskanzler Dir. Marx hielt auf einem!/ gestern übend vom Pressechef der Reichskanzlei gegebenen Presse abend eine Rede, in der er die Stellung der deutschen Reichsregierung zur Londoner Konferenz.und der durch die Pariser Beschlüsse geschaffenen ernsten Lag« darlegte. Der Kanzler führte aus: Am schwersten lastet auf uns die Sorge um-unsere Wirtschaft »der wir nach langen Jahren des Leidens und der Enttäuschungen auf Grund des Gutachten» her Sach verständigen wieder Freiheit und Kraft zuführen zu können hoffen. Leider mutz ich feststellen, daß die Er-1 Wartungen, die in wetten Kreisen de» deutschen Volke« nach dem Bekanntwerden der Vorschläge und Forde rungen de- Sachverständigengutachten» aufketmten, viel fach da» Letzte au» dem Acker herausholende Bodenkultur konnte diese» Ergebnis zustandebringen.. Die Kehrseite de» Bilde» zeigt freilich die Tatsache, datz sich Her Ver brauch an den ^richtigsten Nahrungsmitteln für den Kopf Her Bevölkerung um die Hälfte verringert hat. Während der Inflation wär« e» kaum möglich ge wesen, unseren Bedarf.au» dem Ausland« Zu decken. Wov hätte für unser entwertete» Geld/ noch -Getreide oder Fleisch dbgegeben? Mer auch heute ist da» stän dig wachsende Passiv-saldo der Handelsbilanz, eine «in dringliche Mahnung zu größtmöglicher Beschränkung^-«« Einfuhr. Wenn in einer solchen Z«it di« Landwirt schaft erklärt, sie könne die intensiv« BearbeiAng.de» Boden» au» Mangel an Mitteln nicht länger durchfüh ren, .so heißt die» mit dürren Worten» Da» deutsche Volk mutz vom nächsten Jahre ab seinen Lebensmittel- import verdoppeln-oder — wenn «» die» uicht kann und will — hungern! Ln der Lat befindet, sich der Landwirt in einer schiefen La«. Er «hält kür seine Produkte weit weniger, und nmtzftir Stoff.und .Stiefel, Das bchuhzollrExperiment. Die Regierungsvorlage, .in der di« Einführung pon Schutzzöllen und die Freigabe der Ausfuhr für hie wich tigsten Erzeugnisse der Landwirtschaft vorgesehen wird, trifft einen der empfindlichsten Punkt« deutscher Innen- Und Wirtschaftspolitik. Schon Jahrzehnte vor Gem Kriege waren die Agrarschutzzölle da» Gebiet, auf dem sich die Kämpfe Zwischen Stadt und Land, Verbrauchern und Erzeugern, Junkertum und Demokratie mit beson derer Heftigkeit absotelten. Kein Wunder, .datz such heute Sei dem gleichen Stichwort die gleichen Parteien gegeneinander austreten und die alten Gründe dafür Und dagegen vorgebracht werden. UNd doch hat sich die Lag« Deutschland» vGn Grund auf gewandelt. Der Friede von versaille» hat un» vorwiegend Rohstoffgeviete geraubt, von den Provinzen, -t« un» Kohl« und Erze .Getreide und Fletsch lieferten, Laben wir wertvolle »eile verloren. Dagegen sind un» die Gebiete, die diese Rohstoffe verarbeiten und verbrauchen, überwiegend erhalten. Für die Versorgung mit Le bensmitteln ergibt sich also ein» äußerst ungünstig« Vev- schtebung der Bilanz, sind trotzdem war di» Getreide einfuhr de» Jährst 1SLS um 5 Millionen Wonnen ge ringer al» im Fahre itzt«. Nur ein» «antz, intensive, Verständigung picht nur in wirtschaftlicher, sondern auch datz wir die wenigen Rechte, die »vir aus .diesem Ver- in politischer Hinsicht etnsetzen würde.. Wenn Potncare trage^verleiten^ können^ gewahrt^ wissen wollen, in seiner letzten großen Rede vor dem Senat gesagt hat. Deutschland habe noch nichts getan, um die Gesetze zur Durchführung he» Gutachten» zustande zu bringen, .so beruh t^das auf einer völligen Verkennung und Um kenNtnis der Sachlage. Potncare hätte sich durch Er kundigung bei den französischen Verhandlung-führern eine- Besseren belehren lassen können! Der Geist, der uns bei diesen Arbeiten beseelt, und den wir auch Lei der Fertigstellung des Gutachten» tä tig sahen, .ist Her Geist offener, ehrlicher Verständigung und freier offener Aussprache, der Geist, der dem Geg ner die Hand reichen will in dem Entschluß, endlich Hgn Wiederaufbau nicht Mr Deutschlands, .sondern ganz Europas zu beginnen.. Mit Freude durften wir fest stellen .daß auch in Frankreich allmählich.eine Betrach tungsweise Boden gewann, Hie zu der Hoffnung zu be rechtigen schien, dgß nunmehr endlich die so lange er strebte und umkämpfte Lösung des Reparation-Problems gelingen würde. Die Londoner Konferenz sollte uns der Verwirklichung- »dieses LielS näher bringen. Nach den Mitteilungen und Erklärungen, die von drüben zu uns kamen glaubten wir, daß die Londoner Konferenz pon einer anderen Art sein würde, als die bisherigen Kon ferenzen.zu denen Deutschland in den vergangenen Jah ren imMer wieder geschleppt wurde mit dem Ergebnis L»ttz unsere Lage stet» schlechter, stet» trostloser wurde. ES liegt mir fern, über die Londoner Konferenz schon heute ein Urteil M stillen. Feststellen aber muß ich, datz die Pariser Abmachungen zwischen den Mini sterpräsidenten England» und Frankreich» manche der aus di« Londoner Konseren, gesetzten Hoffnungen ernstlich bedroht scheinen. Wenn der große Gedanke, in dem wir da» Gachverständtaengutachten durchführen W können hof fen. wirklich lebendig wäre, dann müßte e» auch für die siegreichen Nationen selbstverständlich .sein, daß Deutschland, um dessen wirtschaftliche .und nationale Man sprach setzt wieder soviel von Bedingungen und Voraussetzungen, unter denen Deutschland da» Sach verständigengutachten durchzuführen entschlossen sei. Die Bedingung, die die deutsche Regierung gn /die Durch führung -e» Sachverständigengutachten» Hnüpft, ist Cin zia und allein die, -atz Ha» Gutachten von Allen Be teiligten seinem Inhalt und seinem Geiste gemäß auf- richtigxangenowmen und durchgeführt wird. Eine andere Bedingung stellt die deutsche Regierung nicht urid irgendeine ander« Voraussetzung, für die An nahme de- Gutachten» gibt e» für sie nicht. Di« Reichsregierung Hat nie einen anderen Stand punkt vertreten und beabsichtigt nicht, irgendwelche an deren Bedingungen an die von ihr wiederholt betuch deto Bereitschaft Md Entschlossenheit, .da» Sachverstän digengutachten durchzuführen, zu knüpfen,> Natürlich steht über der Regierung -er Reichstag, und muß letzten Ende» al« Vertretung" Hd» deutschen Volke» entscheiden. Die Reichsregierung wird alles, was in ihren Üwäften steht. AN, um die Durchführung He» Sachverständigen gutachten» baldigst sicherzustellen, und sie vertraut dar auf, patz der Reichstag in Erkenntnis der ungeheuren wirtschaftlichen Notlage unseres Lande» die Regierung in diesem Bestreben unterstützen wird. .Einen anderen Wog -.der un» aus dem wirtschaftlichen Elend heraus- führt.als die Durchführung He» Sachverständigengut achten» sehe ich nicht. Wa» den Eintritt Deutschland» in den Völkerbund anlangt, so ist e» falsch, zu glauben, -atz.ich diesem Eintritt ablehnend gegenüberstände.. Ich muß dabet aber voraussetzen, daß Deutschland« Wohl und Ehre dabet in Hollem Umfange gewahrt bleiben. Zum Schlüsse Verteidigte der Kanzler die Notwen digkeit der von der Regierung eingebrachten Schutz- zollborlage. Die deutsch« Landwirtschaft müßte vor dem Untergang bewahrt werden. Durch Herabsetzung der Umsatzsteuer werde eine Verteuerung Hes Brote» verhindert, sogar eine Verbilligung -ermöglicht. al» tm Frieden. Man darfihm daher schon glauben, wenn er versichert, daß er nicht wisse, woher sr da» Geld für dl» Löhn« un- den Stickstoff zur rächsten Vs- Prag, 1». Juli. Di, -wischen der deutsch«, und östn» stellung nehmen falle. Kredite können thm nicht» «üt- ntchtschen Regierurng seit Ostern in Wien und Prag nfÜ-r- »en. ,pa er bet den augenblicklichen PreftverhälAtsstn kaum in die Lage kommen wird, .sie Mrüchzatzlen zu kön nen. Also macht män den Versuchs ihm zu besseren Preisen zu verhelfen. Man schaltet di« Konkurrenz der riesigen Weltwetzenvorräte au«- man gibt thm durch Freigabe der Ausfuhr bessere Absatzmöglichkeiten. Lies sind die Hoffnungen, die der Landwirt an die Ge setzesvorlage knüpft. I Beim Verbraucher erweckt sie freilich Mr.Befürch tungen. Wie soll die geschwächte Kaufkraft der Lkasstn eine weiter« Verteuern na -er Lebenshaltung Überhaupt ertragen? Lohnerhöhung Md damit Wetter« «Verteue rung auch der Jndustrieprodukte, gänzlicher Stillstand de» Absatzes und der Ausfuhr sind di« entmutigenden Ausblicke. ES ergibt sich ganz.klar, daß außer der Lande Wirtschaft auch der gesamten Volkswirtschaft geholfen werden mutz. Neben der Aktion «uv Hebung, der Gs» tretdepretse muß Hie Senkung der übrigen Preise fort- ««führt werden, wenn sich auch beide» anfang» Zu wi dersprechen scheint. Aber e» ist,nicht gesagt» datz Her «anzs Mehrerlös de» Landwirt» vom Verbraucher be zahlt werden mutz. Strengste Beschränkung des Zwi schenhandels, knappste Kalkulation bei Men beteiligten Stellen. Verbilligung der Frachten und endlich der Ab bau der.Umsatzsteuer sollten eS ermöglichen, Hatz der Brot, und Fletschpret» deck Einzelhandel» prozentual weniger anzieht, .als der Vieh, Md Getreidepretck AS Landwirts. Der Verbraucher spürt heute -moch gar nicht, .wie billig Hie Produkte der Landwirtschaft sind. Denn auf dem Wege vom Land in di« Stadt haben sich die Dings oft so verteuert» datz au» dem Unterfrtedenck- drei» ein UeberfrtedenSPrei» geworden ist. Da» Ziel der ganzen Maßnahme istäa gerade die Regulierung -e» allgemeinen Preisniveau». Zu diesem Zwecke mutz -er unnatürliche Tiefstand einzelner Grup pen ebenso ausgeglichen werden, .wie der unnatürliche Dochstand anderer. Auch der Preisabbau, .der nach wie vor daS oberste Gesetz unsere» ganzen Wirtschaftspolitik bleibt, hark nicht schematisiert werden. Sr schließt niD au» » daß auch Ein« vereinzelte Preiserhöhung »vom Standpunkt der Erhaltung per Produktion gerechtfertigt sein kann. I Ü l l" ! l lls l.Il^ Datz die Schutzzölle eine 'preissteigxrnde Wirkung haben, zeigt schon der Einfluß, den die bloße Mckündi- aung auf die letzten Getreidebörsen tm Reich guSübte. Schon erhebt sich die Aufgabe, .darüber zu wachen, -atz keine Uebersvannuno »eintrttt. Jede Verbilligung der Kohle, -e- Kali», der Maschinen oder de» Gelbe» än dert di« Situation? Mit dem Augenblicks wo die deud- sche Landwirtschaft etwa ihr« monopolähnliche Stellung zu unberechtigten Ansprüchen mißbraucht,. Müssen die Schutzzölle fallen. Elastizität ist Hie Grundbedingung feder Politik. Es wäre ein geradezu^ verhängnisvoller Irrtum, wollte Man da» neue Gesetz.al» ein grundsätz liche» Bekenntnis zum Protektionismus ansehen.^ SSZst eins Sanierung-Maßnahme, .ein Versuch, neben tausend anderen. Ein lebenswichtiger Betrieb wird gestützte so lange er es nötig hat. Md keinen Tag Länger., Man muß.hoffen, daß Regierung und Parlament sich Hi« Freiheit des Handeln» bewahrt haben. Der kinspruch der englischen Man, London, 12. Juli. Der diplomatische Vertreter -es „Däilh Telegraph" tellt mit, Paß di« Eithkreis« di« Na tionalen informiert hätten, di« Sich kvnn« ihren Teil der DaweSanlethe nicht aufbrtngen, fall» Frankreich an dem Standpunkt feschalte, den di« kranzüsisch^brittsthe Not« formuliert. Diese CithhalAng wurde von jedem Kenner der Lag» vorausgefehen. Weder englische« noch amerikanisch« Kapitalisten werden «in Settlement fi nanzieren. Ha» Deutschland diktiert wird und da» Franb- retch da» Recht läßt, .nach Gutdünken Deutschland» Ver fehlungen zu erklären und Sanktionen anMvenden. Rotterdam. IS. Juli. .Der ,«Courant" Meldet au» London r Maedonald ergriff in der Sitzung, der Arbeite»- Partei am Freitag gbend da» Wort. ^.Labour Leader" bringt di« Ansprache Maedonald». Danach habe Mao- donald bestritten, datz .in Part» .ein neue« Diktat gegen Deutschland beschlossen worden sei und^t« Perhand- lungöfretheit der Londoner Konferenz eingeschränkt wor den wäre. Rotterdam. .18. Ault. Nach dem „Courant" melden di« Londoner „Tim-"» Für di« UnterhauSdebatt» am Montag sind 18 Redner vorgemerkt. Es sind Zwei An träge der Liberale« eingegangen, Hie vor einer Stel lungnahme de« Hause» di« Vorlegung der/ Tagesord nung der Londoner Konferenz und der Pariser Beschlüsse ! verlanaen. Eine Mehrheit für Maedonald sei denn- für Kunstdünger und Maschinen weit mehr bezahlen Etz gesichert. Es« -»«tsch--stsrr»Ichisch»r AufatzvWttog. M MMzler Mr die Pariser WreWiM Die auf die Londoner Konferenz gefetzten Hoffnungen ernstlich bedroht.