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LZM Mzel^er für Sas Erzsebirge Itr. isr Dienstag, äen ö. Zull IV24 IS. Jahrgang - ... Herrlot vor äem Sturz? Um unserm Berliner Mtarbetter. Die von Votncare gegen seinen Nachfolger in der Ministersrüstdenttzhaft etnoelettete Wühlarbeit beginnt allmählich ihre Wirkung zu -eigen. Die Beunruhigung der Öffentlichkeit in Frankreich und England nimmt immer mehr -U. .der Ministerpräsident Herriot wird inaner mehr in die VerteidtWNL gedrängt und leine Stellung erscheint schon so stark gefährdet, Hatz.einige nationalistisch« Blätter in Pari» bereits unverhüllt die Forderung stellen, datz Herrtot noch vor der Londoner Konferenz zurücktreten müsse. Gleichzeitig wird die Forderung erhoben, daß die interalliiert« Konferenz nach Brüssel verlegt werde, weil man dort eine für Frank« reich günstigere Atmosphäre zu finden hofft und es wird für «ine Vertagung der Konferenz,um.etwa 14 Lag« -lädiert. BemertenSwerterwets« ist ^» die offi ziöse . Agentur Hava», die sich zur Verbreitung dieser Wünsche hergibt und damit von neuem beweist, datz sie unter dem Einfluß gewisser Beamten des französischen Auswärtigen Amte» steht, die im Bunde mit Polncare äegen ihren eigenen Shef intrigieren. Diese französi schen Beamten sind e» offenbar auch, die dem Mitarbei ter de» „Echo de HgriS". Pertinax, da» Material für die Bekämpfung HerriotS liefern. Denn sonst wäre es nicht möglich, daß Pertinax so genau über hie Vor gänge bei der Konferenz der Ministerpräsidenten in Sbequer» und über den diplomatischen Schriftwechsel Wischen Downing.Street und dem Quai d'Orsay unter richtet ist. Die Vorwürfe Hie von nationalistischer Sette gegen Herrtot gerichtet werden, laufen darauf hinaus, daß er sich von Macdonald in ChequerS vollständig, übertöl- veln ließ und all« bisherigen Forderungen und Ansprü che Frankreichs ohne jede Gegenleistung prei-gegeben ha- V».' Macdonald habe bisher durch seine geschickte Heu chelet seine wahren Ziele verdeckt und sie erst in Che- quer». ermutigt durch da» Entgegenkommen Herrtot», brutal enthüllt. Macdonald» sozialistische» Bekenntnis muß als Popanz herhalten, mit dem der französische Spießbürger in Schrecken gesetzt werden soll., Herrtot wird ein Vorwurf harau» gemacht, .daß er da» von Mao donald für die Londoner Konferenz entworfene bekannte Programm stillschweigend und widerspruchslos gebilligt habe. Insbesondere habe er die Rechte der Repara- tionSkommisston prei-gegeben und keinen Widerspruch erhoben, als Macdonald erklärt«, man müsse Deutsch land Zusicherungen gegen künftige unabhängige Sank« ttonen Frankreich» gebe«. Wir in Deutschland werden von unserem «Stand punkt au» sagen müssen, hak da», wa» hier Herriot als «erbrechen angerechnet wird, nicht» ist, al» die logische Folge au» seinem demokratischen und friedenSfreundli- chen Programm! Die Tatsachen, hi« Berttnap mitteilt und die von der reaktionären französischen Presse zu der wüsten Hetze gegen Herrtot ausgeschlachitet werden, würden zweifellos auch nicht einen so großen und für Herriot gefährlichen Eindruck aus hie französisch« Oeb fentltchkett gemacht haben, wenn sie nach der Konferenz von LSequer« in geeigneter Weise der Öffentlichkeit mit!« «stellt worden wären. Denn zum Teil ergeben st« sich ta aus dem Wortlaut de» Dawe-bericht» Hen selbst Votncare angenommen hat. Im übrigen wären sie der französischen Oefsentltchkeit aber in ganz anderem Licht erschienen, wenn sie im Rahmen und al» Folgerung der dem europäischen Frieden dienenden Politik Macdonalds und Herrtot» vekannhgegeben worden wären.. .Die mit seinen Grundsätzen so wenig! .in Einklang stehende Ge- hetmpolltik, die Macdonald in Ehequer» getrieben hat, war zweifellos ein schwerer diplomatischer Fehler. Dem journalistischen Schildknappen Votncare» ist Lo die Ge legenheit geboten worden, seinen Enthüllungen durch tendenziöse Darstellung und sensationell« Ausma chung ein« Bedeutung zu verleihen, Pie für Herrtot un ter Umständen verhängnisvoll, auf Ledert Fall aber nach teilig Sin muß So ist der große Frontalangriff auf best« vorbereitet, den Poincare am heutigen Dienstag im Senat gegen seinen Nachfolger zu eröffnen beabsich tigt und über dessen Erfolg man noch keinerlei Vropho- kRtumMN kvaasn kann. KttdonNd. der nwgen sein«» politischen Fehl«, übrigen» im Unterhaus« zur Verantwortung gezogen wordm ist. hat sich bemüht, seinem französischen Kol legen nach Möglichkeit zur Hilfe zu kommen.^ Gr bat durch den englischen Botschaft«« in Pari» erklären las sen, daß »r keineswegs die Absicht gehabt hab«, Herrtot in Ehequer» irgendwie zu binde«, daß vielmehr die den fremden Regierungen mttgetetlten Gedanken übe« die London« Konferenz lediglich den Standpunkt der «ng- i s lM Regierung Harlegten. Herriot hat seinerseits ebenfaltt erklärt, datz e» mit dMLckig Ms« Händen nach Hondo« «he und eine Note entworsen. in der den allümtstz VichMmM d« Standpunkt Fvankmtch» dav- Amerika -rüngt zur Durchführung -es Gutachtens Im Wethen Hause zu Washington hat aM Sonn abend eine Konferenz stattgefutrden, an der außer.dem Präsidenten Tooltdge und dem Staatssekretär Hughes General Dawes, Handel-Minister Hoover und der ame rikanische Botschafter in Berlin Hougthvn, teilgenom- men haben. Diese Konferenz, die sich ausschließlich mit der Anwendung de» Dawe-bertchte- befaßt hat, .hat dem amerikanischen Botschafter in London eine Mitteilung zugehen lassen, wonach «S „die Ansicht der Regierung der Vereinigten Staaten sei, daß von der baldigen Anwendung de» DaweS- berichte» der wirtschaftlich« Wiederaufbau Europa» Mhängt." Dies« Ansicht der amerikanischen Regierung dürft« heute oder morgen offiziell voM amerikanischen Botschafter in London Ramsah Macdonald und vom amerikanischen Geschäftsträger auch der Regierung in Berlin mttgo teilt werden. Auf.englischer Seite saßt man diese Mitteilung al» ein« nachdrücklich« Aufforderung auf. .nicht» zu tun oder zu unterlassen, wa» geeignet wäre, da» Zustandekom men der interalliierten Konferenz zu erschwerens Uever den Standpunkt der deutschen Reichsregterung wird mitgeteilt, daß Hirse «» gegenwärtig für ihr« erst« Pflicht halt« di« Gesetzentwürfe zur Ausführung de» Sachverständigengutachten» fdrtiMstellen«. Inzwischen hat da» Goldnotenbankvomttee sein« letzt« Sitzung .in Berlin abgehalten und di« Entwürfe der Notenbankge setze dürften im Laus« der Woche fertig werden. Das Sisenbahnkomitee tritt Donnerstag.zur letzten vesung in London zusammen und nur bezüglich des Komitee» über di« Jndustrieobligationen steht der Abschluß der ilrbeiten IM Augenblick noch nicht genügend fest, nm wn rechtzeitigen Abschluß und die Vorlage »aller Ent würfe ipi ReichSkabtnett vor dem 16. Füll aw bestimmt n» «aste süssen zu können. Vs» staaMsttzs Stak baflrrt zu -- prozrüt auf -sn M!eumllsfss«n-s«l ,MH« ds Vartt" meldet, SenatSauSschuß für Finanzen setztt der yinanMin franAischs Stgt basiert M aelegt wird. Schließlich hat auch die Regierung.der vereinigten Staaten, di« durch die sranzösiich^ngltsch, Polemik stark beunruhigt -u sein scheint, beschlossen in dieser Angelegenheit zu intervenieren. ' Sie hat dem amerikanischen Botschafter ein« Mttteilung^zugehen las sen ^wonach L» die Auffassung der Regierung Her Beo einigten Staaten ist, daß von der baldigen Anwendung de» DaweÄbericht» der wirtschaftliche Wiederaufbau von Europa abhänat. Die amerikanische Regierung »nimmt damit in diplomatisch vorsichtiger aber für Leden Poli tiker genügend deutlicher Weife Stellung »gegen die Quertreibereien, die die Londoner Konferenz, gefährden und die Wiederherstellung de» europäischen Frieden» in Frage stellen können. Hoffentlich wird man daraus an der Sein« die Folgerung ziehen, daß olle .versuche, den DaweSberichk zu sabotieren oder im Interesse de» französischen .Nationalismus in ihn Ding« Htneinzw- legen» Hie nicht dartnstehen und auch nicht' htnetnge- hören, gut dep Widerstand der gesamten gesitteten Welt stoßen werden. . > ' ! Macüonal- reift nach pars». Sin eintägiger vesuch bet Herriot. London, 7. Juli Im Unterhause teilte Macdonald mit, baß er morgen nach Part» reisen, Mittwoch abend nach London zurtickfthren wolle. Der Besuch erfolge auf einen Vorschlag Herriot». Macdonald betonte nochmal», daß der in der Preffe entfachte EMrüswng»fturm jeder Begründung entbehre. Diese Nachricht erregt 1» Pari» größte.Ueberra- schung. In link»liberalen politischen Kreisen begrüßt man diesen Schritt Macdonald» mit gjvötzter Genug tuung, da man von ihm ein« Entspannung Her poli tischen Lage erwartet. Diese Nachricht zeigt also, .daß di« Kris« ernster ist, .al» die BeschwichtigungSkünstler nn der Themse und Seine vermeinten. Der wahrscheinlich von Bari» aus veranlaßte Versuchsballon de» „Daily Telegraph" der eine BerttMmg und eine Verlegung der Londoner Konferenz nach Brüssel anragte, häkWSHI Macdonald in seinem plötzlichen Entschluß bestärkt, .in Vari» unter Einsatz seiner Person da« Zustandekommen der Londoner Konferenz zum 16. Juli doch uoch zu si chern deyn er betrachtet die» anscheinend al» ein« Pre stigefrage. G» bleibt abzwwarten, .ob Macdonald oder Herriot sich al» die stärkere Persönlichkeit erweisen wird, ob Macdonald durchdringt oder sich zu einer Verschlep pung Mehren läßt, .oder ob er wesentliche Zugeständ nisse macht um mit dem plötzlichen Zusammentreten der Konferenz wenigsten» da» Gesicht zu wahren. fülluno des Mteumverträge. Ein« Aussetzung Her Ver träge sei für Frankreich nicht tragbar,, solang«.nicht an dere Reparattonseingänge durch Deutschland gesichert wären. Auch die Sozialist«« stimmten deut Btzpöke des Jinanzmtnister» zu. Eine unerhört» Zor-erung -er ftauzöftfthev Sefatzungsbehkr-e. Dee Leitung de» städtischen Gymnasium» 1« /Mül heim ging Hon der französischen BesatzungSvehörd« der Befehl zu Hie beiden Gedenktafeln, die nach dem Krieg zum Gedenken der gefallenen Lehrer und Schüler der Anstalt tu der Aula angebracht wurden, zu entfernen. Als Grund wird di« Inschrift angegeben r „Mr starben in Ehren.als wir noch im Kampfe lagen", da in die sen Worten «ine VeletdiMng der franMsthen Nation zu erblicken lei. Immer vermehrter Vruck -er Besatzung. Me verlautet, ist »m Sonntag Her ausführliche Bericht de» Herrn v. Harsch Über fein« beiden letzten Demarchen bei Ministerpräsident Herrtot in Berlin ein gegangen. Au» der Sonnabendausgabe de» Pariser „Matin" erfährt man die Bestätigung, daß.beide De marchen des Herrn v. Hofch wieder ergebnislos gewe sen sind und lediglich Hie Zusage de» Ministerpräsidenten Herriot ^gebracht haben. Hie deutschen Wünsche den zu ständige« militärischen Instanzen de» besetzten Gebiet» unterbreiten zu wollen. Inzwischen wird heute früh au» Aachen gemeldet datz nunmehr auch die Belgier dortselbst.Mit Massen- anfordevungen von Wohnungen für die Bermehrung He» belgischen Beamtenstabes begonnen haben. Die Stadt gemeinde Machen hat bi» zum 16. August 187 neue Woh nungen für die Besatzung-arme« bereitzustellen, wäh ¬ rend in Aachen fast.19 000 WohnüngSgesuche kett Jahr und Tag her Erledigung Harren. Dr. Schachts koloniale PlLve. uever diese» Thema hatte der Deutschs Kolonial verein -e. B., Berlin SW. 11, .einen Vortragsabend veranstaltet, gn dem al» erster Redner Gouverneur a. D. Dr. SchUltz.Ewerth.sich zunächst über die Einzel heiten de» .Schachtschen Vorschläge» äußerte, soweit die darüber vorliegenden Nachrichten eine Stellungnahme zulassen. Er begrüßte e» al» ein« willkommene Wen dung Hatz Hie Kolonial frage endlich einmal von eine« maßgebenden Stell« in -en krei» der allgemeinen politischen Erörterung.gezogen und al» eine nottoendige Ergänzung de» Sachverständigenbericht» behandelt wor den sei der al» unvollständig betrachtet werden/müsse Und unberechenbare Folgen Hervorrufen könne, solange die Frage de« Absätze» unserer Massenproduktion nicht geregelt sei. Much di« Berücksichtigung -e»-Siedlung» Problem» durch Herrn Dr. Schacht sei dankenswert, zu mal diese Angelegenheit seit««» der deutschen Regto rung vor dem Kriege immer nur sehr zögernd behan delt worden sei. ' Dennoch müsse man. dem Plün HeS Herrn Dr. Schacht mit Bedenken begegnen, insofern al» di« Verwaltung eine« Lhartered Compagnie keine Ge währ für «in« uneigennützige Behandlung Her deutschen Interessen gäbe. Bor allem aber sei di« Kolonialschuld- lüge nicht zu vergessen. Die Mehrheit der Kolonial deutschen werde vermutlich der Meinung.sein, Hatz, wenn wir die uns mit Schimpf genommenen Kolonien wieder bekommen sollten, e» mit Ehr« Mchehen müsst. Im Wnschlutz gn diesen Vortrag führt« Dr. Paul Lvkiwein etwa folgende» au»»Der Plan Dr. Schacht- Deutschland auf dem Wege einer internationalen Kolo- nialgfellschaft allmählich wieder «u einem! Kolonial besitz zu verhelfen, , kann nicht von der Hand, gewiesen werden. Gr Patzt sich dem nun einmal vorliegenden TaweSPlan an. H. h. er stellt stchaus Hi« Gedanken gänge der Sachverständigen ein, gibt Ihnen aber mit erfreulicher Deutlichkeit zu verstehen, Hatz sie über de» Bestreben, möglichst.hohe deutsche ZahlungSvechflichtun- aen auszurechnen, die deutschen Rechte vergessen hab«.' Der Hinweis auf Hie deutschen kolonialrecht« ist.uner läßlich. denn andrrrifall» könnte ein unmittel barer Verzicht Deutschland» auf leine Kolonien heraus konstruiert werden. Uever den Wert der alten Lhartered Eompagnir» sind di, Ansichten geteilt. Dv. Leutwein weist.an de« Hand «sichtlicher vttsplel» «ach, datz Ihrs Leistungen wesentlich von den führenden Persönlichkeiten abhtngen. Im Ganzen wird gegenwärtig Hast! Kolonialpoltttk . . tydchW heutig, Deutschland nicht. Gin» unter internationalem Schutz arbeitend, kolontalpeselychaft könnt, demnach »tu L«-v. mutzk, uch »noessSst »WM Gesellschaft an vas tuwseaauG