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Mnzetger für öas Erzgebirge MZM Mnzmger wr oas Erzgebirge ZZM »MlUch, S«»t, « «»»»flMllM. rao»»iatt No»»»«,»«»,, r«Udatt,a» tz»« amtlich»» S«»aaiumoch»»g«» »es a«»» »« Grob» aas se« fw». ft«, o,^ ,4», Nr. 13S Freitag» äen 13. Juni 1924 19. Jahrgang Looliäges Wieäernominierung. Bon unsrem Berliner Mtarbetter. wie durch einen kurzen Junkspruch gemeldet wor- ren ist, hat der Nationalloin'vent der Republikanischen Partei der Vereinigten Staaten, der am Dienstag in Cleveland zusammenaetreten iS, .auf der Grundlage der nach ihrem Inhalt bereits bekannten Parteiplattsorm als Parteikandidaten für die PräsidentschaftSwahl wie derum den gegenwärtigen Präsidenten der Union Coo- ltdgie aufgestellt. An diesem Beschluß war kaum zu zweifeln, und auch die ersten Nachrichten über die Tagung in Cleveland hatten bestätigt., daß Coolidge hort das Felo vollkommen, beherrschte. Trotzdem muh die Einmütigkeit, mit der seine Nominierung — wenigstens nach der vorliegenden 'kurzen Meldung — erfolgt ist, einigermaßen überra schen, denn das, was in den letzten Wochen und Mo naten über die Verhältnisse innerhalb der republikani schen Partei bekannt geworden war, gab zwar noch ket- keinen unbedingten Anlaß, an der maßgebenden Stellung des Präsidenten innerhalb der Partei zu zweifeln, .kün digte aber doch das Hervyrtreten. und Anwachsen sehr beträchtlicher oppositioneller Strömungen an und be reitete darauf vor, .daß der beabsichtigten Wiedernomi nierung CooltdgeS zum mindesten ein Kampf vorauS- gehen werde. Coolidge hat von dem Kongreß in letzter Zeit mehr als einmal Aktionen hinnehmen müssen, die zu seinen politischen Plänen und Willensäußerungen in schroffem Gegensatz standen, und von denen die letzte gerade in diesen Tagen noch sehr sichtbare und fühl bare Begleiterscheinungen zeitigt., Wir meinen den Versuch des Präsidenten, die gegen die japanische Ein wanderung »gerichtete Klausel, .aus der neuen Fassung des EInwanderung'SgesetzeS zu entfernen, ein Bestreben, Über das der Kongreß demonstrativ hinwegging, .mit dem Erfolg, daß die.amerikanisch-japanischen Beziehun gen erneut eine scharfe Spannung aufweisen, die sich in den bekannten diplomatischen Schritten der letzten Zett und auch in sonstigen. Mm Teil sogar recht sensa tionell anmutenden Auswirkungen bekundeten. Das ist nur der letzte und nur einer von den sich mehrenden Fällen, in denen der Kongreß sich gegen den Präsiden ten gestellt hat, und eK ist ein offenes Geheimnis, daß unter denen, die dabei besonders gegen Coolidge agitier ten,, maßgebende Männer der eigenen, republikanischen Partei zu finden waren. So kam es. daß man der großen Tagung jn Cleve land mit einer gewissen Spannung und Besorgnis ent- gegensah. Besonderen Anlaß dazu gab die Tatsache, daß der Führer der radikalen fortschrittlichen Gruppe der Partei, der bekannte Senator Lafolette, mit der Absicht auf den Kongreß kam, dort eine eigene Plattform vorzulegen und für den so gut wie sicher zu erwartenden Fall ihrer Ablehnung.mit der Gründung einer eigenen „Unabhängigen Republikanischen Partei" zu antworten als deren Präsidentschaftskandidat er dann erscheinen würde. Dieser Plan mutz Wr die Mehrheit der Partei sehr unerfreulich wirken, denn die Minderheit, die Lafolette hinter sich vereinigt, .ist keineswegs zu unter schätzen; sie zählt in den Reihen ihrer Führer Männer vom Rufe der Senatoren Borah und Johnson, sie hat dank ihrem Programm starken Zustrom aus den Rethen der Landwirte und der Arbeiterschaft^ und eS ist berich tet worden, daß auch ein Ausschuß von Führern der Deutschamerikaner sich lebhaft für die Unterstützung einer eventuellen Kandidatur Lafolette einsetzen will. Gerade die Farmerfrage^ die der vor einer Woche zu Ende gegangene Kongreß noch nicht erledigt hat wird in dem bevorstehenden Wahlkampf eine starke Rolle spielen, und es mutzte der republikanischen Parteilei tung Häher im höchsten Maße unerwünscht sein,.diesen wertvollen Teil ihrer Anhänger zu einer neuen Partei bildung abwandern zu sehen. E» kommt hinzu, Hatz auch gegenüber dem anderen die Wahlkampagne zweifel los mit am stärksten beherrschenden Problem, der Frage der Einstellung LU den europäischen Dingen, Lafolette ein sehr aktive» Programm vertritt. Larin befindet sich die bemerkenswerte Forderung.nach einer „Revision de» Versailler Vertrage« in Uebereinsttmmung mit den Wasfensttllstand»b«dinaungen", wa» nicht» andere» be sagen kann, al» «in« Vergleichung Her Versailler Be stimmungen mit den Versprechungen, die in Wilson» 1» Punkten enthalten waren und di« Voraussetzung.für den Abschluss de» Waffenstillstände» gegeben haben, .fene Voraussetzungen, um die Deutschland nachher so schmach voll betrogen worden ist. So groß das deutsche Inter, esse an der Verwirklichung solcher Gedankengänge in der amerikanischen Politik sein mutz, und so unmitzverständ- ltch wir die Amerikaner immer wieder daran erinnern müssen Hatz sie uns für senen Betrug Gerechtigkeit schulden« — die Hoffnung, daß die Idee Lafolette» sich ! schnell verwirklichen lassen Werpe, .wäre wohl verfrüht. Die Tatsache der Nominierung.Coolidge» ist zwar noch keineswegs ein Beweis dafür, daß Lafolette sich gebeugt hat. und man wird ausführlichere Berichte um die Ent wicklung Her nächsten zwei, drei Wochen abwarten müs- sen, ehe man darüber klar steht. Wohl aber darf aus diesem Ergebnis von Cleveland angenommen werden, daß verschiedene andere Schwierigkeiten überwunden und eine ausreichend starke Mehrheit gebildet werden konnte, .um die unwidersprochene Wiederkandidatur CooltdgeS durchzusetzen. ' ! '' Cooltdae ist also der erwählte Präsidentschaftskan didat. .mit dem die Republikaner in den Wahlkampf ziehen. Tie Entwicklung, die man, wie wir eben sag ten, abzuwarten hat, wird zugleich lehren, ob sie für ihn allein mit den Demokraten zu kämpfen haben wer den. Tut Lafolette wirklich seine neue Partei auf, .so geht der Kampf.zwischen Dreien, und er wird dadurch nicht nur verschärft, sondern es wird auch! die Möglich? kett einer neuen Lösung erschwert.. Es ergibt sich dann nämlich die bet der Stärke des Lafoletteschen Anhanges keineswegs nur theoretische Möglichkeit, daß keine der drei Parteien bei der Wahl der Wahlmänner eine «ge nügend große Zahl von Elektoren für sich zu gewinnen vermag um den Bestimmungen der amerikanischen Ver fassung .zu genügen. Zn diesem Falle hätte dann die Wahl des neuen Präsidenten durch den Kongreß zu er folgen, der bekanntlich ebenfalls im November neu ge wählt wird, .und dessen Zusammensetzung, sich angesichts der starken GtimmungSwandlungen heute ganz und gar nicht Voraussagen läßt. Trotz des Beschlusses der Re publikanischen Partei, .an Coolidge festzuhalten, sind also die Aussichten für die Präsidentenwahl in den Vereinigten Staaten noch völlig undurchsichtig, »was wiederum für die Einstellung Amerikas als Faktor in die weltpolitische und weltwirtschaftliche Rechnung, von sehr stark hemmender Bedeutung.sein muß. Vas Dawes-Gutachten und -ie Veutschnatlonalen. Zn der Stellungnahme zu dem DaweS-Gutachten und zu dessen Ausführung durch die deutsche Regierung haben die Deutschnattonalen neuerdings einen bemer kenswerten Wechsel vollzogen. ES ist erst wenige Tage her, da überschüttete die deutschnativnale Presse das Kabinett Marx.mit den lebhaftesten Vorwürfen deshalb, weil s io aus angeblicher Liebedieneret gegen die Enten te die Gesetzentwürfe, die zur Ausführung Hes Gutach tens nötig sind, bereit» auSarbetten ließ. Man be suchte den Glauben zu erwecken, .als ob sich noch! der RetchStaa mit dem Gutachten selbst befassen müsse..wäh rend doch diese Frage in Wirklichkeit längst Hadurch ge löst war. daß die Regierung schon vor den Wahlen die Vorschläge der Sachverständigen al» geeignete Grund lage für weitere Verhandlungen anerkannt hatte. Jetzt aber geht der Wind mit einem Male ganz ander». Der deutschnativnale Reichstagsabgeordnete Hoetzsch sagt in der außenpolitischen Wochenübersicht der ^Kreuzztg." mit dürren Worten; „Ohne Zweifel ist Hie Negierung Marx-Gtresemann setzt legitimiert, Hie Gesetzentwürfe, die au» dem Gutachten hervorgehen, .energisch -zu för dern." Und in der ..Deutschen Lagestg."»dem Organ de» deutschnattonalen Abg. Baecker, wird erklärt; „Bis her hat cs jedenfalls al» selbstverständlich gegolten, Haß die RetchSregierung Pie zur Durchführung des Dawes- Gutachten» notwendigen Gesetze dem Reichstage vor legt. und daß dieser volle Freiheit hat, die betreffenden Gesetze abzuändern, anzunehmen oder abzulehnen." Tie» letztere ist unbestreitbar r wenn Herr Baecker e» überhaupt erwähnt ,fo soll e» nur dazu dienen, da» Zugeständnis abzuschwächen, daß die Regierung recht daran tut, mit allem Nachdruck die Fertigstellung Her einschlägigen Ge setzentwürfe zu betreiben. Hierin sind sich also die Deutschnattonalen letzt einig, während sie vor kurzem noch dem Kanzler die vefugnt» dazu bestritten hatten. Woher aber dieser plötzliche Umschwung? Den Grund braucht man nicht zwischen den Zeilen zu suchen, Fr wird ziemlich unverhüllt ausgesprochen: nachdem die Deutschnattonalen mit vem Stur- der Regierung Ata»ko gemacht haben, möchten sie setzt brennend gerne wenig sten» an der Regierung beteiligt sein, und erklären sich, um ihre RegterungSsähtgkett zu erweisen, zu den wett- gehendsten Konzessionen auf.außenpoltttschem Gebiete bereit. Jetzt kommt plötzlich Abg. Hoetzsch zu der Er kenntnis; „Die Wirtschaft verlangt. Haß die heutigen unsicheren Zustände aufhüren. und da» Ruhrgebiet am meisten. Sie verlangt, daß die Erörterung Aber das Gutachten in Fluß und -um Abschluß komme." Die au» dem Gutachten folgenden Gesetzentwürfe werden dem Reichstag in wenigen Wochen zugehen. Die Dcutschna- ttonalen können dann -eigen, da- ihr« Bekehrung zu dem Gutachten wirklich sachlichen Motiven entspringt und nicht nur der Sehnftuhl nach einigen Ministersesseln. Heute prästöentenwohl 1« Zrankrelch. Li« Vorabstimmung. — Painleve al» Kandidat. An der Abstimmung in der Vollversammlung der links stehenden Parteien zur Bestimmung eine» Kandi daten für die Präsidentschaft der Republik haben 47S Deputierte und Senatoren teilgenoMmen. LWS Ergeb nis der Wahl ist MsendeÄr Kammerpräsident Painleve 306. Senatsprästdent LoumerMe 149, .Poincare 1 Stimme. Weiße Zettel 19. Nachdem SenatSpMident Toumergue sich bereit er klärt hat. seine Kandidatur für die Präsidentschaft-Wahl zurückzuziehen, .haben die Parteien, Hie zum Kartell der Linken gehören, beschlossen, die Kandidatur Painleve» aufrecht zu erhalten. Tie sozialistisch« Kammergruvv« wird ebenfalls für Painleve stimmen. Di« Stimmung in England. DIer Rotterdamsche „Courant" Meldet au» London r Der kommende Linkskurs in Frankreich wird in den Kreisen de» Arbeiterkabtnett» als wichtige Stütze der eigenen Position angesehen. „Daily Chronicle" greift Henderson heftig an, der in der" Metallarbeiter-Union in Liverpool am Dienstag gesagt. habe, «in Steg de» Sozialismus in Frankreich sei voM englischen Stand punkt aus zu begrüßen, denn er mache den Engländern auf absehbare Zett hinaus jede ander« Außenpolitik al» die der Arbetterregterung unmöglich. Herrlot über sein« Politik. Dem Pariser Berichterstatter de» „Daily Expreß" erklärte Herriot: Meine Stellungnahme gegenüber England besteht dartm gemeinsam mit der Londoner Negierung die sofortig« Anwendung He» TaweSberichte» herbetzuführen. Ich werde wahrscheinlich! binnen 10 Tagen nach London fahren., Wenn alle» nach! Wunsch verläuft werde ich am Montag oder Dienstag.mein Kabinett bilden. Ich werde dann die Politik verfolgen, die bereits allerseits bekannt ist. Wa» Deutschland be trifft, befürworten wir eine Annäherung, Ueber da» Nuhrproblem, die Erweiterung Her MteuMverträge, die Amnestie für die auSgewtesenen Deutschen kann ich vor läufig nichts Bestimmtes sagen, so lange ich die Akten nicht etngesehen Habe. Vemokrattscher Seomtentag. Für den demokratischen Beamtentag, der in Eisenach nm 14. und 1k. Juni stattfindet, liegt nunmehr die endgültige Tagesordnung vor. Die Gesamttagung findet auf der Wart burg statt und sieht am Sonnabend vormittag zwei Referate vor, deren erstes, „Das Ergebnis der Reichstagswahlen und seine Folgen" von Gerhard Vogt. Berlin, erstattet wird, während Arthur Hesse, Berlin, über den „Aufbau der Be- aintenorgaiitsntionen innerhalb der Partri" Bericht erstatten wird. Am Nachmittag sprechen die Herren DeliuS-Halle und Schuldt-Stcglih über „Materielle und rechtliche Forderungen der Beamtenschaft". Für den Abend ist eine große Veran. staltung im Festsaale de« Wartburghotels geplant, bei der der Partetvorsitzendc RcichSmtnister a. D. Koch sprechen wird. Am zweiten Tage erstattet Obervi'rwaltungSgrricht»» rat Dr. »on Dultzig, Berlin, einen Bericht über das neue Disziplinargeseb. Die Tagung endet mit einer großen Vater, ländischen Kundgebung im Burghof der Wartburg, bei de» die Herren Neichsmtntstcr n. D. Koch und Gerhard Bogt, Ber. lin, sprechen werden. Bozialüemokratischer Parteitag. Wie wir bereits berichteten, trat am Mittwoch der diesjährige sozialdemokratische Partei,tag unter sehr starker Beteiligung zusammen. Hauptredner de» Er- öfsnungSabendS war da» Mitglied de» Parteivorstand«», RetchStagSabgeordneter Crt'spien. Er ging Hon den politischen und wirtschaftlichen Wirkungen de» Versail ler Vertrages au» und kam dann in breiten Ausfüh rungen auf die International« zu sprechen, deren Wte- dererstehung einer der größten Erfolge der Einigung in Deutschland sei. Weiterhin führte der Redner au» die Reparation müsse sich auf die Wiederherstellung der zerstörten Gebiete beschränken, immer klarer sei gewor den, daß die gewaltige Belastung Deutschland» «ber daV Erträgliche hinaus auch verderblich sein müsse Mr die Siegerstaaten und zu einer Weltanarchie führen müsse. Mit der Annahme de« Sachverständigengutachten» wür. den di« Sozialdemokraten auch in Deutschland Boden unter den Füßen erhalten und könnten dann Mr ein« gerechte Verteilung der Lasten kämpfen. Der Vorsit zende Wels begrüßte die Vertreter der ausländischen Organisationen, die oann ihrerseits Ansprachen Hielten. Zweite Tag. Di« Sitzung am Donnerstag wird durch den Vor sitzenden, Abgeordneten Diltmann, eröffnet. -ter- schlägt er im Auftrag« de» Vartetoorstande» vor. «ine Kommission von neu« Mitgliedern Mr Ervrts»