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/luer Tageblatt -5^^- nnHeiuer fm das Erzgebirge S-L-SLX ' d-- —d-- ,»IUch, WI«« L«i,a amm». kag.diaii Enthalt,«» 4», amtlich«, Selaontmochaog,« 4„ a««> 4« S«a4t o«4 44» R»t»g«lch1» Ha». p«stM»ck.g»oi,i ft», L.ip,,, n,. 1«, Nr. 141 Donnerstag» clen 19. Juni 1924 19. Jahrgang Die Militarkontrolle. Vorschlag einer Konferenz zwischen Mar«, Maedonald und -erriot. Zn einer SandtagSwähilerversgmMlung in Koswig in Anhalt beschäftigte sich der. Reichstagsabgeordnete Erkelenz- Düsseldorf.eingebend mit der außen- und innenpolitischen Laa«. Die Hauptfragen seien zunächst.' 'Wie gewinnt Deutschland wieder das Ver- fügungsrecht über seine LandeSgrenze, und wie erhält es Leiste Wirtschaftliche und po litische Einheit? Und Hand in Hand damit geht die dritte Fraae: Wie kommt Europa wieder zu einein FriedenSzustand? Der Wahlsieg der französischen.Demo kratie bringt an sich noch keine Besserling der Lage. Es bleibe noch viel zu tun. Man könne vielleicht er warten. daß zwischen der französischen Demokratie und der deutschen eine Verständigung leichter sei.. Aber die Negierungen könnten nur zum Ziele kommen, wenn eine gleichgerichtete öffentliche Meinung hinter ihnen stehe. Und die französische Meinung solle bedenken, daß keine Demokratie ohne die öffentliche Meinung bestehen könne. Niemand könne aber die öffentliche Meinung gewinnen, wenn er von außen nur Fußtritte erhalte.. Frankreich und Deutschland brauchen setzt Männer, die ihren Völ kern die Wahrheit sagen. Die Forderungen des Sach verständigenberichtes seien schwer, seien vielleicht sv^ar in einzelnen Teilen unmöglich M erfüllen. Trotzdem müsse die Wiedergewinnung von Rhein und Ruhst alle Bedenken überwinden. Aber die deutsche Regierung müsse sich entschließen, .ihre Politik kraftvoll zu führen. Beim Eisenbahngesetz werden auch die Deutschnationalen Gelegenheit haben zu zeigen, ob sie die Politik der Reaierung Marx durchkreuzen wollen oder nicht.' Die Entscheidung dürfe ihnen nicht ge schenkt werden. Nötigenfalls müsse der Wähler entschei den. .ob er die deutschnationale Katastrophenpolittk bil lige. Insbesondere das besetzte Gebiet verlange hier völlige Klarheit..nachdem es lange genug das Versuchs kaninchen der Münchener Jllusionspolitiker und der schwer-industriell bezahlten Phrase gewesen sei. äEs ver diene überhaupt beachtet zu werden, daß auch die Schwerindustrie setzt die Annahme des Gut achtens wünsche, daß sie aber andererseits in der von ihr subventionierten Presse noch immer in tapferen Phrasen machen lasse. Eine gefährliche Klippe sei zur Zeit die Frage der Mikitärkontrolle. An dieser Klippe könnten alle Versuche der Befriedung Europas wieder scheitern. Es sei unklug Deutschland allein zur militärischen Abrü stung .zu zwingen. Die allgemeine europäische Abrü stung .sei das Ziel. Die Fortführung der Kontrolle stärke nur die deutsche Reaktion. Dies unglückliche Erb teil aus einer Zeit des Völkerwahnsinns müsse endlich beseitigt werden. Wahrscheinlich wäre die Kontrolle längst.beendet, wenn nicht daö hohle Brimborium der „deutschen Tage" und ähnlicher Veranstaltungen auf. geblasener Ohnmacht immer erneut Verdacht erregte. In der Frage der deutschen Abrüstung würden England und Frankreich stets einig sein. ES sei bedauerlich, Patz Pie deutsche Negierung nicht schon vor Monate» dieses Hin dernis aus dem Weg« geräumt habe. Deutschland müsse die Schlußkontrolle noch einmal über sich ergehen las sen. Hier müßten sich die Militärs der höheren Not wendigkeit, der Erhaltung des Nheinlandes, .fügen. Das besetzte Gebiet verlange energisch, daß hinter der Be- freiunci des Rheinlands» zurzeit alles andere zurück stehe. Cs gebe im besetzten Gebiet keine Partei, die das schelnmllltärische Kinderspiel der sogenannten „vater ländischen Verbände" unterstütze. Deshalb sei die Jor- derpng pon Rhein und Ruhr; Schleunige Beendigung Schlußkontrolle, Überweisung der weiteren Kontrollen an den Völkerbund allgemeine Abrüstung, Regelung der SicherheitSsragc zwischen Deutschland, Frankreich ^und England. , Die nächsten Wochen und Monate entscheiden dar über, ob Europa zum Frieden komme. Es sei notwendig, daß die Staatsmänner der beteiligten Völker, insbeson dere Deutschlands und Frankreichs«, sich einmal persön lich Auge in Auge gegcnübertreten. Der ewige Noten, wechsel und der Austausch von Erklärungen durch.Zei tungen schafft mehr Mißverständnisse, als behoben wer den. Warum treffen sich nicht Hevrtvt, Maedonald und Marx endlich zu deutlicher Besprechung der entschei denden Fragen in irgendeiner Stadt Persönlich! Man hat nun lange Henng aneinander Vorbetgeredet! Äs sei keine Zeit zu verlieren. E» sei besonders auch für Deutschland an der Zeit, daß e- die zehnlährige geistige Blockade endgültig brech«. Wie können die Völker zum Frieden kommen. w«nn ihre ersten Repräsentanten sich nie sehen, nie sprechen, wenn immer zwischen ihnen Pal« Vier«, Akten, Roten stehen! Aber rein« groß« Konfe renz. Möge Maedonald Herrn Marx und Herrivt kormws nach tzheguers l-den. Rathenau» Erfolg be ruhten darauf, daß er selbst nach London, nach Lhe- querS, nach Pari-, nach Cannes ging.. Nach ihm habe außer Schacht niemand aus Deutschland den Mut ge funden. den Vertragsgegnern Persönlich gegenüberzutre ten. Das Ende solcher Verhandlungen würde wohl der baldige Eintritt Deutschlands in den Völkerbund sein. * « « Gutachten un- Reichsbahn. Tendenziöse Falschmeldungen über den Personalabbau. Von zuständiger Stelle wird mitgeteilt: Die Telegraphenunion verbreitet ein Interview mit dem Eisenbahnsachvcrständigen Sir William Acworth. Auf die Fraae des Vertreters der T. U-, ob die Reorga nisation der Reichsbahn nach dem Sachverständigengut achten einen sehr erheblichen Personalabbau zur Folge haben werde, soll Acworth geantwortet haben, daß viel leicht 60. vielleicht aber auch 40, vielleicht .10 Prozent äbgebant würden. Tas könne er noch nicht sagen. Diese Str William Acwvrtk ^n den Mund gelegte Aeußerung ist falsch. Sir William Acworth hat dies dem .Reichsverkehrsmintster mitgeteilt, und hat hervor gehoben, daß.seine Aeußerung offenbar tendenziös ent stellt worden ist. Er hat gebeten, sie folgendermaßen richtig zu stellen: Er habe gesagt.daß die Personalbc- mefsung für die zu bildende Rctchsbahngesellschaft nicht Aufgabe des Organtsationskomitees sei, sondern ledig lich Aufgabe der neuen Deutschen Gesellschaft., Ob etwa 40 Prozent — nach dieser Zahl hat ihn der Intervie wer gefragt — oder ein anderer Prozentsatz, vielleicht nur 1 Prozent abgebaut — oder ob vielleicht 50 Pro zent neu eingestellt werden müßten — das könne er gar nicht und habe er gar nicht zu sagen. Im übrigen ist es Sir William Acworth ,selbstverständlich bekannt «daß der Personalstand der englischen Eisenbahnen, sowohl bezogen auf die Betrtebslänge, gl» auch auf die Betriebs leistung. ein höherer ist. plS der Personalstand der deut schen Eisenbahnen sogar vor dem Abbau. 30 -eportlerte Neichsüeutsche in Paris ekngetroffen. In Paris sind 30 Deutsche« die vom Kriegsge richt in Mainz zu Zuchthausstrafen verurteilt worden waren und die ihre Strafen auf der Insel Ree ver büßten, eingetrvffen. Von Paris aus werden sie nach dem Rheinland wetterbefördert, um in deutschen Gefäng nissen ihre Strafen Wetter zu verbüßen. Die Rückbeförderung dieser 30 beklagenswerten Op fer französischer Rachsucht aus der Sträflingskolonie Nee war schon vor einiger Zett angekündigt., .Wenn die französische Regierung allerdings glaubt, sie habe mit der stcberführung dieser wackeren deutschen Dulder in Strafanstalten innerhalb des besetzten Gebietes genug Edelmut bewiesen, so muß.dieser Annahme mit aller Entschiedenheit entgegengetreten werden. ES sind, .wie verlautet, sechs rechtskräftig von deutschen Gerichten ver urteilte Franzosen vollkommen freigelassen worden. Der „Gegenwert" fiir dieses deutsche Entgegenkommen.kann nur in der Freilassung der Richrgefangene» bestehen. Erfolgt diese nicht so werden alle schönen Worte in Pa rts uns darüber nicht binweMuschcn können, . daß Frankreichs Gewaltpolitik noch kein Ende gefunden hat. Amnestie-Akt« im Rheinland«. Bon den im Mainzer Gtsenbahnprozetz §M 7. Mai v. I. zn fingeren Gefängnisstrafen Verurteilten, sind acht Inhaftierte, .die Strafen von 6 bis 8 Jahren er halten hatten, begnadigt und aus der Haft entlassen worden, nachdem sie ein Jahr der Strafe verbüßt hat ten. ES besteht begründete Hoffnung, daß auch die üb rigen noch in Haft befindlichen Personen bald in Frei heit gesetzt werden. : Die Zurückziehung zahlreicher Ausweisungsbefehle und mancherlei Haftentlassungen sind erste Anzeichen für eine Wiederherstellung normaler Zustände im Ruhr gebiet. Zur wetteren Verfolgung dieses Planes ist Zach vorliegenden Meldungen Krieg-Minister Rollet beauf. tragt Warden, .sofort Amnestieinatznahmen für die im besetzten Gebiet verurteilten deutschen Staatsbürger in Bearbeitung zu nehmen. Die Amnestie soll nicht gene rell, sondern se nach Art des Vergehen« erfolgen. Die ser wichtigen Frage habe wahrscheinlich die Unterredung gegolten, die Ministerpräsident Herriot in seinem Ka binett mit ttrteg-mintster Rollet und dem Oberbefehl», Haber der Besatzung-truppen gehabt hat. Ueber den bis herigen Umfang der Rückkehr AuSgcwiesener berichtet di« folgende Meldung» Zurück,I«hnnq van A«-w«is«ng,b«f«HI«n. wie Hava- au» Koblenz meldet, hat da» französi sche Oberto mm!ssariat in Koblenz de« Rheinlandkonv Mission di« Zurückziehung von 7060 AuRveilungGbe- fehlen vovgeschlag«« Di« «keinlandkommission hab« in allen Fällen diese Vorschläge angenommen.^ Pi« WM 1. Mai sei in 5000 Fällen und im weiteren Verlauf in 2000 Fällen die Rückkehr in das besetzte Gebiet,gestattet worden. Von 800 aktiven Zollbeamten sind 590 wie der in den Dienst eingestellt und 80 000 Mann.Eisen bahnpersonal von der Regie angenommen worden. In den übrigen Verwaltungszwetgen sind 150 Beamte wie der eingestellt worden. Ferner haben von 580 Perso nen, die von dem Militärgericht in der französischen Zone verurteilt worden waren, .268 ihre Strafe Vern büßt ^210 sind begnadigt worden, 44 Personen wurden in Abwesenheit verurteilt. Fm Gefängnis befinden sjch im besetzten Gebiet ungefähr noch 58 Personen. Gegen Vlktat unü Schul-lüge. Kundgebungen am 28. Juni. Der Arbeitsausschuß deutscher Verbände erläßt einen Aufruf zur Teilnahme an Kundgebungen, die am 29. Juni 1924 in Erinnerung an die erzwungene Unterzeichnung des Diktates von Versailles im ganzen Reich stattftnden sollm. An dem gleichen Tage, auch schon am 28. Juni, wird der Deutsche Frauenausschuß zur Bekämpfung der Schuldlüg-, der dem Arbeitsausschuß deutscher Verbände angegltedert ist, ein« Sammlung für das deutsche Kind veranstalten, da unter der Auswirkung des Diktates besonders schwer gelitten hat. Der Aufruf schließt: Deutsche Brüder, deutsche Schwestern! Am Tage der fünfjährigen Wiederkehr der Unterzeich nung des Diktates muß auch das deutsche Volk der Welt sei. nen Willen deutlich und ausdrucksvoll zeigen. Wir rufen daher alle Berufsstände im ganz-n Reiche auf, am Sonntag, den 29. Juni allerorts wuchtige und würdevolle Kundgebun gen zu veranstalten. Die Kundgebungen müssen sein: ein flammender Protest gegen die Lüge von der deutschen Schuld am Weltkriege, gegen wettere Gewalt und wettere Bedrohung, ein Ausdruck des geschlossenen Willens zur Frei, hett und zum Frieden, eine Forderung de- Rechte- auf Leben und Entiwickcfungsmöglich ketwn. Partei- und Klassenunterschiede müssen hierbei zurück, stehen. Die Außenpolitik kommt vor der Innenpolitik. Höher als Sondertnteressen steht das Vaterland. Die Kund gebungen am 29. Juni müssen sein: ein Kampf um Wahr heit, Recht und Eh,re. Ein kolonlflerungsplan Vr. Schachts. Der „Newyork Herald" veröffentlicht eine Unterredung mit Dr. Schacht über einen neuen Kolonisierung-plan. Schachr will die neue Kolonisationstätigkett Deutschlands von der Politik ganz fernhalten und sie auf eine rein wirtschaftliche Grundlage stellen, etwa durch Gründung einer tnternatio. aalen Kolontsationsgesellschast nach dem Muster der Ostindt. schen Companie. Mit Hilfe dieser Gesellschaft soll Deutsch land gemeinsam mit den Alliierten die wirtschaftliche Aus beutung der früheren deutschen Kolonien unternehme«. Dr. Schacht bezeichnet den Plan als eine notwendige Ergän zung des Finanzberichtes, da nur auf diese Weise eine Er höhung der d-ulschen Ausfuhr ohne Überschwemmung der fremden Märkte mit deutschen Waren möglich sei. Schacht ist überzeugt, daß Frankreich dem Plan ,»stimmen würde, der unter Aufsicht des Völkerbundes oder durch direkte Verein- barungcn Deutschlands mit den Alliierten und mit Ame- rtka durchgeführt werden könnte. Der Plan steht nicht die Rückgabe der deutschen Kolonien an daS Deutsche Reich vor, sondern er verlangt nur für Deutschland die Erlaubnis zur wirtschaftlichen Ausbeutung der Kolonien, mit der Maßgabe, daß Deutschland nach einer gewtssm Zett daS Recht haben solle, alle Anteilcr der geplanten Gesellschaft aufzukaufen. Schacht teilt ferner mit, daß er möglicherweise selbst nach Amerika gch.'ir werde, um bei der Durchführung der Anleihe mtiziiwlrke«. Vk ruMchrn Emigranten. Der VSN«rd«nd»rat üb«r da» Flüchtllng»w«s«n. Allgemeines Interesse verdienen die im Völker- bnndsrat zur Kenntnis gebrachten Berichte de» Oben- kommtssar» für da» Flüchtling-Wesen Nansen. «4 wird darin festgeftcllt, daß 18 Staaten an der Frag« der russischen Flüchtlinge direkt interessiert sind., von ihnen zählt u. a. Belgien etwa 1000 UlüchtlingSfamtlien, Bul garien 38 000, Frankreich .400 000, Türket 29 000. In Frankreich haben die Flüchtlinge sämtlich Arbeitsge legenheit gefunden. Von den in Deutschland -esind» llchcn 600 000 russischen Flüchtlingen möchten, wie der Bericht feststellt, viele nach ihrer Heimat zurückkehren. Dasselbe gilt von den 41000 Russen, 26 000 Ukrainern und 18 000 Juden, Pie sich al» Flüchtlinge in Polen befinden, und wird auch von den 80000 in Rumänien befindlichen Flüchtlingen L-sagt. Dem Wbkvmmen Wer Verleidung sine« besonderen Passe» an die Flüchtlinge hat sich nunmehr auch LeptschLmd in Volk«« Umfang» angeschlosseK- . .. , ->.. -... ... >«. .