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/luer Tageblatt «»4 k«I s»»»«rv,, »I«p,ß^»,tt«» r«»sp«ch - o». » Anzeiger für das Erzgebirge P«NN»U» fl« »U» >1», M»t U»,!,,«» I» ,»*» »,««„ tz«lU»u> « »«kl,m»-p,Nti,tt« «I S»a»f»»»I»», »»«Ich, zu>« II e»löpf»u»ig». kagitiatt ^ai,izs»»tr-i. Euttzaltiutz -i» amtlich«» H«»oa»tmachaogia -»» Rot!» »Ml Stabt U»O HUM RmkOAUDichl» fto». p»flgh,<k,K»«l», ftml Tetpztg u». l»»tz Nr. ,24 Mittwoch, cken 28. Mai IS24 !S. Jahrgang ver keicvZtagrbeglnn eine Zchancle für aas Keich. Schamloses Toben -er Kommunisten. Berlin. 27. Mai. Der neue Reichstag trat heute zu seiner Eröffnungssitzung zusammen, ein Schauspiel, da» nicht nur auf den Straßen vor dem Gebäude, son dern auch auf den Publikums- und Pressetribünen dichte Mengen vereinte. In der Diplomatenloge hatten sich der englische Botschafter Lord d'Abernon, .Amerikas Botschafter Houghton und Mitglieder der französischen, Polnischen. Helgischen, italienischen und tschechoslowaki schen Gesandtschaften eingefunden. Auf -er Pressetri büne Hatten zahlreiche Photographen Platz gefunden. Tie Bänke der Reichsmintster waren leer, die Bänke der Landesregierungen dagegen stark besetzt.. Auch die Mitglieder des Reichsrates hatten sich nahezu vollzählig eingefiunden. Man sah u. a. auch die bisherigen Mi nister Tr. Stresemann und Dr. Geßler, ferner so be kannte. Persönlichkeiten wie Tirpih und Ludendorff. Kaum hatte sich der sozialdemokratische Altersprä sident Bock aus dem Präsidentensitz erhoben, um die Sitzung zu eröffnen, als die Kommunisten in ein Johlen und Schreien ausbrachen, durchtönt von schrillem Pfei fen. .daß man glaubte, Ohrenzeuge einer Versammlung von Rowdys zu sein. Ter Ruf „Heraus mit den politischen Gefangenen!" donnerte minutenlang durch den Sitzungssaal, .stürmische Gegenrufe der übri gen Parteien auslösend. Ter aus dem preußischen Land tag bekannte kommunistische Radaustratege und Maul kämpfer Katz schritt, noch ehe -er Reichstag Fonstituiert war und ehe er das Wort erhalten hatte, auf die Rednertribüne und verlas einen Antrag, der die sofor tige Freilassung der politischen Gefangenen forderte. Sein unverschämtes Tun erregte den lebhaften Wider spruch der anderen Parteien. Endloser Lärm toste durch das Hans. Als Katz geendet hatte, klatschten die Kommunisten stürmisch Beifall. Während des Namensaufrufs erhob sich dann wie ein - Wellenschlag jedesmal wieder das Gejohle der Knechte Moskaus, sobald der Name eines der Ihren aufaerufen wurde, .der sich augenblicklich, in Haft befand. Ganz besonders wüst war der Lärm, als der Name Ludend'orffs aufgerufen wurde. Minu ten mußten vergehen, ehe sich der Lärm legte und ehe der Aufruf.weiter fortgesetzt werden konnte. TaS Schamloseste aber geschah zuletzt, und das ist etwas, das.jeden Deutschen mit abgrundtiefem Haß gegen diese KPD. und jeden ihrer Anhänger er füllen muß: Ein Kvmmünist brachte ein H och auf die politischen Gefangenen und auf Sowjet- rUß/lan- aus, in das die ganze kommunistische Hords mit Gebrüll ein fiel. Zugleich erklang zum ersten Male, seit der Reichstag besteht die International« durch den Sitzungssaal, die aber untergtng in dem Deutschlandlied, das die bürgerlichen Parteien anstimmten. Man darf „bei allen diesen schamlosen Skandal szenen nicht vergessen, daß sie sich vor den zahlreichen Vertretern des Auslandes abfpielten.. Wie soll das Ausland aber auch nur einige Achtung und einiges Vertrauen zu uns haben, wenn solche gemeine Vor fälle im Reichstag überhaupt möglich! sind'? Bewaff nete Sicherheitspolizei war anwesend. Dennoch aber ließ sich das Parlament gefallen, von dieser Horde in solcher Weise behandelt zu werden. (Und diese Leute kann die Sozialdemokratie nicht lassen; sie sind ja beide international! Und mögen sich die Kommu. nisten noch so grob gegen ihre anbiederungSsüchttgen Ge nossen von der SPD. benehmen, .man läßt es sich gern gefallen, daß der jüngste Sproß des Ehepaare» Klassen kampf und Internationale, sich etwas ungebärdig be nimmt. Man weiß doch, was die Kommunisten für die Sozialisten sind, nämlich wie der Herr Minister Flettz- -ner zur Konsumvereinstacmng am vorvergangenen Mon tag .sie fortgesetzt nannte: „Unsere kommunistischen Freunde!"). Nach Eröffnung der Sitzung.stellte der Alter-Prä. sident fest, .daß er das älteste Mitglied des Hauses ist, da er am 28 April 1846 geboren ist. Er übernahm das Amt mit dem lebhaften Wunsche, daß die auf den neugewählten Reichstag gesetzten Hoffnungen sich er füllen mögen, was bei den Kommunisten stürmisches Gelächter hervorrief. Zu Schriftführern wurden dann ernannt die Abgeordneten Philipp (Tn ), Frau Teusch (Zentr ), Frau Agnes (Soz.) und Eichhorn (Komm.). Sie nehmen am Präsidium Platz,. Ms Dr. Breitscheid der sich augenblicklich, in Paris befindet, sich, nicht mel dete. riefen die Kommunisten: ;,Jst Auf Geschäftsreisen l" was auch das übrige Haus mit ziemlicher Heiterkeit aufnahm. Als der Kommunist Schalem, Ebenfalls ein verdienter Krakeeler aus dem preußischen Landtage, auf. gerufen wurde, .antwortete er: „Ich werde Euch schon noch aufregend Ter Name Severing wurde von den Kommunisten mit den Rufen: „Pfui! Nieder mit dem Verräter! Bluthund!" begrüßt. Ws der Name des Großadmi rals von Tirpitz an die Reihe kam, veranstalteten die Kommunisten ein Pfetfkonzert auf -en Fingern. Als dann die Abgeordneten, die beim ersten Aufruf nicht geantwortet hatten, zum zweiten Male aufgerusen wurden, wiederholten sich immerfort die lauten Rufe der Kommunisten: „Im Gefängnis! In Schutzhaft!" usw. Als schließlich, der Namensaufruf beendet war, -rachen sämtliche Kommunisten in den Ruf aus: „Ta ist ein schöner Stall beisammen!" Die Schriftführerin Frau Agnes Verla- dann die Liste der eingegangenen Vorlagen; darunter befinden sich die Sachverständigengutachten, einige Verträge mit den Randstaaten, eine Denkschrift über die BesatzungSkosben und ein Bericht der Reich,sschuldenkommission für 1824. Darauf trat eine Pause ein, während der die Schrift führer die Präsenzliste des Reichstages 'feststellten. Darauf teilte Alterspräsident Bock mit, daß die Auszählung die Anwesenheit von 449 Abgeordneten ergeben habe, -aß das HauS somit beschlußfähig sei. Er läßt ferner die eingegangenen Anträge verlesen. Außer den bereits bekannten nationalsozialistischen An- trägen befinden sich darunter eine Reihe kommunistischer, die sofort die Haftentlassung -er Abgeordneten verlan gen. Darauf entspinnt sich eins längere GeschäftSord. nungsdebatte. Der Mbg. Katz (Komm.) beantragt, -ie Befreiung sämtlicher politischer Gefangenen sofort aus die heutige Tagesordnung zu setzen. Abg. Dtttmann (Soz.) erklärt, der Reichstag, müsse sich, erst konstitu ieren, ehe er in seine sachlichen Beratungen eintreten könne. Mbg. Schölern (Komm.) erklärte darauf, -aß das Gebäude heute von Polizeispitzeln umgeben gewe sen sei, pje noch den einen oder anderen kommunistischen Abgeordneten hätten kriegen wollen.. Da» sei ihnen aber nicht gelungen, und sie hätten mit langer Nase abziehen müssen! (Schallende Heiterkeit.) Deutschlrmä arbeitet wieäer. M» »Ü Sude Novemver 1SSS in Deutschland 4—ü Millionen Arbeiter und Angestellte ganz Ader teilweise erwerbslos waren und mit ihnen rund 10 Millionen Familienangehörige — etwa Vs der Bevölkerung des Reiches ! — wußte niemand in deutschen Landen, ob und wie da» deutsche Boll durch den vergangenen Winter hindurchgehen würde, ohne daß Millionen von Volks genossen verhungern sollten. Wenn auch die Hilf-tätig, kett der privaten Organisationen in weiteix Umfange die vorhandene Not zu lindern wußte, so blieb doch die Frage offen, .ob sie für die Massen der Verelendeten hinreichen würde. Tab.die geringen Sätze der öffentli chen Erwerbslosenfürsorge zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel, daß sonach die auf diese Erwerbs losenfürsorge Angewiesenen oem Elend erbarmungslos vreiSgegeben sein würden, das allerdings wußte jeder mann Andererseits war es angesichts der Finanzlage des Reiches ausgeschlossen, die Erwerbslosensätze ent sprechend zu erhöhen. Trotz alledem sind wir durch die furchtbare Win terszeit hindurchgekommen. Die Erfahrung.hat uns ge lehrt, daß in dem Maße, in dem die Festigung der Wäh rung, die Rückkehr also zu stabilen Kalkulations- und Arbeiteverhältnissen möglich war, auch die Erwerbs losigkeit und zumal die Kurzarbeit abgenommen hat. So ist die Zahl der unterstützten Erwerbslosen im unbe setzten Gebiet beispielsweise von 1 474 000 am 1. Te- zerüber auf 1 440 000 am 1. Februar und 476 000 am 1ö. April zurückgegangen. Zusammen mit den nicht unterstützten Erwerbslosen dürfte die Zahl für das un besetzte Deutschland etwa 560 000 betragen. Dazu kom men dann noch etwa 700 000 Arbeitslose im besetzten Gebiet. Die Entlastung, .die diese Besserung des Arbeits marktes für den Etat des Reiches bedeutet, mag aus der Tatsache ersehen werden, daß- schon jetzt im Vergleich mit den Monaten Dezember oder Januar monatlich 25 -iS 30 Millionen Goldmark weniger für die Zwecke der unproduktiven Erw erbslosenfürsorige ausgegeben werden müssen. Wenn auch in manchen Gewerben, so insbesondere in der Exportindustrie, -ie Nachwirkungen der Inflationszeit noch fühlbar sind, .wenn auch, die Preise gewisser Wirtschaftszweige der allgemeinen Ver armung -eS deutschen Volkes und der Abnahme der Kaufkraft der breiten Massen noch nicht entsprechen, Und wenn infolge dieser Erscheinungen die AbsatzMhig- keit mancher Industrien noch zu wünschen Übrig läßt, so kann doch aus der Tatsache,. datz in den Gewerben, die dem Kons-rnt dienen — Textilien, Bekleidung, Schuh werk, Hausrat, Lebensmittel — -ie Wirtschaftskrise überwunden zu sein scheint, auch Mr die nächste Zeit auf eine weitere Besserung der ArLeitsuiarktlage ge schlossen werden. , Gewiß nicht weniger wichtig aber als diese wirt schaftliche Seite der Besserung der deutschen Wirtschafts lage ist ihre politische: Millionen von Arbeitern und Angestellten und ihr« Angehörigen konnten dem Elen der Arbeitslosigkeit in verhältnismäßig kurzer Zeit ent rissen werden. Da- hat uns vor dem Sturz in den Abgrund, vor dem politischen Chaos gerettet, vor dem wir standen und der ohne diese Besserung zweifellos eingetreten wär«. > Die Folgerung, die wir hieraus zu ziehen haben, ist klar. Sie lautet: Mit allen Mitteln zu versuchen, die Stabilität unserer Währung zu halten, .indem wir für die weitere Aktivierung unserer Zahlungsbilanz und für die Bilancterung des Reichshaushalts Sorge tra gen. Ohne schwere steuerliche Opfer, ohne die äußer sten Anstrengungen aller Faktoren der Wirtschaft wir kte» freilich nicht möglich sein. Vle Hetze -es Herrn Sinowjew. Berlin, 27. Mal. Der „Berl. Lokalanzeiger" ist in de» L,ge, einen Brief de» russischen Bolkskomissar« Sinowjew an die nächst Krestinski wichtigste Persönlichkeit in der hiesigen russi schen Botschaft zu veröffentlichen. Da» Schreiben gibt die neuen Richtlinien fih die in der Agitation anzuwendende Taktik an. Der erste Punkt lautet: . E» ist unbedingt erforderlich, dass da» bt»hertge Ziel der Beschleunigung der proletarischen Revolution in Deutschland fest im Auge behalten wird. Nicht nur die deutsche Sektion der kommunistischen Internationale,, sondern auch die französische, polnisch«, österreichische, tschechoslowakische und russische müssen sich immerfort vorbereiten ftir ein aktive» Eingreifen in die Nie- schchnisse in Deutschland. Weiter« Punkt« betreffen die Arbeit in England, Amerika, Japan, Polen, Bulgarien usw. Punkt 7 besagt: Die Hauptauf gabe der europäischen wi« der amerikanischen Kommunisten ist aber di« Erlangung der Autorität im Proletariat. Nur in zwei Ländern ist dies«, Ziel Li,-er erreicht, neben Rußland in Deutschland. In Deutschland muß man unverzüglich daran gehen, dis Macht auch wirklich an sich zu reihen. Punkt 10 bezeichnet die nationale Frage als besonders schwierig. Die von der kommunistischen Internationale gebillig- ten Beschlüsse über die einzuschlagende Taktik gegenüber den nationalen Fragen würden die Gewinnung besonders der Beam' tenschaft (I) in hohem Masse erleichtern. Punkt 11 und 12 be- treffen die Iugendinternationale und die kommunistischen Ge- werkschaften. Die anderen alten Gewerkschaften müssten ge sprengt werden. Die Hauptsache aber ist, sagt Punkt 11, die eiserne Disziplin und strikteste Befolgung der von Moskau gege benen Direktiven. Man muß damit rechnen, dass die kommuni stische Internationale nicht immer in Moskau bleiben wir», sondern nur noch kurze Zeit, solange die Notlage des westeuro päischen Proletariat» nicht die Möglichkeit gibt, das Zentrum In ein durch seine geographische Lage geetgneteres Land zu geben. (Etwa Berlin, Herr Apfelbaum?) Punkt ib endlich besagt: Das internationale Proletariat muss die russische kommunistische Partei in jeder Weise unter stützen, besonder» jetzt, wo die Partei aus taktischen Gründen ge- nötigt ist, Schritte zu unternehmen, die von der letzten Partei- konferenz gebilligt worden sind und die von eminenter Wichtig- keit sind, um die Stellung der Parte« zu halten und die Diktatur oe» Proletariat» zu sichern. > Lanöesverrat o-er nicht! Der linkssozialistische Abgeordnete Arzt keine» Zeichens Schulrat a. D., bat am Freitag Im sächsischen Landtag Linen nicht für die Oeffentltchkeit -«stimmte» Bericht verlesen, den das Retchswehrmtnisterium gegen den sächsischen früheren Ministerpräsident«« Zeigner zur Begründung Fine» Verfahren» wegen Hochverrat» ausgefertigt hat. Der Pariser „Temps" ist hocherfreut über diese» Dokument und benützt e»! um seine Landsleute zu neuen Quälereien und Sanktionen aufzustacheln. > Da» Blatt entnimmt dem Bericht den Beweis dafür, daß -ie mi litärischen Geheimorganisationen unter dem Schutz de» Reichswehrministers stünden und schreibt u. a.r Diese Organisationen sollen dtpzu dienen, di« deutsch« Republik im gegebenen Augenblick zu erwürgen und dadurch d«n Krieg,gegen Frankreich zu ermöglichen. Wit beschwö ren alle Freunde de- Frieden», dies« Gefahr zu vechtn- dern. Auf die deutsch« Republik können wir un» nicht verlassen! > «»ist eine Schmach und Schantz«, daß Z» angßsWö