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Ar. NS Sonnsbenä, äen N. Mal »24 IS. Jahrgang Vie Wahlen in Frankreich unck cker nationale Block äer Mitte in Veutschlanä. M>N Dv. Kül». M. d. R. Für den deutschen Mäkler es nicht ganz einfach. MH in den französischen Parteiverhältnissen zurecht zu finden. Die ParteizersvlitteruM ist an sich dort noch größer alS bei unS. Kandidaturen persönlicher politi scher Eitelkeit vom Typ ^ersner-Maretzkh kommen in Frankreich noch häufiger Vormund auch Kandidaturen mit poltttsch-vathalpgischem Einschlag wie die des Häu- ßerbundeS sind in Frankreich keine fremden Erscheinun gen. aber doch verliert die Partetzersplttterunp in Frankreich dadurch sehr viel von ihrer verhängnisvol len Wirkung, patz die einzelnen Gruppen sich in den aroßen Fragen der Politik zu Blocks zusammenschlietzen, mit denen die Regierung als Gefolgschaft oder als Oppo sition ein für alle Mal rechnen kann. Außenseiter gibt es auf dem extremen rechten und linken Flügel natürlich auch in Frankreich,. Die französische Depu- tiertenkammer hat rund 100 Sitze mehr als der deut sche Reichstag." Um äußerlich ein Bild von der durch die Wahlen in Frankreich vollzogenen politischen Wand lung zu gewinnen, genügt ein Blick auf die ziffernmä ßige Gruppierung innerhalb des alten und des neuen Parlaments. Träger der Politik PoincareS war der bloc national, der fast 400 Abgeordnete zu seiner Ge folgschaft zählte. Er kehrt in das neue Parlament nur mit 246 Sitzen zurück.. Demgegenüber tritt die bishe rige Minderheit als Block der Linken mit 280 Sitzen auf den parlamentarischen Kampfplatz. Daneben sind aus der äußersten Rechten die Monarchisten mit einem auf 20 Sitze zusammengeschrumpften Bestand, und auf der Äußersten Linken die Kommunisten mit nur 25 Sitzen zu verzeichnen. Der Wandet in den bisherigen. Mehrheitsverhältnissen erhält dadurch ein ganz beson deres Gepräge, daß beinahe die Hälfte der Abgeordneten, 2S0, neue Männer sind, und daß allein aus der alten Regierungsmehrheit 177 bisherige Abgeordnete durch die Wahlen hinweggefegt wurden. Das Ergebnis der Wahlen in Frankreich im Ber gleich SU denen in Deutschland läßt sich mit einem ein zigen Satz erschöpfend kennzeichnen -die französischen Wahlen find ein Steg der Vernunft und des nüchternen Verstandes über die Stimmungen der politischen Leiden- schäft s in Deutschland waren die Wahlen ein Steg der Stimmungen über den Verstand. Der psychologische Grund zu der Wandlung wird in der deutschen Presse noch vielfach! verkannt. Abgesehen Von Paris ist das französische Volk in der Hauptsache mtttelständtschi orien tiert. Der Mittelstand in Handel und Gewerbe, im Be amtentum vor allem aber in der Bauernschaft sehnte man sich nach, Muhe, nach einer sicheren, wenn auch be scheidenen Rente und nach Anerkennung Frankreichs in der Welt alS Land der Freiheit und des Fortschrittes. Alles das brachte die Politik Poincards nichts sie hielt da» Land absichtlich dauernd in Unruhe und spielte mit dem Gedanken eines neuen Kriege«, .sie brachte Frank reich in eine täglich deutlicher werdende Isolierung, und sie brachte trotz peS Ruhrunternehmens nicht die er sehnten Reichtümer von Deutschland, nicht die Erfül- lang de» Schlagwortes r Der Boche bezahlt alle». Das Erkennen dieser Motive gibt den richtigen Maßstab für die Beurteilung der künftigen Politik Frankreich». Wer die kommenden Männer fein werden, .steht noch dahin, e» ist letzten Ende» auch, gleichgültig, olb Herriot oder v'riand oder ein anderer, de« kommend« Mann Mn wird ein- bleibt sichert am Seinestrand werden nicht nur die Musikanten wechseln, sondern es wird auch der Ton der Musik ein anderer werden. Die Wahlen in.Frankreich haben in der Beseitigung de» Pvtnoari-mu» gleichzeitig da» größte Hindernis besei tig» da- eine erträgliche Lösung, der Reparationen noch entgegenstand. Gewiß ist auch ein Briand Vertrauen», mann de» Eomitee des ForgeS, und auch ein Herriot hat oft harte Worte gegen Deutschland gesprochen, aber die Zielrichtung der Mr Mehrheit gelangten politischen Strömungen ist nicht mehr wie biSher politisch« Nerv nichtung sondern wirtschaftliche« Vorteil und politisch» Ruh«. Gin« extrem nationalistische deutsch« Autzenpoli. tik. die den an der Sein« setzt im Deereseando begrif fenen Tone im deutschen Reichstag ankltngen lassen würde, müßte auch in Frankreich sehr bald wieder den Resonnanzboden Mr die alt» Tonart schaffen. Da» Ergebnis der französischen Wahlen ist der dritte groß« Betret» Mr die Richtigkeit der van den de mokratischen Strömungen in Deutschland ..getragenen bisherigen Außenpolitik. Da» «sie Ziel dieser Politik lao in der Erbringung de» Beweise» der Unerfüllbar keit der un» in vmsatlle- und im London« Ultimatum -Ämegte« Laste» Dis MchvwMndiOen-ukachtess die Anerkenntnis der Welt, daß die bisherigen Repara tionen nach Art und Umfang unerfüllbar sind. Da zweite Ziel war. Raum zu gewinnen für andere welt politische EntwicklungSmüglichketten. alS sie zur Zeit, von Versailles und London gegeben waren. Die gegen wärtige politische Konstellation Europa- zeigt, daß diese Kalkulation richtig war. Nun kommt setzt als dritter großer Erfolg dazu, daß sich die Sinnlosigkeit des fran zösischen Chauvinismus nicht nur am Leibe der inter alliierten Völker sondern am eigenen Leibe Frankreichs fühlbar macht.- Frankreich! hat zweifellos mit seiner in den Kammerwahlen zum Ausdruck kommende« politi schen Wandlung starke moralische Eroberungen dort ge macht, wo man vom französischen Imperialismus gb- zurücken entschlossen war; es wäre ein grauenhafte- Verhängnis für unS. wenn gerade jetzt eilst deutsche Po litik der hohlen nationalistischen Phrase und Geste eine Ausnutzung der veränderten politischen Konjunktur un möglich mach en sollte. Für die Reichsregierung liegt daS Gebot der Stunde klar zu Tage. Wenn je so mutz sie jetzt den Mut zur Verantwortung haben. Ihre Außenpolitik hat sich als richtig erwiesen. Die Parteien der Mitte sind die Trä ger dieser Politik. Die Absicht ihres Zusammenschlusses zu einer parlamentarisch und politisch aktionSfähijWn Gemeinschaft gewinnt Unter diesen Umständen schicksals- hafte Bedeutung. In Frankreich trat der, bloc national als Träger der brutalen Gewaltpolitik ab, in Deutsch land ist der Zeitpunkt gekommen, wp der nationale Block der Mitte — so soll man ihn Nenne« — die Füh rung zu übernehmen hat Mr befreienden Tat der Ver ständigung. Wenn die Fraktion der Deutschen Volks partei jetzt von dem Gedanken eines solchen Blocks der Mitte äbrückt. .so verleugnet sie nicht nur die frühere voll-parteiliche ReichStagsfraktion, .ihren Führer, ihre Minister und ihre LandtaMraktionen in den größeren Einzelstaaten, sondern sie verkennt auch.hollkommen die innere Stärke der Außenpolitik der Mittelparteien Nicht ein einziges Moment spricht dafür, .daß die Mit telparteien in der Außenpolitik eine Schwenkung nach rechts vollziehen mußten, .sehr viele, offen zu Lage lie gende Momente zeigen, daß eine au« dem Phrasendunst des Wahlkampfes in die harte, klare Atmosphäre der außenpolitischen Notwendigkeiten und Nützlichkeiten übertretende deutschnationale Vollspartei allen Anlaß hat. sich ihrerseits dem Kurs der Mittelhartsten W nähern und einem nattvnalen Block der Mitte sich.am zuschließen. " , , I !^ ! , i . Trotzdem und gerade weil dis Wahlen in Deutsch, land im Gegensatz zu Frankreich die Rückkehr MM po litischen Verstände nicht gezeigt haben, _tst M für die Parteien, die bisher mit dem Mut zur Unpopularität die einzig mögliche und erfolgreiche.Politik getrieben haben, ein unabweisbares Gebot, sich durch, die Tat zur Wahrheit zu bekennen, die in den Worten Moltkes liegt! „Unsere Aufgabe ist, den politischen Verstand immer besonnener und gründlicher auSzubtlden, das heißt alle Fragen de« Tage« au» den höheren nationalen Gesichts punkten anzusehen und über innere Zwistigkeiten nie die auswärtig Politik zu oergessenl". Stresemann über äen äeu1sch»ruMchen Zwischenfall Der ReichSmintster des Aeutzern Dr, Stresemann gewährte dem Vertreter des „Westen" eins längere Un terredung über verschiedene schwebende Fragen, in der er zunächst der Meinung Ausdruck gab, daß.gerade im gegenwärtigen Augenblick unter allen Umstände« der Außenpolitik da» Primat bet der Beurteilung: Per pokt- tischen Gesamtlage Deutschland» und auch für die Neu bildung per Regierung gebühre. Tr, Gtreseinannwnkte sodann da» Gespräch auf di« äußer« Politik und macht« zunächst über den deutsch-russischen Zwischenfall gezögert, der russischen Regierung.insoweit ßhon jetzt ihr Bedauern auszusprechen. Sie nimmt an, patz von der Gegenseite ein gleiches Verfahren , geübt werden wird, soweit russische Verfehlungen vorgebammen sind. Dabei ist davon auSzugeken, daß daS Gebäude der Han delsvertretung al- solches nicht exterritorial ist. Mit Unrecht sind von der russischen Regierens für. Ihre Han delsvertretung die gleichen Vorrechte wie für ihre di plomatischen Missionen in Anspruch genommen Worden. Es mutz grundsätzlich berücksichtigt werden, .daß man einem fremden Staate, der, wie Rußland es tut, .in seiner Eigenschaft als wirtschaftliche« Unternehmer im Ausland auftritt, insoweit nicht die gleiche Stellung einräumen kann, wie in seiner Eigenschaft al» Träger staatlicher HohettSrecht». Darüber enthalten auch di« deutsch-russischen Verträge keine grundsätzlich .abwet-' ch enden Bestimmungen. JchHoffe, Paß wir den Zjwischen- fall in der für beide Staaten wünschenswerten Weise beilegen werden. Wir werden dabet bemüht bleiben, den sachlichen Don veizubehalten und unS durch manche bedauerlichen Ausfälle von russischer Seite darin nicht beirren lassen." ' Das Gespräch wandte sich dann dem Ergebnis der französischen Wahlen zu Dr. Stvesemann äußerte sich dazu folgendermaßen! Im großen und ganzen wird der Ruck «ach links au» innervvlitischen wie au« außenpolitischen Erwägungen erfolgt sein. Freilich hatte gerade de» ftanzösifche Mi nisterpräsident vor den Wahlen wiederholt da» unbe dingte Primat der auswärtigen Politik betont. Ein Minister seines Kabinetts hatte noch wenige Tage vor der Wahl erklärt, der Wahlkampf.gehe um PoincareS Außenpolitik. Diese These hat jedenfalls die Mehr heit der Wähler nicht abgehalten. Mr den Block der Linken zu stimmen. Prophezeiungen für die Zukunft kann Ich nicht machen. Wir müsse« UnS aber jedenfalls vor Angen halten, daß sich alle französischen Parteien darin einig sind, von Deutschland ein Höchstmaß von Reparationen zu verlangen. Dr. Stresemann betonte zum Schluß, .jedenfalls werde für die großen Fragen, die in den nächsten Tagen zu Men seien, .nur dann die hiersür notwendige Denkart vorhanden sein, wenn die französische Regierung, möge sie nun wieder die bis herige oder möge es eine andere sein, Von ihrer bis herigen inneren Einstellung gegenüber Deutschland ab gehe und sich darüber klar werbe, Patz.guteBeziehun- gen zwischen beiden Böllern von der Beachtung der Gebote de« Menschlichkeit abhängig seien r er denke da. bet in erster Linie an die Ausgewiesenen und die Ge fangenen von Rhein und RUHr. MMttgUe-er -er russischen Hanöelsvertretung beherbergen deutsche Gefangene. Der Kommunist Bozenhardt verhaftet. Der berüchtigte Kommunist Bozenhardt, der, wie damals berichtigt, auf dem Transport von Stuttgart nach Stargard in Pommern, .. in der Ltndenstratz» in Berlin seinen Begleitern« zwei württembergischen Poli zisten entwich, .und Zuflucht tn dem Gebäude der rus sischen Handelsvertretung suchte und fand, konnte au» Freitag von Beamten der politischen Polizei in eine« Hause in der Gleditschstraße in Berlin, wo er bet einem Mltalied der russischen Handelsdelegation iv Berlin Unterschlupf gefunden hatte, ermittelt und verhaftet werden. Die Beamten hatten da« Hau» un auffällig umstellt, so daß ein Entkommen irgendeine» im Hause Befindlichen ausgeschlossen war. Mehrere Polizisten drangen tn die Wohnung ein, in der Bozen hardt auch angetrvsfen wurde. Eh« er an eine Gegen wehr denken konnte, waren ihm Fesseln angelegt. Bei der Vernehmung verweigerte er aus die Mehrzahl der Fragen die Auskunft. Inzwischen sind, wie au» Ro stock gemeldet wird, tn Parchim auch Bozenhardt» Freundinnen, Pa» Dienstmädchen Martha Wahl» und dis Verkäuferin Grete Schulz verhaftet wurde». Oie einige Bemerkungen. Sr erklärter „Der deutsch-russi sche Zwischenfall anläßlich der Durchsuchung per Räum« der Handelsvertretung hat M «ine« bedauerlichen Span nung zwischen Seiden Regierungen geführt. Wir haben von vornherein Vhne Nervosität und tn bolle« Auf richtigkeit unser Bestreben darauf gerichtet, Pie Ange legenheit, in einer die ruUschen Empfindungen, aber auch unser« eigenen berechtigten Interessen befriedigen den Weis« betzulegen. Allerdings konnte niemand von uns verlangen, au» den von der Gegenseite in nicht immer maßvoller Ferm vppgebrachten Beschuldigungen Konsequenzen zu ziehen, ühne di« Ergebnisse der Fest stellungen unserer eigenen Behörden abzuwarten. Nach den bisherigen Ermittlungen ist Pa« eine al» feftgesteltt anzuseheu, daß di« «echte einzelne* rusttschev exterri- Maren MttMeve» de* HanvePvertteiung tatsächlich VerZktzt MchM Az Rutsch- M nW wurden vom Untersuchungsrichter in Stargard gesucht und zwar wegen politischer Umtriebe. Zuerst find sie für und mit Bozenhardt für politisch« Zwecke tätig wesen »md werden jetzt mit der Tscheka in Mecklenburg In Verbindung gebracht. Beide Personen sind «ach Vvmmern abtransportiert worden, Es war nicht leicht. restlos den Maßnahme« der deutschen Regierung in dem Zwischenfall Moskau-Ber lin beizutreten, trotzdem mußt« jeden da» «gftrewn Rußland» in Erstaunen setzen.. Unerhört anmaßend im Don und frech in den Behauptungen ging g» mit dem Deutschen Reiche um wie scheinbar e» die Sow-jetregia. ruvg im eigenen Lande mit jedem Staatsbürger, per nicht aus pen Sowjetstern «ingeschworen ist, M. Und M« stellt sich heraus, daß «in der „neutralen* ertteiung tatsächlich HanL«!»verw«-ung VMNhardt hat. Man RsüvmnL M BW darf LkfvsMt sem »sn» mm ' ' — —. ...