Volltext Seite (XML)
Mer Tageblatt E M » g-I-UWMN' NE«' ME MnZeiger für das Erzgebirge —— r^,-««., «»^« ««IH-IX». «< 0,>o.'«m»au»^» »«, ft«,, »«, «,« ml» »», ftM^ftch«, ft«. »«««««<», «x «»i, »,.,» Nr. I0S 19. Jahrgang Mittwoch» äen 7. Mai 1924 gur Lage im Steinkohlenbergbau. Von verschiedenen Setten werden setzt in der Öffentlich keit wieder Vorwürfe gegen die Unternehmer des Steinkoh lenbergbaues erhoben, dich sie unzureichende Löhne bezahlten und durch die Lohnpolitik der letzten Zeit unnötig; Beun ruhigung der Belegschaften hervorgerufen^ hätten. Demgegen. über ist folgendes festzustellen: Der Steinkohlenbergbau ist immer bereit gewesen, für Frted;nsleistung Friedenslöhne zu zahlen. Leider ist aber bekanntlich die Leistung je Kopf und Schicht im sächsischen Steinkohlenbergbau gegen die Vorkriegszeit erheblich zurück geblieben. Die auf Veranlassung des RetchswirtschaftS- und Reichsarbeitsministeriums im Februar und März vor- genommenen Nachprüfungen des Leistungsergcbnisses konnten leider nur bestätigen, daß trotz der seit Ende Dezember wieder ausgenommen?n 8 - Stundenschicht unter Tage und der Mehrarbeit über Tage die Leistung immer noch um 30 Prozent gegen den Frieden zurückstehl. Dabei ist durch Einführung arbeitsparender Maschinen und sonstige erhebliche technische Verbesserungen von den Werken alles zur Steige- rung der Leistungen getan worden. Dieses Ergebnis ist für den sächsischen Steinkohlenbergbau umso empfindlicher, als in den anderen Steinkohlenrevieren 80 und 00 Prozent d';r Borkriegsleistung erreicht worden sind. Angesichts dieser ungünstig.'n Entwicklung der Leistung, welche bei dem hohen Lohnantctl an den Gestehungskosten im Bergbau eine ausschlaggebende Rolle spielt, war der Durchschnittslohn in der sächsischen Steinkohle im Januar bri achtstündiger Schicht mit 4.02 gegen den Durchschnitts- lohnvvon 4.44 Mark im Jahre 1914 als hoch anzusprechen, wenn auch zuzugeben Ist, daß für einzelne Arbeiterkategoricn daS Einkommen nur gerade zum Nötigsten ausreicht. In. zwischen ist aber durch eine Steigerung der Gedinge eine Er. H",ung des DurchschntttSlohnes etngetreten, sodass der F .'denSlohn im Durchschnitt als erreicht angesehen werden m g. Die Werke haben immer eine Erhöhung des Verdien ste bei einer Steigerung der Leistung angeboten. Eine all- .-»meine schematisch-tarifliche Erhöhung des Lohnes jedoch ist -wirtschaftlich nicht tragbar, da eine Erhöhung der Kohlen- .',L»tse in der gegenwärtigen Zeit ausgeschlossen erscheint und olkswirtschaftlich nicht zu verantworten wäre und auch nicht nn Neichskohlenverband genehmigt werden würde. In . jetzigen Lohnstreit mutzte deshalb auch di; Forderung L— Belegschaften auf eine lOprozentige Lohnerhöhung abge. lebnt bleiben, während andererseits weiterhin an dem Ver fahren der 8-Stundenschtcht festgehalten werden mutzte. Der Reichsarbettöminister hat dies auch in einem Schiedsspruch !>:m 24. April anerkannt. Hiernach bleiben die bisherigen !'Hrre bestehen, während die Mehrarbettsabkommen auf 4 Monate verlängert worden find. Nachdem dieser Schieds spruch von dep Arbeitersette abgelehnt worden ist, hat der ^eichSarbeitSminister ans Antrag der Arbeitgeber die Vor- l-adlichkeitserklärung ausgesprochen. Die Begründung ist örtlich die folgende: „Wir die eingehenden Erörterungen mit den Behörden c-er Kohlenwirtschast ergeben haben, ist bei der gegenwärtigen ürtfchaftltchen Lage des sächsischen Steinkohlenbergbaues eine Lohnerhöhung für die Werke nicht tragbar. Durch die dem Schiedsspruch vorangegangrnen Verhandlungen ist ferner er. wiesen, dah die vorgcschlagene Regelung der Arbeitszeit er forderlich ist, um die Wirtschaftlichkeit der Werke und den Fortgang des Betriebs zu sichern und damit die. Arbeitneh mer selbst von einer schweren Notlage zu bewahr m. Hiernach mutz der Schiedsspruch unter den zur Zett ge gebenen Voraussetzungen als der Billigkeit entsprechend an. gesehen werdrn. Da eine Verständigung der Tarifparteien über die Regelung der Arbeitszeit und Lohnfrage auch in der Nachverhandlung am KO. April 1924 nicht zu erreichen war, diese Regelung aber im öffentlichen Interesse dringend geboten ist, - mutzte di; BerbindlichkettSerklärung des Schiedsspruchs zur Erhaltung des Wirtschaftsfriedens erfol gen." Die Werke haben nun von sich aus eine Gedingestellung so vorgenommen, dass bei erhöhter Arbeitsleistung auch er. heblich mehr verdient werden kann. Der tüchtige Arbeiter ist also in dn Lage, sich eine Lohnerhöhung zu verdienen,, die an das von den Gewerkschaften Geforderte hcrankommcn wird, nur muh auf der Gegenseite die entsprechende Probat- iionSvermehrung gebucht werden können. ES Miutz hierbei bemerkt werden, datz der Steinkohlen, kwrgvau wie im Vorjahre durch eine verantwortungslose Konjunktur-Lohnpolitik anderer Industries in eine äutzerft- schwierige Lage gekommen ist, denn die Lohnbewegung ist letzten Endes nur dadurch Hervorgnufen, datz insbesondere in der Textilindustrie und im Baugewerbe Lobnorhöhungen be willigt worden find, datz man glauben möchte, man befände sich bereits wieder mitten drin in dem alten gefährlichen Gleis der Inflationszeit, wo sich Lohnbnvegungeu und damit verbundene PxetSverteuerungen in ständiger Folge einander ablösten. Dem Bergbau find durch Abwanderung in diese Gewerbe erhebliche Belegschaftsverluste entstanden, die einen bedenklichen Rückgang der Förderung nach sich gezogen haben. Würde der Bergbau, ganz abgesehen davon, datz er dazu wirtschaftlich nicht in der Lage ist, mit diesen Indu strien einfach mitgehen, so würben wir binnen kurzem in den alten Papternotendruck hine''>§erare.l müssrn und Ne ystoMfftstukr h-st pe-nichttt l »den. Es kann deshalb garnicht genug auch in der Oeffentlich- keit darauf hingewiesen werden, welche Verantwortung den. s;nigen Unternehmern zufällt, die aus kurzsichtigen, egoisti schen Gründen vorübergehend Löhne zahlen, die das gesamte Lohnniveau zu erschüttern geeignet sind. Der Bergbau jedenfalls lehnt es ab, an einem neun Währungsverfall mit schuldig zu sein. Letzten Endes ist es doch nur im Interesse der Arbeiter, wenn ihnen Lohnerhöhungen abgelehnt werden, die einer Währungsverschlechterung Vorschub leisten. Datz di; neuen Lohnerhöhungen hierzu aber ernstlich beitragen, darüber scheinen sich weite Wirtschaftskreise leider noch f immer nicht im Klaren zu sein. " ' Von der Besonnenheit der Bergleute darf erwartet wer- § den, datz sie Schädigungen der Steinkohlenbergwerke- durch Streiks oder sonstige Störungen vermeiden, da diese l'tzten Endes nur zu ihrem Schaden sich answirkcn müssen. Das; cs ohne die 8-Stundmschicht zur Zeit in Deutschland nicht abgeht, wird allen Einsichtigen klar sein. Nur eine Steige rung der Leistung wird den Bergbau in die Lage versetzen, I bessere Löhne zu zahlen. Eine blotze Erhöhung der Lohn- > zifsern aber hat doch nur eine Schwächung der Kaufkraft des Lohnes zur Folge und nützt niemanden etwas. Eine Ab wanderung in Konjunkturindustrien ist immer mit dem Nachteil verbunden, datz nach dem Abflauen der Konjunktur die Erwerbslosigkeit droht, die ^im sächsischen Steinkohlen bergbau in den letzten Jahren so gut wie garnicht zu befürch ten war. Jeder Förderausfall zwingt das deutsche Wirt schaftsleben zur Einfuhr von ausländischer Kohle und be-. deutet mich so eine Schwächung der Währung. Alle Matz- nahmen der BergwerkSunternchmer werden deshalb dahin-! gehen, keine Schädigung für die deutsche Währung hervorzu. i rufen. Zum ckeutfchrmfsischen Ronslikt. Vle ungewöhnlich scharfe Erwiderung Krestinskys. Der Botschafter der Union de« Sowjetrepublik Krestinsky hüt dem Auswärtigen Amt ein« neue Note übersandt, in der eS u. a. heißt: Der Inhalt Ihrer letzten Verbalnote hat mich in so hohem Grade überrascht, daß ich mich genötigt sehe, Ihnen, Herr Reichsminister, persönlich darauf,zu erwi dern. Der Hauptinhalt der Nofe stellt eine Wiedergabe der Aussagen der Seiden Stuttgarter Polizeibeamten dar. Ihr Bericht ist außerordentlich unglaubhaft. ES ist schr schwer verständlich, in welcher Weise die Po lizeibeamten, die einen Verhafteten von Stuttgart nach Stargard begleiteten und gezwungen waren, sich in Er wartung ihres Zuges einige Stunden in Berlin aufzu halten, in Kaffeehäusern und Restaurants umhergingen, anstatt sich mit ihm auf das Poltzeiamt zu begeben. S» ist nicht weniger sonderbar, wie .sie auf dem Wege vom Anhalter zum Stettiner Bahnhof.in die Lindenstraße gelangen konnten. Schließlich bleibt eS vor allem un aufgeklärt, wie sie vor einem großen Geschäftshause, das durch Schilder al» die Handelsvertretung -er Union der Sowjetrepublik gekennzeichnet ist, .dem Verhafteten glauben konnten, daß sie in diesem Hause eine Erfri schung LU sich nehmen könnten. Die Darstellung klingt so rätselhaft, daß unwillkürlich sich Mutmaßungen über anderweitige mir unbekannte Beweggründe aufdrängen, die die beiden Beamten in unsere Räume gje lockt haben. Die Verbalnote des Auswärtigen Amte« behauv- Verschiebung äer Parkbistarken. Nach den letzten Mitteilungen aus Berlin ist bet der weiteren Berechnung des Wahlresultat» eine Verschie bung etngetreten. Von insgeiamt 471 gewählten Abge ordneten entfallen auf .Sozialdemokratie 100, .Zentrum 65. .Deutsche Volkspartet 44, Deutschnationale 96 De mokraten 28, Bayrische Bolkspartei 16, Kommunisten 62 Mittclstandspartei und Bayrischer Bauernbund 10, Teutschtzannoveraner 5 Völkische JreiheitSpartet 92, Landbund 9, Deutschsoztale 4. Keine Mandat«! Bon den wetteren Parteien, auf die aber keine Man date entfallen, erhielten Stimmen: Unabhängige 240177, Bund der Geusen 58 880, . Ehr.-Soz^ V.-G. 124 800, Deutsche Arbettnehmerpartei 36130, .Frei Wirtschaft!. B. 36122. Häutzerb. 23 828, Nat. Freiheitspartei 59 788 Nat. Minderheit 133 628. .Partei der Mieter 46 975, Rep. 45 775. Soz. Bund 25 607, Bayrischer Mittel- standSbund 5681, Völkischer Block 9439 und Parteilose tet in völligem Widerspruch W Ihren Erklärungen, Herr ReichSmtnister, in gänzlicher Mißachtung der zwi schen der Union der S. S. R. bestehenden Verträge, datz die Handelsvertretung keine Exterritorialität genieste mit der zumindest sonderbaren Begründung, daß st« nicht im eigenen, sondern in einem Mietshaus« unter gebracht sei, und als Schlußfolgerung aus dieser Be hauptung rechtfertigt die Verbalnote deS Auswärtigen Amtes alle widerrechtlichen Handlungen der Polizei. Endlich auf meinen gestern mündlich erhobenen Protest gegen die unerhörte schroffe Verletzung der Recht« unserer Vertretung.und die dadurch .meiner Regierung zugefügte schwere Beleidigung.hin hält es das Auswär tige Amt unter Bezugnahme auf meine Vorstellungen für möglich, Verwahrung einzulegen gegen pflichttreue» Verhalten der Angestellten der Handelsvertretung, sa, eS erachtet rS für möglich, deren gesetzwidrige Verhaf tung und den Bruch ihrer gerichtlichen Verfolgung zu rechtfertigen. Angesichts des oben Dargelegten sehe ich mich gezwungen, die vom Auswärtigen Amt eingelegt« Verwahrung zurückzuwetsen. Wtrtschaftsgruppe 1847, insgesamt 29 257116 gültige Stimmen. Vie Antwort Stresemanns. Vie Ermittlung -es Wahlergebnisses läßt auf sich warten: selbst das vorläufige amtliche Wählresultat steckt noch! voller Fehler und wird zahlreiche Berichtigungen erfordern. Dabei ist diesmal der Schluß der Wahlhandlung schon auf.5 Uhr angesetzt worden x zwei Stunden früher, .als es ehedem üblich war, und WM. leben in der Zeit des Telephons und des Rundfunks! ES wird dabei aber vergessen, daß bei den ausgedehnten Wahlkreisen allein die Zeit des Addierens der einzelnen Ergebnisse aus den Wahlbezirken mehr Zeit erfordert als zurzeit der Einzelwahlkreise. .Eine ganz genaue Feststellung der Wahlzahlen ist aber bei dem jetzigen Proportlonal-Wahljhstem umso notwendiger, als dieses System ja bekanntlich! auf.pem Grundsatz« beruht, daß möglichst keine einzige Stimme verloren geht. So sind zunächst (außer Ostpreußen) immer je zwei oder drei der 35 Wahlkreise zu WahlkretSverbänden zusammengefaßt damit die überschüssigen Wahlstimmen innerhalb dieser Verbände dem Wahlkreis, der den relativ 'größten Ueber- schuß hat, zugeteilt werden. Was dann Noch übrig -leibt, gcht zur Verrechnung guf die Reichswahllist« über. Ein komplizierte» Verfahren, das aber tatsächlich die genaue ste Verwertung der Wahlstimmen ermöglicht. Die ungeduldigen Frager welche sich meist über die Schwierigkeiten der B«rechnung nicht klar sind, müs sen also immer noch ihr« Ungeduld ein wenig händigen. Mm Gesamtresultat werden tz» bedeutende Aenderungen nicht mehr eintreten. Bülow« Dank ua Re ReiihSreglermrg. Berlin, 6. Mat. Dom Fürsten Bülow ist beim Reichskanzler folgendes Telegramm ctngegangen: Herzlichen Dank für freundliches Gedenken, das Sie mir zugleich namens der Retchäxegiermlg widmen. Mit treuen Wünschen be gleite ich Ihre Sorgen und Arbeiten. Der einigen Nation wird Gott sein; Hilfe nicht versagen. Fürst Bitlow. Außenminister Dr. Stresemann hat auf die vor liegende Note Krestinskys eine Antwort erteilt, per wir folgendes entnehmen r > Ich stelle fest, daß.für das Auswärtige Amt keiner lei Veranlassung bestand, in die amtlichen Aussagen der beiden deutschen Kriminalbeamten, obwohl sie eine untergeordnete Dienststelle einnehmen, irgendwelche Zweifel zu setzen. Ohne dis Möglichkeit von Irrtümern in den Aussagen derartiger Organe von vornherein aus schließen zu wollen, hätte ich jedenfalls erwarten dür fen, datz den Ihnen vom Auswärtigen Amt mttgeteil- ten Aussagen nicht lediglich allgemeine Hinweis« auf ihre Unwahrscheinlichkeit, sondern die Angabe konkreter tatsächlicher Umstände entgegengesetzt würde. Derartige tatsächliche Umstände, welch« die Aussagen der beiden ortsunkundigcn Kriminalbeamten über di« Art und Weise, wie sie in das Gebäude der Handelsvertretung gelangt sind, .als unglaubwürdig erscheinen lassen könn ten. vermag.ich Ihrer Note nicht zu entnehmest. Angesichts dieser Tatsache kann ich nicht umhin, mein Befremden darüber zum Ausdruck zu brin gen, datz Sie e» für richtig halten, mir nicht ver ständliche Vermutungen über anderweitig« Motiv« für da» Erscheinen der Seiden Beamten in de« Räumen der Handelsvertretung anzudeuten. Wettere Mitteilungen über da» Ergebnis hab« ich Ihnen bereits zugestellt. Ich mutz jedoch schon jetzt die Vorstellung, datz die Beamten au» persönlichem Inter esse von der Behauptung abgewichen wären, »um so energischer zurückweisen. als ein solches persönliche» Interesse zum mindesten auch bei den auf russischer Seite beteiligten Persönlichkeiten vorliegt. Wa» di« von Jhsten weiterhin berührt« Frage der Exterritorialität der Handelsvertretung betrifft, .s» möch te ich! feststellen, datz «in« Meinungsverschiedenheit dar über, wie die völkerrechtlich« Stellung Per Hand«l»det. tretung, dk weder durch da» allgemeine Völkerrecht, noch durch di« zwischen beideü Ländern -«stehenden Überträge