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^uer Tageblatt Anzeiger für -as Erzgebirge ---Z--- -en>,p,«ch,D>W»S w. ». X f U.n.»^m,.tt..4«.l»,,«^., L»t»g»a««»» LagettaU N»*«»zg»tt»W»« EttthaitUst- -W outtlichlM GDl00NtM0ch00st<> ÜDO RatlO htzl St-tzt »st st<O MElOA-istchtO ^>U» psfißtzKksR»«»» fwü Ittpzig ll», i«H» Nr. IN Dienstag» äen 13. Mai 1924 19. Jahrgang Poincarös Nieäerlage. Won unserem Berliner Mitarbeiter» DaS -französische Volk hat am vergangenen Sonn raa ein vernichtendes Urteil Wer seine bisherigen Füü- Nw gestillt. DLr nationale Block, der aus den Horizont- blauen Wahlen von 1920 bervorgegangen und die Wer- wiegende Mehrheit der Kammer ausmachte, ist schwer aufs Haupt geschlagen. Poincare, -er allmächtige Mann in Frankreich, M gewogen und zu leicht befun den worden. Die Niederlage der bisherigen Regierungs parteien ist größer, .als selbst Optimisten zu hoffen ge wagt hatten. Es hat sich! wieder einmal gezeigt, daß Barts nicht Frankreich ist. Während in Paris die öf fentliche Meinung geherrscht ist von einer lärmenden, intriganten und bestechlichen Boulevardpresse, die je der verachtet und doch jeder liest, während in der Hauvt. stadt nur ein extremer, hysterischer Nationalismus mit cinem ebenso extremen und hysterischen Kommunismus um die Palme ringt. Lat die französische Provinz ge zeigt. daß sie sich ihr gesundes Urteil nicht durch die Wvrlfechter und Maulhelden von der Seine rauben läßt. Ter kleine französische Bauer und Bürger draußen im Lande hat erkannt, daß die heulenden Derwische, die ihn 'M Jahre 1920 mit ihrem Geschrei, , der Boche werde alles bezahlen, betäubt hatten, nicht imstande sind, Frankreich aus den Nöten der Nachkriegszeit zu erlösen und seine Zukunft zu sichern. Ter französische Wähler hat der Kainmer der mercantiS, der Schieber und Kriegsgewinnler, den wohlverdienten Fußtritt gegeben. Er hat sich nicht blenden lassen durch die ungeheure Propaganda, die der bloe national mit Hilfe der Gel der der Schwerindustrie zu entfalten vermochte. Er hat nur die Tatsachen berücksichtigt, den Verfall der fran zösischen Währung, die Zerrüttung des Staatshaushalts, die wachsende Teuerung. Pie steigende Steuerlast und die außenpolitische Isolierung Frankreichs, das dank der Politik Poincares in den Ruf etneS Störenfrieds ge raten ist. So hat er sich von seinem bisherigen Be herrscher mit einer unfreundlichen Geste verabschiedet und sein Vertrauen der Linken zugewandt, .die sich! ihm mit einem Programm der Vernunft und der Verständi gung präsentierte. Es ist noch nicht klar zu erkennen^ ob der Sieg der Linken so groß gewesen ist, ..daß sie die Herrschaft allein wird übernehmen können. Ist dies der Falk, .so werden die Folgen für die innere wie für die äußere Politik Frankreichs außerordentlich weitreichende fein. Schon jetzt sicht fest, daß einige der hervorragendsten ^Stützen des nationalen Blockes aus der neuen Kammer ver schwinden werden, darunter so bekannte Hetzapostel wie Leon Daudet und der frühere Krieg-Minister Andre Le- sevre, ferner der Bonaparttst Prinz Murat, der frü here Finanzminister de Lasteyrie, -er Clemeneist Man- del. .der Führer der Kerntruppe des nationalen Blocks Mrago, der Vertrauensmann MtllerandS Persil und der Rechtsradikale Brousse, einer der. treuesten Anhän ger Poincares.' Auch Tardieu. ein erbitterter persön licher Gegner Poincares, der aber -eine ebenso natio nalistische Politik vertritt wie Poincare, dürfte auf der Strecke geblieben sein. Einen großen persönlichen Er folg hat Brtand davongetragen, dessen Liste vier Man date gewinnt. Briand war der Vorgänger Poincares als Ministerpräsident und ist pon dtesrm gestürzt wor den. weil er in Cannes ein« gegenüber Deutschland und England zu entgegenkommende Haltung eingenommen hatte. Er dürfte wahrscheinlich bei der Bildung der neuen Regierung eine hervorragende Rolle Molen, da es kaum anzunchmen ist, daß.Poincare weiter wird im Amte bleiben können. Man rechnet bereit» in Parts damit, daß da» Kabinett Poincare sehr bald feinen Rücktritt ivird erklären müssen und daß an dessen SteNe ein.ausgesprochenes Kabinett de» linken Blocks tritt. Tie Blätter des nationalen Block- haben zwar noch! nicht alle Hoffnuna ausgcgeben und der „GaulotS" schreibt grimmig«, wir werden un-' in der Kammer sprechen. Unsere Kraft ist geschwächt aber nicht gebrochen. Noch ist nicht alles verloren! ES wäre zu wünschen, daß diese Drohungen vergeblich find und daß da» bisherige Wahl ergebnis nicht durch die noch! ausstehenden Resultate in einer Weise verändert wird, daß der nationale Block zwar geschwächt aus der Wahl hervorgeht, .aber doch schließlich noch eine ganz kleine Mehrheit Mhält. Wenn der Steg de» Linksblock«» vollständig sein sollte, so werden sich seine Folgen nicht auf -te Regie rung alketn begrenzen lassen, sondern e» ist auch! «ine Präftdentenkrif« zu erwarten. Hat doch der Präsident Mtllerand, der im Jahre.1920 gewählt ist und dessen Mmt-dauer noch drei Jahre betragen würde sich vor den Wahlen ausdrücklich mit dem nationalen Block, dessen Vater er mit Recht genannt wird, identifi ziert und feinen Rücktritt für den Fall einer -Sahknie- derlag« de» «lock» angekündigt. Die «Mer ter Lin kest n«-men ihn j«Ht c«e'k> WM iikid Hit HiMisle Das- ttdien ruft ihm zur ,M ist Zett zu gehen!" In der Lat Hat auch Mtllerand so stark in den Wahlkampf ein. gegriffen und sich persönlich so sehr bloßgestellt, daß ihm Wohl kaum eine andere Wähl übrtgbletben wird, wenn der Block der Linken die Herrschaft antritt. - Zur Absttmmungisfrage in Hannover Melden die Blätter noch folgendes r Bei den Führern der hannoverischen Abstimmung», bewegung hat unter dem Eindruck der bei der Reichs- tagswahl abgegebenen wenigen hannoverischen Stimmen Wie die Außenpolitik Frankreichs sich gestalten wird, wenn die Linke zur Herrschaft kommt, läßt sich' noch nicht mit Gewißheit Voraussehen.. Wir werden gut tun,,unsere Hoffnungen nicht allzu hoch zu spannen, denn wir haben es ja schon öfter erlebt, daß Pie Par teien, wenn sie zur Regierung kamen, eine andere Politik eine starke Niedergeschlagenheit Platz gegriffen. Man er wägt den Gedanken, hie endgültige Abstimmung zu ver schieben, wenn die am nächsten Sonntag! stattfindende Voräbstimmung sich nicht für die Hannoveraner, erklärt. Diese Maßnahmen laufen auf.den Versuch eines Stim menfangs hinaus. Die Betreiber der Abstimmung sind machten, als sie in der Opposition vertreten haben. Auf jeden Fall darf man aber.erwarten, daß die Verhand lungen mit Frankreich über das Reparationsproblem sich leichter äbspielen werden und daß eine Regierung der > Linken sich! derartige Uebergriffe und Verletzungen des Versailler Vertrages, wie sie Poincare sich erlaubt hat, nicht wird zuschulden kommen lassen. .Auf Men Fall wird die internationale Atmosphäre durch! den Au-gang der französischen Wählen verbessert werden und die Aussichten für eine Regelung des Reparattonsproblems auf Grundlage des .Sachverständigengutachtens haben sich gehoben' Die Linke, die so oft die Ruhrpolttik Poin- eares aufs heftigste kritisiert hat, wird, wenn sie zur Macht kommt, nicht umhin können, daraus die Folge- rungen zu ziehen und der deutschen Forderung nach Räumung des Ruhrgebiets zuzustimmen. Die letzten Wahlergebnisse. Pari», 12. Mai. Um 6 Uhr äbendS waren sämt liche Wahlergebnisse bekannte mit Ausnahme von meun Sitzen in den Kolonien und einem unbestimmten Sitz im Departement Cote du Nord. Es sind gewählt: Konser vative 11, .Republikaner Mrago) 137, Linksrepüblika. ner (Poincare) 92, Diffidierende Republikaner 34, So zialistisch-Radikale 127, Sozialistische Republikaner (Briand) 39, Sozialisten 101, Kommunisten 29 Stich wahlen 4, zusammen 674. Gegenüber den Wahlen von 1919 haben damit verloren: die Potncaregruppe der Linksrepubltkaner 35, Dissidierende Republikaner 26 Gewonnen haben r die Republikaner (gemäßigt Arago) 4. Sozialistisch-Radikale 44. Den grüßten Zuwachs auf der Linken haben die Kommunisten. Die Zusammenkunft des britischen und des franzt fischen Ministerpräsidenten soll, wie es heißt, .dock stattftnden. Menn Poincare vorher fallen würde, was nach den letzten Meldungen aus Pari» für sich angenom mm wird, .so müßte sein Nachfolger -für ihn eintreten der vielleicht Briand fein wird. der volksentschei- über -as Sachverstän-igengutachten, dessen Anrufung der sozialdemokratische Parteivorstand beschlossen hät, hat bet allen anderen Parteien Ableh nung ^gefunden, besonders deswegen, weil mit Recht be tont wurde, daß man doch zunächst einmal abwarten müsse, wie sich der neue Reichstag zu dem Gutachten stellen wird? Dieser Hinweis hat seinen Eindruck nicht verfehlt.' Der „Vorwärts" erklärt fetzt, daß.nicht be absichtigt werde, dm Reichstag au-zuschalten, sondern daß die Frage an das Volk erst den letzten Ausweg grach einem etwaigen Versagen des Reichstags darstellt. Wenn die» die ursprüngliche Auffassung des Parteiborstander war, dann hätte er besser getan, durch! eine klare Forum, lterung seines Beschlüsse- Mißverständnisse auSzu- schließen. All -em Volksbegehren ln Hannover, da- am nächsten Sonntag stattftnden und die LoStren- nuno der Provinz von Preußen in die Wege leiten soll, schreibt die demokratische „Göttinger Zeitung" ^die im übrigen jeden Zweifel an der reich-treuen Gesinnung der Deutsch-Hannoveraner für völlig unberechtigt und beleidigend hält, nach einer Aufzählung per gegen die Ablösung Hannover» svrechmden Gründ«: „Im Vor jahre fügten sich! die Hannoveraner loyal den außen politischen Zwangsläufigkeiten. Ist die Gesamtlage Deutschland» gegenüber dem Vorjähre heute irgendwie geändert? Un« erscheinen sogar die au- der Abstimmung entstehenden Einwirkungen auf bi« große Politik heute noch gefährlicher al» vor einem Jahr«, da di« (voraus sichtlich) endgültige Entscheidung unmittelbar bevorsteht. Diese zwingenden allgemein politischen und schlechthin nationalen Gründ« haben alle führenden Parteien Han nover« veranlaßt, .sich entschieden gegen die Abstimmung in diesem Zeitpunkt au-zufprechen. Wir. sind über zeugt, daß amh treu zur Heimat stehend« Hannoveraner die große nationale Frage unbedingt voranstellen. Wer da- tut. der kann, so schwer e» ihm fällt, unter keinen Umständen für die Abstimmung eintreten, -te unbedingt neue Unruhe, zwu« Schwächung de» nationalen Willen- und damit eine Erschütterung Her nationalen Abwehr, fwm Mir M MVA" selbst davon überzeugt, daß sie die noch! , fehlenden 256 000 Stimmen nicht zusamMenbekvmMen werden. Man möchte deshalb anscheinend jetzt noch! in letzter-^ Stunde die Voräbstimmung.verschieben, um erst.noch Wetter propagandieren zu können. Für die Borabsttm- mung müssen insgesamt 580000 Stimmen abgegeben werden. gusammenstöhe in Halle zur Moltkefeier. Die Reibereien zwischen den Teilnehmern an dem „Deutschen Tag" und den Kommunisten begannen bereit», wie jetzt bekannt ioird. bei der Ankunft auf dem Bahn hof. Beim Verlassen der Bahnhofshalle drängten sich kleinere kommunistische Trupps, .deren Mitglieder meist daS Abzeichen der Jugendabteilung trugen, .besonder- an die Bismarck-Jugend heran. Die Mitglieder der Rechtsovgantsationen hatten Weisung »erhalten, durch die Stadt möglichst in größeren Gruppen zu gehen, Pa man von vornherein mit kleineren Prügeleien rechnen mußte. Zwei Studenten au« Leipzig, .die gesondert vom Bahnhof nach! dem Denkmal zogen, wurden von einem Trupp Kommunisten angehalten, und «S entspann sich ein Streit, in dessen Verlauf -te beiden Studenten so erhebliche Kopfverletzungen erhielten, -atz sie in» Kran-7 kenhaus gebracht werden mutzten. Zu. einem größeren'" Zusammenstoß ist es dann abends Legen 9V, Uhr vor einem kommunistischen Sammellokal in der Magdebur ger 'Straße gekommen. Dopt hätten die Kommunisten etwa 150 Leute zusammengezogen, .al» ein Trupp Stahl. Helmleute vorüberzvg. Im nächsten Augenblick entstand eine riesige Schlägerei, bei der sich die Gegner mit Schlagringen und Messern zum Teil ernstlich verletzten. Erst einem starken Aufgebot von Schutzpolizei gelang es nach der Androhung., von der Waffe Gebrauch zu machen, nach längerer Zeit die Kämpfenden zu kennen und die Straße zu räumen. Zu größeren Kämpfen ist es dann auch! noch in der Nähs-er Engelhardt-Brauerei nahe dem -.Paradeplatz gekommen, wo Kommunisten auf einzelne Abteilungen der Verbände schossen. Nach den bisherigen polizeilichen Feststellungen ist der kommunistische Widerstand sowohl in Böllberg al» auch! in der Stadt durchaus organisiert gewesen, und e- werden seitens der Kriminalpolizei wettere. Erhebun gen angestellt, da nach privaten Mitteilungen zwischen dem Volkspark und dem Torfe Böllberg, sowie einigen kommunistischen Sammelstellen in der Stadt ein regel rechter Patrouillen- und UeberwachungSdtenst stattgefun- den häÄs. . ! Ein Mitglied -es Stahlhelms von Kommunisten ermor-et. In der Nacht zum Montag.gegen 12 Wr wurde der 24 Jahre alte Wirtschaftsaehilse Hermann Jähnicke au» Quesitz bei Markranstädt auf -er Dorfstraße in Quesitz überfallen und durch mehrere Messerstiche getötet. Jäh nicke, ein Angehöriger de» „Stahlhelm-", .war mit meh reren Kameraden zum „Deutschen Tag," nach Hall« ge fahren und kehrte in den späten Abendstunden nach Hause zurück/ Mit drei etwa gleichaltrigen Personen kehrte er in der Gastwirtschaft „Zur Erholung" in Quelitz ein. In der Gastwirtschaft hielten sich etwa zehn Kommuni sten auf. E» kam zu Anrcmpelungen und Streitereien die in ein« heftige Prügelet auSarteten. Die Ttahl- helmleut« sahen sich, da sie der Uebermacht nicht be wach sen waren, genötigt, Pa» Feld zu räumen. Aus der Flucht durch die dunkle Dvrfstraße wurden sie von mehreren Kommunisten verfolgt. Während e» den Ka meraden Jähnicke- gelang,'sich in Sicherheit zu bringen» wurde er selbst eingehvlt und erstochen. Zahlreich« Mes- sersttche >die Jähnicke vor allem im Gesicht »wischen d«n X Augen erhielt, führten seinen sokarttgen Lod herbei. S» gelang der Markranstädter Gendarmerie, mehrere Personen zu verhasten, die al» mutmaßlich« Täter nach dem Amt»g«richt»gefängn1» Markranstädt gebracht wur. den. Die von einer in -er Ueberzähl befindlichen Rott« von Kommunisten an einem ander- Gesinnten verü-te feige Bluttat ist ein neue», höchst bedauerliche- .Symp tom der großen Verwilderung unsere» politischen Sitten durch die kommunistisch« Bürgerkrieg-Hetz«, -er von der öffentliche» Gewalt mit oller Energie «ntgegengeartzei- trt w-chW mutz. /