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IS. lahrgaug A Nr. io» Freitag, ckea S. Mai 1S24 - "INNE 7? «ebltebenen Mrnern und Halmen, die Wen nicht, daß doch auch von verantwortungsvollen Parteien und Pa, littkern an anderer Stelle die Nelder, wähl bestellt Md von denen reich« Ernte heimgebracht werden kann. Wer sich seinen Blick durch all« die Mtßerscheinun- «en eines Wahlkampfes nicht hat trüben lassen, dem wird letzten Endes die Entscheidung nicht schwer satten, denn die ausschlaggebend« Frag« wird diesmal dem deutschen Volk« nicht von de« Politikern und Wahlrednern, .son dern vom Schicksal gestellt! Will sich daS deutsch« Boll am 4. Mat zu einer KatastropheNpolitik «der zu eine« Politik der besonnenen und befreienden Tat bekennen — das ist die Frage schlechthin. Diese klare schicksalsgege bene und schicksalsbesttmmende Fragestettuns darf.sich der Wühler durch kein noch! so knallig und dröhnendes Schlagwort verdunkeln lassen. Jede Wahl ist eine Poli- tiiche Charakter- und Jnrelligenzprüfung für. daS Voll von deren Bestehen diesmal ungeheuer viel aohängt. In eine Prüfung geht man nicht mit stimmungsmüßiger Vorbereitung sondern mit dem Rüstzeug des klaren Ver standes. Ter klare Verstand aber und die politische Ver nunft zeigen dem Deutschen den Weg, .den er am 4. Mat zu gehen hat; er liegt weit abseits des Lagers der Schwäi- etaen« Orientierung M sind««. Mir st« sind di« Nelder der Politik von de« Vahkrediwrn und Lern ntedttaeritkn und dsrwüftet, Md W. >> ler am 4. Mai 1924 in das Lager der ernsten und be sonnenen Männer, die in tatstarken und nicht nur wort frohen Nationalgefühl in ernster zäher Arbeit sich! mü hen. dem deutschen Volle feine Freiheit wieder zu er arbeiten. Ueber diesem Lager weht di« Flagge der deutschen Republik. Noch weht sie halbmast in der Trauer um so viel verlorenes deutsches Blut und Gut — hilf du mit. daß sie recht bald froh und stolz über einem freien Deutschland wehen kann. Und nun gehe hin und tue am 4. Mai deine Pflicht r Das Schicksal deines Volles ist in deine Hand gegeben! gung zur Wahlenchaltung. Ntch tungSloser al« tatenlos beiseite Schicksal das eigen«« Pollas w Stimm« enthält, ist pflichtverges! «rgebni» Pa» «in Epiegelblld der Summ« dar Einzevvitten sein soll. Hemmend bei der Entschließung das Einzelnen wirkt auch oft der politische Herdentrieb. Manche entledigen sich ihrer Verantwortung durch die Wv bequeme, aber durchaus unwürdige Selbstberuhigung r wo die anderen hingehen, da gehe ich auch hin. Andere wteder geben e» auk. in dem Durcheinander de» politische« Strömungen «ine ttschrei- n nur an liege« Maifeier im Reiche mit blutigen Zusammenstößen. Leipzig »1. Mai. Die Maifeier ist Hier ruhig verlaufen, vormittags versuchten 1500—2000 Personen, zum AugustuSplatz zu ziehen, sie wurden aber von der Polizei abgedrängt, .ohne daß es zu einem ernsteren Zu sammenstoß kam. Später fand eine Versammlung sui dem Spielplatz, an der Rennbahn statt. Die Maifeier der Gewerkschaften im Palmengarten ging unter sehr starker Beteiligung vor sich. Greiz. 1. Mai. Heute wurde in den Weberei- und Färberetbetrieben überall gearbeitet, nur etwa 10 Prozent der Arbeiter fehlten. Heute früh versuchten radikale Elemente, die Arbeitswilligen von der Arbeit zurückzuhalten,, sodaß die Polizei sich! zum Einschreiten veranlaßt sah.' In der Mittagsstunde zog ein großer Trupp demonstrierender Kommunisten durch die Straßen. Hierbei kam eS zu schweren Zusammenstößen mit der Polizei, di« von ihren Gummiknüppeln und Karabiner kolben Gebrauch machte. Nach! halbstündigem Kampf war die Ruhe wieder hergestettt. Eine große Anzahl Verhaftungen wurde Vvrgenommen. Nachmittags ver sammelte sich, die Menge vor dem Rathaus, wo die Ber- hafteten unteraebrackt sind. Im Anschluß gn eine WählversammAug des deutsch, völkischen Blockes kam eS gestern abend zu blutigen Zu sammenstößen zwischen Kommunisten und Deutschvölkt- sche«, sodaß di« Polizei mit Gummiknüppeln eingrei- fen und Ordnung schassen mußte. / Berlin, 1. Mai. Der Vormittag Ist in Berlin ruhig verlaufen. Die Kommunisten« die an berschte- neu Stellen der Stadt Demonstrationszüge zu bilden versuchten, wurden schon beim Entsteh«» derselben au-, einander»«trieben. So wurde vor dem Biehhof eine Ansammlung pon etwa 150 Personen und in Friedrich». Hain ein« solche von 200 Personen zerstreut. La» Glei, ch« geschah durch -te Polizei in den Stadtbezirken Lich tenberg und Neukölln. In dem Vorort Köpenick kam es Leim Einschreiten der voltzeibeamten «egen einen De monstranten zu blutigen Schlägereien, vier Rädels führer wurden verhaftet und nach dem Berlin«« Polizei präsidium gebracht. Danach kehrte auch in Köpenick wieder Ruh« ein. Die Volizpiverwaltung chatte Umfas sende vorbeugungsmatzregeln getroffen und über die ganze Stadt Berlin «in außergewöhnliche» Aufgebot Schutzpolizei verteilt. Insbesondere waren die Stra ßen teil« und Zugänge nach dem Lustgarten von Polizei beamten besetzt. Im allgemeinen bot da» Straßenbild ««Uns da, atttägllche MMchen. da insbesondere all« Verkehrsmittel in Betrieb waren. .Auch, in den Indu strien wurde gearbeitet und die Teilnahme an der Mai- Lurch Mordnungen der einzelnen Fabriken HMundet. Liese U«n spielten sich innerhalb der «o. ßen VersammllmMäle ab. Die Sozialdemokraten hak Schlcksalstag. DM Vs. DMtl Mell deutsche Wähler haften mit ihrer Vorstellung da» der Bedeutung einer Reichstag-Wahl noch in der Vergangenheit. Früher, im alten RegterungSspstem war der Stimnyettel Wetter nicht» al» da» von Zett zu Zeit sich ergebend« Mittel der Kritik an den Maßnahmen der Regierung und de» Reichstages. Sin Mittel der Kritik ist der Stimmzettel heute natürlich auch noch, aber er ist darüber hinaus im demokratischen Staat mit parla mentarischer «eoierungSsvrm viel mehr. An diesem Staat geht die Regierung aus dem Parlament selbst her- dar, und der Wähler wirkt deswegen mit seinem Stimm zettel nicht nur bestimmend auf,hie Zusammensetzung de» Reichstag«», »ondern auch auf die der ReichSregte- runp ein. Er will daß die politisch« Strömung, zu der er sich bei der Wahl des 4. Mat bekennt, Trägerin der ganzen künftigen staatlichen Entwicklung sein soll. In dieser Auswirkung der Wahl liegt di« hohe Verantwort tung des einzelnen Wähler» dem damit das Schicksal seine» Volles in die Hand gegeben ist. Nur ein ge festigtes staatSoolitischeS Derantwortlichkettsaefübl und - - . Mn klares Erkennen des für umer Volk und Lrland Ker und Phantasten, der politischen Extremisten und Notwendigen vermögen die richtige Erfüllung dieser ! Radikalisten. Der rechte Weg führt den deutschen WM. verantwortungsvollen Pflicht zu gewährleisten. Ter """"" Wahlkampf ist dazu da um dem Wähler ein vertieftes Urteil Über die im Interesse unseres Volkes liegenden politischen Ziel« zu ermöglichen. Auch diesmal ist der Wahlkampf durchaus nicht von allen Seiten von diesem Gesichtspunkte aus geführt worden. Bov d«r Wahl gilt eS für jeden Einzelnen das e fließend zu sichten und kritisch! zu prüfen, was wäh- r° d de» Wahlkampfes von den einzelnen miteinander » Agenden Strömungen an das geistige Auge de» Wäh- *.» Herangehracht worden ist. Bei diesen Prüfungen nn zunächst einmal eine ganze Meng« unnötiger pMast beiseite geworfen werden. Für den ernsthaften »ähler scheiden bei der Wabl zunächst alle diejenigen M die sich Mr in der verneinenden Kritik anderer be- hab««. Wer Vertreter des deutschen Bolles sein w Ä. muß in erster Linie schien, was er selbst wM, und darf sich nicht daraus beschränken, die politische Mei- nung Per anderen m dtskredieren oder Lu verwerfen. Wer nur schimpft oder Hetzt, kann niemals «als 'aufbauende Mraft oder all Träger einer, positiven Politik in Frage lmmnen. AuSMscheiden haben ferner alle die Politiker, deren Tätigkeit im Wahlkampf in dem Versuch bestand, da» politisch« Denke« d«r Wähler eiNzuzwängen in das / ellengefängnis parkeidogmatischer Hortzontverengung Mer sich nicht über die engen Schranken des Partei- Schematismus zu erheben vermag, bat keine Qualifikation Mr Vertretung des deutsch«« Volkes. Partei ist nicht Selbstzweck, .sie ist pur insoweit berechtigt und notwen dig, al» sie sich dienend den Leb«n»notwendigkeiten des aanzen volle» untevordnet. Vom gleichen Gesichtspunkt au» haben alle die Kräfte auszuscheiden, di« durch die Wahl nur die Geltendmachung einzelner Sonderinter essen verwirklicht sehen möchten, denn da» Wohl der Gesamtheit ist oberstes Gesetz. Im übrigen versündigt sich jeder der feine Stimme für «ine der kleinen Son- dergruppen abptbt, nicht Mr gegen die Grundgebote des staatlichen Lebens, sondern gerade auch gegen seine eige nen Interessen, denn e» ist ganz selbstverständlich, daß dies« Sondergruvpen kaum in einem Felde so viele Stimmen aufbringen werden, daß sie damit einen Kan didaten erreichen. Die Stimm-n gehen also verloren, und der Wähler vergeud«? damit sein höchste» staatsbür gerliches Recht. Selbst wenn es aber in einem Verein- zelten Satte gelingen sollt«, «inen solchen Kandidaten durchzuvrtngen. sv bleibt dieser doch al» Außenseiter ohne allen Einfluß, verringert sich so vor dem kritischen Blick bet der Wahl der Kreis der ernsthaft zu erwägenden Möglich keiten erheblich, sv wird doch selbst noch die engere Wahl durch vielfach« Momente äußerer und innerer Art erschwert. Persönlich« Verärgerung «rzeugt di« Nei gung zu» Wahlenchaltung. Nicht» aber wär« verantwort tunMlvftr al» tatenlos beiseite zu stehen, wenn e» da» " Per sich der cht dasWahl- >Men», d. h. ten besonder» BMkchnnmen gegm ttwaig» DsrßM tz Kommunisten, ihre Versammlungen zu Men und sprengen, getroffen. Beim Eintritt in die Versamm lungen mutzte da» Mitgliedsbuch vorgezetgt werden B'evltn 1. Mai. Di« Maifeier ist nach den^W. H bum Spätnachmittag vorliegenden Berichten im c — meinen rühig verlaufen. Trotz der Aufrufe de, , munisten zu einer machtvollen «ttaßenkundgebun» wär H die Beteiligung an den verbotenen Umzügen außer- , ordentlich schwach. Meist wurden die Ansammlungen . von der Polizei ohne Anwendung pon Waffengewalt ' zerstreut. Nur in der Prinzessinnenstvatze kam es mit- ' 1 taw» S« einem schweren Zusammenswß mit eine« Zu vor, etwa 1000 Personen. Hierbei gab «in schwer be drängter Oberwachtmetster in der Notwehr einen Schuß - ab, durch den eine Person schwer und eine andere leicht verletzt wurden. Die Demonstranten stoben darauf aus einander sammelten sich aber am Luisen- und Elisabeth- § ufer, wo sie von einer verstärkten Poltzeimannschaft end gültig Mt Gummiknüppeln ausetnandergetrieben wurde« Müpchei», .1- Mat. Im Straßenbtld der inneren Stadt war von der sozialdemokratischen Maifeier, nicht diel zu bemerken. In ben großen Betrieben ruhte die Avbett. Im Laufe des Vormittag» fanden neun Ver sammlungen statt, die stark besucht waren, und in den«» insbesondere die Aufrechterhaltung des Achtstundentag» gefordert wurde. Zwei von den Kommunisten etnbe- rufene Versammlungen wurden, da die kommunistische Partei verboten ist, .von der Polizei untersagt, ebenso zwei von den Kommunisten geplante WMerversamm- lungen. . . l i l , > HiUdenVUrg. 1. Mat. Al» die PoliKet heut« einen verbotenen Temonstrationstzug zu zerstreuen suchte fielen aus der Menge Schüsse, worauf Pi« Polizei da» Feuer erwiderte. Zwei Personen wurden getUet und fünf verletzt, darunter eine lebensgefährlich. Der An führer der Leute namens Glödnick aus Kochlowitz (Pol- ntsch-Oberschlesien) wurde festgenommen. Beuthen, 1. Mat. Bis zum Nachmittag Ist e» hier zu keinen ernsteren Zwischenfällen gekommen. Mehr- fach! versucht« die Arbeiterschaft Demonstrationszüg« zü bilden, sie wurde aber von der Polizei daran gehindert. In der Nähe der Hetnitz-Grube gab die Polizei, al» sie mft den Gummiknüppeln nichts ausrichtete. Schreckschüsse ab, worauf fich die Massen zerstreuten. Königsberg 1. Mai. Heute vormittag gegen 11 Uhr bewegte «ich! trotz Verbotes ein TemonstrattonS- zug von etwa 2000 Personen durch die Hufen und di« Goltz-Allee. Als ein Poltzetkommando den Zug zer streuen wollte, schlugen die Demonstranten auf die Po- lizetbeamten mit Gummiknüppeln, Stücken ustv. ein. Die Polizeibeamten zogen darauf ihre Settengetveh« und forderten die Men»e auf, auseinanderzugehen. In demselben Augenblick fiel aus der Menge ei» Schuß, und der Polizetüberwachtmetster Margenfeld brach am Hals getroffen zusammen. Gin anderer PolizeibeamtM schoß den Führer nieder. Als die Schüsse gefallen wa ren. stob die Menge auseinander. Er ist festestem, Paß außer den beiden Schällen noch andere Schüsse aus der Menge gefallen find. Auch an anderen Stellen wurden die Beamten von der Menge hart bedrängt, sodaß sie von ihrer Waffe Gebrauch, machen mußte«. Die Maifeier im Ausland. Paris, 1. Mai. Die Maifeier ist in Frankreich«, soweit bis zum frühen Nachmittag vorltegen, ruhig ver laufen. Die Fabrikarbeiter streiken vollkommen. Am Nachmittage wurden überall von den Gewerkschaften der Sozialdemokraten und Kommunisten BolksversammAn- gen veranstaltet. Zwischenfälle Vnd bisher nicht be- kännt geworden. Paris, 1. Mai. Nach einer Havasmeldung aU» Athen sind kommunistische Manifestanten, die trotz dem polizeilichen Verbot die Straßen durchziehen wällten, von der Polizei zerstreut worden. Einige Person«« wurden verletzt. Mehrere Verhaftungen wurden vor genommen. . , Amsterdam1. Mat. Der 1. Mai wurde von den Sozialdemokraten in beinahe allen Städte« Hol lands durch Kundgebungen mit Musik gefeiert. Vtshir ist weder au» Amsterdam noch den übrigen Teil»« de» Land«» ein Zwischenfall gemeldet worden. Bep«, 1. Mat. Die Maifeier ist in der Schweiz ruhig verlaufen. An den größeren Orten ist «S nirgend» M AuHchveitungen gekommen. W'i^n, 1. Mai. Der 1. Mai wurde heutt al» Staatsfeiertag durch allgemein« ArbeitSruhe begangen. Die Sozialdemokrat» hielten Massenversammlungen ab. Zwischenfälle ereigneten sich nicht. vexlih, 1. Mai. D« 1. Mai tst.t« Budapest ruhig ixrlauftn. Mer Tageblat Mzrtger für das Erzgebirge W IM Och«-«» «milch«, «am» Ml «mH